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Männersachen

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26.01.2006
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Männersachen

Er befühlte sie. Tastete langsam an ihnen herum. Das war gut. Ihm war ein Meisterwerk gelungen. Sie fühlten sich so echt an. Lagen gut in der Hand. Nicht zu groß, aber was am wichtigsten war: endlich mal eine ordentliche Form.
Früher hatte er Socken genommen und einen BH seiner Mutter. Er schmunzelte. Ines hatte diese wunderbare Idee.
Silikonkissen - dass er nicht selbst darauf gekommen war. Er drehte sich hin und her vorm Spiegel, wie ein Model, ein bisschen fast wie die Campbell, mit ganz viel Fantasie.
Er mochte es, sich in dieser feinen schwarzen Spitze zu sehen. Wunderschön schmiegte sich dieses Muster an ihn.
Er setzte sich und zog die langen Strümpfe an, langsam, um auch ja keine Masche in den feinen Stoff zu reißen. Er war fast ein Meister im Strümpfe anziehen, sogar ein bisschen besser als Ines, die kam mit ihren langen Nägeln nicht klar.
Er stand auf, als nächstes der Rock. Nicht zu kurz, das wirkt leicht schlampig, dafür eng. "Hübsch" hatte die Verkäuferin gemeint, "heiß" fand er.
Er wühlte im Schrank, streckte sich nach dem süßen schwarzen Top - ein Silikonkissen rutsche beinah aus dem BH. Er stand auf Zehenspitzen, schnappte das Shirt und sank fast ein bisschen erleichtert auf den Boden zurück. Als er es überstreifte überkam ihn kurz die Angst. Ein blitzartiger Krampf im Bauch. Er hielt inne, besonn sich, befühlte nochmal seine falsche Brust. Sie saß gut.
Er setzte sich vor den Spiegel und sah vielleicht einen Moment zu lange hinein. Als er zum Puderpinsel griff überkam ihn die Wut. Er stieß den Stuhl weg, zerschnitt sein Top mit der erstbesten Nagelschere, streifte den Rock ab und zerrte sich die Seidenstrümpfe von den Beinen. Zuletzt befreite er sich aus diesem schrecklich engen BH. Das Silikon flog durch sein Zimmer und machte bei der Landung ein erbärmliches Geräusch.
Er stand keuchend mitten im Raum, Tränen liefen seine Wangen herab, diesmal entlang seiner echten Brust. Man hätte wohl gemeint, er wäre noch nicht so weit, aber für ihn war klar, die Welt war nicht bereit für ihn. Er zog Jeans und ein weites Shirt an. Während er zur Tür ging, trat er ein Silikonkissen weg. Irgendwann würde er es ihnen zeigen.

 

Hallo RosaEngels!

Boah, hätte nie gedacht, eine Geschichte mit dem Titel "Männersachen" zu finden, die sich mit dem Thema Transexualität auseinadersetzt, einen Mann als Prot hat UND dabei von einer jungen Frau geschrieben wurde :drool:...

Tja, gefallen hat's mir trotzdem. Ich kann mich zwar nicht wirklich gut in Transexuelle hineindenken :D, aber ich schätze, Du hast die Gefühlswelt eines Betroffenen ganz gut getroffen, mir kommt's jedenfalls ziemlich plausibel vor.
Besonders gefallen hat mir die Geschichte ab der Stelle, als der Prot wütend wird. Da wird ganz gut deutlich, wie schwierig es leider noch immer ist, sich in der Gesellschaft zu outen, ganz gleich, welche Neigung man hat.

Ach ja, soweit ich weiß, heißt es BH, also groß geschrieben ;)!

Also, schöne Grüße
Friedesang

 

Wow ich freue mich... Gerade die Geschichte hat mir leichte Bauchschmerzen bereitet, weil es eben doch so ein Tabuthema ist und ich vorallem niemand verletzen wollte und gerade kein Klischeebild von Transsexuellen zu zeichnen beabsichtigte. Eigentlich war alles eine ziemliche Lehrerverarsche, denn wir sollten Kurzgeschichten zum Thema: Aus dem Leben eines jungen Mannes schreiben und damit hatte keiner gerechnet. Ich bin froh, dass nun doch eine augenscheinlich gute Geschichte daraus geworden ist.
Vielen Dank, Rosa.

 

Hallo Rosa!

Mir gefällt der Text ebenfalls. Zwar etwas kurz, aber im Grunde ist alles gesagt.

Allerdings solltest du ihn in die Rubrik "Gesellschaft" verschieben lassen, denn um die Probleme der Gesellschaft mit Menschen, die anders sind, geht es dir doch, oder? (Ich hoffe jedenfalls, dass mehr dahinter steckt als "Lehrerverarsche". Wie ist der Text denn in der Schule angekommen?)

Grüße
Chris

 

Hallo RosaEngels!

Also mir hat der Text nicht so richtig gefallen. Den Anfang fand ich dabei noch recht gut, aber das hat sich für meinen Geschmack zu schnell gesteigert, das ging dann so holterdipolter, der Protagonist ist mir da ein bisschen zu oberflächlich gezeichnet. Vielleicht solltest du das langsamer angehen lassen. So wirkt das Ganze auf mich viel zu theatralisch, das passt vielleicht auf eine Bühne, aber so wird es ein bisschen ins Lächerliche gezogen.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

@all
Hallo erstmal ;)

@RosaEngels
Interessanter Text und noch bessere Idee. Das Spiel mit dem Titel Männersachen und dem eigentlichen Inhalt ist gelungen. Das Anziehen der Strümpfe, der Reiz von Nylon, schwarzer Spitze bis hin zum Silikonkissen, gefiel mir gut.

Ich war irritiert und fasziniert beim Lesen.

Allerdings geht es mir im 2ten Teil - wie Apfelstrudel schon m.E. richtig erwähnte - zu schnell.
Der Blick in den Spiegel, das eckige, kantige, stopplige, männliche was sich nicht überpudern lassen läßt - schon gar nicht in den Augen des LIs - das hätte verdient mehr ausgearbeitet zu werden - wenigstens so wie das Anziehen der Strümpfe oder die Begeisterung über den Fortschritt von der Socke zu Silikon.

Meine Zusammenfassung:

Die Idee ist gut, das Glücksgefühl ist gut beschrieben die Tragik aber leider nicht, weshalb das LI letzlich blass bleibt.

Gruß
Ballutschinski

 

Ja das is das Ding bei im Unterricht geschriebenen Werken... Das musses zum Schluss schnell gehen und darunter leidet dann das Ende... Wenn ich nochmal drüber lese, fällt mir auch auf, dass es insgesamt ruhig detailreicher sein darf.

@Chris Stone:
Na ja, gut Gesellschaft wäre machbar aber eigentlich geht es mir ja mehr darum aus dem Alltag dieses Jungen zu berichten, als die Gesellschaft direkt zu kritisieren. Daher dacht ich passt auch hier ganz gut. :)

Danke für die Kritik... Liebe Grüße an euch alle, Rosa.

 

Ja das is das Ding bei im Unterricht geschriebenen Werken... Das musses zum Schluss schnell gehen und darunter leidet dann das Ende...
Aber hier hindert dich ja niemand daran, nochmal zu überarbeiten. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rosa

Die Rubrikwahl ist immer so eine Sache.
Doch hier bei Alltag wird der Leser möglicherweise mehr überrascht, als wenn der Text durch die Rubrik Gesellschaft bereits eine Erwartungshaltung generiert.

Du hast mir ein Schlaglicht auf eine menschliche Tragödie präsentiert, in einer Art, die ich gut nachvollziehen, obwohl ich mich schwer in die Problematik einfühlen kann.
Der junge Mann im falschen Körper hat bereits Verbündetet (Ines), ist auf dem Weg zur Selbstöffnung, und doch wird sein/ihr Gefühl (noch zu stark) von den gesellschaftlichen Normen zurückgebunden.

Leider bleibt es durch die Kürze des Textes bei diesem Schlaglicht.
"Kuck mal, ooch schon vorbei."
;)

Ich würde mich freuen, wenn du dir Zeit nimmst und die Geschichte, vor allem den Übergang zur Wut im zweiten Teil, noch etwas ausbaust.

und zum Schluss noch etwas Texmex:

Du fängst viele Sätze mit Er an, das wirkt mit der Zeit etwas ideenlos.
Er befühlte sie. Er setzte sich... Er stand auf, ... Er wühlte im Schrank,
Gib ihm doch einen Namen, wie wäre es mit einem männlich/weiblichen? z.B. Dennis/Denise, und dann kannst du 'Er' und 'Dennis' abwechseln.

... war: endlich mal eine ordentliche Form.
Endlich
um auch ja keine Masche in den feinen Stoff zu reißen.
Da sind doch schon lauter Maschen drin. Besser fände ich: um auch ja keine Masche im feinen Stoff zu zerreißen.
"Hübsch" hatte die Verkäuferin gemeint, "heiß" fand er.
"Hübsch", hatte die Verkäuferin gemeint. "Heiß", fand er.
Als er es überstreifte, überkam ihn kurz die Angst.
besonn sich,
Höhensonne?;) besann sich.
Tränen liefen seine Wangen herab, diesmal entlang seiner echten Brust.
Die Träne macht mir da einen etwas weiten Weg.
Vorschlag: ..., Tränen liefen seine Wangen herab, und tropften auf seine echte Brust.
Man hätte wohl gemeint, er wäre noch nicht so weit, aber für ihn war klar, die Welt war nicht bereit für ihn.
Starke Aussage! Etwas holprig im Einstieg.
Vorschlag: Man könnte nun meinen, er wäre noch nicht bereit. Aber für ihn war klar, die Welt war noch nicht bereit für ihn.
(Wortwiederholung als Stilmittel.)
Oder ganz subtil:
Aber für ihn war klar, die Welt war noch nicht bereit für sie.

Gerne gelesen,
Gruss.dot

 

Jo also ähm ja... Ich hoffe ich komme jetzt nicht zu krass rüber, ich freue mich auch über jede Kritik, aber dotslash deine finde ich doch etwas over the top. Ich meine ich denk mir ja was, wenn ich Dinge so formuliere, wie ich das mache. Nicht falsch verstehn, aber grade dass der Protagonist keinen Namen hat ist bewusst so gemacht und ich find Spielereien wie Namen die auf beide Geschlechter passen nicht nötig. Sorry, aber manches scheint schon etwas kleinlich. Trotzdem danke und freut mich, dass dir die Geschichte trotzdem gefallen hat.
Lg. Rosa

 

Hallo RosaEngels,

mir ging es wie dotslash: In so einem kurzen Text 14 x Satzanfänge mit Er! Dass ist kein Stil, sondern langweilig.
Wenn du schreibst:

Das musses zum Schluss schnell gehen und darunter leidet dann das Ende...
und du noch keine bedeutenden Veränderungen vorgenommen hast, bedeutet das, dass der Text ja fast in einem runtergeschrieben und kaum in Ruhe nachgelesen, geschweige denn überarbeitet worden sein kann. Viele hier arbeiten Stunden, Tage an einem Text - lassen ihn liegen, gehen nochmal dran etc. - bis sie ihn dann tatsächlich posten.
Sorry, aber manches scheint schon etwas kleinlich.
Nein, da hat sich jemand einfach Gedanken zu dem Text gemacht - das ist doch ein Geschenk, dass man auch erst einmal zur Seite legen kann, wenn es einem grade nicht so reinpasst, aber nicht abweisen sollte.

Wenn du dich ernsthaft hier mit Textarbeit auseinandersetzen willst, sind solche Anmerkungen gang und gebe. Es kann dir für die nächste KA in Deutsch nur von Vorteil sein ;D.

Zum Text:

Das war gut. Ihm war ein Meisterwerk gelungen. Sie fühlten sich so echt an.
Das verstehe ich nicht ganz. Hat er die selbst zusammengebastelt?
Das liest sich gerade so.
-
Er wühlte im Schrank, streckte sich nach dem süßen schwarzen Top - ein Silikonkissen rutsche beinah aus dem BH. Er stand auf Zehenspitzen, schnappte das Shirt und sank fast ein bisschen erleichtert auf den Boden zurück. Als er es überstreifte überkam ihn kurz die Angst. Ein blitzartiger Krampf im Bauch. Er hielt inne, besonn sich, befühlte nochmal seine falsche Brust. Sie saß gut.

Sowas gibt es BHs eingearbeitet, dann kann nichts rutschen - entwickelt für Frauen mit Brustamputationen.

Gute Idee, inspiriert von dieser Klage der entfernten Eierstöcke, vermute ich mal.

Viele Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette... Tja, dann nehm ich dieses Geschenk mal an, aber leg es tatsächlich was weg... Es ist nicht so, dass ich nicht offen bin für Kritik, zwei meiner anderen Texte habe ich durchaus überarbeitet, nachdem produktive Vorschläge kamen... Tja... Mal sehn, wenn ich Zeit habe kann ich ja mal drüber gehen, einen Namen werd ich ihm trotzdem nicht geben.
Ansich dickes Danke...
Liebe Grüße, Rosa.

P.s.: Ich halte es für abwegig, dass sich ein junger Mann einen BH mit Silikonfüllung für Frauen kauft, denen die Brüste amputiert wurden, aber gut, die Gedanken sind frei...

 
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Hallo RosaEngels

Ich bin etwas erstaunt über deine polemische Reaktion über die Kritiken von bernadette und mir.
Aber keine Angst, ich werde dich nicht weiter behelligen mit "unproduktiven" Vorschlägen und wünsche dir noch viel Spass hier auf Kg.de.

.dot

 

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