- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 12
Lautlos
Sie lag auf dem Bett. Nackt, so wie Gott sie schuf.
Na ja, nicht ganz, Gott schuf nicht dieses sexy Tattoo unterhalb des Bauchnabels. Das war Kalle, der andere Gott. Danke ihr beiden für dieses wunderbare Geschöpf. Für diese Perfektion.
Also, weiter im Text. Sie lag da auf dem Bett, noch etwas feucht, weil sie gerade unter der Dusche gestanden hatte. Ihr Haar war nass und an ihrer Schulter perlten einige Tropfen. Verdammt war sie heiß.
Sie wollte, dass ich zu ihr komme. Dass ich versaute Dinge mit ihr anstelle.
Sie wollte gebissen, geleckt und gefickt werden. Von mir. Yeah!
Das ist der wahrgewordene Traum eines jeden Mannes. Oder der der meisten, ich will ja nicht verallgemeinern.
Nun, allein vom klaren Menschenverstand wäre ich zu ihr hingegangen, hätte auf dem Weg meine Kleidung verloren und die perfekte Nacht erlebt. Meine beinhaltet viel Sex und Schokolade. Aber wer mich kennt, weiß dass Jamal und klarer Menschenverstand nicht zusammengehören. Leider, muss ich sagen, denn unweit von ihr lag auch noch ein volles Nutellaglas.
Tja, auf dem Weg zu dieser exotischen Schönheit fiel mir auf, dass der PC noch lief. Das ist eigentlich nicht schlimm, wenn dieser Lüfter nicht so laut wäre.
Der Computer ist jetzt ein halbes Jahr alt und vor zwei Monaten musste das Motherboard ausgewechselt werden, weil ich meine Tastatur in die Spülmaschine gesteckt habe. Keine Fragen! Die Tastatur war einfach dreckig.
Wozu hat man denn eine Spülmaschine? Ich habe nicht mal richtiges Geschirr und Teller. Ist alles aus Plastik. Dann besitze ich noch zwei Gläser und zwei Tassen.
Also habe ich demnach nicht viel zum Spülen, wie man sich sicher denken kann.
Ich hatte natürlich das Pech, dass sich Spülmaschine und Tastatur nicht verstanden haben und die Anschlüsse dadurch defekt waren. Eine neue Tastatur musste her.
Die war zwar gut, aber ich hatte durch das Anschließen der alten, defekten Tastatur auch das Motherboard kaputt gemacht. Das wurde vom Fachmann ausgewechselt und schon kurz darauf konnte ich wieder in die Tasten hauen. Juhu.
Kaum hatte ich den PC zu Hause wieder aufgebaut, musste ich feststellen, dass der Möchtegern-Fachmann irgendetwas nicht richtig eingestellt hatte und der Lüfter dadurch ziemlich laut wurde. Na danke.
Aber laufe ich deswegen noch mal 30 Minuten quer durch die Stadt mit einem schweren Computer? Ha, natürlich habe ich das nicht gemacht und mir vorgenommen, das bei der nächsten Reparatur zu reklamieren. Ein Fehler wie sich später herausstellen sollte, denn mit der Zeit machte mich dieser Lüfter echt verrückt. Ich konnte nicht essen, nicht schlafen und nicht denken, weil es einfach viel zu laut dafür war. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Es war, als ob ich neben einem startenden Flugzeug stand.
Dann zwei Tage vor dem Treffen mit dieser nackten Schönen ist es passiert. Endlich! Mein PC konnte nicht mehr hochfahren und ich musste ihn wieder zum „Fachmann“ bringen. Yeah, Gott sei Dank.
Also rannte ich durch die ganze Stadt mit dem echt schweren Computer zum „Fachmann“ und schilderte mein Problem. Er fing an mich vollzuquatschen erklärte mir Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte. Ich war wie ein Patient, dem der Arzt erklärt, dass er Osteomyelitis hat. Der Patient hat zwar keine Ahnung was es bedeutet, aber der Arzt würde es schon richten. Hofft der Patient zumindest.
Und tatsächlich! Wer hätte es gedacht? Es gibt tatsächlich einen Gott, der mir die Qualen nehmen kann. Ich habe alle Gebete runtergerasselt, die mir einfielen. Dafür habe ich ganze zwei Minuten meiner Zeit verschwendet, aber das war mir zu dem Zeitpunkt egal.
Zuhause habe ich den Computer wieder aufgebaut und angeschlossen und mich schon gefreut, dass er ruhig ist. Ich bin endlich weg vom Flugzeuglärm.
Es hatte in meinem Leben nur einen schöneren Moment gegeben. An einem heißen Sommertag hatte ich den ganzen Tag nicht gegessen und lief traurig die Straße entlang, als ein verirrter Sonnenstrahl etwas auf dem Gehweg funkeln ließ. Ein Euro! Ich schaute mich gierig um und packte ihn schnell ein. Niemand bemerkte meinen Schatz und mich, aber sicherheitshalber machte ich mich zügig auf den Weg zu McDonalds um den Schatz in etwa Größeres und Wertvolleres umzutauschen: Einen Cheeseburger. Beim Essen habe ich zum ersten Mal in meinem Leben vor Freude geweint. Verdammt, ich denke immer noch mit einem Lächeln an diesen wunderbaren Cheeseburger. Ja, das war schön.
Wo war ich? Genau, ich habe den PC mit Freudentränen angeschaltet und der Stille gelauscht.
Ca. 10-15 Minuten später wurden aus meinen Freudentränen ein Tränencocktail aus Trauer, Wut und Verzweiflung.
Es konnte nicht wahr sein. Gott soll es geben? So ein Quatsch. Die zwei Minuten fehlten mir auf einmal wieder. Ich konnte es kaum glauben. Man hatte mich hereingelegt. Eine Verschwörung! Einfach unfassbar, was man mir angetan hat.
Innerhalb weniger Minuten wurde aus dem totenstillen Lüfter eine laute Killermaschine. Ich stand nicht mehr nur neben einem Flugzeug. Nein, ich befand mich auf einmal mitten im Triebwerk. Die Tränen liefen runter und ich war so verzweifelt, dass ich meine Freundin anrief. Ob sie nicht vorbeikommen könne, hatte ich gefragt. Ich erzählte ihr von einer Leere in meinem Körper, von Schmerzen an der Stelle, an der mein Herz einmal war und jetzt nur noch ein Stein ruht. Wahrscheinlich verließen auch die Worte „Schatz, mein Leben macht keinen Sinn mehr, ich will ihm ein Ende setzen.“, meinen Mund.
Sie erinnerte mich aber daran, dass sie unabkömmlich war. Sie war 600 km weit weg. Aus irgendwelchen beruflichen Gründen. Ich habe das sowieso nie verstanden, aber das war in dem Moment nicht wichtig.
Sie bat mich meinen Suizid noch um zwei Tage zu verschieben, damit sie sich noch von mir verabschieden könne. Sonst würde ihr Leben keinen Sinn mehr machen.
Das ergab natürlich Sinn. Ich konnte ja auch nicht so überstürzt aus dem Leben treten, das musste ja sorgfältig geplant sein.
Ich machte mich also ran an die Arbeit. Plante und fertigte alles für den „Perfect Suicide“ an. Lebensmut überkam mich, ich weiß, das war sehr schockierend. Aus dem Grund musste ich auch meine Euphorie etwas zügeln. Ich konnte ja nicht allzu fröhlich bei Luzifer anklopfen.
Als der Tag kam, rief meine Freundin an und fragte, ob wir uns nicht am besten abends bei mir treffen sollten. Sie meinte, dass ich dann in der Nacht ins Gras beißen könne, da sie nämlich niemanden kenne, der tagsüber Selbstmord begehen würde.
Natürlich, das ergab Sinn! Ich hatte mir da echt ein kluges Mädchen geangelt. Schade um sie, ihr Leben wird nicht mehr dasselbe sein. Sie wird jahrelang von einer Psychiatrie in die nächste gehen müssen um mich zu überwinden. Die Frau tat mir leid, aber ich musste tun, was ein Mann tun musste.
Später am Abend lag sie also auf dem Bett. Nackt wie Gott sie schuf.
Sie lag da auf dem Bett, noch etwas feucht, weil sie gerade unter der Dusche gestanden hatte. Ihr Haar war nass und an ihrer Schulter perlten einige Tropfen. Verdammt war sie heiß.
Dann waren da also die versauten Sachen, die ich mit ihr anstellen sollte.
Einen kurzen Moment vergaß ich meinen Plan. Ich könnte mein ganzes Leben versaute Dinge mit ihr anstellen. Und Schokolade wird’s sicher auch geben.
Aber nein. Ich musste meinen Plan verfolgen, aber zuerst musste ich mich von ihr verabschieden. Wenn da nicht dieser beschissene Computer wäre. So unglaublich laut.
„Komm her Schatz.“
Brummmmmmmmmmmm.
„Schatz? Fick mich.“
Brummmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.
Ich werde verrückt.
„Jamal? Ich habe nur für heute Nacht ein extra-großes Glas Nutella mitgebracht.“
Meine Füße machten sich langsam auf dem Weg zum Bett. Mein Körper kapselte sich von meinem Hirn ab - die Beiden hatten auch wirklich nie gut zusammen gearbeitet. Ich setzte mich neben meine Freundin und prompt wollte sie versuchen mich zu küssen.
Sie duftete noch nach dem Duschgel, dass so lecker nach Kokosnuss roch und ihre Lippen schmeckten nach Hubba Bubba, ich glaube es war Colageschmack.
Aber mein Hirn schaltete sich wieder dazu und protestierte heftig. Ich wollte den Abend doch ganz langsam angehen.
Ihr Blick sagte etwas anderes. Er strahlte Leidenschaft und Feuer aus. Sie wollte mich. Jetzt. Für sie gab es keine Diskussionen. Scheisse.
Sie packte mich, warf mich auf das Bett und setzte sich auf mich drauf.
„Hey, lass das. Ich kann nicht.“
„Was kannst du nicht? Was ist los mit dir? Du rufst mich an und sagst, dass du dich umbringen willst und jetzt heulst du hier rum?! Ich dachte, dass es nur eins deiner Spiele sei, aber was ist los? Gefalle ich dir nicht mehr? Es ist mein Hintern, oder? Natürlich ist es mein dicker Arsch.“
Hey, das war meine Krise!
„Schatz, nein. Es ist nicht dein süßer Hintern. Ehrlich nicht. Es liegt auch nicht an dir - du bist perfekt.“ Ich schaute sie an, wie sie immer noch auf mir draufsaß. Nackt und so verdammt sexy. „Ja, du bist vollkommen perfekt.“
Ich schilderte ihr mein Problem unter Tränen und ließ nichts aus. Keine noch so beschämende Einzelheit verheimlichte ich ihr. Nicht einmal die Tatsache, dass ich das schönste Erlebnis meines jungen Lebens nicht mit ihr, sondern mit einem Cheeseburger verband. Ich wahr vollkommen ehrlich zu ihr.
Auch sie weinte. Ich wusste, dass es sie rühren würde.
Aber was ist das? Sie weinte vor Lachen, wie ich empört feststellen musste. Nein, das ging zu weit. Ich schüttete ihr mein Herz aus und sie lachte mich aus.
Nach ihrem Lachflash, der etwa zehn ewige Minuten dauerte, gab sie mir einen Kuss auf die Wange – ja, es war definitiv Colageschmack – und fragte mich mit einem zuckersüßen Lächeln: „Wieso schaltest du ihn nicht einfach aus, damit wir endlich die Schokolade ins Spiel bringen können?“
„Wen ausschalten?“
„Den Computer, du Dummerchen.“ Ich hasste es, wenn sie mich als Idioten darstellte. „Du sagst, dass du dich nicht konzentrieren kannst, wenn er läuft. Er ist auch wirklich laut. Also schalte ihn doch einfach aus.“
Als wenn das so einfach wäre. Sie hatte ja keine Ahnung. Einfach ausschalten. Das ist wie aufgeben. Ich gebe NIE auf. Ha! Aufgeben, dass ich nicht lache.
Okay, ich wollte mich zwar umbringen, aber das war kein Aufgeben. Im Gegenteil, nach dem Tod geht doch die Party erst richtig los. Das war kein Aufgeben.
Sie schaute zum Computer hinüber und fing wieder an zu lachen.
„Kannst du mir verraten, was so witzig ist?“
Sie stand auf und ging zum Schreibtisch - ihr Hintern war wirklich verdammt scharf.
„Du kannst doch nicht den PC da hinstellen. Deswegen ist er so laut.“
Was zum Teufel ist denn jetzt los?
Sie stellte den PC weg von der Wand, damit der Lüfter Platz zum Lüften hatte. Keine 30 Sekunden später hörte ich keinen Ton mehr.
Oh mein Gott. Ich war mit einem Genie zusammen. Wieso bin ich nie auf diese Idee gekommen. Ich wollte sie anbeten und Jesus zu ihr sagen, aber mein Hirn schaltete sich in dem Augenblick wieder ab und ließ meinen Körper übernehmen.
„Können wir jetzt endlich ficken?“
Sie grinste und kam mit diesem sexy Feuer-Blick und dem Nutellaglas ins Bett.
ENDE.