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Lebenslänglich

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22.01.2002
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Lebenslänglich

Oftmals bist du froh, dass es mich gibt. Manchmal wärst du dankbar, ich würde mich nicht in dein Leben einmischen.
Ich spüre deine Wut wenn ich dich zum Nachdenken anrege, in Augenblicken wo du mich am liebsten dafür erwürgen würdest. Doch du kannst es nicht. Du wirst mich nicht los, solange du nicht abgestumpft und innerlich tot bist. Ewig werde ich dein Begleiter sein und mich einmischen.

Heute warst du mal wieder zu ehrlich. Ich habe deine Gedanken verfolgt, war wachsam wie immer. Du bist zu weit gegangen, hast zu viel gesagt und einen Menschen, der dir sehr viel bedeutet, damit in die Enge getrieben. Er konnte sich nicht mehr wehren, hat alles von sich gewiesen was du ihm direkt ins Gesicht sagtest.
Ich weiß, du wolltest ihn nur darauf aufmerksam machen, dass er sich selbst belügt. Erst später wurde dir bewusst, dass er gar nicht anders reagieren kann, weil er in seiner eigenen Welt lebt und die Mauern um sich herum längst hoch genug gebaut hat, um sie nicht einmal mehr selbst einreißen zu können.
Ich habe dieses Mal viel später eingegriffen als sonst. Ich gab dir die Möglichkeit ohne mich durch diese Situation zu kommen. Als ich mich eingeschaltet hatte, war es bereits zu spät. Du warst unglücklich darüber, dass er dich nach all den Jahren immer noch nicht versteht. Sogar wütend wurdest du über seine Sturheit.
Erst durch mich wurde dir klar, es wäre eine Entschuldigung angesagt.

Warum wehrst du dich? Es ist das erste Mal, dass du versuchst, mich zu ignorieren.
Hat die Wut schon so viel mehr Macht über dich als ich?
Was ist es, das deine Seele langsam aber sicher auffrisst? Denk darüber nach, sonst werde ich dich zwingen, dir den Kopf darüber zu zerbrechen.

Na also, geht doch. Siehst du, mit Vernunft kommt man weiter, nicht mit sinnlosem Herumsitzen und indem man den Fernseher zur Ablenkung benutzt.
Ist es nicht besser, dass du ihn angerufen hast? Tut es nicht gut, dich entschuldigt zu haben?
Was heißt hier nein? Wer funkt da schon wieder dazwischen?
Hey, was will dieser Hass denn hier? Wo hat der sich denn nach all den Jahren ausgegraben?
Los, fang endlich an zu kämpfen. Oder bist du ein Weichei?
Was tust du nun schon wieder? Lass das! Hörst du mich nicht? Mach dich nicht unglücklich.

Ok, du hast es so gewollt. Wenn du dich unbedingt unglücklich machen willst, bitte. Ich halte mich da erst mal raus.
Später wird es dir sowieso wieder leid tun, dafür sorge ich schon.

Na, bist du jetzt zufrieden? Hast du dich endlich abreagiert?
Gut!
Und nun wirst du zur Polizei gehen und den Schaden melden. Die Kosten für die kaputten Autos sollen dir eine Lehre sein.

Noch habe ich die Macht über dich. Dein Gewissen wirst du nicht los.
Vielleicht tröstet es dich ein wenig, dass wir beide lebenslänglich miteinander verbringen müssen.
Oder glaubst du, meinen Job bei dir habe ich mir freiwillig ausgesucht?!

 

Hallo Lady of Camster,

da bin ich doch froh, daß Du meine Vermutung, nicht von einer Person, sondern vom Gewissen zu sprechen, am Schluß bestätigst.
Interessant ist Deine Gegenüberstellung Gewissen – Wut, Gewissen - Hass. Als Lösung schlägst Du Vernunft vor, höchst beachtenswert, wenn man bedenkt, wie oft man heutzutage sagt `das Bauchgefühl´ sei entscheidend.
Warum hast Du die Geschichte in `Seltsam´ gepostet?
Ein Änderungsvorschlag: und indem man den Fernseher zur Ablenkung benutzt.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Servus L.o.C.!

Ja das Gewissen. Da kann man sich schön drauf ausruhen, schuldig darf man sich fühlen, dagegen ankämpfen statt dort den Konflikt austragen wo er ist, es drängt sich einem auf mit Vernunft und sichtlich kann es einen sogar bedrohen und verhöhnen. Man ist gut versorgt mit einem Gewissen, dem schlechten und den guten, eine reine Frage des beigemessenen Wertes. Hauptsache man fühlt etwas, man kann sich sogar selbst damit kaputtmachen.

Ich weiß, du hast das so nicht gemeint, und die Art wie du es rüberbringen wolltest ist dir gelungen und gut geschrieben. Ich selbst möchte so ein Gewissen aber nicht als Lebensbegleiter mein Eigen nennen.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

Hi Woltochinon,
danke für deinen Änderungsvorschlag. Hört sich wirklich besser an. Habe es geändert.

Warum hast Du die Geschichte in `Seltsam´ gepostet?
Weil ich nicht wußte, wo sie wirklich reinpasst. Und seltsam ist es doch irgendwo schon, wenn ein Gewissen anfängt sich zu "äußern", oder?
Als Leser sieht man das ja aber oft aus ner anderen Perspektive.
Was wäre deiner Meinung nach die passendere Rubrik?
Bin für Vorschläge immer offen.


Hallo Eule,
freut mich, daß auch dir die Geschichte gefallen hat.
Ehrlich gesagt, ich möchte auch nicht mit so nem Gewissen "gestraft" sein, welches sich ständig einmischt. ;)
Manch einem würde es aber gar nix schaden, wenn sich das Gewissen mal ein wenig mehr durchsetzt.

L.G. euch beiden
LoC

 

Gut, wirklich höchst interessant. Eine wirklich gute Idee dem Menschen dahinbringend zu verdäutlichen, was sein würde, wenn "tote Sachen" einfach anfangen würden zu sprechen und ihre Meinung zu äußern. Zwar ist das Gewissen(die Seele) nie tot, sondern lebt weiter aber so bemerkbar, wie in deiner "short story" macht es sich ja doch nicht jeden Tag.
So kann man auch mal Konflikte aus einem ganz anderem Blickwinkel betrachen. Mir wird deine Geschichte in so manchen Lebenssitiationen helfen. Danke für diesen tollen Einfall.

Sascha(15)

 

Hi sascha!

Das meine Geschichte dir in manchen Lebenssituationen vielleicht helfen kann, ist ein besonders schönes Lob für mich.
Ich gehe mal davon aus, die "(15)" entspricht deinem Alter (was ja eigentlich nicht wirklich was zu sagen hat!). Ich wollte damit nur ausdrücken, daß ich mich geehrt fühle, von solch einem jungen Leser soviel positive Reaktion zu bekommen.
Mercie.
Ich wünsche dir alles gute für deine weitere Zukunft.
Gruß
LoC

 

Hi Lady.
Eigentlich kann man nur jedem Menschen ein aktives Gewissen wünschen...es macht den Unterschied zwischen mensch und Maschine aus, wenngleich es einen auch nicht vor Fehlern bewahrt so bewirkt es doch, dass sich der mensch weiterentwickeln kann.

Dieser text würde sich übrigens gut in "Philosophisches" machen, zumindest besser als in "Seltsam" (was ja Deine Lieblingsrubrik zu sein scheint):D

Übrigens schreibt man "merci" ohne "e" am Ende.
Gefiel mir gut, der Text.
Lord;)

 

Hallo Arion

(was ja Deine Lieblingsrubrik zu sein scheint)
Was vielleicht daran liegen mag, daß ich meine Geschichten selbst manchmal äußerst seltsam finde, im Gegensatz zu anderen Menschen, welche ihre Texte Broternst sehen.
Weshalb ich sie in dieser Rubrik gepostet habe, habe ich ja bereits erwähnt. Bei "Phil" finde ich sie jedoch irgendwie fehl am Platz.
Aber wie gesagt, bin für jede Meinung offen.

Übrigens schreibt man "merci" ohne "e" am Ende.
Danke für die Mitteilung. Werde in Zukunft das französiche vermeiden, da ich dieser Sprache nicht wirklich mächtig bin. :D
Aber manch einer hat ja schon bei der Muttersprache extreme Probleme. Oder trete ich da jetzt womöglich jemandem auf den Schlips? :D

Gruß
LoC

 

Hi
bei mir haste keine Probleme mitm Schlipstreten...ich trag nämlich keinen.
merci kannste ruhig beibehalten, das steht auf der Schokolade gleichen Namens drauf...verschieb es ruhig nach Phil. da gehörts hin.
Broternst nehmen kann man es, wenn man sichselbst ernst nimmt, man kanns auch lassen, dann gehört es vielleicht eher nach Satire oder Humor.
Lord

 

Hallo Lady of Camster!

Mit üblicher Verspätung: Alles Gute zum Geburtstag! :anstoss:

Du hast eine nette Geschichte über den Kampf mit dem Gewissen geschrieben, finde ich. Und wenn schon die Rubrik diskutiert wird: Ich fände Alltag am geeignetsten, da das Gewissen doch etwas ist, dem wir alltäglich begegnen, das sich täglich auf verschiedenste Arten meldet, und sei es in Form von „schlechtem Gewissen“, weil man etwas falsch oder noch nicht gemacht hat. Manchmal bewahrt es einen vor unüberlegtem Handeln, indem es sich schnell einschaltet und dazwischenfunkt – außer man ignoriert, was es einem sagt, so wie Dein Protagonist, bevor er sich an den Autos abreagiert – und dann dafür bezahlen muß, daß er nicht gleich auf es gehört hat...

Ich krieg immer schlechtes Gewissen, wenn ich jemandem die Fehler nicht sage, die ich sehe... :D


»wenn ich dich zum nachdenken anrege«
- zum Nachdenken

»Du wirst mich nicht los solange du«
- los, solange du

»Ich habe dieses mal viel später eingegriffen«
- dieses Mal

»Als ich mich eingeschaltet habe«
- eingeschaltet hatte

»dass er dich, nach all den Jahren, immer noch«
- die Beistriche kannst Du weglassen ;)

»Erst durch mich wurde dir klar, es wäre eine Entschuldigung angesagt.«
- fände ich schöner als „dass eine Entschuldigung angesagt wäre“

»Es ist das erste mal, dass du versuchst mich zu ignorieren.«
- erste Mal ... versuchts, mich

»sonst werde ich dich zwingen dir den Kopf darüber zu zerbrechen.«
- zwingen, dir

»nicht mit sinnlosem herumsitzen«
- Herumsitzen

»Wo hat der sich denn nach all den Jahren ausgegraben?«
- er hat sich selbst ausgegraben? Ich würde eher schreiben „Wo ist der denn nach all den Jahren wieder hergekommen?“

Alles liebe,
Susi :)

 

Hallo Häferl,
lieben Dank für Deine nachträglichen Glückwünsche, ebenso wie für Deine Korekturanmerkungen und Kommentare.
Werde baldmöglichst Deine Bemühungen in die Tat umsetzen und genannte Fehler verbessern.
Auch danke ich Dir für den Vorschlag, wo die Geschichte besser aufgehoben sein könnte (in all der Zeit kam ja auch keine weitere hilfreiche Reaktion von anderen Lesern, ob die Geschichte tatsächlich wo anders besser aufgehoben sein könnte).

Gruß
Andi

 

Auf Wunsch des Autors von Seltsam nach Alltag verschoben.

 

Hi!

Eine wirklich nette Geschichte, und sehr verständig, wie ich finde! Ich könnte mir vorstellen, dass es einem Gewissen ganz genau so geht, wenn es sich dabei um eine Art Person handelt (so à la Pinnoccio).
Die Person um deren Gewissen sich deine Geschichte dreht schlägt zum Abreagieren Autos zu Schrott. Okay... Hat das Gewissen wenigstens ordentlich was zu tun.
Stilistisch gefällt mir die Geschichte recht gut. Man erschließt bereits während des Lesens, wer hier spricht und wird am Schluß darin bestätigt.

Alles in Allem gut gelungen, weiter so!


Gruß,
Norman

 

Hallo Lady of Camster!
Auch mir hat deine Geschichte gut gefallen. Eine nette Idee, sehr gut umgesetzt finde ich. Und wie gesagt die Gegenueberstellung Gewissen und Wut und Gewissen und Hass und die Konsequenzen daraus finde ich, kommen gut rueber. Die Geschichte ist kurz, aber es reicht mE. um alles notwendige zu sagen.
Auch wenn es schon erledigt ist, nach Seltsam gehoert die KG meiner Meinung nach wirklich nicht, in Alltag finde ich, ist sie gut aufgehoben.
glg
carrie

 
Zuletzt bearbeitet:

Seth Rock und Carrie

Schön zu lesen, daß ich mich in all den Jahren (und Monaten, seit KG.de) wohl doch verbessert habe im Schreibstil.
Many thanx für eure Rückmeldung!
Und schön zu sehen, daß auch mal wieder alte Geschichten ausgegraben werden.

Gruß an euch beide
LoC

 

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