Müde
Das Gewicht der Müdigkeit lastete tonnenschwer auf seinen Schultern. Allein die Augenlider daran zu hindern, noch weiter zu sinken, als sie es sowieso schon getan hatten, erforderte all seine Kraft.Seine Glieder schmerzten, als wären sie in den Gelenkpfannen verdreht worden. Er spürte in Intervallen Hitzewellen über seinen Rücken jagen, als sich sein Körper gegen den Versuch seines Geistes wehrte, sich zu konzentrieren. Jede seiner Bewegungen war zähflüssig, wie Honig, er nahm sämtliche Nuancen selbst eines Fingerabknickens wahr. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag in einer unendlichen Aneinanderreihung von Routinen und standartisierten Abläufen, so zahlreich, das sie vor seinem inneren Auge verschwammen und einen undefinierbaren, amorphen Klumpen ergaben, der von seiner Umlaufbahn, der Zeit, abgekommen war. Ein einziger Augenblick zerdehnte sich zur Unendlichkeit und die Unendlichkeit zog vorbei, gehüllt in den Mantel der Vergänglichkeit des Moments. Alles hatte seine Bedeutung verloren, die Automatismen steuerten seinen Körper, während sein Geist wie tot war, verwandelt in diese Masse, deren Einzelteile nicht mehr erkennbar waren, die verschwamm, abdriftete und immer kleiner wurde.
Jeder Atemzug war ein weiterer Schritt hin zur Schwärze des absoluten Nichts, dem Ende- und gleichzeitig dem Anfang von allem. Noch befand er sich im Raum dazwischen, doch sein Weg seine Realität wurde von Moment zu Moment, von Unendlichkeit zu Unendlichkeit, immer mehr eins mit dem Nichts der Erlösung, der Geborgenheit, der Verderbnis, der Vergessenheit.
Bedeutungslos. Fern. Müde. Schlafen.