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Müssen Kurzgeschichten hilfreich und/oder politisch korrekt sein?

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Merkwürdig ist in Deutschland, daß Begriffe wie "politisch korrekt" positv besetzt sind: sparsame Autos fahren, für Liberalität sein, auch mal beim Türken einkaufen und keine Plastiktüten im Garten verbrennen. Wie steht´s mit Afghanistan? Dies Land befindet sich im Krieg und niemand merkt etwas davon. Vielleicht weiß es nicht so recht, was in diesem Falle politisch korrekt ist.

Auf einer Veranstaltung mit Ole Nidal hat dieser die Zuhörer mit der Aussage irritiert, man solle nicht politisch korrekt sein. Auf Nachfragen antwortete er, die Deutschen müßten doch wissen, was passiert, wenn alle politisch korrekt sind.

Eine Unterstützung von ungewohnter Seite (für mich politisch ganz und gar unkorrekt): Die Idee der politischen Korrektheit hat im ganzen Land eine Kontroverse entfacht. Und obwohl die Bewegung aus dem lobenswerten Bedürfnis entstanden ist, die Überreste von Rassismus und Sexismus und Hass wegzufegen, ersetzt sie nur alte Vorurteile durch neue. Sie erklärt bestimmte Themen zum Tabu, bestimmte Ausdrücke zum Tabu und sogar bestimmte Gesten zum Tabu. Was als Kreuzzug für Anstand begann, ist umgeschlagen in einen Konfliktherd und sogar in Zensur.
George H.W. Bush, 1991, nach dem Wikipedia-Artikel über Politische Korrektheit.

 

Den Begriff „politisch korrekt“ zu definieren, ist nicht einfach (hängt vom jeweiligen Land und Zeitraum ab), doch in diesem Zusammenhang zum Glück nicht nötig. Was mich beim Matussek-Video erbost hat, war die Unverfrorenheit, mit der darin die zumeist auf Sachbücher zielenden Begriffe (politisch korrekt, konservativ, hilfreich) auch auf Romane ausgedehnt wurden mit dem Ziel, diese Begriffe zu desavouieren und ihnen damit Spitze zu nehmen, wenn sie, wie im Fall Sarrazin, zu Recht verwendet wurden.

In dem Matussek den Büchner-Preis-Träger Martin Mosebach mit Thilo Sarrazin auf eine Stufe stellte (über beide wird ja kontrovers diskutiert) und dazu noch die Namen wie Thomas Mann (eitle, hochgeschraubte Sprache) und Schopenhauer (beeinflusste Nitsche) und Nitsche (wurde von Nazis verehrt) einstreute, vermischte er alles und jeden zu einem unentwirrbaren Knoten, aus dem er dennoch leichter Hand 3 Punkte herausgriff:

Die Literatur heute

1. müsse hilfreich sein
2. dürfe nicht konservativ sein
3. dürfe keinen geschraubten Stil benutzen.

Er hätte auch sagen können: Thilo Sarrazin und Martin Mosebach sind schon deswegen gut, weil sie diesen 3 Kriterien nicht entsprechen, denn die sind ohnehin nur einer „unheiligen Allianz des schlechten Geschmacks, politischen Korrektheit und Selbstgerechtigkeit“ zu verdanken, gegen die die kirchlichen, jakobinischen und stalinistischen Zensuren ein Nichts gewesen seien.

Es hat Methode, einen Popanz aufzubauen, um auf ihn eindreschen zu können.

 

@Quinn - findeste? Erfolgreichste stories sind hier mainstream? Find ich nicht, der Gedanke hat aber was. Ohne Grey zu kennen stelle ich mir das lustig vor: eine Serie auf Pro 7 mit Seytanias Protokoll Phönix Blau als Pilot, näxte Woche Andrea H.s Miraculum, dann mit cliffhanger gemein eingeschnitten vllt Salems Amputation 2 ... :lol:
Phönix Blau und Miraculum waren beide nicht "erfolgreich" in dem Sinne. Amputation 2 hab ich nicht gelesen - zumindest nicht präsent - wieviel Prozent des Forums haben denn eine der drei Geschichten gelesen?
Erfolgreich ist was anderes als eine Empfehlung und drei gute Kommentare zu kriegen. Das ist der Unterschied zwischen Platz 1 in den Ratings und dem Gewinn eines Emmys, das meinte ich ja gerade.
Und wie gesagt: Wir sind hier nicht repräsentativ, weil hier Autoren andere Autoren besprechen ... also rein theoretisch müssten wir eher Texte befürworten, die über den Mainstream zielen. Dass wir das nicht tun, oder oft nicht tun, spricht nicht gerade für uns und das Forum.

So wie Du es meinst, konsumentenorientiert, sicher. Aber Mainstream ist auch die Grundlage für eine Million Opfer im Irak und wer weiß wie viele in Afghanistan.
Nö, find ich nicht. Komische Aussage. Da springst du aber von A nach D. Ich kann damit so nix anfangen.

 

Zitat:
So wie Du es meinst, konsumentenorientiert, sicher. Aber Mainstream ist auch die Grundlage für eine Million Opfer im Irak und wer weiß wie viele in Afghanistan.

Nö, find ich nicht. Komische Aussage. Da springst du aber von A nach D. Ich kann damit so nix anfangen.

Ja, von der belanglosen Literatur zu den Kriegsopfern ist der Gedankensprung vielleicht weit. Ich habe hier "Mainstream" im weiteren Sinne verstanden, als Synonym für alles, was unsere "Konsensgesellschaft" thematisiert und was sie verschweigt. Für mich ist Literatur ein wesentlicher Bestandteil davon. Sie ist ein Ende des Spektrums der Medien, die Bild-Zeitung vielleicht das andere. Beide graben nicht tief, schildern nicht Themen, die wenig bekannt oder sogar unterdrückt werden, sondern bedienen Erwartungen und erfüllen politische Zwecke. Bis auf Ausnahmen.

 

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