Mitglied
- Beitritt
- 25.04.2016
- Beiträge
- 2
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 8
Mädchenbande
Schulhof. Die Sonne scheint, es ist warm. Es ist Unterricht. Ein Mädchen sitzt auf einer Bank, die um einen Baum herum steht. Sie hat einen Freiblock. Ihre Haare sind lang und blond, sie hat eine blaue, verwaschene Jeans sowie ein bunt gestreiftes Top an. Ihr Rucksack liegt neben ihr auf der Bank. Er ist schwarz. In ihrer Hand hält sie ihr Smartphone – ihr erstes. Vorher hatte sie nur ein normales Handy. Ihr Vater gönnte sich ein neues Telefon und hatte seiner Tochter sein altes Smartphone geschenkt. Er und ihre Mutter leben schon seit einigen Jahren getrennt. Sie lebt bei ihrer Mutter. Ihren Vater sieht sie jedes zweite Wochenende. Manchmal treffen sie sich auch auf eine heiße Schokolade in der Stadt. Er bemüht sich außerordentlich. Den Kontakt zu ihm genießt sie sehr. Mit anderen männlichen Personen hat sie jedoch keinen Kontakt. Sie hat keinen Freund und auch mit den Jungs aus ihrer Klasse hat sie nur wenig zu tun. Sie ist nicht besonders beliebt, aber auch kein Mauerblümchen. Hässlich ist sie auch nicht. Sie fällt halt nicht besonders auf.
Ein Junge geht über den Schulhof an ihr vorbei. Er fällt ihr aber kaum auf, sie hebt nur kurz den Kopf, schaut dann aber wieder auf ihr Smartphone. Wenige Minuten später geht eine Gruppe Mädchen ebenfalls über den Schulhof. Eine von ihnen sieht das Mädchen auf der Bank und stupst ihre Freundin an: „Ey, ist das nicht die Eine aus deiner Klasse?“ Und zeigt währenddessen rüber zur Bank. Ihre Freundin schaut rüber. Sie trägt mittellange schwarze Haare, hat ein paar wenige Kilo zu viel auf der Hüfte, eine schwarze Leggins und ein weißes Top an. Darüber trägt sie eine dunkelblaue Daunenweste. „Ja Alter, das ist dieser dumme Loser wegen dem ich letzte Woche nachsitzen musste. Hätte die mich mal lieber die Hausaufgaben abschreiben lassen sollen“, sagte sie schnippisch. Anschließend dreht sie sich in ihre Richtung und schreitet rüber. „Kommt mit“, winkt sie ihren Mädels zu. Sie nimmt ihr Smartphone raus und öffnet das Kameraprogramm. Dann drückt sie es einer ihrer Mädels in die Hand und befiehlt ihr: „Hier, nimm das und drück auf Video.“ Dann bleibt sie kurz stehen, dreht sich zu ihr und pickt ihr mit dem Zeigefinger mitten in die Brust: „Und wehe du nimmst nicht auf!“ Dann dreht sie sich wieder um und stolziert mit entschlossen Schritten weiter auf das, auf der Bank sitzende, Mädchen zu. „Filmst du?“, fragt sie mit bestimmenden Unterton. Die Freundin mit der Kamera antwortet: „Moment. Ja, jetzt.“
„Gut“, entgegnet ihr der Kopf der Gruppe. Dann fängt sie an und ruft dem blonden Mädchen aggressiv zu: „Ey! Du Fotze! Was war das letzte Woche? Meintest wohl auf ober-cool zu machen. Das nächste Mal nehme ich mir einfach deine Hausaufgaben und du kannst für mich nachsitzen.“ Mittlerweile steht sie vor ihr und holt aus. Sie klatscht ihr mit der offenen Handfläche eine gegen den Kopf. Die Kleine ist ganz perplex, dann geschockt. Sie weiß nicht wie sie reagieren soll. Ihr Mund ist halb aufgerissenen, jedoch bekommt sie keinen Ton raus. „Oh, da sind wir jetzt sprachlos. Was guckst du so doof? Hä?“, faucht die dominante Beleibte das blonde Mädchen an. Hin dessen klatscht sie ihr noch eine mit der anderen Hand. Dann schaut sie sie genauer an. Sie sieht das Smartphone in ihrer Hand und greift danach: „Was haben wir denn da? Gehören wir jetzt zu den Cool-Kids? Fick dich du Schlappe, du wirst nie dazu gehören. Verfickter Loser.“ Verkrampft greift die kleine Blondine nach ihrem Smartphone, lässt es nicht los und jammert sie flehend an: „Nicht. Bitte. Das war ein Geschenk von meinem Papa.“
„Oh. Von deinem Papa? Habt ihr das gehört!“, entgegnet sie ihr und dreht sich dabei zu ihren Freundinnen, anrüchig lächelnd, um. Dann ballt sie eine Faust. Holt aus. Und schlägt ihr von der Seite mit voller Wucht gegen die Wange. Der Kopf des Mädchens schleudert herum. Dabei löst sich ihr Griff und ihr Smartphone gleitet ihr aus den Händen. Das andere Mädchen zieht es an sich und wirft ihr abtrünnig, aber mit weicher und verspielter Stimme an den Kopf: „Dann musst du deinem lieben Papa jetzt wohl erklären warum dein Handy kaputt ist.“
„Bitte. Nicht“, fleht die kleine Blondine weinerlich. In ihren Augen zeichnen sich bereits die ersten Tränen ab.
Mit einem breiten ironischen Grinsen entgegnet sie: „Leider… geht das nicht.“ Dann holt sie aus und schmettert das Telefon an den gegenüberliegenden Bordstein. Es zerschellt, das Display ist gerissen, die Außenhülle liegt zerbrochen daneben. Ihrer Besitzerin fließen die Tränen über die Wange. Ein beklemmendes und bedrückendes Gefühl liegt auf ihrer Brust. Sie versucht ihre Tränen zu unterdrücken. Es war ein Geschenk ihres Vaters, denkt sie sich nur. Sie fühlt sich bedroht und gedemütigt. Doch ihr bleibt kaum Zeit zum Trauern. Schon vernimmt sie wieder die makabrere Stimme der Schwarzhaarigen: „Oh, weinen wir jetzt etwa…“ Dann packt ihr das Mädchen ruckartig in den Nacken. Mit ihrer Hand hat sie ihr Opfer, wie ein Schraubschlüssel es mit einem Rohr macht, fest im Griff. Sie zieht sie ein Stück nach hinten, so dass ihr nichts anders übrig bleibt als leicht nach oben zuschauen. Dabei verzieht sich das Gesicht der armen Blondine schmerzdurchtränkt. Dann kommt ihre Peinigerin ihr näher. Schließlich berühren sich ihre Köpfe. Ihr Gesicht ist nun ganz nah an dem des Mädchens dran. Sie flüstert ihr ins Ohr: „Siehst du das?“ Dabei neigt sie ihren schwarzhaarigen Schopf kurz zur Seite und zeigt mit dem Finger zu dem Mädchen mit ihrem Smartphone. Sie fährt fort: „Weißt du was das ist? Das ist mein Handy. Und weißt du was sie damit macht? Sie filmt dich. Dich armseligen Loser. Und weißt du was wir noch machen? Wir machen dich zu einem Star. Einem YouTube-Star.“ Dann zerrt sie das Mädchen von der Bank und schmeißt sie zu Boden.
Mit offenen Handflächen kniet die Blondine auf den Pflastersteinen. Ihre Tränen suchen sich ihren Weg über die Wange. Sie tropfen über ihr Kinn und fallen auf den Boden. Sie weiß nicht was sie machen soll. Sie filmen sie. Sie werden es auf YouTube stellen. Die ganze Schule wird es sehen. Womöglich werden ihre Lehrer davon Wind bekommen und es dem Schulleiter weitergeben. Und dieser wird dann ihre Mutter kontaktieren. Diese ihren Vater. Er würde dann sehen, was für eine Versagerin seine kleine liebe Tochter ist. Sie kann das ihm nicht antun. Unter Tränen fängt sie an zu winseln: „Bitte… bitte macht die Kamera aus.“
„Was? Was hast du da gesagt?“, patzt sie das tyrannische Mädchen an. „Du sagst mir nicht was ich machen soll“, schreit sie ihr ins Gesicht und tritt ihr dabei in den Magen. Von dem Tritt muss die Kleine auf würgen, sie bekommt keine Luft, fällt zu Boden und dreht sich herum. Sie räkelt sich unter Schmerzen am Boden, schnappt nach Luft. Nun streckt sie ihre Hand zur Seite aus. Neben ihr steht ein anderes Mädchen. Sie greift nach ihrer Hose und schaut sie mit flehenden und ängstlichen Augen an. Ein stummes „Bitte“ schleicht über ihre Lippen. Das andere Mädchen schaut sie nur abwertend an und gibt ihr einen leichten Tritt in die Seite. Dabei giftet sie ihr entgegen: „Pack mich bloß nicht an. Du bist armselig.“ Schließlich drückt sie sie mit der offenen Schuhsohle weg. Dann drehte sie sich, ohne dabei das Opfer weiter zu betrachten, weg.
Ein anderes Mädchen tritt hervor, spuckt ihr – sie immer noch auf dem Boden liegend – ins Gesicht und beschimpft sie: „Du verfickte Fotze, man. Was meinst du wer du bist?“ Dann beugt sie sich über sie, breitbeinig, das Mädchen hilflos dazwischen liegend. Mit angstdurchtränkten Blicken schaut das Mädchen zu ihrer Peinigerin hinauf. Ihre Handflächen hält sie dabei offenen vor ihrer Brust. Das unabwendbare versucht sie abzuwehren. Währenddessen schaut sie die Andere wütend an. Der Hass steht ihr ins Gesicht geschrieben. Dann beugt sie sich ein Stück vor und fängt an, mit offenen Handflächen dem Mädchen gegen den Kopf zuschlagen – immer und immer wieder. Das Mädchen selbst hält sich die Hände vors Gesicht. Nun kommt auch noch die Anführerin dazu und reißt ihr die Arme aus dem Gesicht. Das andere Mädchen schlägt wie eine wilde Furie immer weiter auf sie ein. Schließlich hört sie vor Erschöpfung auf. Sie stellt sich wieder aufrecht hin und schaut auf ihr Opfer – dem die Tränen von der Wange laufen – herab. Sie scheint gänzlich zufrieden mit ihrer Tat zu sein. Mit einer schwungvollen und eleganten Bewegung dreht sie sich, auf einem Bein stehend, herum und geht wieder zu den anderen Mädchen zurück. Die Anführerin schaut lächelnd in die Kamera.
Währenddessen geht ein Junge über den Schulhof. Er sieht das Getümmel, kann aber nicht erkennen was los ist. Er kommt näher, sein Blick schweift zwischen die Reihen. Da sieht er es: Ein weinendes Mädchen liegt auf dem Boden. Er will ihr aufhelfen und kommt näher. Doch erst jetzt begreift er was hier los ist, worum es geht. Er lässt seinen Blick durch die Reihen wandern. Ihm fällt die Clique auf. Er sieht das Mädchen, die mit ihrem Smartphone die Kleine am Boden zu filmen scheint. Die abwertenden Blicke der anderen und das dunkelhaarige, mollige Mädchen, das vor der Kleinen hockt, sind ihm auch nicht entfallen. Er will zu dem blonden Mädchen am Boden hin. Er zögert aber für einen kurzen Moment. Dann geht er an der Gruppe vorbei, weiter nach vorne zu dem weinenden und am bodenliegenden Mädchen. Jedoch hält er nicht an, sondern geht einfach weiter. Er lässt sie da liegen, hilft ihr nicht, geht nur vorbei. Mit der ganzen Sache möchte er nichts zu tun haben.
Zeitgleich packt die Anstifterin den Haarschopf des Mädchens. Sie schaut zu dem Kameramädchen und nickt ihr zu: „Hast du das? Jetzt halt drauf. Das wird krass.“ Die Freundin mit dem Smartphone hält voll drauf. Die Kamera zeigt auf das Opfer – dieses hat Angst, es hat schmerzen. Hinzu kommt noch das schmerzhafte Zerren an ihren Haaren. Dann, ein Ruck. Sie schreit auf: „Ahhhh...“ Kein Erbarmen. Die Führerin zerrt weiter an ihren Haaren. Sie zieht sie über die Pflastersteine, hin zum Gebüsch. Das Kameramädchen folgt ihr. Dann packt sie dem Mädchen, die Haare immer noch zwischen ihren Fingern kläffend, noch dichter an die Kopfhaut und drückt sie näher zum Boden hin. Die Smartphone-Kamera kommt näher. Sie folgt ihr. Frontal auf sie gerichtet. Nahaufnahme. Die Anführerin startet damit sie weiter anzuschnauzen: „Siehst du das? Siehst du das? Hundescheiße! Eigentlich schade drum, denn die Scheiße ist mehr wert als du Miststück.“ Dann drückt sie das Gesicht des Mädchens weiter zu Boden, tief in den Haufen hinein. Sie wälzt sie durch die Scheiße. Das Mädchen versucht immer wieder ihre Wange so hinzuhalten, dass sie den Haufen nicht in den Mund bekommt. Sie ist zerstört, niedergeschmettert, gedemütigt. Ihr ist schlecht. Angst? Angst ist der falsche Ausdruck. Jede einzelne Spore ihres Körpers verspürt nichts anderes mehr als pure Verzweiflung. Angst hat sie natürlich, doch sie ist weit darüber hinaus Angst zu verspüren. Sie ist absolut starr, nicht einmal mehr zittern kann sie. Und diese Scharm, diese unaufhörliche Scharm in ihr.
Die anderen Mädchen kichern, manche lachen laut. Dann schreit eines der Mädchen: „Oh mein Gott! Seht ihr das?“ Sie zeigt auf das Mädchen: „Die bepisst sich gerade!“, und fängt lautstark an zu lachen. Die anderen folgen ihrem Finger. Dann sehen sie es auch. Ein weiteres Mitglied der Clique fängt an zu lachen. Dann lachen alle. Auch die Anführerin fängt an zu lachen und lässt dabei den Kopf ihres gedemütigten Opfers los.
„Die bepisst sich.“
„Die ganze Hose ist voll.“
„Was für ein Loser.“
„Am besten trägst du wieder Pampas.“
„Das habe ich ja noch nie gesehen.“
„Wenn das deine Eltern sehen.“
„Scheiße im Gesicht und Pisse in der Hose.“
„Passt doch zu ihr.“
„Und noch am Flämmen.“
„Voll das Opfer, Alter.“
Das Gelächter ist groß. Währenddessen hält die Kamera alles fest – auch den feuchten Fleck, der am Schritt und dem Hosenbein zusehen ist. Sie ist bitterlich am Weinen. Sie wischt sich mit dem Ärmel den Kot vom Gesicht. Dabei dreht sie ihr Gesicht weg. Ihre Peinigerin erhebt sich. Gibt ihr einen leichten Tritt in den Rücken und geht weg. Sie schreitet zu dem Kameramädchen hin. „Gib mal her“, sagt sie und streckt ihre Hand aus. Das Mädchen gibt ihr das Smartphone. Sie nimmt es, klopft ihr sanft auf die Schulter und geht mit ihr zu den anderen Mädels. „Kommt Weiber, dass reicht. Ich hab noch besseres zu tun heute.“ Sie drehen sich rum. Dann gehen sie lachend und lästern weg.
Das Mädchen bleibt währenddessen am Boden liegend zurück. Sie weint, fühlt sich schwach und wertlos. Außerdem hat sie Schmerzen. Ihr Gesicht ist dreckig, sie hat Kratzer und Schürfwunden. Aus ihrer Nase schauen ein paar Blutstropfen. Ihre Hose ist nass. Langsam versucht sie sich aufzurichten. Nun sitzt sie auf den kalten Pflastersteinen. Dann krabbelt sie wehmütig zu ihrem kaputten Telefon herüber. Sie greift nach den kaputten Einzelteilen. Dabei kullern ihre immer wieder Neue Tränen übers Gesicht. Schließlich richtet sie sich auf. In ihrer, mit Blut und Kot verschmierten Hand liegt das Smartphone ihres Vaters. Dann geht sie zurück zur Bank, zu ihrem Rucksack. Sie ist verstört, gedemütigt, sie schämt sich – das Video ist bereits auf YouTube.