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Liebeswahn
Sie war nur einen Schritt von ihm entfernt und in Gedanken waren sie doch so weit auseinander. Der Junge war auf sie zugegangen, sie war ausgewichen. Der Junge hatte alles versucht, aber es gab nichts, womit sie zu beeindrucken gewesen wäre. Er hatte alles riskiert, es interessierte sie nicht. Der Junge sah auf seine Füße hinab. Unter ihm zerbrachen kleine Zweige und Äste, ein Windstoß zog durch die Landschaft, Rascheln war in den frisch blühenden Blättern zu hören. Weit weg war ein Feuer zu sehen, darum versammelte sich eine Menschenmasse. Der Frühling brach an und die Gefühle spielten verrückt.
Da war es, das Mädchen, das so wunderschön war, wie man es nicht hätte beschreiben können. Um sie ein tiefer Abgrund. Sollte er es riskieren? Er hörte eine Stimme in seinem Bauch, die ihm sagte: „Was bringt dir ein Herz voller Liebe, wenn du sie niemandem geben kannst?“. Der Junge sah zaghaft auf und inmitten die liebevollen Augen des Mädchens. In seinen Ohren klangen nebenbei die wehmütigen Schreie eines Vogels. Der schwarze Schatten der Nacht zog sich wie ein Schleier über die Landschaft.
Der Junge traute sich nicht, sie anzusehen, mit ihr zu reden. Er nahm eine Stimme von oben wahr. „Du darfst nicht aufgeben“, sagte sie. Der Junge blickte erneut auf. Das Mädchen war verschwunden.
Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute verbrachte der Junge damit, an das schöne Mädchen zu denken. Er malte sich aus, wie schön es wäre, mit ihr die Zeit zu verbringen und wie er sie dazu bewegen könnte, ihm Vertrauen zu schenken und ihn zu treffen. Zwei Tage später traf der Junge erneut das Mädchen an. Erstmals lächelte sie ihn an und redete mit ihm. Der Junge wusste nicht, was er sagen sollte, also blieb er still und schwieg, wenn er nur konnte. Daraufhin verabschiedete sich das Mädchen und verschwand im rot schimmernden Sonnenuntergang.
Der Junge blieb die ganze Zeit dort, wo sie sich getroffen hatten. Er war traurig, dass das Mädchen schon wieder ging. Da sah er sie wieder, umgeben von einem schwarzen Abgrund. Er lief auf sie zu, wollte sie berühren, mit ihr reden, was ihm beim Treffen zuvor nicht gelang – und stürzte in den Abgrund. Er konnte sie noch sehen. Sie war nur einen Schritt entfernt und in Gedanken waren sie doch so weit auseinander. Er blickte sich um. Dunkel war es. Oben, von wo er in diesen Abgrund gelangte, schimmerte Licht und man konnte das Mädchen sehen. Es war ein Ostermontag, er hörte Gesänge. Er blickte wieder nach oben. Das Mädchen war weg.