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Loop

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13.11.2001
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Loop

Loop

Ich las gerade Zeitung, als meine Freundin die Tür mit einem Klickgeräusch aufschloss und fröhlich summend hereinkam.
„Hallo Schatzi, na wie war die Arbeit?“ begrüßte sie mich mit strahlendem lächeln.
Nach dem obligatorischen Begrüßungskuss konnte ich ihr umfassend antworten. „Ach mein Projekt läuft gerade nicht so gut, aber wir sind da dran und es wird kaum Verzögerung geben. Wie ist es bei dir gelaufen?“
„Wie immer weißt du doch, irgendwie ist es ja doch immer dasselbe. Was meinst du hast du Hunger?“
„Ich bin ein ausgehungerter Löwe!“
„Na dann, komm her mein Kätzchen, ich hab dir was feines mitgebracht.“
Mit einem lauten Miau folgte ich ihr in die Küche. Wir kochten Lachs mit Reis und Sahnesoße und fielen über das lecker angerichtete Mahl her wie, ja wie eben die Löwen es auch tun. Wie jeden Abend saßen wir danach auf dem Sofa, schauten fern und unterhielten uns.
Etwa eine Stunde nachdem wir gegessen hatten klingelte es plötzlich an der Tür. Man muss dazu sagen, dass wir niemanden erwarteten und auch mit den Nachbarn kaum Kontakt hatten. In Großstädten mit riesigen Wohnhäusern keine Seltenheit.
„Wer kann das sein?“ fragte ich mehr zu mir selbst als zu meiner Freundin. Es schellte erneut, offenbar hatte der Besucher das Licht das durch den Türspion fiel gesehen. Etwas genervt über so späten Besuch raffte ich mich auf und ging zur Tür. Eine Frau Mitte dreißig stand geduckt im Flur. Warum sie kein Licht angeschaltet hatte, war mir ein Rätsel, welches sich bald lösen sollte.
„Was kann?“ weiter kam ich nicht, denn sofort stammelte sie los.
„Ich brauche Hilfe, bitte helfen sie mir, da unten liegt ein Verletzter im Keller.“
Sofort straffte sich mein Körper, Adrenalin wurde ausgeschüttet, denn in einem normale Leben erlebt man so etwas nicht alle Tage.
„Gehen sie voran, ich folge ihnen.“ Sagte ich zu der Frau, die sich sofort auf den Weg machte. Da ich im Dunkeln nicht besonders gut sehe, schaltete ich das Treppenlicht ein. Der Anblick der sich mir bot war grauenhaft, von der Eingangstür bis zu den Treppenstufen die in den Keller führten zog sich eine lange Spur aus dunkelrotem Blut. Wer auch immer da unten war, er war schwer verletzt. Die Frau war beim Einschalten des Lichts zusammengezuckt, offenbar kannte sie das Bild schon und hatte sich durch Dunkelheit den Anblick ersparen wollen. Als wir die Kellertreppe erreichten, hörte ich von unten ein leises Stöhnen.
„Da unten ist er.“ Flüsterte die Frau und lief weiter voran. Unten angekommen sah ich einen heruntergekommen Obdachlosen, überall mit Blut verschmiert, in einer roten Lache liegend. Das der Mann dringend einen Arzt brauchte war mir sofort klar.
„Warten sie hier, ich rufe die Polizei und einen Krankenwagen.“ Sprach ich die Frau an, die sich in einer Ecke zusammengekauert hatte.
Schnell sprang ich die Stufen zum Flur hoch, rannte durch die noch offene Tür in meine Wohnung und sah mich mit einer Verwüstung konfrontiert, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Instinktiv griff ich nach der ersten Waffe, die sich bot, das Saugrohr des Staubsaugers. Wenn hier jemand eingedrungen war, war ich bereit zu kämpfen. Langsam schlich ich durch den Wohnungsflur in Richtung Wohnzimmer. Dort sah ich meine Freundin liegen, Blut sickerte aus ihrem reglosen Körper. Nacktes Entsetzen packte mich, es oder er musste immer noch hier sein. Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir. Ich holte mit aller Kraft aus und schlug nach einer Drehung hinter mich in die Leere. Mein Gegner den ich jetzt klar erkennen konnte lachte mich aus und sprang mit einem riesigen Messer bewaffnet auf mich zu. Der erste Stich den er mir versetzte, verursachte Schmerzen wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Grinsend sah er mich an, ein junger Mann mit einer dicken schwarzen Brille, schwarzer enganliegender Kleidung und Glatze.
„Na, da wunderst du dich, ich habe dich erwischt. Das war`s dann wohl mit dem Fernsehabend.“ Er stach wieder zu. Ich spürte nur noch das Eindringen des Messers, zu Schmerz war mein verblutender Körper nicht mehr in der Lage. Mir wurde schwarz vor Augen, das letzte was ich hörte war: „Lass uns nach oben gehen und mehr Spaß haben.“ Dann folgte ein irres Lachen und ich verlor das Bewusstsein.

Ich las gerade Zeitung, als meine Freundin die Tür mit einem Klickgeräusch aufschloss und fröhlich summend hereinkam.
Das konnte nicht sein, das hatte ich schon erlebt. Was passierte hier? Wie ein Blitz durchschoss mich die Erinnerung an die vergangenen Minuten. Eine überwältigende Übelkeit überkam mich.
„Hallo Schatzi, na wie war die Arbeit?“ begrüßte sie mich wieder.
Ich stammelte ein „Was?“ zu beschäftigt war ich mit dem Erlebnis. Es musste irgend eine Art von Zeitsprung gewesen sein, denn das Vergangene war zu real um einfach als Traum abgetan zu werden.
„Was ist los mit dir? Du bist kreidebleich, sag doch was!“ sie sah mich mit sorgenvoller Miene an.
„Mach das Licht aus, überall. Los!“ Ich war hysterisch. Die Übelkeit wurde schlimmer, es musste wohl von dem Sprung verursacht worden sein.
„Was willst du? Verdammt sag was! Ich verstehe kein Wort.“
„Mach bitte das Licht aus, vertrau mir, mach das Licht aus!“ ich schrie sie an, das tat ich nie. Ich musste mich beruhigen, wenn ich diesmal mit dem Leben davon kommen wollte. Sie gehorchte und schaltete nacheinander das Licht im Flur und im Wohnzimmer aus.
„So und jetzt sag mir was hier los ist!“
„Leise.“ flüsterte ich und warf mich gleichzeitig auf den Boden. „Komm runter, leg dich hierhin und rühr dich nicht.“
„Ich mache gar nichts bevor du mir nicht erklärst was hier passiert!“ ihr Ton wurde aggressiver.
Beruhig dich, und beruhige vor allem sie, dachte ich mechanisch. Immer noch kämpfte ich gegen die Übelkeit an.
„Pass jetzt genau auf, es ist zu verrückt um dir das zu erklären vertrau mir einfach, ich habe einen Plan.“
Wie durchgeknallt musste sich der letzte Satz angehört haben, aber sie tat wie ich es ihr gesagt hatte und legte sich auf den Boden. Ich starrte durch die offene Wohnzimmertür, auf die gegenüberliegende Eingangstür. Der Türspion war dunkel. Ich robbte in die Küche und zog die beiden größten Messer aus der Schublade die ich finden konnte. Diesmal würde ich vorbereitet sein. Dann bezog ich wieder Position im Wohnzimmer. Lange passierte gar nichts und ich hörte nur den Atem meiner Freundin der immer wieder von einem kurzen Schluchzen durchbrochen wurde.
Ich reichte ihr ein Messer: „Nimm das und geh auf jeden los der zur Tür herein kommt.“ Ich hatte nur eine Sekunde nicht zur Eingangstür gesehen, als ich wieder hinsah brannte Licht im Flur, der Türspion schickte einen gebündelten Lichtstrahl zu mir.
„Es geht los.“ flüsterte ich heiser. Zu der Übelkeit gesellte sich ein überwältigender Durst, den ich kaum herunterkämpfen konnte. Langsam bewegte ich mich auf die Tür zu. Meine Freundin blieb einfach liegen. An der Eingangstür angekommen, drückte ich mich an der Wand hoch, wie ich es immer in den Actionfilmen gesehen hatte. Ich musste durch den Spion schauen. Es war die einzige Möglichkeit, um den Stand der Dinge zu überprüfen. Ich hielt den Atem an, sah hindurch und blickte für Sekundenbruchteile in einen mit Blut verschmierten Flur, dann schob sich, quälend langsam, ein Auge vor den Spion.
Etwas flüsterte, ganz leise das ich es gerade hören konnte durch die Tür: „Hast du gedacht so entkommst du mir? Hast du das wirklich gedacht du kleiner Angsthase?“ Mit einem Ruck wurde die Tür aufgestoßen und ich flog nach hinten in den Flur. Wieder kam die Gestalt auf mich zugesprungen und stach auf mich ein.
Dieses Mal hörte ich als letztes den Schrei meiner Freundin, bevor meine Seele in die Unendlichkeit einging.


nightboat 2004

 

Hi nightboat,

klar hättest du das alles noch ausbauen können, um die Spannung zu erhöhen.
Doch mir gefallen auch solche kurzen Geschichten, die eine knappe Handlung aufbauen, wo man sich schon denken kann, worauf es hinausläuft, und trotzdem hofft, dass es anders wird.

Und wenn nach diesem Zeitsprung, der Nächste gekommen wäre und dein Prot immer wieder seinem Mörder begegnen müsste, dann hätte er am Ende den Verstand verloren, oder einen Ausweg gefunden ;)

Mir hat dieser kurze Horrortrip gefallen. :)

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Noel, coleratio

Vielen Dank für die Kritiken.
Tja, das ist meine erste "richtige" Kurzgeschichte seit zwei Jahren.

Zu den Kritiken

@Noel
Ich werde mich umgehend an die Korrektur meiner verkorksten Kommasetzung machen. :)
Sicherlich hat die Geschichte nicht den Preis für originalität und Spannung verdient, aber mir hat der Einfall des plötzlichen Zusammenbruch der Normalität gefallen. Der Zeitsprung verstärkt dies noch zusätzlich. Ich gelobe aber Besserung und versuche für die nächste Veröffentlichung, die von dir erwähnte Spannungskurve weiter auszubauen.

@coleratio
Freut mich das die Geschichte deinem Geschmack entsprach.
Ich habe überlegt noch mehrere Sprünge einzubauen in denen der Prot immer verrückter wird und der körperliche Verfall immer mehr zunimmt, so daß er am Ende gar nicht mehr reagieren kann. Mir gefiel die einmalige Chance zur Rettung dann aber doch besser.

So das wars erstmal.

Gruß nighty

 

OH ja oh ja, diese Geschichte ist wirklich gut. Und das sage ich jetzt nicht nur weil sie meinen Namen trägt:D!

MfG
loop

 

Hallo loop.

Es wäre schön, wenn du auch irgendwie begründen könntest, warum du diese Geschichte gut findest.

 

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