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Mahlzeit
„Elben sind die Besten“, sagte Smork mit Kennerblick.
„Wald oder Fluss?“ Brondilla hielt einen Moment inne und schaute fragend zu ihm herüber.
„Egal. Hauptsache jung.“
„Mon Dieu, ihr Banausen.“ Francois flog einen großen Bogen und setzte sich zwischen sie. „Wald natürlich, ihr Narren. Und zu jung dürfen sie auch nicht sein.“ Wütend knuffte er Smork in die Seite. „Du musst noch viel lernen.“
Für einen Drachen hatte Francois einen echt fiesen Namen. Aber vom Essen verstand er etwas. Wie zum Beweis griff er mit geschlossenen Augen hinter sich, zog wahllos etwas aus der Menge und warf es sich in den Mund: „Zwerg. Männlich. Etwa 250 Jahre.“ Dann fuhr er sich mit der Zunge prüfend über die Lippen und schaute einen Moment nachdenklich zum Himmel: „Hat viel Rattenfleisch gegessen und wenig Sonnenlicht gesehen – aber das ist für Zwerge nicht ungewöhnlich.“ Triumphierend schaute er zu Brondilla hinüber, der eine Metallallergie hatte: „Hoher Mithril-Anteil. Sicher ein Zwergenfürst – die tragen so was.“
„Und. Was hat’s ihm genutzt? Nix.“ Brondilla grinste und furzte vernehmlich. Hinter ihm scheuten die Pferde der Königlichen Garde. Die Ritter hatten gerade einen Überraschungsangriff gegen Brondillas offene Stelle an der rechten Gesäßschuppe führen wollen. Röchelnd brachen Rosse und Reiter zusammen und ihre Gesichter liefen blau an. Brondilla merkte nichts davon.
„Schaut. Ich habe ein Essens-Rätsel für euch.“ Smork wühlte zwischen den Häusern der Stadt herum, als suchte er etwas. Dann zog er vorsichtig einen Ritter von seinem Pferd und hielt ihn hoch in die Luft. „Was ist das?“ Er ließ den Ritter fallen, der in seinem weit geöffneten Mund landete und mit blechernem Klang die Speiseröhre herunterrutschte. „Ach, Smork.“ Brondilla und Francois schauten gelangweilt zu ihm herüber und Brondilla antwortete gehässig: „Der Witz hatte so einen Bart.“ Dabei griff er sich ans Kinn und machte eine Geste, als ziehe er sich seinen nicht vorhandenen Bart lang: „’Armer Ritter’ natürlich.“
Smork drehte sich beleidigt um und schlug mit seiner Schwanzspitze ein Tempeldach zur Seite. „Wie ungeschickt.“ seufzte Francois versonnen. „Die Menschen hier schmecken etwas bitter – aber sie bauen schöne Häuser. Übrigens hatte ich hier einmal einen Zauberer. Der war so alt, der hat mir die ganze Bouillon verdorben.“ Vorsichtig griff er nach dem Dach des Tempels und versuchte es wieder auf das Mauerwerk zu setzen. Doch dann fiel sein Blick in die Ferne und er machte einen Freudensprung, unter dem der Tempel endgültig zusammenbrach. „C’est incroyable.“ Francois juchzte wie ein Drachenbaby. Brondilla und Smork blickten erstaunt zu ihm herüber und spuckten aus, was sie gerade im Mund hatten.
„Elefantenreiter. Sie kommen um die Stadt zu befreien“. Francois war bereits in der Luft und deutete aufgeregt auf die riesige Armee, die sich am Horizont abzeichnete. „Folgt mir.“
Brondilla und Smork erhoben sich träge. Francois war bereits vorgeflogen und kam mit zwei Elefanten in den Klauen wieder zurück. „Hier. Ich zeig’s euch genau einmal.“ Er hob einen der Elefanten auf Augenhöhe und ließ gekonnt einen kleinen Feuerstrahl auf seinen Nüstern züngeln: „Einundelfzig, zweiundelfzig, dreiundelfzig.“ Francois hielt den Atem an und die Flamme erstarb. Mit Kennermiene biss er in das flambierte Tier.
„Ich auch.“ grunzte Smork und riss Francois den zweiten Elefanten aus den Klauen. Dann schloss er die Augen und erzeugte einen viel zu großen Feuerstrahl: „Einundelfzig, zweiundelf... ups, verzählt.“ Smork pustete weiter und fing noch einmal von vorne an: „Einundelfzig, zweiundelfzig, dreiundelfzig, vierundelfzig.“ Voller Vorfreude öffnete er seine Augen und schaute fassungslos auf seine Krallen, zwischen denen eine kleine Staubwolke lautlos verpuffte: „Wo isser hin?“
Francois und Brondilla verzogen gequält ihre Gesichter und schlugen sich vor die Stirn. „Hoffnungslos.“ murmelte Francois und Brondilla ergänzte: „Blöd wie zehn Orks.“
Spät am Nachmittag lagen die drei Drachen gelangweilt und vollgefressen zwischen den Ruinen der Stadt. „Kumpels“, meinte Smork. „Ich bin so voll, ich könnte keinen Zwerg mehr fressen.“ „Das passt“, grinste Francois. „Ich habe gerade den König verspeist. Die Schlacht ist vorbei.“ „Fein“ sagte Brondilla. „Ein würdiges Ende.“ Zufrieden strich er sich über den Bauch. „Das war ein schönes Mahl. Und morgen fliegen wir zu meinem Cousin nach Japan und machen ein paar Hochhäuser auf.“