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Leimrute

Bas

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16.09.2018
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Leimrute

In der Klasse hatte keiner aufgepasst, auch ich nicht, und doch wusste ich als einziger die Antwort. Von da an war ich die Leimrute, Leimrute Oskar, weil es im Unterricht um den Vogelfang ging.
Ich war die Leimrute und vor allem ein großer Betrüger in den Augen meiner Klassenkameraden. Die mir vorwarfen, nur so zu tun als ob. Als ob Peders Achselfürze nicht spannender wären als der Unterricht. Die mir jetzt in den Pausen den aus dem Rachen hochgezogenen Rotz vor die Füße spuckten. Dieselben, mit denen ich eben noch befreundet gewesen war, riefen jetzt im Chor: Leimrute Schleimrute, wenn ich morgens das Klassenzimmer betrat. Weil du ein Schleimer bist, meinte Narve, und setzte sich neben Peder.

Passt, meinte der Stiefvater, also der Name. Weil ja tatsächlich alles Gesagte und Gehörte bei mir kleben blieb. Unheimlich, meinte er, sei das.
Vielleicht für einen, der jeden Tag aufs Neue vergisst, dass er von der Milch Sodbrennen kriegt, murmelte die Mutter.
Und dann wurde noch dies gemeint und das gemurmelt, bis zuletzt der Stiefvater mit milchweißer Oberlippe und zornesrotem Kopf den Hut nahm und die Tür ins Schloss krachen ließ.
Aber bisschen stimmt’s schon, eh? Schlaumeier, du, kicherte die Mutter und ging aus dem Raum.

Juna mochte Rotkehlchen und ich mochte Juna. Schon deshalb staunte ich über den selbstgemalten Vogel an der Tafel und saugte jedes Wort ihres Vortrags auf. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr mochte ich Rotkehlchen selbst, ich fragte den Stiefvater, ob er mir mehr erzählen konnte, ob es stimmte, dass Rotkehlchen wühlenden Schweinen folgten, um dann von ihrem Fressen zu stibitzen und warum sie in Ameisen badeten, aber er war ja immer noch verschnupft, weil ich ihn vor der Mutter bloßgestellt hatte. Seine Milch trank er jetzt im Stall, wenn keiner zusah, und er wagte es auch nicht mehr, über das Sodbrennen zu klagen. Aber ich sah ihm immer gleich an, wenn er wieder litt, konnte spüren, wie das Feuer seinen Rachen entlangkroch, und dann suchte ich lieber das Weite.

Nach der Schule ging ich in den Wald. Ich hatte herausgefunden, dass, wenn ich ganz still sitzen blieb, ich selbst zum Wald werden konnte. Denn während ich anfangs dachte, alleine zu sein – was mir gut gefiel, weil mein Kopf weniger verklebte, wenn ich allein war –, nahm ich, wenn ich nur lang genug still saß, überall Bewegung wahr. Hörte es summen und rascheln und pfeifen. Und manchmal sah ich ein Rotkehlchen aufblitzen, ein Tupfen Rot im Grün des Waldes.

Morgens, wenn der Nebel um die Stiefel waberte, winkte ich der Mutter im Weggehen zu, wie ich es immer tat. Doch sobald ich außer Sichtweite war, bog ich in den Wald ab. Dann wusste ich schon, dass es Ärger geben würde, wenn die Mutter die Lehrerin das nächste Mal im Laden traf, aber mit Ärger kannte ich mich aus. In der Schule landete die Spucke der anderen jetzt immer öfter auf der Jacke oder der Hose. Meistens, weil einer mich schubste, während ein anderer mir das Bein stellte. Manchmal aber auch einfach so, direkt aus Narves Mund zum Beispiel. Zehn Punkte pro Treffer, meinte Peder. Fünfzig in die Haare.

Wenn ich dann heimkam, schimpfte der Stiefvater. Eigentlich schimpfte er gar nicht, er sagte bloß, ach, der, aber das reichte schon, um zu wissen, was Sache war.
Deshalb ging ich in den Wald. Meistens alleine, manchmal mit Juna, zumindest stellte ich mir das vor, abends, wenn ich im Bett lag und schon lange schlafen sollte, wenn es vor dem Fenster pechschwarz war und man nichts mehr hörte außer dem Geklapper der Kühe im Stall. Wenn ich gerade noch mitbekam, wie der Stiefvater mit vollem Milchbauch leise die Tür schloss, bevor mir die Augen zufielen.

Ja, der Stiefvater trank jetzt so viel Milch, dass ich anfing, mir Sorgen um ihn und die Kälber zu machen. Denn wenn der Stiefvater bis spät in die Nacht Milch soff, dann bliebe für die Kälber ja nichts mehr übrig, dachte ich mir. Eigentlich wusste ich, dass das Blödsinn war, ich war ja kein Kind mehr. Trotzdem schlich ich eines Nachts in den Stall und da sah ich dann auch, was ich nicht sehen sollte, das, worüber ich kein Wort verlieren sollte, wenn ich nicht herausfinden wollte, ob es da draußen in der Welt noch einen Stiefvater gäbe, der dumm genug war, einen klugscheißenden Rumschnüffler durchzufüttern, eine kleine Pissnelke, die den ganzen Tag durch den Wald streunert und mit offenem Maul Löcher in die Luft glotzt, hohl wie die Milchkühe im Stall, nur zum Fressen und Scheißen gut, und jetzt schleich dich, du Mistratte! Und dann bekam er noch fünfzig Punkte.
Also schlich ich mich, zurück in die Stube, und fand so heraus, dass ich nicht der einzige war, der spät aufblieb. Aber die Mutter lag nicht im Bett und dachte an Juna. Sie saß bloß da, aufrecht, im Dunkeln, und schnaufte, dass es mir Angst machte.

Balder ist an der Mistel gestorben. Das haben wir in der Schule gelernt. Wo ich jetzt wieder hinging. Um den Stiefvater nicht weiter zu reizen. Weil ich die Mutter nicht wieder so schnaufen hören wollte.
Balder war der Sohn von Frigga und als Frigga um Balder weinte, verwandelten sich ihre Tränen in die Beeren der Mistel. Aber das war vor tausenden von Jahren, als es noch keine Schule gab, und zu meinem Glück gab es auch morgen keine Schule, weil morgen Weihnachten war.
Umso mehr sehnte ich mich nach Juna. Ich lag wach und stellte mir tausende Dinge vor, zum Beispiel, sie zu heiraten oder sie unter dem Mistelzweig zu küssen oder sogar das zu tun, was der Stiefvater mit der Bäckersfrau im Stall gemacht hatte. Vor der ich jetzt die Augen niederschlug, wenn die Mutter mich Brot kaufen schickte. Dabei war sie so schön, besonders in jener Nacht, mit ihren geröteten Wangen und dem verstrubbelten Haar, und manchmal dachte ich deshalb auch an sie, wenn ich nachts wach lag. Ich fand sie fast so schön wie das Rotkehlchen, das ich Juna zu Weihnachten schenken wollte.

Um die Stiefel waberte wieder die Nebelsuppe und darunter knirschte der Frost, als ich in den Wald stapfte. Ich rieb drei Stöcke mit Friggas Tränen ein und rammte sie in den Boden – zwei brachen ab, weil die Erde hartgefroren und ich seit dem Sommer groß und stark geworden war. Beim letzten klappte es. Und dann wurde ich Wald. Summend und pfeifend und raschelnd vor Kälte, und die einzige Bewegung kam von meinem Zittern und den kleinen Wölkchen, die aus meinem Mund aufstiegen, immer höher, bis sie von den Himmelswolken verschluckt wurden. So saß ich da, während sich an meiner Nasenspitze kleine Eiszapfen bildeten. Während mir kalt und wieder warm und dann beides zugleich wurde. Bis endlich ein roter Fleck durchs Grau blitzte und sich mitten auf Friggas Rute setzte.

Und kurz war es schön. Kurz sah ich mich an Junas Tür klopfen, sah mich ihr das Geschenk überreichen, sah uns küssend im Stall und dann heiraten.
Doch dann sah ich, was wirklich geschah, sah das Rotkehlchen panisch mit den Flügeln schlagen, sah, wie die Flügel an der Rute kleben blieben und die ersten Federn ausgerissen wurden. Und ich stürmte los, ich wollte das kleine Tier ja bloß beruhigen, aber stattdessen verdrehten und verschlangen wir uns wie im Kampf und dann sah ich, wie das Bein losgelöst vom pulsierenden Körper am Stock klebte. Wie ein kleiner Zweig, der aus dem Ast ragt und statt Blättern wuchsen Fleisch und Federn daran und der Vogel schlug wie wild mit seinen Flügeln und die Flügel klebten an meiner Hand fest, und von da an war alles eins – Federn, Vogel, Rute, Hand, und mein Kopf verklebte so schlimm, dass ich zuschlug, dass ich das, was da an meiner Hand klebte, gegen den Waldboden schlug, um es los zu sein, und weil es nicht half, nahm ich den Stiefel dazu, drückte mit der dicken, matschigen Sohle den fedrigen Klumpen auf die frostige Erde, schabte ihn von der Hand und dann rannte ich, und ich wäre lieber Balder gewesen als Oskar, lieber Wald als ich.

 

Hallo @Bas!

Das ist: Fucking gut!
Was kann ich groß sagen? Du hast einen nicht alltäglichen Schreibstil, und das meine ich im besten Sinn. Das zog mich sofort rein und sog mich bis zum Ende. Hut ab!

Anbei ein paar Kleinigkeiten:

Ich war die Leimrute und vor allem ein großer Betrüger in den Augen meiner Klassenkameraden.
Warum Betrüger? Das leuchtet mir nicht ganz ein, weil sie ihn dann ja als Schleimer beschimpfen.

Die mir jetzt in den Pausen den aus dem Rachen hochgezogenen Rotz vor die Füße spuckten.
von da an

Dieselben, mit denen ich gerade eben noch befreundet gewesen war, riefen jetzt im Chor: Leimrute Schleimrute, wenn ich morgens das Klassenzimmer betrat.
Könnte weg.

Und dann wurde noch dies gemeint und das gemurmelt, bis zuletzt der Stiefvater mit milchweißer Oberlippe und zornesrotem Kopf den Hut nahm und die Tür ins Schloss krachen ließ.

Aber bisschen stimmt’s schon, eh? Schlaumeier, du, kicherte die Mutter dann noch und ging ins Bett.

Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr mochte ich RotkehlchenPUNKT selbst, Ich fragte den Stiefvater, ob er mir mehr erzählen konnte, ob es stimmte, dass Rotkehlchen wühlenden Schweine folgten, um dann von ihrem Fressen zu stibitzen und warum sie in Ameisen badeten, aber er war ja immer noch verschnupft, weil ich ihn vor der Mutter bloßgestellt hatte.
Schweinen

Seine Milch trank er jetzt im Stall, wenn keiner zusah und er wagte es auch nicht mehr, über das Sodbrennen zu klagen.
Aber ich sah ihm immer gleich an, wenn er wieder litt, konnte spüren, wie das Feuer seinen Rachen entlangkroch, und dann suchte ich lieber das Weite.

Morgens, wenn der Nebel um die Stiefel waberte, winkte ich der Mutter im Weggehen zu, wie ich es immer tat.

Doch sobald ich außer Sichtweite war, bog ich in wieder den Wald ab. Dann wusste ich schon, dass es Ärger geben würde, wenn ich am Mittag heimkam und die Lehrerin angerufen hattePunkt Aber Ärger war ich ja gewohnt.

außer dem Geklapper der Kühe im Stall.
Klappern will für mich nicht recht zu den Kühen im Stahl passen.

Ja, der Stiefvater trank jetzt so viel Milch, dass ich anfing, mir Sorgen um ihn und um die Kälber zu machen.

rotzdem schlich ich eines Nachts in den Stall und da sah ich dann auch, was ich nicht sehen sollte, das, worüber ich kein Wort verlieren sollte, wenn ich herausfinden wollte, ob es da draußen in der Welt noch einen Stiefvater gäbe, der dumm genug war, einen klugscheißenden Rumschnüffler durchzufüttern, eine kleine Pissnelke, die den ganzen Tag durch den Wald streunert und mit offenem Maul Löcher in die Luft glotzt, statt zu lernen, hohl wie die Milchkühe da hinten im Stall, nur zum Fressen und Scheißen gut, und jetzt schleich dich, du Mistratte! Und dann bekam er noch fünfzig Punkte.
Brilliant!

Also schlich ich mich, zurück in die Stube, und fand so heraus, dass ich nicht der einzige war, der spät aufblieb.

Umso mehr sehnte ich mich aber nach Juna.

Während mir kalt und wieder warm und dann beides gleichzeitig wurde.
zugleich

Und kurz war es es schön.

Doch dann sah ich, was wirklich geschahPUNKT Ich sah das Rotkehlchen panisch mit den Flügeln schlagen, sah, wie die Flügel an der Rute kleben blieben und die ersten Federn ausgerissen wurden.

Und ich stürmte los und ich wollte das kleine Tier ja bloß beruhigen, aber stattdessen verdrehten und verschlangen wir uns wie im Kampf und dann sah ich, wie das Bein losgelöst vom pulsierenden Körper am Stock kleben blieb.

Alles Geschmaksache, Feinheiten. Vielleicht passt etwas davon für dich.

Sehr gern gelesen, danke für diese Geschichte!

Gruß,
Sammis

 

Hallo Bas,

hab´s zwei Mal gelesen - einmal, um die Geschichte im Zusammenhang zu verstehen, ein zweites Mal, um den Satzbau, die Ausdrucksweise, das Spiel der Worte zu genießen. Manchmal fühlte ich komplett den kleinen Oskar, dann wieder einen Erwachsenen, der versuchte, wie ein Kind zu "sehen" - ich weiß, das ist schwer. Auch die Situation, das Leben auf so einem Hof zu jener Zeit ... ein bisschen roh, ein bisschen rau, ein wenig seltsam und voller unerklärbarer Situationen für einen kleinen Jungen. Du hast das meisterhaft gelöst und ich genoss jeden Satz und ich muss Dir nicht sagen, dass mir dieses i-Tüpfelchen fehlte. Nein, nicht perfekt machen, nur ein wenig ruhen lassen - zwei, drei Wochen - dann nochmals lesen und nachbessern, wenn möglich. Trotz allem ein absoluter Lesespaß!
Beste Grüße
Detlev

 

Moin @Bas ,

Eine sehr bildreiche Geschichte, bei mir gab es einen tollen Film im Kopf, das machst du richtig schön. Das erste Lesen hat mich gut durchgezogen, zwei Fragen sind aber auch nach drei Durchgängen für mich persönlich nicht ausreichend geklärt.
Was ist die Antwort im ersten Absatz, die ihn zum Streber deklariert?
Wie alt ist der junge Mann?
Ich hab ein paar Kleinigkeiten rauszitiert ...

In der Klasse hatte keiner aufgepasst, auch ich nicht, und doch wusste ich als einziger die Antwort. Von da an war ich die Leimrute, Leimrute Oskar, weil es im Unterricht um den Vogelfang ging.
Gefühlt ist es der Beitrag über das Rotkehlchen und er wusste das mitt den Leimruten. Dann stimmt für mich aber die Erzählreihenfolge nicht. Also doch was anderes. Wahrscheinlich geht es auch nur mir so, also warte ab, es ist nicht so entscheidend.

vor allem ein großer Betrüger in den Augen
Das Wort Betrüger bräuchte für mich eine Erklärung - wissen des Vaters, gegoogelt, ....

Vielleicht für einen, der jeden Tag aufs Neue vergisst, dass er von der Milch Sodbrennen kriegt,
Nette Beschreibung. Eine Frage: gibt es Sodbrennen nach Milch? Bei mir hilft es dagegen :confused:

Schlaumeier, du, kicherte die Mutter dann noch und ging ins Bett.
Ich denke, hier kommt mein Gefühl für das Alter des protas ins Schleudern - 10-12 war mein Eindruck, aber hier geht die Mutter vor ihm zu Bett.

Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr mochte ich Rotkehlchen selbst, ich fragte den Stiefvater, ob er mir mehr erzählen
Gefühlt fände ich: ich selbst Rotkehlchen lieber, besser

Und manchmal sah ich ein Rotkehlchen aufblitzen, ein Tupfen Rot im Grün des Waldes.
Verhalten die sich im Wald anders? Hier in der Gärtnerei sind es die zutraulichsten Gesellen. Sitzen gerne einen halben Meter neben mir und warten auf einen Wurm.

Morgens, wenn der Nebel um die Stiefel waberte, winkte ich der Mutter im Weggehen zu
Wabert ist ein tolles Wort!
'Der' Mutter schafft viel Abstand, klingt wie irgendeine andere ...

Meistens alleine, manchmal aber auch mit Juna, zumindest stellt ich mir das vor, abends, wenn ich im Bett lag und schon lange schlafen sollte,
Süss! Ist er doch schon älter? Aber dann passt die schupserei nicht. Okay, keine Ahnung, ab wann Jungs träumen

Geklapper der Kühe
Hört sich nach sehr ausgehungerten Gerippen an. Die Ohrmarken an die Stallgestänge klappern? Oder etwas anderes präzises.

Eigentlich wusste ich, dass das Blödsinn war, ich war ja kein Kind mehr. Trotzdem schlich ich eines Nachts in den Stall und da sah ich dann auch, was ich nicht sehen sollte, das, worüber ich kein Wort verlieren sollte, wenn ich herausfinden wollte, ob es da draußen in der Welt noch einen Stiefvater gäbe, der dumm genug war, einen klugscheißenden Rumschnüffler durchzufüttern, eine kleine Pissnelke, die den ganzen Tag durch den Wald streunert und mit offenem Maul Löcher in die Luft glotzt, statt zu lernen, hohl wie die Milchkühe da hinten im Stall, nur zum Fressen und Scheißen gut, und jetzt schleich dich, du Mistratte! Und dann bekam er noch fünfzig Punkte.
Herrlich! Der arme Kerl! Willst am Ende wir6sagen, dass sein Vater ihn anspuckt? Puh - wann und wo spielt das denn?

Sie saß bloß da, aufrecht, im Dunkeln, und schnaufte, dass es mir Angst machte.
Okay, meine Fantasie geht mir mir durch - sie hat auch einen Lover 😂
Also, ich denke eher, sie schmiegt oder schluchzt, weil sie halt weiß, was los ist

Balder ist an der Mistel gestorben. Das haben wir in der Schule gelernt. Wo ich jetzt wieder hinging
Spricht auch dagegen, dass die Leimruten der Auslöser waren, denn es klingt, also ob sie die mistelsage gerade behandelte.

Um die Stiefel waberte wieder die Nebelsuppe und darunter knirschte der Frost,
Wie gesagt, ich.mag wabern, aber es ist auch sehr auffällig. Vielleicht schweben, ziehen ....

Summend und pfeifend und raschelnd vor Kälte, und die einzige Bewegung kam von meinem Zittern und den kleinen Wölkchen, die mir aus dem Mund aufstiegen, immer höher, bis sie von den Himmelswolken verschluckt wurden. So saß ich da, während sich an meiner Nasenspitze kleine Eiszapfen bildeten. Während mir kalt und wieder warm und dann beides gleichzeitig wurde.
Sehr schön dargestellt!

Doch dann sah ich, was wirklich geschah, ich sah das Rotkehlchen panisch mit den Flügeln schlagen, sah, wie die Flügel an der Rute kleben blieben
Ich gestehe, hab erstmal gegoogelt, denn so ganz glauben wollte ich es nicht. Andererseits weiss ich, dass du bei sowas genau bist. Heisst dass, es werden wirklich Beine ausgerissen? Gruselig!

Federn, Vogel, Rute, Hand, und mein Kopf verklebte so schlimm, dass ich zuschlug, dass ich das, was an meiner Hand klebte, gegen den Waldboden schlug, um es los zu sein, und weil es nicht half, nahm ich den Stiefel dazu, drückte mit der dicken, matschigen Sohle den fedrigen Klumpen auf die frostige Erde, schabte ihn von meiner Hand und dann rannte ich, und ich wäre lieber Balder gewesen als Oskar, lieber Wald als ich.
Ich finde den Schluss sehr gut (und das von jemandem, die Happyend liebt). Nur der letzte Teil schwächt es für mich, denn dass unser Protagonist Oskar heisst, wird hier denke ich erstmals erwähnt und es klingt eher nach einem Witz, denn der Bezug zum sterben ist echt lange her.

Anscheinend habe ich vergessen zu zitieren. Zweiter/dritter Absatz in etwa: bei Vortrag fehlt ein 'r' .

Danke Bas für die Unterhaltung auf einer langen Autofahrt.
Liebe Grüße
Witch

 

Hallo @Sammis,

Das ist: Fucking gut!
Was kann ich groß sagen? Du hast einen nicht alltäglichen Schreibstil, und das meine ich im besten Sinn. Das zog mich sofort rein und sog mich bis zum Ende. Hut ab!

Wenn man über ein Jahr nicht mehr geschrieben hat, dann tut sowas ungemein gut. Freut mich sehr.

Warum Betrüger? Das leuchtet mir nicht ganz ein, weil sie ihn dann ja als Schleimer beschimpfen.

Da muss ich wohl entweder die Wortwahl überdenken oder tiefer gehen. Ich habe bei Oskar einen sehr aufmerksamen Kerl vor Augen, überaufmerksam vielleicht, so, dass es sich für den Rest der Klasse wie ein Betrug anfühlt, dass er dann ja offensichtlich doch dem Unterricht folgt, obwohl er ja vorgibt, nicht aufzupassen. Keiner hat für den Test gelernt, auch Oskar nicht, aber alle außer ihm haben eine sechs - so in der Art. Aber ja, das wird nicht deutlich, ist rot markiert.

Ich habe einige deiner Feinheiten übernommen, vielen Dank dafür, und überhaupt fürs Lesen und Kommentieren!

Hallo @Detlev und auch dir vielen Dank fürs Vorbeischauen :) Und für die wohlwollenden Worte - freut mich sehr, dass du deine Freude an der Geschichte hattest.

und ich muss Dir nicht sagen, dass mir dieses i-Tüpfelchen fehlte. Nein, nicht perfekt machen, nur ein wenig ruhen lassen - zwei, drei Wochen - dann nochmals lesen und nachbessern, wenn möglich.

Wie schon erwähnt habe ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr geschrieben ... Gestern überkams mich und ich hab mir noch gesagt, nein, nicht direkt Teilen, erstmal ruhen lassen, ich spür doch, dass es da haufenweise verbesserungswürdige Stellen gibt ... Na, die Freude war dann doch zu groß, ums für mich zu behalten. Aber ich bin gewillt (mit eurer Hilfe) nach dem fehlenden i-Tüpfchelchen zu suchen.

Hallo @greenwitch,

schön, von dir zu lesen :) Ich habe hier zuletzt nicht so oft reingeschaut, wie ich gerne würde, dein Romanprojekt habe ich aber wahrgenommen und bin gespannt und wünsche dir gutes Gelingen!

Was ist die Antwort im ersten Absatz, die ihn zum Streber deklariert?

Leimrute! Aber auch das kann man wohl gut überlesen, roter Marker ist gezückt ...

Wie alt ist der junge Mann?

Puh, keine Ahnung. Wohl so alt, wie man ist, wenn es anfängt, kompliziert zu werden. Du hast das deine Irritation ja unter anderem daran festgemacht, dass die Mutter vor ihm ins Bett geht - da habe ich sie jetzt vorerst einfach aus dem Raum gehen lassen.

Gefühlt ist es der Beitrag über das Rotkehlchen und er wusste das mitt den Leimruten. Dann stimmt für mich aber die Erzählreihenfolge nicht. Also doch was anderes. Wahrscheinlich geht es auch nur mir so, also warte ab, es ist nicht so entscheidend.

Nein, das hatte erst mal nichts miteinander zu tun. Es geht um den Vogelfang, die Leimruten werden erwähnt, keiner passt auf, außer eben Oskar, und später, vermutlich, weil Vögel gerade Thema sind, hält Juna ihren Vortrag.

Nette Beschreibung. Eine Frage: gibt es Sodbrennen nach Milch? Bei mir hilft es dagegen :confused:

Ich bin einfach mal davon ausgegangen, weil Milch bei mir persönlich alle nur möglichen Gemeinheiten verursacht :D Aber eine kurze Googleanfrage später sieht sie Sache schon weniger eindeutig aus ... Rot markiert.

Verhalten die sich im Wald anders? Hier in der Gärtnerei sind es die zutraulichsten Gesellen. Sitzen gerne einen halben Meter neben mir und warten auf einen Wurm.

Ich bin leider Gottes ein elender Stadtmensch, aber wenn ich mich dann doch mal in den Wald verirre, dann ist das für mich schon ein Ereignis, wenn da so ein dick aufgeplustertes Rotkehlchen im Busch auftaucht. Passiert also nicht ständig, verfolgen tun sie mich jedenfalls nicht. Sollte mir vielleicht mal Würmer einstecken ...

'Der' Mutter schafft viel Abstand, klingt wie irgendeine andere ...

Ist markiert. Zuerst war die Mutter die Oma und der Stiefvater der Opa. Dann hab ich mich doch umentschieden. Mama schien mir aber zu ... vertraut. Ich spüre schon eine gute Portion Distanz zwischen Oskar und ... quasi jedem, deshalb gefiel mir "die Mutter" ganz gut.

Süss! Ist er doch schon älter? Aber dann passt die schupserei nicht. Okay, keine Ahnung, ab wann Jungs träumen

Ich kann mich gut erinnern, wie ich mir in der ersten Klasse vorgestellt habe, wie schön es doch wäre, nach der Schule Hand in Hand mit Sandra nach Hause zu laufen ... Die Träumerei geht also schon früh los :shy:

Hört sich nach sehr ausgehungerten Gerippen an. Die Ohrmarken an die Stallgestänge klappern? Oder etwas anderes präzises.

Wie gesagt, Stadtmensch, ich dachte dabei an die ... ja, Gestänge ist wohl das richtige Wort, durch das die Kühe ihren Kopf strecken, um ans Stroh zu kommen. Nur das Wort ist mir nicht eingefallen, deshalb wurds unpräzise. Ist markiert.

Also, ich denke eher, sie schmiegt oder schluchzt, weil sie halt weiß, was los ist

Ich hatte da so ein schweren Schnaufen im Ohr, wie mans von (sich anbahnenden) Panikattacken kennt. Ausgelöst dadurch, dass sie wohl mitbekommen hat, was draußen vor sich ging. Aber da schau ich auch noch mal drüber.

Spricht auch dagegen, dass die Leimruten der Auslöser waren, denn es klingt, also ob sie die mistelsage gerade behandelte.

Auslöser wofür?

Nur der letzte Teil schwächt es für mich, denn dass unser Protagonist Oskar heisst, wird hier denke ich erstmals erwähnt und es klingt eher nach einem Witz, denn der Bezug zum sterben ist echt lange her.

Dass er Oskar heißt, wird gleich am Anfang erwähnt - vielleicht schon zu lange her an der Stelle, als dass es sich bei dir festsetzen konnte. Und was meinst du mit dem Bezug zum Sterben? Bin ein wenig langsam heute, kopfmäßig :shy: Ich schau's mir jedenfalls noch mal an, vielleicht reicht es ja schon, ihn rennen zu lassen.

Danke Bas für die Unterhaltung auf einer langen Autofahrt.

Danke dir für deine Zeit! Nächstes mal aber wieder auf die Straße achten! Kann schiefgehen. :Pfeif:

Bas

 

Hallo Bas,
Was soll ich sagen, sehr gekonnt, die Geschichte, sehr bildreich, löst Kopfkino aus.
Sehr lobenswert, wie du die Geschcihte erzählst, ohne zu bewerten, einfach das Kino an machst, ohne unnötige Erklärungen.
Einzige kleine Verbesserungsmöglichkeit: Oskar Aussehen und alter bleibt blass: Du gibts hinweise, aber ich schwanke zwischen pubertierendem 13 Jährigen und doch nur 9 Jahre altem Besserwisser


LG
Bernhard

 

Eine gänzlich andere Schreibe von Klassen- und Schülerliteratur, jenseits der „Lümmel von der letzten Bank“ und selbst der „Feuerzangenbowle“ -

und schön, mal wieder was von Dear zu lesen,

lieber Bas,

aber liegt das Schicksal Deines (Anti-)Helden

Leimrute Oskar
nicht schon in der Bedeutung seines Namens verschlossen : „Oskar“, anord. „Ásgæir“, Ase (Gott) und „geir“ [Speer], da hat man einen Vorsprung, nicht nur im Wissen ... -
ein Vorsprung nach altem Glauben des Nomen est Omen (dies schreibend fällt mir ein: Gab es nicht vordem nicht schon einen Auftritt „Oskars“?

Doch wer will schon freiwillig Baldr sein, der um dessen Schicksal weiß)

Bissken Trivialeres

Seine Milch trank er jetzt im Stall, wenn keiner zusah[,] und er wagte es auch nicht mehr, über das Sodbrennen zu klagen.
...
Ich hatte herausgefunden, dass, wenn ich ganz still sitzen blieb, ich selbst zum Wald werden konnte.

Deshalb ging ich lieber in den Wald. Meistens alleine, manchmal aber auch mit Juna, zumindest stellt[e] ich mir das vor, …

Denn wenn der Stiefvater bis spät in die Nacht Milch soff, dann bliebe für die Kälber ja nichts mehr übrig, dachte ich mir.
Wem denn sonst?

... sein, und weil es nicht half, nahm ich den Stiefel dazu, drückte mit der dicken, matschigen Sohle den fedrigen Klumpen auf die frostige Erde, schabte ihn von meiner Hand und dann rannte ich, und ich wäre lieber Balder gewesen als Oskar, lieber Wald als ich.

Gern gelesen & ein schönes Wochenende

Friedel

 

Hi lieber @Bas,

an sich hab ich mir ja so ein paar Texte hier in Forum noch vorgemerkt, zu denen ich eigentlich was sagen wollte, aber jetzt bist du mir dazwischengekommen, das hat Vorrang. Bestimmt auch, weil die anderen Texte sowieso schon älter sind, während dieser frisch ist, aber vor allem einfach, weil du der Bas bist.

Passt alles an dem Text, für mich jedenfalls. Das ist für den Kommtator auch ein Vorteil, weil Zeit ja immer knapp ist, und das ist dann schnell gesagt. In Lobeshymnen bin ich oft nicht so gut, mir kommt das immer ganz schnell hohl vor, wenn ich welche schreibe oder dazu ansetze, obwohl es mir umgekehrt viel weniger schnell hohl vorkommt, wenn ich welche lese - kann man wahrscheinlich nicht viel machen, ist halt so. Wenn es anders wäre, würde ich jetzt eine versuchen. Besonders auch auf den Schluss, gelungenes pointiertes Ende, dass das ist.
Und da hab ich dann doch auch einen einzigen möglichen Änderungsvorschlag, nämlich:

schabte ihn von meiner Hand und dann rannte ich, und ich wäre lieber Balder gewesen als Oskar, lieber Wald als ich.
- find ich sehr schön komponiert, aber besser mit einem "ich" weniger:
"schabte ihn von meiner Hand und dann rannte ich, und ich wäre lieber Balder gewesen als Oskar, lieber Wald als ich."
- oder (aber eher weniger gut ...):
"schabte ihn von meiner Hand und dann rannte ich, und ich wäre lieber Balder gewesen als Oskar, lieber Wald als ich."
Oder noch anders, vielleicht auch was umstellen, damit der Rhythmus nicht leidet, was er in der ersten vorgeschlagenen Variante doch irgendwie tut. Jedenfalls finde ich es einen gewissen Einsatz wert, das eine oder das andere "ich" loszuwerden, und am liebsten eben das mittlere.

Schönen Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Bas, nur kurz auf die letzten Punkte:

Spricht auch dagegen, dass die Leimruten der Auslöser waren, denn es klingt, also ob sie die mistelsage gerade behandelte.
Auslöser wofür?
Schlecht formuliert von mir - ich meine den "Auslöser" für die Situation in der Schule, also Deine Einstiegssituation. Irgendwo hatte sich bei mir der Gedanke an eine logische Abfolge festgesetzt, aber das braucht es überhaupt nicht.

Nur der letzte Teil schwächt es für mich, denn dass unser Protagonist Oskar heisst, wird hier denke ich erstmals erwähnt und es klingt eher nach einem Witz, denn der Bezug zum sterben ist echt lange her.
Dass er Oskar heißt, wird gleich am Anfang erwähnt - vielleicht schon zu lange her an der Stelle, als dass es sich bei dir festsetzen konnte. Und was meinst du mit dem Bezug zum Sterben? Bin ein wenig langsam heute, kopfmäßig
Sorry, den Oskar hatte ich glatt überlesen. Du führst den Mistel-Absatz ein, mit dem Satz: "Balder ist an der Mistel gestorben"
Wenn Du dann sagst, er wäre lieber Balder, dann hieß das für mich: Ich würde lieber sterben. Weniger im wahrsten Sinne, eher dieses der Peinlichkeit oder hier halt dem Unglück der Situation geschuldet.

Nächstes mal aber wieder auf die Straße achten! Kann schiefgehen. :Pfeif:
Es hing ein Anhänger hinterm Bus, da passe ich beim Fahren und als Beifahrerin komme ich morgen auf der Rückfahrt vielleicht mal wieder zu meinem eigenen Projekt - das Expose hat harte Schwachstellen, da liegt noch viel Arbeit vor mir.

Dir einen schönen Wochenstart
witch

 

Hallo @Bas,
tolle Geschichte, liest sich stimmig und flüssig; tolles Kopfkino.

Und dann wurde noch dies gemeint und das gemurmelt, bis zuletzt der Stiefvater mit milchweißer Oberlippe und zornesrotem Kopf den Hut nahm und die Tür ins Schloss krachen ließ.
Gefällt mir, wie du dich auf die vorherige Konversation zwischen Stiefvater und Mutter beziehst.
Ich hatte herausgefunden, dass, wenn ich ganz still sitzen blieb, ich selbst zum Wald werden konnte.
Tolles Bild!
Und kurz war es es schön. Kurz sah ich mich an Junas Tür klopfen,
Ein "es" zu viel.
Und ich stürmte los und ich wollte das kleine Tier ja bloß beruhigen,
Vielleicht: Und ich stürmte los; ich wollte das kleine Tier ...
und weil es nicht half, nahm ich den Stiefel dazu, drückte mit der dicken, matschigen Sohle den fedrigen Klumpen auf die frostige Erde,
Eigentlich für mich zu viele Adjektive, aber trotzdem finde ich, hier passt es:).

Im letzten Absatz sind für mich gefühlt zu viele ´und´.

Sehr gerne gelesen!

Viele Grüße,
Kerzenschein

 

Hi @Bas,

freut mich, mal wieder was von dir lesen zu können.
Ein trauriger Text ist es geworden. Die Erzählstimme des Erzählers ist dir gut gelungen, die nehme ich dem Text voll ab. Auch das Ende hat mir gut gefallen. Also insgesamt ein gelungener Text.

In der Klasse hatte keiner aufgepasst, auch ich nicht, und doch wusste ich als einziger die Antwort. Von da an war ich die Leimrute, Leimrute Oskar, weil es im Unterricht um den Vogelfang ging.
Ich war die Leimrute und vor allem ein großer Betrüger in den Augen meiner Klassenkameraden. Die mir jetzt in den Pausen den aus dem Rachen hochgezogenen Rotz vor die Füße spuckten. Dieselben, mit denen ich eben noch befreundet gewesen war, riefen jetzt im Chor: Leimrute Schleimrute, wenn ich morgens das Klassenzimmer betrat. Weil du ein Schleimer bist, meinte Narve, und setzte sich neben Peder.
Die Begründung dafür, dass ihn seine Klassenkameraden hassen, könnte man vielleicht noch ein bisschen ausbauen. Vielleicht könnten ihm die Klasserkameraden vorwerfen, dass er immer nur so tut, als würde er nicht im Unterricht aufpassen. Wenn so eine Situation schon mehrmals vorgekommen ist, wäre das Mobbing noch ein bisschen nachvollziehbarer.

Beste Grüße
Klamm

 

Hey @Bernhard,

Was soll ich sagen, sehr gekonnt, die Geschichte, sehr bildreich, löst Kopfkino aus.
Sehr lobenswert, wie du die Geschcihte erzählst, ohne zu bewerten, einfach das Kino an machst, ohne unnötige Erklärungen.

Freut mich, dass du das so siehst :)

Einzige kleine Verbesserungsmöglichkeit: Oskar Aussehen und alter bleibt blass: Du gibts hinweise, aber ich schwanke zwischen pubertierendem 13 Jährigen und doch nur 9 Jahre altem Besserwisser

Ja, ich sehe schon, wie der Eindruck entstehen kann. Ich werde die Geschichte mit ein paar Tagen Abstand noch mal grundsanieren, dann werde ich auch da gezielt drauf achten - danke für den Hinweis!

Und was wäre eine Geschichte hier ohne @Friedrichard 'sche Flusenlese + Aufklärung über die Namensherkunft - freut mich, dass du vorbeischaust :)

Gab es nicht vordem nicht schon einen Auftritt „Oskars“?

Nein, zumindest nicht unter dem Name. Aber um ehrlich zu sein sind viele der Leutchen, über die ich so schreibe, doch recht ähnlich verlanlagt, da kann es schon mal zu Verwechslungen kommen ...

Hey @erdbeerschorsch,

In Lobeshymnen bin ich oft nicht so gut, mir kommt das immer ganz schnell hohl vor, wenn ich welche schreibe oder dazu ansetze, obwohl es mir umgekehrt viel weniger schnell hohl vorkommt, wenn ich welche lese - kann man wahrscheinlich nicht viel machen, ist halt so. Wenn es anders wäre, würde ich jetzt eine versuchen.

Weiß ich sehr zu schätzen - auch wenn mir die Antwort darauf nicht weniger leicht fällt, denn was bleibt mir da groß übrig, außer: Danke? Aber auch, wenn ich mich vor so einem Lob am liebsten wegducken würde ... bedeutet mir das doch sehr viel. Und besonders auch von dir, denn man "läuft" sich hier ja schon seit Jahren über den Weg und wenn ein alter Freund einem auf die Schulter klopft, dann ist das extra schön.

Oder noch anders, vielleicht auch was umstellen, damit der Rhythmus nicht leidet, was er in der ersten vorgeschlagenen Variante doch irgendwie tut. Jedenfalls finde ich es einen gewissen Einsatz wert, das eine oder das andere "ich" loszuwerden, und am liebsten eben das mittlere.

Ja, sehe ich ähnlich wie du, und auch da werde ich mit ein paar Tagen Abstand noch mal draufschauen. Wenn der Text ein Song wäre, dann wäre da eindeutig noch ein schiefer Ton rauszuhören ... Ich hör mal genau hin.

Vielen Dank euch für euren Input!

Bas

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Bas ,


du malst wunderschöne Bilder in deiner Geschichte, wenn sie auch eine harte Realität bilden.
Das hier

Summend und pfeifend und raschelnd vor Kälte, und die einzige Bewegung kam von meinem Zittern und den kleinen Wölkchen, die aus meinem Mund aufstiegen, immer höher, bis sie von den Himmelswolken verschluckt wurden.
ist mein Favorit.
Da hat einer ein schweres Leben im alltäglichen Wahnsinn. Leben wird, glaube ich, ziemlich früh kompliziert und das süßliche Bild von Kindheiten ist doch oft sehr geschönt. Auch da wurde es meist bereits eben kompliziert.
Der Schönheit des Ganzen hast du aber im Sprachlichen Rechnung getragen.
In der Klasse hatte keiner aufgepasst, auch ich nicht, und doch wusste ich als einziger die Antwort. Von da an war ich die Leimrute, Leimrute Oskar, weil es im Unterricht um den Vogelfang ging.
Es ist hart, wie schnell es gehen kann. Als Erwachsener würde man meist sagen, "Wenn sie dir wegen sowas die Freundschaft kündigen, war es eben keine gute Freundschaft", aber das Leiden des Gemiedenen und Gequälten ist ja real.
Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr mochte ich selbst Rotkehlchen, ich fragte den Stiefvater, ob er mir mehr erzählen konnte, ob es stimmte, dass Rotkehlchen wühlenden Schweinen folgten, um dann von ihrem Fressen zu stibitzen und warum sie in Ameisen badeten, aber er war ja immer noch verschnupft, weil ich ihn vor der Mutter bloßgestellt hatte.
Dazu gibt's Mehreres: ich find's bewundernswert, wie gut du lange Satzgefüge zu gestalten und präsentieren weißt, das kann bei Leibe nicht jeder. Außerdem gefällt mir, wie du die Sprache des Prot gestaltet hast ("... von ihrem Fressen zu stibitzen..."), das fühlt sich als Sprache eines Jungen sehr realistisch und vertraut an und du hast es ganz natürlich eingebaut. Und ich habe völlig vergessen, warum sich manche Vögel einemsen. :shy: Kurios, dass es in deiner Geschichte auftaucht, das ist mir sonst noch nirgends in erzählender Prosa oder Lyrik begegnet.
Und final: Alle anderen haben den letzten Satz des Absatzes verstanden, ich aber nicht, deshalb muss ich fragen. Hat nicht die Mutter den Stiefvater vor dem Kind bloßgestellt? :confused:
War es nicht das Gemurmelte mit der Milch, das das Milchfass zum Überlaufen gebracht hat?
Denn während ich anfangs dachte, alleine zu sein – was mir gut gefiel, weil mein Kopf weniger verklebte, wenn ich allein war –, nahm ich, wenn ich nur lang genug still saß, überall Bewegung wahr. Hörte es summen und rascheln und pfeifen.
Das finde ich ein schönes Bild, und du hast es so gestaltet, dass es im Innern auftauchen und klingen kann, wenn man es liest. Mit Rascheln und Pfeifen.
Dann wusste ich schon, dass es Ärger geben würde, wenn ich am Mittag heimkam und die Lehrerin angerufen hatte, aber mit Ärger kannte ich mich aus.
Das bildet ziemlich gut ab, wie klein die Welt sein mag, in der der Prot lebt. In ihrer stellenweisen Härte inhaltlich hat es mich ein wenig an "Schlafes Bruder" erinnert und ich habe mich gefragt, in welcher Zeit es wohl spielen mag. Herausgekommen ist für mein Lesen: vielleicht 19. Jahrhundert. Allerdings denke ich, dass es nach wie vor so stattfinden könnte im sehr ländlichen Bereich.
Aber die Mutter lag nicht im Bett und dachte an Juna. Sie saß bloß da, aufrecht, im Dunkeln, und schnaufte, dass es mir Angst machte.
Da hat es eine Weile gedauert, mittlerweile entsteht im Lesen der Geschichte aber ein sehr genaues Schnaufen, eine bestimmte Art von Schnaufen, die mir erzählt, wie es der Mutter gerade gehen mag.
Vor der ich jetzt die Augen niederschlug, wenn die Mutter mich Brot kaufen schickte. Dabei war sie so schön, besonders in jener Nacht, mit ihren geröteten Wangen und dem verstrubbelten Haar, und manchmal dachte ich deshalb auch an sie, wenn ich nachts wach lag.
Das ist echt herrlich, weil es so schön zeigt, dass etwas, das man eigentlich nicht darf, einen im Rezipieren aber trotzdem mit etwas nahezu Heiligem füllen kann, wie den Jungen.
Das dramatische Ende ist wirklich furchtbar und bebildert nochmal alle Verklebungen und Gewaltsamkeiten der handelnden Figuren untereinander.

Gern gelesen und viele Grüße,
Helen

 

Hallo @Kerzenschein,

und danke für deinen Kommentar. Ich habe einige der kleinen Verbesserungsvorschläge übernommen :)

Hallo @Klamm,

auch dir vielen Dank fürs Vorbeischauen.

Die Begründung dafür, dass ihn seine Klassenkameraden hassen, könnte man vielleicht noch ein bisschen ausbauen. Vielleicht könnten ihm die Klasserkameraden vorwerfen, dass er immer nur so tut, als würde er nicht im Unterricht aufpassen. Wenn so eine Situation schon mehrmals vorgekommen ist, wäre das Mobbing noch ein bisschen nachvollziehbarer.

Ja, sehe ich genauso. Ich sehe aber nicht die Möglichkeit, das einzubauen/auszubauen, ohne am Anfang zu sehr auf die Bremse zu drücken. Ich habe jetzt mal zumindest noch einen Satz eingebaut, der die Schere zwischen den Mitschülern und Oskar verdeutlichen soll, hier:

Ich war die Leimrute und vor allem ein großer Betrüger in den Augen meiner Klassenkameraden. Die mir vorwarfen, nur so zu tun als ob. Als ob Peders Achselfürze nicht spannender wären als der Unterricht. Die mir jetzt in den Pausen den aus dem Rachen hochgezogenen Rotz vor die Füße spuckten.

Keine Ahnung, ob das genügt, aber ja, mein persönlicher Eindruck ist, dass der Text auf einem wackligen Fundament steht, viel von seinem Tempo lebt, und da schon zwei, drei Sätze zu viel problematisch sein könnten.

Hallo @Helenesthe,

und vielen Dank. Vor allem für deine Ausführungen darüber, was du an dem Text schätzt, warum er dich erreicht. Es ist mmer schön zu sehen, wenn die eigenen Vorstellungen bei anderen - in deinem Fall fast uneingeschränkt - ankommen :)

Und final: Alle anderen haben den letzten Satz des Absatzes verstanden, ich aber nicht, deshalb muss ich fragen. Hat nicht die Mutter den Stiefvater vor dem Kind bloßgestellt? :confused:
War es nicht das Gemurmelte mit der Milch, das das Milchfass zum Überlaufen gebracht hat?

Könnte man als "Fehler" lesen, ja. Ich lese da aber eher Oskars Wesen raus: Dass er gar nicht auf die Idee kommt, den Fehler bei jemand anderem zu suchen. Der Stiefvater ist sauer - wer außer Oskar sollte der Auslöser dafür sein? Der Stiefvater ist sauer, weil die Mutter ihn kritisiert hat. Aber die Mutter hat den Stiefvater ja nur kritisiert, weil Oskar etwas falsch gemacht hat - bzw. falsch ist, nämlich ein Klugscheißer. Worauf der Stiefvater ihn aufmerksam gemacht hat. Oskar ist also der Quell alles Übels.

Das bildet ziemlich gut ab, wie klein die Welt sein mag, in der der Prot lebt. In ihrer stellenweisen Härte inhaltlich hat es mich ein wenig an "Schlafes Bruder" erinnert und ich habe mich gefragt, in welcher Zeit es wohl spielen mag. Herausgekommen ist für mein Lesen: vielleicht 19. Jahrhundert. Allerdings denke ich, dass es nach wie vor so stattfinden könnte im sehr ländlichen Bereich.

Ich persönlich verorte viele meiner Geschichten glaube ich selbst so gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Beziehungsweise versuche ich eigentlich sie gar nicht zu sehr zu verorten, ich finde es nur einfach spannender, wenn Dinge wie Telefon und Internet keine Rolle spielen, wenn die Kommunikationswege also langsamer sind als heute, oder, wie du es beschreibst, wenn die Welt kleiner ist als heute. Deshalb war ich auch nicht zufrieden damit, dass die Lehrerin bei Oskars Mutter anruft. Ich habe das jetzt umgeändert zu "wenn die Mutter die Lehrerin das nächste Mal im Laden traf", danke für den Hinweis.

Bas

 

Meistens, weil einer mich schubste, während ein anderer mir das Bein stellte.

Moin Bas,

aber doch nicht WEIL sie ihn schubsen und ihm ein Bein stellen, spucken sie ihn an. Sie spucken ihn an, weil sie ihn demütigen wollen und er sich nicht wehrt, oder? Er ist ein Opfer, wenn man das so sagen will.

Umso mehr sehnte ich mich nach Juna. Ich lag wach und stellte mir tausende Dinge vor, zum Beispiel, sie zu heiraten oder sie unter dem Mistelzweig zu küssen oder sogar das zu tun, was der Stiefvater mit der Bäckersfrau im Stall gemacht hatte
Hier verrätst du das Geheimnis. Das hat der Text nicht nötig. Ich würde es vorher andeuten, weil die Bäckersfrau so ohne Vorwarnung eingeführt wird, die ist einfach da, die erfindest du zum Inventar. Wenn du ein paar Absätze vorher einfügst, dass sie bei dem Stiefvater die Milch für ihre Milchbrötchen kauft, nur eine Idee so aus der Hüfte geschossen, also wenn du andeutest, da gibt es noch eine Frau, dann brauchst da das nicht erwähnen, es wüde vage bleiben, wie ein Schleier vor der Wahrheit. Oder ich habe etwas überlesen, und es gibt diese Andeutung bereits.

Und kurz war es schön.
Der letzte Absatz führt alles zusammen, es ist ein wenig wie Cioran lesen, egal, was wir tun, es endet immer in einer Schmach, durch jede Aktion verschlimmert sich irgendeines Leids. Das ist etwas nihilistisch, aber ich denke, da ist etwas dran, eine Lehre des Zerfalls, der Moral, des Friedens, der Liebe, es sind Verzückungsspitzen, derer man sich oft erinnert, die einen begleiten, aber das große Ganze bleibt recht finster.

Du arbeitest ja an einer eigenen Welt, für mich liest sich das so, eine seltsame, surreal anmutende Welt, die ein wenig magisch realistisch daherkommt, liest sich manchmal latein-amerikanisch angehaucht, nur in Deutschland, aber in einem anderen Deutschland, einer alternativen Realität davon. Ich plädiere dafür, dass du noch mehr entrückst, es könnten auch Fabelwesen auftauchen, sprechende Bäume, mystische Kreaturen, die müssen nicht folgerichtig sein, sondern können erfunden sein, aber das würde diesen Stil und diese Narration runder machen, denke ich, das würde allem eine zweite Ebene geben, die es nicht braucht, aber die ich persönlich gerne lesen wollen würde, weil ich denke, du kannst das einfach sehr gut, diese locker-flockige Sprache, aber dann diese ungeheur große Echokammer, eine eigentümliche Welt, in der nichts so ist, wie es scheint. Ich würde das einfach gerne mal lesen, ein großes sprachliches Abenteuer, trau dich endlich, haha!

Ich denke oft bei denen Texten, da müsste man nachschärfen, präziser sein, aber dann empfinde ich es so, dass dieses Verspielte ja gerade eine Stärke deiner Texte ist, deswegen denke ich, noch verspielter, noch surrealer, noch enthobener, aber auf einem festen Boden, das ist schwer zu bewerten. Sehr gerne gelesen!

Gruss, Jimmy

 

Hallo @Bas

Als erstes möchte ich deine sehr saubere Arbeit loben. Ich habe deine Geschichte zweimal gelesen und konnte tatsächlich keine Punkte entdecken, die ich rein stilistisch oder grammatikalisch anders machen würde.

Das las sich alles sehr sauber und flüssig, Kompliment!

Dann also zum Plot. Bei dieser Thematik denke ich natürlich sofort an Franz Innerhofer, der ja mit "Schöne Tage" einen Klassiker des Heimatromans geschrieben hat. Damit ist natürlich nicht die spätere, furchtbare Form als Groschenheft gemeint, sondern der ernsthafte und kritische Blick auf das damalige entbehrungsreiche Leben.

Du hast das sehr schön eingefangen. Genau wie Innerhofer romantisierst du gar nichts, sondern zeigst uns eine Welt, die von Sprachlosigkeit, passiver und tatsächlicher Gewalt und Perspektivlosigkeit geprägt ist.

Du beschränkst dich komplett auf die Innenansicht Oskars. Das ist für diesen kurzen Text genau richtig. In einem Roman wäre es auf Dauer wohl zu anstrengend. Aber so hat man als Leser einen kurzen, harten Einblick in die Gefühlswelt des nicht mehr ganz so jungen Kindes.

Einen Punkt möchte ich noch aufgreifen. Ich habe die bisherigen Kommentare nur quer gelesen. Da wurde bereits die zeitliche Verrottung angesprochen. Größtenteils bleibt das neutral, was du wohl auch wolltest. Ein Detail sticht aber dann doch hervor. Wenn es weit zurück gehen soll, also tatsächlich 19. Jahrhundert, dann passt die Schilderung des Schullebens nicht ganz. Gerade Kinder aus landwirtschaftlichen Familien konnten der Schule oft ohne Konsequenzen fern bleiben um auf dem elterlichen Hof zu helfen. Davon abgesehen erhielten ärmere Kinder nur eine sehr rudimentäre Bildung. Germanische Mythologie gehörte bestimmt nicht dazu.

Hat mich aber auch nicht gestört. Es ändert an der Geschichte nichts, denn dieses Milieu, dass du hier so treffend schilderst, existierte in der Landwirtschaft bestimmt bis in die 70er Jahre.

Gerne gelesen und liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo @jimmysalaryman,

aber doch nicht WEIL sie ihn schubsen und ihm ein Bein stellen, spucken sie ihn an. Sie spucken ihn an, weil sie ihn demütigen wollen und er sich nicht wehrt, oder? Er ist ein Opfer, wenn man das so sagen will.

Äh ja, klar. Was hier für Irritation sorgt: Eingangs wird gesagt, dass sie ihren Rotz vor Oskars Füße spucken. Und mit diesem Bild im Hinterkopf habe ich dann weitergeschrieben, deshalb landet die Rotze jetzt auf seiner Kleidung, WEIL sie ihn schubsen und ihm ein Bein stellen und er hinfällt, in die Rotze. Aber dass da auf dem Boden Rotze ist, hat keiner mehr auf dem Schirm. Wird überarbeitet, danke für den Hinweis!

Hier verrätst du das Geheimnis. Das hat der Text nicht nötig. Ich würde es vorher andeuten, weil die Bäckersfrau so ohne Vorwarnung eingeführt wird, die ist einfach da, die erfindest du zum Inventar. Wenn du ein paar Absätze vorher einfügst, dass sie bei dem Stiefvater die Milch für ihre Milchbrötchen kauft, nur eine Idee so aus der Hüfte geschossen, also wenn du andeutest, da gibt es noch eine Frau, dann brauchst da das nicht erwähnen, es wüde vage bleiben, wie ein Schleier vor der Wahrheit. Oder ich habe etwas überlesen, und es gibt diese Andeutung bereits.

Noch ein guter Hinweis, auch das werde ich überarbeiten. Ich sehe jede Menge Leerstellen im Text und finde, die machen ihn erst spannend, deshalb würde hier eine weitere sicher nicht schaden.

Ich plädiere dafür, dass du noch mehr entrückst, es könnten auch Fabelwesen auftauchen, sprechende Bäume, mystische Kreaturen, die müssen nicht folgerichtig sein, sondern können erfunden sein, aber das würde diesen Stil und diese Narration runder machen, denke ich, das würde allem eine zweite Ebene geben, die es nicht braucht, aber die ich persönlich gerne lesen wollen würde, weil ich denke, du kannst das einfach sehr gut, diese locker-flockige Sprache, aber dann diese ungeheur große Echokammer, eine eigentümliche Welt, in der nichts so ist, wie es scheint. Ich würde das einfach gerne mal lesen, ein großes sprachliches Abenteuer, trau dich endlich, haha!

Hier rückst du in deinem Kommentar ja ein Stück von diesem Text hier ab und gehst mehr auf mein grundsätzliches Schreiben ein. Ich werde darüber auf jeden Fall noch mal sehr, sehr ausführlich nachdenken. Diese "eigene Welt" ist immer noch sehr im Entstehen, auch wenn sie das mittlerweile schon seit Jahren tut, und ich habe ja auch immer mal wieder mit phantastischeren Elementen gespielt. Aktuell zieht es mich mehr zur Realität, wenn man das so nennen mag, das hängt auch mit meinen persönlichen Lesevorlieben zusammen - sobald es mir zu phantastisch wird, fehlt mir der Bezug und ich denke, wozu lese ich das jetzt eigentlich? Ich sehe aktuell also keine sprechenden Bäume in dieser Welt. Aber schon ein Wegdriften von der Realität, vor allem ein Verwischen von Grenzen, von Leben und Tod zum Beispiel ...

Da fällt mir auch ein, dass ich vor einer Weile einen Text geschrieben habe, in dem ich einen in der "echten" Welt verstorbenen Protagonisten in einer deutlich phantastischeren Welt als Wiedergänger umherwandeln lasse. Vielleicht schaue ich mir den bei Gelegenheit noch mal an. Falls ich ihn dann sogar für veröffentlichungswürdig befinde, darfst du mich gerne wissen lassen, was du von der Richtung hältst.

Ich denke oft bei denen Texten, da müsste man nachschärfen, präziser sein, aber dann empfinde ich es so, dass dieses Verspielte ja gerade eine Stärke deiner Texte ist, deswegen denke ich, noch verspielter, noch surrealer, noch enthobener, aber auf einem festen Boden, das ist schwer zu bewerten.

Und auch darüber werde ich noch eine Weile nachdenken. Ich halte meine Texte selbst in aller Regel auch für eher unpräzise, befürchte aber gleichzeitig, dass zu viel Nachschärfen ihnen eher schadet als hilft. Und es klingt so abgedroschen und esoterisch, aber ich schreibe meist wie mit fremder Hand und will dann ungerne mit meinen zwei linken Händen bei dem reinpfuschen, was dieser Fremde geschrieben hat. Es gestaltet sich aber schwierig, so einen Roman auf die Beine zu stellen, merke ich immer wieder. Worauf ich aber abziele. Mal sehen.

Anmerkungen wie deine helfen jedenfalls dabei, mir über solche Dinge bewusst zu werden, daher vielen Dank für deinen Kommentar!

Hallo @Rainbow Runner,

gerade wollte ich meine Antwort an Jimmy abschicken, da kam dein Kommentar rein. Und wenn ich schon mal hier bin ...

Als erstes möchte ich deine sehr saubere Arbeit loben. Ich habe deine Geschichte zweimal gelesen und konnte tatsächlich keine Punkte entdecken, die ich rein stilistisch oder grammatikalisch anders machen würde.

Das las sich alles sehr sauber und flüssig, Kompliment!


Freut mich zu hören - liegt natürlich auch daran, dass Leute wie Friedel hier schon durchgefegt haben :D

Dann also zum Plot. Bei dieser Thematik denke ich natürlich sofort an Franz Innerhofer, der ja mit "Schöne Tage" einen Klassiker des Heimatromans geschrieben hat. Damit ist natürlich nicht die spätere, furchtbare Form als Groschenheft gemeint, sondern der ernsthafte und kritische Blick auf das damalige entbehrungsreiche Leben.

Habe ich noch nicht gelesen, klingt aber fast so, als ob ich das müsste. Danke für den Tipp.

Einen Punkt möchte ich noch aufgreifen. Ich habe die bisherigen Kommentare nur quer gelesen. Da wurde bereits die zeitliche Verrottung angesprochen. Größtenteils bleibt das neutral, was du wohl auch wolltest. Ein Detail sticht aber dann doch hervor. Wenn es weit zurück gehen soll, also tatsächlich 19. Jahrhundert, dann passt die Schilderung des Schullebens nicht ganz. Gerade Kinder aus landwirtschaftlichen Familien konnten der Schule oft ohne Konsequenzen fern bleiben um auf dem elterlichen Hof zu helfen. Davon abgesehen erhielten ärmere Kinder nur eine sehr rudimentäre Bildung. Germanische Mythologie gehörte bestimmt nicht dazu.


Hat mich aber auch nicht gestört. Es ändert an der Geschichte nichts, denn dieses Milieu, dass du hier so treffend schilderst, existierte in der Landwirtschaft bestimmt bis in die 70er Jahre.


Ja, guter Hinweis. Vor allem aber auch gut zu lesen, dass dich das nicht weiter gestört hat. Ich erhebe nämlich keinerlei Anspruch darauf, diese Zeit - wenn es denn wirklich das 19. Jahrhundert wäre - originalgetreu abbilden zu können, das würde nämlich bedeuten, dass ich tief in die Marterie eintauchen, recherchieren müsste, und nichts liegt mir ferner :shy: Es ist immer eine Gratwanderung, diese für mich persönlich "zeitlose" Zeit so abzubilden, dass sie beim Leser nicht auf Gegenwehr stößt bzw. dass die Frage nach der zeitlichen Verortung im Idealfall gar nicht erst aufkommt. Meine Wunschvorstellung ist, dass es einfach hingenommen wird: Okay, das spielt irgendwo, irgendwann, I don't care, solange es sich auf eine Art vertraut anfühlt. Das "Landleben" ist dabei eher Mittel zum Zweck, ich sehe darin so was wie eine "ursprünglichere", weniger entfremdete Form des Lebens, da fällt es mir leichter, mich auf die Schwingungen der Menschen zu konzentrieren. Wenn ich die gleichen Menschen in eine Zweizimmerwohnung mit Smartphones und 9-5 Jobs setze, würde es mir ungleich schwerer fallen, diese leisen Töne wahrzunehmen.

Danke für deine Gedanken zum Text, hat mich sehr gefreut!

Bas

 

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