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Marschbefehl

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14.05.2005
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Marschbefehl

Es war sechs Uhr in der Frühe und die Sonne würde bald aufgehen.
Von Brockwitz war bereits seit einer halben Stunde wach. Nachts schlief er selten länger als vier oder fünf Stunden und mit einem Ohr hörte er immer hinaus in die Nacht. So entging ihm nie etwas Verdächtiges.
Noch vor dem Frühstück hatte er das Lager inspiziert. Überall hatten ihm verschlafene Gesichter entgegengeblickt. Und das hob seine Stimmung ganz beträchtlich. Von Brockwitz liebte Marschtage wie diesen und noch mehr liebte er es, die Truppe gleich zu Beginn ordentlich auf Vordermann zu bringen. Das Militärische lag ihm einfach im Blut.
Drüben stand bereits der Chef. Klevers sprang aufgeregt um ihn herum.
So eine Kriechernatur, dachte von Brockwitz.
Mit Klevers hatte er ohnehin noch eine Rechnung offen. In letzter Zeit schien die Rangordnung zwischen den beiden nicht mehr ganz klar. Hatte Klevers etwa vergessen, dass von Brockwitz von edlem Blute war? Dieser verdammte Bastard. Wenn der Chef mal nicht in der Nähe war, würden die beiden das unter sich austragen. Von Brockwitz freute sich schon darauf.
Ah, soeben hatte der Chef das Signal zum Abmarsch gegeben.
Müde erhob sich die Truppe.
Ging das nicht schneller?
Da drüben schliefen sogar noch ein paar besonders langsame Gesellen.
Mit wenigen Sätzen war von Brockwitz zwischen ihnen und stauchte sie ordentlich zusammen.
Die Langschläfer sprangen mit belämmerten Gesichtern auf und rannten hinüber zur Truppe, die bereits losmarschiert war.
Von Brockwitz würde sie für den Rest des Tages gut im Auge behalten.
Er kannte schließlich seine Pappenheimer.
Inzwischen hatte die Truppenspitze die Straße erreicht.
Jetzt war von Brockwitz’ ganze Aufmerksamkeit gefragt.
Denn an dieser Stelle verpissten sich immer gern ein paar Kameraden.
Und richtig. Schon schlugen sich die ersten am Wegesrand ins Gebüsch.
Aber nicht mit ihm.
Von Brockwitz gab Klevers heimlich ein Zeichen.
Gemeinsam würden sie den Deserteuren die Hammelbeine lang ziehen.
Von Brockwitz schlich von vorne um den Straßengraben herum, Klevers näherte sich von hinten. Dann „klopften“ sie ordentlich auf den Busch, wie von Brockwitz es nannte.
Hei, wie die Verpisser plötzlich Angst bekamen und wieder zurück zur Truppe zurückstürzten.
Na die würden heute Abend ein paar Extra-Lektionen bekommen. Vor seinem geistigen Auge malte sich von Brockwitz schon eine nette Strafe für sie aus.
Und welche Freude! Der Chef hatte ihre Aktion beobachtet und war offensichtlich sehr zufrieden damit.
Dann war auch von Brockwitz glücklich.
Dankbar lief er hinüber zum Chef und fing ein paar Fleischbrocken auf, die dieser ihm zuwarf.
Gab es ein schöneres Leben als das eines Hütehundes?
Zufrieden legte sich von Brockwitz auf die Wiese und leckte sich genüsslich die Eier.

 

Hallo Karendric!

Joa, ganz nett. Ich finde jedoch nicht, dass die Pointe die Geschichte "rettet". Da fehlt mir der Pfiff. Am Stil hab ich nix zu kritteln. Aber irgendwie war das ein bisserl lahm. Scheinbar eine spontane Idee, die ebenso spontan umgesetzt worden ist.

Gruß

 

Moin Karendric,

Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan von Pointengeschichten. Also Texte, die dem Leser einen Sachverhalt vorgaukeln und dann am Schluß sagen "Ha! Reingelegt!" Sie haben meistens die Eigenschaft, sich auf die Pointe zu verlassen und bis dahin relativ wenig zu bieten.
So leider auch deine Geschichte. Der Plot ist nicht wirklich prickelnd und die Pointe reißt es nicht wirklich raus (der letzte Satz ist aber witzig - ja, ich bin simpel gestrickt und lache übers Eierlecken ;)). Zudem finde ich es nicht wirklich plausibel, daß ein Militärheini (und als solcher soll dein Protagonist ja wirken), seinen Chef mit "Chef" anspricht. Warum nicht "Vorgesetzter" oder "Admiral"?

Mein Ding wars leider nicht.

 

Hi Karendric!

Tja, wo se Recht ham, ham se Recht. Irgendwie hab' ich mit jeder Zeile drauf gewartet, dass jetzt der Spannungsbogen aufgebaut wird, und mich gewundert, dass dies nicht passiert, wo doch die Geschichte so kurz ist.
Ich freute mich auf eine zünftige Militärsatire und nahm mir vor, dir die Verschiebung in die Satire-Rubrik ( für mich eine Aufwertung, weil Satire mehr Hintersinn hat ) vorzuschlagen, da kam die Hunde-Pointe, und ich dachte: "Ah so, alles klar."
Okay, ich hab' aus Höflichkeit ein bisschen gegrinst.

Wenn aber von Brockwitz ein Hütehund ist, stören im Rückblick seine sehr menschlichen Denkkategorien. Zum Beispiel:

Hatte Klevers etwa vergessen, dass von Brockwitz von edlem Blute war?

Dann „klopften“ sie ordentlich auf den Busch, wie von Brockwitz es nannte.

Der Leser hat nichts dagegen, wenn er auf falsche Fährten aufpassen muss und an der Nase herumgeführt wird, um am Ende von einer pfiffigen Pointe überrascht zu werden.
Wenn er jedoch nicht das Gefühl hat, er hätte schon darauf kommen können, wenn er schlau genug gewesen wäre, fühlt er sich hintergangen.
Na ja, ist halt ein allgemeiner Grundsatz. Vielleicht ist das hier nicht so schlimm, wenn du ihn brichst. Hunden werden oft menschliche Charakterzüge zugeschrieben.
Zu deiner Ehrenrettung sei gesagt, dass du ja schon manchen Hinweis ausgestreut hast, z. B.:

Klevers sprang aufgeregt um ihn herum.

Ein Fehler hat sich bei dir eingeschlichen:

So entging ihm nie etwas Verdächtiges.

Vom Stil her aber war das wirklich in Ordnung, es hat kein einziges Mal geholpert beim Lesen.
Irgendwie ist es sogar eine richtige Wohlfühl-Geschichte. Ich fing nach der Lektüre innerlich richtig an zu schwärmen, wie wunderschön von Brockwitz' einfaches Hundeleben sein muss :D.

 

Vielen Dank für's Lesen,

die Geschichte war wirklich ein spontanter Einfall. Da hat Gnoebel ganz Recht - wahrscheinlich hätte ich aus der Idee mehr rausholen können. Ich werd' noch mal drüber nachdenken.

@Gnoebel: Warum Admiral? Im ganzen Text gibt's nich einen Tropfen Wasser, geschweige denn ein Meer.

@Megabjörnie: Fehler ist korrigiert.

Interessant finde ich deine Anmerkung: "Der Leser hat nichts dagegen, wenn er auf falsche Fährten aufpassen muss und an der Nase herumgeführt wird, um am Ende von einer pfiffigen Pointe überrascht zu werden. Wenn er jedoch nicht das Gefühl hat, er hätte schon darauf kommen können, wenn er schlau genug gewesen wäre, fühlt er sich hintergangen."

Ich selbst hatte beim Schreiben das Gefühl, das ich schon viel zu viele Hinweise gegeben hätte (Klävers, herumspringen, belämmert, Hammelbeine, Rangordnung) und ihr mir deswegen die Pointe als zu offensichtlich um die Ohren hauen würdet. Deswegen hatte ich auch den Stammbaum aus der ersten Version in "von edlem Blute" geändert.

Gruß,
Karendric

 

gleich kommt was, gleich kommt was, gleich kommt was- war da jetzt weas. oh die geschichte ist schon zu ende, schade eigentlich. ja, so in der art fühlt man sich wenn man das liest. zwar ist der stil schön flüssig, aber es fehlt irgendetwas entscheidenden im inhalt.

 

@Karendric:

Ich selbst hatte beim Schreiben das Gefühl, das ich schon viel zu viele Hinweise gegeben hätte

Nein, das war schon in Ordnung. Ich meine halt nur, dass ein Leser, der es mit der Logik sehr genau nimmt, sich an der Vermenschlichung des Köters ( pardon: Hütehundes von edlem Geblüt ) stören könnte. Vielleicht kannst du die Geschichte ja so umschreiben, dass die Sprache sowohl auf die - vermutlichen - Denkstrukturen eines Hundes als auch eines Menschen passen würde.

Wenn das zu schwierig ist, kannst du auch eine Kindergeschichte draus machen.
Der Inhalt ist auf ein U12-Publikum ohnehin eher zugeschnitten als auf eine erwachsene Leserschaft.
Im Wesentlichen kannst du es stilistisch so lassen ( zumindest wenn du nicht die ganz Kleinen ansprechen willst :D ), nur das mit dem Eierlecken könnte besorgte sittenstrenge Eltern auf den Plan rufen, weshalb du es besser weglässt. Könnte sein, dass auch jemand an den "Verpissern" Anstoß nimmt, da bin ich nicht so sicher.
Teste es einfach, indem du die Story unter "Kinder" postest!

Ciao, Megabjörnie

 

Ähm...militärisch ausgedrückt, würde ich diese Story als Humorrohrkrepierer bezeichnen. Naja, so brutal daneben isse nicht, aber es ging mir so wie den anderen: ich hab die ganze Zeit gedacht, dass es ein ziemlich langer Vorspann ist bevor du zur Sache kommst und dann sah ich, dass die Story gleich zuende ist und fühlte mich ein büschen enttäuscht.

Gut geschrieben ist die Story, ohne Frage.
Irgendwie schade, dass du nicht mehr schreibst. *aufmunter* :D

Lieben Gruß
lakita

 

Das da am Ende noch eine Wendung kommen wird, war ja spätestens nach dem ersten Absatz klar. Freute mich schon darauf, hatte nämliche keinen blassen Schimmer. Hast du also gut verschlüsselt, allerdings ist der Spannungsbogen recht arm gestrickt. Und die Auflösung schließlich :sad:
Warum hast du die Kg unter Humor gepostet?

Finde die Idee ganz gut, aber an der Spannung sollte noch gefeilt werden. Vielleicht könnte auch das Ende nicht ganz so aufgesetzt sein. Noch ein oder zwei Sätze, die den Hund charakterisieren, ohne ihn beim Namen zu nennen und dann erst die Auflösung. So wirkt es etwas plump. :shy:

Den letzten Satz finde ich super, ein guter Ausklang!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Karendric,

mittlerweile ist es sehr schwer geworden, eine gute Surprise-Ending-Story zu schreiben: Es ist kaum noch möglich Unbekanntes zu präsentieren, so kennt man natürlich auch solche Perspektivwechsel wie in deiner Geschichte.
Der Text ist flüssig erzählt und hat sicher satirisches Potenzial, ist schon verblüffend, wie sich militärisches Gehabe und Hundeleben :D ähneln können.

Einen Versuch war´s allemal wert …


L G,

tschüß Woltochinon

 

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