Lost
LOST
Staring at the white above.
Can’t tell if I’m alive or am I dead.
Or is it in my head.
Where’d I go?
Wrong?
Sie wirkt abwesend.
Wenn man nicht genau hinsieht, könnte man meinen, sie ist verträumt.
Ihre strahlend blauen Augen gleiten langsam über die pulsierende Menschenmasse hinweg.
Bleiben hin und wieder an einer tanzenden Person hängen.
Erst bei genauerem Hinsehen sieht man den traurigen Schatten, der in ihrem Blick liegt.
Man sieht die Trauer, die sie fast zu erdrücken scheint.
Für den Bruchteil einer Sekunde begegnen sich unsere Blicke. Dann ziehen ihre Augen weiter.
Immer auf der Suche nach etwas, jemanden, den sie hier nicht finden wird.
Es bricht mir fast das Herz.
In ihrem Blick liegt mehr Schmerz, als ich ertragen könnte.
Gedankenverloren streicht sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Es ist eine unbewusste Handlung von ihr.
Sie scheint die Bewegung gar nicht wahr zu nehmen.
Für einen Moment schließt sie ihre Augen. Atmet tief durch.
Du musst nur die Augen öffnen und deinen Arm ausstrecken. Ich bin doch hier.
Eine Freundin tippt ihr von hinten auf die Schulter.
Verschreckt öffnet sie die Augen und dreht sich blitzschnell um.
Abwehrend hält die Freundin die Arme hoch. Augenblicklich tut es ihr leid, sie angetippt zu haben.
Sie lächelt ihr freundlich zu. Will sie zum Tanzen bewegen.
No chance.
Das hat sie noch nie. Nur zu bestimmten Anlässen.
Und das hier, ist bestimmt keiner.
Sie fühlt sich nicht wohl.
Sie möchte nach Hause.
Sie möchte flüchten.
Flüchten vor einer Welt, vor der sie nicht flüchten kann.
Flüchten in eine Welt, in die sie keinen Zutritt hat.
Noch nicht.
Die Freundin stellt vor ihr ein Glas mit einem grünen Inhalt ab.
Sie lächelt die Freundin an.
Ihre Lippen lächeln – ihre Augen nicht.
In ihren Augen liegt immer noch die gleiche Traurigkeit wie zuvor.
Man hat ihr gesagt, sie könne trauern, solange sie wollte.
Also trauerte sie.
Dann sagte man ihr, sie sollte ihn langsam vergessen.
Also versuchte sie, ihn zu vergessen.
Die Traurigkeit blieb
Man sagte ihr, sie solle wieder feiern.
Also feierte sie.
Man sagte ihr, es sei schön, sie wieder lächeln zu sehen.
Niemand bemerkte, dass ihre Augen nicht mitlächelten.
Hab keine Angst. Ich bin immer in deiner Nähe.
Sie schiebt das Glas von sich und steht auf.
Verabschiedet sich von all ihren Freunden und macht sich auf den Weg nach Hause.
Wie jede Nacht. Alleine.
Sie tritt ins Freie und starrt in den Himmel.
Wo er jetzt wohl sein mag?
Immer in deiner Nähe...
Die Sterne leuchten hell. Der Mond leuchtet ihr nach Hause.
Der Mann im Mond. Ob es ihn wirklich gibt? Holt er die Menschen zu sich, um nicht alleine zu sein?
Wie einsam muss er sein, damit er so viele zu sich holen muss?
Wie voll muss es dort oben sein?
Ob er dort oben ist?
Niemand wird ihr diese Fragen beantworten.
Es sind ungestellte Fragen.
Fragen, in ihrem Kopf.
Fragen, die niemals ihren Kopf verlassen werden.
Fragen, die unbeantwortet bleiben werden.
Die Wohnung wirkt verlassen.
Sie wirkt kalt. Unbewohnt. Einsam. Verlassen.
Ihr Körper wohnt hier.
Ihre Seele ist schon vor langer Zeit ausgezogen.
Immer noch steht der Kleiderschrank am anderen Ende des Zimmers offen.
Immer noch liegt die zweite Bettdecke auf dem Bett.
Immer noch liegt das aufgeschlagene Buch auf dem zweiten Nachttisch.
Immer noch deckt sie manchmal für zwei.
Immer noch steht das Männerduschgel in der Dusche.
Immer noch stehen Männerschuhe im Schuhregal.
Sie lebt nicht mehr hier.
Sie ist längst gegangen.
Mit ihm.
Dabei bin ich da. Immerzu. Jede Sekunde. Sehe, wie du leidest. Sehe, wie du dich quälst.
Niemand hat es bemerkt, dass sie heimlich und leise gegangen ist.
Niemand würde meinen, dass ein gebrochenes Herz reicht um zu sterben.
Niemand, der nicht das Gleiche durchlebt hat wie sie.
Es immer noch durchlebt.
Wie gerne würde ich dir einen Teil der Last, die auf deinen Schultern lastet abnehmen und selber tragen.
Eine Träne bahnt sich ihren Weg über ihr Gesicht.
Rollt einsam und verlassen über ihre Haut.
Hier darf sie weinen. Hier sieht sie niemand.
Niemand, der ihr Vorschriften machen könnte.
Niemand, der sie nicht versteht.
Niemand, der sie schräg angucken könnte.
Langsam zieht sie sich aus. Geht ins Badezimmer.
Macht sich nachtfertig.
Barfuss tapst sie durch die Wohnung.
Löscht das Licht.
Krabbelt unter die Decke.
Versucht wenigstens ein paar Minuten Schlaf zu finden.
Wieder ein Tag überlebt.
In einer Welt, in der sie eigentlich gar nicht leben möchte.
Einer Welt, die ihr ihr Glück nicht gegönnt hat.
Einer Welt, die sie heute nicht mehr versteht.
Einer Welt, die sie heute mit anderen Augen sieht.
Aber sie lebt weiter vor sich hin.
Mehr für die Anderen als für sich selbst.
Und ahnt nicht, wen sie tagtäglich an ihrer Seite hat...
Ich bin nicht tot,
ich tausche nur die Räume,
ich leb in euch
und geh durch eure Träume
-Ende-
Lyrixs by: Hoobastank