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Mädchenbande

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25.04.2016
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Mädchenbande

Schulhof. Die Sonne scheint, es ist warm. Es ist Unterricht. Ein Mädchen sitzt auf einer Bank, die um einen Baum herum steht. Sie hat einen Freiblock. Ihre Haare sind lang und blond, sie hat eine blaue, verwaschene Jeans sowie ein bunt gestreiftes Top an. Ihr Rucksack liegt neben ihr auf der Bank. Er ist schwarz. In ihrer Hand hält sie ihr Smartphone – ihr erstes. Vorher hatte sie nur ein normales Handy. Ihr Vater gönnte sich ein neues Telefon und hatte seiner Tochter sein altes Smartphone geschenkt. Er und ihre Mutter leben schon seit einigen Jahren getrennt. Sie lebt bei ihrer Mutter. Ihren Vater sieht sie jedes zweite Wochenende. Manchmal treffen sie sich auch auf eine heiße Schokolade in der Stadt. Er bemüht sich außerordentlich. Den Kontakt zu ihm genießt sie sehr. Mit anderen männlichen Personen hat sie jedoch keinen Kontakt. Sie hat keinen Freund und auch mit den Jungs aus ihrer Klasse hat sie nur wenig zu tun. Sie ist nicht besonders beliebt, aber auch kein Mauerblümchen. Hässlich ist sie auch nicht. Sie fällt halt nicht besonders auf.

Ein Junge geht über den Schulhof an ihr vorbei. Er fällt ihr aber kaum auf, sie hebt nur kurz den Kopf, schaut dann aber wieder auf ihr Smartphone. Wenige Minuten später geht eine Gruppe Mädchen ebenfalls über den Schulhof. Eine von ihnen sieht das Mädchen auf der Bank und stupst ihre Freundin an: „Ey, ist das nicht die Eine aus deiner Klasse?“ Und zeigt währenddessen rüber zur Bank. Ihre Freundin schaut rüber. Sie trägt mittellange schwarze Haare, hat ein paar wenige Kilo zu viel auf der Hüfte, eine schwarze Leggins und ein weißes Top an. Darüber trägt sie eine dunkelblaue Daunenweste. „Ja Alter, das ist dieser dumme Loser wegen dem ich letzte Woche nachsitzen musste. Hätte die mich mal lieber die Hausaufgaben abschreiben lassen sollen“, sagte sie schnippisch. Anschließend dreht sie sich in ihre Richtung und schreitet rüber. „Kommt mit“, winkt sie ihren Mädels zu. Sie nimmt ihr Smartphone raus und öffnet das Kameraprogramm. Dann drückt sie es einer ihrer Mädels in die Hand und befiehlt ihr: „Hier, nimm das und drück auf Video.“ Dann bleibt sie kurz stehen, dreht sich zu ihr und pickt ihr mit dem Zeigefinger mitten in die Brust: „Und wehe du nimmst nicht auf!“ Dann dreht sie sich wieder um und stolziert mit entschlossen Schritten weiter auf das, auf der Bank sitzende, Mädchen zu. „Filmst du?“, fragt sie mit bestimmenden Unterton. Die Freundin mit der Kamera antwortet: „Moment. Ja, jetzt.“

„Gut“, entgegnet ihr der Kopf der Gruppe. Dann fängt sie an und ruft dem blonden Mädchen aggressiv zu: „Ey! Du Fotze! Was war das letzte Woche? Meintest wohl auf ober-cool zu machen. Das nächste Mal nehme ich mir einfach deine Hausaufgaben und du kannst für mich nachsitzen.“ Mittlerweile steht sie vor ihr und holt aus. Sie klatscht ihr mit der offenen Handfläche eine gegen den Kopf. Die Kleine ist ganz perplex, dann geschockt. Sie weiß nicht wie sie reagieren soll. Ihr Mund ist halb aufgerissenen, jedoch bekommt sie keinen Ton raus. „Oh, da sind wir jetzt sprachlos. Was guckst du so doof? Hä?“, faucht die dominante Beleibte das blonde Mädchen an. Hin dessen klatscht sie ihr noch eine mit der anderen Hand. Dann schaut sie sie genauer an. Sie sieht das Smartphone in ihrer Hand und greift danach: „Was haben wir denn da? Gehören wir jetzt zu den Cool-Kids? Fick dich du Schlappe, du wirst nie dazu gehören. Verfickter Loser.“ Verkrampft greift die kleine Blondine nach ihrem Smartphone, lässt es nicht los und jammert sie flehend an: „Nicht. Bitte. Das war ein Geschenk von meinem Papa.“

„Oh. Von deinem Papa? Habt ihr das gehört!“, entgegnet sie ihr und dreht sich dabei zu ihren Freundinnen, anrüchig lächelnd, um. Dann ballt sie eine Faust. Holt aus. Und schlägt ihr von der Seite mit voller Wucht gegen die Wange. Der Kopf des Mädchens schleudert herum. Dabei löst sich ihr Griff und ihr Smartphone gleitet ihr aus den Händen. Das andere Mädchen zieht es an sich und wirft ihr abtrünnig, aber mit weicher und verspielter Stimme an den Kopf: „Dann musst du deinem lieben Papa jetzt wohl erklären warum dein Handy kaputt ist.“

„Bitte. Nicht“, fleht die kleine Blondine weinerlich. In ihren Augen zeichnen sich bereits die ersten Tränen ab.

Mit einem breiten ironischen Grinsen entgegnet sie: „Leider… geht das nicht.“ Dann holt sie aus und schmettert das Telefon an den gegenüberliegenden Bordstein. Es zerschellt, das Display ist gerissen, die Außenhülle liegt zerbrochen daneben. Ihrer Besitzerin fließen die Tränen über die Wange. Ein beklemmendes und bedrückendes Gefühl liegt auf ihrer Brust. Sie versucht ihre Tränen zu unterdrücken. Es war ein Geschenk ihres Vaters, denkt sie sich nur. Sie fühlt sich bedroht und gedemütigt. Doch ihr bleibt kaum Zeit zum Trauern. Schon vernimmt sie wieder die makabrere Stimme der Schwarzhaarigen: „Oh, weinen wir jetzt etwa…“ Dann packt ihr das Mädchen ruckartig in den Nacken. Mit ihrer Hand hat sie ihr Opfer, wie ein Schraubschlüssel es mit einem Rohr macht, fest im Griff. Sie zieht sie ein Stück nach hinten, so dass ihr nichts anders übrig bleibt als leicht nach oben zuschauen. Dabei verzieht sich das Gesicht der armen Blondine schmerzdurchtränkt. Dann kommt ihre Peinigerin ihr näher. Schließlich berühren sich ihre Köpfe. Ihr Gesicht ist nun ganz nah an dem des Mädchens dran. Sie flüstert ihr ins Ohr: „Siehst du das?“ Dabei neigt sie ihren schwarzhaarigen Schopf kurz zur Seite und zeigt mit dem Finger zu dem Mädchen mit ihrem Smartphone. Sie fährt fort: „Weißt du was das ist? Das ist mein Handy. Und weißt du was sie damit macht? Sie filmt dich. Dich armseligen Loser. Und weißt du was wir noch machen? Wir machen dich zu einem Star. Einem YouTube-Star.“ Dann zerrt sie das Mädchen von der Bank und schmeißt sie zu Boden.

Mit offenen Handflächen kniet die Blondine auf den Pflastersteinen. Ihre Tränen suchen sich ihren Weg über die Wange. Sie tropfen über ihr Kinn und fallen auf den Boden. Sie weiß nicht was sie machen soll. Sie filmen sie. Sie werden es auf YouTube stellen. Die ganze Schule wird es sehen. Womöglich werden ihre Lehrer davon Wind bekommen und es dem Schulleiter weitergeben. Und dieser wird dann ihre Mutter kontaktieren. Diese ihren Vater. Er würde dann sehen, was für eine Versagerin seine kleine liebe Tochter ist. Sie kann das ihm nicht antun. Unter Tränen fängt sie an zu winseln: „Bitte… bitte macht die Kamera aus.“

„Was? Was hast du da gesagt?“, patzt sie das tyrannische Mädchen an. „Du sagst mir nicht was ich machen soll“, schreit sie ihr ins Gesicht und tritt ihr dabei in den Magen. Von dem Tritt muss die Kleine auf würgen, sie bekommt keine Luft, fällt zu Boden und dreht sich herum. Sie räkelt sich unter Schmerzen am Boden, schnappt nach Luft. Nun streckt sie ihre Hand zur Seite aus. Neben ihr steht ein anderes Mädchen. Sie greift nach ihrer Hose und schaut sie mit flehenden und ängstlichen Augen an. Ein stummes „Bitte“ schleicht über ihre Lippen. Das andere Mädchen schaut sie nur abwertend an und gibt ihr einen leichten Tritt in die Seite. Dabei giftet sie ihr entgegen: „Pack mich bloß nicht an. Du bist armselig.“ Schließlich drückt sie sie mit der offenen Schuhsohle weg. Dann drehte sie sich, ohne dabei das Opfer weiter zu betrachten, weg.

Ein anderes Mädchen tritt hervor, spuckt ihr – sie immer noch auf dem Boden liegend – ins Gesicht und beschimpft sie: „Du verfickte Fotze, man. Was meinst du wer du bist?“ Dann beugt sie sich über sie, breitbeinig, das Mädchen hilflos dazwischen liegend. Mit angstdurchtränkten Blicken schaut das Mädchen zu ihrer Peinigerin hinauf. Ihre Handflächen hält sie dabei offenen vor ihrer Brust. Das unabwendbare versucht sie abzuwehren. Währenddessen schaut sie die Andere wütend an. Der Hass steht ihr ins Gesicht geschrieben. Dann beugt sie sich ein Stück vor und fängt an, mit offenen Handflächen dem Mädchen gegen den Kopf zuschlagen – immer und immer wieder. Das Mädchen selbst hält sich die Hände vors Gesicht. Nun kommt auch noch die Anführerin dazu und reißt ihr die Arme aus dem Gesicht. Das andere Mädchen schlägt wie eine wilde Furie immer weiter auf sie ein. Schließlich hört sie vor Erschöpfung auf. Sie stellt sich wieder aufrecht hin und schaut auf ihr Opfer – dem die Tränen von der Wange laufen – herab. Sie scheint gänzlich zufrieden mit ihrer Tat zu sein. Mit einer schwungvollen und eleganten Bewegung dreht sie sich, auf einem Bein stehend, herum und geht wieder zu den anderen Mädchen zurück. Die Anführerin schaut lächelnd in die Kamera.

Währenddessen geht ein Junge über den Schulhof. Er sieht das Getümmel, kann aber nicht erkennen was los ist. Er kommt näher, sein Blick schweift zwischen die Reihen. Da sieht er es: Ein weinendes Mädchen liegt auf dem Boden. Er will ihr aufhelfen und kommt näher. Doch erst jetzt begreift er was hier los ist, worum es geht. Er lässt seinen Blick durch die Reihen wandern. Ihm fällt die Clique auf. Er sieht das Mädchen, die mit ihrem Smartphone die Kleine am Boden zu filmen scheint. Die abwertenden Blicke der anderen und das dunkelhaarige, mollige Mädchen, das vor der Kleinen hockt, sind ihm auch nicht entfallen. Er will zu dem blonden Mädchen am Boden hin. Er zögert aber für einen kurzen Moment. Dann geht er an der Gruppe vorbei, weiter nach vorne zu dem weinenden und am bodenliegenden Mädchen. Jedoch hält er nicht an, sondern geht einfach weiter. Er lässt sie da liegen, hilft ihr nicht, geht nur vorbei. Mit der ganzen Sache möchte er nichts zu tun haben.

Zeitgleich packt die Anstifterin den Haarschopf des Mädchens. Sie schaut zu dem Kameramädchen und nickt ihr zu: „Hast du das? Jetzt halt drauf. Das wird krass.“ Die Freundin mit dem Smartphone hält voll drauf. Die Kamera zeigt auf das Opfer – dieses hat Angst, es hat schmerzen. Hinzu kommt noch das schmerzhafte Zerren an ihren Haaren. Dann, ein Ruck. Sie schreit auf: „Ahhhh...“ Kein Erbarmen. Die Führerin zerrt weiter an ihren Haaren. Sie zieht sie über die Pflastersteine, hin zum Gebüsch. Das Kameramädchen folgt ihr. Dann packt sie dem Mädchen, die Haare immer noch zwischen ihren Fingern kläffend, noch dichter an die Kopfhaut und drückt sie näher zum Boden hin. Die Smartphone-Kamera kommt näher. Sie folgt ihr. Frontal auf sie gerichtet. Nahaufnahme. Die Anführerin startet damit sie weiter anzuschnauzen: „Siehst du das? Siehst du das? Hundescheiße! Eigentlich schade drum, denn die Scheiße ist mehr wert als du Miststück.“ Dann drückt sie das Gesicht des Mädchens weiter zu Boden, tief in den Haufen hinein. Sie wälzt sie durch die Scheiße. Das Mädchen versucht immer wieder ihre Wange so hinzuhalten, dass sie den Haufen nicht in den Mund bekommt. Sie ist zerstört, niedergeschmettert, gedemütigt. Ihr ist schlecht. Angst? Angst ist der falsche Ausdruck. Jede einzelne Spore ihres Körpers verspürt nichts anderes mehr als pure Verzweiflung. Angst hat sie natürlich, doch sie ist weit darüber hinaus Angst zu verspüren. Sie ist absolut starr, nicht einmal mehr zittern kann sie. Und diese Scharm, diese unaufhörliche Scharm in ihr.

Die anderen Mädchen kichern, manche lachen laut. Dann schreit eines der Mädchen: „Oh mein Gott! Seht ihr das?“ Sie zeigt auf das Mädchen: „Die bepisst sich gerade!“, und fängt lautstark an zu lachen. Die anderen folgen ihrem Finger. Dann sehen sie es auch. Ein weiteres Mitglied der Clique fängt an zu lachen. Dann lachen alle. Auch die Anführerin fängt an zu lachen und lässt dabei den Kopf ihres gedemütigten Opfers los.

„Die bepisst sich.“

„Die ganze Hose ist voll.“

„Was für ein Loser.“

„Am besten trägst du wieder Pampas.“

„Das habe ich ja noch nie gesehen.“

„Wenn das deine Eltern sehen.“

„Scheiße im Gesicht und Pisse in der Hose.“

„Passt doch zu ihr.“

„Und noch am Flämmen.“

„Voll das Opfer, Alter.“

Das Gelächter ist groß. Währenddessen hält die Kamera alles fest – auch den feuchten Fleck, der am Schritt und dem Hosenbein zusehen ist. Sie ist bitterlich am Weinen. Sie wischt sich mit dem Ärmel den Kot vom Gesicht. Dabei dreht sie ihr Gesicht weg. Ihre Peinigerin erhebt sich. Gibt ihr einen leichten Tritt in den Rücken und geht weg. Sie schreitet zu dem Kameramädchen hin. „Gib mal her“, sagt sie und streckt ihre Hand aus. Das Mädchen gibt ihr das Smartphone. Sie nimmt es, klopft ihr sanft auf die Schulter und geht mit ihr zu den anderen Mädels. „Kommt Weiber, dass reicht. Ich hab noch besseres zu tun heute.“ Sie drehen sich rum. Dann gehen sie lachend und lästern weg.

Das Mädchen bleibt währenddessen am Boden liegend zurück. Sie weint, fühlt sich schwach und wertlos. Außerdem hat sie Schmerzen. Ihr Gesicht ist dreckig, sie hat Kratzer und Schürfwunden. Aus ihrer Nase schauen ein paar Blutstropfen. Ihre Hose ist nass. Langsam versucht sie sich aufzurichten. Nun sitzt sie auf den kalten Pflastersteinen. Dann krabbelt sie wehmütig zu ihrem kaputten Telefon herüber. Sie greift nach den kaputten Einzelteilen. Dabei kullern ihre immer wieder Neue Tränen übers Gesicht. Schließlich richtet sie sich auf. In ihrer, mit Blut und Kot verschmierten Hand liegt das Smartphone ihres Vaters. Dann geht sie zurück zur Bank, zu ihrem Rucksack. Sie ist verstört, gedemütigt, sie schämt sich – das Video ist bereits auf YouTube.

 

Hallo WortAkrobatik,

ich sag es frei heraus, dass mir dieser Text nicht gefallen hat. Also nicht inhaltlich, aber von der Erzählidee her. Du zeigst uns nur die Täter- und Opferrolle, direkt aus einer Situation heraus. Da ist keine Hintergrundinformation dabei, die den Leser leiten könnte.
So wirkt alles für mich nur effektheischend, aber das war es dann auch.
Dafür ist mir das Thema aber zu ernst, als dass man es so einseitig ausschlachtet.

Grüße,
bernadette

 

Hallo WortAkrobatiK!

Ein sehr ernster, auf Tatsachen basierenden Text. Er gefällt mir sehr gut.
Ich hoffe sehr, dass du persönlich keine solche Erfahrungen machen musstest.

Mich würde noch viel mehr nun die Entwicklung des Opfers interessieren, welche Hilfe ihr zuteil wird. Falls dich Muse diesbezüglich noch mal besuchen wird, lass es mich wissen!

So, jetzt noch bisschen gescheitere Kritik:
Dein Schreibstyl ist sehr angenehm zu lesen. Der Einstieg ist wirklich gut für eine Kurzgeschichte. Ausserdem hast du die Spannung (hier im Steigern der Gewalt und Demütigung der Clique) gut aufgebaut. Der Schluss ist angenehm und zeigt richtig gut, wo die Prioritäten des Opfers liegen.

Ab und an finden sich noch einige Komma-Fehler. Einige Sätze lassen den Lesefluss stoppfen. Hast du die Geschichte noch ein-zweimal durchgelesen?
Einmal hast du "Wohlmöglich" geschrieben. Ich würde das Wort ersetzen durch: "Womöglich". Das "Wohlmöglich" existiert im Duden auch nicht ;-)
Im ersten Absatz, der letzte Satz, den würde ich auch umbauen: "Sie fällt auch nicht besonders auf." Das "Jedoch" würde ich da weglassen.

Viel mehr habe ich an diesem Text nicht auszusetzen, und bedanke mich fürs Teilen deiner Geschichte!

Liebe Grüsse,
V.K.C.

 
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Hallo V.K.C.,

vielen Dank für die schnelle Kritik und die Verbesserungsvorschläge. Habe ein paar Sachen bereits geändert. Komma, ja sehe ich ein. Im Gedankenfluss betont man manchmal einige Sachen anders, die im nachhinein vielleicht doch etwas kompliziert erscheinen. Und natürlich habe ich noch ein paar Mal über meinen Text gelesen ;) aber wie das manchmal so mit selbstgeschriebenen ist, sieht man die Fehler nicht in dem selben Ausmaß wie es andere tun :)

Und nein, habe es selbst nicht erlebt, aber so ein ähnliches Video, bzw. Ausschnitte davon waren bereits in den Medien. Nicht genauso, aber die Grundidee stammt davon ab. Weshalb ich den Text auch realistisch darstellen wollte - da es leider ein Problem unserer Gesellschaft ist. Eine Fortsetzung war eigentlich nicht geplant, aber wer weiß ;)

Noch einmal Danke!

Hallo Bernadette,

Danke für deine Resonanz. Das Thema ist durchaus ernst und der Text sollte eine Kritik an unsere Gesellschaft darstellen. Das die offene, brutale (und ja auch effektheischende) Art und Weise des Textes und der Erzählweise nicht allen gefallen könnte, war mir durchaus bewusst.
Aber vielleicht sagst du mir noch, was für weitere Hintergrundinfos du dir gewünscht hättest?
Die kleine Blonde und ihre Lebensumstände sind beschrieben, warum sie Opfer der Anführerin wird ist ebenfalls erwähnt. Aus dem Kontext heraus hoffe ich, dass ich es geschafft habe, die Anführerin auch ausreichend darzustellen.

Vielen Dank für deine Kritik und fürs lesen.
Vielleicht erfahre ich ja noch, was dir an Informationen gefehlt hat

LG

 

„Oh, da sind wir jetzt sprachlos. Was guckst du so doof? Hä?“, faucht die dominante Beleibte das blonde Mädchen an.

Mal ein Beispielsatz. Da ist alles ungelenk und unelegant, an diesem Satz. Er ist auch unfreiwillig komisch, aber das wolltest du sicher nicht damit bezwecken. Man spürt auch sofort, dass dieser Jugendsprech total aufgesetzt ist, da ist nicht mal das Bemühen, irgendwie authentisch zu sein spürbar. Nur "Fotze" sagen, das lockt echt keinen hinter dem Ofen vor.

Auch der erste Absatz. Das ist nicht mehr als ein kurzer Abriss, und das soll dann den Leser befriedigen oder ihm etwas erklären. Tut es aber nicht.

Sie werden es auf YouTube stellen.

Du solltest dir mal überlegen, welche Erzählperspektive du hier hast. Wer erzählt das, warum, und was kann er wissen? Das ist vorgreifendes Wissen. Das würde ich szenisch verhandeln. Die Mutter sieht zufäli das Video auf YT, so was. Du solltest dich mit szenischem Schreiben und vor allem mit show, don't tell auseinandersetzen. Sonst konterkarierst du das gut Gemeinte einfach, und es wirkt einfach trashig und nicht gut erzählt.

Gruss, Jimmy

 
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Ich sag’s jetzt mal ganz leidenschaftlich, WortAkrobat: Ich finde den Text furchtbar. Und ich meine damit weniger den Inhalt, sondern vor allem die sprachliche Gestaltung.

Schulhof. Die Sonne scheint, es ist warm. Es ist Unterricht. Ein Mädchen sitzt auf einer Bank, die um einen Baum herum steht. Sie hat einen Freiblock. Ihre Haare sind lang und blond, sie hat eine blaue, verwaschene Jeans sowie ein bunt gestreiftes Top an.

Diese eintönigen Subjekt/Prädikat/Objekt-Sätze wirken auf mich nicht stilistisch interessant, sondern eher eintönig aufzählend.
Wie soll ich sagen, mir erscheint das irgendwie so lieblos geschrieben, möglicherweise auch gedankenlos. Ich mein, es gibt so was wie Lesekonventionen, z.B. der Art, dass ich das Subjekt eines Folgesatzes, sofern es ein Pronomen ist, automatisch auf das Subjekt des vorhergehenden Satzes beziehe. In diesem Fall also „Sie“ auf „das Mädchen.“ Weil das aber vom Genus her nicht zusammenpasst, nehme ich natürlich das nächstbeste passende Wort, in diesem Fall "die Bank". Okay, das passt zwar grammatikalisch, haut aber vom Sinn her natürlich überhaupt nicht hin. Eine langhaarige, blonde Bank? Eben. Wie auch immer, was ich sagen will: Wenn ich schon im zweiten Satz eines Textes grammatisch furchtbar auf die Fresse fliege, mach ich das in aller Regel nicht mir zum Vorwurf, sondern dem Autor.
Klar check ich dann irgendwann, dass sich all diese Beschreibungen nicht auf die Bank, sondern auf das Mädchen beziehen, gleichzeitig frage ich mich aber auch - und bekomme im weiteren Verlauf der Geschichte keinerlei Antwort auf diese Frage - was es mit all diesen Äußerlichkeiten der Figur auf sich hat, dass sie mir so penetrant präzise geschildert werden. Lese ich da das Protokoll eines Streifenpolizisten? Unter Figurencharakterisierung stelle ich mir was anderes vor.

Ihr Rucksack liegt neben ihr auf der Bank. Er ist schwarz. In ihrer Hand hält sie ihr Smartphone – ihr erstes. Vorher hatte sie nur ein normales Handy. Ihr Vater …
Also wenn in zwei Zeilen sechsmal dasselbe Pronomen auftaucht, frag ich mich schon, ob der Text auch nur ein einziges Mal korrekturgelesen worden ist …

Ein Junge geht über den Schulhof an ihr vorbei.
Auch dieser Satz haut nicht recht hin, weil er so klingt, als nähme das Mädchen einen Großteil des Schulhofs ein.

Wenige Minuten später geht eine Gruppe Mädchen ebenfalls über den Schulhof. Eine von ihnen sieht das Mädchen auf der Bank
Dasselbe Problem wie oben. Eindeutig ein Bezugsfehler, weil sich „Eine“ auf „eine Gruppe“ zu beziehen scheint.

Und zeigt währenddessen rüber zur Bank. Ihre Freundin schaut rüber. Sie trägt mittellange schwarze Haare, hat ein paar wenige Kilo zu viel auf der Hüfte, eine schwarze Leggins und ein weißes Top an. Darüber trägt sie eine dunkelblaue Daunenweste.
Auch hier wieder: Unkreative Wortwahl und obendrein wieder diese nach Schulaufsatz klingende Personenbeschreibung.

sagte sie schnippisch. Anschließend dreht sie sich
Tempusfehler

Dann drückt sie …
Dann bleibt sie …
Dann dreht sie …
Das sind die Anfänge dreier hintereinander folgender Sätze. Hm.

„Gut“, entgegnet ihr der Kopf der Gruppe. Dann fängt sie an …
Die Kopf?

… und ruft dem blonden Mädchen aggressiv zu: „Ey! Du Fotze!
Entbehrlicher kann ein Adjektiv wohl kaum sein.

Sie weiß nicht[,] wie sie reagieren soll. Ihr Mund ist halb aufgerissenen,

Hin dessen [?] klatscht sie ihr noch eine mit der anderen Hand.

Der Kopf des Mädchens schleudert herum. Dabei löst sich ihr Griff und ihr Smartphone gleitet ihr aus den Händen.
Hättest du dem Mädchen von Anfang an einen Namen gegeben, könntest du es dir ersparen, ununterbrochen in dieselbe Genusfalle zu tappen.
(Ich hab mir jetzt übrigens den Spaß gemacht, mittels einer Suchfunktion das Wort „ihr“ in deinem Text zählen zu lassen. Tatsächlich kommt es hundertneunmal(!) vor. Was nichts anderes heißt, als dass dein Text zu exakt 5% einzig aus diesem Pronomen besteht. Weißt du, wie groß der Wortschatz der deutschen Sprache ist? Na egal.

Das andere Mädchen zieht es an sich und wirft ihr abtrünnig [?], aber mit weicher und verspielter Stimme an den Kopf: " ...

usw.

Tut mir leid, WortAkrobatik, aber hier hab ich dann zu lesen aufgehört. Einfach deshalb, weil der Text sprachlich derart ungelenk und unattraktiv auf mich wirkte, dass ich gar keine Lust bekam, mich überhaupt auf den Inhalt einzulassen.
Und es fällt mir ehrlich gesagt schwer, dir jetzt einen vernünftigen und konstruktiven Rat zu geben. Außer vielleicht: Lesen, lesen, lesen. Auch hier im Forum, und im besten Fall die Geschichten auch zu kommentieren. Oft fällt es einem leichter, die Schwächen in den Texten anderer zu erkennen als die in den eigenen. Und sobald man sich damit auseinandersetzt und darüber hinaus in Worte zu fassen versucht, was genau einem jetzt gefallen bzw. nicht gefallen hat und warum bzw. warum nicht, wird man auch für das eigene Schreiben neue Erkenntnisse gewinnen.

Willkommen hier.

offshore

 

Hi WortAkrobatiK!

Hui, ausgerechnet so ein Text, der mir die Nackenhaare hochholt. Brrr ...

Sprachlich ist das - da muss ich meinem Vorredner Recht geben - auch nicht wirklich mein Ding. Es klingt halt sehr kalt, fast szenisch, ist ohne große Emotionalität runtergeschrieben. Da hätte ich mir bei solch einem unter die Haut gehenden Thema auch etwas mehr Sprachgefühl gewünscht.

Inhaltlich ist die dargebotene Szene erschütternd, aber wohl - leider - realistisch. Es geht mir als Leserin unglaublich auf die Nerven, wie diese dreisten Trullas auf dem armen Mädel rumdreschen. Ich frage mich immer wieder, wie man auf die Idee kommt, sich ein "Opfer" auszugucken und dann fortwährend darauf einzukloppen ... und ob sich das nicht irgendwann rächt.
Schon seltsam, wie einfach solch eine YouTube-"HappySlapping"-Vorführung vonstatten geht. Bereits beim Gedanken daran braut sich in meinem Magen schon wieder ein fetter Knust zusammen ... Falls Du DAS mit Deinem Text bewirken wolltest, hast Du das bei mir geschafft.

LG

 

Hallo WortAkrobatik,

ich glaube zur Sprache ist einiges gesagt. Da möchte ich mich meinen Vorrednern anschliessen.

Zum Inhalt: Es gibt Themen, die niemand gerne hört, liest oder sieht. Zeitungen, Journalisten im Allgemeinen sollten diese Themen ansprechen. Natürlich können sie auch in der Literatur behandelt werden, vorallem wenn es eine Zensur der Pressefreiheit gibt, aber die gibt es hier nicht. Deswegen stelle ich an deinen Text mehr Ansprüche als an einen Zeitungsartikel. Dein Text wäre in einem Zeitungsartikel in Ordnung. Eine kurze, szenische Beschreibung einer alltäglichen Situation. Und dannach die Aufklärung über die Sache ansich, mögliche Informationen für Eltern, Lehrer und natürlich die Jugenddlichen selbst.

Aber das hier ist eben ein litarisches Forum und ich als Leser möchte eine Geschichte lesen. Keine bloße Abbildung der Realität. Was passiert dannach? Was passiert nächste Woche? Das sind Dinge die mich interessieren und ich will mich nicht abspeisen lassen damit, dass ich es mir denken kann. Dann kann ich nämlich ebenso ein Polizeibericht oder eben einen Zeitungsartikel lesen und nachdenken, was das Opfer nun machen wird. Verstehst du, was ich meine? Mir fehlt da noch einiges an Inhalt und Idee, bis es eine Geschichte wird. Ich hoffe, du arbeitest daran. Denn die Thematik ist sehr wichtig und verdient es aufgegriffen zu werden.

Beste Grüße,

Sonne

 

Hallo WortAkrobatiK,

Ich nehme mir nur mal paar Sätze heraus:

Währenddessen geht ein Junge über den Schulhof. Er sieht das Getümmel, kann aber nicht erkennen was los ist. Er kommt näher, sein Blick schweift zwischen die Reihen. Da sieht er es: Ein weinendes Mädchen liegt auf dem Boden. Er will ihr aufhelfen und kommt näher.

Das ist stellvertretend für den ganzen Text und ich schreib mal, wie er auf mich wirkt:

Da sitzt einer hinter einer Hecke und spricht leise in sein Diktiergerät, was er in der Ferne sieht. Er kennt keinen von denen, die da auf dem Schulhof sind.

Ich rate dir, den Text noch mal von vorne aufzurollen und dabei zu versuchen, nah an deiner Protagonistin dranzubleiben. Sicher hat sie auch einen Namen. Wenn du nur von dem Mädchen und dem anderen Mädchen und dem aggressiven Mädchen schreibst, verliert der Leser leicht den Überblick, wer gerade agiert oder spricht. Außerdem solltest du deine Sprache der Situation anpassen. Da sind Jugendliche. Niemand spricht heute mehr so gestelzt. Auch dein Erzähler sollte viel lockerer werden. Und dann wurde schon in anderen Kommentaren gesagt, der Leser muss mehr über das gemobbte Mädchen erfahren, muss erleben können, wie es überhaupt zu dieser ernsten Situation kommen kann. Wenn jemand gemobbt wird, dann gibt es immer eine Vorgeschichte.
Was deinem Text noch fehlt, das sind Bilder. Es sollte ein Film im Kopf des Lesers ablaufen. Er muss sich die Personen, Orte und Dinge bildlich vorstellen können.
Ich weiß, dass es nicht schön ist, gleich beim ersten Versuch harsche Kritik ernten zu müssen. Man empfindet seinen eigenen Text immer anders als ein Leser, der vor allem dich nicht kennt. Wenn du irgendwann als Autor agieren möchtest, dann ist jetzt die Gelegenheit, mit der Übung anzufangen. Lies andere Texte, bilde dir deine Meinung dazu und kommentiere sie. Und vor allem, schreib weiter.

Und damit willkommen im Forum.

Schönen Gruß
khnebel

 

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