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Madagaskar

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Madagaskar

Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag zu Petra und ihren Kindern komme, sitzt sie vor Nudeln mit Soße, die kalt sind. Das erste Mal stand der Kombi des Bestattungsunternehmens im Hof und ich zog mich nach einem leisen Gruß Richtung Chauffeur zurück, ohne ins Haus zu gehen.
Sie holten Peter, ihren Mann.

Am Küchentisch sitzen wir uns schräg gegenüber, Petra und ich. Die anderen um den Tisch herum nehme ich erst einmal nicht wahr.
„Sie rannten dem Wagen hinterher, als er aus dem Hof gefahren wurde. Alle Kinder rannten hinter ihm her. Sie schrieen sich fast die Lungen aus dem Leib, besonders Martina und Barbara“, erzählt sie mir leise, “das war der schlimmste Moment bisher.“

Thomas, der Jüngste und wie sein Bruder Jojo noch Grundschüler, legt fünf Päckchen Tempo auf den Küchentisch und sagt: „Mama, die nehm ich mit zu Papas Beerdigung. Alle mit Madagaskar-Tieren. Guck: Das Zebra, der Löwe...“
„Du meinst, wir brauchen so viele Tempos?“, fragt ihn Petra.
„Mama, die reichen doch nicht für alle... für mich, für Jojo und du kannst auch noch welche haben. Die anderen müssen selber mitnehmen.“

Meine Nachbarn Sonja und Rolf sitzen hinten auf der Eckbank. Man besucht sich nach einem Todesfall, hier in diesem kleinen Ort. Man spricht miteinander, bietet Hilfe an und gibt sie gleich durch ein Gespräch oder Zuhören. Rolfs rechter Zeigefinger ist vom Nagel bis zum Mittelknötchen genäht, das Fleisch noch rosarot.
„Mensch Rolf“, frage ich, „was hast du mit deinem Finger angestellt?“
„Mein Sommerunfall, blöd gesägt, Glück gehabt.“
Kurz waren meine Gedanken mit einem blutüberströmten Finger beschäftigt. Ich wundere mich.
Peter ist tot, zehn Kinder haben keinen Vater und Petra keinen Mann mehr und ich interessiere mich für so einen läppischen Kreissägenschnitt, der Rolf höchstens den Zeigefinger hätte kosten können.

„An so viel ist zu denken“, spricht mich Petra an, „und die Kleinen haben nur noch ausgelatschte Schuhe, wann ich die bis zur Beerdigung noch neu ausstaffieren soll, weiß ich auch nicht.“
Martina kommt mit einer Freundin in die Küche. Die älteren Kinder sind alle in Trauerschwarz, das ist auch kein Problem bei der heutigen Mode, denke ich. Die drittälteste Tochter setzt sich auf den Schoß ihrer Freundin und nippt an einer heißen Tasse Kaffee, an der sie sich zitternd festhält.
„Ich nehm die Kleinen mit und gehe Schuhe kaufen“, sage ich bestimmt, „dann kann ich dir wenigstens damit etwas helfen und die Jungs haben vielleicht mal für ein paar Momente was anderes im Kopf.“

Im Schuhladen entpuppt sich mein Angebot als teilweise schwierige Aufgabe, obwohl beide mit Feuereifer bei der Sache sind. Für Thomas ist gleich ausgesucht.
„Mir tun alle Schuhe da in der Mitte weh“, jammert Jojo. Überbreite Füße lassen uns lange suchen. Frau Kern, die von der Kfz-Werkstatt mit ihren grell leuchtend roten Haaren, steht plötzlich vor uns.
„Ah, Frau Meyer, auch am Einkaufen“, begrüßt sich mich einfallslos und deutet auf Thomas und Jojo, “sind das nicht Lapperts Buben?“
„Genau.“
„Ja, wie geht es denn eurer Mama?“, fragt sie und beugt sich leicht nach unten, in Richtung Kinder.
Thomas schaut sie mit offenem Blick an: “Der Mama, der geht es gut, aber der Papa, der ist gestern gestorben.“
Sie schluckt. Einmal. Zweimal. Dann ist sie weg. Kein Wort mehr, kein Blick. Als wäre Feueralarm ausgebrochen, der einem von allem, was mit Höflichkeit zu tun hat, entbindet.
Ich kaufe Jojo Schuhe, die wunderbar passen und entsprechend teuer sind. Das lässt mich entspannen, wenn ich auch sechs Stunden von meinem Nebenjob draufgehen, denn diesen Luxus kann ich Petra nicht antun.

„Zum Abschluss gehen wir noch an die Eisdiele beim Münster.“
„Eine Kugel oder zwei?“, fragt mich Thomas spitzbübisch.
„Wenn du willst, drei.“ Ausnahmesituationen lassen großzügig werden.

Wir sitzen auf der Treppe unterhalb eines wichtigen Menschen, der in Stein gehauen ist.
Links und rechts neben uns Taubenkot; fast akrobatisch suche ich für mein Hinterteil einen freien Platz.
„Dem Papa geht’s jetzt gut, jetzt tut ihm nichts mehr weh“, nuschelt Jojo zwischen zwei Schleckern seines Schokoeis, „aber ich würd’ ihn gerne jetzt schlecken lassen, Schoko ist doch auch seine Lieblingssorte.“
„Der kriegt doch da oben im Himmel soviel Eis, wie er will“, ruft Thomas.
„Meinst du?“, schaut ihn sein Bruder skeptisch an.

Ihr weiterer Lebensweg ohne Papa wird Spuren hinterlassen, denke ich, und stelle mir vor, dass sie vielleicht als Pubertierende oder selbst in der Situation, Vater zu sein, viel zum Nachdenken und Verarbeiten haben werden. Ich wünsche ihnen, dass sie immer Menschen an ihrer Seite haben, die damit umgehen können.

Ich betrachte die beiden, wie sie froh an ihrem Eis schlecken, mit Tränen in den Augen und bin mir nicht sicher, ob es welche der Trauer oder schon der Hoffnung sind.

 

Hallo Rick,

Danke für die so positive Kritik, das hat mich natürlich sehr gefreut :).

Hi FloH,

[*]"bisher" würde ich streichen, dass kommt so als wüsste die Autorin, dass es noch viel härter kommt und sie das zwecks Spannungsaufbau absichtlich durchblicken lässt. Stattdessen würde ich es die Mutter so darstellen lassen, dass sie sich kaum Schlimmeres vorstellen kann.[/list]

Wenn Petra Revue passieren läßt, was passierte und dann resümiert, dass die eine Szene die bisher Schlimmste war... hm, ich kenne das bei uns so umgangssprachlich.
[*]Einige Stellen gibt es in dem Text, die etwas zu sachlich auf mich wirken, diese hier zum Beispiel.
Ok, diesen Einwand kann ich nachvollziehen. Vielleicht fällt mir da mal was Besseres ein.


  • Ich weiß nicht, ob man die Trauerkleidung nach den Maßstäben heutiger Mode aussuchen würde. Aber gut, ich war noch nie auf einer Beerdigung.
Habe ich mich da etwas ungeschickt ausgedrückt? Ich wollte sagen, dass die Jugendlichen sowieso oft Schwarz tragen und es deshalb - im Gegensatz zu ihrer Mutter, die immer buntgekleidet ist - nicht auffällt, dass sie Trauerschwarz tragen.

  • Für mich klingt das an dieser Stelle ironisch, so als ob dieser wichtige Mensch eigentlich gar nicht so wichtig ist. Warum nicht einfach Denkmal, und gut ist? ;)
Mir gefiel dieses Bild eines wichtigen Mannes, von dem die Prot den Namen aber nicht weiß, weil es viel Wichtigeres gibt.

Danke für deine Kritik. Ich laß mal deine Argumente zu diversen Stellen im Hinterkopf, aber vieles, was du bemängelst, ist auch Geschmackssache und werde ich nicht verändern.

Liebe Grüße
bernadette

 

Diesen Abgrund überblickt man erst, wenn man älter wird. Und diese Wunde wird sich nie schliessen. Zeit heilt NICHT alle Wunden. Dummer Spruch.

Letzte Woche sprach ich mit einer Mutter, die vor 21 Jahren ihren Sohn verlor und noch jeden Tag zu dem Straßenkreuz am Unfallort "pilgert", um die Blumen davor zu gießen: Ihre Worte:"Mir kommt es vor, als sei es gestern passiert..."

Danke für deine Worte.
bernadette.

 

Hallo bernadette

Ich hatte diese Geschichte bereits vor einem Jahr (oder waren es zwei?) gelesen, doch damals nicht die richtigen Worte gefunden. Auch jetzt beim erneuten Durchlesen, berührt mich dein Schlaglicht auf einen ganz alltäglichen Todesfall, bei dem ich plötzlich Zaungast bin und wie im realen Leben einen Klos im Hals bekomme.
Möglicherweise spielen da auch eigene Erfahrungen und Erinnerungen mit.

Schön erzählt, zeitlos und nachhaltig.
Lieben Gruss.dot

 

Hallo dot,

danke fürs Ausgraben :). Mir gefällt sie auch immer noch so, wie sie hier steht. Das ist nicht mit vielen KGs aus alter Zeit so.

Wie will man auch die richtigen Worte in solch einer Situation finden?
Das zeigt, dass sie dir nahe ging. Was will ich mehr?

Danke für deinen Beitrag.

Liebe Grüße
bernadette

 

Salve bernadette,

das ist eine Geschichte, die Eindruck hinterlässt, weil sie so nah an dem dran ist, was in einer realen Situation sein könnte. Eigentlich mag ich keinem Autoren a priori unterstellen, er verarbeite real erlebtes, liefere also nur einen fiktionalisierten Erlebnisbericht ab.

Doch selbst wenn dem hier der Fall sein sollte, hast Du geschafft, was den meisten solchen Texten abgeht, die sich in Nebensächlichkeiten verlieren. Du filterst die elementaren, bezeichnenden Momente heraus.
Die leichte Ablenkbarkeit der Protagonistin, die dann doch ganz handfest unterstützt; die pragmatische Trauerbewältigung der kleinsten Kinder, im Gegensatz zur Witwe, der vor lauter zu erledigenden Kleinigkeiten keine Zeit dafür zu bleiben scheint.

schön auch, dass der "wichtige Mensch", der in Stein gehauen ist, keinen Namen erhält; in dieser Situation könnte wohl jegliche Berühmtheit anwesend sein, Papa wäre immer wichtiger.

Kleinigkeiten:

den Rolf höchstens den Zeigefinger hätte kosten können.
mE "der", da der Artikel Subjekt des Nebensatzes ist.
weiß ich auch nicht“.
."

Insgesamt gerne gelesen.

LG, Pardus

 

Hallo bernadette,

hmm ... bei der Geschichte kann ich gar nicht analytisch rangehen und irgendwelchen Textkram loben oder bemängeln. Sie hat mich dafür zu stark berührt. Wirklich berührt. UNd das will ich nicht sezieren. Auch wenn es kein schönes Thema ist, danke ich dir für diese Berührung. Man nimmt viel zu viele Dinge als Selbstverständlich hin. Solche Begebenheiten (Geschichten) lassen in mir Dankbarkeit und Freude auflodern, darüber, was und wen ich um mich und bei mir haben darf. Das ist ein gutes Gefühl. Hoffentlich klingt das nicht zu schwülstig. Und wenn, dann pfff, ich glaube, du verstehst, was ich meine ...

grüßlichst
weltenläufer

 

Liebe Pardus, lieber weltenläufer,

euch beiden Dank für eure Worte zu der Geschichte. Es macht mich stolz, wenn sie Eindruck hinterläßt und berührt. Was will man als Autor mehr?

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette, ich bin noch neu (wie du ja weißt :) und versuche mich mal an einer Kritik.
Zunächst mal findet ich das Thema mutig - der Tod, zumal in frühen Jahren (ich vermute mal, dass Peter noch keine siebzig ist) ist ein heikles Thema in unserer Gesellschaft. Hinzu kommt bei dir die zehn Kinder (ganz schön viel - die Hälfte hätten es auch "getan") und damit sicher eine nicht (vermutlich) nicht unbedingt so rosige finanzielle Zukunft der Frau bzw. Mutter.

Dein Einstieg in die Geschichte hätte flüssiger und spannender/interessanter (wenn man bei einem solchen Thema davon reden darf) sein können (... das zweite Mal - Nudeln mit Soße, die kalt sind - das erste Mal).

"Am Küchentisch sitzen wir uns schräg gegenüber" Ist das wichtig?
", Petra und ich." unmotivierter Zusatz

"Die anderen um den Tisch herum nehme ich erst einmal nicht wahr." Umständlich formuliert

„Sie rannten dem Wagen hinterher, als er aus dem Hof gefahren wurde. Alle Kinder rannten hinter ihm her. Sie schrieen sich fast die Lungen aus dem Leib, besonders Martina und Barbara“, erzählt sie mir leise, “das war der schlimmste Moment bisher.“ Hier sind die zehn Kinder gemeint? Sehr unwahrscheinliche Szene!

"Thomas, der Jüngste und wie sein Bruder Jojo noch Grundschüler," Satzbau nicht flüssig genug

"legt fünf Päckchen Tempo auf den Küchentisch und sagt: „Mama, die nehm ich mit zu Papas Beerdigung. Alle mit Madagaskar-Tieren. Guck: Das Zebra, der Löwe...“ ansonsten eine sehr eindringliche Szene

„Du meinst, wir brauchen so viele Tempos?“, fragt ihn Petra.
„Mama, die reichen doch nicht für alle... für mich, für Jojo und du kannst auch noch welche haben. Die anderen müssen selber mitnehmen.“ Eigentlich überflüssig - ohne Kommentar der Mutter eindringlicher!

"Rolfs rechter Zeigefinger ist vom Nagel bis zum Mittelknötchen genäht, das Fleisch noch rosarot.
„Mensch Rolf“, frage ich, „was hast du mit deinem Finger angestellt?“
„Mein Sommerunfall, blöd gesägt, Glück gehabt.“
Kurz waren meine Gedanken mit einem blutüberströmten Finger beschäftigt. Ich wundere mich." Unmotiviert - was hat das hier für eine Funktion? Nur als Übergang zu der Aussage, dass zehn Kinder ihren Vater verloren haben? Wäre da nicht ein viel läppischere "Angelegenheit" besser gewesen?

„An so viel ist zu denken“, spricht mich Petra an, „und die Kleinen haben nur noch ausgelatschte Schuhe, wann ich die bis zur Beerdigung noch neu ausstaffieren soll, weiß ich auch nicht.“ Etwas überzeichnet!

"Im Schuhladen entpuppt sich mein Angebot als teilweise schwierige Aufgabe, obwohl beide mit Feuereifer bei der Sache sind. Für Thomas ist gleich ausgesucht." ... teilweise schwierige - grausamer Ausdruck / gleich ausgesucht - klingt merkwürdig

"Frau Kern, die von der Kfz-Werkstatt mit ihren grell leuchtend roten Haaren, steht plötzlich vor uns." warum grell leuchtend rot? gefärbte Haare = unnatürlich/aufgesetzt und kann nicht umgehen mit dem was gleich kommt?

„Ah, Frau Meyer, auch am Einkaufen“, begrüßt sich mich einfallslos und deutet auf Thomas und Jojo, “sind das nicht Lapperts Buben?“
„Genau.“
„Ja, wie geht es denn eurer Mama?“, fragt sie und beugt sich leicht nach unten, in Richtung Kinder.
Thomas schaut sie mit offenem Blick an: “Der Mama, der geht es gut, aber der Papa, der ist gestern gestorben.“ Gute Idee - aber wusste die Dame jetzt von dem Tod (sehr wahrscheinlich in so einem kleinen Ort!) - wenn ja, dann würde sie nicht so auf Frau Meyer und die Kinder zugehen oder besser mit der Siutation umgehen können.

"Sie schluckt. Einmal. Zweimal. Dann ist sie weg. Kein Wort mehr, kein Blick. Als wäre Feueralarm ausgebrochen, der einem von allem, was mit Höflichkeit zu tun hat, entbindet." Feueralarm = kein guter Vergleich - passt nicht / rot werden und verlegen sein könnte ich mir vorstellen

"Ich kaufe Jojo Schuhe, die wunderbar passen und entsprechend teuer sind. Das lässt mich entspannen, wenn ich auch sechs Stunden von meinem Nebenjob draufgehen, denn diesen Luxus kann ich Petra nicht antun." über wunderbar und entsprechend bin ich gestolpert - passt nicht wirklich gut / beim Rest ist etwas nicht ganz richtig = das ich zuviel? / Luxus antun = passt in dieser Situation auch nicht wirklich - ich gehe einmal davon aus, dass Petra das Geld nicht hat

„Zum Abschluss gehen wir noch an die Eisdiele beim Münster.“
„Eine Kugel oder zwei?“, fragt mich Thomas spitzbübisch.
„Wenn du willst, drei.“ Ausnahmesituationen lassen großzügig werden." Der letzte Satz ist überflüssig - warum dem Leser auch noch erklären, was vorher als Geschichte erzählt wurde - entweder der Leser kommt selbst drauf oder es ist nicht "gut" genug geschrieben

"Wir sitzen auf der Treppe unterhalb eines wichtigen Menschen, der in Stein gehauen ist.
Links und rechts neben uns Taubenkot; fast akrobatisch suche ich für mein Hinterteil einen freien Platz." Unwichtig für die Geschichte - Füllmaterial

„Dem Papa geht’s jetzt gut, jetzt tut ihm nichts mehr weh“, nuschelt Jojo zwischen zwei Schleckern seines Schokoeis, „aber ich würd’ ihn gerne jetzt schlecken lassen, Schoko ist doch auch seine Lieblingssorte.“
„Der kriegt doch da oben im Himmel soviel Eis, wie er will“, ruft Thomas.
„Meinst du?“, schaut ihn sein Bruder skeptisch an.
Sehr guter Dialog!!!

"Ihr weiterer Lebensweg ohne Papa wird Spuren hinterlassen, denke ich, und stelle mir vor, dass sie vielleicht als Pubertierende oder selbst in der Situation, Vater zu sein, viel zum Nachdenken und Verarbeiten haben werden. Ich wünsche ihnen, dass sie immer Menschen an ihrer Seite haben, die damit umgehen können." Wieder willst du etwas erklären, was nicht als Geschichte erzählt werden kann - so denkt doch niemand in dieser Situation - das läuft in Bildern ab

"Ich betrachte die beiden, wie sie froh an ihrem Eis schlecken, mit Tränen in den Augen und bin mir nicht sicher, ob es welche der Trauer oder schon der Hoffnung sind." Das ist fern ab der Realität - der Vater ist gerade (genau wird nicht klar, ob es am gleichen Tag oder schon vorher gewesen ist) gestorben - die Jungs sind relativ klein - Trauerarbeit läuft da anders ab - und Hoffnung? zu dieser Zeit? - das ist eine Art erzwungenes Happy End - ein offenes Ende hätte mir besser gefallen


Keine Ahnung, ob du mit meinen Überlegungen etwas anfangen kannst - wie gesagt - ich bin Anfänger (totz meines fortgeschrittenen Alters) ...
Ja, ja - ich weiß, ich kokettier hier gleich mit zwei Dingen - es sei mir verziehen.

Herzliche Grüße Heiner Meemken

 

Hallo Heiner,

vielen Dank erst einmal für die ausführliche Auseinandersetzung mit dieser Geschichte.

Ich werde mir alle Bemerkungen durch den Kopf gehen lassen und sicher auch dann mit mir hadern, denn jetzt nach fünf Jahren kommt vielleicht auch die Zeit, wo ich mich teilweise von Inhalten lösen kann, denn sie hat 100% dokumentarische Wahrheit und hing mir bisher so, wie ist geschrieben ist, am Herz. Das bringt aber einem unbeteiligten Leser nichts, das weiß ich und würde ich an anderer Stelle auch so argumentieren. Einige Anmerkungen kann ich sofort nachvollziehen und gehe damit d'accord.

Da ich aber die nächsten Wochen im Urlaub und auf einer längeren Fortbildung bin, dauert dieses Drübernachdenken eine Weile. Dies nur als kurze Rückmeldung, wenn ich dann ab Mitte Juli wieder im Alltag gelandet bin, werde ich mich hier ausführlicher dazu äußern.

Viele Grüße
bernadette

 

Hallo nochmals, ich habe die vielen Kritiken vor mir nicht gelesen (vermutlich beeinflusst einem das auch nur) und von daher nicht gewusst, dass die Geschichte autobiografische Anteile hat.
Aber du hast Recht, das interessiert den Leser nicht - diese Art von Literatur ist etwas anderes als ein Bericht oder ein bloßes Abbild des Geschehenen.
Schöne Tage im Urlaub und bei der Fortbildung.
Heiner Meemken

 

Liebe Bernadette,


ich weiß, die Geschichte ist schon älter, aber das macht nix. Sie ist zeitlos gut.
Es sind gar nicht mal irgendwie besonders ausgefeilte Formulierungen, die mich das schreiben lassen, sondern es ist diese Atmosphäre, die du in dem Text geschaffen hast.
Am Ende packt einen die Betroffenheit. Ich habe die Traurigkeit der Erzählerin auch bei mir gespürt und genau das beeindruckt an deiner Geschichte. Du packst den Leser nicht in ein Korsett, er soll nicht dies oder jenes fühlen, du beschreibst einfach nur diese kleinen Szenen und lässt die wirken. Und sie wirken.


Schade, dass im Moment keine weiteren Geschichten von dir kommen. Aber ich weiß ja, dass du trotzdem kreativ bist und verstehe gut, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann. Leider! :D

Herzliche Grüße

lakita

 

Liebe Bernadette,
ich weiß, die Geschichte ist schon älter, aber das macht nix. Sie ist zeitlos gut.


Schade, dass im Moment keine weiteren Geschichten von dir kommen. Aber ich weiß ja, dass du trotzdem kreativ bist und verstehe gut, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann. Leider! :D


Nach über zwei Jahren wird die Geschichte wieder aus der Versenkung geholt. Mich hat das in diesem Moment, liebe lakita, unglaublich berührt, weil ich grade vor zwei Tagen nach langer Zeit mit einer der Ideengeberin zu der KG ganz intensiv zu tun hatte. Schicksal oder Zufall oder vorbestimmt oder was weiß ich - es war für mich schon sehr verwunderlich.

Man soll so was ja nicht offenbaren, aber ich tue es einfach: Diese Geschichte habe ich 1:1 genau so erlebt. Und vor zwei Tagen habe ich eine der Töchter am Grab vom Vater fotografiert, weil sie ihrem Freund damit eine bebilderte Geschichte erzählen wollte ... und damit haben wir wieder den Kreis zum kreativen Arbeiten. Mehr kann ich dazu grade nicht sagen, weil es mir die Sprache verschlägt.

Ich drück dich,
bernadette

 

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