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Letzter Gruß

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04.01.2002
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Letzter Gruß

Trionas leuchtend roter Mantel wies seine Trägerin als unbequemen Fremdkörper aus. Hoch erhobenen Hauptes stand sie, einer Statue gleich, an der Peripherie der Trauergemeinde, die Augen starr auf einen unsichtbaren Punkt gerichtet, ihre Aufmerksamkeit unerreichbar für verstohlene Blicke und Getuschel ihres Umfeldes. Ihr meditativer Zustand wurde unvermittelt durch eine Sprechpause des Geistlichen unterbrochen, der zu einem Schweigegebet einlud.

Von der darauf folgenden Ansprache des Kirchendelegierten drangen lediglich Stichworte zu der stillen Teilnehmerin durch. Bilder des wertvollen Mitglieds der Gemeinschaft, des treusorgenden Familienvaters, sowie des uneigennützigen Vereinsmeiers wurden in schneller Abfolge in die Köpfe der Anwesenden projiziert. Es handelte sich dabei um die übliche stereotype Beweihräucherung einer verstorbenen Person, oberflächlich und im Grunde nichtssagend. Triona sondierte die anderen, sortierte sie nach dem Grad ihrer Belanglosigkeit und hielt erstaunt den Atem an: Inmitten des Fußvolkes der hinteren Reihen stach eine schlanke Gestalt aus der Menge heraus. Dieser Mann mit verträumten, hellen Augen, langen, dunklen Haaren und ins weibliche tendierenden Gesichtszügen signalisierte Sanftheit und Geduld.
„Wie Lorian“, sprach Triona zu sich selbst.

Was für eine schöne Zeit sie doch miteinander gehabt hatten, bevor er von ihrer dunklen Seite vertrieben worden war. Er, ganz Künstler, weich in seinem Wesen, in höheren Sphären schwebend, hatte sie, die Fee wie er sie nannte, auf Händen getragen und auf Rosen gebettet.
Ein ritterlicher Held, der tapfer gegen die Dämonen kämpfte, bis er zu müde geworden war und enttäuscht die Waffen streckte. „Es ist doch schon so lange her“, flüsterte er beschwörend. Für sie nicht lange genug. „Warum immer nur im Dunkeln?“, flehte er sie an. Sie brauchte die Dunkelheit, ihre Verbündete, damit er nicht sehen konnte, wie sie sich vor Anstrengung, unverkrampft zu wirken, die Lippen blutig biss. Und auch, um ihre Tränen zu verheimlichen, die strömten, wenn kurz vor dem Moment der ersehnten Erfüllung eine falsche Berührung alles zunichte machte. Ach, hätte sie sich nur einmal fallen lassen können! Einmal schweben, ohne nach kurzem Höhenflug hart aufzuschlagen. Vorbei. Lorian war gegangen und die, die nach ihm kamen, waren ebenso gescheitert.

Geheucheltes, sowie auch echtes Verständnis waren bislang immer auf Grenzen emotionaler Belastbarkeit gestoßen. Geduld und Leidenschaft stehen sich gegenseitig im Weg, wenn es um die angeblich schönste Sache der Welt geht. Leidenschaft macht hemmungslos. Jede Steigerung von Intimität erwies sich als Balanceakt, der sie dem Abgrund näher brachte, ein vorsichtiges Herantasten an Grenzen, die ihr vor langer Zeit aufgezwungen worden waren.

Ihr Blick wanderte zu einem Pärchen, das in inniger Umarmung unter einer Birke stand – Neid auf deren spielerische Unbekümmertheit nagte mit rattenspitzen Zähnen an ihrem Panzer aus Narben. Gegenseitiger Respekt hatte als Grundvoraussetzung harmonischen Zusammenlebens zu gelten und erhob das Individuum über den Status des reinen Objektes hinaus. Wer diese Regel missachtet, läuft Gefahr, die Persönlichkeit eines Menschen auf einige Körperöffnungen zu reduzieren und ihn damit seiner Würde zu berauben. Vernichten ist so einfach. Vertrauen wächst nicht nach, wie versehentlich zu kurz geschnittenes Haar.

Jemanden lieben. Er hatte den Begriff für alle Zeiten entehrt, als er ihn benutzte, während er ihren kleinen Mund mit dem befüllte, was er darunter zu verstehen beliebte. Nur nicht daran denken. Erinnerungsstaub, lange Zeit verborgen in den Katakomben des Vergessens, drohte aufgewirbelt zu werden. Die dürren, strampelnden Beinchen bezwungen von Schraubzwingen-Händen. Nicht nur ihr Widerstand war damals unter seinem Körpergewicht zerbrochen. Schmerz und Todesangst raubten ihr die kindliche Unschuld in jenem Akt der Gewalt, brannten sich in ihre kindliche Seele. Ihr war Tag und Nacht nach Schreien zumute, doch hatten subtile Hinweise auf das Vergiften von Tieren sie zum Schweigen gebracht, ihr die Verantwortung für das Leben des Kaninchens auf die Schultern geladen. War unbeschwertes Kinderlachen so wertlos, dass es dauerhaft zerstört werden musste?

Regen setzte ein, vertrieb die Sterblichen vom Gottesacker. Triona signalisierte Abwehr, um sich nicht rechtfertigen zu müssen, erhielt so die erwünschte Distanz. Sie harrte aus bis sie alleine war, näherte sich der Grube und beugte sich für einen letzten Gruß hinab.
„Fahr zur Hölle - Vater“.

 

Hallo Antonia,
die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der Text ist gut gelungen und wie ich finde, das Ende perfekt.
Danke für die gute Arbeit.
Okinawa

 

Hi Antonia

Gleich die Ironie im ersten Satz hat mir gefallen, schön, dass da nicht durchweg auf der Mitleidsschiene gefahren wird wie bei so vielen Missbrauchstories.
Am Anfang ist die Abneigung gegenüber dem Gestorbenen und der Gemeinde relativ überraschend, aber nach und nach wird das Rätsel aufgelöst. Ehrlich gesagt hab ich erst im vorletzten Abschnitt den Hintergrund begriffen, vermutlich war das von dir beabsichtigt, den Leser lange im Dunkeln tappen zu lassen.

Die sachliche Sprache, die teilweise an ein psychologisches Gutachten erinnert, hat mir auch gefallen, dadurch wird die nötige Distanz gewahrt.
Besonders an der Stelle mit dem Kaninchen halte ich das für wichtig.
Klasse Geschichte.

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Ja, so werden Seelen zerfetzt und gebären Krebsgeschwüre und rote Tränen...
Lord

 

Hallo Antonia!
Eine gute Geschichte. Sehr gut und "nahe" erzählt, doch mit einem gewissen Abstand (weiß nicht wie ich es sonst erklären soll).
Hat mir gut gefallen...
LG Ulrike

 

Hei Antonia, klasse dargestellt. Sehr guter Stil, (ich mag sowas) und schöne Wortwahl. Einzig der Name (Triona) irritierte mich ein wenig. Der Hintergrund wird erst zum Schluss klar. Mit diesem Hintergrundwissen, las ich die story dann noch einamal. Dann ist sie nämlich noch besser!

Liebe Grüsse Stefan

 

Stimmt, Geschichten über Missbrauch gibt es viele und jeder Missbrauch ist einer zuviel.
Die Absicht, das Ausmaß der psychischen Folgen für die Prot. darzustellen, scheint mir trotz der Kürze des Textes gelungen zu sein, worüber ich sehr froh bin.


@ Okinawa:
Danke für Deine positiven Worte! Die Arbeit daran war tatsächlich nicht leicht.


@ Wolkenkind:
Den Leser im Dunkeln tappen zu lassen, war genau meine Absicht. Am Anfang sieht man der Prot. ihre innere Zerrissenheit nicht an, sie wirkt auf den ersten Blick als normales Ganzes. Mit der Geschichte verhält es sich genau entgegengesetzt. Sie scheint zunächst aus unterschiedlichen Absätzen zu bestehen, die durch den letzten Satz zusammengefügt werden. Die analytische Sprache soll, wie Du gut erkannt hast, Distanz schaffen zu dem eigentlich unerträglichen Inhalt.
Danke für Dein Lob!


@ Lord:
Hast Du perfekt ausgedrückt. Stimme Dir in allen Punkten zu. Die Folgeschäden hat die/der Missbrauchte selbst zu tragen. Nicht selten endet das in Selbstzerstörung.


@ Joker:
Freut mich sehr, dass Dir die Geschichte gefallen hat! Das zeigt mir, dass die Perspektive richtig war.


@ Archetyp:
Tja, die Namen Triona und Lorian gefallen mir einfach gut. Tauchen immer wieder in meinen Stories auf.
Bin froh, dass Du nichts auszusetzen hast. Du weißt ja, wie wichtig mir Deine Meinung ist.


Euch allen ganz herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren.


Ciao
Antonia

 

Liebe Antonia!

Auch mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen, die ist Dir absolut gelungen! :)

Zu Beginn, als Triona so abseits der Menge stand, dachte ich, sie wäre vielleicht die Geliebte des Verstorbenen gewesen, erst beim kleinen Mund kam ich auf die richtige Fährte...
Noch bevor ich jedoch auf die richtige Fährte kam, beeindruckte mich dieser Gedanke sehr:

Gegenseitiger Respekt hatte als Grundvoraussetzung harmonischen Zusammenlebens zu gelten und erhob das Individuum über den Status des reinen Objektes hinaus. Wer diese Regel missachtet, läuft Gefahr, die Persönlichkeit eines Menschen auf einige Körperöffnungen zu reduzieren und ihn damit seiner Würde zu berauben. Vernichten ist so einfach. Vertrauen wächst nicht nach, wie versehentlich zu kurz geschnittenes Haar.

Nur noch zwei fehlende Beistriche:

"„Warum immer nur im Dunkeln?“ hatte er gefleht"
- Dunkeln?“, hatte

"damit er nicht sehen konnte, wie sie sich vor Anstrengung unverkrampft zu wirken, die Lippen blutig biss."
- Anstrengung, unverkrampft

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Antonia,

Du wagst Dich an ein schwieriges Thema. Die Frau ist wirklich ein „Fremdkörper“ in der Trauergemeinde, geschickt wird vermittelt, dass man sie nicht ausgeschlossen hat, sondern sie diese Separation wählt, sie stellt sich unpassend gekleidet, wie eine „Statue“ an die „Peripherie“. Wahrscheinlich nimmt sie die Einladung zum stillen Gebet nicht an...
Die Ähnlichkeit eines Besuchers mit einem ehemaligen Liebhaber veranlaßt die Frau über ihre Probleme nachzudenken, dies ist eine gute Idee, um von der distanzierten Betrachtung der Außenwelt zu einer inneren Reflexion überzuleiten. Hier findet sich das Thema `Distanz´ wieder, es wird aber betrauert, als Schmerz empfunden. In dieser inneren Welt werden echte Gefühle erlebt, keine Heucheleien, wie auf dem Friedhof.
Das Verhalten der Frau, ihre Probleme und deren Ursache werden glaubwürdig und in guter Sprache beschrieben, hier hilft auch die Schilderung der Erpressung, die Erzeugung von Schuldgefühlen durch den Vater (die sollte er ´mal lieber selbst haben...). Geschickt ist auch der kleine Einschub mit der Erwähnung des Liebespärchens, es zeigt der Frau (und damit dem Leser) wie schön es sein könnte.
Am Schluß finde ich interessant, dass sie „Vater“ sagt. Sie unterstreicht dadurch wer gerechterweise zur Hölle fahren soll, die Tat eines Vaters wiegt schwerer, als die eines Fremden, aber er bleibt ihr Vater, davon kommt man nicht los.
Schön sind auch noch einige sprachliche `Zugaben´:
„Vertrauen wächst nicht nach, wie versehentlich zu kurz geschnittenes Haar“
„Erinnerungsstaub“
„Regen ... vertrieb die Sterblichen“ (Hat so einen Haiku- Touch).

Die „Sinne“ „starr auf einen Punkt gerichtet“ finde ich ungünstig, zu den Sinnen gehört ja auch der Tastsinn...
Bei „hielt erstaunt den Atem an“ könnte man einen Doppelpunkt setzen. (?)
"Ach hätte" - Ach, hätte (geht beides)
„Geheucheltes, sowie auch echtes Verständnis waren bislang auf die Grenzen der Extase gestoßen“ - was sind denn die Grenzen der Extase, oder ist `von der Extase begrenzt worden´ gemeint? (Oder bin ich im Moment zu müde...)
Der Abschnitt mit „Gegenseitiger Respekt ... “ klingt, als wenn die Frau aus einer Familientherapie- Abhandlung zitiert.
„Schmerz und Todesangst raubten ihr nicht nur“ - ich denke, dies impliziert ein `sondern - auch´. ( ... sondern brannten sich auch in ... ).
Jetzt noch ´was vertracktes: „... ihren kleinen Mund mit dem befüllte, was er darunter (unter Liebe) zu verstehen beliebte“ - er versteht doch nicht unter der `Substanz´ die Liebe, sondern hält die Tätigkeit für Liebe. Sinngemäß sollte es etwa so heißen: während er ihren kleinen Mund mit Sekret befüllte, und diesen Akt zu einem Ausdruck seiner Zuneigung verklärte. Kann man verstehen, was ich meine?


Gute Nacht ,

tschüß... Woltochinon

 

Guten Morgen Antonia und auch Wolto, so schnell geht mir die Geschichte nicht aus dem Kopf und als ich heute ausführlich die Kritik von Wolto gelesen haben, da las ich dann auch die story noch mal und glaube jetzt noch etwas dazu schreiben zu müsse.

Die Sinne! Natürlich gehört der Tastsinn zu den Sinnen, klar; aber wir denken nicht daran, assoziieren Sinne mit Hören, Fühlen, u.s.w. Genau aus diesem Grund kann Sinne bleiben, tut dem Bedeutungsfluss keinen Abbruch.

Allerdings bin ich nun auch ein wenig gestolpert.
"Grenzen der Ekstase", da weiß ich nicht ganz genau, wie es gemeint ist.

Die Gedankengänge von wolto, lohnen sich schon!!! Aallerdings hat die story eine ungeheuere Wirkung, trotz evtl. Fehler und Ungereimtheiten. Und jetzt merk ich mal wieder nach welchen Gesichtspunkten man Geschichten gut und schlecht finden kann.

Liebe grüsse stefan

 

Hallo Antonia,

Schön, dass deine Ideen wieder fliessen. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, lässt mich aber auch ziemlich aufgewühlt zurück. Zunächst einmal hatte ich an eine Vergewaltigung der jungen Frau gedacht, was sich ja dann leider nur wenig später als Missbrauch durch den Vater herausstellte. Was muss in den Köpfen solcher Irrer vorgehen, die sich an kleinen Kindern und dann auch noch an ihren eigenen vergehen?
Mich macht so etwas immer furchtbar wütend.
Wie bereits von den anderen gesagt, gebrauchst Du einige sehr schöne Formulierungen.
Eine kleine Sache noch:

Ach hätte sie sich nur einmal Fallenlassen können.
... fallen lassen können.
Starker Text, den ich gerne gelesen habe. Freue mich schon auf Deine nächste Geschichte.

LG
Blanca :)

 

Hallo Antonia!

Deine Art zu schreiben gefällt mir ausgezeichnet, sie ist in Formulierungen und Wortwahl etwas besonderes, gut und flüssig zu lesen. Der Aufbau, wie du dich der Thematik näherst, den Leser erst langsam selbst drauf kommen lässt finde ich ebenfalls sehr gelungen. Einige sehr schwere und bedeutende Stellen sind in den Text eingeflochten, besonders die Stelle mit der Drohung, das Kaninchen zu töten, oder auch diese hier:

„Es ist doch schon so lange her“, hatte er sie beschworen. Für sie nicht lange genug. „Warum immer nur im Dunkeln?“ hatte er gefleht. Sie brauchte die Dunkelheit, ihre Verbündete, damit er nicht sehen konnte, wie sie sich vor Anstrengung unverkrampft zu wirken, die Lippen blutig biss. Und auch, um ihre Tränen zu verheimlichen, die strömten, wenn kurz vor dem Moment der ersehnten Erfüllung eine falsche Berührung alles zunichte machte. Ach hätte sie sich nur einmal Fallenlassen können! Einmal schweben, ohne nach kurzem Höhenflug hart aufzuschlagen.
- dieser sehentliche Wunsch, das nicht-vergessen, nicht-zulassen können, das ganze zerstörte und zerschlagene Vertrauen....
Du vermittelst gekonnt und es berührt sehr. Das Ende erscheint mir angesichts so vieler feinen Formulierungen fast theatralisch und künstlich, obwohl es ja der eigentliche Aufschluss ist.

Schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Besten Dank für Eure Korrekturhinweise und Verbesserungsvorschläge! Habe entsprechend editiert.


@ Häferl:
Freut mich, dass die Irreführung gelungen ist. Ein Thema, das bereits trotz seines abscheulichen Inhalts als "ausgelutscht" anzusehen ist, erfordert eben auch einen besonderen Aufbau. Schade eigentlich ...
Der von Dir zitierte Abschnitt ist mir sehr wichtig, da er aufzeigen soll, wie mit der Würde auch das Selbstwertgefühl vernichtet wird durch ignorieren eines "Neins" zugunsten reiner Triebbefriedigung. Stichwort: falsche Prägung. Weißt ja ...
Danke Gräfin! :kuss:


@ Woltochinon:
In der Tat ein schwieriges Thema, aber Deine Analyse des Textes, für die ich sehr dankbar bin(!), zeigt, dass meine Herangehensweise den Inhalt plausibel werden läßt. A walk on ice.
Hast recht: Die Einladung zum stillen Gebet nimmt sie nicht an ...
Und: Ja, die Schuldgefühle abzuwälzen, ist der perfide Höhepunkt einer solchen Schandtat, wird aber immer wieder gerne praktiziert.
Zum letzten Satz: Sie spricht das Wort "Vater" bewusst aus, weil er sich wie ein solcher hätte verhalten sollen. Ein Kind möchte zu seinem Vater aufsehen können, jedoch nicht aus einer demütigenden, "unterlegenen" Position heraus.

Gegenseitiger Respekt ...
Die Sätze, die einem Handbuch für Psychologen entnommmen zu sein scheinen, sind für die Prot. ein Mittel, schnell(!) Abstand gewinnen zu können zum momentanen, unerträglichen Zustand. Ein Selbst-Therapieversuch.
"Vertracktes": Ich verstehe, was Du meinst. Für ihn ist der Moment der Ejakulation wichtig. Egal wohin. Mir erscheint es wichtig, seinen Egoismus darzulegen. Viermal "er" in einem Satz. Nur "er" zählt. Vielleicht fällt mir noch eine andere Umschreibung ein.
Danke für Deine ausführliche und hilfreiche Kritik!


@ Archetyp:
Nett von Dir, dass Du Dich nochmals zu Wort gemeldet hast! :) Das mit den Sinnen ist tatsächlich ein Paradebeispiel dafür, wie die ursprüngliche Bedeutung eines Wortes verblassen kann. Auch für mich waren sie ein Begriff für allgemeines "Erfassen", soll heißen Sehen, Hören, "Fühlen" und noch mehr.
Habe den Satz geändert und den anderen mit der "Extase" ebenfalls. Klang ja wirklich bescheuert!


@ Blanca:
Man mag kaum glauben, was unter dem Deckmantel der "heilen Familie" alles verborgen ist, wieviele dieser Irren ihren Trieben nachgehen. Auch mich macht es wütend zu lesen, dass es in der heutigen Gesellschaft immer wieder zu solch grausamen Übergriffen kommt.
Danke auch für den Tipp mit dem "fallen lassen"!


@ Maus:
Das mit dem sehnlichsten Wunsch hast Du wunderschön ausgedrückt. Wie schrecklich muss es für die Betroffenen sein, das Ziel ihrer Wünsche in greifbarer Nähe zu wissen und doch die innere Mauer nie überwinden zu können.
Zum letzten Abschnitt: Im Gegensatz zur Vergangenheit steht sie jetzt über ihm, beugt sich hinab. Ein kurzer, trauriger Triumpf.


Ciao und Danke!
Antonia

 

Hallo Antonia,

der Gang über´s Eis ist Dir geglückt.
Im Prinzip könnte man dn Lehrbuch-Satz so auffassen:

„Gegenseitiger Respekt ... ... Würde zu berauben.“ Das ist die Theorie. Doch Vernichten ...

Dieses `im Gedanken zitieren´ entpuppt sich so zu einem Stilwechsel, erhöht die Abwechslung.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon


Hallo Arche,

einen schönen Gruß an Dich!

Tschüß... Wolto

 

Servus Antonia!

Eine klasse Geschichte von dir. Ein Hauch von Monumentalfilm zieht sich durch die bildhafte Schilderung. Eine Frau die sich, trotz dem "fahr zur Hölle Vater" längst selbst lebenslang zum Leid verurteilt hat, der Tod des Vaters allein wird sie also nicht befreien können. Das schon erwähnte Distanzverhalten zeigt sich vor allem in der Furcht vor Berührung, aber vor allem auch im räumlichen Abstandhalten zur Allgemeinheit. Es ist ein stiller Vorwurf vorhanden den sie nicht ausspricht, nicht artikuliert. Aber man fühlt, dass sie innerlich neben ihrem Vater auch die Welt anklagt. Wirklich sehr gut geschrieben.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

guten morgen antonia,
ich habe deine geschichte sehr gern und besonders aufmerksam gelesen. am ende blieb bei mir ein gefühl der unsicherheit.....aber ich kam nicht darauf, was der echte grund dafür war.

erst die kritik von schnee.eule machte es mir klar. Eva schrieb:

Eine Frau die sich, trotz dem "fahr zur Hölle Vater" längst selbst lebenslang zum Leid verurteilt hat,

ich glaube es ist diese SELBST-verurteilung. deine protagonistin WOLLTE sich dem positiven leben, der liebe gar nicht mehr öffnen, obwohl entsprechende angebote da waren.

ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der schmerz einer vergewaltigung sehr tief sitzt - umso tiefer, als es im kindesalter geschah - und der eigene vater der täter war.

trotzdem: muss das automatisch heissen: ZU AUF ALLE EWIGKEIT? (in jedem sinne der worte!) aber vielleicht kann ich als mann das nicht richtig nachvollziehen.

der aufbau der geschichte, deine wortwahl, die treffenden bilder - einfach klasse gemacht von dir. ich gratuliere! und freue mich auf deine nächste story.

liebe grüße
ernst

 

@ Woltochinon:
Habe über das "Vertrackte" nochmal nachgedacht und eine kleine Änderung vorgenommen. Ganz glücklich bin ich damit noch nicht, aber mal sehen ...
Danke für die Hinweise!


@ schnee.eule:
Danke für Dein Lob! Freut mich sehr, dass die Handlung so bei Dir ankam.
Stimmt, der Tod des Vaters wird sie nicht befreien können, da sie sich, wie Du gut erkannt hast, in ihr Leid ergeben hatte. Ihr Selbstvertrauen war nach all den Enttäuschungen (auch über sich selbst, ihre eigene Unfähigkeit) auf dem Nullpunkt angelangt. Aber immerhin verkriecht sie sich nicht, sondern stellt sich, wie Wolto bereits anmerkte "unpassend gekleidet" den Blicken der Menschen. Anklage und Aufbegehren.


@ Ernst Clemens:
Auch Du hast mit Deiner Vermutung ins Schwarze getroffen! Ich denke auch, sie wollte sich der Liebe gar nicht mehr öffnen (siehe oben bei schnee.eule). Tief verletzt, unfähig über den eigenen Schatten zu springen, hatte sie resigniert. Deshalb: "auf Ewigkeit". Eine suboptimale Ausdrucksweise, die ich wahrscheinlich noch ändern werde. Es kommt von Fall zu Fall auf die innere Stärke der/des Betroffenen an und ich hatte einen Menschen vor Augen, der von Anfang an psychisch schwächer ausgelegt war, zumal ja solch "Wehrlose" leichter zum Opfer werden können.
Danke für Deine Anregungen und Dein Lob!


Ganz lieben Gruß
Antonia

 

Hallo Antonia,

es ist doch nachvollziehbar, geradezu bildlich präsent, wie sich Schmerz und Todesangst in die kindliche Seele brennen. (Oder fehlt Dir nun die Nennung des Aspekts der pervertierten Auffassung von Liebe? ).

Tschüß... Woltochinon

 

Hey antonia, die geschichte ist einfach große klasse...Kann da nur sagen:

GUT SO, WEITER SO :-)))))

Viele liebe grüßle

"Schokostückchen"

 

Hi Antonia,

nun hab ich auch endlich deine Geschichte gelesen. :)

Ich finde die Story auch sehr gelungen und ich kann mich meinen Vorgängern nur noch anschließen. Eine heftige Thematik, über die es viele Storys gibt – von dir aber gekonnt umgesetzt, sehr angenehm zu lesen.

Wie Häferl dachte ich auch erst, dass es sich um Trionas Geliebten handelt (vor allem bei dem Satz: "Er, der Künstler, weich in seinem Wesen, ..."), dann kommt aber nach und nach die Auflösung und es wird sehr gut deutlich, worum es wirklich in der Geschichte geht.
Leider ist mir der letzte Satz zu früh ins Auge gefallen, sonst wäre die Geschichte noch unvorhersehbarer für mich gewesen, aber dafür kannst du ja nichts.

Du hast die Geschichte, die man beim zweiten Mal mit anderen Augen liest, in einem wunderbaren Schreibstil verfasst, und der Inhalt kommt sehr gut beim Leser an.

Weiter so!

Viele Grüße,

Michael :)

 

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