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Lebewohl

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04.08.2001
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Lebewohl

Das Haus machte einen soliden Eindruck; es stand ein wenig abseits de Ortes an der Straße, wie ein einsamer Soldat. Das Mauerwerk war dunkel und die Fenster klein.
Ein Tor, das man kaum öffnen konnte und der Hof dahinter – aufgeräumt und sauber wie ein frisch gesäuberter Tanzsaal.
Hinter dem Hof, an einem Schuppen vorbei und von der Straße aus nicht einzusehen, eine Wiese, nahezu unberührt und sattgrün, voller Leben am Boden. Nur hier und da kreisrunde Flecken, die das Gras abgemäht zeigten, einem Muster gleich, das ein Riese zu verantworten hatte, mit einer Kaffeetasse.
Und in einem dieser hellgrünen Runden ein Schaf, in der Mitte angepflockt und dazu verdammt, nur das Grün vertilgen zu können, das sich in seiner Reichweite befand. Es schaute auf und wandte den stoischen Blick den Weg hinauf, der vom Haus herunterführte. Jemand kam.
Der Alte, der vorsichtig den Weg hinabstieg, hatte seinen besten Anzug an. Er war sauber gekämmt und hatte sich so gut es ging rasiert. Hier und dort waren einige Stoppeln der Klinge entgangen und zeugten nun von den zittrigen Händen während der Rasur. Die wenigen Kopfhaare waren feucht und sauber zurückgekämmt. Seine Augen glänzten.
Er ging auf das Tier zu und die Kreatur zeigte zwar kaum eine Regung, aber man spürte, dass sie zumindest erwartungsvoll, wenn nicht freudig war.
Der Alte ging auf das Schaf zu und streichelte kräftig über das verfilzte, schmutzige Fell. Er klopfte ihm gutmütig auf den Rücken und es stemmte sich dagegen und genoss die Liebkosung.
„Scheinst jedes Mal zu denken, ich komme nicht wieder“, brummte der Alte. Er trat ein Stück zurück. „Vorsicht! Du machst mich dreckig!“
Während er versuchte, das Tier abzuwehren, ging er in die Mitte des Kreises und begann, die Stange, an der die Kette befestigt war, zu lösen. Mit Anstrengung zerrte er daran, rüttelte und riss, um den Pflock aus dem Boden zu bekommen.
„Das ist das letzte Mal“, ächzte er. „Das letzte Mal, dass ich das hier mache.“
Endlich hatte er den Pfahl gelöst und zog ihn immer noch rüttelnd aus der Erde. Er richtete sich auf und sah dem Schaf in die Augen.
„Warum erzähle ich dir das? Unterhalte mich mit dir wie mit ’nem Menschen. Lächerlich!“
Er zog die Kette fester und so das Tier zu sich heran. „Komm!“
Das Schaf wusste, worum es ging und trottete folgsam hinter dem Alten her. Gemeinsam bildeten sie nun eine kleine Prozession, die an diesem Morgen etwas Feierliches an sich hatte. Er führte das Schaf zu neuem Futter.
„Weißt du“, fuhr der Mann fort, während er zum Schuppen hinüberging, wo er einen Fäustling abgelegt hatte. „Das mache ich jetzt schon seitdem du hier bist – mit dir reden. Blödsinn das, kann ich mir nicht abgewöhnen. Als wenn du mich verstehst.“
Er kehrte zurück, mit dem Hammer in der Hand. Das Schaf hatte schon begonnen, das frische Grün abzufressen, und ließ sich auch dann nicht stören, als der Alte die Stange in den Boden einschlug.
„Aber was will man machen, man muss mit jemandem reden, und wenn es ein Wollknäuel ist. Als Else starb, vor einem halben Jahr, ging’s mir nicht gut. Die Zeit war schlimm, niemand da. Damals habe ich gehofft, Erika nimmt mich zu sich.“
Er ging langsam in die Hocke und prüfte die Kette. Dann sah er dem Tier beim Fressen zu, ganz dicht am Boden, ganz nah.
„Doch sie hat anderes zu tun gehabt. Die Kinder und die Arbeit in der Bank, man will ja Karriere machen. Kann ich verstehen, denke ich. Ich weiß noch, wie sie früher immer über diese Wiese hier zurückgekommen ist vom Spielen. Die Haare völlig verwuschelt, die Sachen verdreckt und rot im Gesicht, aber immer noch im Hopserlauf. Oft genug hat sie gelacht, wenn sie zurückkam. Aber die paar Male, die sie weinend heimkehrte, sind mir im Gedächtnis geblieben.“
Das Schaf zeigte kein Interesse. Es hatte seinen neuen Weideplatz erhalten und zog die Grasbüschel zwischen die Lippen, ohne sich stören zu lassen.
„Mir fallen in letzter Zeit immer öfter solche Sachen ein. Erika im Schweinestall, wie sie mir hilf. Das Kind mit seinem ersten Fahrrad, zusammengebaut aus alten Teilen. Sie hat den ganzen Abend vor dem Haus geübt, bis sie stürzte und sich ein Bein brach.“
Er musste sich stützen, als er aufstand, und als er hinüberging zu dem Topf fürs Wasser, hinkte er leicht. Er zog den Napf in Reichweite des Schafes und füllte ihn bis zum Rand aus der mitgebrachten Kanne auf. Er richtete sich auf und presste den Rücken durch.
„Das ist alles lange her. Erika ging und nahm einen Teil von uns mit. Ich habe lange mit ihr geredet, doch sie ist stur, das hat sie von ihrer Mutter. Und als ich laut wurde und sie fragte, was hieraus alles werden soll, drehte sie sich um und ist einfach abgefahren.“
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Aber jetzt hat sie angerufen. Sie ist der Meinung, ich komme allein nicht mehr zurecht.“
Es war noch nicht Mittag, aber die Sonne stand hoch und die Hitze hatte schon wieder ihre Unschuld verloren. Aber für den Nachmittag war Regen angesagt.
„Es ist nicht mehr viel Zeit“, sagte der Alte. „Sie kommen gleich. Gestern haben wir noch telefoniert und sie hat gesagt, sie kommt pünktlich. Weißt du, ich glaube schon, dass sie wusste, was sie uns angetan hat, damals. Sie hat ebenso gelitten, wie wir. Doch was sollte sie tun, was hatte sie für Möglichkeiten?! Man führt sein eigenes Leben, man ist der Schmied seines Glückes. So musste sie fast gehen und ließ uns hier. Wir haben sie besucht, natürlich! Wir haben telefoniert und Else hat oft Briefe geschrieben. Bis vor einem dreiviertel Jahr.“
Er ging noch einmal hinüber zu dem Tier und streichelte es kräftig. Doch nun schien es dem Schaf gleichgültig; es fraß ohne Unterlass weiter.
„Für dich ist gesorgt, mein Freund. Ich habe jemandem Bescheid gesagt, er kümmert sich um dich. Dir wird es gut gehen. Ebenso wie mir – Erika meint, ich brauche Hilfe, allein zu leben ist nichts für mich. Und da hat sie wahrscheinlich Recht. Ich freu’ mich, wirklich. In einer halben Stunde ist sie hier.“
Bevor er sich umwandte, klopfte er dem Schaf noch einmal auf den Rücken. Er sah sich nicht mehr um, während er sagte: „Mach’s gut, Kumpel, pass auf dich auf! Mir wird es gut gehen, mach dir keine Sorgen. Meine Tochter hat gesagt, es ist ein sauberes Heim mit freundlichen Pflegern.“
So ging er ebenso vorsichtig wie er gekommen war den Weg zurück. Ohne zu zögern verschwand er hinter dem Haus.

 

Mmh, das macht mich nachdenklich. Ich verstehe nicht recht, warum er alles ohne zu murren aufgibt, ok, menschlicher Kontakt, aber dem vertrauten Leben ohne eine Träne den Rücken zukehren? Und das Schaf muss doch schon öfter von Erikas Tod gehört haben, warum spricht der Prot, als wäre es das erste Mal?
Die Wertung sinkt und fällt aber mit dem ersten Punkt, ansonsten wirklich schöne Ansätze von Intimität (von seiner Seite). Ich dachte ja erst an ein unverhofftes Ende mit dem Hammer, bis mir einfiel, dass der zum Pflockschlagen gut ist.
Weiterhin fällt mir wenig ein, was ein Tor, das kaum zu öffnen ist, anderes sein könnte, als schwergängig.
Wüsste wirklich gern, warum er fröhlich ist.

Gruß, nils

 

Hallo Hanniball,

Das Mauerwerk war dunkel und die Fenster waren klein, als wären sie entzündet.
Den Vergleich verstehe ich nicht - klein, im Sinne von "zugeschwollen" entzündet?

Ein Hoftor, aus grobem Holz, das man kaum öffnen konnte, weil es schwergängig war, wie ein störrisches Ding. Der Hof – aufgeräumt und rein wie ein frisch gesäuberter Tanzsaal.
Der erste Absatz - generell leidet er ein bisschen an einem Vergleiche - overkill.
"wie ein störisches Ding" - ist ein merkwürdiger und unpassender Vergleich. Da kann man sich alles und gar nix vortstellen.
Zudem: "ein Hoftor (ohne Komma) aus grobem Holz (hier wäre viel treffender: welches Holz?)

Diese ganzen Vergleiche kommen mir etwas gezwungen vor - so als wolltest du unbedingt eine bestimmte Atmosphäre generieren. Es gelingt dir aber das Gegenteil.

Er war sauber gekämmt und hatte sich so gut es ging, rasiert.
Ich glaube, das Komma gehört weg. Lasse mich aber gerne belehren.

Gehe ich Recht in der Annahme, dass der Typ sich am Schluss umbringt? Oder es zumindest vorhat?
Zumindest ist das Ende offen.

Das Thema scheint dich zu interessieren, da hattest du doch vor ein paar Monaten (?) schon eine Geschichte in Gesellschaft stehen, oder?

Ganz überzeugen tut der Text mich nicht - dazu bleibt er mir etwas zu öberflächlich. Es ist schwer, die Beziehung zwischen Vater und Kind in ein paar Zeilen auszuleuchten und zu beschreiben, wenn nicht sogar unmöglich. Ich würde nicht so viel erzählen und vieles nur andeuten - so wie den Tod der Ehefrau zum Beispiel.
Zudem bin ich nie ganz begeistert, wenn Personen Monologe halten - das finde ich immer etwas unrealistisch, auch wenn dies manchmal unbegründet ist, ich kann mich eben nicht gegen dieses Gefühl wehren. Das Schaf ist zwar ein kluges Mittel, aber trotzdem - ein unangenehmer Beigeschmack bleibt für mich da eben.

Schnell zu lesen, da nicht sehr lange, aber überzeugend ist die Geschichte nicht wirklich.
Aber das offene Ende hat mir gefallen.

In diesem Sinne
c

 

Hallo Hannibal,

so alt bist du doch noch gar nicht. ;)
Die zweite Auseinandersetzung über das Alter, die ich von dir lese. Diese Geschichte ist versöhnlicher und gefällt mir in ihrer Sentimentalität.
Dein Prot schwankt zwischen Einsamkeit, Bedürfnissen und der Erkenntnis, dass seine Tochter ein Recht auf ein eigenes Leben hat, dass ihre Ziele fern sind.
Und doch holt sie ihren Vater am Ende (hoffentlich) in ein Heim in ihrer Nähe, sodass sie ihn besser besuchen kann. Etwas bleibt wieder das Heim als Abschiebeort, aber dein Prot scheint sich weniger in das Schicksal zu fügen, als doch zufrieden mit dieser Lösung zu sein oder sich um diese Zufriedenheit zu bemühen.

Das Mauerwerk war dunkel und die Fenster waren klein, als wären sie entzündet.
Diesen Satz wollte ich auch erst anmerken, dachte mir dann aber, dass Kinder zum Beispiel die Fenster von Häusern oft als Augen sehen. Ich nehme an, so hast du es auch gemeint.
Damals dachte ich, meine Tochter nimmt mich zu sich. Erika.“
Nachdem ich die Geschichte das erste Mal gelesen habe, hätte ich geschworen, da stünde ein Komma vor Erika. So aber geht 's. Trotzdem würde ich dir der Verdeutlichung wegen zum Ändern raten: Damals dachte ich, Erika nimmt mich zu sich. Meine Tochter. - Du kannst die Erläuterung Tochter aber auch ganz weglassen. s.u.
Das Kind mit seinem ersten Fahrrad, zusammengebaut aus alten Teilen. Else war dagegen gewesen, hat sich wohl geschämt.
Hier musste ich ein bisschen überlegen. Habe ich es richtig verstanden, dass Else sich geschämt hat, weil das Fahrrad nicht neu war?
Verbieten, das funktionierte bei ihr nicht. Sie lässt sich dann erst recht nichts sagen, sie ist stur, das hat sie von ihrer Mutter geerbt.
Diesen Tempuswechsel würde ich einen Satz früher vornehmen.
So musste sie fast gehen und ließ uns hier.
Hier würde ich beide Dinge in die passive Form bringen: musste sie fast gehen und uns hier lassen
Ich habe einem Kumpel Bescheid gesagt
Das ist zu jung. Lasse dir lieber einen Namen einfallen. Wenn du mal auf solche Form von Selbstgesprächen oder Zwiegesprächen achtest, wirst du feststellen, dass sie immer davon ausgehen, dass alle Verwandten und Freunde bekannt sind. Deshalb würde er normalerweise auch dem Schaf nicht erklären, wer Erika ist.

Lieben Gruß, sim

 

So ging er ebenso vorsichtig wie er gekommen war, den Weg zurück.
puh, doch noch was gefunden :) Komma weg
Hi Hanniball,
ja, schöne Geschichte erst mal. Guter Stil und so.
Aber die Handlung ... ich weiß net, halt eigentlich nix Neues, ge. Wir verstehen uns ...
:heilig: Bruder Tserk

 

Hallo chazar!

Obwohl ich in letzter Zeit kaum aktiv war hier, finden sich doch immer einige wackere KG-Leser, die sich durch die Texte mühen und auch kritisieren. Dank dafür! An euch!

Der Vergleich, den du angesprochen hast, er sollte tatsächlich so funktionieren, allerdings habe ich ihn wohl zu sehr gekürzt, irgendwie hätte ich das Wort Augen mit unterbringen sollen. Vielleicht wäre das dann etwas schlüssiger gewesen. Aber:

Der erste Absatz - generell leidet er ein bisschen an einem Vergleiche - overkill.

und da hast du sowas von Recht, ich habs selber auch bemerkt, beim Schreiben fiels mir auf und ich nahm mir vor, später da reinzuhauen und zu kürzen. Also Kritik berechtigt, werde ich abändern.

Gehe ich Recht in der Annahme, dass der Typ sich am Schluss umbringt? Oder es zumindest vorhat?

Nein, weder bringt er sich um, noch ist das Ende offen. Werde noch klarer herausarbeiten müssen, dass er sich ursprünglich freut, zu seiner Tochter zu ziehen, dann aber, vielleicht als Pointe, doch ins Heim muss, wieder abgeschoben wird, von der Tochter, die agiler ist als er, wendiger und mobiler, die sich nur um ihr eigenes Leben schert, nichts von Verpflichtungen hält, und somit die letzte Verpflichtung, (ehre die Eltern!) nicht einhält.

Du kannst sagen, dass es das Thema Älterwerden ist, ich denke aber, es ist mehr als das. Und wenn du mir vorhälst, dass die Ansichten, die ich vertrete, unausgegoren sind, vielleicht, dann sage ich, ich bin auch noch nicht fertig mit denken.:D

Hi sim!

Diese Geschichte ist versöhnlicher und gefällt mir in ihrer Sentimentalität.

Vielleicht nur, weil der Alte resigniert hat. (siehe oben)
Das Grundthema, sicher, hat was mit Regionalität zu tun, es wird nicht allzu viele Forenmitglieder geben, die vollständig fühlen, was ich meine. Ganz einfach weil das so extrem nur in einer bestimmten Region Deutschlands vorkommt: Die Jungen gehen fort, müssen fortgehen. Die Alten bleiben, um zu hüten, was sie haben. Wenn sie sterben, dann stehen Häuser leer! Es gibt jetzt schon mehr Altenheime hier in der Region als halbwegs vernünftig laufende Betriebe.
Und das Ganze sollte nicht als Kritik sondern eher als Feststellung gelesen werden.

Für die angesprochenen Stellen bin ich dir dankbar, auch weil ich diesen Text - Schande über mich!! - hier reinstellte, um ihn kritisieren zu lassen, damit ich ihn überarbeiten und wegsenden kann. Er ist gedacht für einen regionalen Wettbewerb, wenn man ihn unter diesem Gesichtspunkt liest, stellt er sich vielleicht noch ein wenig anders dar.

Hi Tserk!

Liest du Geschichten auf Fehler hin;) , dann hast du gewonnen!

Dank auch dir fürs Lesen und die...Kritik, auch wenn sie ein bisserl kurz kommt. Aber

ja, schöne Geschichte erst mal. Guter Stil und so.

liest man natürlich immer gern!

Danke also und bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hannibal,

Ein Hoftor, aus grobem Holz, das man kaum öffnen konnte, weil es schwergängig war, wie ein störrisches Ding.

Hier beschreibst du zweimal das Gleiche.

„Weißt du“, fuhr der Mann fort, während er hinüberging zum Schuppen, wo er einen Fäustling abgelegt hatte.

,während er zum Schuppen hinüberging,

Wie bereits von jemand anderem angemerkt, bemühst du am Anfang zu viele Vergleiche, was konstruiert wirkt und die Geschichte zum Stocken bringt.
Im weiteren Verlauf gibt sich das und deine Erzählung lässt sich sehr flüssig lesen.
Was mich wirklich gestört hat, ist, dass du beim Monolog des Alten die Mitvergangenheit statt der Vergangenheit verwendet hast.
Das wirkt unrealistisch, zumindest für mich.
Wie viele Leute kennst du, die in der Mitvergangenheit Vergangenes erzählen?

MfG

Miller

 

Hallo Hanniball!

Ja, der Monolog wirkt tatsächlich aufgesetzt.
Trotzdem gefällt mir die Idee mit dem Schaf. Es ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern eher sogar der eigentliche Zweck der Geschichte.
Ein alter Mann, der einen Freund in diesem Schaf gefunden hat, und es vermissen wird, weil er sonst nichts hat, was er vermissen kann.
Ein bisschen sind meine Augen schon feucht geworden, während des lesens.
So richtig rund finde ich den Text aber trotzdem nicht, da mich eben dieser alles erklärende Monolog stört. Hier wären sparsame Andeutungen in der Tat schöner.
Geschmackssache.

Freut mich immer, wenn ich auf eine Geschichte von dir stoße.

Grüße

Cerberus

 

P.S.

Zuerst wollte ich die von chazar angemerkten Zitate ebenfalls bemängeln, doch bei nochmaligem lesen gefielen sie mir irgendwie.
Die Vergleiche hinken, aber sie passen zu den Gedanken des Prots, und sie sind auf seltsame Art und Weise auch einprägsam.

 

Hallo Miller!

Die wörtliche Rede werde ich überarbeiten, du hast Recht. Ich danke dir für den Tipp, wolln mal sehen, was sich machen lässt.

Hi Cerberus!

Hätte ich wissen müssen, dass dir das Schaf gefällt!:lol:

Danke dir für die Anmerkungen und die Kritik. Wenn ich nur mehr Zeit hätte...

Grüße von diesseits!

 

So, habe das Dings nochmal überarbeitet.

Danke, Freunde, für die Hilfe!

Viele Grüße von hier!

 

Hallo Hanniball!

Ich habe nur die überarbeitete Version gelesen, die gefällt mir auf jeden Fall sehr gut! :) Stilistisch finde ich sie sehr schön und inhaltlich scheint mir doch etwas mehr drinzustecken, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Den Schluß empfinde ich auch als offen, und auch ich dachte, daß er sich möglicherweise umbringt, als er »hinter dem Haus verschwindet«.

Das inhaltliche Mehr, das ich zu sehen meine, sind zwei Parallelen: Die eine ist die Pflegesituation. Der Alte versorgt das Schaf, wie auch er bald versorgt werden soll. Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich am Schluß an Selbstmord gedacht habe, weil es ihm wohl bewußt ist, daß auch er bald nichts anderes mehr ist, als ein zu versorgendes Schaf, äh, Lebewesen. Etwa die Stelle, wo er dem Schaf erst auf den Rücken klopft und es seine Liebkosung weiter genießen möchte, er aber seine Tätigkeit fortsetzt – wie das Pflegepersonal im Heim, keine Zeit …
Die zweite Parallele ist das Verlassen: Seine Tochter hat ihn verlassen, weil sie ihrer Wege ging, er verläßt das Schaf, weil er seinen Weg gehen muß.

Das Bild mit dem Schaf, das die Wiese kreisförmig abfrißt, fand ich einerseits witzig, andererseits habe ich mich schon gefragt, warum es denn überhaupt angebunden ist? Ich kenne nur freilaufende Schafe…

Daß er ins Heim kommt, ist jedenfalls am Schluß eine traurige Wende, erst dachte ich, die Tochter würde ihn nun zu sich holen. Die »Pointe« ist Dir also meiner Meinung nach gelungen.

So, jetzt die kleinen Anmerkungen:

»es stand ein wenig abseits de Ortes an der Straße, wie ein einsamer Soldat.«
– des Ortes
– den Vergleich mit dem Soldat finde ich nicht gut. Ich meine, ich weiß nicht, wie in der Gegend die Häuser aussehen, aber passen würde er wohl nur zu einem schmalen, hohen Haus; Eine Art Bauernhof stelle ich mir eher breiter als hoch vor, aber so dicke Soldaten gibt es nicht. Wenn ich an die Bauernhöfe bei uns denke, würde ich eher sagen, sie liegen gemütlich da – Soldaten haben eher was von stramm stehen. Würde da also entweder einen passenderen Vergleich suchen, oder ihn einfach streichen.

»Nur hier und da kreisrunde Flecken, die das Gras abgemäht zeigten, einem Muster gleich, das ein Riese zu verantworten hatte, mit einer Kaffeetasse.«
– würde die Kaffeetasse gleich zum Riesen geben: das ein Riese mit einer Kaffeetasse zu verantworten hatte.

»Und in einem dieser hellgrünen Runden ein Schaf,«
– Kreise statt Runden fände ich richtiger

»Hier und dort waren einige Stoppeln der Klinge entgangen«
– würde ich umdrehen: waren der Klinge einige Stoppeln entgangen

»Er ging auf das Tier zu und die Kreatur zeigte zwar kaum eine Regung, aber man spürte, dass sie zumindest erwartungsvoll, wenn nicht freudig war.«
– würde nach »zu« einen Punkt machen: Er ging auf das Tier zu. Die Kreatur zeigte …
– »freudig«? Vorschlag: dass sie freudiger Erwartung war.

»Während er versuchte, das Tier abzuwehren, ging er in die Mitte des Kreises und begann, die Stange, an der die Kette befestigt war, zu lösen. Mit Anstrengung zerrte er daran, rüttelte und riss, um den Pflock aus dem Boden zu bekommen.«
– ein Pflock ist meiner Meinung nach nicht dasselbe wie eine Stange, ein Pflock ist dick, eine Stange ist dünn, wird also eher ein Pflock gewesen sein. Würde »die Stange, an der« durch »den Pflock, an dem« ersetzen, den Pflock durch »das Holz«.
– statt »Mit Anstrengung« würde ich sagen »Angestrengt«

»Unterhalte mich mit dir wie mit ’nem Menschen. Lächerlich!“«
– fände »einem« schöner, die Geschichte ist ansonsten ja auch eher nicht umgangsprachlich gehalten.

»Als wenn du mich verstehst.“«
– verstehen würdest/könntest

»als der Alte die Stange in den Boden einschlug.«
– wieder die Stange

»Als Else starb, vor einem halben Jahr, ging’s mir nicht gut.«
– Bei dem Namen mußte ich zwangsläufig an eine Kuh denken … :D Hattest Du das beabsichtigt? :susp:

»Kann ich verstehen, denke ich.«
– »denke ich« würde ich streichen, oder willst Du damit vielleicht ausdrücken, daß er nur um Verständnis bemüht ist, es aber nicht wirklich akzeptieren kann?

»Aber die paar Male, die sie weinend heimkehrte, sind mir im Gedächtnis geblieben.“«
– die sie weinend heimgekehrt ist

»Erika im Schweinestall, wie sie mir hilf.«
– hilft

»Er richtete sich auf und presste den Rücken durch.«
– oder doch eher »streckte den Rücken durch«?

»„Das ist alles lange her. Erika ging und nahm einen Teil von uns mit.«
– fände besser: Erika ist gegangen und hat einen Teil von uns mitgenommen.

»Und als ich laut wurde und sie fragte, was hieraus alles werden soll, drehte sie sich um und ist einfach abgefahren.“«
– auch hier: laut geworden bin und sie gefragt habe, …, hat sie sich umgedreht …

»„Aber jetzt hat sie angerufen. Sie ist der Meinung, ich komme allein nicht mehr zurecht.“
Es war noch nicht Mittag, aber die Sonne stand hoch und die Hitze hatte schon wieder ihre Unschuld verloren. Aber für den Nachmittag«
– da sind gleich drei »aber«

»Doch was sollte sie tun, was hatte sie für Möglichkeiten?!«
– das Fragezeichen reicht

»„Für dich ist gesorgt, mein Freund. Ich habe jemandem Bescheid gesagt, er kümmert sich um dich.«
– statt »jemandem« fände ich es auch besser, wenn Du einen Namen einsetzt

»Ich freu’ mich, wirklich. In einer halben Stunde ist sie hier.“«
– freu ohne Apostroph

»So ging er ebenso vorsichtig wie er gekommen war den Weg zurück.«
– würde da Beistriche machen: So ging er, ebenso vorsichtig wie er gekommen war, den Weg zurück.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Moin Hanniball.

(In Zukunft erwarte ich zumindest mal einen kleinen Hinweis, wenn du dich in anderen Rubriken rumtreibst):D

Ich werde jetzt mal nicht auf die stellenweise noch auftretenden Rechtschreibfehlerchen eingehen, da das die liebe Susi ja schon getan hat, sondern einfach mal auf das Gefühl, das ich beim Lesen hatte, bzw. das die Geschichte bei mir hervorrief.

Zunächst einmal: Ich muss immer wieder feststellen, dass man auch ohne Füllwörter eine tiefe Geschichte schreiben kann. Toll!

Und, scheiße Mann (sorry), ich war der Alte! Nicht, dass ich mich schon so fühle, aber du hast es geschafft, dass ich in deine Geschichte hineinlebte.
Die Einsamkeit, der Verlust, das Alleinsein, all das war greifbar.

Die gewollte (?) Parallele alter Mann / Schaf und Tochter / alter Mann ging mir besonders nahe. Obwohl ich denke, der Alte hat ein besseres Verhältnis zu seinem Schaf als seine Tochter zu ihm. Doch sorgt auch sie letztendlich dafür, dass es dem Vater "gut" geht, dass er seinen abgegrenzten "Weideplatz" hat und seinen Pflock, der seinen Freiraum begrenzt.
Irgendwer (glaube Susi) stellte hier die Frage, warum das Schaf nicht frei herumlaufe, für mich las es sich durchaus als von dir beabsichtigt, um die eben scheinbare und doch nicht vorhandene Freiheit des Alten zu symbolisieren.
Aber vielleicht interpretiere ich auch viel zu viel hinein :shy:
Jaja, sowas bewirkst du mit deiner Geschichte.

Fazit: ein sehr melancholisches, lange nachhallendes Werk.

Gruß! Salem

 

Hallo Häferl und Salem!

Schönen Dank, dass Ihr euch mit der Story und seiner Thematik auseinander gesetzt habt und mir Tipps und Hinweise gabt!

Ich hatte gehofft, dass ich schon ein Ergebnis vermelden kann, da ich dies Teil ja eingesandt habe, ich habe aber noch keine Antwort bekommen.

Häferl: Dank für deine ausführlich Kritik, die Hinweise habe ich in größten Teilen übernommen, einfach weil sie mir recht erschienen.

und inhaltlich scheint mir doch etwas mehr drinzustecken, als auf den ersten Blick zu erkennen ist

Ja, tatsächlich. Auch mir fallen immer wieder Einzelheiten auf, die sich eröffnen, wenn man drüber nachsinnt.

Den Schluß empfinde ich auch als offen,

Und langsam aber sicher freunde ich mich mit dem Gedanken an, dass der Schluss tasächlich offen ist. Oder man ihn so sehen kann.


Salem, alter Haudegen!
Immer schön auf der Höhe bleiben!:D

Ich werde jetzt mal nicht auf die stellenweise noch auftretenden Rechtschreibfehlerchen eingehen, da das die liebe Susi ja schon getan hat

Genau, ich habe auch versucht, sie alle auszumerzen.

Ich muss immer wieder feststellen, dass man auch ohne Füllwörter eine tiefe Geschichte schreiben kann.

Ich wette, ich schaff es noch, dir meine Ansichten zu diesem Thema darzulegen, ein Meinugsaustausch dazu lohnt sich immer.

Die gewollte (?) Parallele alter Mann / Schaf und Tochter / alter Mann ging mir besonders nahe.

Nich gewollt und nicht gesehen, erst du hast mich drauf gestoßen. Ich hatte das Schaf genommen, um ihm einen Freund zu geben, einen unschuldigen, von dem er sich verabschieden kann. Aber du siehst, jeder interpretiert auf seine Weise: siehe Cerberus' Umgang mit dem Schaf.

Aber vielleicht interpretiere ich auch viel zu viel hinein
Jaja, sowas bewirkst du mit deiner Geschichte.

Du machst mich ganz betreten!

Dank euch beiden nochmal und

Viele Grüße von meiner Seite!

 

Ohne die Story nach oben pushen zu wollen, muss ich mich hier doch noch mal melden.

Bei besagtem Literatur-Wettbewerb habe ich mit dieser Geschichte den ersten Preis gewonnen. Mir ist bewusst, dass es sich um einen Regional-Wettbewerb handelt, aber die Konkurenz war nicht ohne!

Ich möchte euch danken, die mir so tatkräftig geholfen haben, das Teil hier zu trimmen und auf Vordermann zu bringen.

Dankeschön!

 

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