Männer werde ich nie verstehen
Eigentlich führe ich eine harmonische und glückliche Beziehung mit dem besten Mann der Welt. Nur manchmal treibt er mich mit seinem „männlichen“ Getue in den Wahnsinn. So war es auch an diesem ominösen Samstagmorgen.
Ein Freund von uns, noch so ein spezielles Exemplar der Gattung Mann, wollte sich ein Haus kaufen und hatte einen Besichtigungstermin für diesen Morgen vereinbart. Da es immer besser ist, nicht alleine ein solches Unternehmen zu starten, sind wir bereitwillig mitgegangen. Nun muss ich aber noch erwähnen, dass eben dieser Freund bis dato in einer 400 Jahre alten Bruchbude wohnte, die seit mindestens 300 Jahren keinen Handwerker mehr gesehen hatte. Es war so schlimm, dass wenn man im Esszimmer zu Abend as und einen Stock höher jemand leise und auf zehenspitzen (alles andere war lebensgefährlich) umherging, unten das morsche Holz wie Mehl im Teller landete. Ich hätte also gewarnt sein sollen.
Das Objekt seiner Begierde, entpuppte sich dann auch als ein etwa 100 Jahre altes Haus, welches aber gemessen an seinem aktuellen Wohnsitz als durchaus modern zu bezeichnen war. Schon der verwilderte Garten, stimmte mich nicht eben optimistisch. Dieser Eindruck wurde auch durch halb von der Fassade fallenden Fensterläden und Rissen in der Wand nicht gerade verbessert. Auch das Innere des Hauses spottete jeder Beschreibung. Während ich also verzweifelt versuchte mein Unbehagen zu kaschieren, folgte mein Herzallerliebster interessiert dem stolzen Besitzer und unserem Kollegen durch diese Bruchbude, nicht ohne immer mal wieder so tolle Sachen von sich zu geben wie:“ Hohe Decken, das ist gut, mit etwas Farbe wird es ganz schön, eine Heizung braucht es bei uns in der Schweiz nicht unbedingt, der Kachelofen reicht auch“. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon resigniert und folgte den dreien, nur noch mit halbem Ohr zuhörend, durch die Katastrophe mit vier Wänden.
Nach längerer Zeit war die Besichtigung abgeschlossen und ich wurde an die frische Luft entlassen. Nun stand noch die Garage zur Inspektion an. Während die Männer über die, ihrer Meinung nach, nötigen kleineren Reparaturen fachsimpelten, öffnete der Besitzer mit viel Mühe das Tor. Zu meinem Leidwesen stand hier ein verrottes Etwas. Ich versuchte noch mit geschickten Ablenkungsmanövern (küssen, zulabern, wegzerren) das Schlimmste zu verhindern, aber zu spät. Er hatte es entdeckt und nahm das Schmuckstück sofort genauestens unter die Lupe.
Es stellte sich als ein Opel Kadett A heraus, welcher der Besitzer irgendwann einmal vor 20 Jahren dort abgestellt und vergessen hatte. Nun ist es aber so, dass mein Herzknabe ein absoluter Autofreak ist, mit der Devise je älter je besser. Mir schwante schon Schlimmes und versuchte die Katastrophe mit den Worten : “Denk nicht mal daran, sonst schläfst du auf dem Sofa“ abzuwenden, aber zu spät. Er hatte sich verliebt und als der Besitzer meinte er könne das Autoding gratis haben, müsse es einfach selber abholen, war für ihn die Sache klar. Alle meine Einwände, zuwenig Platz, zuwenig Zeit, zuwenig Geld für die Restaurierung wurden mit einem vernichtenden Blick bestrafft. Als ich dann auch noch erwähnte, dass für alle Autos irgendwann einmal die Zeit des Abschiedes und des neuen Lebens als Konservendose anbricht, wurde ich als hartherzig und unsensibel bezeichnet. Überhaupt, sei es doch allgemein bekannt, dass wir Frauen in solchen Dingen total herzlos seien und immer gedankenlos auf den Gefühlen der Autos herumtrampeln würden.
Wie recht er hat. Ich als Frau werde nie verstehen, wie man(n) sich freiwillig einen verrosteten Schrotthaufen in die Garage stellen kann, welcher die letzten 20 Jahre nicht gefahren ist und dies auch in den nächsten 20 nicht machen wird, da es an Platz, Zeit und Geld mangelt. Offensichtlich gehört auch das zu den Mysterien des männlichen Universums und wird uns Frauen (hoffentlich) für immer verschlossen bleiben.
Unser Freund hat übrigens das Haus nicht gekauft, ob es ihm wohl zu modern oder zu gut erhalten war?