Was ist neu

Linoleumbellen

Mitglied
Beitritt
26.09.2006
Beiträge
355

Linoleumbellen

Ich öffne die Augen. Mein Schädel! Um mich herum ist es stockfinster und es riecht nach Rauch. Nichts zu sehen, als ein dünner, dunkelblauer Streifen über mir. Wo bin ich hier? Ich greife nach dem blauen Ding, doch meine rechte Hand tastet ins Leere. Näher ran. Ich strecke meinen Arm, hebe die Schulter, aber der blaue Streifen ist noch immer zu weit weg. Zum Henker, was ist das hier?
Kreuzschmerzen. Wie lange habe ich hier gelegen? Ein raues Geräusch. Ich schrecke herum. Es ist dunkel. Zu dunkel. Kann nicht sehen, was das war. Mir ist kalt, es zieht. Ich setze mich auf, greife nach dem blauen Streifen und komme nicht ran.
Nähere Umgebung ertasten. Der Boden ist kalt; sehr glatt, hart wie Beton. Kleine Sandkörner; ich ertaste winzige Erhebungen. Beim draufschlagen ertönt leises patschen. Ein dumpfes Gefühl. Das Geräusch aus elf Uhr. Haben mich die Penner hier gelassen? Wer? Verdammt, ich kann mich an gar nichts erinnern, nur an viele Leute.

Ich sitze auf dem eiskalten Boden und beschließe, besser aufzustehen. Der blaue Streifen. Schmerz. Ich schreie, erschrecke vor mir selbst. Ein glühender Stich im linken Knie. Festhalten. Meine Hand berührt etwas kaltes, feuchtes. Was ist das? Fühlt sich klebrig an. Auf einem Bein stehe ich da; das Knie beruhigt sich langsam. Mal riechen: Das ist Blut! Ich verliere das Gleichgewicht. Ungeschickt hüpfe ich auf einem Bein, verliere den Halt, stürze, fange mich mit dem linken Bein. Es schmerzt wie ein Schraubstock. Verdammt, ist das gebrochen oder was? Hinsetzen. Still halten wegen dem Bein. Adern, die sich durch mein Knie winden, pochen wild; der unsägliche Schmerz will und will nicht weniger werden.

Meine Gelenke sind steif gefroren. Rechte Hand in die linke Brusttasche. Keine Zigaretten. Verdammt noch mal, gerade jetzt! Hosentasche: Rechts leer, links zusammengeknüllt: Kaugummipapier. Eine Seite Papier, die andere Seite Stanniol. Mein Blick richtet sich noch immer auf das längst vergangene Geräusch aus elf Uhr. Das Knie beruhigt sich – endlich.

Idiotisch, das Silberpapier ist jetzt auf gefaltet. Aus der Hand gefallen. Verdammt. Der Boden ist kalt und ich taste wie ein Blinder in der Dunkelheit herum, kann das Silberpapier aber nicht finden. Da liegt etwas hartes ...ein vierkant Rohr, kalt, verbogen, von irgendwo abgerissen. Wo bin ich hier? Ist hier noch jemand? Ich schreie und klinge fremd. Es dauert lange, bis der Hall verstummt ist. Das Wischen; diesmal hält es länger an. Es ist ganz nah, vier, fünf Meter von mir. Ich schaue ins Leere. Hingehen. Dunkelheit ist mir unheimlich; nein, ich bewege mich nicht. Mach schon, hingehen. Ich wage nicht, meine Beine in Bewegung zu setzen; mein Knie ist heiß.
Da, das Geräusch, diesmal noch näher. Meine Atmung ist flach. Einmal durchatmen. Selbst das winzige, kaum wahrzunehmende Knarren beim Bewegen des Kopfes lärmt in meinem Kopf. Hätte ich nur ein Feuerzeug. Müde. Ich kann mich nicht bewegen. Mein Herz Klopft. Schweißperlen auf der Stirn. Es juckt. In Zeitlupentempo hebe ich meinen rechten Unterarm zur Stirn und reibe die juckende Stelle. Horchen. Hinter mir ein Kratzen. Ich drehe mich um ... da ist etwas. Ein Umriss? Ein noch dunklerer Schatten im Schwarz. Mein Blut fließt wie ein rauschend pochender Strom durch meine Ohren. Der Umriss flimmert und wird schärfer, verschwimmt wieder. Verschwinde! Meine Haare sträuben sich. Selbst an den Spitzen elektrische Spannung. Der Umriss verschmilzt mit der Dunkelheit. War das Einbildung? Er ändert seine Form, verschwimmt mit dem Nichts. Nahes Kratzen lässt mich wieder zusammenfahren. Nun bewegt es sich sehr, sehr langsam nach rechts. Ich starre das Flimmern an. Es wird schwächer.
Warmer Wind? Nichts zu hören. Schweißperlen abtrocknen. Mein Körper pulsiert, fühlt sich an wie Watte. Wellen von Kälte und Hitze zittern über meine Haut. Elektrisch. Das wischende Geräusch ähnelt dem, auf den Boden fallender, kleiner Steinchen. Es muss ein Tier sein. Die Steinchen... was klingt wie auf den Boden fallende Steinchen? Hagel? ...starker Regen klingt so. Stirn abtrocknen. Die Steinchen bewegen sich jetzt schneller. Was huscht da über meine Hand? Ich ziehe Sie zurück. Zwei, drei Steinchen. Ruhe. Wieder zwei Steinchen, Wisch-Geräusch. Es ist weg. Allein.
Eigentlich habe ich Angst im Dunkeln. Seitdem ich mit meiner damals besten Freundin diesen dämlichen Film gesehen habe, ist das so; ist auch schon fünfundzwanzig Jahre her.

Kein Geräusch. Ich betrachte den blauen Strich. Was ist das? Das Pulsieren auf der Oberfläche meines Körpers lässt langsam nach. Wie hieß Sie doch gleich? Die Linie ist lang, weiter hinten dünner, läuft in Nadelspitzen aus. Zwei winzig kleine Lichtpunkte; die habe ich vorher nicht gesehen. Becky, genau, sie hieß Becky. In die war ich ja total verschossen! Mann ist mir kalt! Zusammen kauern hält warm, also Beine anziehen und Vorsicht mit dem Knie. Langsam das linke Bein anwinkeln. Ein ziehendes Gefühl. Zusammen gekauert in der Dunkelheit. Der Kopf wird schwer. Kalte Hände. Ich hauche hinein. Feuchte Wärme. Alles andere eiskalt. Ich senke den Kopf, atme in das Oberteil. Ein wenig Wärme. Eine Halskette ... Hundemarken? Der Hinterkopf eines Mannes kommt mir in den Sinn: kahler Kopf, die winzigen Stoppel und die typischen Falten und Erhebungen, die man bei solch einer Frisur zur Schau stellt. Frisur... nennt man das Frisur, eine Glatze ...dann nehmen Sie das Bike und drücken auf die Tube; keinen Alleingang! Meine Erinnerungen bleiben diffus und lückenhaft. Komischer Traum! Aber es kommt mir so echt vor. Denk nach, versuche dich zu erinnern. Es kommt nichts, nicht einmal Bruchstücke, gar nichts. Also, noch einmal alles durchgehen: ich erinnere mich an Leute, einen ganzen Haufen Leute und diesen Glatzkopf. An Becky natürlich auch. Das war´s aber dann schon. Nein, der Kleine mit der krummen Nase noch. Dunkelheit ist ermüdend. Das Hemd aus dem Hosenbund zerren. Hände auf den Bauch, das macht warm. Kalt!
Augen zu. Niesen. Meine Hände zittern. Wieder niesen, drei Mal. Taschentuch? Taschen absuchen. Habe ich doch schon. Leer. Nase juckt. Hemdsärmel geht auch. Müde, fast schlapp! Rauschen und bunte Punkte. Leises Piepsen im Ohr. Mit Tinnitus hatte ich nie Probleme, aber es piepst. Etwas bewegt sich. Ein weißer, trüber Lichtschein vor mir. Die Punkte werden rot. Schwindelig. Hinlegen. Kleine Steinchen wandern neben meinem Kopf. Ich lege meinen linken Arm auf die Augen. Der helle Fleck bleibt und alles dreht sich.

Der graue Boden sieht aus wie gegossener Beton. Winzig kleine Löcher übersäen die Fläche. Licht! Endlich Licht! Ich setze mich auf; um mich herum ist es dunkel, lediglich ein heller weißer Streifen von ungefähr drei Metern Breite ist erleuchtet. Der blaue Streifen über mir ist ebenfalls erhellt, grellweiß diesmal. Mein Atem erzeugt Kondenswölkchen. Was ist das für ein Licht? Sonnenschein? Künstlich? Es ist angenehm warm auf dem Gesicht. Ist ganz bestimmt Sonnenschein. Weiter ab von der blendend hellen Lichtquelle hellblau. Die Chance nutzen; wenn mein Knie Ruhe gäbe. Meine Hände sind ganz rußig und die Ränder der Fingernägel dunkelrot, blutverschmiert. Was ist nur passiert? Wladimir hatte geblutet, fällt mir ein. Brulli... Brillo... verdammt, Brjullow oder so ähnlich. Erstmal das Knie ansehen! Unterhalb des Knies ist das Hosenbein fast schwarz von größtenteils eingetrocknetem Blut. Die Hose ist ja total zerrissen. Ein bisschen hochziehen und nachsehen. Vorsichtig den Stoff von der Wunde nehmen. Das brennt, fuck, es blutet wieder. Vielleicht sollte ich das abbinden? Ach was, nicht so schlimm.
»Ist jemand hier?«
Irgend jemand muss mir helfen, doch ich bekomme keine Antwort. Wie spät ist es? Zum Glück habe ich eine Uhr. War ja klar, dass sie stehen geblieben ist. Nullvierhundertachtundzwanzig. Ich sollte mich beeilen! Es könnte längst zu spät sein, wie lange ich weg war, weiß ich ja nicht. Also los jetzt!

Aufstehen! Vorsichtig, langsam, das Knie nicht belasten. Ich stehe. Es tut nicht weh? Behutsam testen, ein Ziehen, es geht einigermaßen. Gewicht verlagern, aufs Ganze! Alles schwarz, nur zwei Streifen; einer blassgrau, der andere hellblau. Der erste Schritt klappt gut, auch der zweite. Das Stechen setzt wieder ein. Scheiße! Warum muss das Knie Ärger machen? Ignorieren. Da liegen ein paar kleine Steine. Sieht aus, als wären sie irgendwo abgebrochener Beton. Ich hebe ein Stück auf. Es riecht kühl, nach Baustelle. Ich nehme es mit. Rechte Hosentasche. Das Knie brennt. Durchhalten, weiter gehen, ein wenig schneller! Meter für Meter hinke ich. Wie weit bin ich schon gegangen? Der Streifen ist mein Weg. Da muss doch irgendwann ein Ausgang kommen! Rechts und links schwarz. Durst. Pause machen. Nein, das Licht nutzen, weitergehen!

In meinem rechten Ohr knackt es. Seltsam, jetzt ist es leiser. Irgendetwas fehlt. Hat hier die ganze Zeit etwas gebrummt? Eigentlich ein dumpfes Heulen. Umsehen. Sicher nur Einbildung! Weiter gehen. Trockener Mund, mein Ohr knackt. Pause machen, ich kann nicht mehr. Wie spät es wohl ist? Mein Knie pocht heiß. Wenigstens habe ich ein wenig Licht. Mir ist so kalt, ich muss mich ausruhen, nur ganz kurz. Das Licht gibt ein wenig Wärme, aber der Boden ist kalt. Hand als Kopfkissen. Ich sollte zurückgehen! Noch fünf Minuten ausruhen. Schneider wird bestimmt auf mich warten. Schneider, Schneider... Schneider? Der Pilot! Mann, was soll ich mit diesem Durcheinander? Kleine Steinchen bewegen sich irgendwo. Ich starre in die Richtung des Geräusches. Nichts, nur fallende Steinchen und Dunkelheit. Könnte ich mich nur an irgend etwas orientieren. Ich fühle mich wie ein einsamer Schwimmer im Ozean.
Zweitausenddreihundertdreißig müssen alle zurück sein, hatte es geheißen, das ist das einzige Zeitfenster. Die wollten tatsächlich alle zurücklassen, die nicht pünktlich erscheinen würden. Der Glatzkopf hatte gemeint, ich müsste mit Brjullow ein Team bilden. Warum ist Wladimir dann nicht hier? Es wird Zeit! Vorsichtig aufstehen, schon rast ein Pumpen in mein Knie. So kann ich nicht gehen. Es muss aber sein. Also zusammenreißen! Ich brauche etwas zu trinken. Dem Streifen folgen. Ich muss raus hier! Mir ist kalt, der Boden ist kalt, ich kann nichts als zwei verdammte Streifen sehen. Und zu allem Überfluss bringt mich das Knie um! Wer bis zu dem Zeitpunkt nicht hier ist, bleibt zurück. Hilfe! Niemand hört mich.

Dämmerung? Die Ränder meiner schmalen Straße werden fast unmerklich weich. Uhrzeit: stimmt ja, kaputt. Es wird wieder dunkel, mein Pfad löst sich auf. Schnell weiter, gleich ist alles wieder schwarz. Was hatte der Glatzkopf erzählt ... ab einundzwanzighundertfünf Dämmerung. Dann muss ich in zweieinhalb Stunden da sein. Warte! Lass mir noch ein bisschen länger Licht, bitte! Schnell den Streifen entlang. Er ist blass und bekommt eine kalte Farbe. Warte, warte! Er beginnt zu wandern, unmerklich erst, dann schneller. Ich gehe mit dem Streifen der vom Schwarz geschluckt wird, verlasse die Gerade meines vorherigen Weges. Ich kann dem wandernden Pfad nur noch mit großer Mühe folgen; und ich erkenne ihn kaum noch. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet. Ich hetze weiter. Ein Schritt nach dem anderen. Mein Knie sticht. Der Streifen wird eins mit der Nacht. Der Schmerz in meinem Knie brüllt mich an, bettelt mich stechend, stehen zu bleiben, doch ich laufe. Mein Herz rast. Der Streifen fließt mir davon. Was ist das für ein Ort? Brjullow fällt mir ein. Ich sehe beinahe sein Gesicht vor mir. Seine krumme Nase; eigentlich war er ganz nett. Ein Schritt in der Sekunde. War das jetzt der siebenundvierzigste? Seltsam, manchmal zähle ich gar nicht mit und weiß doch, wie viele Male sich irgend etwas wiederholt hat. Brjullow war ganz schön jung für die Infanterie. Das regelmäßige Klicken eines Diskettenlaufwerks. Da wusste ich auch immer, wie oft es die Spur gewechselt hat, obwohl ich nicht mitgezählt habe. Siebenundvierzig Schritte. Kann nicht sein, das sind eindeutig zu wenige. Mal die Zeit messen: Einundzwanzig.Brjullow. Das reicht gerade so für einen Schritt. Es wird kälter. Der Streifen ist nur noch eine Ahnung im Dunkel vor mir. Wenn ich jetzt weiter gehe, werde ich demnächst eine Biegung machen. Wie in der Wüste, nur dass ich meine Fußspuren nicht sehen können werde. Verdammt, der wievielte Schritt war das jetzt? Hinter mir ein Geräusch! Es klang wie ein entferntes Bellen. Hundegebell klingt nicht wie das hier! Zu tief. Sechsundachtzig Schritte. Ich zähle weiter, schleppe mich halb gebückt vorwärts. Warum geht mir der Name von Wladimir nicht mehr aus dem Kopf? Er hielt den Einsatz für einen Angriffskrieg und redete ständig davon, dass man sich dafür nicht einspannen lassen sollte. Der kleine Spinner hatte die Feldjäger nicht auf seiner Rechnung. Sogar Schneider hatte davon geredet, aber ihn haben wahrscheinlich die Repressalien davon abgehalten, zu türmen.

Welcher Tag ist heute? Hoffentlich nicht Freitag. Über´s Wochenende eingesperrt. Ha! Gibt es denn hier kein Wachpersonal? Leider mussten wir Personaleinsparungen vornehmen. Das wäre ja mal wieder typisch. Was soll man denn hier überhaupt bewachen? Betonboden? Scheiß Idee. Hundertvierunddreißig Schritte. Diesmal klang das bellende Dröhnen näher. Müssen trotzdem über hundert Meter gewesen sein. Andererseits, wenn es hier Wachpersonal gäbe, hätten sie mich längst kalt gemacht. Ironie des Schicksals; niemand hat mich kalt gemacht, dafür bin ich erfroren. Jetzt ist alles schwarz. Ich suche den Himmel nach einer Linie ab. Mein Strohhalm. Da ist sie, etliche Meter entfernt. Vielleicht fünfzig. Sie ist dünn, gerade hell genug, um sich von der schwarzen Umgebung abzuheben. Ich kann nicht mehr, muss mich ausruhen.

Auf dem Boden ist die Linie nicht mehr zu sehen. Schwankend durch die Dunkelheit. Da... ein winziger, etwas hellerer Punkt auf der schmalen Linie. Ist das ein Stern? Ich knicke um, denn mein Knie meldet sich wieder. Verdammt, das schmerzt wie die Hölle, dann schlage ich auf. Aah, mein Kopf, Scheiße! Ja, man sollte nicht im Dunkeln herumlaufen. Wie bin ich hier hinein gekommen? Von da oben... geht schlecht, da wäre ich drauf gegangen. Zumindest nicht mehr so beweglich wie jetzt. Die Linie spannt sich quer über den Himmel; und der Stern ist verschwunden. Mühsam rapple ich mich auf. Die Schmerzen im Knie wollen nicht aufhören. Ich höre ein leises Tippeln, das sich fast wie ein herum laufender Hund anhört. Waren das die Steinchen von vorhin? Bin ich doch nicht allein?
»Hallo?« rufe ich.
Das klingt gar nicht wie meine Stimme. Wer solch eine Stimme hat, muss jahrelang regelmäßig gesoffen haben. Habe ich aber nicht. Das Tippeln ist wieder weg, dafür höre ich dieses seltsame bellende Geräusch plötzlich ganz nah neben mir. Das ist mir unheimlich. Ich stehe auf und laufe los, weg von dem Geräusch, ignoriere das Knie. Es schmerzt! Egal, weiter jetzt. Es schmerzt! Scheiß drauf. Es schmerzt! Ich stoße gegen etwas Hartes und falle. Tausend Messer in meinem Knie. Ich schreie die Schmerzen hinaus. Heiße Tränen laufen mir übers Gesicht. Das Bellen kommt näher. Ich fühle mich wie ein Eisblock. Mir ist kalt, ich bin wie der Boden, drehe mich zur Seite und rolle mich ein. Das Knie ist ganz steif, Nacken auch. Muss von dem Sturz vorhin gekommen sein. So fühlt sich ein Embryo, wenn seine Mutter tot ist. Ein Eisblock in einem Eisblock.
Das Tippeln ist wieder da. Ich habe Angst davor. Meine Kopfhaut spannt sich, ich konnte nie mit den Ohren wackeln, aber jetzt lege ich sie an. Ein Atmen! Etwas atmet mir in den Nacken. Das erinnert mich an Beckys Hund. Es ist heißer Atem und erst jetzt, da ich den direkten Vergleich mit etwas Warmem habe, beginne ich wirklich zu frösteln. Geh weg von mir! Wieder Steinchen. Da muss also noch was sein. Das Atmen wird zu einem Schnuppern. Luft anhalten. Bloß nicht bewegen. Etwas Haariges kitzelt mein Ohr. Ich drehe den Kopf zur Seite und möchte tot sein. Alles, nur weg von hier. Verschwinde doch endlich! Mein ganzer Körper zittert. Das Ding bläst mir beim Schnuppern in die Ohren. Plötzlich gibt es einen seltsamen Laut von sich. Leise tippelnd läuft es in die Dunkelheit davon. Steinchen. Ich habe nichts gesehen und drehe mich in die Richtung, in die es verschwunden ist. Ein verschwommener Schatten irgendwo da hinten. Und wieder fallen Steinchen. Man kann nichts sehen, der Schatten ist Einbildung. Ich drehe mich, möchte mehr sehen und stoße dabei gegen etwas Hartes. Es scheppert, als wäre es ein Kasten. Das Knie schmerzt wieder, aber trotzdem setze ich mich auf, starre in die Nacht, versuche um mich herum irgendetwas wahrzunehmen, Taste ins Leere. Da war etwas Metallisches, verdammt! Wie ein Blinder fische ich im Dunkeln herum. Da ist es. Mal sehen, was das ist. Aus der Ferne höre ich das Bellen. Eigentlich ist es kein Bellen. Es klingt, als würde man einen Stuhl auf Linoleum herum schieben. Passt auch nicht so richtig.

Ein Blechkasten. Er fühlt sich an, als sei er verrostet. Ich zerre an dem Verschluss, bekomme ihn nicht auf. Meine Finger sind eiskalt und der Riegel schneidet ins Fleisch. Wenn es nur nicht so kalt wäre! In die Hände hauchen hilft. Noch einmal die Hände auf den Bauch vielleicht. Gänsehaut. Niesen... einmal... zweimal. Wenn das so weitergeht, erfriere ich! Noch einmal niesen. Los, den Verschluss öffnen. Vorher die Hände fest aneinander reiben.
Mit immer noch steifen Fingern ziehe ich so fest ich kann an dem Verschluss. Ich möchte schon aufgeben, da löst er sich endlich. Meine Nase läuft. Ich hebe den Deckel. Das ist doch mein Koffer. Wie kommt der hier hin? Ja genau, ich erinnere mich, dass ich ihn an meinem Flugbike befestigt habe. Metallisches Klimpern, dann leises Rasseln. Ich taste danach. Ich schüttle ihn. Tatsächlich! Streichhölzer! Begeistert davon, endlich eigenmächtig für Licht sorgen zu können, öffne ich die kleine Schachtel. Stäbchen fallen heraus. Wo sind sie jetzt? Schnell taste ich den Untergrund ab. Gott sei Dank, sie sind noch da. Wenn Streichhölzer da sind, müssen auch Zigaretten da sein. Jetzt erst einmal sehen, wo ich hier bin. Mit klammen Fingern hebe ich ein Streichholz auf, reibe es an der Seite der Schachtel. Da, ein kleiner Funken. Ich kann es nicht erwarten, dieses winzige Feuer endlich zu entfachen. Das Tippeln wagt sich wieder heran, kaum hörbar, aber es ist da. Nicht weit hinter mir. Aufstehen. Lieber bereit sein. Zur Flucht... oder was auch immer nötig sein wird. Mein Knie ist ein dumpfer Klumpen. Es kribbelt, ist eingeschlafen. Auf einem Bein stehe ich da. Das andere ist fast nutzlos. Streichholz entzünden. Es über die Fläche reißen. Eine kleine, grelle Flamme. Winselt da etwas? Das Tippeln verschwindet sehr schnell. Ich sehe die Kiste, darin mein MNG 7413; veraltet, aber immerhin. Hat mir schon manch gute Dienste erwiesen. Meine Schuhe sind schmutzig. Schau dich um! Das brennende Streichholz über den Kopf heben und umsehen... nichts als Dunkelheit. Wofür habe ich Streichhölzer, wenn es nichts zu sehen gibt, verdammt noch mal? Scheiße! Zu blöd dazu, ein Streichholz in der Hand zu halten. Finger in den Mund. Eiskalt ist er.

Pfeif auf die Streichhölzer, ich habe doch das MNG 7413. Auf einem Bein stehend, taste ich in der Kiste herum. Da ist es! Ich setze es auf. Rechts der Schalter, ich drehe ihn, doch das Summen bleibt aus. Vielleicht hilft ein kleiner Stoß? Will ich doch meinen. Das Bild: Erst gelles weiß, dann dunkelgrünes Rauschen. Sieht aus wie im 3d Fernsehen. Flackern, schwarz. Verdammt, es ist hin, jetzt hätte ich alles sehen können. Ausgerechnet! Noch mal versuchen. Es reagiert überhaupt nicht mehr. Ich werfe es in die Kiste. Da lagen aber noch Streichhölzer. Da ist eins. Hier noch welche. Brjullow hatte etwas zu mir gesagt... er meinte es sei wichtig. Was war das nur? Es hatte ihn erwischt, ich bin angehalten und umgedreht. Sein Flugbike war total im Arsch. Dann bin ich abgestiegen und zu ihm hin; hat geblutet wie ein Schwein. Armer Kerl. Wenn wir nur einen Sani bei uns gehabt hätten, wahrscheinlich wäre er dann nicht verreckt. Ich brauche mir keine Vorwürfe machen, ich habe alles versucht. Was kann ich schon tun, ich bin doch kein Arzt. Jetzt erstmal ein Streichholz entfachen. Über die Fläche reißen. Abgebrochen. Mein Gott, pass doch auf! Verschwinde von hier, solange du noch kannst, ich höre sein Schluchzen, als läge er vor mir. Endlich brennt das Streichholz. Arm ausstrecken und umsehen. Um Gottes willen! Zwei glühende Punkte starren mich wie Augen an. Ich möchte weglaufen, doch ich stolpere über meine eigenen Füße. Ich stürze, kann nicht mehr atmen. Die kleine Flamme entgleitet mir, fällt mir aus der Hand, verlischt und ich meine Brjullows leblosen Körper vor mir zu sehen. Keine starrenden Augen mehr. Herzschlag bis zum Hals. Hitze. Keine Luft. Alles ist angespannt. Schmerzen im Kiefer. Ich kann kaum atmen. Mit Händen und Füßen schiebe ich mich rückwärts weg von dem Ding. Genau vor mir ertönt das Wischen. Langsam bekomme ich wieder Luft, doch ich wage nicht zu atmen. Bunter Schnee schwirrt vor mir umher, als ich in die Nacht starre, bildet seltsame Blümchenmuster wie ein Kaleidoskop. Die Ränder eines imaginären Wasserflecks schweben vorüber. Das ist alles Einbildung. Sieht so das Nichts aus? Fallende Steinchen rieseln irgendwo dort vorne. Keinen Mucks! Ich warte, zähle die Sekunden. Schon länger kein Geräusch mehr vor mir. Immer langsam, nichts überstürzen, lieber noch mal warten. Bis Hundert zählen. Dreimal, dann sind es fünf Minuten – ungefähr. Ich hab doch keine Zeit zu warten, die fliegen noch ohne mich ab ...Wie lange dauert die Nacht noch? Ich möchte meinen Streifen wieder haben, wenigstens eine Andeutung von Orientierung!

Streichholz über die Fläche reißen. Das Fauchen Feuer fangenden Schwefels riecht nach Weihnachten! Spekulatius mit Earl Grey. Ich sehe mich um, und... Becky kommt mir in den Sinn. Auf der Eingangstreppe des Sommerhauses. Das war am Vorabend der Hochzeit, an dem sie mir gestanden hatte, dass sie in mich verliebt war. Meine Blicke schweifen durch die flimmernde Finsternis, ganz langsam, doch weit und breit keine Augen zu erkennen. Wenn ich daran denke, könnte ich heulen. Winzige Härchen auf meinem Rücken sträuben sich. Nackenschmerzen. Ist in der Kiste noch etwas brauchbar? Vorsichtig bewege ich mich hin. Ein paar Schrauben, eine Zange, ein abgekauter Stift. Das nutzt mir gar nichts. Schnell, bevor das magere Lichtlein für meine Finger zu heiß wird. Ich nehme den Restlichtverstärker aus der Kiste, lege ihn weg. Meinen Magen ist flau. Eine Kerze, oder was liegt da noch? Heiße Finger. Loslassen. Nur noch eines übrig. Weitere Streichhölzer suchen oder die Kerze anzünden? Ich frage mich, warum ich gerade jetzt ein unruhiges Gefühl in der Magengegend habe. Ein letztes Mal über die Fläche reißen. Wahrscheinlich, weil ich an sie denke. Ich setze mich auf den Boden und das Knie rebelliert wie immer. Kiste weg schieben; ein hässliches Geräusch. Kleine Körnchen verursachen ein schrilles Geräusch unter dem Blech. Da liegen noch ein paar Streichhölzer. Die schöne Becky, die Liebliche von zwei Straßen weiter. Irgendwo weit weg rieseln Steinchen.

Quatsch, das ist keine Kerze. Deine Haare sehen aus wie explodiert. Damit ließ sie sich so schön aufziehen. Schon in der ersten oder zweiten Klasse hatte sie diese unzähmbaren Locken. Ein Metallrohr, mit einem roten Stöpsel an dem einen und einem geriffelten, etwas dickeren Griff, am anderen Ende. Wie komme ich nur auf Kerze? Ist ja gerade so, als hätte ich noch nie eine Magnesiumfackel gesehen. Gut, dass ich allein bin, wäre ja peinlich. Das brennende Streichholz in der Hand haltend, versuche ich den kleineren Stöpsel abzuziehen. Es geht nicht. Kurzer Prozess: Zähne. Ich beiße auf den Stöpsel und drehe das Rohr. Jetzt mal auf das hier konzentrieren, sonst verbrenne ich mich gleich wieder mit dem verdammten Zündholz, ist schon halb runter. Der Stöpsel gibt nicht nach, dafür dreht sich der Griff. Unangemessen. Wie kommt der Schnösel eigentlich darauf, mich unangemessen zu nennen? Bloß, weil ich kein Geld habe und mich freiwillig melden wollte? Er verlange immer das Beste für seine Tochter und das... wäre ich nun wirklich nicht. Gerade noch rechtzeitig das Streichholz fallen gelassen. Stimmt auch. Was bin ich schon. Wieder alles dunkel. Die Nase läuft immer stärker. Das gibt eine schöne Erkältung. Ein Blödmann, der in den Krieg zieht. Den Griff bis auf Anschlag drehen und dann dagegen schlagen. Ich halte das Rohr weg von meinem Körper, Handfläche gegen Griff. Warum muss mir das verdammte Ding jetzt aus der Hand fallen? Es klimpert auf den Boden und rollt noch ein Stückchen. Auf allen Vieren suche ich die Stelle ab, aus der das Klimpern gekommen war. Steinchen fallen. Da ist es. Ich habe das Rohr berührt. Es rollt. Pass doch auf, Mensch, du stößt es ja weg, Mann! Ich hätte es sein lassen sollen, dann wäre ich jetzt bei ihr... und den Kindern. Bloß nicht wieder fallen lassen! Ja, wir hätten bestimmt auch Kinder! Den Griff in die andere Richtung drehen. Das war´s, weiter geht nicht. Das hätte ich mir vorher überlegen müssen. Vergiss Becky endlich! Ich schlage gegen das hintere Ende. Ein Knall. Das bezeichne ich als Licht! Sein Schein reicht viel weiter, als die lächerlichen Streichhölzer. Schnell kontrollieren: Glühende Augenpaare zu sehen? Nein. Aufstehen. Geht nicht. Das Knie nicht abknicken, sonst tut es weh. Mit gestrecktem Bein aufstehen? Ich komme mir vor wie ein Hundertjähriger. Wo bin ich hier? Der Boden unter mir ist absolut plan. Sechzig, siebzig Meter weit reicht das Licht. Einfach überhaupt nichts. Nur Betonboden. Hinter mir? Ebenfalls nichts. Bis auf diese Kiste. Ich kann sie fast nicht mehr sehen. Bin ich schon so weit gegangen? Kriechen sollte man das nennen, bei den Schmerzen ein Wunder, so schnell zu sein. Vielleicht weiter hinten. Vorsichtig auftreten, das Knie schonen. Es schmerzt! Weiter, wenigstens ein bisschen noch. Links neben mir das fast schon vertraute, bellende Geräusch: Stuhlrücken auf Linoleum. Ich kenne es schon, aber es lässt mich zusammen zucken und jedes mal ein Stich im Knie. Über mir ... ein blass-rötlicher Himmel, über den ein schwarzes Band läuft.

Die Schmerzen werden immer schlimmer. Stehen bleiben. Entlasten. Die Umgebung ändert sich nicht. Immer das gleiche zu sehen: der Boden und die Decke, ein schwarzer Streifen, wie bei einem Sparschwein, sonst nichts. Weitergehen! Die Fackel wird nicht ewig leuchten. Es muss doch irgendetwas geben! Eine Türe oder eine Wand, eine Falltür vielleicht? Die Zeit nutzen, womöglich finde ich irgendwo dort hinten etwas. Idiot! Da vorne war ja auch nichts, warum soll dann dort drüben etwas sein? Stimmt nicht. Die Kiste war immerhin da. Hatte ich mich vorhin also doch nicht getäuscht. Wärme schlägt mir entgegen. Nur ganz wenig, aber genug, um es zu bemerken. Das Brennen der Fackel lässt nach, sein Zischen ist auch nicht mehr so laut. Was mache ich jetzt? Gleich ist es wieder stockfinster. Fallende Steinchen. Ich könnte die Fackel ja werfen! Einfach - so weit es geht - werfen, vielleicht sehe ich dann wenigstens etwas. Mit den Schmerzen kann ich nicht anständig gehen. Okay, ich werfe. Gleich ist es wieder dunkel. Ich nehme die Fackel und werfe sie mit all meiner Kraft. Die Fackel fliegt, nimmt ihren grell roten Schein mit sich. Sie hinterlässt eine dicke Spur von Rauch. Ein schwaches Scheppern dringt zu mir herüber. Jetzt liegt sie am Boden, rollt noch ein wenig. Ich bin enttäuscht, habe wirklich weit geworfen, aber auch dort vorne gibt es nichts. Der grelle Lichtschein bewegt sich noch. Da ist etwas Dunkles. So groß wie ein Mensch, aber keine scharfen Umrisse. Es bewegt sich. Steinchen?
Ich schreie. »Hallo?«
Der Schatten zuckt nach links, zittert ein wenig in meine Richtung. Verdammt, wieder dunkel. Das Licht ist irgendwo hinunter gefallen. Von weiter unten wird der Rauch der Fackel erleuchtet. Der Schatten verdeckt den Rauch. Jetzt ist alles schwarz. Es bellt schon wieder. Noch weit weg, ein mannshoher Schatten, den ich nicht mehr erkennen kann. Scheiße! Der ist doch gerade auf mich zugekommen, oder? Ich muss mich irgendwo verstecken, aber ich stehe wie angewurzelt da. Das Geräusch komm näher. Ein Tippeln. Oh nein, es bewegt sich um mich herum! Mir ist heiß. Schneller Herzschlag. Bloß nicht bewegen, tot stellen. Ich schwanke. Mein Herz schlägt so heftig, dass ich davon ganz leicht vor und zurück geschubst werde. Becky. Sie hatte ein schönes Gesicht. Blut stürzt durch meine Adern. Pulsierende Hände, Ohren, Fußsohlen. Pochende Schmerzen im Knie. Ich habe Durst. Das Linoleumbellen, es kommt jetzt aus der Richtung, in der ich den Schatten gesehen habe. Wenn ich ihn nicht sehe, sieht der mich auch nicht. Hoffentlich. Wegschleichen. Einen Fuß vor den anderen. Am besten in Richtung drei Uhr gehen, aber das Knie nicht vergessen! Linker Fuß. Verdammt, nein, nein, nicht belasten. Ich tue es trotzdem. Es geht nicht. Der Schmerz treibt mir die Tränen in die Augen. Das Geräusch der Steinchen komm näher. Es ist fast ein Wischen. Stell´ dich nicht so an und lauf! Mein Keuchen, hoffentlich hört er es nicht. Stehen bleiben, kurz horchen. Dort drüben wischt etwas. Das ist das Ding. Gott sei Dank, er hat mich nicht gesehen und ist nicht näher gekommen. Noch ein Stück. Warme Luft weht mir entgegen. Wo kommt das Licht her? Ganz schwach, flackernd, nur ein Glühen. Das muss die Fackel sein. Eine Kante? Irgendwo müssen auch noch Streichhölzer sein. Hosentasche – nein, die andere – auch nicht. Hemdtasche. Genau! Über die Fläche reißen.

Ein trauriges Licht flammt auf; und trotzdem sehe ich fast nichts. Der Boden ist schwach erhellt und in einer scharfen Linie endet der angeschienene Beton. Wenn
ich hier raus bin, versuche ich Becky zu erreichen, verlasse die scheiß Infanterie und rede mit ihrem alten Herrn. Scheiß auf ihn! Da geht es nach unten. Ich setze mich ganz nah an die Kante. Tatsächlich, eine schmale Treppe in die Tiefe. Lange habe ich sie nicht gesehen. Hoffentlich habe ich ihre Nummer noch irgendwo. Stufen, dahintergähnende Leere. Linoleumbellen – ganz nah. Mein Puls beschleunigt sich. Schnell das Licht aus. Auch die Fackel ist verloschen. Tippeln und wischen. Schnell zum Anfang der Treppe. Kleine Steinchen fallen direkt hinter mir. Schneller! Da ist sie. Runter! Auf dem Hosenboden ein paar Stufen hinab. Das Bellen ist jetzt über mir. Nicht atmen, nicht bewegen, klein machen! Mir ist heiß und kalt gleichzeitig. Feuchte Hände. Ich schaue nach oben, sehe aber nichts. Das Wischen wandert unablässig hin und her. Zwei Meter nach links, zwei Meter nach rechts. Schwarzes Nichts flimmert vor meinen Augen. Wie ein zu dunkel eingestellter Fernseher ohne Empfang. Ich höre den unablässigen Rhythmus meines Körpers. Er pocht irgendwo im Innenohr, das Knie im gleichen Rhythmus. Meine Augen brennen. Unförmiger Schatten streckt sich über die Kante, bewegt sich suchend. Fallende Steinchen. Weiß es, dass ich hier unten hocke? Ich starre das Flimmern an. Es scheint mich zu fixieren, wartet, wartet darauf, dass ich ein Geräusch mache. Mein Atem stockt mir. Das Ding kommt näher, kantige Stufen drücken gegen meinen Körper. Hau doch endlich ab! Der Schatten zuckt hin und her, sucht seine Witterung. Fest an die Stufen gedrückt, rutsche ich so langsam es geht nach unten. Das tut weh. Ich warte ab. Augen? Zwei winzige, glimmende Punkte - Auge in Auge mit mir. Übler Geruch schlägt mir aus der Finsternis entgegen. Ich spüre Härchen in meinem Gesicht. Gott, bitte, verschwinde doch endlich! Verschrecktes Winseln. Der flimmernde Schatten zieht sich zurück. Warten, bloß nicht bewegen! Ein paar Minuten noch ausharren. Atmen, wieder Luft holen. Oben, hinter der Kante wandert das Wischen.

Stufe für Stufe hinunter. Hier unten wird es doch wärmer oder täusche ich mich? Mit jeder einzelnen Stufe fahren Nadeln in mein Knie, aber ich mache weiter. Jetzt bin ich unten. Das müssen locker zwanzig Meter gewesen sein. Nichts zu hören ... weit und breit Finsternis. Umsehen. Mühsam stelle ich mich auf. Nicht weit über mir bellt es wieder. Hat mich das elende Biest doch noch gehört? Verdammt, ich will endlich raus hier! Das Bellen, dieses Fallende-Steinchen-Grunzen kommt näher. Komisch, der Boden ist hier irgendwie weicher als oben. Mein Knie! Etwas kommt atmend in meine Richtung. Weg hier! Es riecht nach Gewächshaus, nach ... ich liege am Boden? Mein Schädel! Mir ist schwindlig und warme Luft strömt über mein Gesicht. Hab´s mir also nicht eingebildet. Etwas leuchtet. Auf allen Vieren kriechend, bewege ich mich in die Richtung des Lichtes, von wo aus mir auch die Wärme entgegen strömt. Ich meine eine Öffnung zu sehen. Könnte gerade so gehen. Verdammt eng. Glatter Boden, trotzdem griffig. Warm außerdem. Das verfluchte Bellen ist mir auf den Fersen. In den Schacht. Zum Licht. Ich muss da rein, schnell, weiter, weg von hier! Vor mir das kleine Licht. Ich strenge mich an, vorwärts zu kommen. Ein dumpfer Schlag. Staub fällt mir in die Augen, brennt wie Feuer! Augen reiben. Ein Rumoren im Untergrund, alles vibriert. Mein Rücken; etwas ist -von oben herunter- auf mich gestürzt. Scheiße ist das schwer, die Luft bleibt mir weg. Verdammt noch mal, ich muss weiter! Beinahe wäre ich völlig eingeklemmt gewesen. Wink des Schicksals! Wenn ich zurück bin, besuche ich Becky und mache ihr einen Antrag. Jetzt schnell raus, zum Sammelpunkt, nach Hause. Mir ist heiß, aber gleich bin ich draußen. Endlich! Schweißperlen laufen über mein Gesicht. Scheiße, was war das? Meine Beine, das brennt! Etwas zerrt an mir - lass mich los, du Mistvieh! Kein Halt auf dem Untergrund.
»Hilfe!«
Mein Puls rast. Kein Licht mehr vor mir. Hinter mir Linoleumbellen.

 

Hey Schrei Bär,

Um mich herum ist es stockfinster
Stockfinster ist eine Wortzwangsheirat, die so abgenutzt ist, dass ein schlichtes „finster“ oder gar „dunkel“ viel finsterer wirkt.

als ein dünner, dunkelblauer Streifen
Zwei Adjektive sind fast immer mindestens eins zu viel. Dem armen Wort „Streifen“ wurde schon so oft „schmal“ angehängt, dass er in der Vorstellung des Lesers dünn und schmal bleibt, es sei denn, etwas anderes wird geschrieben,

greife nach dem blauen Streifen
Wir sind in der siebten Zeile der Geschichte und ich habe jetzt zum vierten Mal gelesen, dass der Streifen blau ist.

Das Geräusch aus elf Uhr.
Ach, ich weiß nicht. Hat der Protagonist denn eine militärische Vergangenheit? Und kann er wirklich „fast von vorne, aber etwas links versetzt“ von „ganz von vorne“ unterscheiden?

Mal riechen: Das ist Blut!
Wirkt auf mich unfreiwillig komisch, weil der Eindruck erweckt wird, er formuliert in Gedanken genau seine Taten. Machst du den ganzen Text über. Nervt mich.

Es schmerzt wie ein Schraubstock.
Als wäre es in einem Schraubstock eingeklemmt?

Still halten wegen dem Bein.
Schwierig. In direkter Rede sicherlich okay. So muss es schon ein stark gefärbter Ich-Erzähler sein, ansonsten wegen des Beins oder umformulieren.

ein vierkant Rohr, kalt, verbogen, von irgendwo abgerissen.
Okay. Lese ich gerade Saw IV?

Mein Körper pulsiert, fühlt sich an wie Watte.
Das verstehe ich nicht. Fühlt er sich weich an? Oder fühlt er sich, als wäre er in Watte gepackt?

...dann nehmen Sie das Bike und drücken auf die Tube; keinen Alleingang!
Ah, Erinnerungssplitter. Fester Bestandteil solcher Art von Texte. Rechne fest mit der verflossenen Geliebten.

Meine Erinnerungen bleiben diffus und lückenhaft. Komischer Traum!
Was’n nu? Erinnerungen oder Träume?

»Ist jemand hier?«
Laut nach Hilfe schreien: Das wäre das erste, was jeder tun würde, und nicht das circa dreihundertundzwölfte.

Nullvierhundertachtundzwanzig
Jetzt muss er aber wirklich ein Soldat sein und nicht mal normale Soldaten denken so, also irgendein Elite-Heini.

Ich kann nicht mehr, muss mich ausruhen.
Mir passiert zu wenig. Das waren jetzt 14.000 Zeichen, genug Raum, um bequem eine halbwegs komplexe Geschichte zu erzählen. Deine Stilmittel, das abgehackte, die Anweisungen des Geistes an den Körper: Das hat sich jetzt alles erschöpft.

So fühlt sich ein Embryo, wenn seine Mutter tot ist.
Also abgesehen davon, dass der Vergleich ziemlich gewagt ist, weiß er das ja nicht, sondern mutmaßt nur: also: So muss sich ein Embryo fühlen…

darin mein MNG 7413
Öhm, was für’n Ding? Ein MG? Wie sieht das aus? Soll ich’s googeln? Obwohl ist das Science-Fiction?

Bunter Schnee schwirrt vor mir umher, als ich in die Nacht starre, bildet seltsame Blümchenmuster wie ein Kaleidoskop.
Komischer Satzbau. Als ich in die Nacht starre, schwirrt bunter Schnee vor mir umher und bildet…

Das Fauchen Feuer fangenden Schwefels riecht nach Weihnachten!
Die Alliteration ist mir hier zu dick und fällt aus dem schlichten Muster des Texts.

Der Boden unter mir ist absolut plan.
Hä? Ist das ein Anglizismus?

Zwei Probleme: Erstens ist es wahnsinnig schwierig, eine Geschichte ohne den wichtigsten aller Sinneseindrücke zu schildern, nämlich ohne den optischen.
Zweitens: Die Erzählperspektive ist zu dicht. Und die Stilmittel, die du benutzt, dieses ewige Kommentieren der eigenen Handlung, die Befehle des Geistes an den Körper: Das nutzt sich einfach ab und trägt nicht über den Text. Ohnehin lässt sich so eine permanente Anspannung nur ganz schwer über einen so laaaangen Text aufrecht erhalten. Es fehlen dann auch Steigerungen und Abwechslungen. Durch die Erzählperspektive wird alles zu ausführlich, zu redundant, zu langweilig.
Das ganze auf die Hälfte gekürzt, wäre noch lang.

Zur Geschichte: Diese Konstruktion mit dem Klammern an eine Frau in Extremsituationen hat man schon sehr oft gelesen. Leider fügst du dem Thema keine neuen Aspekte hinzu, es ist mit dem Holzhammer einen auf „menschliche Seite des Protagonisten“ gemacht.
Dann diese Atmosphäre, von der die Geschichte leben müsste: Klaustrophobische Dunkelheit, Kälte, eine hörbare, aber unsichtbare Bedrohung. Das zu erzeugen, gelingt dir nicht so recht, weil das ewige „Aufstehen. Schmerzen. Mein Knie! Weitermachen!“ penetrant über dem Text liegt und alles weitere erdrückt.
Das umliegende Szenario hat mich an einen wilden Mischmasch aus Alien und Star-Ship-Troopers erinnert. Das fand ich gelungen, vor allem, weil vieles nur angerissen wird.
Stilistisch neigst du zu unnötiger Ausführlichkeit. Da wird gern eine Stelle, in der gar kein Adjektiv nötig wäre oder nur ein kleines, schlichtes durch größere Konstruktionen ersetzt. Das macht den Text noch länger.

Ansonsten eine gute Idee, weil sie mit menschlichen Ur-Ängsten spielt (weshalb eine Szene dieser Art mittlerweile in jedem zweiten Monster-Horror-Film auftaucht). Wenn auch eine einzige Idee (zwei mit Becky, von mir aus) für einen so langen Text wahnsinnig wenig ist und sich dann wie Kaugummi zieht.
Der Stil ist ziemlich solide. Solltest du definitiv noch einmal überarbeiten und schauen, ob du die Erzählperspektive änderst und wo du den Text straffen kannst.

Wie immer nur meine Meinung, bin mir sicher, dass es auch Leser gibt, die diese Art von Geschichte mögen.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Kritik! Ich mich sehr darüber gefreut.

die erste Version der Geschichte hatte sieben Seiten. Selbst dieser Umfang erschien mir irgendwie schon zu groß, doch nachdem ich festgestellt hatte, dass der Text keinerlei Möglichkeit offen ließ, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, musste ich Ihnen dringend überarbeiten. Am Ende waren es neun Seiten und ich versuchte zu streichen wo ich konnte. leider hatte ich immer das Gefühl, wichtiges wegzulassen, aber das führe ich jetzt auf Betriebsblindheit zurück. Als ich mit der Überarbeitung fertig war, bin ich bei siebeneinhalb Seiten angelangt. Trotzdem hatte ich schon den Verdacht, dass die übermäßige Länge kritisiert würde.

Dein Einwand bezüglich des Begriffes Stockfinster ist absolut richtig. Ich wollte damit eine ganz besondere Dunkelheit erzeugen, die aber mit dem ganz normalen finster optimal benannt gewesen wäre.

Auch mit der Kritik an den dauernden Wiederholungen hast du ganz recht. Es ist mir beim Schreiben gar nicht so aufgefallen, aber der Streifen und insbesondere der blaue Streifen kommt wirklich dauernd vor.

Das Geräusch aus elf Uhr. Diesen Satz habe ich genau deshalb eingebaut, damit der Leser annimmt es handle sich um jemanden, der zumindest aus einem militärischen Umfeld stammt.
Ich dachte mir, der Protagonist könnte, weil er mit so etwas vielleicht Erfahrung hat, tatsächlich die Richtung elf Uhr exakt bestimmen kann. Letztlich ist das immer ein subjektives Unterfangen, aber woher wissen wir, ob er es nicht doch einfach so gut kann? Ich wusste nicht so genau, wie ich ihn sonst in die militärische Ecke verfrachten hätte können.

weil der Eindruck erweckt wird, er formuliert in Gedanken genau seine Taten. Machst du den ganzen Text über. Nervt mich.
Das stimmt. Ich fand es sehr schwierig die Balance zwischen den Gedankengängen des Protagonisten und seine Aktionen zu finden. ich wollte die ganze Zeit detailliert erzählen, was er tut. Natürlich sollte es nicht als Befehle des Protagonisten an sich selbst herüber kommen, aber anscheinend ist das doch passiert. Ich werde mir wohl noch ein paar Geschichten in der Ich-Perspektive durchlesen müssen.

Den Schraubstock hatte ich tatsächlich noch vergessen zu ändern. Der Satz ist wirklich dämlich.

ein vierkant Rohr, kalt, verbogen, von irgendwo abgerissen.
Okay. Lese ich gerade Saw IV?
Was willst du mir damit sagen? an Saw habe ich beim Schreiben nicht ein einziges Mal gedacht. trotzdem ist der Satz natürlich für sich allein ziemlicher Quatsch, denn er ist das Überbleibsel meines Versuches, dem Leser zu erklären, wie der Protagonist in seine Situation gekommen ist, den ich aber bleiben eigentlich verworfen habe. ich habe die Geschichte so oft gelesen, korrigiert und nach Fehlern gesucht und trotzdem immer wieder Problembereiche überlesen. Kommt wohl vor.

Mein Körper pulsiert, fühlt sich an wie Watte.
Das verstehe ich nicht. Fühlt er sich weich an? Oder fühlt er sich, als wäre er in Watte gepackt?
eigentlich meinte ich pelzig. Das Wort erschien mir aber zu schwach. keinesfalls sollte er sich wie in Watte verpackt fühlen, das wäre für die Geschichte völlig unpassend.

Meine Erinnerungen bleiben diffus und lückenhaft. Komischer Traum!
Was’n nu? Erinnerungen oder Träume?
Ich hielt das für eine gute Idee. War es aber nicht. Es sollen Erinnerungen sein, die der Protagonist aber nicht einorden kann und deshalb als Traum abtut. das muss ich wahrscheinlich deutlicher formulieren.

»Ist jemand hier?«
Laut nach Hilfe schreien: Das wäre das erste, was jeder tun würde, und nicht das circa dreihundertundzwölfte.
Nachdem er ja Soldat ist, halte ich einen Hilferuf erstmal für unnötig.

Mir passiert zu wenig. Das waren jetzt 14.000 Zeichen, genug Raum, um bequem eine halbwegs komplexe Geschichte zu erzählen. Deine Stilmittel, das abgehackte, die Anweisungen des Geistes an den Körper: Das hat sich jetzt alles erschöpft.
Ich kann dir nur zustimmen. Es ist einfach zu lang.

So fühlt sich ein Embryo, wenn seine Mutter tot ist.
Also abgesehen davon, dass der Vergleich ziemlich gewagt ist, weiß er das ja nicht, sondern mutmaßt nur: also: So muss sich ein Embryo fühlen…
Soll auch gewagt sein. Der Protagonist ist auch jemand, der es mit den Feinheiten des Lebens nicht so genau nimmt, er ist zum Morden da.

darin mein MNG 7413
Öhm, was für’n Ding? Ein MG? Wie sieht das aus? Soll ich’s googeln? Obwohl ist das Science-Fiction?
Es ist, wie etwas später auch erwähnt wird, ein Restlichtverstärker. Die Bezeichnung habe ich erfunden und ja, grundsätzlich handelt es sich um eine Horrorgeschichte im Science-Fiction Umfeld. Anlässlich von Helloween und auch anlässlich des Schwerpunkts der Geschichte habe ich sie aber hier eingestellt.

das Fauchen Feuer fangenden Schwefels
Diese Alliteration war nicht beabsichtigt und reiner Zufall.

Grammatikangaben:
Wortart: Adjektiv
Wortart: Verb
Stammform: plann

Pragmatikangaben:
etym: lat.

Synonyme: ausgedehnt, ausgestreckt, breitgedrückt, eben, flach, gerade, glatt, platt, waagrecht
ist Synonym von: eben, flach, glatt, platt
wird referenziert von: eben, platt


Das umliegende Szenario hat mich an einen wilden Mischmasch aus Alien und Star-Ship-Troopers erinnert. Das fand ich gelungen, vor allem, weil vieles nur angerissen wird.
Ich weiß nicht so genau, wie ich das Verstehen soll, fasse es aber vorerst als positiven Aspekt auf.

Ansonsten eine gute Idee, weil sie mit menschlichen Ur-Ängsten spielt (weshalb eine Szene dieser Art mittlerweile in jedem zweiten Monster-Horror-Film auftaucht). Wenn auch eine einzige Idee (zwei mit Becky, von mir aus) für einen so langen Text wahnsinnig wenig ist und sich dann wie Kaugummi zieht.
Der Stil ist ziemlich solide. Solltest du definitiv noch einmal überarbeiten und schauen, ob du die Erzählperspektive änderst und wo du den Text straffen kannst.
Die Frau habe ich gewählt, weil ich etwas gesucht habe, das den Protagonisten menschlicher macht. Ich brauchte etwas, das den Leser nicht völlig gleichgültig lässt. Eine Variante mag sicherlich schon oft benutzt worden seien, aber ich wollte jetzt nicht unbedingt etwas vollkommen Neues kreieren, sondern einfach die Geschichte erzählen, die ich im Kopf hatte. Ich kann nur nochmal zustimmen: sie ist viel zu lang und über größere Strecken sehr zäh.

als Nächstes werde ich die Geschichte sehr großzügig kürzen und noch in der Vergangenheitsform um schreiben. Das fällt mir immer etwas leichter, aber ich wollte die Ich-Perspektive auch mal versucht haben. Wird sicherlich nicht der letzte Anlauf bleiben.

solide
meinst du damit, dass es brav ist? Irgendwie kann ich mit diesem Begriff nicht so richtig viel anfangen. solide klingt für mich nach nicht hölzern, also eigentlich positiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Schrei Bär schrieb:
Grammatikangaben:
Wortart: Adjektiv
Wortart: Verb
Stammform: plann
Planiert? Also in der Form "plan" hab ich es noch nie gehört oder gelesen (gut eben im Duden). Kann natürlich eine Bildungslücke von mir sein, allerdings bin ich arrogant genug davon auszugehen, dass wenn mir ein Wort nichts sagt, es auch den meisten anderen nichts sagt. Es ist nicht schlimm, wird aus dem Kontext deutlich usw., aber es gehört sicher nicht zur Umgangssprache, der sich der Protagonist ansonsten bedient.

Mit dem "Saw" das war nicht böse gemeint. Nur: Dunkelheit, Desorientierung, ein blauer Faden über ihm, dann bekommt er als erstes ein Vierkantrohr zu fassen. Das las sich für mich ein wenig wie Saw. Ob du dran gedacht hast, oder nicht. Später wurde ja klar, dass es in eine andere Richtung geht. Also nicht böse sein. Ich habe die Anmerkungen ja, während des Lesens gemacht, damit du vielleicht auch nachvollziehen kannst, was mir beim Lesen durch den Kopf ging -das finde ich als selbst Schreibender oft interessanter als distanzierte, ganzheitliche Betrachtungen (die liefer ich dann nach den Detailanmerkungen).

meinst du damit, dass es brav ist? Irgendwie kann ich mit diesem Begriff nicht so richtig viel anfangen. solide klingt für mich nach nicht hölzern, also eigentlich positiv.
Ja, es war auch positiv gemeint. Solide heißt sowas wie "3, vielleicht 3+". Stört nicht, fällt aber auch nicht wahnsinnig positiv auf. Die Probleme bei der Geschichte liegen für mich eindeutig in der Erzählperspektive.
Die meisten wählen eine mittlere Perspepktive (auch in der Ich-Form). Wir sind nicht ständig im Kopf des Protagonisten, sondern nur wenn er etwas "Wichtiges" denkt. Ansonsten beschreibt er uns nur seine Handlungen und Sinneseindrücke. Meistens wechselt diese Distanz in einer Geschichte (ein Ich-Erzähler kann auch tellen, also erzählen, und Informationen vermitteln und blablabla, also auf weite Distanz gehen) -je nach Situation- dadurch entsteht Abwechslung.
Du benutzt in deiner Geschicht nur die nahestmögliche Distanz. Dadurch entstehen -unter anderem- diese Monotonie-Effekte. Wenn ich sage "Erzählperspektive ändern", meine ich also nicht unbedingt "3.Person und Imperfekt", sondern eher diese Distanzprobleme.

Zu deinen Erklärungen, was die Länge betrifft: Ich habe nichts gegen "lange" Geschichte, aber man braucht dann auch a) Abwechslung und b) frische Ideen. Du hast hier die Idee: Soldat wacht im Dunkeln auf, Monster bedroht ihn.
Das ist eigentlich die Grundidee der Geschichte und die spulst du dann ab. Aber du bräuchtest dann noch "kleinere" Nachwuchsideen, überraschende Wendungen, Kleinkram, um die Hauptidee weiter zu unterstützen. Wenn du verstehst, was ich meine.
Mit deinen Seitenangaben kann ich leider wenig anfangen, scheinen aber sehr dichtbeschriebene Seiten zu sein, wenn du vierunddreißigtausend Zeichen auf siebeneinhalb Seiten unterbringst. :)

Gruß
Quinn

 

Mal eine Frage:
Was mache ich jetzt mit der gekürzten Fassung? Neu posten? Hier posten? Hier editieren?

Danke derweil.
Georg

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom