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Lebenslauf eines Lebemannes

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05.04.2005
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Lebenslauf eines Lebemannes

Ich bin ein Arschloch, das kann man wohl sagen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich wirklich jemals nett gewesen bin. Es fing eigentlich schon relativ früh an, im Grunde genommen schon im Kindergarten. Als Anführer und Oberrüpel der gelben Gruppe prügelte ich mich am liebsten mit dem Anführer der blauen Gruppe. Ich war schon damals brutal, ich schlug ihm mit der Schippe in die Fresse und schubste ihn gegen die Rutsche. Voller Adrenalin platzte ein Äderchen in meiner Nase, so dass ich Nasenbluten bekam. Die Kindergärtnerin kam zu mir und fragte mich, wer das war. Ich drehte mich um und zeigte mit dem Finger auf den Anführer der blauen Gruppe.
Ich bin nicht gerne gemein, aber es ist dennoch eine meiner Eigenschaften, die ich nicht ändern kann. Es gibt freundliche, unfreundliche, spontane und eben auch böse Menschen. Ich gehöre nun mal zu den Bösen. Wenn ich heute Nasenbluten habe, dann deshalb, weil ich längere Zeit geschnittenes Koks vertickt habe und heute so gut wie keine Nasenschleimhäute habe. Die jugendlichen Taten werden einem häufig im hohen Alter erst bewusst. Ich bin heute 77 und schaue auf ein interessantes Leben zurück. Ich bin zufrieden, auch wenn ich jetzt alleine bin und kurz davor bin, mir die letzte aber alles entscheidende Kugel zu geben.
Es ist der vierte Advent und mein Sohn hat mich zu seiner Familienfeier eingeladen. Er hasst mich. Er hasst mich wirklich, aber ich bin sein Vater und er denkt, ich solle nicht alleine sein. Ich gehe hin und werde mir vor versammelter Mannschaft die Rübe von den Schultern schießen. Nicht nur, dass sie das Blut und Gehirn von den Tapeten waschen müssen, nein, sie werden nie wieder ein schönes Weihnachtsfest haben, weil sie immer an den mit Gehirnstücken geschmückten Weihnachtsbaum denken werden müssen. Ein großes Erbe erwartet sie auch nicht, ich hab' zu Lebzeiten viel Geld verprasst. In meinem Testament steht, dass mein ganzes Hab und Gut, das über den gesetzlichen Anteil hinausgeht, an eine Mitarbeiterin im Reisebüro geht, mit der ich immer meine Sextourismusreisen nach Thailand gebucht habe. Er bekommt 200.000, das reicht aus, aber ist auch nicht die Menge.

Warum hasse ich die Menschen, was ist mit mir passiert? Heute frage ich mich häufig, ob ich jemals versucht habe, ein besserer Mensch zu werden und die Antwort lautet "Nein". Ich war immer so. Es wird wahrscheinlich keinen freundlichen Menschen geben, der auf einmal unfreundlich sein will, vom Paulus zum Saulus, das kann ich mir nicht vorstellen, zumindest nicht aus freien Stücken. Bei mir gab es kein Ereignis, das mich zum schlechten Menschen machte.

Wie das alles mit mir war?

Ich bin aufgewachsen in einer Kleinstadt, nicht groß, aber gerade groß genug, um nicht als Bauer bezeichnet zu werden. In der Nähe war eine Großstadt. Als Jugendlicher unterstützte ich den örtlichen Fußballverein, aber an eine Kariere zu denken, war nicht möglich, die Statistiken sprachen gegen mich.
Ich wuchs also in dieser Stadt auf und langweilte mich zu Tode. Es gab nichts spannendes. Die Schule und die darauffolgenden Jahre waren halt da. Ich ging nicht gerne zur Schule, aber ich musste mich auch nicht anstrengen, um gut in der Schule zu sein. Wer intelligent ist, darf faul sein. Seltsamer Weise war ich nicht unbeliebt und selbst die Frauen standen auf meine Bosheit. Ich konnte mir das nicht ganz erklären, sie standen Schlange, um sich schlecht behandeln zu lassen. Ich glaube, Frauen suchen häufig jemanden, der sie demütigen kann, so ähnlich wie meine zweite Frau, von der ich meinen Sohn habe. Ich habe sie kennengelernt, nachdem meine erste Frau starb. Das war vor 40 Jahren. Ich hatte Erfolg, war wohlhabend und sie 'ne dumme Göre. Ich hatte gerade meine Dissertation über Adorno abgegeben, und bei ihr war es wirklich eine Beleidigung, wenn sie „ICH“ sagte.
Warum ich sie heiratete, weiß ich nicht mehr. Es muss etwas mit Macht und Abhängigkeit zu tun gehabt haben. Ich meine die Macht, sie von mir abhängig zu machen. Und irgendwann reichte es mir. Ich kaufte mir eine Wohnung, stellte ihr einen Scheck aus und richtete einen Dauerauftrag zur Unterstützung ein. Ich war großzügig, ließ sie allerdings mit einem einjährigen Kind zurück, das mich total nervte. Sie hatte einfach die Pille nicht mehr genommen und mein Geld ignoriert, mit dem ich sie zu einer Abtreibung überreden wollte. Ich wollte keine Kinder. Es war dumm gewesen, ihr zu vertrauen, aber kein Grund ihr Durchhaltschwüre zu leisten. Ich sagte, dass ich nicht bereit sei, ein Kind großzuziehen, das sei ihr Problem.
Für viele Menschen ist es das Schönste, wenn ein Kind lächelt, dann war keine Mühe umsonst. Ich hätte hier auch ohne Sohn sitzen können, nur verantwortlich für mich selbst, ich würde das Lachen des Kindes, das er mal war, nicht vermissen. Aber viel mehr ergötzt mich der Gedanke, dass über mein Leben hinaus, bis in den Tod, sein Hass leben wird. Und somit werde ich doch länger leben, als mir das irdische Leben ermöglicht.
Frauen sind also devot, lassen sich gerne demütigen und genau das habe ich gerne gemacht. Ich lebte sehr konsequent, jeder kriegte das ab, was er verdiente. Freunde? Ne, hatte ich nicht.
Ich war aber einmal in meinem Leben verliebt. Es gibt sie in jedem Leben: "die große Liebe". Ja, ich gebe zu: Ein tolles Gefühl, ja, ich gebe auch zu, dass ich traurig bin, dass ich nicht mehr Zeit mit ihr verbringen konnte, aber sie starb.

Wir haben uns auf einer Party kennengelernt. Es war die Party einer ehemaligen Affäre und ich bin hingegangen, weil sie daraufbestanden hat, dass ich auch da bin. Ihr Freund war natürlich auch da. Für sie war das wohl ein gewisser Kick, den ich nicht verstehen konnte, aber einen Gefallen konnte sie von mir wirklich nicht verlangen.
Wir fickten miteinander, vielleicht schon drei vier Monate und ihrem Trottel war nichts aufgefallen. Mir war diese ganze Geheimhalterei zu blöd geworden und ich hab die Sache beendet. Was sollte ich machen? Sie anbeten und sie bitten, ihren Freund zu verlassen, warum? Ich mochte sie nicht, es war Sex. Auf der Party war dann ihr Hampelmann, ein ziemlicher Wicht, ein Witz von einem Mann, aber er schien sie zu lieben, und was mich wunderte, sie ihn auch.
Plötzlich stand er neben mir, als ich an der Anlage stand und Musik auflegen wollte. Er fragte mich, wer ich sei. Ich schaute ihn an, verstand nicht ganz. Ich wusste auch nicht genau, was ich sagen sollte. Ich entschied mich erstmal, nicht die Wahrheit zu sagen, mit der Wahrheit hab' ich es einfach nicht. Ich erzählte ihm, dass ich ein Bekannter aus der Uni sei.
Er unterstellte mir auf einmal, dass ich wohl der Typ sei, mit dem sie sich ab und zu treffe. Er hatte wohl doch was bemerkt und war ganz schön betrunken.
„Und weißt du was“, sagte ich zu ihm: „wenn Deine ach so liebe Freundin ein bisschen besser ficken würde, dann wäre es jetzt meine ach so liebe Freundin.“
Er holte aus und schlug mir ins Gesicht. „Was, was hast Du gesagt?“, fragte sie mich.
„Die Wahrheit.“
„Was ist die Wahrheit.“
Ihr Freund guckte sie an und sagte voller Wut: „Wenn du besser ficken würdest, wärst du mit ihm zusammen! Und Recht hat er“
Sie sah mich enttäuscht an. Ich hatte gelogen, sie war gut im Bett.

Ich ging. Ich hatte eine Ohrfeige bekommen, die ich wohl verdient hatte. Aber ich ging nicht alleine, ich wurde verfolgt, eine gut aussehende Brünette ging mir hinterher. Was sie wolle, wollte ich wissen. „Du gefällst mir.“ Sie hatte das Spektakel mitbekommen und fand meine Art, mich aus der Affäre zu ziehen, schlagfertig. Sie war keine dumme Göre, die ich sonst so kennenlernte. Sie war interessant. Sie schätze meine Bosheit, obwohl sie selber ein guter Mensch war. Noch heute frage ich mich, warum sie sich in mich verliebte. Sie bekam nur einmal Blumen von mir und die lagen auf ihrem Sarg,
Die Zeit mit ihr war spitze. Ich war 29, war intelligent, hatte gerade mein Studium bestanden, die Zukunft gehörte uns. Ich verbrachte viel Zeit mir ihr. Sie war der einzige Mensch, den ich nicht verletzen wollte. Sie respektierte, dass ich nicht meine Gefühle zeigen konnte, aber das war auch nicht nötig. Ich liebte sie und das konnte ich ihr sagen, diese paar Jahre waren wirklich schön. Dennoch lachte sie über mich und meine Geschichten, wenn ich ihr erzählte, was ich wieder zu wem gesagt habe. Zum Beispiel habe ich ihren Exfreund mal auf der Toilette getroffen, eigentlich war es anders. Ich sah, wie er auf Toilette ging und ging ihm nach, stellte mich am Pissoir neben ihn und schaute ihm auf seinen Penis und fragte, ohne den Blick von seinem Penis zu lassen:
„Hast du dich nie gefragt, warum sie dich meinetwegen verlassen hat?“ Stille, dann drehte er sich um und pisste mich an. Was soll ich sagen, psychische Narben sind tiefer als eine nach Urin stinkende Hose.
Meine erste Frau starb früh an Krebs. Der Arzt konnte nichts machen und ich gab ihm Recht. Man muss die Dinge realistisch sehen. Jeder bekommt seine Strafe. Meine Strafe war, dass mich der einzige Mensch verließ, den ich liebte, der mich liebte.

 

Hello Bluefin!

also ecki, mal ganz ehrlich - wär ich ein mädel, dann kriegtest du ordentlich was auf den sack für die dummen sprüche über die s.o.'s.

warum sollte ich auf den Sack bekommen, das ist doch nicht meine Meinung über Frauen?

wie man es schafft, karriere zu machen, wenn man über herrn adorno promovieren muss, bleibt schleierhaft, und ebenso mystisch, wie man mit plumper bosheit allein den "lebemann" hinkriegt.

Ich habe nichts über Karriere geschrieben. Er hat promoviert über Adorno, dass er Erfolg hatte, stimmt, ok, aber Karriere? Er ist wohlhabend, warum weiß ja keiner und darum geht es auch gar nicht. Außerdem ist er kein Lebemann!

komisch, dass sich die beispiele der (stets verbalen) missetaten im wesentlichen auf die kopulation und deren werkzeuge beschränken (für jemanden, der mit adorno an der seite karriere gemacht hat, jedenphalls höchst bemerkenswert).
jaja, die herren akademiker! keinen deut besser sind's als wir kleinen leut'! entlarvend der letzte abschnitt: bezahlt hat die tote mit ihrem leben, nicht der herr lebemann.

Meinste die Dame ist daran gestorben, dass er so ein Penner war? Ich musste immer wieder an meinen Lateinlehrer denken, der seine Dissertation über Adorno geschrieben hatte. Über seine Exfrau schimpfte er immer wieder, dass die dumme Göre einfach nicht Adorno verstanden hätte, "die und ihr Spatzenhirn!"... Seine Arbeit beinhaltete aber bestimmt auf jeder Seite "Idiosynkrasie". Komisch, oder? Ich finde, dass jemand der so überempfindlich ist, nicht so über Menschen reden sollte, die man mal geliebt hat.
Außerdem glaube ich, dass der Typ alles verdängt hat, warum er so ist. Er legt sich ein Leben zurecht, dass ihm bestätigt, dass er immer schon so war. Er ist verbittert und will, dass alle mitleiden. Böshaftigkeit ist Schutz. Ja, gut die Anspielungen auf sexuelle Leistungen sind vielleicht ein bisschen Platt, aber und das ist das entscheidene, sie haben beide mit ihr zu tun!

fazit: ein ratatouille verschiedenster, nicht so recht eingängiger zutaten, am ende kein essbares menü, sondern verklumpung. tipp, ecki: zutaten sorgfältiger auwählern, nicht mit zuviel hitze kochen, nicht so heftig umrühren, und, vor allem: hände waschen!

Was ist denn Ratatouille? Was hat das ganze mit Kochen zu tun. Gefällts Dir nicht?

 
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Hallo ecki,
zum Nachdenken regt deine Geschichte nicht so an - dass man alleine bleibt als Arschloch, kann sich jeder reimen. Aber ich fand sie unterhaltend und humorvoll, das liegt wohl daran, dass du mit Sprache sehr gut umgehen und sie gezielt einsetzen kannst. Nur die Stelle mit der Kindergärtnerin hat mir nicht gefallen. Irgendwie überflüssig. Hattest zu dem Zeitpunkt eigentlich schon deutlich gemacht, dass der Typ schon damals gemein war.
Dagegen fand ich die Stelle geil (nur ein Beispiel):

Ich gehe hin und werde mir vor versammelter Mannschaft die Rübe von den Schultern schießen. Nicht nur, dass sie das Blut und Gehirn von den Tapeten waschen müssen, nein, sie werden nie wieder ein schönes Weihnachtsfest haben, weil sie immer an den mit Gehirnstücken geschmückten Weihnachtsbaum denken müssen.
Schwachpunkte gibt es trotzdem. Habe oben gesagt, dass du mit Sprache gut umgehen kannst, damit meine ich, deine Sprache wirkt! Leider gibt es eine Menge Fehler im Text, solltest ihn also unbedingt auf Zeichensetzung und Rechtschreibung überprüfen! Wäre sonst schade drum.
Gruss
Kasimir

 

Hallo Kasimir,

"Komm mach ma Kommata!" Damit fing alles gestern an, als ich mit zwei Moderatoren zusammen stand und ich an KG kritisierte, dass viele Leute kritisieren, dass zu wenige Kommata gesetzt werden. "wenn ein Lektor im ersten Absatz schon entdeckt, dass da Fehler sind, schickt er das zurück!"
Das ist ja nicht mein Anspruch, da will ich nicht hin. Ich dachte, eine Geschichte wird nicht dadurch schlechter, dass jemand mal paar Kommata vergisst. Aber es ist gut, dass andere Leute darauf hinweisen, dass man Fehler macht. Ich hab natürlich nochmal drüber gelesen, ob die Zeichensetzung richtig ist und hab einiges korrigiert, bevor ich es veröffentlicht habe. Man ist nicht unfehlbar und ich denke, wenn man so in seinem Lesefluss ist, dann übersieht man vieles. Man weiß, was für Worte kommen.
Ich habe nochmal ne Nacht drüber geschlafen und bin überzeugt, ich werde hier keinen als Sprachfaschisten bezeichnen, weil ich eigentlich auch denke, dass es richtig ist, richtiges Deutsch zu schreiben. Ich werde die Fehler versuchen abzustellen!

Aber danke für Deinen Kommentar. Die Geschichte ist mir heilig Abend beim Singen eingefallen. Ich dachte nur: "wie öde", was kann nur passieren, dass hier mal die Post abgeht. 2 Möglichkeiten: einer balltert sich den Kopf von den Schultern oder der Sohn meines Cousin outet sich auch endlich vor der Familie. Das wären zwei Skandale, mit denen meine Familie nicht zurecht kommen würde.
Die erste Sache fand ich so faszinierend. Ich musste darum eine Geschichte bauen, wie kommt jemand dazu, ohne dabei jemanden auf den Gedanken zu bringen, "wie kann Eckbert auf so eine Idee haben?". Warum bringt sich einer am 4. Advent um? Die Geschichte sollte die Antwort sein und das regt echt nicht zum Nachdenken an: Er ist ein Arschloch, deswegen macht er das.
Es ist bösartiger Humor, den ich schätze, ohne es selber sein zu können, weil ich einfach ne nette Haut bin, aber: Schlagfertigkeit ist das, was einem auf dem Rückweg einfällt! Und wenn ich ne Story erzähle, sind die Lacher um so größer, wenn ich das als Antwort ausgebe, was ich gerne gesagt hätte.

Die Sache mit dem Kindergarten ist leider autobiographisch. Es tut mir leid, Rene...

 

Hallo Ecki,

Ich dachte, eine Geschichte wird nicht dadurch schlechter, dass jemand mal paar Kommata vergisst.
Nicht grundsätzlich, aber ich ärgere mich bei Fehlern und zwar nur deswegen, weil sie mich vom Eigentlichen abhalten / ablenken. Ich suche ja nicht danach, sie fallen auf und dann ist man aus dem Lesefluss raus.
Ein Beispiel:
ich schlug in mit der Schippe in die Fresse und schubste ihn gegen die Rutsche
"in mit" > Desorientierung! In was schlägt er rein, frage ich mich als erstes. Fehlt da ein Wort? Ach, es soll "ihn" sein!
Das muss nicht sein. Wie gesagt, schade um die Geschichte, besonders wenn es sich um eine gute handelt. Sprachwitz, schwarzer Humor, markanter und überzeugender Protagonist, der sich selbst reflektiert ohne zu relativieren - ich habe deine Geschichte genossen!
Gruss
Kasimir

 
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Hello Bluefin,

achso! Sehe ich anders, denn dann würde ja gleichzeitig, wenn ich mal aus der Ichperspektive schreibe, mal ein blutrünstiger Massenmörder, mal ein Hitlerjunge oder meinetwegen mal ein Kommunist aus mir, wenn ich es nur schlecht genug erkläre.
Ne, so ist es aber nicht. Ich weiß, dass es diese Denkstrukturen gibt, die ich beschrieben habe, es ist nicht meine Meinung. Und wenn ich z.B. über einen Hitlerjungen schreibe, dass er stolz ist, dass der Führer ihm die Hand geschüttelt hat, sitze ich nicht selber zu hause und übe vorm Spiegel den Hitlergruß.
Und Lebemann ist vielleicht nicht wörtlich zu nehmen.

Jo Kasimir,

Verdammt, du hast Recht. Hab gleich mal den "in Fehler" korrigiert! Und noch zwei andere.

Ja, schwarzer Humor! Rocknroll!

Danke! Eckbert

 
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nö! Er denkt doch die ganze Zeit, er sitzt da und überlegt, bevor er sich umbringt, wer er war. Nichts anderes, es ist die ganze Zeit eigentlich eine wörtliche Rede. Er teilt dem Leser sein Gedanken mit und erzählt gleichzeitig die eine oder andere Geschichte aus seinem Leben. Und was er z.B. über Frauen denkt, das teilt er mit.

Die Überschrift ist nicht falsch. Ein Lebemann ist häufig ein wohlhabender Mann, der viele Frauengeschichten hat und dabei noch ne coole Haut ist. Mein Lebemann ist genau das, nur ist er keine coole Haut, er ist der letzte Penner.
Er ist im Innern kein Lebemann, da er ein verbitterter alter Sack ist, aber oberflächlich gesehen, ist er einer, wenn man nicht weiß, was er denkt. Objektiv gesehen, also laut Definition: Ja, aber eigentlich nein. Aber vor allem der Selbstmord macht aus dem Lebemann keinen Lebemann mehr und das in doppelter Hinsicht.

Vielleicht willst Du klar schreiben und verstanden werden. Ich hingegen sehe das anders, es ist nicht alles klar im Leben, nichts ist klar, man hat nicht alle Sicherheit und nicht alle Denkstrukturen sind objektiv logisch, es gibt immer Fehler. Es muss Dir nicht klar sein, was der Lebemann denkt. Im Gegenteil. Jede Weltanschauung kann z.B. logisch sein, selbst faschistische, aber nur für die Menschen, die daran glauben. Der Lebemann glaubt, dass alles, was er schreibt, die Wahrheit ist. So ist es aber nicht, er ist nicht Gott. Ich will mal an das Beispiel "Lebensraumerweiterung" und Naziidiologie gehen. Das ist eine logisch nachvollziehbare Weltanschauung, wenn man davon ausgeht, dass der Arier bzw. der deutsche die herrschende Rasse der Menschheit ist. Ich kann das nicht nachvollziehen. Ich sehe den Deutschen nicht als die Krönung der Schöpfung an, aber es gab diese Menschen, die davon ausgegangen sind! Ich kann die Naziidiologie nicht verstehen.

Und ich will mich aber auch nicht anstrengen, dass alle Menschen direkt verstehen, was ich meine. Dafür ist der Dialog. Man kann mich ja fragen, was ich meine und denke. Vielleicht widerspreche ich mir dann auch mal, aber das ist vollkommen in Ordnung. Ich bin ja nicht unfehlbar.

 

Hallo ecki,

hat mir eigentlich ganz gut gefallen, deine Geschichte. Trotz deiner konsequenten Verweigerung von direkter Rede, empfinde ich den Text seltsamerweise nicht als zu narrativ. Was ziemlich schnell der Fall ist. Kannst du dir als Lob verbuchen, da es nicht leicht ist, alles nachzuplappern ohne die üblichen Gähner zu erzeugen. Hauptsächlich liegt das an deiner lebendigen Sprache. Da sind zwar immer noch Fehler drinnen, aber keine so gravierenden mehr, dass sie den Lesefluss stören. Auch die Unvorhersehbarkeit der Geshcichte kannst du als Pluspunkt werten.
Was für mich allerdings als klares Manko aufleuchtet, ist das schnoddrige Ende der Geschichte. Plötzlich ists vorbei. Liest sich ideenlos. Was hier fehlt, ist die Brücke zum Anfang. Im Prinzip sind das ja alles Erinnerungen deines Prots, die in der Adventszeit ihren Anfang nehmen. So erwartet man auch, dass sich der Kreis schließt und du wieder in der Jetztzeit ankommst. Muss ja kein Gesplatter geben, von wegen angedrohtem Kopfschuss, aber die Rückbesinnung sollte schon noch Anklang finden. So endet die Kg auch recht kläglich und die Einleitung Arschloch passt nicht zu dem traurigen Kerl am Ende. In meinen Augen würde es scn reichen, wenn du noch einen Satz anhängst, wie dein Prot beispielsweise voller Schadenfreude an die Türe seines Sohnes klopft.

grüßlichst
weltenläufer

 

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