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Liebesflucht

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24.01.2006
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Liebesflucht

Um es gleich zu sagen: Ich werde gesucht. Die Polizei verfolgt meine Spur seit drei Jahren, aber alles, was sie wissen ist, dass ich Deutschland verlassen habe. Zu gut waren meine Vorbereitungen.

Seit meinem Verschwinden lebe ich hier in Argentinien, in einer kleinen Stadt, deren Namen ich nicht nennen kann. Die Justiz vermutet mich in Südamerika, da mein Flug damals nach Brasilien ging. Hier kann ich mich sicher fühlen. Trotzdem kleide ich mich anders, habe eine andere Frisur und einen gefälschten Pass. Ich bin jetzt Schwede.

Es ist fast das ganze Jahr schönes Wetter, abgesehen von den wenigen Wochen während der Regenzeit. Ich habe eine gut bezahlte Arbeit beim Straßenbauamt gefunden, wohne in einer kleinen Mietwohnung und brauche nur fünfzehn Minuten zum Strand mit den schönsten Mädchen, die man sich vorstellen kann. Ich habe Castellano gelernt, das Spanisch, das man hier spricht. Obwohl ich anfangs glaubte, das schaffe ich nie .
Es gibt einen Vergnügungspark ganz in der Nähe, einen mittelgroßen Zoo und zahlreiche Kneipen und Bars. Ich mag die temperamentvolle Gelassenheit der Menschen, die fehlende Hektik, inzwischen sogar den lockeren Umgang mit Terminen. Wenn jemand sagt, dass er um sieben Uhr da sei, kann er genauso gut um sechs oder elf kommen. Aber auch damit komme ich klar.

Ich könnte hier glücklich sein. Ich könnte mich am Strand von vollbusigen Frauen verwöhnen lassen und in ihren Armen alle Last ablegen. Ich könnte mir hier an jedem Wochenende bei einem Asado den Bauch mit Tira, Morcillas und Chorizos vollschlagen und mich dazu mit dem großartigen Wein ins Vergessen trinken. Sogar an den gegrillten Därmen und Nieren habe ich Geschmack gefunden.
Doch, um ehrlich zu sein: es kotzt mich an. Jedes Wort Castellano, das ich höre, macht mich aggressiver, treibt mich fast in Rage. Jeden morgen möchte ich der Sonne am liebsten ihr hämisches Grinsen ausprügeln und sie fragen, für wen sie sich hält. Dann beginne ich Hass zu weinen. Hass, auf mich, auf die Ungerechtigkeit in der Welt, Hass auf alles und jeden.

Nachdem ich mich durch die Nächte gekämpft habe, gehe ich Arbeiten. Jeden Tag arbeite ich acht Stunden. Ich würde es umsonst tun. Die Arbeit lenkt mich ab von den dummen Gedanken. Ohne sie wäre ich verloren. Es sind die einsamen Stunden, die mich traurig machen, abends, wenn es zu dämmern beginnt. Oft sitze ich nach dem Abendessen auf meinem Balkon im zweiten Stock, von Fliegen und Grübeleien an die ferne Heimat umschwirrt und denke an Mutters Küche, an Schnee im Winter, Stürme im Herbst, an Biergärten, aber vor allem: an Josi und Melanie. Immer noch!

Seit drei Jahren haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Sie wird überwacht!
Ich erinnere mich noch genau an unseren ersten Kuss, damals an einem eisigen Wintertag auf der Bank im Park. Ihre Lippen fühlten sich weich an, schmeckten nach dem Erdbeerlabello, den sie immer benutzte .
Schon in der Grundschule hatten wir gemeinsam gespielt, sind dann zusammen aufs Gymnasium gegangen. Dort haben wir uns ineinander verliebt. Man könnte fast meinen, unsere Beziehung wäre wie im Film verlaufen. Und irgendwie ist sie es auch. Oft genug stritten wir, um uns kurz darauf im Bett zu versöhnen. Sie ist die einzige Frau, mit der ich je geschlafen habe, und sie wird, das habe ich mir geschworen, auch die einzige bleiben. Egal, wie sehr die von Bikinis knapp verborgenen Rundungen am Strand hier locken.
Ich konnte ihr nie lange böse sein, und ich glaube, sie mir auch nicht. Spätestens, wenn sie eine Strähne hinters Ohr strich, in dieser unnachahmlichen Art, wie nur sie es konnte, verliebte ich mich aufs Neue in sie. Doch nun sitze ich hier. Allein. Ich hätte sie so gerne mitgenommen, aber das wäre nicht gegangen. Sie hätte mich nur von meiner Idee abbringen wollen. Sie hätte es nicht zugelassen.

Nach zwei Jahren wurde Melanie schwanger und gebar unsere Tochter Josi. Damals war ich außer mir vor Freude, mein Glück war vollkommen. Nach fünf Tagen holte ich Melanie und Josi aus der Klinik ab. Anfangs verbrachte ich jede freie Minute mit den beiden, danach nicht viel weniger. Ich brachte Josi in den Kindergarten, gab ihr einen Abschiedskuss, und holte sie nachmittags wieder ab, später half ich ihr bei den Schularbeiten und fuhr sie zum Kinderturnen. An Samstagen puzzelten wir immer gemeinsam. Wenn ich Urlaub hatte, reisten wir an den Gardasee, nach Frankreich oder in die Berge. Als Josi acht wurde, fuhren wir zum Skilaufen nach Österreich. Nie war ich glücklicher als in diesen acht Jahren.

Doch in mir verblassen langsam die Erinnerungen, ich sehe sie nur noch durch einen Schleier, der immer dichter und undurchsichtiger wird. Jean Paul hat einmal gesagt, dass die Erinnerung das einzige Paradies sei, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Heute, wenn ich grübelnd weine, weiß ich, er hatte Unrecht. Leider.
Ich sitze auf meinem Balkon und betrachte das Bild, das mir geblieben ist. Melanie und Josi stehen vor einer Waldlichtung und lächeln in die Kamera. Doch die Gesichter der beiden erscheinen mir von Tag zu Tag fremder. Ich habe Angst zu vergessen, entsetzliche, fast panische Angst.
Wie gerne würde ich Melanie jetzt anrufen, mit ihr über alles reden, mit ihr weinen, ihre Haut berühren, ihr Haar riechen ... Ich sehne mich so schrecklich nach ihr! Ich starre weiter auf das Bild, erkenne vor lauter Tränen nichts mehr.
Ich sollte den nächsten Flieger nach Deutschland nehmen, nach Hause. Zu Melanie, stattdessen sitze ich hilflos und tatenlos auf meinem Sessel.

Die Vernunft, die mich packt, wenn die Gedanken wieder klar werden, ist kein Trost. »Du kannst nicht nach Hause« flüstert sie. »Nie mehr! Sie würden dich an der Haustür verhaften, falls du es überhaupt so weit schaffen würdest.« Doch vielleicht wünsche ich mir genau das. Was sind schon ein paar Jahre Gefängnis gegen dieses scheiß Leben hier? Melanie würde mich sicher im Knast besuchen, dann hätte ich sie wieder. Ich glaube nicht, dass ich Angst habe, meine Freiheit zu verlieren. Hier bin ich auch gefangen. Gefangen in Erinnerungen, in Schmerz und Leid. Wie oft hatte ich meine Koffer gepackt und war abflugbereit? Wie oft habe ich mich in Gedanken der deutschen Justiz gestellt? Aber ich bringe es einfach nicht fertig wieder nach Deutschland zu fliegen. Ich fürchte mich vor der Ungewissheit. Was wenn Melanie mich nicht mehr liebt? Was habe ich dann? Die öffentliche Schmach und Verachtung würde mir in jedem Fall bleiben und ich hätte niemanden mehr. Hier kann ich wenigstens ein ruhiges, unbeachtetes Leben führen und habe die Chance zu vergessen.

Ich hole das Fotoalbum, blättere um und sehe die Todesanzeige Josis vor mir. Schon steigt wieder, derselbe unbändige Zorn in mir auf, dieser unkontrollierte Hass, den ich damals gespürt habe. Und ich bin mir sicher, dass ich es wieder tun würde. Ich würde dem Arschloch, das Josi, auf einem Zebrastreifen überfuhr, wieder mit der verdammten Axt seinen verfickten Mörderschädel einschlagen.

Ich würde es tun, weil ich nicht anders könnte. Es wäre mir egal, ob er unschuldig ist, ob Josi, ohne zu schauen, direkt vor den LKW gelaufen ist.
Ich hätte wieder alles bis ins letzte Detail geplant, hätte ihm aufgelauert, um dann, wie ein Besessener auf ihn einzuschlagen und anschließend zu fliehen. Ich würde es wieder genau so machen.

 

Hallo weltenläufer,

vielen Dank fürs Kommentieren.

Freut mich, dass sie dir gefallen hat.

lg neukerchemer

 

Hallo Neukerchemer,

mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Sie erzeugt Spannung, und man möchte weiterlesen, z. B. um zu wissen, warum der Prot in Argentinien nicht glücklich wird.
Am besten hat mir die Passage gefallen, in der Du seine Sehnsucht nach seiner Familie beschreibst. Das hat mich sehr angesprochen!

Liebe Grüße
Michael

 

Hi m_rother,

Freut mich, dass sie dir gefallen hat und dich teilweise sehr angesprochen hat.

Danke fürs Lesen.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer!

Ja, geschrieben ist sie schon gut, aber mit der Glaubwürdigkeit schaut es eher schlecht aus.
Da ist einmal das Strafausmaß, das er zu erwarten hätte: Er war ja im Affekt oder zumindest einem psychischen Ausnahmezustand, wenn der Mann sein Kind überfahren hat, und es war offenbar kein geplanter Mord. Da wäre das Strafausmaß so niedrig, daß er nach den drei Jahren, die er schon auf der Flucht ist, wahrscheinlich schon wieder heraußen wäre. Mit guter Führung vielleicht schon nach einem Jahr. – Warum sollte er sein ganzes bisheriges Leben aufgeben, wenn wenige Jahre reichen? Die Frau würde ihn besuchen und anschließend wären sie wieder zusammen. Wozu so eine Flucht auf sich nehmen, wenn man doch dadurch nicht frei wird, aber durch Absitzen der in Relation dazu gesehen geringen Strafe wieder frei werden könnte? Zumindest, wenn einige Zeit vergangen ist, muß ihm der Gedanke doch irgendwann kommen, und so dumm kann er ja nicht sein, sonst hätte er es nicht geschafft, dort hinzukommen und sich falsche Papiere zu besorgen, oder umgekehrt.

Das Zweite ist die angebliche Überwachung der Frau. Das wirkt ja, als wäre er ein Terrorist. Wodurch sollten sich denn die Kosten für so eine Überwachung und die Freiheitsberaubung der Frau rechtfertigen? Bei einer Tat im Affekt ist ja noch nicht einmal mit einem Wiederholungstäter zu rechnen, wofür das alles? Kein Staat verschwendet sein Geld derartig, es sei denn, er ist ein gefährlicher Terrorist oder es bestehen irgendwelche anderen, politischen Gründe, warum man ihn aus dem Weg räumen will. Für jemanden, der im Affekt jemanden umbringt, machen die gerade noch den Aktendeckel einmal auf und wieder zu.

Sorry – nächstes Mal such ich mir wieder eine der Geschichten von Dir aus, die ich positiv bewerten kann. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Häferl schrieb:
Da ist einmal das Strafausmaß, das er zu erwarten hätte: Er war ja im Affekt oder zumindest einem psychischen Ausnahmezustand, wenn der Mann sein Kind überfahren hat, und es war offenbar kein geplanter Mord. Da wäre das Strafausmaß so niedrig, daß er nach den drei Jahren, die er schon auf der Flucht ist, wahrscheinlich schon wieder heraußen wäre.
[…]
Das Zweite ist die angebliche Überwachung der Frau. Das wirkt ja, als wäre er ein Terrorist. Wodurch sollten sich denn die Kosten für so eine Überwachung und die Freiheitsberaubung der Frau rechtfertigen?
Entschuldige, neukerchemer, aber Susis Statement kann so nicht stehen bleiben.

Die Tötung des Autofahrers, der die Tochter des Prots auf dem Zebrastreifen überfuhr, geschah nicht im Affekt, sondern war geplant – oder fährst bzw. gehst du ständig mit einer Axt rum? Er muß die Axt also mit dem Ziel geholt haben, den umzubringen, und das ist Mord, der Prot selbst weiß das und findet es Rechtens, daß er gesucht wird. Dafür werden immer alle Hebel in Bewegung gesetzt, bei dieser Ausgangslage die Frau zu überwachen ist das mindeste, was bei einem Kapitalverbrechen geschieht. Übrigens steht nirgendwo, daß sich die Frau nicht frei bewegen könnte – von einer Freiheitsberaubung, wie du behauptest, kann also keine Rede sein.

Über deine Auffassung von Recht, Susi, habe ich mich schon oft gewundert, aber diesmal gehst du einfach zu weit: Ein Kind kommt bei einem Unfall um, und du findest es Rechtens oder zumindest verzeilich, an dem Unglücksfahrer so etwas wie Selbstjustiz zu üben! Wo lebst du denn, Susi?

Dion

 

war geplant – oder fährst bzw. gehst du ständig mit einer Axt rum?
Es steht nicht in der Geschichte, daß er dabei war. Er kann zuhause gewesen sein, es erfahren haben, die Axt genommen und losgezogen sein.
Und der psychische Ausnahmezustand dauert länger als zehn Minuten an.

Ein Kind kommt bei einem Unfall um, und du findest es Rechtens oder zumindest verzeilich, an dem Unglücksfahrer so etwas wie Selbstjustiz zu üben!
Von rechtens oder verzeihlich hab ich kein Wort geschrieben. Schau Dir doch die Strafausmaße an, die verhängt werden. Neulich hat ein Typ, der zwei Generationen seiner Familie zerstört hat, nur vier Jahre bekommen, nach der Hälfte geht er nach Hause.

Was du dir manchmal aus den Fingern saugst und mir unterstellst, ist schon wirklich eine Frechheit.

 

Häferl schrieb:
Er kann zuhause gewesen sein, es erfahren haben, die Axt genommen und losgezogen sein.
Dion schrieb:
Er muß die Axt also mit dem Ziel geholt haben, den umzubringen …
Losgezogen, um was zu tun, Susi? Oder: Wo ist der Unterschied zwischen deiner und meiner Aussage?

Tragen wir doch die Fakten zusammen:

1. Die Axt muß er gezielt mitgenommen haben – das bestreitest auch du nicht -, und wenn man eine Waffe gezielt mitnimmt, dann hat man damit etwas vor, und wenn man etwas vor hat, dann ist es geplant, und wenn es geplant ist, dann ist die Tötung mit dieser Waffe ein Mord.
2. Polizei sucht und vermutet ihn in Südamerika, deswegen wird seine Frau ja überwacht. Dieser Aufwand ist nur zu rechtfertigen, wenn man von einem Mord ausgeht – die Polizei wird ihre Gründe für diese Annahme gehabt haben.
3. Wenn er im Affekt getötet hätte, dann würde er seine Tat im Nachhinein bereuen. Aber da ist von Reue keine Spur, ganz im Gegenteil - er hätte es noch einmal getan.

Das sind 3 logische Gründe, die darauf hinweisen, daß er gemordet hat, aber statt das anzuerkennen, sagst du, die Geschichte sei nicht glaubwürdig, weil die Tat im Affekt geschehen. Dafür hast du nicht eine Spur eines Beweises, und trotzdem beharrst du auf dieser These.

Die Frage ist, warum tust du das?

 

Dion, der Definition von Mord würde ich sofort zustimmen und ich denke auch, dass in dieser Geschichte von Mord die Rede ist. Im Falle Marianne Bachmeier allerdings wurde es als Totschlag geahndet. Nun ist zwar eine Pistole keine Axt und es ist bestimmt feiner, jemanden zu erschießen, als ihm den Schädel zu spalten, Vorsatz allerdings gehört eindeutig dazu, eine Pistole mit in einen Gerichtssaal zu schmuggeln und sie auch zu benutzen.

 

An den Fall Bachmeier erinnere ich mich noch gut, sim, an den Auftritt der Täterin bei Fliege nicht. Wenn die Bachmeier bei Fliege die Wahrheit gesagt hat, dann war das Urteil eindeutig ein Fehlurteil – möglicherweise war das Gericht dem Druck der öffentlichen Meinung nicht gewachsen.

Ich stelle immer wieder fest: Wenn Kinder im Spiel sind, setzt bei manchen Leuten der Verstand aus – plötzlich ist nur noch vom Kopf ab die Rede. Dieses Verhalten zeigt deutliche Parallelen zu dem Verhalten der Tiere, die auch am gefährlichsten sind, wenn sie Jungen haben.

Mit anderen Worten: Mensch ist ein Tier, überzogen mit einer dünnen Lackschicht, Kultur genannt. In Streßsituationen wird dieser Lack abgeworfen und das Tier kommt zum Vorschein – deswegen sind zum Beispiel Kriege so grausam.

Doch wir sprechen bei dieser Geschichte über etwas anders gelagerten Fall, vor allem der Punkt 3 meiner Aufstellung ist entscheidend. Zur Tötung im Affekt gehört die Reue, regelmäßig entschuldigen sich die Täter bei den Angehörigen und wollen, wenn sie könnten, die Tat rückgängig machen. Aber wie schon gesagt, in dieser Geschichte gibt es keine Reue – auch nach 3 Jahren hält der Täter seine Tat für richtig: Er würde noch einmal morden.

 

Das sind 3 logische Gründe, die darauf hinweisen, daß er gemordet hat, aber statt das anzuerkennen, sagst du, die Geschichte sei nicht glaubwürdig, weil die Tat im Affekt geschehen. Dafür hast du nicht eine Spur eines Beweises, und trotzdem beharrst du auf dieser These.

Die Frage ist, warum tust du das?

Ganz einfach deshalb, weil es un(psycho)logisch ist, daß er es nicht in einem psychischen Ausnahmezustand tut.
Und es ist nicht so, daß ich ignoriere, was da steht, vonwegen er würde es wieder tun usw., sondern ich finde es unlogisch/unglaubwürdig.

Das ist meine Meinung, Dion, und die läßt du jetzt bitte so stehen, ohne sie wieder mit deinem Kommentar und irgendwelchen Unterstellungen zu versehen. Solange du dich für letztere nicht entschudligst, brauchst du mit mir sowieso nicht mehr reden.

 

Susi, ich laßt dir deine Meinung – sie steht ja nach wie vor da ;) -, nur es muß mir erlaubt sein, darauf hinzuweisen, daß diese Meinung vielleicht auf einem Irrtum bzw. inkorrekter Leseweise beruht, oder aber in dem Wunsch begründet sein könnte, es möge so gewesen sein – anders kann ich mich einen so gravierenden Fehler in der Beurteilung nicht erklären.

Das und nicht mehr habe ich gesagt – ich wüßte nicht, wofür ich mich entschuldigen müßte, zumal du auch jetzt, nach einer gezielten Frage von mir, keine befriedigende Antwort gegeben hast.

Ich habe dir 3 Gründe genannt, die meine These unterstützen, du nicht einen für die deine. Statt dessen sagst du ohne Begründung, es wäre un(psycho)logisch bzw. unlogisch/unglaubwürdig anders zu denken.

Das ist gewöhnlich die Haltung eines Kindes, das auf eine Warum-Frage mit darum antwortet, weil es keine andere Antwort weiß. Und sich anschließend in die Schmollecke zu verziehen, auch.

Susi, du mußt wissen, was du schreibst und kannst dieses Spiel vielleicht mit einem Kind spielen – mit mir nicht.

Ich danke dir für die Aufmerksamkeit.

Dion

 

Ich habe das Gefühl, hier wird auf Kosten von neukerchemers Geschichte eine Metadiskussion geführt. Den Autor wirds der Beiträge wegen vielleicht freuen, aber weiter bringt es uns nicht unbedingt, schon gar nicht, wenn persönliche Aggressionen und Provokationen damit verbunden sind.
Spekulationen, warum jemand etwas so sieht wie er es sieht, sind jedenfalls nicht konstruktiv.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion!

An sich nicht streitlustig, möchte ich hier folgendes zum Besten geben:
Keineswegs gehört juristisch gesehen, die Reue zum Tatbestand "Tötung im Affekt."
Ich kenne das deutsche Strafrecht nicht genau, aber da das österreichische dem deutschen sehr ähnlich ist, wird der Unterschied nicht allzugroß sein.
Bei uns heißt es im Strafgesetzbuch:
Wer einen Anderen, in einer allgemein begreiflichen, heftigen Gemütsbewegung tötet, begeht das Verbrechen des Totschlags (nicht Mord) und ist mit Freiheitsstrafe bis zu 10 Jahren zu bestrafen. (Vulgo: Tötung im Affekt) Ob er diese Tat bereut oder nicht, ist juristisch nicht relevant. (Vielleicht für das Strafausmaß, aber nicht für die Anklage). Mit der, bei Ersttätern durchaus üblichen "Halbstrafe", wäre der Täter selbst bei Verhängung der Höchststrafe nach fünf Jahren wieder draussen.
Ob jedoch das Gericht nach Ablauf von Tagen oder Wochen, (der Tatzeitpunkt wird in dieser Geschichte nicht näher erläutert), dem Täter den heftigen Erregungszustand noch zubilligt, ist Sache der gerichtlichen Beweiswürdigung.
Bei dem von Sim zitierten "Fall Bachmann", war dies jedenfalls so.
Die Überwachung einer privaten Telefonleitung ist juristisch gesehen, ein Eingriff in die persönlichen Rechte und bedarf einer begründeten richterlichen Genehmigung. Und hoffentlich bleibt das auch so.

Lieben Gruß,
Manuela :)

 

sim schrieb:
Ich habe das Gefühl, hier wird auf Kosten von neukerchemers Geschichte eine Metadiskussion geführt. Den Autor wirds der Beiträge wegen vielleicht freuen, aber weiter bringt es uns nicht unbedingt, schon gar nicht, wenn persönliche Aggressionen und Provokationen damit verbunden sind.
Spekulationen, warum jemand etwas so sieht wie er es sieht, sind jedenfalls nicht konstruktiv.

Lieben Gruß, sim

Wenn ich Susi was zu Unrecht unterstellt habe, sim, will ich mich bei ihr entschuldigen. Doch sie hat meine Argumentation bisher nicht widerlegt und ihre Meinung durch nichts untermauert, so daß ich weiterhin annehme, ihr Urteil hängt von ihrer persönlichen Einstellung zu diesen Dingen ab, denn sie hat Solches nicht zum ersten Mal geäußert - ich darf dich hier an ihre Kommentare zu meiner Geschichte „Sie ließen ihn nicht gehen“ erinnern.

Doch du hast Recht, diese Diskussion überschreitet die Grenzen dessen, was zu einer Geschichte gehört - ich werde mich in diesem Thread nicht mehr äußern.

Dion

 

Hallo Häferl,

freut mich das du meine Geschichte gelesen hast und dir zumindest ein paar Formulierungen gefallen haben.

Natürlich freut es mich auch, dass meine Geschichte zum Nachdenken anregt und eine Diskussion nach sich zieht.

Das du denkst, sie sei unlogisch muss ich hinnehmen, will dir aber dennoch sagen, warum ich denke sie ist es nicht.

Meiner Meinung nach, oder zumindest so wie die Geschichte geplant hatte war der Mord vorstätzlich, er würde es ja immer wieder tun. Naturlich ist der Prot nach dem Tod des Kindes mit Sicherheit noch nicht voll zurechnunsfähig, aber er bereut seine Tat nicht.

Wie die Strafen auf Mord stehen, wusste ich leider nicht, aber eigentlich spielt ja das auch keine Rolle. Der Vater kann es ja genauso gut nicht gewusst haben. Für ihn war die Flucht eben die einzige Lösung. Fünf Jahre Gefängs, wovon Manuela spricht sind mit Sicherheit kein Zuckerschlecken.

Das die Überwachung nicht zulässig ist, wusste ich ebenfalls nicht. Habs deswegen ausgebbesert in "sie wird bestimmt überwacht".

Danke nochmal für deine Meinung.

lg neukerchemer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo neukerchemer!

Ganz kurz nur:

Habs deswegen ausgebbesert in "sie wird bestimmt überwacht".
Das ist schon mal ein guter Lösungsansatz, weil eine Vermutung eben nicht bedeutet, daß sie tatsächlich überwacht wird - es bleibt offen, was tatsächlich ist.

Fünf Jahre Gefängs, wovon Manuela spricht sind mit Sicherheit kein Zuckerschlecken.
Nein, fünf Jahre Gefängnis sind sicher kein Zuckerschlecken, aber Manuela sprach von höchstens fünf Jahren, die die Strafe in der Praxis ausmacht, und damit bleibt der seltsame Eindruck.
Was würdest Du denn davon halten, ihn etwas tun zu lassen, wo er tatsächlich lebenslänglich bekommen würde? Also zum Beispiel aus Zorn auf die Autofahrer (denn der Unfallfahrer war ja Autofahrer) gleich mehrere mit der Hacke ...? Dann wäre es doch viel glaubwürdiger, daß er nur mehr die Flucht als Lösung sieht, und am Rest ändert es ja nichts - es wäre nur das Ausrasten um die paar Nummern größer, die alles glaubwürdiger machen würden.

Liebe Grüße,
Susi :)

Dion schrieb:
Doch sie hat meine Argumentation bisher nicht widerlegt und ihre Meinung durch nichts untermauert, so daß ich weiterhin annehme,
Schatzerl, ich hab nicht immer Zeit für dich, wenn du dir das gerade wünscht. Und nachdem Manuela ja schon so lieb war, hat sich das doch ohnehin erledigt.

 

Hallo Susi,

schön, dass du dich nochmal meldest.

Dann wäre es doch viel glaubwürdiger, daß er nur mehr die Flucht als Lösung sieht, und am Rest ändert es ja nichts - es wäre nur das Ausrasten um die paar Nummern größer, die alles glaubwürdiger machen würden.
Das die Flucht dann gerechtfertigter wäre, damit hast du sicher Recht. Die Strafe wäre so plausibel.
Aber das würde meine Intention überhaupt nicht mehr rüberbringen. Im Moment ist der Prot ein Mörder, der aus Verzweiflung und Trauer heraus gehandelt hat und den Mann getötet hat der seine Tochter auf dem Gewissen hat. Ich wollte den Mord und den Mörder plausibel darstellen. Der Leser soll mit vllt sogar Mitleid haben (auch wenn ein Mord eigentlich nicht zu entschuldigen ist)
Würde der Mann mehrere Menschen töten, wäre dies nicht mehr so leicht und er würde dem Leser als feiger Massenmörder erscheinen. Dadurch ginge die Aussage verloren. Mal überlegen wie dass in den Griff bekommen.

Vielleicht schreibe ich ja das er schon älter ist und seinen Lebensabend nicht im Knast verbringen will, oder so? Mal schaun... Ziemlich kompliziert :-)

lg neukerchemer

 

Er könnte schon Amok laufen, das hielte ich noch für glaubwürdig, passen würde dann allerdings nicht, dass er auch drei Jahre später noch sagt, er würde es noch einmal so machen.

 

Er könnte schon Amok laufen, das hielte ich noch für glaubwürdig, passen würde dann allerdings nicht, dass er auch drei Jahre später noch sagt, er würde es noch einmal so machen.
Ja vielleicht glaubwürdig, aber die Aussage meiner Geschichte ginge auf jeden Fall verloren. Er wäre dann nicht mehr der Mörder, mit dem man Mitleid empfinden kann, denke ich.

Und wie du schon sagtest, er würde es dann sicher bereuen.

Mal schaun, was ich jetzt mach. Werd mir mal in Ruhe was überlegen.

lg neukerchemer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Neukerchmer !

Auf keinen Fall - den Mord an den Anfang stellen - glaube ich. Für mich war gerade die Spannung in der Geschichte wichtig. Da habe ich mich bis zum Schluss wirklich gefragt, warum sitzt dieser Mann in Südamerika. (Hätte ja auch ein Bankräuber sein können.) Vielleicht sollte aber wirklich der Grund für seine Schilderung eingebaut werden.
Beispiel: schreibt Brief an einen guten Freund in Deutschland o.ä. - da ist ja einiges möglich.
So normal fand ich die Geschichte auch nicht. Normal ist doch eher das einer jeden Tag in Deutschland zur Arbeit oder zum Studium geht - oder aber arbeitslos zu Hause sitzt. Etwas weniger von dieser teilweise etwas wirklichkeitsfremden europäischen Sichtweise auf die Verhältnisse im "Süden"
würde den Text vielleicht von der hier erwähnten Gefahr 08/15 zu sein - absetzen. Ansonsten gefallen mir die Sprache und auch der Versuch in die Gefühlswelt dieser "Person" einzudringen.

Mit freundlichem Gruß
Ogni

 

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