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Magnolien und heisse Schokolade

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22.02.2005
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Magnolien und heisse Schokolade

Die Magnolien sind wunderschön, er hat mir wirklich nicht zuviel versprochen. In voller Blüte schon, weiss und graurosa, gross, leuchtend und opulent, zwischen all den anderen noch kahlen Bäumen stehend.

Ich wusste gar nicht, dass er sich noch daran erinnern konnte, wie ich letztes Jahr an einem sonnigen Frühlingstag von Magnolien geschwärmt hatte. Wir waren im Park spazieren, als wir an diesem kleinen, blühenden Baum vorbeikamen und ich ihm von meiner Begeisterung für Magnolien erzählte. So setzten wir uns hin, unter den Baum. Er erzählte mir, dass im Süden, am Lago Maggiore, die Magnolien noch viel prächtiger seien als auf der Alpennordseite, und dass er mich einmal dorthin mitnehmen wollte, wenn sie mir so gefielen.

Jetzt, als Fabian sein Versprechen einlöst, ist der Himmel über uns nicht azurblau wie an jenem Tag, sondern grau und wolkenverhangen. Trotz des Regens gefallen mir die blassrosa Magnolien noch besser als diejenigen im Park unseres Städtchens. Ich zupfe eine nasse Blüte ab und stecke sie mir ins Haar. Fabian ruft sofort, ich solle so stehen bleiben und holt seine Spiegelreflexkamera aus seinem Rucksack hervor.
„Deine Jacke passt farblich hervorragend zu den Magnolien, lass mich ein paar Fotos machen! “
Fabian, der Künstler. Ich muss grinsen, als er in die Knie geht und mich durch den Sucher fixiert. Er dreht am Objektiv, misst die Belichtung, wählt die richtige Blende. Mehrmals wechselt er die Perspektive, bevor er mich abknipst. Das Prozedere wiederholt sich aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln.
„Bist du endlich fertig?“, frage ich halb belustigt, halb ungeduldig.
„Eins, ein letztes noch, okay?“, bettelt er und lächelt unwiderstehlich. Ich seufze und wechsle meine Pose.
„Was machst du eigentlich mit all diesen Fotos von mir? Hängst du sie über dein Bett auf oder klebst du sie in Alben ein? Ich meine, irgendwo musst du sie doch aufbewahren.“
Fabian murmelt etwas Unverständliches und errötet.
„Oh, lass mich raten, du hängst sie über dem Bett auf, nicht?“, scherze ich. Fabian nimmt es aber ernst.
„Also, eigentlich klebe ich sie in ein Album, aber können wir das Thema lassen?“, erwidert er ein wenig verärgert und beschämt. Ich habe ihn wohl gerade an einem wunden Punkt erwischt und bereue sofort, was ich gesagt habe. Er fummelt an seiner Kamera herum, um nicht mich anzusehen. Vermutlich ist er noch immer in mich verknallt, wie damals. Er tut mir leid. Ich mag ihn wirklich, aber mehr nicht. Wir haben uns vor mehr als einem halben Jahr getrennt, als Freunde, und wir verstehen uns immer noch sehr gut.
Nach dem Gymnasium ist er an die Kunstschule, ich an die Uni. In zwei verschiedene Städte sind wir gezogen, haben uns aber zwischendurch E-Mails und in den Ferien Postkarten geschrieben. Schon seit einer Weile hatte ich nichts mehr von ihm gehört, bis er vor zwei Tagen angerufen hat. Aus heiterem Himmel fragte er mich, ob ich mit ihm ins Tessin an den Lago Maggiore kommen wolle. Er war schon immer so spontan gewesen, was mich manchmal an ihm nervte, aber ich habe zugesagt. Ich weiss nicht einmal, weshalb, vielleicht, weil er mich so lieb gefragt hat. Er ist ein sanfter Typ, so liebenswürdig und einfühlsam. Damit konnte und kann er mich schnell um den Finger wickeln. Heute Morgen hat er mich am Bahnhof abgeholt und ins Ferienhaus seiner Eltern gefahren. Sein Vater ist Chef einer Firma, die Computerteile herstellt, daher kein Wunder, dass sie sich solch eine Liegenschaft, ein umgebautes Weingut am Lago Maggiore, leisten können.
Im Garten der mediterranen Villa – Ferienhaus wäre eine masslose Untertreibung – stehen nun diese schönen Magnolien, neben geradezu mickrig wirkenden Rhododendren. Aber vom Inneren bekomme ich erst einmal gar nichts zu Gesicht, denn Fabian nimmt mir die Tasche ab, stellt sie in den Eingang und schliesst die Türe. Ich stehe verwirrt auf dem sauber gerechten Kiesweg.
„Was ist denn?“, frage ich.
Er grinst. „Überraschung. Wir machen einen kleinen Ausflug!“
„Wohin denn?“
„Du wirst schon sehen.“

Als er das Auto endlich parkiert, habe ich die Orientierung bereits völlig verloren. Zuerst sind wir am See entlang gefahren, dann in die Berge abgebogen und auf kurvenreichen Strassen durch kleine Dörfer getourt. Weisse Ortstafeln ziehen am Fenster vorbei, Suino, Sessa, Bombinasco, Nerocco, Novaggio... vorbei an Bergkirchen und Rebhängen. Edelkastanien säumen den Weg. Die blaugrauen Wolken haben sich ein bisschen aufgelöst, aber nur schwach. Weit entfernt ist kurz ein Stück hellblauer Himmel zu sehen, der jedoch bald wieder verschwindet. Vereinzelte Nebelschleier schleichen die bewaldeten Berghänge hinauf. Immerhin, es regnet nicht mehr.
„Findest du den Malcantone nicht auch schön?“, meint Fabian. „Ich liebe diese Dörfer.“
Ich nicke nur. Mir ist schwindlig von den vielen Kurven, doch ich möchte ihm die Freude nicht verderben, er meint es ja gut, und die Landschaft ist tatsächlich schön, nicht grossartig, aber urtümlich und unberührt irgendwie, nostalgisch. Kleine Gassen, schräge Treppen, windschiefe Rebhäuschen, Halbruinen und abbröckelnder Putz müssen für eine Künstlerseele wie ihn eine wahre Augenweide sein.
Wir steigen aus. Fabian blickt etwas skeptisch in den Himmel hinauf. Es ist noch kühl, auf den höchsten Gipfeln des Alpenvorgebirges liegt frisch gefallener Schnee.
„Wir sollten lieber einen Schirm mitnehmen.“
„Ach, ich habe doch meine Regenjacke an, das wird reichen.“
„Trotzdem“, sagt er und kramt aus dem Kofferraum einen grossen Schirm hervor. Er schlägt die Richtung ein, in der hässliche Neubauten und Fabriken stehen. Ich verstehe seine Absicht nicht, aber ich folge ihm neugierig. Nach wenigen hundert Metern beginnt es zu tropfen, worauf ich die Kapuze meiner Jacke über den Kopf stülpe.
„Fabian, kannst du mir nicht endlich verraten, wohin du mich schleppst?“
„Hmm, also gut. Wenn du’s unbedingt wissen willst, sag ich’s dir. Ich bin nämlich ein hinterhältiger und abgrundtief böser Raubritter, der hilflose Prinzessinnen auf einen einsamen Berg entführt, wo ein fürchterlicher Drache den einzigen Zugang bewacht.“
„Muss ich kreischen oder weglaufen?“
„Weglaufen nützt nichts, kreischen auch nicht.“, Er grinst und packt mich. „Du entkommst mir nicht!“, flüstert er mir theatralisch ins Ohr und zieht mich an ihn heran. Im ersten Augenblick ist mir seine Nähe unangenehm, fremd beinahe, ich will ihn abweisen. Wie lange war ich ihm schon nicht mehr so nahe gewesen? Aber ich rieche seinen vertrauten Duft und ergebe mich. Seine Haare kitzeln und ich muss kichern.
„Mensch, Julia, hast du keinen Sinn für Dramatik?“ Er versucht, einen ernsten Ton in die Stimme zu legen und verdreht die Augen. Ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Wange.
„Zufrieden, böser Ritter?“
„Naja, immerhin werde ich meinem Drachen sagen, er soll dich nicht gleich auffressen.“
„Wie liebenswürdig.“

Der Regen wird immer stärker. Irgendwann bin ich unter seinen Schirm gesprungen und habe mich bei ihm eingehakt. Die Häuser sind nun verschwunden und einem Wald gewichen. Die weissen Buschwindröschen stechen aus dem zaghaft spriessenden Grün hervor. Neben uns erhebt sich ein steiler Berg mit nassen Felswänden, Wasser rinnt in Bächen herab. Neben der Strasse ist das Ufer eines Sees, auf dem sich durch den Regen kleine Spitzchen bilden. Ein Schwan landet auf dem Wasser, hinter dem Regenvorhang kaum noch erkennbar, Wellen rauschen zur Seite. Ganz in Ufernähe taucht ein bunter Wasservogel unter.
„Ein Haubentaucher! So nah! Und ich habe die Kamera nicht dabei!“ Fabian ist sichtlich enttäuscht.
„Aber Regen würde deiner Kamera sicher nicht gut tun, oder?“, versuche ich in zu aufmuntern.
„Hast Recht.“
„Was ist das denn für ein See? Oder willst du es mit immer noch nicht sagen?“
„Das ist ein Teil des Lago di Lugano, und das“ – er zeigt auf den Berg – „ist der Monte Caslano.“
„Und unser Ziel?“
„Der Weg ist das Ziel.“

Mittlerweile haben sich meine Hosen vollkommen mit Wasser aufgesaugt, ganz zu schweigen von den mit Schlamm überzogenen Schuhen. Fluchen hilft sowieso nichts, sage ich mir, als ich in eine tiefe Pfütze trete. Fabian murmelt und wünscht sich das Wetter zur Hölle. Wir folgen dem kleinen steinigen Pfad, in dem sich das Wasser sammelt. Die schroffe Bergwand ist bei Sonnenschein sicher sehr eindrücklich, die Aussicht auf den See und die kleinen Buchten hinunter wahrscheinlich auch, aber jetzt ist das italienische Ufer auf der anderen Seite nur schemenhaft sichtbar und ich schaue momentan mehr auf den Boden, um nicht in eine weitere Pfütze zu steigen.
„Entschuldige, Julia. Ich wollte dich mit einem schönen Frühlingsspaziergang überraschen, aber...“
Er schüttelt das Wasser ab, welches sich auf dem Schirm gesammelt hat. Nasse Haarsträhnen fallen ihm ins Gesicht. Missmutig rümpft er seine Nase und kickt einen Tannenzapfen weg. Ich muss plötzlich lachen, lauthals lachen, weil wir hier draussen im Regen stehen. Mitten im strömenden Regen auf einem kleinen Wanderweg. Völlig durchnässt. Mitten im Frühling, auf dem Monte Caslano, unter kahlen Bäumen. Absurd irgendwie, absurd, dass wir, statt im Trockenen zu sitzen, uns freiwillig verregnen lassen. Fabian schaut mich schräg an.
„Alles in Ordnung?“
Ich versuche ihm es zu erklären. Er seufzt.
„Ja, ich gebe zu, es war nicht die brillanteste Idee von mir, okay.“
„Schon gut, ich meine es nicht so, es ist einfach eine derart absurde Situation, dass ich lachen musste. Passiert dir das nie?“
„Nicht so oft wie dir, wie es scheint.“ Er macht eine Pause. „Aber es stimmt, es ist absurd.“ Er grinst nur, macht einen Schritt vor und rutscht auf dem glitschigen Stein aus. Klatschend landet er mit dem Gesäss in der nächsten Pfütze. Einen Moment lang schweigen wir und schauen uns an. Dann brechen wir gleichzeitig in Gelächter aus. Wir krümmen uns vor Lachen, wodurch alles noch grotesker wird. Kaum haben wir uns halbwegs beruhigt, als Fabian den Schirm zusammen klappt und ihn in hohem Bogen wegwirft.
„Den brauchen wir nicht mehr, ich bin sowieso bis auf die Unterhosen nass.“
„Bis auf die Unterhosen?“ Ich pruste noch einmal los.

Die letzen hundert Meter zum Auto sprinten wir, nachdem wir den Monte Caslano umrundet haben. Ich bin Fabian voraus, aber am Ende holt er mich ein.
„Dem bösen Raubritter entkommt keiner!“
„Ich ergebe mich! Nimm mich in deiner Kutsche mit!“ Er lacht.

„Etwas dagegen, wenn ich die Hosen ausziehe? Sie sind klatschnass.“ Ich warte seine Antwort gar nicht ab und verrenke mich so, dass ich sie abziehen kann. Er schielt zu mir herüber.
„Also, deine schönen Beine würden mich beim Fahren zu sehr irritieren.“
Ich spiele die Empörte.
„Leg doch die Wolldecke dahinten drüber, ausserdem würdest du dich erkälten“, fügt er hinzu. Es ist tatsächlich kühler geworden.
Der Heimweg, den wir nehmen, ist viel kürzer, wir fahren auf einer Hauptstrasse zurück. Der Scheibenwischer zuckt nervös hin und her. Vor uns die roten Rücklichter anderer Autos. Fabian konzentriert sich auf die Strasse und den dichten Verkehr, ich versuche ihn nicht abzulenken und blicke schweigend aus dem Fenster.

Aus der Küche steigt der Duft warmer Milch auf. Ich sitze im Wohnzimmer, in eine dicke Decke gehüllt und blättere lustlos in einem Buch. Nach einer Weile lege ich es auf die Seite, schniefe ins Taschentuch und stelle den Fernseher an. Ein Flachbildschirm. Sie haben wirklich Geld.
Eine Soap läuft. Ach ja, neuerdings nennt man das Telenovela. Anderer Name, gleicher Unsinn. Er sagt gerade „Ich liebe dich doch!“. Sie schaut ihn mit Tränen in den Augen an, zögert und wirft sich ihm schluchzend in die Arme. Wie billig. Die Nachrichten sind auch nicht viel versprechend - ein neuer Selbstmordanschlag im Irak, ein Besuch des Aussenministers in Japan, eine neue Schönheitskönigin, das Bild eines jungen Giraffenbabys, welches sich scheu das erste Mal in der Öffentlichkeit sehen lässt.
Fabian kommt aus der Küche und rettet mich, gerade bevor ich vollständig in Missmut zu versinken drohe.
„Heisse Schokolade, das magst du doch?“
Ich huste und nehme die Tasse dankend an. „Du alter Charmeur! Mmh, schwarze Schokolade! Zartbitter!“
„Und zum Abendessen habe ich Tagliatelle mit einer Steinpilzsauce vorgesehen.“
„Du nützt alle meine Schwächen aus! Wie fies!“ Ich nehme einen kräftigen Schluck und spüre, wie die Wärme in meinen Körper zurückfliesst. Fabian schaut mich an, schaut mich einfach zufrieden an, wie ich genüsslich die heisse Schokolade trinke.

Die Flasche auf dem Tisch ist beinahe leer, zwei Weingläser daneben, das Dessert ausgelöffelt. Eine Kirchenuhr schlägt in der Ferne. Ein Uhr? Zwei Uhr? Mir ist es egal. Ich kuschle mich an Fabian, spüre seinen warmen Körper unter der Decke. Er legt seine muskulösen Arme um mich. Wir schweigen. Wir brauchen uns nichts zu sagen, wir kosten nur diesen wertvollen Moment aus, behutsam, wie man einen Schmetterling, den man gefangen hat, in der hohlen Hand betrachtet.
Fabian ist schon eingeschlummert, seine Brust hebt sich langsam und senkt sich wieder, in regelmässigen Zügen. Ich kann seinen schwachen Atem hören. Meine Augen werden feucht.

Am nächsten Morgen wache ich spät auf. Fabian hat schon das Frühstück vorbereitet. Ich habe ein schlechtes Gewissen, er hätte mich ruhig wecken können. Jetzt hat er den ganzen Abwasch alleine gemacht, das Geschirr von Gestern ist säuberlich im Schrank versorgt. Frische, duftende Buttergipfel liegen auf einem Teller, Honig und Marmelade stehen daneben.
„Gut geschlafen?“
„Ja, Danke“, nicke ich. Aber mein Nacken ist steif und in meinem Hals hat sich ein Frosch eingenistet.
„Ich mache dir einen Tee.“ Er saust in die Küche. Ich schaue auf die Uhr. Noch eineinhalb Stunden, dann fährt mein Zug los.

Abschiedsmomente, wie ich sie hasse. Was ich nicht leiden kann, sind die ach so sentimentalen Leute, die sich mit geröteten Augen hundertmal umarmen müssen, bevor sie einander loslassen. Nur um sich ein weiteres Mal umarmen zu können.
Fabian trägt mein Gepäck zum Gleis hinauf, obwohl ich es ihm abnehmen will.
„Das ist mein Rucksack, Fabian, lass mich doch.“
„Nein, du bist krank und erkältet, und zwar durch meine Schuld.“
„Lass mich wenigstens selber damit einsteigen.“
„Wenn du darauf bestehst.“
Noch fünf Minuten. Wir stehen auf dem Bahnsteig und wissen nicht was sagen. Ich bemerke, wie er mehrmals zu einem Satz ansetzen möchte und dann doch schweigt. Betreten schaue ich auf den Boden.
„Möchtest du ein Halsbonbon? Ich kauf dir eine Packung.“
„Nein, Danke. Mach dir mal meinetwegen kein Sorgen.“ Mein Husten straft Lügen. Glücklicherweise rettet mich der Zug. Der nächste Hustenanfall geht im Quietschen der Bremsen unter.
„Also, mach’s gut, Fabian.“
„Du auch, pass auf dich auf.“ Keine geröteten Augen. Das Taschentuch nur wegen meiner Erkältung. Drei flüchtige Küsschen auf die Wange. Links, rechts, links.
„Meld dich Mal wieder, wenn du daheim bist!“, ruft er mir zu, als ich einsteige. Ich finde schnell einen Platz und setze mich zu einer alten Frau mit einer dicken Lesebrille ins Abteil, die in ein Buch vertieft ist. Fabian winkt mir zu, als der Zug auch schon losfährt. Ich winke zurück.
Beim Verlassen des Bahnhofs erhasche ich einen Blick auf die Magnolien, welche zwischen den Parkreihen stehen. In wenigen Wochen wird von ihrer weissrosa Pracht nicht mehr viel zu sehen sein. Nur noch blasse, welkende Blütenblätter mit braunen Rändern, den Boden unter ihnen bedeckend. Ich werde Fabian nach den Fotos fragen.

 

Hallo sirwen,

Ich hab hier eine liebe kleingroße Geschichte gelesen, so für zwischendurch, zur eher seichten Unterhaltung, Entspannung. Hat mir sehr gefallen. Es ist die Art ihrer Beziehung, welche die Geschichte so interessant macht, es sind die schön indirekt eingearbeiteten Details ihrer Charakter. Man spürt es knistern und fühlt sich aber in dieser Sache wiederum von der Geschichte widersprochen, das macht ihren besonderen Reiz aus.

Ich hätte sie allerdings eher in Romantik/Erotik vermutet.

Ein paar Fehler bzw. stilistische Verbesserungsmöglichkeiten hab ich noch:

Lachen wie blöde, schlimmer, als wenn man bekifft ist.
Ich vermute, dass soll der Leser ergänzen zu "Wir lachen...". Tut er zumindest in meiner Person nicht, sondern ich ergänze fälschlicherweise "Es ist ein Lachen wie blöde", weil Lachen im vorigen Satz ein Substantiv ist. Vorschlag: Wir lachen wie blöde, Passanten würden uns mindestens für bekifft halten.

Fluche hilft sowieso nichts, sage ich mir, ...

„Nein, Danke. Mach dir mal meinetwegen nicht solche Sorgen.“
"nicht solche" klingt hier ein bisschen hölzern, wie wäre es mit keine?

Soweit meine kleine Fehlerliste. Den Text habe ich auf jeden Fall gern gelesen.


FLoH.

 

Hi FLoH!

Danke für die Kritik und dass dir meine (für die Jahreszeit schon ein bisschen verspätete :hmm: ) kg gefallen hat!

Ich hätte sie allerdings eher in Romantik/Erotik vermutet.
Ich war mir nicht sicher, ob der Text romantisch genug ist oder doch eher alltäglich. Am besten frag ich mal einen Moderator.

Die Fehler und stilistischen Mängel werde ich sofort beheben!

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo sirwen!

Also: mir hat Deine Geschichte gefallen. Sie ist zwar nicht der große Renner, aber die Charaktere sind gut ausgearbeitet, plastisch und "echt" - es ist schön, dieses Wiedersehen zu lesen und die Gefühle dahinter zu entdecken. Flüssig und mit interessanten Details geschrieben. Und ich finde, die Rubrik passt hier genau! Nicht alles, was einen Hauch von Romantik hat, muss entführt werden!! Nein, im Ernst, diese Art der Beziehung passt hier doch wunderbar - sie ist ein Teil des Alltags.

Eine Frage noch: lebst Du in der Schweiz? Falls nicht, dann schau aber unbedingt nochmal ss/ß durch!! "Strasse" z.B. tut mir fast körperlich weh. ;)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Maus, hallo Maggie!

Beiden Danke für's Lesen und Kommentieren!

@Maus: Gut, die kg bleibt im Alltag. ;)

"Strasse" z.B. tut mir fast körperlich weh.
Ich lebe in der Schweiz, daher ss statt ß. Entschuldigung, wenn dir das fast körperlich weh tut. Muss ich eigentlich auf kg.de die deutsch-deutsche Rechtschreibung Verwenden? Die ß-Regeln kenn ich nämlich überhaupt nicht (ich weiss nicht einmal, wie man dem Ding sagt :hmm: ...). Kleine Anmerkung für diejenigen, die das Tessin nicht kennen: das ist der italienischsprachige Teil der Schweiz.

@Mag:

Außerdem finde ich es auch gut, wie du die Gefühle von Fabian beschreibst und es nicht dazu kommen lässt, daß die beiden sich z.B glücklich aneinander schmieden und wieder zusammenkommen oder so was...
Man weiss nie, wie eine solche Beziehung weitergeht, und ein kitschiges Happy-End war einfach nicht möglich! Im richtigen Leben ist es doch auch so, dass nicht alles funktionieren kann.

Liebe Grüsse
sirwen

P.S.: Mein Güte, schon mein 100. Beitrag!

 

Hallo Sirwen,

ich mag Geschichten wie deine: Geschichten die leise sind und bei denen man zwischen den Zeilen lesen muss. Natürlich ist sie nicht total tiefsinnig oder anspruchsvoll, aber du hast diese Momente zwischen den Beiden sehr schön eingefangen. Eine zeitlang hatte ich sogar das Gefühl, es wäre eine autobiographische Geschichte. Falls nicht, dann hast du es jedenfalls hinbekommen das Ganze so echt zu schreiben, dass es auf mich so wirkt.

Einziger Kritikpunkt: Manchmal hast du mir etwas zu viele Worte gemacht. Zum Beispiel bei der Sache mit dem Schmetterling. Da versuchst du, meiner Meinung nach, etwas zu erklären, dass sich die meisten Leser selbst denken können - und durch deine erklärenden Worte machst du diese Gedanken wieder "kaputt". Manchmal hast du auch die Dialoge, für meinen Geschmack etwas zu lange gestaltet. Ich schätze ein paar Kürzungen würden der Geschichte gut tun - ich glaube manche deiner Bilder würden in gestraffterer Form NOCH besser wirken.

LG
Bella

 

Hallo Bella!

Danke für dein Lob und deine Kritik!

Die Geschichte ist von autobiografischen Erlebnissen inspiriert (was die Örtlichkeiten und den Regen betrifft), aber ansonsten frei erfunden. Als eine tiefsinnige Geschichte war es auch nicht geplant, deshalb freue ich mich, dass es dir als "leichte Kost" gefallen hat.

Ich werde die Geschichte überarbeiten und ein paar Kürzungen vornehmen, jetzt fällt es mir auch auf, dass manche Sachen gar nicht nötig sind.

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo sirwen!

Nette Geschichte mit einem schönen Stil, die sich munter runterlesen lässt.
Tiefgründig ist sie nicht, will sie auch gar nicht sein.
Dafür ist sie schön erzählt und unterhält.


Details - wie immer sehr subjektiv und NUR Vorschläge:

Vermutlich ist er noch immer in mich verknallt, gleich wie damals.
Wieso "gleich" - kann man streichen.

Er war schon immer so spontan gewesen, was ich manchmal an ihm hasste, aber ich habe zugesagt.
Hass ist in diesem Fall ein zu böses Wort - "was ich nicht mochte an ihm"

Edelkastanien säumen den Weg.
Diese Beschreibung der Autotour ist ja ganz nett - trotzdem fehlenein paar wichtige Sinneseindrücke - wie ist das Wetter, kalt, warm, schwül, klebt das T-Shirt an ihrer Haut, wie riecht es, hängt Staub in der Luft?

Drachen sagen, er solle dich nicht gleich verspeisen.
Diese gesteltzte Konjunktiv stört mich immer in direkter Rede - "er soll dich nicht gleich verspeisen" geht genauso und liest sich schöner.

„Wie liebenswürdig“, sage ich lakonisch.
Ja, dass es lakonisch ist, merkt der Leser am Dialog, man muss es nicht dazuschreiben.

Wir lachen wie blöde, schlimmer, als wenn wir bekifft wären.
Den Vergleich finde ich unpassend, weiß nicht, warum.

ne Soap läuft. Ach ja, neuerdings nennt sich das Telenovela. Anderer Name, gleicher Unsinn.
Sehr gut.

Es widert mich an.
Auch das wird aus dem Text klar. Ich finde immer, man muss nicht alles sagen, damit es verstanden wird.

Ich weiss nicht, vielleicht bin ich kaltherzig, aber so etwas kann ich nicht leiden.
Würde ich auch streichen.

Beim Verlassen Bahnhofs erhasche
Kleinigkeit - es fehlt ein "des"

In diesem Sinne
c

 

Hi chazar!

Danke für deinen Kommentar und deine Vorschläge!
Ich habe die Geschichte überall ein bisschen gekürzt, sodass es sich jetzt leichter lesen sollte. Was das Wetter während der Fahrt betrifft, hatte ich gedacht, dass es ein regnerischer Frühlingstag sein soll, was am Anfang der Geschichte erwähnt wird. Aber um Klarheit zu schaffen, habe ich noch ein paar Sätze hinzu gefügt.

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo sirwen,
so, jetzt habe ich die Geschichte endlich gelesen, der Titel reizt mich schon eine Weile. Leider muss ich dir sagen, dass meine Kritik nicht sehr konstruktiv ausfallen wird, weil ich mich im Prinzip nur meinen Vorrednern anschließen kann: Die Geschichte hat mir gut gefallen. Schön zu lesen und sehr lebendig, vor allem die Szenen, die draußen im Frühlingsregen spielen. Zwischendurch dachte ich: vielleicht versuchen sie es noch einmal miteinander? Aber deine Geschichte ist eben keine Telenovela (ich glaube, bei Telenovelas ist der Kitschfaktor noch höher als bei "herkömmlichen" Soaps, wir haben welche im Spanischunterricht gesehen .. jaja ... ;) ), und deshalb belassen deine Prots es bei einer Momentaufnahme. Hach, du hast mich richtig melancholisch gemacht mit deiner Geschichte.
Gerne gelesen.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche!

Danke fürs Lesen!

ich glaube, bei Telenovelas ist der Kitschfaktor noch höher als bei "herkömmlichen" Soaps, wir haben welche im Spanischunterricht gesehen
Hoffentlich tut uns unsere Spanischlehrerin das nicht an... ;)

Hach, du hast mich richtig melancholisch gemacht mit deiner Geschichte.
Soll ich das jetzt als Lob auffassen? Manche Menschen werden bei Telenovelas so richtig sentimental und melancholisch :D .

Liebe Grüsse
sirwen

 

Manche Menschen werden bei Telenovelas so richtig sentimental und melancholisch
Keine Sorge, ich kriege bei Telenovelas nur Lachkrämpfe. Das mit der Melancholie darfst du also als Lob nehmen :)

 

Hi sirwen,

wie Du siehst, gehöre ich zu den Leuten, die ihre Drohungen in die Tat umsetzen ;)

Mich hat die Geschichte zuerst an Rosamunde Pilcher erinnert. Im positiven Sinne. Wegen des Idylls, der Landschaft und den "zufälligen" Einladungen, den schönen und wohlhabenden Menschen, den künstlerischen Neigungen, kurz: der heilen Welt.
Sie entwickelt sich langsam. Da sind zwei Menschen, scheinbar in Alltagssituationen, die aber nicht alltäglich sind, weil sie auf einen gewissen Punkt zusteuern. Diesen Punkt erreichen sie nicht, obwohl sehr deutlich wird, dass er sich nach allen Regeln der Kunst um sie bemüht. Aber sie mag nicht. Naja, so ist das Leben...

Manche Szenen hast Du sehr gut beschrieben. Zum Beispiel diese:

Absurd irgendwie, absurd, dass wir, statt im Trockenen zu sitzen, uns freiwillig verregnen lassen. Fabian schaut mich schräg an.
„Alles in Ordnung?“
Ich versuche ihm es zu erklären. Er seufzt.
„Ja, ich gebe zu, es war nicht die brillanteste Idee von mir, okay.“
„Schon gut, ich meine es nicht so, es ist einfach eine derart absurde Situation, dass ich lachen musste. Passiert dir das nie?“
„Nicht so oft wie dir, wie es scheint.“ Er macht eine Pause. „Aber es stimmt, es ist absurd.“ Er grinst nur, macht einen Schritt vor und rutscht auf dem glitschigen Stein aus. Klatschend landet er mit dem Gesäss in der nächsten Pfütze. Einen Moment lang schweigen wir und schauen uns an. Dann brechen wir gleichzeitig in Gelächter aus. Wir krümmen uns vor Lachen, wodurch alles noch grotesker wird. Kaum haben wir uns halbwegs beruhigt, als Fabian den Schirm zusammen klappt und ihn in hohem Bogen wegwirft.
Das kann man sich gut bildhaft vorstellen. Du übertreibst es fast ein bisschen, wenn Du sie vor Lachen zusammenbrechen lässt, weil er äußert, dass seine Unterhosen nass sind. *lol*

Manche Beschreibungen sind schön und beziehen viele sinnliche Erfahrungen mit ein:

Die Flasche auf dem Tisch ist beinahe leer, zwei Weingläser daneben, das Dessert ausgelöffelt. Eine Kirchenuhr schlägt in der Ferne. Ein Uhr? Zwei Uhr? Mir ist es egal. Ich kuschle mich an Fabian, spüre seinen warmen Körper unter der Decke. Er legt seine muskulösen Arme um mich. Wir schweigen. Wir brauchen uns nichts zu sagen, wir kosten nur diesen wertvollen Moment aus, behutsam, wie man einen Schmetterling, den man gefangen hat, in der hohlen Hand betrachtet.
Auch wie sie verkühlt mit einer Decke vor dem Fernseher sitzt, eine Telenovela ansieht, und es nach heißer Milch riecht: Man kann sich das sehr gut vorstellen!

Warum weist sie ihn zurück? Meiner Meinung nach ist er ihr zu nett und zu langweilig mit seiner Fotografiererei und dem Wünsche-von-den-Augen-Ablesen.

Eine tolle Geschichte, vor allem, wenn man bedenkt, wie jung Du noch bist.

Freundliche Grüße,

Fritz

 

Hallo Fritz!

Ich dachte nicht, dass das so schnell gehen würde! ;)
Danke für die Kritik und das Lob!

Normalerweise mag ich Rosamunde Pilcher Welten nicht, aber ich war wohl gerade in einer sentimentalen Stimmung, als ich die Geschichte schrieb. ;)
Freut mich, dass sie dir trotz der gehörigen Portion Kitsch gefallen hat.

Du übertreibst es fast ein bisschen, wenn Du sie vor Lachen zusammenbrechen lässt, weil er äußert, dass seine Unterhosen nass sind.
Würdest du nicht auch lachen? :D

Liebe Grüsse
sirwen

 

sirwen schrieb:
Man weiss nie, wie eine solche Beziehung weitergeht, und ein kitschiges Happy-End war einfach nicht möglich! Im richtigen Leben ist es doch auch so, dass nicht alles funktionieren kann.
Genau. Und hier sehe ich auch das Potential der Geschichte, das Du nicht wirklich ausschöpfst. Für Deine Protagonistin mögen die Tage mit Fabian schön gewesen sein, ein wenig unangenehm, wenn sie bemerkt, daß Fabian die Beziehung noch nicht ganz abgehakt hat. Aber für ihn? Er bemüht sich permanent, um letztlich doch enttäuscht zu werden.

Freunde bleiben. Meiner Einschätzung nach geht das nicht, zumindest nicht unter den Umständen, die Du beschreibst. Zwei natürliche Entwicklungen halte ich für denkbar: Entweder, die Protagonistin läßt sich wieder mit Fabian ein (was zum Scheitern verurteilt ist), oder Fabian muß irgendwann zugeben, daß er das emotional nicht schafft. In jedem Fall denke ich, sollte die Stimmung ab einem gewissen Zeitpunkt bedrückter sein, Fabians Aufopferung die Protagonistin verstören, der Gedanke erwogen werden: "Warum eigentlich nicht?"

Noch einige Detailanmerkungen:

  • geschwärmt habe - "hatte". Ich hatte auch mehrfach das Gefühl, daß Vorvergangenheit stehen müßte, habe mir aber nicht die Mühe gemacht, alles herauszuschreiben. Vielleicht siehst Du noch einmal drüber.
  • Jetzt ist der Himmel über uns nicht azurblau wie an jenem Tag, sondern grau und wolkenverhangen, als Fabian sein Versprechen einlöst. - Umständliche Konstruktion mit dem nachgestellten "als"-Satz.
  • Die schroffe Bergwand ist bei Sonnenschein sicher sehr eindrücklich, die Aussicht auf den See und die kleinen Buchten hinunter wahrscheinlich auch, aber jetzt das italienische Ufer auf der anderen Seit ist nur schemenhaft sichtbar und ich schaue momentan mehr auf den Boden, um nicht in eine weitere Pfütze zu steigen. - Nach "aber jetzt" stimmt etwas nicht.

 

Hi sirwen,

schön, dass deine Geschichte nochmal ausgegraben wurde, sonst hätte ich sie wahrscheinlich nicht gelesen.
Viel Konstruktives gibts nicht zu sagen. Ich mag die Charakterisierung deiner Protagonisten und die schöne Atmosphäre, die du aufbaust. Die ganze Geschichte wirkt sehr leicht und irgendwie zerbrechlich, wie die Beziehunge der Beiden.
Was ich schön finde ist, dass Julia nicht nachgibt. Aus Mitleid o.Ä. Wahrscheinlich würde sie damit nicht glücklich werden.

Habe ich gerne gelesen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo cbrucher, hallo Felsenkatze!

Danke für die Kritik!

@cbrucher: Ich verstehe was du meinst, aber ich möchte, dass die Geschichte so endet. Vielleicht werde ich paar Sätze einfügen, die näher auf Fabian eingehen, aber mir ging es bei der Geschichte unter anderem darum, ein Paar zu zeigen, dass nicht richtig zusammen ist, sich aber auch nie richtig trennen konnte. Für Fabian ist es ziemlich hart, aber oft bemühen sich Leute, um letzlich doch nur enttäuscht zu werden.

@Felsi: Uff, keine vernichtende Kritik von dir! :) Danke, dass dir der Text gefallen hat!

Liebe Grüsse
sirwen

 

hi sirwen,

anfangs war ich etwas verwirrt, als er die fotos macht und danach sind sie an die villa, aber nicht hinein...für mich waren die örtlichen abläufe nicht eindeutig...ansonsten dachte ich natürlich, dass da noch mehr passiert ;)

Aber so war das ein gutes erstes Treffen, um aus der alten Liebschaft eine Freundschaft werden zu lassen.

Lieber Gruß
isabel

 

Hallo bernadette!

Danke für's Lesen und Kommentieren!

Im Moment habe ich keine Zeit, Geschichten zu überarbeiten, weil mein Laptop total kaputt ist. (Ich sitze jetzt an einem doofen Schulcomputer). Zugegeben, ich habe ein bisschen viele Ortsnamen reingebracht... bis zum Treffen habe ich vielleicht alle meine Geschichten revidiert. ;)

Liebe Grüsse
sirwen

(P.S.: "Leuchtfeuer" habe ich gelesen, Kommentar folgt irgendwann noch...)

 

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