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Ludditen

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Ludditen

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„Meeting bei Colonel Brandt um dreizehn Uhr.“
„Habe die Order ebenfalls erhalten. Werde da sein.“ Alles Nötige war gesagt. Martin drehte sich um und wollte gehen, doch er wurde zurückgehalten, ganz unverbindlich und kollegial. Genauso wie er es hasste. Gepackt vom Pack.
„Dann können wir ja zusammen los.“ Rob das Radar, lokales Rumpelstilzchen und Heimsuchung der Abteilung hatte es auf ihn abgesehen. Das Radar hatte diesen Namen bekommen, weil es die einzigartige Fähigkeit besaß, jeden überall aufspüren zu können, besonders wenn das Nervenkostüm seiner Opfer gerade am dünnsten war. Toilette oder Casino, wo man sich auch versteckte, nirgends war man sicher vor den Röntgenaugen des Rob-Blob, dem hinterhältigen Ektoplasma aus dem finsteren Reich des Schleims.
„Hm.“ Martins „hm“ war eins von der Sorte, die man äußert, wenn man sich aus irgendeinem Grund nicht traut, einfach „nein“ zu sagen. Martin konnte sich nie entscheiden, ob er Kollegen generell verabscheute, oder ob es nur die derzeitige Belegschaft war. Und was Kollegen anging war Rob ein Exemplar der ganz besonders schlimmen Sorte. Freundlich wie eine Krankheit, die einem aus purer Zuneigung bunte Pusteln ins Gesicht zauberte. Seine penetrante Fröhlichkeit und sein verlogenenes Kumpelgehabe hingen Martin so weit zum Hals heraus, dass er beinahe bei jedem Schritt darauf trat.
„Na, jetzt entscheide dich. Ich werde jetzt sofort aufbrechen, ich habe nämlich geplant, noch die Kantine in Abteilung 23 aufzusuchen. Ihre Replikatoren wurden angeblich einem Feintuning unterzogen, das sich gewaschen hat. Da kann man sogar frisches Xorx kriegen, woran unsere hiesigen Kisten kläglich scheitern würden.“ Rob tat so, als würde er sich tatsächlich auf den scheußlichen, zusammenreplizierten Mampf freuen. Fast überzeugend.
„Ich mag kein repliziertes Essen.“ Martin hielt die Unterhaltung jetzt für beendet, da seine Speisevorlieben wohlbekannt waren. Ein weiteres mal drum herum gekommen, dem Kollegen direkt ins Gesicht zu sagen, weshalb man ohnehin nie im Leben mit ihm zu Mittag essen mochte. Noch dazu war der vorgebrachte Grund die reine Wahrheit. Doch das reichte nicht, der hartnäckige Anbiedermeier gab nicht so leicht auf.
„Entschuldige, das habe ich vergessen. Dann leiste mir wenigstens Gesellschaft. Hol meinetwegen schnell noch deine Lunchbox aus dem Büro, mit den liebevoll selbstgeschmierten Brötchen und den Tomaten aus Freilandhaltung, dann lass uns gleich zu den Transporterräumen gehen, und... oh. Ich vergaß. Zerstückeln und wieder zusammenflicken lässt du dich ja auch nicht. Nachher wird beim Zusammenbau irgendwas Wichtiges vergessen und liegt dann hier zuckend auf der Plattform herum und die Putzfrau erschrickt sich zu Tode.“
„Mach dich nicht lustig, Rob. Ich werde mit dem Auto hinfahren.“ Inzwischen hatte Robs Gesichtsausdruck von aufdringlicher Freundlichkeit in jenen amüsierten Mitleidsmodus umgeschaltet, den Martin nur zu gut kannte.
„Deine Abneigung gegen das Beamen habe ich noch nie verstanden, Martin. Ach, sei’s drum. Beinahe hoffe ich, du setzt den Wagen irgendwann gegen einen Baum. Hast du mal die Verkehrsunfallstatistik mit der Gesamtzahl der jährlichen Transporterunfälle verglichen?“
„Ich weiß, Transporterunfälle: Null-komma-null-ein-Prozent. Die alte Leier. Vergiss es. Es gibt doch kaum noch Verkehrsunfälle. Seit Jahrzehnten. Wer fährt denn noch Auto? Deine Daten sind hoffnungslos veraltet, Rob. Ich frage mich, wie lange die Leute noch die alten Werbesprüche rezitieren werden.“
„Es ist deine Entscheidung. Dann treffen wir uns fünfzehn Minuten vor dem Meeting vor Brandts Büro.“
„Okay. Wir sehen uns, Rob.“
„Wir sehen uns, Martin.“
Aufatmen. Da geht er vorüber, der Kelch. Rob klebte sich das Lokalisierungspad an den Hals und stapfte davon in Richtung Transporterraum. Martin sah dem Quälgeist noch eine Weile nach, um sicherzugehen, dass er auch wirklich weg war, bevor er sein Büro betrat. Seine Sekretärin saß an ihrem Schreibtisch im Vorzimmer und holografierte irgend etwas Semi-Wichtiges.
„Morgen Francine. Sagen Sie alles ab, was eventuell um dreizehn Uhr stattfinden sollte. Meeting bei Colonel Brandt. Hat wie immer absolute Priorität.“
„Wird erledigt, Herr Conrad.“
In Wirklichkeit, dachte sich Martin, ging es bestimmt nur wieder um eine völlig lächerliche Lappalie, die da anstand. Da aber dem Militär in diesen friedlichen Zeiten wenig bis gar keine militärischen Aufgaben zufielen, wurden Kleinigkeiten des öfteren grotesk aufgeblasen, um wenigstens den Anschein der Bedeutsamkeit aufrechtzuerhalten. Der Geldhahn war ständig in Gefahr, noch fester zugedreht zu werden.
„Ach übrigens“, sagte Francine, „Sie haben einen dringenden Anruf von der Forschungsabteilung. Dr. Fnord.“
„Stellen Sie ihn zu mir durch.“ Dr. Fnord war ein sehr alter Bekannter von Martin und wenn er anrief handelte es sich bestimmt nicht um eine Demonstration gegen die Öffnungszeiten der Leihbücherei von Worpswede, die unbedingt niedergeschlagen werden musste, oder einen Testlauf des neuen Grabschänderalarms, oder zu was auch immer für niederen Aufgaben ihn der Colonel heranziehen wollte. „Nein, selbstverständlich ist diese Angelegenheit so bedeutend, dass sie nicht von der örtlichen Polizei wahrgenommen werden kann. Nein, Herr Colonel, ich schicke sofort ein Kontingent meiner besten Männer, um nach dem entlaufenen Leopardenbaby zu suchen.“
„Das Gespräch erwartet sie in ihrem Büro. Möchten Sie einen Kaffee?“ erkundigte sich Francine und winkte schüchtern mit einer Packung Kaffeebohnen. „Heute gibt es frisch gemahlenen!“, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
„Sind die repliziert?“ fragte Martin und deutete auf die Bohnen.
„Leider ja, aber im Gegensatz zu fertig repliziertem Kaffee kann man auf diese Weise den Geschmack...“ begann Francine, doch sie wurde rüde abgewürgt.
„Fragen sie mich nochmal, wenn sie wirklich frische aufgetrieben haben. Und eine Kaffeemaschine.“ Ohne ein weiteres Wort durchquerte Martin das Vorzimmer, ließ seine Sekretärin verdattert mit ihrer Kaffeereplik zurück und betrat sein angrenzendes Refugium. Seufzend nahm er am Schreibtisch Platz. Niemand wusste noch die Gaumenfreuden althergebrachter Nahrung zu schätzen. Alle stopften sie sich dieses künstliche Zeug rein, das in keinem Gewächshaus gewachsen, von niemandem in Plastik eingeschweißt, in keiner Fabrik ehrlich vom Band gelaufen war. Statt dessen einfach aus steriler Rohmaterie zusammengestückelt. Und dann erklärten sie auch noch allen Ernstes, man würde geschmacklich keinen Unterschied feststellen können.
In Martins Büro würde niemals so ein Replikator stehen, das stand jedenfalls fest. Hier waren die nostalgischen Apparaturen und dekorativen Gegenstände, die er aus vergangenen Epochen um sich geschart hatte. Hier befand sich in der Ecke noch eine antike Mikrowelle aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert, die er gelegentlich zur Zubereitung von wirklich schmackhaften Mahlzeiten gebrauchte. Aber nicht allzu oft, denn das Gerät hatte schon einige Jahre auf dem Buckel und musste schonend behandelt werden. Hier war sein kleines Reich, beinahe hermetisch abgeschlossen, doch der Fortschritt lauerte immer irgendwo dort draußen, kratzte mit seinen progressiven Wegwerfklauen an der Tür und den Fenstern, suchte hinterhältig bei seiner Vorzimmerdame Unterschlupf, wanderte durch das Glas der Fensterfront in seine Netzhaut, sein Gehirn, verunreinigte seine Erinnerungen, verschaffte sich Einlass durch die Belüftungsschlitze und durch die hauseigene Klimaanlage. Replizierte, steril-tote Luft wanderte durch Martins Lungen, und der Gedanke beunruhigte ihn.
Er setzte seine Uniformmütze ab, strich sich die Frisur halbwegs glatt und aktivierte dann die Tischkonsole, Tastatur im Schreibmaschinen-Design, altertümlicher Siebzehn-Zoll-Monitor. Das vertraute Gesicht von Dr. Fnord erschien. Er wirkte angespannt und zerzaust. Selbst in der groben, pixeligen Darstellung konnte man die Schweißperlen auf seiner Stirn deutlich erkennen.
„Martin? Sie müssen dringend zu mir kommen.“
„Erst mal guten Morgen. Das geht nicht. Ich muss zu Colonel Brandt, Befehl.“
Fnords zerknitterte Erscheinung schien noch besorgter zu werden.
„Ja, guten Morgen meinetwegen. Wann müssen Sie dorthin?“
„Bald. Dreizehn Uhr. Weshalb sind Sie so aus dem Häuschen?“
So hektisch und unruhig kannte Martin seinen alten Freund gar nicht. Fnord war ihm zuvor ausschließlich als ein unerschütterlicher Fels in der Brandung bekannt gewesen, dem Selbstzweifel fremd waren. Im Moment trug er allerdings eher den Gesichtsausdruck eines Rehs auf der Rollbahn zur Schau, das gleich unter die Räder eines landenden Überschalljets geraten wird.
„Aus dem Häuschen? Sie haben ja keine Ahnung. Bis dreizehn Uhr, da bleibt genug Zeit. Kommen Sie vorher bei mir vorbei, die Forschungsabteilung liegt ja fast auf dem Weg. Bitte.“
„Meinetwegen.“ Nun begann Martin, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Sein ausdrückliches, inständiges Bitten deutete auf Schwierigkeiten hin. „Ich werde da sein.“
„Sie werden doch mit dem Wagen kommen?“ fragte der Doktor.
„Natürlich. Das müssten sie doch wissen. Nun sagen Sie schon, worum es geht, das halt ich sonst nicht aus.“
„Ich möchte es ihnen lieber hier und persönlich mitteilen. Sie sind vermutlich der einzige, dem ich meine neuen Erkenntnisse vortragen kann.“
„Okay, ich komme jetzt. Versprechen Sie mir, dass sie sich beruhigt haben, wenn ich eintreffe? Sie sehen ja furchtbar aus.“
„Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Kommen Sie einfach. Und beeilen Sie sich.“
„Alles klar. Bis gleich.“

Während der Autofahrt fiel Martin die Konzentration nicht leicht. Ständig musste er an den gehetzten Gesichtsausdruck des Doktors denken. Welcher Spuk konnte es geschafft haben, dem überlebensgroßen Dr. Fnord Angst einzujagen? Ihn auf ein nervöses, verunsichertes Normalmaß zu stutzen? Einen Mann, der unzählige revolutionäre Entdeckungen gemacht hatte, einen Mann, der sich einmal in einem todesverachtenden Selbstversuch ein neuentwickeltes Zappelgift gespritzt hatte, nur um zu sehen, ob das Gegenmittel wirkte? Der Gedanke alarmierte Martin. Wollte er wirklich davon erfahren? Er blickte er aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehende Architektur. Kein Stahl, kaum Glas, kaum Rohre oder Antennen. Widerwärtig. Kein Stück heimelig.
Der halbe Weg war bereits zurückgelegt, da bemerkte Martin, dass er aufgrund seines hastigen Aufbruchs seinen Kommunikator im Büro vergessen hatte. Umkehren lohnte sich nicht mehr, aber auf diese Weise würde ihn wenigstens niemand mit weiteren dringenden Angelegenheiten stören. Es war schon genügend Stress für heute.
Um sich abzulenken schob er eine CD mit Oldies aus dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert in die Bordanlage. Damals, so fand er, wurde noch richtige Musik gemacht. Die Mischpulte noch per Hand bedient, die Platten noch manuell aufgelegt, die Computer noch selbst programmiert – die meiste Musik von heute war dagegen ein synthetisches Produkt seelenloser Musikrechner, die mit Hilfe von Umfragestatistiken und Verkaufszahlen die einträglichste und massenkompatibelste Musik ausspien. Angeblich war sie komplexer und fehlerloser als alles, was ein menschlicher Programmierer zustande brachte. Ha! Und dieser Klang der CD: Rein, unverfälscht, digital. So etwas gab es doch gar nicht mehr. Martin lehnte sich zurück und genoss.
Die Straßen waren beinahe leer, wie üblich; der Wagen passierte einige verwaiste Ampeln, die nur noch standen, weil sie unter Denkmalschutz gestellt worden waren, verblasste Zebrastreifen, interessante antike Verkehrsschilder. Außer ein paar Obdachlosen sah er keinen einzigen Fußgänger, aber wer wollte auch mühsam auf grauem, rissigen Asphalt wandern, wenn er sich statt dessen ins Grüne beamen konnte. Nach Hawaii. Oder nach Sumatra. Martin kam sich auf selbstverliebte Weise altmodisch vor, in seinem alten Zap-251 Roadster, der gerade die verfallene Straße zum militärischen Forschungskomplex einbog, am Tor hielt und sagte: „Wir sind da, Martin.“

„Guten Tag. Mein Name ist...“
„Wie bitte?“ fragte der Pförtner. „Entschuldigen Sie, mein Hörgerät ist in der Reparatur. Könnten Sie das noch mal wiederholen?“
„Kein Problem“, sagte Martin lauter, „mein Name ist Martin Conrad. Ich möchte zu Dr. Fnord.“ Ein Hörgerät, dachte Martin, beinahe schon altertümlich. Vielleicht konnte der Mann sich keine andere Behandlung leisten. Das war doch recht ungewöhnlich. Er kannte den Pförtner flüchtig von früheren Besuchen in dem Gebäudekomplex, ein abgeschrammter Mann Ende fünfzig, immer gezwungen fröhlich, als habe er irgendwann in seiner Jugend mal übergangsweise einige Monate als Pförtner arbeiten wollen, und nun, nach einer jahrzehntelangen Sackgassenkarriere im Pförtnergewerbe, antwortete er auf die Frage „Wie geht’s?“ mit einem gespielt-ironischen, aber in Wahrheit tieftraurigen „Muss ja“.
Der Sinn eines Pförtners in der heutigen Zeit blieb Martin jedoch ein Rätsel. Wer benutzte denn den Vordereingang? Im Grunde könnte man ihn zumauern, doch dann hätte Martin ein Problem.
„Oh ja, ich weiß“, sagte der Pförtner. „Der Doktor erwartet Sie bereits. Gehen Sie durch.“
Martin machte sich auf den Weg durch die labyrinthischen Gänge des Gebäudes. Fast schien es so, als sei der Grundriss absichtlich verwinkelt angelegt, um den Besucher zur Benutzung des Transporterraumes zu motivieren. Was einen auch nicht wundern sollte, schließlich war die Technologie hier entwickelt worden. Endlose weiße Wände, stickige Luft. Die Atmosphäre erinnerte Martin bei jeden Besuch an eine Leichenhalle. Gefühle und Gerüche von damals, aus der Zeit des Krieges. Trotz der enormen Größe des Komplexes traf man fast nie jemanden auf den Korridoren, vermutlich wurden die überhaupt nicht benutzt. Wozu auch. Martin atmete noch einmal durch und betrat dann das Büro von Dr. Fnord. Der Wissenschaftler saß hinter seinem Schreibtisch und studierte mit besorgtem Blick seine Tischkonsole. Ein Mann im grünen Forscherkittel, dem man sein Alter zuvor nie angemerkt hatte, da er immer geschäftig und voller euphorischer Energie gewesen war. Um so erschreckender schlug der Eindruck jetzt zu: Fnord war alt geworden. Bei Martins Anblick wirkte er erleichtert, er erhob sich und kam mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
„Martin! Endlich. Kommen Sie mit.“
„Immer mit der Ruhe, Fnord. Sie sind ja noch immer so aufgeregt.“
„Sind Sie wirklich mit dem Wagen gekommen?“
„Bisher habe ich es immer vermeiden können, den Transporter zu benutzen. Aber was macht das für einen Unterschied, ob ich nun hergefahren bin, oder nicht?“
„Je nach Perspektive keinen und einen sehr großen. Folgen Sie mir.“
Martin folgte dem Wissenschaftler durch den langen Korridor, der zum Labor führte.
„Ich habe mich immer gefragt, wie sie es im Militärapparat so weit bringen konnten, ohne jemals den Transporter benutzen zu müssen.“
„Beziehungen, Beharrlichkeit, ein wenig Glück“, erwiderte Martin, „und ein gefälschtes medizinisches Attest.“ Er kicherte nervös.
„Ich habe ihre Entscheidung immer bewundert. Diese Entschlossenheit.“
„Das ist mir ja ganz neu. Der Hauptentwickler der militärischen und später der zivilen Transportertechnologie bewundert mich dafür, dass ich seine Erfindung verachte? Ich kenne Sie schon so lange, aber das haben Sie bisher niemals erwähnt.“
„Es gab ja auch keinen wirklichen Grund. Bis jetzt. Aber da ist noch etwas, was ich Sie nie gefragt habe: Woher rührt ihre Abneigung gegen den Transporter eigentlich? Es ist doch bestimmt keiner der üblichen Gründe: Ein explodierter Hauspavian etwa. Oder Teleporterphobie? Dafür gibt es doch schon lange wirkungsvolle Therapien.“
„Weder noch. Ich glaube, es liegt ein Fall von chronischer Nostalgie vor. Wenn ich mich selbst analysieren müsste, würde ich sagen, mir gefällt einfach das Gefühl, der letzte der Mohikaner zu sein. Und das habe ich jetzt noch nie jemandem erzählt.“
„Hochinteressant. Wir sind da.“
Die Sicherheitstüren öffneten sich lautlos und die beiden Männer betraten das Laboratorium. Ein gewaltiger Raum, weiß und grün und chromfarben und leuchtend, Regale und Apparate und Glas und Rohre, so dass man nie wusste, wo man zuerst hinschauen sollte. Zu groß und verwirrend, um ihn schnell zu erfassen. Die rätselhafte Quelle aus der viel von dem, was Martin fürchtete und hasste, entsprungen war. Und der Meister des Ganzen Irrsinns war sein Freund und stand jetzt hier und zitterte und schien Angst vor seinen eigenen Schöpfungen zu haben. Dr. Fnordenstein. Wo war sein Monster?
Der Forscher wies Martin an, sich zu setzen.
„Das Labor... Ich bin jedes mal aufs Neue beeindruckt und zu Tode erschreckt.“, sagte Martin.
„Manchmal bin ich das auch. Aber kommen wir gleich zur Sache. Was ich ihnen sagen möchte: Wir beide teilen eine wichtige Eigenschaft.“ Fnord zögerte, bevor er fortfuhr. „Wir haben beide noch niemals den Transporter benutzt.“
Martin fing an zu lachen. Als er merkte, dass es der Doktor mit starrer Miene vor ihm saß, wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte, sich wieder zu fassen.
„Was, Sie? Soll das ein Scherz sein?“
„Nein.“
„Nein? Was ist damit: ‚Stellen Sie sich vor, Sie reisten von Bombay nach Venedig nach Rio De Janeiro in dreißig Sekunden’? Erinnern Sie sich? ‚Automobilisten - die bedrohte Spezies’? Na, klingelt’s? Der Mann, der die kommerziellen Airlines auf dem Gewissen hat? Der Mastermind hinter der gewaltlosen Kriegsführung?“
„Die gewaltlose Kriegsführung kam wohlgemerkt erst nach der Teleportbombe. Dass wir auf die Möglichkeit, das Kriegsgerät des Feindes einfach wegzubeamen, erst kamen, als es bereits zu spät war...“
„Ich weiß, das wird sie ein Leben lang verfolgen. Als ich damals mit den T-Einheiten die Lokalisierungspads in die feindlichen Stellungen schmuggelte, bin ich auch nie auf diese Idee gekommen. Erst später wurde mir klar, dass wir es auch anders hätten anfangen können. Aber hinterher ist man immer klüger. Also, Sie wollen allen Ernstes behaupten, dass Sie ihre eigene Erfindung noch nie benutzt haben?“
„So ist es.“
„Und das hat nie jemanden gestört? Das wäre ja als ob ein Koch niemals die eigenen Mahlzeiten probierte. Oder als ob ein Architekt die eigenen Gebäude nicht beträte, aus Angst vor einem Einsturz. Da leidet die Glaubwürdigkeit ganz gewaltig.“
„Bisher ist es mir immer gelungen, das geheimzuhalten.“
„Unglaublich. Und warum um Himmels Willen haben Sie all die Jahre vermieden, den Transporter zu gebrauchen? Sie haben ja keine Kosten und Mühen gescheut, jeden anderen dazu zu bringen.“
„Das war nicht ich, das war die Industrie, nachdem die Technologie für den zivilen gebrauch freigegeben worden war. Sie wissen schon, die üblichen Motive. Ich bin nur ein Wissenschaftler. Ich kann es mir nicht leisten, als Technologie- und Fortschrittsfeind zu gelten, wie man es sich über Sie hinter vorgehaltener Hand erzählt.“
„Nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Manch einer sagt es mir direkt ins Gesicht und meint, ich würde eines Tages durch einen implodierenden Bildschirm sterben oder zehn Treppen hinunterfallen und mir das Genick brechen. Aber beantworten Sie bitte meine Frage.“
„Ich habe es vermieden, weil ich insgeheim einen Verdacht hegte, all die Jahre. Darüber habe ich nie gesprochen, schließlich wurde ich durch die Arbeit an der neuen Technologie steinreich. Da sieht man schon mal über die eine oder andere Kleinigkeit hinweg.“
„Was kommt jetzt? Ich ahne es: ‚Teleportation - die Büchse Pandora’. Die alte Geschichte? Hatte die Anti-Teleport-Bewegung doch Recht? Als sie damals die Fabriken und Telepads stürmten, war ich unter den Einheiten, die die Einrichtungen verteidigten.“
„Ich weiß.“
„Die Demonstrationen und Krawalle, das waren Zeiten, an die ich nicht gerne zurückdenke. Aber man ist ja schließlich Soldat. Also, was ist faul an der Sache?“
„Überhaupt nichts. Und alles. Ich werde es ihnen demonstrieren. Erst vor Kurzen nämlich haben wir hier im Labor die Forschung so weit vorangetrieben, dass wir es entdecken konnten.“
„Was entdecken konnten?“
„Nehmen Sie diesen Helm.“
„Können Sie mir zuerst erklären, was das werden soll?“
„Nehmen Sie ihn einfach und setzen Sie ihn auf. Vertrauen Sie mir.“
„Ich bin nicht mehr so sicher, ob ich Ihnen vertrauen kann.“
„Ich bitte Sie.“
„Nun gut, weil wir uns schon so lange kennen.“ Martin stülpte sich den unförmigen Helm über. Mit einem Klicken und Zischen schloss er sich um den Kopf und kleine, gummiartige Dinge hefteten sich von außen an den Schädel. Martin fühlte sich, als ob tausend kleine Blutegel an seinem Gesicht saugten.
„Was soll das?“ fragte Martin, seine Stimme kam gedämpft unter der Metallhaube hervor. Geräusche mysteriöser Aktivität schallten durch das Labor. Apparate wurden hochgefahren. Die Maschinenwelt erwachte zum Leben.
„Seit längerer Zeit beschäftigt sich unsere Einrichtung mit der Erforschung des Bewusstseins, das wissen Sie vielleicht.“ Dr. Fnords Worte waren unter der bizarren Kopfbedeckung kaum zu vernehmen.
„Nein, das weiß ich nicht, aber reden Sie weiter.“
„Das Militär und der Geheimdienst versprechen sich sehr viel von diesem Projekt. Gedankenkontrolle, Gedanken lesen, das volle Programm. Die Implikationen können Sie sich ja selbst ausmalen. Aber es gibt ein Problem.“ Dr. Fnord bediente eine Konsole und Martin wurde schwindelig. „Was sie jetzt erleben werden ist eine Aufzeichnung eines von mir durchgeführten Versuchs. An einer nichtsahnenden Testperson. Sie werden den Kandidaten kennen. Es ist Laurence, der Pförtner am Eingang.“
„Ist es jetzt üblich, Pförtner für Experimente zu benutzen? Sind Ihnen die Rhesusaffen ausgegangen?“
„Ich brauchte ein menschliches Versuchsobjekt, das nicht wusste, um was für einen Test es sich handelte. Wie Sie gleich sehen werden, konnten wir die Wahrnehmung seines Sensoriums für den Zeitraum des Experiments aufzeichnen.“ Dr. Fnord drückte einige Tasten und das Bild vor Martins Augen verschwamm vollends. Nach einer kurzen Periode der Desorientierung wurde es zu einem anderen, einerseits vertrauten und doch fremdartigen Blick auf das Laboratorium. Martins Gesichtsfeld schien geschrumpft zu sein, alles wirkte unschärfer, die Farben waren weniger leuchtend als zuvor. Die Eindrücke waren gedämpft, als hätte sich eine Haube aus elastischem Milchglas um seinen Kopf gestülpt, perfekte Passform, keine Fluchtmöglichkeit.

Der Doktor stand mit einem Kittel bekleidet und einem Schreibpad in der Hand vor einer Transporterplattform und winkte freundlich. Drei Assistenten bedienten die vielen Apparate, die vor Sekunden noch abgeschaltet und unbesetzt gewesen waren. Martin setzte sich in Bewegung, ohne sein Zutun näherte er sich dem Teleporter. Niemand stieß ihn, niemand zog ihn, er war anscheinend fremdgesteuert, ferngesteuert, konnte nichts dagegen tun, die Gliedmaßen verfielen von ganz allein in ein imperfektes Zusammenspiel, einen schwerfälligen Humpelgang, der Rücken schmerzte. Verdammte Bandscheiben! Was war los? Während er vergeblich versuchte, den Kopf zu drehen, blickte ihn der Doktor lächelnd an und sagte etwas unverständliches. Eine fremde Stimme hallte in Martins Kopf, als er automatisch die Lippen bewegte und sagte:
„Wie bitte? Könnten Sie das wiederholen? Ich höre heute nicht so gut.“
„Kein Problem“, antwortete der Doktor mit erhöhter Lautstärke. „Das wird keinen Einfluss auf das Ergebnis des Tests haben. Wenn Sie jetzt bitte auf die Plattform treten würden. Hier, ihr Pad.“ Der Doktor steckte Martin ein kleines, klebriges Plastikplättchen an den Hals. Es fühle sich kalt an und juckte ein wenig. Aus einem Reflex begann er sich zu kratzen.
‚Prima’, dachte er, ‚ich habe mich wieder unter Kontrolle’. Doch dann setzte sich sein Körper erneut selbstständig in Bewegung und stellte sich in den Transporter. Trotz seines Widerstrebens konnte Martin nicht dagegen ankämpfen. Irgendwo unter einer Last aus Entspannung und regelmäßigem Herzschlag fühlte er die Panik. Der Körper war relaxt und locker, das unterschwellige, jagende Gefühl der Angst zeigte keinerlei Auswirkung auf Atmung oder Transpiration.
Sein Blick senkte sich in Richtung Boden, musterte seine Schuhe. Doch es waren nicht seine Schuhe, sondern ein Paar schäbiger, abgewetzter Arbeitsstiefel. Er betrachtete eine helle, abgewetzte Stelle an der Stiefelspitze. Sein Magen knurrte.
‚Stiefel’, dachte Martin. ‚Stiefel Stiefel Stiefel. Ich will hier raus. Stiefel. Alt. Könnten mal wieder poliert werden. Was soll dieser verdammte...’ Dann kurz flackernde Lichter, ein sanftes Kribbeln. Ein Geräusch. Bzzzzzzzzzzzzm. Dann nichts mehr.

Licht strömte zurück in sein Blickfeld. Dr. Fnord hatte ihm den Helm abgenommen. Martin war schweißüberströmt und rang nach Luft, hektisch sprang er von dem Stuhl, auf dem sein Körper eben noch schlaff gehangen hatte. Er drehte sich um sich selbst, hob den Arm, zappelte mit dem Bein.
„Beruhigen Sie sich, Martin. Das hat jeder beim ersten Mal, wenn er den Helm benutzt hat.“
Das klaustrophobische Gefühl wich langsam, Martin kam wieder zu Atem.
„Fanden Sie das witzig?“ Er rieb sich die Augen. „Ist das Ihr perverses Vergnügen? Menschen, die nicht gebeamt werden wollen, auf diese Weise eine Second-Hand-Teleporter-Erfahrung zu verpassen?“ Er packte den Doktor am Kragen.
„Mehr haben Sie nicht dazu zu sagen?“
„Was gibt es dazu noch zu sagen?“ Martin erwog kurz, Fnord für seinen üblen Scherz eine Kopfnuss zu verpassen, überlegte es sich aber anders, verwarf auch den Gedanken, ihn kräftig durchzuschütteln, kam wieder zur Vernunft, überlegte sich, ob sein Freund nicht doch andere Motive für diese Vorstellung gehabt haben könnte. „Die Technologie in diesem Helm ist zugegebenermaßen erstaunlich. Wie ist es möglich, das aufzuzeichnen?“
„Ich meinte nicht den Helm. Ich meinte das Beamen.“
„Nun, es waren Lichter und so. Ein kitzliges Gefühl. Nicht schlimmer oder besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Was soll das Ganze?“ Martin nahm die Hände vom Hals des Doktors und ließ ihn sich setzen.
„Wurden Sie denn wirklich gebeamt?“
„Hm, direkt nach der Special-Effects-Einlage brach die Aufzeichnung ab. Was heißt das?“
„Was denken Sie?“
„Dass die Aufzeichnungs-Technologie nicht teleportiert werden kann?“
„Nein, das ist es nicht. Damit war alles okay.“ Dr. Fnords Miene verzog sich. „Fällt Ihnen noch eine andere Möglichkeit ein?“
„Nun, eine andere Möglichkeit wäre... nun, da das Gerät das Bewusstsein des Pförtners aufzeichnete... dass die Aufzeichnung an dieser Stelle zwangsläufig zu Ende war.“
„Ja, weil das Bewusstsein des Pförtners zu Ende war.“
„Mit anderen Worten, er ist tot?“
„Ganz genau.“
„Aber am Eingang sitzt er doch. Als ich ankam habe ich mit ihm gesprochen. Er hat sein Hörgerät in die Reparatur gegeben, hat er gesagt.“
„Das ist ja der Knackpunkt der ganzen Sache: Er glaubt, er habe sein Hörgerät zur Reparatur gegeben. Das war aber nicht er.“
„Jetzt verstehe ich langsam, weswegen Sie so ungehalten sind.“
„Ja.“
„Mann... das glaube ich nicht.“ Martin wurde von einer irritierenden Mischung aus Unwohlsein und Erleichterung befallen. Erleichterung darüber, dass der Test eben nicht real gewesen war, und vor allem, dass er bis jetzt geschafft hatte, dem sanften Teleportertod zu entgehen.
„Ich wollte es zuerst auch nicht glauben, aber ein Fehler in der Technik war es nicht, ich habe das überprüft. Jenes war auch nicht das erste Experiment.“ Der Doktor schaltete eine kurze Filmaufzeichnung auf einem Monitor ein, auf der der Pförtner zu sehen war, wie er froh und munter die Receiver-Zelle verließ und von Dr. Fnord die Hand gereicht bekam.
„Der Pförtner benutzt doch sicherlich regelmäßig den Transporter“, fragte Martin.
„Das tut er. Deshalb machte es ihm auch nichts aus, an den Experimenten teilzunehmen.“
„Das würde ja bedeuten, jedes Mal, wenn der Pförtner sich beamt...“
„...stirbt er...“
„...und es gibt einen neuen Pförtner...“
„...der nur glaubt, er sei der selbe Mensch.“
„Ist er aber nicht.“
„Nein, er ist eine völlig identische Kopie des Pförtners. Mit allen Stärken und Schwächen und Charaktereigenschaften und Erinnerungen.“
„Eine Kopie...“
„...einer Kopie...“
„...einer Kopie einer Kopie einer Kopie.“
„Nur, dass hier jedes Mal die Kopie das Original ersetzt.“
„Eine Kopie mit einem Hörschaden.“
„Er wollte aus irgendeinem Grund nicht, dass dieser Fehler korrigiert wird.“
„Verdammt. Diese Sache muss ich erst mal verdauen.“ Martin nahm Platz und die beiden Männer schwiegen sich eine Weile nachdenklich an. Irgendwann stand Martin auf und begann, auf und ab zu gehen. Er kratzte sich am Kopf. Verwirrende Eindrücke und Gedanken tanzten in seinem Kopf Ringelreihen und lachten ihn aus. „Junge, Junge. Meine ganzen Freunde und Verwandten und Kollegen benutzen dieses Gerät regelmäßig. Ich weiß im Moment gar nicht, wie ich mich deswegen fühlen soll. Für eine solche Situation gibt es keine standardmäßigen Emotionen. Verflucht. Derzeit fühle ich nichts Spezielles und denke, es sollte eigentlich anders sein.“
„Ich konnte meine Entdeckung bisher niemandem außer Ihnen mitteilen, da Sie der einzige waren, dem ich zutraute, diese Entdeckung zu verkraften“, sagte Dr. Fnord.
„Ich weiß noch nicht, ob ich das verkrafte. Momentan bin ich einfach nur perplex. Man denke mal an die gesellschaftlichen Implikationen, wenn das bekannt wird.“
„Wenn es nicht bekannt wird, gibt es keine gesellschaftlichen Implikationen. Alles läuft weiter wie bisher. Es gibt nur Implikationen für das jeweilige Individuum.“
„Das meist eine äußerst kurze Lebensspanne hat.“
„Manchmal nur einige Sekunden.“
„Venedig sehen und sterben.“
„Ganz genau.“
„Bei der Bedeutung, die der Transporter für die Wirtschaft hat, wird es wohl auch niemand erfahren.“
„Um meine Erfindung wieder aus der Welt zu schaffen, ist es ohnehin zu spät.“
„So betrachtet sind sie der größte Massenmörder aller Zeiten.“
„Diesen Aspekt habe ich ja noch gar nicht bedacht. Danke, jetzt fühle ich mich noch schlechter. Vielleicht würde ich es eher Unfälle nennen. Oder Fahrlässige Massentötung. Allerdings bin ich dann auch der größte Schöpfer von Leben. Geburtshelfer von Milliarden und Abermilliarden von Eintagsfliegen.“
„Also hatten die vehementen Gegner dieser neuen Technologie damals doch Recht: Die Seele kann nicht Teleportiert werden.“
„Nennen Sie es Seele, Bewusstsein, vielleicht ist es nur eine fortlaufende chemische Reaktion im Gehirn, die nicht unterbrochen werden darf. Fragen Sie mich nicht, was genau es ist. Ich weiß nur, nach dem Teleportvorgang ist es weg. Ersetzt worden durch eine genaue Kopie.“
„Ist Ihre Bewusstseinsaufzeichnung nun der Beweis, dass es kein Leben nach dem Tod gibt? Oder kann sie einem nur nicht ins Jenseits folgen?“
„Hören Sie, das ist nicht so einfach...“
In diesem Moment hörten die beiden Männer ein Geräusch. Sie wandten sich um, als das Summen lauter wurde.
Bzzzzzzzzzzzzzzzm.
„Rob!“
Da war er: Rob das Radar stand dort auf der Receiverplattform, zielgenau und mit unfehlbarem Gespür zum allerfalschesten Zeitpunkt den er sich überhaupt hätte aussuchen können. Rob der Rächer, Rob das unfassbare Riesenrindvieh. Martin wurde speiübel.
„Martin! Sag nicht, du hast mich nicht erwartet. Hast du schon mal auf die Uhr geguckt? Es ist bereits dreizehn Uhr zwanzig! Mann, der Colonel ist sauer. Zum Glück konnte mir Francine sagen, wo du bist. Deinen Kommunikator hast du ja im Büro vergessen, du Depp!“
„Pass auf, Rob. Das hier ist wichtig, wir...“
„Wichtiger als der Colonel? Du weißt, dass es nichts Wichtigeres gibt als den Colonel. Das sagt er uns immer wieder, wie du sehr gut weißt. Ich bin hier, um dich in seinem Auftrag zu holen.“
„Wir haben noch etwas zu besprechen, ich...“
„Wie fühlen Sie sich, Rob?“ fragte Dr. Fnord.
„Was hat das denn jetzt zu bedeuten? Ich fühl mich gut. Hab mich nie besser gefühlt.“
„Das bezweifle ich nicht“, murmelte Martin. „Noch nie.“
„Keine Probleme während des Beamvorgangs?“ bohrte der Doktor weiter nach.
„Nein, alles lief glatt, wie immer. Ich konnte nie verstehen, weswegen Martin das Beamen ablehnt. Gerade Sie müssten mir da zustimmen, Doktor.“
„Du fühlst dich wie neugeboren, könnte ich wetten“, sagte Martin düster.
„Das trifft es. Im Übrigen habe ich es eilig. Komm jetzt, Martin.“
„Ähm, ich fahre gleich los, ich muss nur noch...“
„Der Colonel sagte sofort, und dann meint er auch sofort.“ Mit zwei Schritten war Rob neben Martin und klebte ihm ein Lokalisierungspad an den Hals.
„Rob, nein warte“, rief Martin.
„Zwei Personen zum beamen.“
Nein!
Martins Hand schnellte nach oben, um das Pad von seinem Hals zu reißen und es von sich zu schleudern, doch er schaffte es nicht mehr.
„Wir sehen uns, Doc“, sagte Rob.
Bzzzzzzzzzzzzzzzzzm.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ben,

im großen und ganzen hat mir Deine Geschichte sehr gut gefallen. Allerdings habe ich auch einige Kritikpunkte gefunden.

Punkt Eins: Die Geschichte beginnt etwas schleppend. Sicher, der Protagonist mußte vorgestellt werden, ebenso sein Umfeld, aber die erste Hälfe Deiner Story ist im Grunde nicht mehr als eine Einleitung. Auch die spätere Unterhaltung Martins mit dem Professor weist Längen auf. Du willst alles ganz genau erklären - was Dir gelungen ist - worunter jedoch die Spannung leidet. Ich kenne das. Als Autor sieht man das nicht selbst. Kleiner Tip, was bei mir bisher funktioniert hat (abgesehen von ehrlichen Probelesern): Wenn Du eine Geschichte beendet hast, leg sie für ein paar Tage oder Wochen beiseite, bis sie Dir nicht mehr im Kopf herumspukt (Du also nicht mehr in Gedanken daran arbeitest) - dann lies sie noch einmal.
(Da Dein Protagonist eine Militärtype ist, wäre ein etwas zackigerer Stil vielleicht nicht schlecht, aber das ist Ansichtssache und nicht als Kritik gemeint.)

Punkt Zwei: Aus irgendeinem Grund konnte ich mich nicht damit anfreunden, daß Du den Protagonisten bei seinem Vornamen genannt hast. Vielleicht weil er eine Armeetype ist. Sorry, genauer kann ich das nicht erklären - nur so ein Gefühl, und die sind bekanntlich subjektiv ;)

Punkt Drei: Die wörtliche Sprache wirkt stellenweise zu konstruiert, zu umständlich. Versuch mal, die Dialoge laut vor Dich hinzusprechen, nicht so, als würdest Du etwas vorlesen, sondern als würdest Du Dich tatsächlich mit jemandem unterhalten.

Punkt Vier: Woher kannte der Protagonist den Professor, und warum sind sie Freunde? Nachdem Du alles andere ausfühlich erklärt hast, kam das irgendwie zu kurz.
Außerdem scheinen in diesem 'militärischen Forschungskomplex' keinerlei Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden zu sein. Daß sich da, gegen Ende hin, einfach so jemand reinbeamen kann ...

Deine Geschichte hat auf jeden Fall Potential. Besonders gut fand ich die nostalgischen Anwandlungen des Protagonisten, die sich auf unsere Gegenwart bzw. nähere Zukunft beziehen ... ich mußte dabei an eine Bekannte denken, die mir immer aus den Siebzigern vorschwärmt. :D

Bis dann
Raise

 

Hi!
Du erzählst die Geschichte gekonnt und mit Flair (z.B. die nostalgischen Anwandlungen). Am Anfang entwickelt sie sich ziemlich zäh, und mit der Zeit merkt man, dass Du auf eine Pointe hinaus willst, die mit dem Beamen zu tun hat. "Beim Beamen werden nostalgische Gefühle nicht mit transportiert", war meine Theorie, bis ich aufgeklärt wurde. Tod und Wiedergeburt mal anders - guter Gedanke, aber da könnte man vermutlich noch weiter philosophieren - vor allem darüber, was denn nun im Vergleich zum Beamen ohne Todesfolge unter dem Strich wirklich anders ist.
Die Rob-Figur und das Ende sind sehr stimmig, und dankbar nehme ich zur Kenntnis, dass ich mich am Anfang nicht durch eine überflüssige, längliche Charakterisierung dieser Nebenfigur gekämpft habe, sondern dass sie aus gutem Grund so aufgebaut wurde. Folgerichtig kommt hier der Vorwurf, dass die Geschichte stark konstruiert ist - aber zum Glück wirkt sie nicht allzu sehr so. Jedoch - dass der Forscher und der Prot Freunde sind, obwohl Martin entschiedener Gegner des Transporters ist, wirkt schon etwas seltsam.

Fazit: sprachlich gut erzählt, nette Pointe, streckenweise etwas gedehnt.

Uwe
:cool:

 

Hallo Ben,

mir hat Deine Geschichte ausgesprochen gut gefallen! Dass es am Anfang etwas gedehnt gewesen sein soll, hat mich nicht allzu sehr gestört. Und die Idee der Geschichte ist klasse!

Im Moment trug er allerdings eher den Gesichtsausdruck eines Rehs auf der Rollbahn zur Schau, das gleich unter die Räder eines landenden Überschalljets geraten wird.
Diese Metapher hat mich aus dem Konzept gebracht. Ich kann mir eben solch ein Reh nicht gut vorstellen. (Ein Reh ja, kenn ich. Aber ein Überschallflugzeug - wie genau sieht das aus, wie die Concorde, oder wie eine F-16, oder was ganz anderes, wir sind ja schliesslich in der Zukunft? Und dass noch auch alles auf ein und derselben Landebahn?) Da ich aber als braver Leser versucht habe, mir ebendies vorzustellen, hat's mich etwas aus dem Lesefluss gebracht. Vielleicht wäre eine andere Metapher besser?

Er blickte er aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehende Architektur. Kein Stahl, kaum Glas, kaum Rohre oder Antennen. Widerwärtig. Kein Stück heimelig.
Vielleicht teilst Du uns noch mit, wie die Architektur, die er so verabscheut, aussieht? Du beschreibst ja nur, was fehlt, aber nicht, was er sieht. Bei mir hat sich da kein Bild ergeben...

Nennen Sie es Seele, Bewusstsein, vielleicht ist es nur eine fortlaufende chemische Reaktion im Gehirn, die nicht unterbrochen werden darf.
Ist das von Dir? Frag ja nur, weil dieser Satz ne Menge Salz in der Suppe diverser Diskussionen sein kann. Da wir immer noch nicht wissen, was die Seele ist, oder wie sie genau funktioniert, finde ich diese Erklärung ehrlich gesagt klasse!!

@Raise

Außerdem scheinen in diesem 'militärischen Forschungskomplex' keinerlei Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden zu sein. Daß sich da, gegen Ende hin, einfach so jemand reinbeamen kann ...
Meine Interpretation ist, dass die Sicherheitsvorkehrungen in der Tat sehr gut sind - Rob erscheint nur deshalb, weil Martin und der Dr. die ganze Zeit über beobachtet wurden.
(Vielleicht wurde Martin ja auch zum General gerufen, weil dieser schon von Dr. Fnord's Theorien gehört hat und Rob und Martin sich eigentlich gemeinsam den Dr. beseitigen sollten.)
Warum sonst sagt Rob: „Wir sehen uns, Doc“

gruss,
p.

 

Moin!

Dank an alle fürs Lesen und Kommentieren.

@Uwe:

Am Anfang entwickelt sie sich ziemlich zäh, und mit der Zeit merkt man, dass Du auf eine Pointe hinaus willst, die mit dem Beamen zu tun hat.
Hehe, zum Glück habe ich das ursprüngliche einleitende Zitat weggelassen. Es handelte sich um einen berühmten, irrtümlich James T. Kirk zugeschriebenen Satz übers Hochbeamen.

Tod und Wiedergeburt mal anders - guter Gedanke, aber da könnte man vermutlich noch weiter philosophieren - vor allem darüber, was denn nun im Vergleich zum Beamen ohne Todesfolge unter dem Strich wirklich anders ist.
Im Grunde ist nichts wirklich anders, da man es ja selbst nicht erfährt. Jedenfalls bis zur Entdeckung des Doktors.
Aber wie der "neue" Martin nach dem Ende der Story mit seinem wissen klarkommt, das mag sich der Leser selbst ausmalen.
Für den, der beim Beamen auf der Strecke bleibt, ist jedenfalls nichts anders als für jeden anderen Toten auch. Er ist tot. Ob da jetzt einer herumläuft, der aussieht und denkt wie er selbst, oder nicht. Hm...

Jedoch - dass der Forscher und der Prot Freunde sind, obwohl Martin entschiedener Gegner des Transporters ist, wirkt schon etwas seltsam.
Jo, ich hatte mir mehrere mögliche Konstellationen ausgedacht, inwieweit die Freundschaft entstanden ist, entschied mich aber, das im Dunkel der Kriegszeit-Vorgeschichte zu belassen. Sie sind ja möglicherweise schon Freunde gewesen, bevor Fnord die Erfindung gemacht hat. Aber keine so engen Freunde, dass sie sich duzen würden.
Wenn es aber noch mehr Leser stören sollte, müsste die Erklärung noch mit rein.

@philipp:

Vielleicht wäre eine andere Metapher besser?
Mag sein. An der Metapher habe ich eine Weile herumgefeilt. Ist es denn so wichtig, wie der Überschalljet ausschaut? Ist halt ein Jet, der mit Überschallgeschwindigkeit fliegt, und das Reh, gelinde gesagt, überrascht. ;)
Aber vielleicht fällt mir da noch eine bessere Wendung ein.

Vielleicht teilst Du uns noch mit, wie die Architektur, die er so verabscheut, aussieht? Du beschreibst ja nur, was fehlt, aber nicht, was er sieht. Bei mir hat sich da kein Bild ergeben...
Tja das ist schade. Aber an der Stelle war mir eigentlich nur wichtig, dass er die "moderne" Architektur verabscheut und die "alte" liebt. Vielleicht sieht die Moderne ja aus wie 1950. Oder 1900. Oder Postmoderner Renaissancebarock mit Gothikbögen. Da könnte man noch eine kurze Beschreibung anfügen, aber es ist ja jetzt schon manch einem zu langatmig.

Ist das von Dir? Frag ja nur, weil dieser Satz ne Menge Salz in der Suppe diverser Diskussionen sein kann. Da wir immer noch nicht wissen, was die Seele ist, oder wie sie genau funktioniert, finde ich diese Erklärung ehrlich gesagt klasse!!
Das mit der chemischen Reaktion hab ich mir so ausgedacht, aber es ist auch möglich, dass ich mal irgendwo etwas ähnliches gelesen habe, aber in dem Fall habe ich die Quelle total vergessen.

@Raise:

Die Geschichte beginnt etwas schleppend. Sicher, der Protagonist mußte vorgestellt werden, ebenso sein Umfeld, aber die erste Hälfe Deiner Story ist im Grunde nicht mehr als eine Einleitung.
Der "First Draft" der Story war in der Tat Plot-Getrieben und extrem ökonomisch erzählt, wobei mir dann von AlphaODromischer Seite angeraten wurde, noch etwas an der kargen Sprache zu feilen. Dann begann ich, die Welt der Geschichte und die Charaktere auszuarbeiten und Glaubhafter zu gestalten und die Geschichte gefiel mit besser. Wenn man sich für das Flair und Ambiente nicht interessiert, sondern schnell wissen will, wie es weitergeht, dann könnte es vielleicht etwas schleppend sein.

Auch die spätere Unterhaltung Martins mit dem Professor weist Längen auf. Du willst alles ganz genau erklären - was Dir gelungen ist - worunter jedoch die Spannung leidet. Ich kenne das. Als Autor sieht man das nicht selbst. Kleiner Tip, was bei mir bisher funktioniert hat (abgesehen von ehrlichen Probelesern): Wenn Du eine Geschichte beendet hast, leg sie für ein paar Tage oder Wochen beiseite, bis sie Dir nicht mehr im Kopf herumspukt (Du also nicht mehr in Gedanken daran arbeitest) - dann lies sie noch einmal.
Die Geschichte lag jetzt insgesamt ein Jahr herum. Das langte dann. ;) Meine Stories reifen immer ziemlich lange.
Kürzung der Unterhaltung würde bedeuten, noch mehr Fragen aufzuwerfen (woher kennen sich der Prof und Martin, etc.). Vielleicht sollte man weniger Zeit auf die Apparatur verwenden, die benutzt wird, um Wahrnehmung aufzuzeichnen und wiederzugeben.

(Da Dein Protagonist eine Militärtype ist, wäre ein etwas zackigerer Stil vielleicht nicht schlecht, aber das ist Ansichtssache und nicht als Kritik gemeint.)
Der zackige Stil wäre angebracht, wenn z.B. Martin sich mit einem Untergebenen austauschen würde. Hier handelt es sich aber um gleich- bzw. hochrangige (Martin & Rob), Wissenschaftler (Fnord) und zivilisten (Sekretärin & Pförtner). Da fände ich einen Militärton eher unangebracht.

Die wörtliche Sprache wirkt stellenweise zu konstruiert, zu umständlich. Versuch mal, die Dialoge laut vor Dich hinzusprechen, nicht so, als würdest Du etwas vorlesen, sondern als würdest Du Dich tatsächlich mit jemandem unterhalten.
Oha. An den Dialogen hatte ich schon eine Weile herumgefeilt. Benenn doch vielleicht mal ein- oder zwei Stellen, an denen man konkret sehen kann, was noch zu tun wäre, um sie zu verbessern.

Außerdem scheinen in diesem 'militärischen Forschungskomplex' keinerlei Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden zu sein. Daß sich da, gegen Ende hin, einfach so jemand reinbeamen kann ...
Es ist Rob das Radar, noch dazu mit Auftrag des obersten Colonel. Jemand anders hätte das nicht geschafft.

Besonders gut fand ich die nostalgischen Anwandlungen des Protagonisten, die sich auf unsere Gegenwart bzw. nähere Zukunft beziehen ... ich mußte dabei an eine Bekannte denken, die mir immer aus den Siebzigern vorschwärmt.
Das war genau der erwünschte Effekt. :)

Gruß

Ben

 

Moin Ben,

So, hab auch diesen Text endlich gefunden :D

Hat mir wieder sehr gut gefallen - sehr Interessante Idee, guter Stil und eine sehr schöne Pointe zum Schluß, auf die gut und logisch hingearbeitet wurde.
Besonders gefallen haben mir die kleinen humorvollen Anspielungen auf unsere Zeit (das gute alte Mikrowellenessen, echte Tomaten aus ehrlichen Gewächshäusern und noch in Handarbeit verschweißt oder die gute alte Musik, als noch per Hand der Rechner programmiert wurde) - ein toller Running Gag. Dadurch wirkt auch die Figur des Martin sehr glaubhaft. Den Anfang fand ich übrigens nicht zu lang, sondern eher der Atmosphäre dienlich.
Die Idee, ob Menschen nach dem Beamen noch dieselben sind, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Auch gut fand ich, daß du moralische und theologische Überlegnung außen vor gelassen hast und durch das offene Ende dem Leser überläßt, welche Folgen diese Entdeckung eigentlich hat.

Noch ein wenig Textarbeit:

ein, Herr Colonel, ich schicke sofort ein Kontingent meiner besten Männer, um nach dem entlaufenen Leopardenbaby zu suchen.
Den Herrn würde ich hier weglassen und einfach Colonel schreiben - meine Hollywooderfahrung lehrt mich, daß Colonels nicht als Herren angesprochen werden ;).
Ich schließe mal, daß der Text in Deutschland spielt, da alle Namen (bis auf den des Colones) deutsch klingen und Worpswede zudem nicht bei LA, sondern in der Nähe Bremens liegt, wenn ich nicht irre. Darum würde ich dem Colonel vielleicht auch einen deutschen Rang geben (dann würde das Herr auch wieder passen).
Hier befand sich in der Ecke noch eine antike Mikrowelle aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert, die er gelegentlich zur Zubereitung von wirklich schmackhaften Mahlzeiten gebrauchte.
Hehe... es gibt nichts über natürlich gewachsene Tiefkühlpizza
Er kannte den Pförtner flüchtig von früheren Besuchen in dem Gebäudekomplex, ein abgeschrammter Mann Ende fünfzig, immer gezwungen fröhlich, als habe er irgendwann in seiner Jugend mal übergangsweise einige Monate als Pförtner arbeiten wollen, und nun, nach einer jahrzehntelangen Sackgassenkarriere im Pförtnergewerbe, antwortete er auf die Frage „Wie geht’s?“ mit einem gespielt-ironischen, aber in Wahrheit tieftraurigen „Muss ja“.
Hui, den Satz mußte ich dreimal lesen, da er den Leser mit Infos zuschüttet. Da würde ich vielleicht mehrere kurze draus machen.
Und der Meister des Ganzen Irrsinns war sein Freund und jetzt stand er hier und zitterte und schien Angst vor seinen eigenen Schöpfungen zu haben.
Beziehungsfehler. Das "er" bezieht sich wenn ich das richtig sehe, auf Martin und nicht auf den Doc. Besser vielleicht:"Und der Meister des ganzen Irrsinns war sein Freund und stand jetzt (...)"

Insgesamt eine, wie ich finde, sehr gute Geschichte, die auf einer Interessanten Idee basiert und gut unterhält.

 

Hi gnoebel und danke fürs Lesen!

Den Herrn würde ich hier weglassen und einfach Colonel schreiben - meine Hollywooderfahrung lehrt mich, daß Colonels nicht als Herren angesprochen werden .
Ich schließe mal, daß der Text in Deutschland spielt, da alle Namen (bis auf den des Colones) deutsch klingen und Worpswede zudem nicht bei LA, sondern in der Nähe Bremens liegt, wenn ich nicht irre. Darum würde ich dem Colonel vielleicht auch einen deutschen Rang geben (dann würde das Herr auch wieder passen).
Stimmt allerdings. Aber sämtliche Personennamen im Text sind eher "International" gehalten. Es kann ja sein, dass in dieser Zukunft die Amerikanischen Ränge übernommen worden sind.
Ich könnte es aber auch ändern. Kennt jemand einen geeigneten/äquivalenten Deutschen Rang? Ich muss mich mal mit militärischen Rängen befassen. Habe klugerweise ausgespart, welchen Rang Martin und Rob haben. ;)

Hui, den Satz mußte ich dreimal lesen, da er den Leser mit Infos zuschüttet. Da würde ich vielleicht mehrere kurze draus machen.
Richtig. Ich werde es versuchen.

Beziehungsfehler. Das "er" bezieht sich wenn ich das richtig sehe, auf Martin und nicht auf den Doc. Besser vielleicht:"Und der Meister des ganzen Irrsinns war sein Freund und stand jetzt (...)"
Das ändere ich gleich mal.

Insgesamt eine, wie ich finde, sehr gute Geschichte, die auf einer Interessanten Idee basiert und gut unterhält.
Danke! :)

Gruß

Ben

 

Hallo Ben!

Das ist ja schon lang her, daß ich Deine Geschichte gelesen habe! Allerdings kann ich mich ganz genau erinnern, daß ich damals eine Kritik geschrieben habe, und frage mich gerade, wo sie hingekommen ist. War das vielleicht nur per PM oder Mail?
Jedenfalls hab ich sie jetzt wieder gelesen, weil mich Hanniballs »Informationsverlust« daran erinnert hat, und sie gefällt mir immer noch sehr gut, oder sogar besser als damals, weil mir inzwischen klar ist, wie sehr ich mich in Deinem Protagonisten wiederfinde, mit seiner Abneigung gegen repliziertes Essen und seiner Skepsis beim Beamen, die sich ja nicht als unbegründet erweist. Mit dem Ende zeigst Du, daß es kaum möglich ist, dem auf Dauer zu entkommen. Wirklich erschreckend!

Erzählt fand ich sie ebenfalls sehr gut, und wie Du siehst, hat sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. :)

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

»Versprechen Sie mir, dass sie sich beruhigt haben, wenn ich eintreffe?«
– dass Sie

»Er blickte er aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehende Architektur.«
– ein »er« zuviel

»aber wer wollte auch mühsam auf grauem, rissigen Asphalt wandern, wenn er sich statt dessen ins Grüne beamen konnte.«
– auf grauem, rissigem Asphalt

»„Guten Tag. Mein Name ist...“«
– Leertaste vor die drei Punkte

»Die Atmosphäre erinnerte Martin bei jeden Besuch an eine Leichenhalle.«
– bei jedem Besuch

»„Ich habe ihre Entscheidung immer bewundert. Diese Entschlossenheit.“«
Ihre

»Woher rührt ihre Abneigung gegen den Transporter eigentlich? Es ist doch bestimmt keiner der üblichen Gründe: Ein explodierter Hauspavian etwa.«
Ihre
– kein ganzer Satz nach dem Doppelpunkt: klein weiter

»„Das Labor... Ich bin jedes mal aufs Neue beeindruckt und zu Tode erschreckt.“, sagte Martin.«
– Leertaste vor die drei Punkte
– jedes Mal
– erschreckt(ohne Punkt)“, sagte

»Aber kommen wir gleich zur Sache. Was ich ihnen sagen möchte:«
Ihnen

»Als er merkte, dass es der Doktor mit starrer Miene vor ihm saß,«
– »es« zuviel

»Das wäre ja als ob ein Koch niemals die eigenen Mahlzeiten probierte.«
– ja, als

»nachdem die Technologie für den zivilen gebrauch freigegeben worden war.«
Gebrauch

»„Überhaupt nichts. Und alles. Ich werde es ihnen demonstrieren.«
Ihnen

»blickte ihn der Doktor lächelnd an und sagte etwas unverständliches.«
– etwas Unverständliches

»Hier, ihr Pad.“«
Ihr

»‚Prima’, dachte er, ‚ich habe mich wieder unter Kontrolle’.«
– Kontrolle.’

»und vor allem, dass er bis jetzt geschafft hatte, dem sanften Teleportertod zu entgehen.«
– da gehört das »es« hinein, das oben zuviel war: dass er es bis jetzt

»da Sie der einzige waren, dem ich zutraute, diese Entdeckung zu verkraften“, sagte Dr. Fnord.«
– der Einzige
– in Geschichten nicht abkürzen: Doktor

»Die Seele kann nicht Teleportiert werden.«
teleportiert

»„Zwei Personen zum beamen.“«
– zum Beamen


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi!

Hab Dank für die Kritik! Hat mich sehr gefreut. Habe ja schon lange keine mehr bekommen, ebenso keine Geschichten und Kritiken geschrieben... das soll sich jetzt langsam wieder ändern. Hoffe ich.

Danke für die Fehlerkorrektur. Meine Geschichten sind voll von sowas. Besonders Fehler bei der Großschreibung. Ich brauche wohl einen Lektor. Werde die Liste mal durchgehen und Korrekturen vornehmen!

Gruß

Ben

 

Hi Ben!

Auf Empfehlung einer einzelnen Dame habe ich deine Story schon vor einiger Zeit gelesen und bin der Meinung, dass sie eine Kritik verdient und eine Meinung.

Hat mich ein wenig an Wells erinnert, seine Kurzgeschichten, um genau zu sein. Er hatte meist auch einen Gedanken, eine Idee, um die herum er die Story baute. Quasi als Pferd, um seine Vorstellung zu transportieren.

Das tust du hier auch, indem du ja dem Beamen an sich die Daseinsberechtigung absprichst, die endgültige gar, weil, da sind ja diese unerhörten Nebenwirkungen.

Im Endeffekt hätte ich mir also gewünscht, dass gerade auf diese Nebenwirkungen etwas mehr eingegangen wäre, im philosophischen Sinne, da man da ja kaum anders rangehen kann. Hätte mich wirklich interessiert, was da denn herausgekommen wäre. Als Schlussfolgerungen und Nachwirkung auf die Realität durch das fortgesetzte Beamen.

Ich fand den Einstieg nicht mühselig, im Gegenteil angenehm altmodisch und schön detailliert. Nur ganz selten hat man den Eindruck, dass du uns das alles nur deshalb erzählst, weil du uns gewisse Informationen unterjubeln musst. Wie gesagt, so gut wie gar nicht, was wirklich schon gekonnt werden muss.

Wenn man mitbekommt, dass die Autofahrt einen bestimmten Sinn hat, wenn man den Hasen quasi riecht, der vor einem herläuft, dann läuft die Geschichte von allein, spannend und routiniert.
Der Schlussgag hat mich ein wenig atemlos hinterlassen, aber auch enttäuscht, weil die Story zu Ende sein muss damit. Und ich hätte doch über die Nebenwirkungen noch einiges erfahren.

Die Dialoge kamen mir teilweise etwas gestelzt vor:

Der Hauptentwickler der militärischen und später der zivilen Transportertechnologie bewundert mich dafür, dass ich seine Erfindung verachte?

So spricht niemand, sowas steht in einem Lehrbuch.


Aber ansonsten, hat mir sehr gut gefallen, stringent und folgerichtig in der Handlung.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

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