Laterale Rätselqualen

[Woltochinon]

Laterale Rätselqualen

Draußen ist es kalt, der Nebel verfängt sich in den kahlen Ästen der Bäume, es ist dunkel. Die Zeit ist gekommen mit einigen Geistesblitzen Licht in das Dunkel zu bringen – also, wie wäre es mit etwas kreativer Kurzarbeit?

Es gibt verschiedene Prosa- (und natürlich auch Lyrik-) kurzformen, um Laterale soll es in diesem Thread gehen.

• Laterale (1)
  Laterale sind kurze Rätsel, die man durch nur mit ‚Ja’ oder ‚Nein’ zu beantwortenden Fragen löst. Oft handelt es sich um Krimis (auch absurde - aber schlüssige), deshalb werden Laterale auch Ja-Nein-Krimis genannt.

  
  Beispiele:
  (Lösung im Anhang unter 2)

  Ein Mann kommt auf eine Straße und steht vor einem roten Haus. In diesem Augenblick weiß er, dass er bankrott ist. Wie kann das sein?
  (Autor unbekannt, altes Schulhofrätsel)

  
  
  Ein Rennfahrer liegt tot auf der Fahrbahn.
  Einer aus der anwesenden Fangemeinde lacht schadenfroh. Hätte er Angst vor Mäusen, gäbe es keinen Toten. Um was geht es hier?

  (S. W.)
  

Ich hoffe, dass ihr viele eigene Rätselideen hier veröffentlicht (auch ohne Lösung), damit es zu lateralen Rätselqualen mit bivalentem Lösungsprozess kommt. (Vielleicht sollte man jeweils nach sieben Lösungsversuchen die Lösung bekannt geben).

LG,

Woltochinon

Anhang

(1)

Laterale: von lateral – seitlich. Man geht die Lösung durch einen Seiteneinstieg an, durch Querdenken.

(2)
Lösung 1:

Der Mann spielt Monopoly und landet auf der Schlossallee mit einem Hotel des Gegners.

Lösung 2:

Ratekrimi mit Wortspiel: Ein Fan (und gleichzeitig Spieler) eines Rennfahrer-Computerspiels hat einen gegnerischen Rennfahrer in einen tödlichen Unfall verwickelt. Hätte der Spieler Angst vor (Computer-)Mäusen, könnte er nicht der Täter sein.

Weiteres findet man zum Beispiel hier:

http://www.laterale.de/lateral.htm

 

[Tserk]

Ach so, ich dachte, du meinst von Anfang an.

Hilft der am Ende erschossen zurückbleibende Typ dem anderen mittels spontan gelegter Blutinfusionen weiter. "DU bist der Auserwählte, du musst die Menschheit retten, bringe ihnen Frieden und Hoffnung." "Okay." *peng*

Nein.

 

[Katla]

Brother, where art thine grammar?

Der Verletzte erschießt den anderen im Davongehen.

Dein Bezug würde doch bedeuten, der mit dem gebrochenen Bein geht davon, dreht sich um und erschießt den anderen.
Der Gebrochenbeinige soll aber schon liegen, und den anderen erschießen, während der sich aus dem Staub macht, oder?
Nein, einer ist verletzt, und der andere hat ein gebrochenes Bein ... damit sind sie beide verletzt ...?

Noch eine Frage: Ist auch der Geier bewaffnet?

 

[Tserk]

Blabla. Natürlich geht der Gesunde davon. Wollte "erschießt den Davongehenden" schreiben, keine Ahnung was da passiert ist!

Noch eine Frage: Ist auch der Geier bewaffnet?

JA! ... Nein.

 

[Freygut]

Der Nicht-Verletzte, nennen wir ihn mal Jeff, sieht eine Karawane Beduinen vorbei ziehen und sagt zu dem Verletzten namens Roy: "Mensch da haben wir aber Glück, die gehe ich jetzt mal um Hilfe bitten."
Der andere ist überhaupt nicht begeistert, ja sogar voller Sorge.
"Das kannst du nicht machen, die schlitzen uns doch auf. Wir sind Amerikaner."
"Roy, alter Junge, mach dir mal nicht ins Hemd, ich kann ein paar Brocken Arabisch und außerdem hab ich noch ein paar Dollar in der Tasche. Dat läuft."
"Dann lass mir wenigstens das Gewehr da, wegen der Geier."
Jeff weiß nicht, dass Roy weiß, dass er ein Verhältnis mit seiner Freundin Linda hat, und gibt ihm daher ohne zu Murren das Gewehr.
Er läuft also los. Plötzlich richtet Roy die Waffe auf ihn und drückt ab. Kawumm.. Jeff liegt im Sand.

 

[Katla]

Curt und Mischa haben ein Männerseminar in der Wüste gebucht, Du weißt, gemeinsam atmen und so. Ihre Maschiene stürzt ab, Mischa bricht sich ein Bein. Curt schleppt ihn auf dem Rücken in Richtung Oase.

Sie kommen an einem Geier vorbei, der grad seine Barretta aus dem Gefieder gezogen hat, und Zielschießen auf eine Reihe Bierflaschen veranstaltet. (Klar ist der bewaffnet, ich weiß doch, ihr süßen Jungs meint immer ja, wenn ihr nein sagt. Also.)

Curt geht langsam die Puste aus, Schluß mit 'gemeinsam atmen', er legt ihn ab, verspricht ganz ehrlich, Hilfe zu holen, und geht. Der mißtrauische, leicht paranoide Mischa glaubt, Curt will ihn an ein paar Perser verkaufen, damit die ihn *beep*; zieht eine Pistole, ohne die er nirgends hingeht, erschießt den ahnungslosen Curt von hinten. Wow, unmännlich.

Das sieht auch der Geier so, und beschließt, ab jetzt Zielschießen auf Mischa zu machen.

Schüsse, Jammern und Klagen aus dem off.

 

[Tserk]

(Klar ist der bewaffnet, ich weiß doch, ihr süßen Jungs meint immer ja, wenn ihr nein sagt. Also.)

Kicher.

Mal wieder sehr kreative Lösungsvorschläge, aber leider wieder falsch.

 

[Tserk]

Also: Typ Hansel 1 liegt nach dem Absturz mit gebrochenem Bein in der Wüste rum. Den Beinbruch hat er sich durch den Absturz zugezogen, nicht vorher schon? Typ Hansel 2 hat sich nix gebrochen, will helfen und wird dafür erschossen. Von Typ 1.

Soweit richtig; bezüglich des Zeitpunktes des Beinbruches: Irrelevant!

Will Hansel 2 Hilfe suchen gehen?

Ja.

Also den netten Geier an der nächsten Oasenkreuzung nach dem richtigen Weg fragen?

So ca.

Wird er deshalb erschossen, alldieweil er einfach nur weggehen will?

Nein.

 

[Katla]

Jynx, ich denke wir sollten dazu übergehen, Tserk zu foltern, so wird das nix mit Hilfestellung! Das sind ja alles so kryptische Antworten, und immer "vielleicht", "mag sein" - "irrelevant"!

Ich versuch mich mal an nem Wüstenalien, puha ... wir werden noch verklagt.

 

[Woltochinon]

Sieht der beinlägrig daniederliegende die Tat des Hinfortgehenden überhaupt als mögliche Hilfeleistung an?

 

[Tserk]

Sieht der beinlägrig daniederliegende die Tat des Hinfortgehenden überhaupt als mögliche Hilfeleistung an?

Hm hm hm. Ja, als mögliche Hilfeleistung schon. Trotzdem erscheint es ihm hilfreicher, wenn er den Davongehenden erschießt.

 

[sim]

Er will Hilfe holen, möglicherweise die Polizei, weil mindestens einer, möglicherweise beide aber entweder eine Straftat begangen haben oder sich gerade auf illegaler Einreise in einem fremden Land befinden, erschießt der eine Mann den anderen.

 

[Tserk]

Ja, er will Hilfe holen. Aber nicht die Polizei, die Männer haben auch keine Straftat begangen und befinden sich nicht auf illegaler Einreise.

 

[Freygut]

Jeff will einen Arzt holen, weil er denkt, das Bein von Roy ist nicht mehr zu retten. Er teilt ihm seine Bedenken mit. Roy dreht durch und erschießt Jeff, als dieser los gehen will.

 

[Katla]

Hm hm hm. Ja, als mögliche Hilfeleistung schon. Trotzdem erscheint es ihm hilfreicher, wenn er den Davongehenden erschießt.

Tserk, wir haben das wohl gemerkt, daß du hier "ist irrelevant" sagen wolltest!

Das Rätsel ist vermutlich deshalb so schwer, weil sich Männer so unlogisch verhalten ...
......

Jeff und Jim sind auf dem Rückweg von ihrer Gruppenschreitherapie in Arizona, fühlen sich nun ganz befreit & beschwingt und schmieden Pläne - sie werden in Las Vegas mit ihren Pistolen ein Casino ausrauben und danach in der Elvis-Kapelle heiraten. Sie fahren mit offenem Verdeck, und singen lauthals "Devil in Disguise".

Wie der Teufel es so will, verfahren sie sich, und gelangen ungesehen auf das Gelände der Area 51.

Jeff muß mal für kleine Mädchen, und die beiden halten. Durch ihr heiseres Gegröle merken sie nicht, daß über ihnen ein UFO abstürzt. Grad hat Jeff seinen Hosenstall wieder zu (die site ist ja kinderfrei), als ihn das UFO am Bein streift und crasht. Es ist übrigens ein unwahres Klischee, daß fliegende Untertassen immer so groß sind, daß ihr Schatten ganze Städte bedecken könnte.

Allerdings, sie sind sehr hart: Jeff's Bein bricht. Aus dem Wrack des kleinen Raumschiffes - etwa von der Größe einer nunja Untertasse - klettert ein verletztes Alien, stinkesauer. Jim überlegt, ob er das Militär holen soll, aber Jeff ist aus humanitären Gründen dagegen, denn er weiß aus dem Fernsehen, daß Aliens immer bei lebendigem Leib seziert werden.

Um das wütende Alien, das vage gefährlich und bewaffnet aussieht, zu beruhigen, verspricht Jim ihm die Ehe, damit es nicht den Status eines illegal alien bekäme und wieder ausgewiesen würde, so es die Obduktion überleben sollte. Nun ist Jeff stinkesauer, die zwei streiten. Das Alien fährt irgendein komisches Körperteil aus, auf Jeffs heilem Bein sieht man drei Laserpunkte ... ein Zischen, das Bein ist durchschossen. Holla! Jeff brüllt wie am Spieß. Das Alien zuckt mit den Schultern.

Jim wird die Sache zu gruselig, er taumelt rückwärts in Richtung Base, verspricht, einen Arzt für Jeff und einen Militärpriester für die Heirat zu holen.

Was Jim nicht weiß: Jeff, ein Mexikaner übrigens, ist ebenfalls illegal im Land - und da gesuchter Drogenboß und Waffenhändler, mit falscher ID unterwegs. Jeff weiß genau, daß sich das Militär nicht so leicht täuschen läßt, wie die dummen Bullen.

Seine einzige Chance: er knallt Jim ab.
Das Alien findet diesen Planeten nun endgültig blöd, und beschließt, dann lieber den Geier von nebenan zu ehelichen.

 

[Tserk]

Ihr seid doch alle verrückt.

Nun denn, die sieben Lösungsversuche sind ja schon längst überschritten, also die Auflösung:
Flugzeugabsturz in der Wüste: Zwei Leute überleben, einer davon mit gebrochenem Bein. Der Gesunde möchte sich auf den Weg machen: "Ich hole Hilfe. Falls es nicht klappt - hier ist ein Revolver für dich. Besser als zu verdursten."
Der Verletzte sieht in seiner Verzweiflung nur eine Chance: Den Gesunden erschießen, damit die Geier über ihnen kreisen - das erhöht seine Chance, von Karawanen oder Suchtrupps gefunden zu werden. Also erschießt er den Gesunden.

Neues (ich stelle gerne Rätsel!)
Ein Mann wird ermordet, die Versicherung zahlt trotzdem. Was ist passiert?

 

[Freygut]

Roy ist völlig am Ende. Er hat Unmegen an Blut verloren, Wasser ist auch keines mehr da. Jeffs Stimme nimmt er nur noch als Echo war, der irgendwas von Hilfe holen faselt. Sein Gesicht verschwimmt in der vibrierenden Luft. Plötzlich taucht vor ihm ein bekanntes Gesicht auf. Linda. Sein Exfrau. Offensichtlich eine Fata Morgana, denkt Roy.
"Das kann doch nicht sein. Hau ab."
"Aber Roy ich bin es doch, deine Linda."
Roy schüttelt sich, aber sie steht immer noch vor ihm. Er tastet den Boden um sich herum ab und ergreift das Gewehr (lag wegen der Geier dort).
"Du Schlampe!" Roy drückt zweimal ab. Jeff liegt mal wieder im Sand.

och verdammt, schon zu ende. Menno

 

[sim]

Die Versicherung würde ja auch nur dann nicht zahlen, wenn der Mord vom Begünstigten der Lebensversicherung begangen worden wäre.

 

[Katla]

Geier kreisen allerdings auch ohne Tote, da reichen Verletzte, das ist ja hanebüchen. Ist das nicht fast wie #123?

 

[Tserk]

Die Versicherung würde ja auch nur dann nicht zahlen, wenn der Mord vom Begünstigten der Lebensversicherung begangen worden wäre.

Wird er auch.

Geier kreisen allerdings auch ohne Tote, da reichen Verletzte, das ist ja hanebüchen. Ist das nicht fast wie #123?

Nein, da ging es darum, ihn zu töten, damit die Geier den Getöteten und nicht den Mörder fressen. Hier aber, damit andere darauf aufmerksam werden.

 

[Katla]

Der Mord wird glaubwürdig als Unfall hingedreht.

Dazu ist es eigentlich irrelevant, wer den Kerl gekillt hat. Und ob der Tote eine Katze besaß. Oder er jemals ein UFO gesehen hat. Oder ...