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Lucy ist weg

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11.04.2005
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Lucy ist weg

„Lucy ist weg!“ Petra Angermanns Stimme überschlug sich vor Hysterie. Das Gesicht der Mittdreißigerin erschien jetzt noch blasser als zuvor, während das ihres Ehemannes Philipp knallrot anlief und versteinerte. „Wie meinst Du das - Lucy ist weg…“
„Ja, weg halt. Das war gerade die Polizei am Telefon. Jemand hat sie …“ Petras Stimme erstickte in einem Schwall aus Rotz und Tränen. Philipp schüttelte ungläubig den Kopf. Er nahm seine Frau in die Arme, die seinen frisch gebügelten dunklen Anzug nass schluchzte.

„Wirst sehen, wir werden eine Menge Spaß haben, Lucy." Gregor Schindel drückte zärtlich die Hand des Mädchens, das angeschnallt auf dem Beifahrersitz saß. „Willst du Musik hören? Oder eine Geschichte von Baby Blocksberg oder wie das heißt? Ich hab' alles da! Aber sag' mal ehrlich: gefall' ich dir? Hab' mich extra ein bisschen schön gemacht." Er verstellte den Rückspiegel, schaute sich an. Beim Rasieren hatte er sich ein paar Pickel aufgekratzt. Blut und Eiter waren inzwischen am Kinn angetrocknet. Mit seinen nikotingelben Fingern schob er seine Haare aus der Stirn, sie hatten dem Mittelscheitel zu folgen. Aus den billigen Lautsprechern hämmerten blechern Kinderlieder. Immer wieder musterte er während der Fahrt das Kind neben sich. Die langen blonden Haare fielen über Lucys Schultern und bedeckten die zarten Schultern. Der Haarreif war besetzt von kleinen rosa Stoffrosen. „Kompliment, deine Eltern haben echt Geschmack.“
Er steckte sich eine Zigarette an und öffnete das Fenster. „Ich habe von dir in der Zeitung gelesen. So wird jeder mal ein bisschen berühmt, was?“ Er zog einen Zeitungsausschnitt aus der Brusttasche seines vergilbten Baumwollhemds. „Und was lese ich noch hier? Du hast morgen deinen achten Geburtstag. Keine Sorge, bis zur großen Sause bist du wieder zu Hause.“ Gregor lachte brüllend, seine Augen waren weit aufgerissen vor Begeisterung. „Hast du’s gemerkt? Sause … Hause. Das reimt sich! Hey, ich bin ein großer Dichter." Aus seinem Mund quollen Zigarettenqualm und ein schlichtes Lied. „Sause … Hause … Sause … Hause … sause doch nach Hause, dann ab unter die Brause …“ Sein Lachen dröhnte, fast verlor er die Kontrolle über das Auto. Der Wagen eierte nach rechts und links, Lucy wurde auf dem Sitz hin und her geschüttelt. Sie streiften einen Gartenzaun, zwei Holzlatten zersplitterten. Irgendwie schaffte er es, den Wagen wieder auf die Fahrbahn zu bringen.

„Guten Morgen, mein Name ist Henrik Paulsen. Ich leite die Ermittlungen in diesem Fall.“ Der Kommissar stand stocksteif im Rahmen der Haustür, nur der Kopf ruckte ein Stück nach unten, als Zeichen des Grußes. „Aber zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass ich mit Ihnen fühle, …“ Philipp ließ ihn nicht ausreden. „Kommen Sie rein. Sie müssen unsere Lucy finden! Und dieses Schwein! Haben Sie denn schon irgendeine Spur?“ Der Kommissar hängte seinen Mantel an die Garderobe. Während sie durch den Flur zum Wohnzimmer gingen, rieb sich Philipp nervös die Hände. Sie setzten sich auf das Sofa. Petra lief bebend auf und ab. Der Kommissar bemühte sich um einen ruhigen und besonnenen Ton. „Wir haben noch nicht viel. Wir wissen aber, dass es sich um einen Serientäter handeln dürfte. Er ist seit Jahren im ganzen Land immer wieder aufgetreten. Es ist aber das erste Mal, dass er …“ Paulsen rang nach einer schonenden Formulierung, entschied sich dann aber für den geraden Weg. „Nun ja, dass er ein Kind mitgenommen hat. Soweit ist er noch nie gegangen.“ Philipp verbarg sein Gesicht in den Händen und Petra brach wieder in Tränen aus.

„Na, hab ich Dir zuviel versprochen?“ Gregor wedelte mit einer Puppe vor Lucys Gesicht herum und griff nach einer zweiten. „Schau, da ist noch eine. Die sind doch lustig, oder nicht?“ Lucy saß zusammengekauert in einem Sessel. Das Zimmer war sehr klein und hatte nur ein kleines Fenster, bei dem der Rollladen herabgelassen war. Ein schwerer schwarzer Schrank dominierte den Raum, in dem sich ansonsten nur noch eine Vitrine, ein Stuhl, ein kleiner Tisch und der Sessel, in dem Lucy saß, befanden. Die Wände waren kahl, in den Ecken breitete sich dunkler Schimmel aus. Gregor ließ die beiden Puppen miteinander knutschen. „Weißt du, worauf ich wirklich große Lust hätte, mein kleiner Liebling?“ Er riss den Puppen die Kleider vom Leib, presste sie zusammen und ließ sie hektisch kopulieren. Dann schrie er auf. „Schluss damit! Nein, das dürft ihr nicht!“ Er warf die Puppen Lucy zu Füßen und trampelte auf ihnen herum. Kleine Plastikarme und Beine zerbarsten, Fingerchen und Füße schleuderten durch die Luft, die hübschen Gesichter waren platt getreten, die Augen verdreht. Gregor war außer Atem. „Entschuldige bitte, Lucy. Aber Strafe muss sein." Er kniete sich keuchend neben Lucy und fuhr zärtlich mit einer Hand durch ihre Haare. Seine Stimme war jetzt samtweich. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr schöne Augen hast? Ein wirklich wunderschönes Blau.“ Gregor stand auf und holte eine Flasche aus dem Schrank. „Magst du einen Schluck? Nicht? War auch nicht ernst gemeint. Ist nämlich Alkohol drin. Hochprozentiges Zeug, nix für Kinder. Aber da habe ich noch etwas anderes.“ Aus einer der unteren Schubladen fischte er einen Stoffbeutel und schüttete den Inhalt auf den Tisch neben dem Sessel. Kleine Kugeln kullerten heraus, es waren Glasaugen. „Eigentlich wollte ich blaue haben. Waren aber schon ausverkauft. Aber die braunen sind doch auch ganz schön, oder nicht? Zwei davon darfst du haben. Die schenk' ich dir.“ Er sah zur Vitrine, in der eine Reihe von Gläsern stand, lächelte Lucy an und zog schnippisch eine Augenbraue hoch. „Mit denen kannst du leider nicht spielen.“

Petra hatte wieder eine Beruhigungstablette genommen. Sie sprach wie beschwippst. „Sie sagten, ein Serientäter? Wieso haben wir noch nie davon gehört?“
„Wir hatten im letzten Monat sechs ähnliche Fälle. Wir haben bis heute nichts an die Medien rausgegeben. Auch mit Rücksicht auf die Familien. Aber ich fürchte, wir müssen in diesem Fall die Presse ins Boot holen. Vielleicht kommt dann ein Hinweis. Es würde die Chance erhöhen, Lucy wiederzufinden.“
„Wenn Sie meinen, das hilft. Können Sie wenigstens unsere Namen herauslassen?“
„Natürlich. Aber bitte bedenken Sie, dass findige Journalisten nur einen Blick in die Zeitungen werfen müssen, um auf den Namen zu kommen.“

Gregor setzte sich auf einen Stuhl und rutschte damit über den Holzboden ratternd in Lucys Nähe. „Soll ich dir was vorlesen? Schau her! Das sind deine Schwestern.“ Er öffnete einen Umschlag und zog Papierschnipsel heraus. Es waren Zeitungsausschnitte. „Das hier ist Verena. Und die hier heißt Katrin. Sieh mal, die hat nur drei Tage nach dir Geburtstag. Lustig, oder? Und dann sind da noch Anita, Charlotte, Renate und Birgit. Und du.“ Die Zeitungsschnipsel wanderten zurück in den Umschlag. Mit einer entschlossenen Bewegung stand er auf. „Bin gleich wieder da.“ Er verließ das Zimmer und kehrte wenige Minuten später zurück. Irgendetwas verbarg Gregor hinter seinem Rücken. Als er mitten im Raum stand, dreht er den Kopf zur Seite, blickte über seine Schulter und sah es an seinem Rücken aufblitzen. Er musste lachen. „Hoppla, dass da ein Spiegel ist, habe ich ganz vergessen. Du musst keine Angst haben, kleine Lucy. Ich werde ganz vorsichtig sein. Denk' an mein Versprechen!“

„Morgen hätte unsere kleine Lucy Geburtstag gehabt.“ Philipp senkte den Kopf. „Ich darf gar nicht daran denken, was der alles mit ihr …“ Petra wollte ihm den Rest ersparen und fiel ihm ins Wort. „Geht mir genauso. Aber die Fantasie macht, was sie will.“ Sie standen in ihrem Kinderzimmer. Alles war dort wie früher. Petra hielt Lucys Lieblingspuppe umklammert. Die Stoffpuppe mit den lustigen roten Zöpfen würde sie auf jeden Fall behalten. Sie setzte die Puppe in einen winzigen Stuhl und streichelte ihr über den Kopf. In Wahrheit streichelte sie Lucy.

Gregor nahm ein Tuch und wischte Lucy das Blut aus dem Gesicht. Das Kind lag auf dem Küchentisch, über seinem Kopf baumelte eine Lampe und tauchte die fahle Haut in neonkaltes Licht. „Schau, jetzt hast du es geschafft. War doch gar nicht schlimm. Und dein hübsches Kleidchen hat auch nix abbekommen.“ Gregor nahm das leblose Kind aus dem Sessel und trug es in die Garage. Er setzte den schlaffen Körper auf den Beifahrersitz, schnallte ihn an und lehnte den Kopf vorsichtig an den Türholm. Lucys tote Augen blickten halb geöffnet auf das Handschuhfach. Es war dunkel, als Gregor die Garage verließ und losfuhr.

Petra hastete im Morgenmantel zum Telefon. Sie hörte Kommissar Paulsens Räuspern. „Es geht um Lucy. Spaziergänger haben sie am Waldrand gefunden. Wie es aussieht, hat sie jemand letzte Nacht dort abgelegt.“
Petras Stimme durchdrang das Haus. „Philipp! Philipp!“ Als er die Treppe herunter kam, sah er, wie Petra auf dem Sofa saß, ihre Hand krampfte sich in ein Kissen. Er vernahm nur Wortfetzen, weil sie jetzt sehr leise mit Paulsen sprach. „Was hat er … grauenhaft … mein Gott … Vielen Dank … ja, wir kommen sofort.“ Petra berichtete, was ihr Paulsen gesagt hatte. Philipp war zu schockiert zum Autofahren, sie riefen sich ein Taxi.

Sie standen vor dem geschlossenen Sarg. „Wir wollen sie noch einmal sehen.“
Der Friedhofsgehilfe öffnete den Deckel. Philipp war bei aller Trauer um sein totes Kind erleichtert, dass es wieder da war. Er strich mit seinen Fingerspitzen über Lucys Gesicht. Sie schien zu lächeln. Mit aller Vorsicht schob er ihre Augenlider nach oben. Rehbraune Augen blickten ihn an. Philipp und Petra konnten nun endlich Abschied nehmen von Lucy, die ein Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen hatte.

Gregor kaufte sich beim Kiosk um die Ecke einen Stapel Zeitungen. Wie an jedem Tag studierte er die Todesanzeigen. Heute war keine dabei, die ihm gefiel. Er warf die Zeitungen weg und blickte verliebt in Lucys blaue Augen.

 

Hey nicita,

Petra Angermanns ohnehin schrille Stimme überschlug sich vor Hysterie. Das Gesicht der Mittdreißigerin erschien jetzt noch blasser als zuvor, während das ihres Ehemannes Philipp knallrot anlief und versteinerte. Gegensätze ziehen sich an.
Aus welchem anderen Grund sollte sich die Stimme sonst überschlagen? Auf wen wirkt die Stimme „Ohnehin schrill“ und wem „erscheint“ ihr Gesicht noch blasser?
Die Informationen über das Familienverhältnis der beiden und ihr Alter verstopfen informationstechnisch ein wenig das Bild. Und den letzten Satz versteh ich nicht so richtig. Weil die Frau blass wird und der Mann knallrot sind es unterschiedliche Persönlichkeiten?
Und warum läuft er erst knallrot an und fragt dann ganz cool „Wie meinst du das?“

Petras Stimme erstickte in einem Schwall aus Sekreten und Tränen.
Da entsteht bei mir kein Bild. „Sekrete“? Was meinst du damit?

Beim Rasieren hatte er sich ein paar Pickel verletzt.
Es klingt irgendwie unrund, keine Ahnung wieso. Beim Rasieren hatte er ein paar Pickel aufgekratzt?

Der Kommissar hängte seinen Mantel an einen Garderobenhaken neben der Haustür. Während sie durch den Flur zum Wohnzimmer gingen, rieb sich Philipp nervös die Hände. Sie setzten sich auf das Sofa. Petra stand aufgewühlt daneben.
Ist mir zu berichtsartig.

und Petra brach mal wieder wieder in Tränen aus.
Was ist denn das für nen seltsamer Erzähler?

Nee, ehrlich jetzt.
Das ist ja ein relativ beliebtes, effektives und auch ein wenig billiges Mittel um Figuren eine eigene Sprache zu geben, so eine sich ständig wiederholende Phrase. Aber in dieser extremen Häufung stört es mich. Halb so oft wäre genau so effektiv.

Wir haben bis heute nichts an die Medien rausgegeben. Auch mit Rücksicht auf die Familien. Aber ich fürchte, wir müssen in diesem Fall eine Mitteilung an die Presse herausgeben.
Rausgeben – herausgeben. Ich würde das zweite durch etwas umgangssprachlicheres ersetzen, oder die Konstruktion abändern.

“Wenn Sie meinen, das hilft. Können Sie wenigstens unsere Namen herauslassen?“
Das ist eine erstaunliche gefasste und überlegte Reaktion auf die extremen Umstände. Bisschen unmenschlich.

„Morgen hätte unsere kleine Lucy Geburtstag gehabt.“
Weigern sich Eltern nicht –im Normalfall- solange an den Tod ihres Kindes zu glauben, bis es keine andere Option mehr gibt? Sie ist ja nur verschwunden, es könnte alles mögliche sein. Sie könnte mit einer Freundin spielen sein, sich verlaufen haben, oder bei Nachbarn sein, oder weiß der Geier was. Also diese ganze Annahme: 8jähriges Kind ist ein paar Minuten verschwunden – Panik – Sofort Polizei gerufen – Die kommt und sagt: Ja, Serienmörder. Das ist alles nicht richtig logisch.

Ja, es ist meiner Ansicht nach eher ein Thriller-Szenario als ein „Horror“-Szenario. Der Film „Antikörper“ lief ja auch unter Thriller. Aber das ist sicher immer ein Grenzfall.
Irgendwie unbefriedigend, dass der Typ überlebt hat. Also wenn ein Schurke je seine gerechte Strafe verdient hätte, dann der hier.
Ich versteh schon, dass du das eher realitisch zeichnen wolltest –und in der Realität gibt es ja keine poetische Gerechtigkeit. Nur in der Fiktion hätte diesem Gregor ein möglichst grausamer Tod zugestanden. So ist es irgendwie eine unfertige Geschichte für mich. Sie bricht eigentlich da ab, wo solche Geschichten erst anfangen. Und wenn man sich die Geschichte emotionslos anschaut, dann ist da sehr wenig dran. Panisches Elternpaar, perverser Serienmörder, ein puppenartiges Kind (Lucy selbst tritt ja nicht oder kaum in Erscheinung). Das sind alles Bestandteile von sehr vielen Geschichten.
Was deine Geschichte aus der Masse heraushebt ist die beklemmende Darstellung des Perversen und seiner Szenen. Das ist wirklich ein Schwein und die Szenen sind sehr unangenehm zu lesen. Auch wenn sie für meinen Geschmack ein wenig dick aufgetragen sind –mit den Pickeln usw.- also es ist schon sehr überzeichnet alles.
Die Szenen mit den Eltern stören eigentlich eher. Dort passiert nichts Unerwartetes, nichts, was man nicht schon oft gesehen und gelesen hätte.

Abschließend: Mir fehlen frische Ideen in dieser Variation. Das Thema erzeugt Beklemmung, nicht die Umsetzung (jedenfalls nicht die komplette Umsetzung, den Perversen außen vor).

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn und vielen Dank für die sehr wertvollen Hinweise. Ich habe sie sogleich umgesetzt - aber nur teilweise:

Dir "fehlen frische Ideen in dieser Variation". Die Idee ist vielleicht sogar frischer als Du im Moment glauben magst. Falls andere auch nicht durchsteigen, was hier wirklich passiert, muss ich es wohl ändern.

Vielen Dank für Deine Kritik und besten Gruß
nic

 

Hi nictita!

Eine insgesamt gelungene Geschichte, keine Frage. Das überraschende Ende hat mich jedenfalls zu dieser Einschätzung gebracht. Ich musste spontan an den alten Spruch "Junge, du hast die Augen deines Vaters" denken. :D

Ohne den Schluss hätte ich allerdings die vielen, nur allzu bekannten Serienkiller-Klischees kritisiert. Der Gregor ist ja offensichtlich keine Schönheit, raucht, kann nicht Auto fahren und hat noch dazu einen nervtötenden Tick. Nee, ehrlich jetzt.

Die Passagen mit den Eltern könntest du auch getrost streichen, da sie bis auf den Schluss ohne Belang sind. Das Pozedere Mädchen verschwindet - Eltern machen sich sorgen - Polizei bestätigt schlimmste Befürchtungen ist auch alles andere als originell und bis auf den Killer bleiben alle Charaktere ziemlich blass. Gut fand ich es dafür, dass du Lucy nur passiv erwähnst.

Gruß, Marvin

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Marvin und danke fürs Lesen. Immerhin, ein Teil ist bei Dir korrekt angekommen. Dennoch muss ich an der Wirkung meiner Geschichte allmählich zweifeln. Logisch, dieser Gregor ist echt pervers. Aber der "Witz" ist ja, dass ... :sealed: Und ich dachte, spätestens am Ende wird alles klar. Mal abwarten, ob nicht doch jemand drauf kommt. Lösung als PN jederzeit gerne.

Grüße
nic

 

Äh ... soll das etwa heißen, Lucy ist bloß ne Puppe und das Ganze ist von dir als Serienkiller-Satire gedacht, oder wie? :confused:

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe mich mal an satiren versucht: "Zapp und duster", "Cap Zollo" und "Kamikos bedrohen die Welt." Das liest sich (hoffentlich) ein wenig anders.

Neinnein, keine Satire. Lucy ist echt und Gregor echt pervers, allerdings ist er kein Mörder.

Ich habe den vorletzten Absatz um einen Satz verlängert. Also, wenn es jetzt nicht klar wird...

Grüße,
nic

 

Die Lucy war vorher schon tot, Mööönsch :Pfeif: Der Perverse hat sie ihrem Sarg entnommen, sag ich jetzt mal so.

Klasse Geschichte! Hat mir sehr gut gefallen :thumbsup:

 

Hallo Kasdeja und danke für den Daumen! Mich würde interessieren, ob Dich die frische Ergänzung (letzter Satz im vorletzten Absatz) erhellt hat oder die Erkenntnis vorher schon reifte...

Besten Gruß,
nic

 

Morgen Nictita!

Bitteschön, gern geschehen!

Nein, ich hatte es vorher schon verstanden. :shy:

Ich mag Geschichten, die mit so einem "wow!" Effekt enden. Und irgendwie wurde ich schon stutzig, dass Lucy sich quasi nie zu Wort meldete. Da musste doch nen Haken an der Sache sein!

Liebe Grüße

Kas

 

Hallo nictita!

Die Beklemmung ist schon gut rübergekommen, allerdings hat deine Geschichte meiner Meinung nach auch ein paar Schwächen.

Was ich nicht so ganz nachvollziehbar finde ist zuerst das Vrehalten der Polizei, die irgendwie reserviert wirkt und gleich mit Serienkiller-Theorien ankommen. Dann die unsinnige Reaktion der Eltern, die plötzlich keine Hoffnung mehr haben.

Diese Kritikpunkte lassen sich wirklich erst in den Papierkorb werfen, wenn man zum überraschenden Ende kommt. Ich hab die Geschichte so aufgefasst, dass die ganze Perversionen, Entführung und Mord nur im Kopf des Prot stattfanden, er sich ausmalt, wie es doch sein würde. Ob er sich jetzt an der Leiche vergangen hat oder nicht, ist gar nicht mal so das Entscheidende, denke ich. Die perverse Fantasie sagt ja schon genug.

Damit bleibt im Grunde nur ein etwas negativer Kritikpunkt übrig: Hin und wieder ist die Geschichte ein wenig "leblos" erzählt, Tempo und Perspektivenwechsel zu schnell.

Fazit: Durchaus gelungene Geschichte, die anfangs ein wenig idealstandard daherkommt, aber durch entsprechendes Ende noch mal davonkommt. ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Keine Sorge, bis zur großen Sause bist du wieder zu Hause“ Gregor
HausePUNKT
„Sause … Hause … Sause … Hause … sause doch nach Hause, dann ab unter die Brause …“
in solch einem Lied ist das Wort "Pause" unerlässlich
Sein Lachen dröhnte, fast verlor er die Kontrolle über sein Auto.
Wwdh. Vllt leider "das Auto"?
„Tut mir Leid, aber mit denen kannst du leider nicht spielen.“
leid; Wwdh
Ok, hier stelle ich mir die Frage, wird das eine pointengeschichte? Wenn ja, würde ich tippen, Lucy sei tot (außerdem wird ja bisher keinerlei Reaktion ihrerseits geschildert ... nun ja, mal weiterlesen).
„Natürlich. Aber bitte bedenken Sie, dass findige Journalisten nur einen Blick in die Zeitungen werfen müssen, um auf den Namen zu kommen.“
Ok, mit der von mir aufgestellten These erhalte ich hier ein weiteres Indiz: Lucy stand laut Angabe des Prots in der Zeitung ... wenn sie tot und entführt wurde, müssten die Journalisten nur die Todesanzeigen durchgehen (ich kann mich aber auch total auf dem Holzweg befinden, aber jetzt habe ich diesen Gedanken nun mal ;) )
Es waren Zeitungsausschnitte. „Das hier ist Verena. Und die hier heißt Katrin. Sieh mal, die hat nur drei Tage nach dir Geburtstag. Lustig, oder? Und dann sind da noch Anita, Charlotte, Renate und Birgit. Und du.“ Die Zeitungsschnipsel wanderten zurück in den Umschlag.
jetzt bin ich mir sicher, dass es sich um Todesanzeigen handelt
Sie streichelte in Wahrheit Lucy.
In Wahrheit streichelte sie Lucy (fänd ich besser)
Er vernahm nur Wortfetzen, weil sie jetzt sehr leise mit Paulsen sprach, „Was hat er
sprachPUNKT
Philipp und Petra konnten nun endlich Abschied nehmen von Lucy, die ein Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen hatte.

Gregor kaufte sich beim Kiosk um die Ecke einen Stapel Zeitungen. Wie an jedem Tag studierte er die Todesanzeigen.

:cool:

Hi nictita,

lange nichts mehr von dir gelesen ...

Habs also gelöst, und grade die Kommentare gelesen. Kann also nicht sagen, ob es in der Ursprungsversion klar war, hier zumindest war es das für mich.

Hat mir gefallen, gerne gelesen :)

Tserk

 

Hey,
ich hab noch mal drüber nachgedacht, warum ich die Geschichte nicht so verstanden habe, wie sie gemeint ist.
Das liegt wohl daran, dass du einen unzuverlässigen Erzähler verwendest und ich mit denen immer Probleme habe.
Guck mal bei :

Gregor Schindel drückte zärtlich die Hand des Mädchens, das angeschnallt auf dem Beifahrersitz saß.
Da entsteht bei mir ein Bild. Wenn das Mädchen tot ist, dann gehört die Information in diesen Satz, denn sonst entsteht ein falsches Bild.
Es ist ja aber das Ziel des Autors die "richtigen" Bilder zu wecken, bzw. es sollte es sein. Durch dieses "gemogelte" Erzählen -gerade wenn durch einen nicht näher konkretisierten Erzähler der Eindruck von Objektivität erweckt wird- funktioniert die Geschichte. Aber sie funktioniert auch nur als losgelöster, nicht plastischer Text zum Miträtseln, in der Vorstellungswelt nicht, denn dort werden bewußt falsche Bilder impliziert, die zum Beispiel bei einer Auflösung dieser Szene in einem Film nicht möglich wären.

Also von daher finde ich die Geschichte -jetzt nachdem ich weiß, wie du sie gemeint hast- immer noch nicht gelungener. Damit die Geschichte funktioniert, muss die Pointe "Ach, das Mädchen ist schon tot" möglichst lange verschwiegen werden. Schon in der zweiten Szene taucht das Mädchen dann auf. Und der Erzähler hat eigentlich die Aufgabe, mir die Bilder so zu beschreiben, dass ich sie mir "richtig" vorstellen kann, das darf er aber nicht, weil der Text davon lebt, dass ich sie mir "falsch" vorstelle.
Verstehst du mein Problem?

Gruß
Quinn

 

Grüße an Nothlia, Tserk und Quinn!

Ja, Quinn, es ist, wie Du sagst: als Autor habe ich die Aufgabe, Bilder im Kopf zu erzeugen - aber nicht unbedingt die, die der Leser erwartet, sondern die, die ich beabsichtige. Ich denke, es ist mit vielen Pointen-Geschichten so, dass ein Autor auf eine falsche Fährte führt und die Auflösung am Schluss alles (oder vieles) drastisch ändert - auch Bilder im Kopf. Warum nicht? Da geht doch was ab: gerade noch sieht man den perversen Kerl mit einem Kind, das er offenbar tötet, ja sogar einen Serienmörder - und am Ende hat er niemanden umgebracht (was ihn gleichwohl nicht sympathischer macht).

Du selbst hast in Deiner ersten Kritik angemerkt, dass dieses und jenes unlogisch erscheint - am Ende fügt es sich zusammen. Ist doch bei vielen Krimis so: einer, der zunächst völlig harmlos wirkt, ist am Ende der Täter - oder umgekehrt. Auch hier werden gerne Bilder stark verschoben. Das Prinzip ist hier kaum anders.

Ich war jedoch nicht so "gemein" und habe auf Hinweise verzichtet. In fast jedem Absatz stecken Informationen, die auf das bereits tote Kind hinweisen, nicht direkt natürlich. Schon im ersten Absatz ist eine Menge an Hinweisen enthalten: nicht die Eltern stellen fest, dass Kind verschwunden ist, vielmehr werden sie darüber informiert. Sie werden auch nicht von der Schule oder Verwandten oder Freunden verständigt, sondern gleich von der Polizei. Und dann noch der frisch gebügelte dunkle Anzug. Und die Mutter ist blasser "als zuvor". Das alles in den ersten fünf Zeilen.

Insgesamt gebe ich Dir bei der Grundkritik insofern Recht, weil es in der Tat auf jeden Fall diskussionswürdig ist, Leser derart auf eine falsche Fährte zu führen und ich Deine Einwände absolut nachvollziehen kann.

@Tserk: ich war leider ein paar Monate abwesend. Eigentlich habe ich für Geschichtenschreiben so gut wie keine Zeit. Wenn ich mal Rentner bin, schlage ich richtig zu. Aber ich lasse mich immer wieder mal blicken...
Vielen Dank für Deine Anmerkungen, die ich umsetzen werde (sobald ich Zeit habe :D )

@Nothlia: ebenfalls Dank fürs Lesen und für Dein überwiegend positives Fazit.

Grüße
nic

 

nictita schrieb:
Insgesamt gebe ich Dir bei der Grundkritik insofern Recht, weil es in der Tat auf jeden Fall diskussionswürdig ist, Leser derart auf eine falsche Fährte zu führen und ich Deine Einwände absolut nachvollziehen kann.
Du darfst Leser auf jeden Fall auf eine falsche Fährte führen (du darfst ohnehin alles). Aber wenn du eine Szene beschreibst, in der ein Mann und ein Mädchen Auto fahren, dann stellt sich der Leser ja den Mann und das Mädchen vor. Und dann zu verschweigen, dass es eben kein Mädchen ist, sondern die Leiche eines Mädchens, ist -für mich jedenfalls- keine "falsche Fährte", sondern ein unzuverlässiger Erzähler, denn der enthält mir das wesentliche Mosaikstück vor und will bewusst, ein falsches Bild erzeugen.
Anderes Beispiel: Wenn du eine unschuldige Nebenfigur präsentiert, die sich mit einem Kommisar unterhält, ist das absolut okay.
Wenn die Nebenfigur aber nun eine Augenklappe trägt und einen Papagei auf der Schulter hat und der Kommisar zufällig einen Piraten sucht, dann solltest du sowohl Augenklappe als auch Papagei erwähnen.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Anderes Beispiel: Wenn du eine unschuldige Nebenfigur präsentiert, die sich mit einem Kommisar unterhält, ist das absolut okay.
Wenn die Nebenfigur aber nun eine Augenklappe trägt und einen Papagei auf der Schulter hat und der Kommisar zufällig einen Piraten sucht, dann solltest du sowohl Augenklappe als auch Papagei erwähnen.

In diesem Fall wäre klar, dass ein Pirat gesucht ist, weil es vorher irgendwann erwähnt ist. In meiner Geschichte ist klar, dass der Perverse ein Mädchen sucht und das sitzt wirklich neben ihm im Auto. An keiner Stelle vorher ist erwähnt, dass Gregor ein lebendes Mädchen wollte. Die innere Logik bleibt erhalten, denn der Schluss klärt auf.

Der Erzähler wäre nur dann unzuverlässig, wenn der Schluss fehlte. Meines Erachtens ist der Erzähler in diesem Fall - letztlich - zuverlässig, weil er ja die Lösung bringt, nur halt am Ende. Das richtige Bild entseht, wenn auch mit einer Verzögerung. Den Schluss kann man bei dieser Bewertung nicht einfach weglassen.

Nach Deiner und Marvins ersten Kritiken habe ich den Schluss verändert, weil die Lösung nicht offensichtlich war. In der ersten Fassung war der Erzähler tatsächlich "unzuverlässig", denn es fehlte eine eindeutige Aufklärung. Diesen Fehler habe ich meiner Meinung nach ausgemerzt.

Besten Gruß,
nic

 

Tag, nictita!
Zu dieser Geschichte wollte ich schon vor längerer Zeit was schreiben, aber es kamen wichtige Dinge dazwischen. Ich musste aufs Klo gehen, einen Kaffee trinken und so. Dafür hast du sicher Verständnis!
Die Pointe ist dir gelungen - ich kann mich an keine ähnliche Story erinnern. Du solltest den Text in der Hinterhand behalten und bei einem (guten) Wettbewerb einschicken - da hast du einen echten Trumpf in Händen.
Dein Stil ist gut. Nicht mitreißend, aber ausreichend, um eine Geschichte zu entwickeln und voranzutreiben. Fast würde ich sagen: Effizient.
Einziger Kritikpunkt: Als Leser von Horrorstorys ahnt man nach wenigen Absätzen, dass das Opfer bereits tot ist. Das ist leider ein in den letzten Jahren häufig verbratenes Klischee geworden: Der Killer, der mit seinem Opfer redet, als wäre es noch lebendig. Und dann am Schluss: Überraschung! Er/sie war schon lange tot!
Aber natürlich soll das die tolle Pointe nicht schmälern.
Glückwunsch zu dieser gelungenen, kleinen, fiesen Story.

 

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