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Lysistrate

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23.03.2003
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Lysistrate

[Anmerkung: Lysistrate ist ein griechisches Drama von Aristophanes: Um den Krieg zwischen Athenern und Spartanern zu beenden, verbündet sich die Athenerin Lysistrate mit den spartanischen Frauen und beschließt, sich den Männern so lange zu verweigern, bis sie Frieden schließen. Nach einigen Verwicklungen geht ihr Plan auf und der Krieg wird beendet.]

Ihr Blick sagte alles. Kalt, fast eisig.
„Heute Nacht schlafe ich nicht hier,“ zischte die dazugehörige Stimme.
„Du musst deine Kräfte ja sparen.“
Ihr Lachen klang zynisch und böse, während sie wahllos einige Kleider in ihren Koffer stopfte.
„Du musst schließlich dein Land verteidigen.“
Zuerst lag es an ihm, sich selbst zu verteidigen.
„Ich bin Berufssoldat. Das wusstest du, bevor du mich geheiratet hast,“ warf er vorsichtig ein. „Komm zurück ins Bett – es ist doch unsere letzte Nacht!“, flehte er in dem hilflosen Versuch, seine Frau zu erweichen.
Diese wühlte im Schrank herum und packte ein paar T-Shirts ein.
„Ihr kämpft um ein nutzloses Stück Steinwüste,“ antwortete sie.
„Es ist unser Land und unser gutes Recht!“, empörte er sich. „Wer fragt da nach dem Nutzen?“
Eine Auswahl Jeans wanderte in den Koffer.
„Unsere Nachbarn, denen ihr die Wüste abgenommen habt,“ spottete sie, „sind der gleichen Ansicht.“
„Es geht ums Prinzip!“ entrüstete sich ihr Gatte.
Sie schloss den Koffer, ließ die Schlösser einrasten und stand auf.
Der wütende Blick ihres Mannes verfolgte sie, als sie ihren Mantel anzog und Richtung Tür ging.
„Du weißt, wo du mich erreichen kannst,“ teilte sie ihm mit, ohne sich umzudrehen.
Die Tür fiel zu.
Draußen suchte sie eine Telefonzelle auf, warf eine Münze ein und wählte.
„Ist dein Mann schon weg?“, fragte sie ihre Freundin, deren atemloser Stimme den vorausgegangenen Streit verriet.
„Dann komme ich gleich zu dir, wie immer.“
Sie verließ die Telefonzelle und nahm sich ein Taxi.
Sechs Tage hatte er es das letzte Mal ausgehalten.
Wie immer würde er ihr noch diese Woche alles versprechen, was sie hören wollte.
Bis zum nächsten Krieg.

 

Hallo xkaxre!

Prima! Das liest sich wirklich gut. Die Dialoge, vor allem die Argumente, wirken so echt (da ist mir jetzt kein besseres Wort eingefallen :) ).

Ich glaube aber, dass der Leser das Ende der Geschichte nur wirklich versteht, wenn er mit dem Titel „Lysistrate“ etwas anfangen kann. OK, kann man ja auch bestimmt irgendwo nachlesen. ;)

Kleiner Flüchtigkeitsfehler ist mir aufgefallen.

Draußen suchte die eine Telefonzelle auf,
suchte sie

Liebe Grüße
Silke

 

Hallo Wurfaffe!

Danke für das Lob und die Anmerkung :D
Ich werde wohl über der Geschichte kurz erklären, wer Lysistrate ist.
Daran hätte ich jetzt nicht gedacht - die Geschichte ist nämlich eine Hausaufgabe, eine kreative Auseinandersetzung mit dem Drama. Und unser Deutschkurs hat das Buch natürlich gelesen ;)

Mfg
xka

 

Hallo xkaxre,

der Satz „Unsere Nachbarn, denen ihr die Wüste abgenommen habt“, spottete sie, „sind der gleichen Ansicht“ hat mir besonders gefallen, er zeigt schön die immer wiederkehrende Absurdität dieser Unternehmungen.
Solche Aussagen wie „spottete“, „teilte sie ihm mit“ usw. hast Du gut passend in den Dialog eingebaut, man kann sich die Situation prima vorstellen.
Leider scheint die Frau nicht dasselbe erreichen zu können, wie ihre griechischen Vorkämpferinnen, denn es heißt „Bis zum nächsten Krieg“ (allerdings kämpft sie auch ohne Verbündete).
„fragte sie ihre Freundin“ - „sie“ ist doppeldeutig, fragt die Frau, oder die Freundin? Entsprechend muß der Satz mit der Stimme geändert werden.

„Ihr Blick sagte alles“ - dann die zum Blick dazugehörende Stimme, wegen dem Begriff „sagen“ kommt mir das ungünstig vor.

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!

Danke für deine Kritik. :)

Ich freue mich über das Lob bzgl. der Verben um die Dialoge - wir haben in der Grundschule intensiv Beschreiben geübt ;)

Das Ende habe ich bewusst anders gestaltet als Aristophanes, da ich glaube, dass man Krieg leider nicht völlig durch Sex auslöschen kann. Aber vielleicht teilweise...?
Die Frau hat übrigens Verbündete - darauf sollte die Frage, ob der Mann ihrer Freundin schon weg ist und die Tatsache, dass ihre Freundin einen Streit (mit ihrem Mann) hatte, hinweisen. Wird wohl nicht allzu deutlich :( - oder liegt das nur an der Missverständlichkeit der Identität der Telefonierenden?

Die Stelle mit dem Telefonat ist blöd, das war mir schon vorher aufgefallen; das Paradoxon mit Blick und Stimme erst durch dich. Habe intensiv nachgedacht, aber mir fällt keine bessere Formulierung ein. Könntest du mir da helfen?

Mfg
xka

 

Hallo xkaxre,

da ich jetzt weiß, wie Du die Sache gemeint hast, kann ich Dir folgenden Vorschlag machen:

„Hallo Antje (oder welchen Namen Du auch immer willst), ist Dein Mann schon weg?“ fragte sie ihre Freundin, deren ...
(Die Namensnennung macht das Gespräch auch persönlicher, im Gegensatz zu den streitenden Parteien, die sich nicht mit Namen nennen).
Da die Protagonistin aber noch nicht viel Gelegenheit hatte, die „atemlose Stimme“ zu hören wäre es so vielleicht noch besser: „... fragte sie ihre Freundin. „Hattet ihr auch schon wieder Streit ?“ Wahrscheinlich war diese Bemerkung überflüssig. „Gut, dann komme ich ...“

So vermeidet man das Umständliche „deren atemloser“ und „vorausgegangenen“.

Wenn Du willst kannst Du auch über „seine Frau zu erweichen“ nachdenken, `von ihrem Vorhaben abzubringen´ finde ich passender, so ein Soldat hat´s wahrscheinlich nicht so mit dem Erweichen.

Viel Erfolg,

tschüß... Woltochinon

 

@Woltochinon:
Werde deine Vorschläge gleich morgen umsetzen, aber heute ist's zu spät; um diese Uhrzeit kann ich nicht mehr denken ;)
Und einem selber fällt es ja meist schwer, eigene Sätze umzuschreiben... danke für deine Tipps! :)

@Arutha:
Danke für dein Lob :D (falls es eins war, *gg*)
Aristophanes setzt sich mit dem Thema "Schlagen" so auseinander:

Myrrhine: Und wenn sie uns zur Kammer ziehn mit Gewalt?
Lysistrate: Dann hältst du dich am Pfosten!
Myrrhine: Und wenn er schlägt?
Lysistrate: Dann mach's ihm, aber schlecht!
Wo Gewalt man braucht, ist die Lust nicht groß!
Verleid es ihm auf jede Art, er läßt
Dich schon in Ruh'! Der Mann hat keine Freude,
Wenn ihm das Weib nicht gern zu Willen ist.
[160-166]

Alles klar? ;)
Na ja, aber von Vergewaltigungen scheint der gute Aristophanes nicht viel gewusst zu haben... :rolleyes:
Das Büchlein kann ich dir trotzdem empfehlen, wenn du Näheres über Lysistrates Idee wissen willst; die Komödie ist ziemlich lustig und kostet als Reclam-Ausgabe grad mal 2,60 €.

Mfg
xka

 

Reclam ist immer schön billig - UND bunt! :D

Hm, wenn du das Buch kennst... würdest du sagen, ich hab das Thema getroffen? Ist schließlich die Umsetzung des Buches. Und das war eine kreative Hausaufgabe. Mein Deutschlehrer hats überflogen und meinte, ich solls übermorgen vorlesen... :rolleyes:

Übrigens, haben dir die Spartaner auch so gefallen? :lol: Man verstand zwar nix, aber wat solls... :rotfl:

Mfg
xka

 

Wir sollten einfach das Buch kreativ umsetzen, z.B. Zeitungsartikel, Gedicht, Kurzgeschichte, Märchen, etc.
Wie zu erwarten, hatten 22/26 des Kurses nen Zeitungsartikel geschrieben :lol: , na ja, aber es ist auch ziemlich schwer, unter Zeitdruck was wirklich Kreatives hinzukriegen. Eine hatte nen Tagebucheintrag, zwei ein Märchen (das eine richtig gut!!) und ich halt die Kurzgeschichte.
Aber es wäre mir zu schwierig gewesen, das Ganze zu ner Geschichte umzuformulieren und es auch noch humoristisch umzusetzen. :hmm:

Mfg
xka

 

Hallo,
ich muss schon sagen, früher zu meiner Zeit in der Schule gab es noch kein Kg.de. Vielleicht hätten die alten Griechen mir mehr Spass gemacht.:D

Aber nun zu deiner Geschichte, der Dialog lässt sich auch gut übertragen, z.B auf Machtkämpfe in der Beziehung, die Frau mit Liebesentzug zu ihren Gunsten austragen will. Bloß welcher Mann lässt sich das dauerhaft gefallen. Irgendwo gibt es eine Frau, die nicht solidarisch ist, und dann? Ich glaube die altgriecheschen Frauen hätten mal über Plan B nachdenken sollen. :rolleyes:

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame!

Du hast Recht; da ist die Story schon etwas unrealistisch. Lysistrate hat den abtrünnigen Frauen ja einfach von diesem Orakelspruch erzählt - aber ob das heut noch was bringen würde? :lol:

Andererseits gelten Frauen bei diesem Thema (sexuelle Verweigerung) ja als hartnäckiger als Männer... hmm... :hmm:
Wenn die dann schnell genug nachgeben... Frauen sind halt doch das stärkere Geschlecht :D

Mfg
xka

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin xkaxre (wie bist du bloß auf den Namen gekommen? ),
interessante Schularbeit, wie hast du abgeschnitten? Solche Aufgaben werden viel zu selten gestellt. Ich hab mal ne gute Note im LK kassiert, weil ich aus Kafkas Prozess ein Gedicht gemacht habe...
Naja. Ein Licht ging auf und befahl mir, jene zu kritisieren, welche selbst gar schröcklich viel lesen... :bla:
Werde ich eigentlich gerade wunderlich? Du musst wissen, ich habe ein kleines Zimmer, und der Sauerstoff verbraucht sich so rasend schnell...

Die Idee, den ollen Aristoteles für eine Story ´ranzuziehen, ist nicht schlecht. Mal was anderes.
Flüssig geschrieben, und eine Schwäche im Dialogenschreiben habe ich nicht festgestellt. Zwingend notwendig war die Übertragung ins Moderne.
Einige Sachen sind mir noch aufgefallen, s.u.
Schlaf gut,
...para

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zischte die dazugehörige Stimme. „Du musst deine Kräfte ja sparen.“

"dazugehörige Stimme" ist nicht schön. Außerdem kannst du den zweiten Teil der wörtlichen Rede an den Satz anbinden.

Zuerst lag es an ihm, sich selbst zu verteidigen.
"Zuerst" setzt vorraus, dass es ein zuletzt gibt, eine zeitliche Abfolge. Aber ich denke, hier gibt es keine, falsches Wort.


„Wer fragt da nach dem Nutzen?“ "Eure Nachbarn(...)," spotttete sie.
Ist das schon Spott?

Sechs Tage hatte er es das letzte Mal ausgehalten.

Was ausgehalten? Den Entzug, oder? Was hat er dann gemacht, mitten im Feld, mitten im Krieg, in dieser Steinwüste? Er kann nicht einfach wiedergekommen sein.
Er war im Krieg. Da kann man nicht sagen: "Chef, ich hab dicke Eier, bis dann."

 

Hallo Paranova!

Zu meinem Nick siehe den Nickthread:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?s=&threadid=880

Zur Geschichte: Ich wollte sie vorlesen, aber mein Lehrer hat mich nicht drangenommen :rolleyes:

"dazugehörige Stimme" ist nicht schön. Außerdem kannst du den zweiten Teil der wörtlichen Rede an den Satz anbinden.
"dazugehörige" klingt wirklich nicht schön. Aber ich habe kein anderes Wort mit diesem Sinn gefunden. Und diese Art der Nicht-Anbindung ist einfach mein Stil. Das ist sogar ein offizielles Stilmittel. Wie es richtig heißt, hab ich vergessen, auf Deutsch heißt es "Sperrung".

"Zuerst" setzt vorraus, dass es ein zuletzt gibt, eine zeitliche Abfolge. Aber ich denke, hier gibt es keine, falsches Wort.
Doch, die gibt es. Zuerst verteidigt er sich selbst, zuletzt sein Land. Das "zuerst" ist ein Bindewort zwischen den beiden Bedeutungen von "verteidigen". Einsichtig? ;)

Ist das schon Spott?
Ne, eigentlich nicht. Aber ich hab da überlegt und überlegt und mir ist kein passendes Wort eingefallen. Vorschläge?

Was ausgehalten? Den Entzug, oder? Was hat er dann gemacht, mitten im Feld, mitten im Krieg, in dieser Steinwüste? Er kann nicht einfach wiedergekommen sein.
Ich habe mir das so gedacht, dass die Frau ihn nicht kurz vorm Einzug verlässt, sondern schon vorher, sodass er einfach nicht mitgeht in den Krieg.

Oh, dann ist es aber unlogisch, dass er Berufssoldat ist und einfach zu Hause bleiben DARF, ohne dass das als Desertation angesehen wird. Mist. Ich glaub, da muss ich mir was einfallen lassen :hmm:

Na ja, jedenfalls danke für deine Kritik :D

Mfg
xka

 

Richtig...
übrigens hat diese Geschichte inzwischen 16 Antworten, also jammer nicht von wegen nicht gelesen werden.
Wie wäre es mit "meinte sie ironisch" oder ähnlichem?
Grüße,
...para

 

Es ist ja nicht ironisch. Weitere Vorschläge? :p

Die 16 Antworten nützen mir leider nichts, wenn mein Lehrer die Geschichte nicht hört, gut findet und mir ne gute Note gibt ... *gg*
Ok, über Antworten freu ich mich trotzdem. :D

Mfg
xka

 

Nö, keine Vorschläge. Denk selber nach. Die Luft hier ist wieder verbraucht.
...para

 

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