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Lukas und Hanna

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17.08.2004
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Lukas und Hanna

"Lukas?"
Ein leichtes Schütteln.
"Lukas, hörst du mich?"

Lukas öffnet die Augen und erblickt Hanna über sich.
Die Sonne strahlt durch ihre braunen Locken und er denkt, dass sie aussieht wie ein Engel.
Noch etwas benommen vom Schlaf, fährt er mit der Zunge über seine trockenen Lippen.

"Wie spät ist es?"
"Zehn Uhr durch schon - aber mach dir keine Sorgen."
"Was? Oh Mist, ich hab verschlafen, ich-"
Lukas will aufstehen, doch Hanna drückt ihn sanft, aber bestimmt wieder zurück.
"Nein Lukas. Bleib liegen, es ist schon ok. Heute bleibst du einfach mal liegen."
"Aber ich muss doch zur Arbeit! Ich kann doch nicht einfach -"
"Ach, vergiss heute mal die Arbeit, die kommen auch mal ohne dich in der Firma zurecht."

Lukas wundert sich über seine Frau. Aber er merkt, dass er heute nicht gegen sie ankommt und schließlich gibt er ihrem Druck nach und legt sich wieder hin.
Er blickt in ihre Augen und er bemerkt, wie besonders sie heute funkeln. Er blickt sich um, aber die Sonne scheint heute einfach irgendwie zu hell zu sein, er sieht nur seine Frau deutlich. Ihre Augen sind so schön heute, denkt er sich und blickt tief hinein.
"Weisst du, dass ich dich mehr liebe, als mein eigenes Leben?" Er spricht leise, weil er noch müde ist und jetzt will auch er überhaupt nicht mehr aufstehen. Er will nur noch seine Frau betrachten, ihre wahnsinnig grünen Augen, die heute noch mehr funkeln als sonst.
"Ja, ich weiss," sagt sie plötzlich ganz ernst. "Ich liebe dich auch."
Sie beugt sich hinunter und küsst ihn ganz sanft auf die Stirn und Lukas spürt ihre Lippen ganz deutlich, ganz intensiv und er merkt, dass heute alles so anders ist als sonst und dass es ein wunderbarer Tag werden wird und er spürt sein Herz ganz deutlich und wie schnell es vor Liebe schlägt und sich ein warmes Gefühl im Bauch ausbreitet.
Er zieht Hanna sanft an sich und sie legt ihren Kopf auf seine Brust und nimmt seine Hand in ihre und er erinnert sich an die vielen Stunden, die sie schon so zusammen im Bett lagen und nichts getan haben, außer sich zu spüren.
Er hört ihrem leisen Atem zu, bis er wieder eingeschlafen ist.


Im Radio ertönt ein Lied von den Kastelruter Spatzen, als es durch einen langgezogenen Pfeiton unterbrochen wird.
"Liebe Autofahrer, eine Eilmeldung. Auf der B19 kam es heute gegen 10.15 Uhr zu einem schweren Verkehrsunfall. Ein mit Leergut beladener LKW rammte frontal einen entgegenkommenden PKW. Der Autofahrer, ein zweifacher Familienvater, verstarb noch an der Unfallstelle. Die Bundesstraße ist noch mehrere Stunden in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Es wird gebeten, die Unfallstelle großräumig zu umfahren. Vielen Dank an Verkehrsmelder Hannes Bruckner."

Herr Gruber ärgert sich und blickt zu seiner Frau hinüber: "Hätt' sich der nicht einen anderen Tag aussuchen können? Jetzt müssen wir einen riesigen Umweg machen. Es ist doch immer dasselbe - weil sie alle wie die Verrückten fahren müssen."

 

Hallo Malachy,

ich versuche einmal zu raten. Der erste Teil ist das, was in Lukas vorgeht, als er im Sterben wegen des im zweiten Teil gemeldeten Verkehrsunfalls, liegt?

Und ich bin ehrlich. Ich mag es nicht, wenn Autoren Rätsel und Geschichte verwechseln.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Sim,

Erstmal richtig geraten :)
Fandest du es wirklich zu schwer, die beiden Teile miteinander zu verbinden? Ich dachte beim Schreiben eigentlich, dass es sehr eindeutig ist. Ich wollte einfach das Ende nicht vorwegnehmen, aber vielleicht ist es für die Leser wirklich nicht (leicht) zu verstehen, ich versuch mal ein bisschen was zu verändern, was das Erkennen einfacher macht.

Ehrlichkeit ist immer gut :)

liebe Grüße
Malachy

 

Hallo Malachy,

im Grunde ist es ja eine Frage des Stils. Die Verbindung lag schon auf der Hand. Trotzdem empfand ich die einzelnen Teile als recht zusammenhanglos.

Zum einen, weil es eher eine romantisch/erotische Erzählung ist, deren Auflösung dann nur in einem nüchternen Nachrichtentext stattfindet. Da fühle ich mich als Leser etwas verladen. ZUm anderen erscheinen mir diese Todesfantasien als eher unwahrscheinlich, aber das können wir letztlich beide nicht wissen.
Zum dritten fand ich diese Form des Schockeffekts eher einfallslos. Aus dem hellen Leben ins Nichts, das Abbremsen von 100 auf 0 in 0 Sekunden gibt es gerade in dieser Form recht häufig inklusive des zynischen Schlusskommentars. Die Liebe als Symbol des Glücks, der Unfall als jähe Beendung des Glücks ist mir etwas zu althergebracht.

Insofern stört mich halt leider vieles an deiner Geschichte.

Sorry for it, sim

 

Ok, deine Kritiken sind nachvollziehbar.
Im Grunde nützt dann auch eine Überarbeitung von mir nicht viel, denn die Struktur der Geschichte wird trotzdem die gleiche bleiben.

Trotzdem danke dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, die Geschichte zu lesen und zu begründen, warum sie dir nicht gefallen hat ... das ist für mich mehr wert, als ein ungerechtfertigtes Lob :)

liebe Grüße
Malachy

 

Hi Malachy,

das ist ein tolles Handwerksstück! Respekt! :thumbsup:
3 Erzählebenen zusammengezimmert.
Erstens mal eine Gratulation, dass du dich für das Präsens entschieden hast.
Da wirkt das ganze sehr lebendig!

Erste Ebene: das Gespräch zwischen den Liebenden, schwer ok!
Zweite Ebene: verwirrend mit dem Radio, aber als Leser denk ich mir: Wo bin ich jetzt?
Dritte Ebene: Der deutsche Fettwanst, der in den Urlaub will...

Ich glaube du solltest den Radio schon vorher spielen lassen.
Vergiß Ebene 2, steig direkt in das Auto hinein und bring, warum sie in Urlab fahren, weil sie seit Jahren keinen Sex mehr hatten.
Klar?

Maximal zwei Wege und dann passt der Schluß...

Trotzdem, stilistisch 1A!

bg, LE

 

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