Lass mich nicht los
Lass mich nicht los. Lass mich nicht gehen. Lass mich niemals Abschied nehmen. Lass mich nicht los, nie mehr. Hier ist mein Zuhause.
Tausend Gedanken und noch viel mehr schwirren durch meinen Kopf und doch kann ich nicht einen fassen, nicht einen in Worte wandeln und ihm Stimme schenken.
Ich fühle dem weichen Cord deiner Jacke, deine Arme um mich geschlungen, fest und sanft, fast zärtlich. Der Geruch deines Aftershaves gemischt mit ganz viel Du raubt mir den Verstand.
Du löst dich, nur ein bisschen, nicht zu viel, und schaust mir in die Augen. So tiefes Blau, blau wie ein Bergsee im Anbruch des Frühlings. Ich sehe mich in deinen Augen und möchte in ihnen versinken und in dir für immer leben.
Lass mich nicht los, nicht jetzt. Ich will nicht Abschied nehmen.
„Du willst schon gehen?“, die Frage fließt in mein Ohr, deine Stimme schlingt sich um die Gedanken in meinem Kopf.
„Ich kann nicht länger bleiben, ich muss morgen früh raus.“, bringe ich die Worte hadernd heraus. Es ist eine Lüge, eine verdammt große Lüge. Wir wissen es beide. Ich sehe es dir an, dass du es weißt. Enttäuschung in deinen Augen. Behalt mich hier, lass mich nicht gehen. Du sagst nichts, schaust mich nur an. Ich könnte dich küssen, jetzt hier sofort. Du gehst sowie so fort, es wäre nicht schlimm Dich jetzt zu küssen und meine Gefühle zu entblößen.
Mir fehlt der Mut, er hat mir stets gefehlt. Sieben verflixte Jahre lang hat er mir gefehlt.
Ich möchte wissen, was du jetzt denkst. Durch deine Gedanken reisen und deine Gefühle erforschen.
Deine Arme sinken langsam von meiner Schulter, meinem Rücken. Nicht loslassen, halt mich! Ich würde es so gerne durch die Nacht schreien, doch meine Stimme versagt.
Deine linke Hand macht an meiner Taille halt, die rechte bleibt auf meinem linken Handgelenk liegen. Du beugst dich leicht vor, dein Duft zieht wieder in meine Nase, benebelt mich. Ich könnte vor Sehnsucht sterben jetzt und hier in deinen Armen.
„Du warst nicht lange hier.“, sagst du.
Ich will dir sagen, dass ich erst nicht kommen wollte, dass ich Abschiedspartys hasse und dass ich am liebsten laut losheulen würde, weil du fortgehst. Stattdessen halte ich die Tränen zurück, schiebe alle angestauten Gefühle noch ein Stückchen zurück und zwinge mich zu einer Antwort, die so sachlich wie möglich ist.
„ Ja, die Arbeit weißt du. Irgendwie kam ich da heute nicht weg, dabei wollte ich schon viel eher da sein.“
Noch eine Lüge, offensichtlich noch dazu. Du scheinst es mir anzusehen, dass ich nicht die Wahrheit sage und lächelst mich wohlwissend an. Ich tauche wieder in den Glanz deiner Augen ein.
„ Schöne Grüße von meinen Eltern und alles Gute. Du sollt auf Dich aufpassen und gesund zurückkommen. “, versuche ich die Situation zu überspielen, aber es ist immerhin die Wahrheit.
Du lächelst mich immer noch an. Dein Blick könnte Arktis und Antarktis zum Schmelzen bringen. Deine Hand legt sich ein ganz winziges Bisschen fester um meine Taille. Ich streiche über deine Brust, deinen Bauch, deine Jacke, spüre den weichen Cord, deine Wärme. Dein Herz pocht, ich kann es spüren unter meiner Hand.
Wir haben uns nicht viel zu sagen, Blicke und Gesten scheinen heute Nacht viel mehr Bedeutung zu haben.
Eine letzte Umarmung, ich halte dich ganz fest, ziehe dich noch näher als nah und du schlingst deine Arme noch etwas fester um mich. Es ist keine Illusion, dass wir zu verschmelzen scheinen.
Ich wünschte ich könnte dir sagen, dass ich nicht will, dass du fortgehst, dass ich dich liebe, dass du der Mann bist, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Wieder versagt meine Stimme, der Klos in meinem Hals ist größer als das kleine Fünkchen Mut.
„Halt die Ohren steif während ich weg bin.“, flüsterst du mir ins Ohr.
Ein letzter Kuss auf meine Wange lässt mich erschaudern, die Umarmung löst sich. Ich gehe und werfe einen letzten Blick über meine Schulter.
Du stehst noch an derselben Stelle und schaust mir nach. Ich beschleunige den Schritt, steige ins Auto und fahre los. Tränen kullern über mein Gesicht.
Zwei Jahre wirst du fort sein. Morgen Mittag geht es los. Ich werde nicht bei deinem Ausmarsch sein. Ich kann nicht, es würde mir das Herz zerreißen dich gehen zu sehen.
Erst einmal ein Hallo an alle, die dies hier lesen. Bin zufällig auf diese Seite gestoßen und habe mich doch gleich einaml registriert. Ich hoffe meine kleinen nächtlichen Werke sind nicht allzu schlecht und werden Euch vielleicht das ein oder andere Mal erfreuen.