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Licht im Dunkel

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05.05.2008
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Licht im Dunkel

Das musste die Abkürzung sein, von der der alte Tankwart gesprochen hatte. „Fahren Sie einfach die Bahngleisen entlang“, hatte er gesagt, „nach etwa zwei Kilometern biegen Sie links in den Feldweg ab und folgen ihm bis in den Wald. Die Hütte ist dann nicht mehr weit.“
Jan fuhr sein altes Fahrrad an den Rand des unebenen Feldweges und holte sich ohne abzusteigen ein kaltes Bier aus seinem Rucksack. Mit einem Zug trank er es aus, legte den Kopf in den Nacken und rülpste genüsslich in den klaren Nachthimmel. Dann schleuderte die leere Flasche in das Maisfeld, das den kleinen Schotterweg säumte, und setzte mit kräftigen Tritten in die Pedale seinen Weg fort.
Jan folgte dem Weg und genoss die Stille, die ihn nun umgab. Ausser dem beständigen Knirschen der Steine unter den Reifen konnte er keinen Laut ausmachen, es schien, als sei er das einzige lebende Wesen weit und breit. Trotz des wolkenlosen Himmels war kein Leuchten eines Sterns zu entdecken, lediglich der Mond hing in ein seltsames Orange getaucht schwer am Firmament.
Als er sich dem Waldrand näherte, überlegte sich Jan kurz, ob er Marc anrufen sollte um ihm mitzuteilen, dass er gleich bei der Hütte sei und überdies eine nicht unbeachtliche Menge Bier dabei habe. Er holte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, was ihn sofort aus dem Gleichgewicht und beinahe zu Fall brachte. Fluchend steckte er das Handy wieder ein und entschied sich, das Telefonieren vorerst bleiben zu lassen.
Der Weg führte nun mitten in den Wald. Die alten Bäume setzten sich kaum von der Finsternis der Nacht ab und verschwammen zu einer scheinbar undurchdringlichen Schwärze. Jan war von Natur aus kein ängstlicher Mensch, als er jetzt aber immer langsamer werdend auf diese kompakte Dunkelheit zurollte, beschlich ihn kaum merklich ein ungutes Gefühl und er wünschte sich, er wäre mit den Anderen gefahren, die jetzt wahrscheinlich schon trinkend und anzügliche Witze reissend in der Waldhütte sassen, die sie für dieses Wochenende gemietet hatten.
„Da muss ich wohl durch“, sagte er laut zu sich selbst und ihm entfuhr ein unsicheres, krächzendes Lachen. Im selben Augenblick wurde er vom Schwarz der Bäume vollständig verschluckt.
Nach einiger Zeit hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte den Schotterweg, der nun mehr und mehr von Wurzeln und Büschen überwuchert wurde, wieder schemenhaft wahrnehmen. Kurz darauf konnte er unweit der Stelle, an der er sich jetzt befand, ein flackerndes Licht erkennen und meinte auch bereits das knatternde Geräusch des Generators zu hören. Jan freute sich auf seine Freunde und die Feier und prüfte nochmals kurz, ob sein Gras noch in seiner Hosentasche steckte.
Er fuhr nun beständig auf das Licht zu und achtete dabei immer weniger auf den unebenen Boden. Sekundenbruchteile später landete er unsanft am Fusse einer riesigen Eiche, er hörte Glas klirren und spürte gleichzeitig einen stechenden Schmerz im Unterschenkel.
„Scheisse, Scheisse, Scheisse!“, schrie Jan während er sich aufrappelte und gab seinem am Boden liegenden Rucksack einen kräftigen Tritt. Die wenigen Bierflaschen, die noch heil darin lagen, zerschellten, worauf Jan stöhnte und weitere Verwünschungen ausstiess. „Fuck“, sagte er zu seinem von Bier völlig durchnässten Rucksack und gab ihm noch einen Tritt, so dass er in hohem Bogen in die Büsche flog.
Wütend hob Jan sein Fahrrad auf und liess Scherben und Rucksack hinter sich am Boden liegen. An ein Weiterfahren war nun nicht mehr zu denken: Der Schenkel schmerzte, und die Dunkelheit hatte vollständig Überhand genommen. Mürrisch schob Jan das Fahrrad neben sich her dem Licht entgegen.
Das Knattern des Generators wurde nun lauter. Jan glaubte, in der Ferne bereits die Stimmen seiner Freunde erkennen zu können. Er war dem Licht nun schon ziemlich nahe, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass damit irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas war falsch. Und während sein Gehirn noch damit beschäftigt war, dieses seltsame Leuchten einzuordnen, ging das Knattern des Generators in ein schnelles, wie von Hochspannungsleitungen erzeugtes Summen über, welches das flackernde Licht zu begleiten schien. Jan war sich nun sicher, dass dies unmöglich die Hütte sein konnte. Und trotzdem weigerte sich sein Verstand, diese Tatsache zu akzeptieren - zu seltsam und fremd erschienen ihm die Geräusche und das Lichtspiel.
Wie in Trance und ohne den Blick abzuwenden holte er sein Handy hervor und wählte Marcs Nummer. Er brauchte jetzt unbedingt jemanden bei sich, und sei es nur am Telefon, der ihm bestätigte, dass er nicht verrückt sei. „Wo bist Du, Mann?“, begrüsste ihn Marc aufgeregt nach nur einem Klingeln. „Was hier abgeht ist unglaublich, so was hast Du noch nie gesehen, Mann!“ Er liess Jan gar nicht erst zu Wort kommen: „Scheisse, hier leuchtet alles und irgendwas tönt verdammt komisch. Ich weiss nicht, ob…OH, MEIN GOTT! Hier ist…“ Dann wurde die Verbindung unterbrochen. Dies war das letzte Mal, dass Jan und Marc miteinander gesprochen hatten.
Verwirrt und nach wie vor leicht entrückt ging Jan weiter auf das Leuchten zu, bis er auf eine Lichtung stiess. Und nun sah er es: Es war mitnichten der Schein aus den Fenstern der Waldhütte, es war etwas, was ihm völlig fremd war. Rund fünf Meter über dem feuchten, saftigen Grasboden in der Mitte der Lichtung schwebte eine Lichtkugel. Deren Zentrum war von grellem Weiss und zuckte und flackerte und schien wie ein Herz zu pumpen. Dieses Herz war umgeben von einer farbenprächtigen, schillernden, nebelartigen Substanz, die sich über eine Breite von einigen Metern erstreckte und sich fortwährend um das grelle, weisse, zuckende Herz bewegte. Das Summen war nun fast unerträglich laut geworden. Trotzdem blieb Jan atemlos stehen und betrachtete das Schauspiel fasziniert und bestürzt zugleich.
Langsam wagte er sich nach einiger Zeit aus der Dunkelheit der Bäume, betrat die Lichtung und ging auf das schwebende Ding zu. Sein Fahrrad hatte er achtlos im Gras liegen lassen. Mit jedem Schritt, den er näher kam, konnte er mehr Farben in dem leuchtenden Nebel, Dampf, oder was auch immer es war, ausmachen. Er konnte Farben erkennen, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte und für die er keinen Namen kannte. Das Ding war so berauschend schön, so leuchtend hell und von einer so unvorstellbaren Reinheit, dass Jan sich sicher war, einer göttlichen Existenz gegenüber zu stehen. Einer willenlosen Marionette gleich näherte sich Jan immer mehr und liess sich dann direkt unter dem pumpenden weissen Herz im Zentrum dieses Wesens auf die Knie fallen. Er blickte nach oben, magisch angezogen von der Faszination dieser unvorstellbaren Farbenpracht, von dem Summen und Zucken, von der Präsenz dieses gottgleichen Leuchtens. Unbändige Glückseligkeit stieg in Jan empor, eine nie gekannte Leichtigkeit nahm von ihm Besitz und er reckte lächelnd die Arme empor.
Das Licht über ihm blendete ihn so stark, dass er den pechschwarzen, etwa dreissig Zentimeter dicken Tentakel erst bemerkte, als er sich schon fest um seinen Arm geschlungen hatte und sich regelrecht durch sein gelbes Hemd frass, welches sich sofort blutrot färbte. Jan wollte entsetzt aufschreien, doch seine Kehle war nur noch zu einem erstickten Würgen fähig, als sich ein weiterer Greifarm um seinen Hals legte. Tausende kleiner, rasiermesserscharfer Zähne schlugen sich in sein Fleisch und rasender Schmerz breitete sich aus, während weitere Tentakel aus dem pulsierenden weissen Zentrum auf ihn zuschossen. Panisch versuchte Jan sich von den feuchten, schwarzen Fangarmen, die sich inzwischen zu Dutzenden vor ihm aufgebaut hatten und das weisse Herz und den farbigen Dampf mittlerweile fast vollständig bedeckten, zu befreien. Seines Atems beraubt und schon nahe an einer Ohnmacht, erkannte Jan durch den nunmehr grauen Schleier seiner Nethhaut, wie zwischen all den Armen so etwas wie ein Kopf hervorglitt. Ein schwarzes, totes Augenpaar starrte ihn für einige Sekunden regungslos aber neugierig an und ein riesiges, mit mehreren Zahnreihen und grossen Hauern besetztes Maul öffnete sich gierig lechzend. Dann wurde er in Stücke gerissen.

 

Hallo miteinander! Ich bin neu hier, und dies ist die erste Geschichte, die ich einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich mache. Doch warum bloss gleich zu Beginn so eine klischeehafte Story? Nun, einerseits, weil sich bei einem Festplattencrash eine Menge meiner Machwerke ins Datennirvana verlüchtigt haben und andererseits, weil sie mir persönlich, trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Einfachheit, gar nicht schlecht gefällt. Ich bin gespannt auf Eure Kritik und Anregungen!

Besten Dank fürs Lesen und Gruss,
ThreeDude

 

Hallo Dudu
und willkommen auf kg.de :)

Dein Einstand ist nicht unbedingt der große Bringer. Klassisches Setting, dagegen ist ncihts einzuwenden, aber was hier auf der Strecke bleibt ist der Horror, den man in dieser Rubrik erwartet. ;)
Die alleinige Beschreibung des-was-auch-immers reicht da leider nicht aus. Der wahre Horror spielt sich im Kopf deines Protagonisten ab, macht ihn erst erfahrbar. Leider sparst du an diesem Element mächtig.
Hier fehlt es schlicht an Detailarbeit.
Du eilst zu schnell auf dein "Finale" zu und nimmst dir nicht genügend Zeit, um den eigentlichen Grusel aufzubauen.

Die wenigen Bierflaschen, die noch heil darin lagen, zerschellten, worauf Jan stöhnte und weitere Verwünschungen ausstiess. „Fuck“, sagte er zu seinem von Bier völlig durchnässten Rucksack und gab ihm noch einen Tritt, so dass er in hohem Bogen in die Büsche flog.
Das ist mit Sicherheit eine clevere Idee, einen Rucksack voller Scherebn derart heftig zu treten, dass er in einem hohen Bogen davon fliegt. ;)

Noch ein Tipp, anstatt lediglich auf eintrudelnde Kritiken zu warten, solltest du dich selbst ein bisschen ans Kommentieren machen :gelb:

grüßlichst
weltenläufer

 

Der wahre Horror spielt sich im Kopf deines Protagonisten ab, macht ihn erst erfahrbar. Leider sparst du an diesem Element mächtig.

Da gebe ich Dir absolut Recht. Bloss: Der Protagonist hat nicht gerade reichlich Zeit, sich noch über irgendetwas Gedanken zu machen... Da müsste der ganze Schluss geändert werden, was ich nun aber in Betracht ziehe.

Das ist mit Sicherheit eine clevere Idee, einen Rucksack voller Scherebn derart heftig zu treten, dass er in einem hohen Bogen davon fliegt. ;)

Seeehr clever - wie man halt so reagiert, wenn man sauer ist. ;)

Noch ein Tipp, anstatt lediglich auf eintrudelnde Kritiken zu warten, solltest du dich selbst ein bisschen ans Kommentieren machen

Werde ich tun. Ich wollte mir halt noch nicht gleich anmassen, anderen in ihre Geschichte reinzureden, ohne noch nicht mal selbst eine gepostet zu haben.

Danke für die konstruktive Kritik und beste Grüsse,
ThreeDude

 

Hey Dude, und herzlich Willkommen!

Jui, gleich drei Dudes auf einmal. :)

Ich habe gar nicht so viel zu sagen, außer: Netter Einstieg. Dass die Geschichte nicht der Mega-Hammer ist, spürst Du ja selbst, aber das macht ja nix. Ich hab sie so weggelesen, und gerade das Ende hat mir recht gut gefallen. Bei Jans Verzückung vor dem schillernden Dingsda schienst Du mir sprachlich in Fahrt gekommen zu sein, und das Ganze wurde etwas flüssiger und packender als die Einleitung. Doch, doch ... ich fand's unterhaltsam. Ausgefeilte Figuren kannst Du ja dann in der nächsten Geschichte präsentieren. :D

Kleinkram:

Fahren Sie einfach den Bahngleisen entlang
die?

Die Hütte ist dann nicht mehr weit.
Geschichten, die unter Horror laufen und Waldhütten enthalten - kann sowas schlecht sein? ;)

Mit einem Zug trank er es aus, legte den Kopf in den Nacken und rülpste genüsslich in den klaren Nachthimmel
Herrlich, diese Romantik ... :)

Er holte sein Mobiletelefon aus der Hosentasche
Mobiltelefon

Das Knattern des Generators wurde nun lauter und Jan glaubte auch, bereits die Stimmen seiner Freunde erkennen zu können
Ab und an finden sich noch die gewissen Wörter zu viel, die nichts bewirken, außer den Lesefluss zu bremsen. Probier's mal mit:
Das Knattern des Generators wurde lauter, und Jan glaubte, die Stimmen seiner Freunde zu erkennen.

Jan war sich sicher, dass dies nicht die Hütte sein konnte, auch wenn er es sich noch nicht eingestehen wollte, da das, was er da sah und hörte, einfach nirgends einzuordnen war.
Wo wir gerade beim Fluss sind ... Lies den Satz mal laut, und Du wirst merken, dass da was hakt. Tipp: Füllwörter raus, und ruhig auch mal mit anderen Satzzeichen arbeiten als Punkt und Komma.
Achte auch mal auf kleine Ausschnitte wie "da das, was er da sah " - sag das dreimal hintereinander. Klint nach Zungenbrecher und Zauberformel. :)
Das konnte nicht die Hütte sein. Nichts, was er hier sah und hörte, konnte er irgendwie einordnen.
Nur als Beispiel, wie's schon glatter klingen könnte.

Mit jedem Schritt, den er näher kam, konnte er mehr Farben in dem leuchtenden Nebel, Dampf, oder was auch immer es war, ausmachen. Er konnte Farben erkennen, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte und für die er keinen Namen kannte. Das Ding war so berauschend schön, so leuchtend hell und von einer so unvorstellbaren Reinheit, dass Jan sich sicher war, einer göttlichen Existenz gegenüber zu stehen.
Hier zum Beispiel finde ich, dass Du richtig in den Fluss gekommen bist. Das liest sich so weg. Deswegen hat mir der Schluss auch gefallen: Verzückung und Kopp ab! :)

Jau, netter Einstieg. Viel Spaß beim weiteren Werkeln!

Bis denne,
Fisch

 

Hi Fischstaebchen! (Übrigens auch kein schlechter Nick... ;) )

Wow, ich bin Dir zu Dank verpflichtet! Du hast mich deutlich auf etwas hingewiesen, was seit je her mein Problem beim Schreiben ist: Meine viel zu langen, zu verschachtelten Sätze. Mit Deiner ausführlichen und äusserst konstruktiven Kritik kann ich sehr gut arbeiten und beim nächsten Mal insbesondere auf die von Dir erwähnten Punkte achten - bei denen ich Dir in jedem einzelnen zustimme. Super, Du hast mir sehr geholfen!

Vielen Dank und beste Grüsse,
ThreeDude

 

Hi ThreeDude!

Nett unterhalten hast du mich da mit deinem Einstandswerk. Dein Schreibstil ist schon wirklich in der oberen Kategorie einzuordnen.

was seit je her mein Problem beim Schreiben ist: Meine viel zu langen, zu verschachtelten Sätze
Also dem kann ich gar nicht zustimmen, denn ich finde, gerade das macht das Schreiben aus. Okay, übertreiben sollte man es natürlich nicht :D.

Insgesamt eine nette Unterhaltung. Nichts Neues aber gut rübergebracht.
Vielleicht solltest du die Anmerkungen von weltenläufer und Fischstaebchen ruhig auf diese Geschichte schon einmal anwenden; sowas trainiert ungemein.

Bis zur nächsten Story. Freu mich.

Gruß! Salem

 

Hi Salem!

Herzlichen Dank für das Lob, geht runter wie Öl! ;)

Klar können lange, verschachtelte Sätze sehr schön sein, das würde ich nie bestreiten. Ich hab allerdings das Problem, dass Sätze irgendwann langatmig und schwerfällig werden, und genau das versuche ich mir zur Zeit abzugewöhnen. Mal sehen, ob ich das hinbekomme - die nächste Story wird's zeigen.

Beste Grüsse,
Dude

 

Hallo ThreeDude,

auch von mir noch herzlich Willkommen hier.
Ein sehr "klassisches" Thema hat dein Einstandswerk :). Erinnerte mich an eine Kurzgeschichte von Stephen King, wo die Protagonisten auf einem Floß mitten in einem Teich festsitzen und nacheinander von einem Wesen gefressen werden, das aussieht wie ein Ölfleck und seine Opfer mit schillernden Farben hypnotisiert :).
Aber das spricht natürlich nicht gegen die Geschichte. Autoren wie King verwenden auch bloß Ideen, die irgendwann schon mal da waren, und wenn man sich vornehmen wollte, nur neue Ideen zu Geschichten zu verarbeiten, könnte man das Schreiben auch gleich sein lassen. Entscheidend ist, ob die jeweilige Umsetzung ordentlich ist. Und das ist sie.
Deinen Schreibstil haben die anderen ja schon gelobt - man merkt auf jeden Fall, dass du kein blutiger Schreibanfänger bist. Das Gefühl dafür, wann ein Satz zu lang und unübersichtlich wird, bekommt man mit der Zeit durch mehr Übung ... zumindest hoffe ich das, ich habe nämlich das gleiche Problem beim Schreiben :D
Was in der Geschichte meiner Meinung nach noch fehlt, ist richtiger Horror. Die schrecklichen Dinge, die dem Protagonisten zustoßen, sind zu sehr von außen beschrieben, als dass ich mich in ihn hineinversetzen könnte. Ungünstig finde ich zum Beispiel am Schluss:

Doch er war chancenlos. In den letzten Sekunden seines Lebens sah Jan, wie zwischen all den Armen so etwas wie ein Kopf hervorglitt. Ein schwarzes, totes Augenpaar starrte ihn für einige Sekunden regungslos aber neugierig an und ein riesiges, mit mehreren Zahnreihen und acht grossen Hauern besetztes Maul öffnete sich gierig lechzend. Dann wurde er in Stücke gerissen.

Da verrätst du mir schon, dass er gleich stirbt, noch bevor es passiert. Damit spielst du dich als allwissender Autor auf :), anstatt einfach zu zeigen, wie es passiert und mir damit Angst einzujagen.
Die Beschreibung des Viechs gefällt mir eigentlich sehr gut, aber ich glaube, sie ist am Schluss zu detailliert und das nimmt dann den Grusel wieder weg. Jemand, der sich unter Schmerzen und Todesangst versucht, aus monströsen Fangarmen zu befreien, wird nicht nachzählen, wieviele Hauer das Ungeheuer hat. Dass es mehrere Zahnreihen hat, wird ihm sicher noch auffallen, und wenn er näher hingezogen wird, sieht er vielleicht den Geifer runtertropfen ... aber er wird nicht registrieren, dass da genau "acht große Hauer" vorhanden sind ... na ja, ich hoffe, ich konnte deutlich machen, was ich meine.
Insgesamt war die Geschichte gut zu lesen, sie hat die richtige Länge und ist ganz unterhaltend.

Grüße von Perdita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Perdita,

Erinnerte mich an eine Kurzgeschichte von Stephen King, wo die Protagonisten auf einem Floß mitten in einem Teich festsitzen und nacheinander von einem Wesen gefressen werden, das aussieht wie ein Ölfleck und seine Opfer mit schillernden Farben hypnotisiert :).

Mist, jetzt hat doch noch jemand gemerkt, dass meine ganze Story nur geklaut war... ;) Nein, im Ernst: Ich LIEBE diese Geschichte von King und es kann durchaus sein, dass ich die irgendwo im Hinterkopf hatte, als ich "Licht im Dunkel" geschrieben habe, wenngleich es keine Absicht war.

Was in der Geschichte meiner Meinung nach noch fehlt, ist richtiger Horror. Die schrecklichen Dinge, die dem Protagonisten zustoßen, sind zu sehr von außen beschrieben, als dass ich mich in ihn hineinversetzen könnte.

Absolut richtig. Das ist etwas, was mir erst jetzt so langsam bewusst wird: als Autor muss ich die Sichtweise des Protagonisten darstellen und verdeutlichen und ihn nicht bloss die Wegpunkte der Story ablaufen lassen.

Ebenso stimme ich Dir zu, was das eigentlich zu früh verratene Ende betrifft. Mir gefiel halt der Beginn des Satzes "In den letzten Sekunden seines Lebens..." so gut, dass ich seine Konsequenz nicht wirklich überdacht habe.

Jemand, der sich unter Schmerzen und Todesangst versucht, aus monströsen Fangarmen zu befreien, wird nicht nachzählen, wieviele Hauer das Ungeheuer hat.

Das ist wohl wahr...

Ich danke Dir für die guten Hinweise, da hast Du wirklich noch mal zwei Punkte gefunden, mit welchen - wenn sie denn ausgebessert sind - ich die Spannungsschraube noch ein wenig anziehen kann. Dein Lob nehme ich natürlich dankend entgegen!

Danke fürs Lesen und Kritisieren und beste Grüsse,
Dude

EDIT: Ich möchte meinen Kritikern nochmals danken! Die angesprochenen Stellen habe ich nun ausgebessert, das Feintuning hat wirklich nicht geschadet. Vielen Dank, Leute!

 

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