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Marshmallows

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24.03.2019
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Marshmallows

"Sagen Sie nichts. Es geht um Jonas Finke, oder?"
Der Schulleiter nickt. Wortlos reicht er mir das Schreiben. Ich nehme es entgegen und lese mit flackernden Augen. Den Briefkopf kenne ich schon. Jonas' Vater ist Anwalt. Hellermann, Finke und Partner. Eine Anwaltskanzlei im Stadtzentrum. Einige Wörter in dem Brief brennen wie Feuer auf meiner Netzhaut: unprofessionell, parteiisch, diskriminierend, schlampig und unverschämt. Ich bin relativ gefasst, obwohl oder vielleicht auch gerade weil es mein erster Noten-Widerspruch ist. Erst der letzte Absatz zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Ungläubig schaue ich hoch.
"Dienstaufsichtsbeschwerde?"
Der Schulleiter nickt. Sein Gesichtsausdruck ist geschäftsmäßig, neutral.
"Ja, aber das ist heute nicht unser Thema", fährt er ungerührt fort. "Dienstaufsichtsbeschwerden regelt die Bezirksregierung. Wir müssen uns um den Widerspruch kümmern. Wir brauchen eine schriftliche Stellungnahme von Ihnen."
Der Schulleiter schiebt mir ein Papier über den Tisch.
"Ich habe hier ein Musterschreiben von unserem letzten Widerspruch. Ich gebe Ihnen eine Kopie, dann können Sie sich an dem Schreiben orientieren."
Ich fühle mich plötzlich sehr müde.
"Danke!", flüstere ich.
Gedankenverloren verlasse ich sein Büro.

Zwanzig Minuten später sitze ich in der U-Bahn nach Hause. Die ganze Fahrt über versuche ich krampfhaft, mich zu entspannen. Doch das Rattern der U-Bahn dringt mühelos durch meine nun dünne Haut. Fast verpasse ich meine Haltestelle. Ich steige nach oben. Das Wetter passt zu meiner Stimmung. Ein grauer, kalter und matschiger Herbsttag. Es regnet und ich schaue in lauter missmutige Gesichter.

Als ich die Tür zur Wohnung öffne, höre ich Bruno, unseren Vierjährigen, laut schreien. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, rennt er an mir vorbei. Zwei Sekunden später pest Ariane hinter ihm her.
"Hallo Schatz", ruft sie mir en passant zu. "Bruno, komm - her - jetzt!"
Sohn und Frau verschwinden im Badezimmer. Ein paar Sekunden später trottet Jule, unsere Sechsjährige, in mein Blickfeld.
"Hallo Papa", sagt sie lässig.
"Hallo Jule", sage ich und schaue sie fragend an. Sie schaltet sofort.
"Bruno hat Mamas Vase zerdeppert."
"Aha!"
Na super. Jetzt ist es eine runde Sache. Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe Glasscherben, Wasser und Blumen verstreut auf dem Boden.
"Komm, wir räumen das auf", sage ich zu Jule.
"Spinnst du, Papa? Glasscherben sind voll gefährlich", erwidert sie und läuft davon.
Ich atme tief durch, balle die Hände zu Fäusten und recke sie gen Decke. Pow! Mit einer plötzlichen Geste öffne ich sie wieder und lasse die negative Energie verschwinden. Eine Technik, die eine Erzieherin mir beigebracht hat. Sie klappt mal mehr, mal weniger gut. Heute eher weniger.

Mit einem Kehrblech sammle ich die Scherben auf, mit einem Lappen wische ich das Wasser weg. Die nassen Blumen lege ich auf den Tisch. Als ich damit fertig bin, steht Ariane ausgehbereit im Türrahmen. Sie kramt in ihrer Jackentasche herum.
"Wo willst du denn hin?", frage ich. Was ich eigentlich sagen will: Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!
Ariane verzieht das Gesicht zu einer Grimasse.
"Zum Hautarzt!", sagt sie vorwurfsvoll.
Ach ja, der Hautarzttermin. Das hatte sie mir gesagt. Mein Herz rutscht trotzdem in die Hose. Jule und Bruno stehen auch in der Tür. Mit großen, unschuldig scheinenden Augen schauen sie mich an.

Ehe ich mich versehe ist Ariane weg. Bruno und Jule aber sind noch da.
"Können wir Fernsehen?", fragt Jule sofort.
"Ja, Fernsehen!", ruft Bruno und nickt zustimmend.
"Nein! Nicht schon wieder Fernsehen", sage ich. Ich bin klar und deutlich. "Papa muss arbeiten. Ihr könnt im Kinderzimmer spielen. Oder malt irgendwas, okay? Ich will nicht gestört werden, klar?"
Die Kinder maulen kurz, dann trotten sie davon. Ich gehe ins Arbeitszimmer, schließe die Tür hinter mir und fahre den Computer hoch. Aus meiner Schultasche nehme ich die Stellungnahme, die mir der Chef in Kopie gegeben hat. Ich habe sie ungefähr zur Hälfte gelesen, als ein Riesenkrach aus dem Kinderzimmer tönt. Ich versuche es zu ignorieren. Sollen die das doch unter sich klären. Doch das Geschrei wird lauter. Völlig entnervt stehe ich auf. Mit drei, vier Sätzen bin ich beim Kinderzimmer. Ich reiße die Tür auf, als wollte ich Geiseln befreien und brülle direkt los.
"Was ist hier los, verdammt noch mal. Ich - muss - arbeiten. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?"
Bruno und Jule, überrascht von meinem Hereinplatzen, stehen belämmert da. Bruno hat einen Drachen ohne Flügel in der Hand. Jule hat Flügel ohne Drachen in der Hand.
"Jule hat die Flügel abgerissen", meckert Bruno.
"Ja, aber das war nur, weil Bruno gesagt hat, ich bin eine Kakawurst."
"Ja, aber Jule hat gesagt, ich bin eine Seiße!"
"Nein, hab ich gar nicht."
"Hast du wohl, Jule."
"Nein, hab ich gar nicht, Papa, ich schwöre."
"R - U - H - E !"
Die Lautstärke bringt Bruno und Jule zum Schweigen. Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an. Ein Urteil, ein Schiedsgericht, ein Vorschlag, irgendetwas muss jetzt kommen.
"Okay, ihr könnt fernsehen."
Jules Lächeln macht mich glauben, sie habe alles von langer Hand geplant und meine Reaktion fest einkalkuliert. Sie nimmt Bruno an die Hand und geht mit ihm ins Wohnzimmer. Sie schaut ihn dabei lieb an, als will sie ihm zu verstehen geben, dass er seine Rolle gut gespielt hat.
"Kannst du uns Apfel schneiden?", fragte Jule routiniert und macht es sich mit der Fernbedienung auf dem Sofa bequem. Bruno klettert hinterher.

Ich gehe wie ferngesteuert in die Küche, schneide zwei Äpfel in Scheiben und bringe Jule und Bruno jeweils eine Schüssel davon ins Wohnzimmer. Ihre Augen sind schon auf den Fernseher fixiert, sie schauen weder zu mir hoch, noch sagen sie Danke. Aber ihre Hände greifen in die Schüsseln, na immerhin.

Zurück im Arbeitszimmer, lese ich die Stellungnahme zu Ende. Ich nehme meinen Schulkalender vom letzten Jahr aus dem Regal und schaue mir die Noten von Jonas Finke an. Klassenarbeiten, Vokabelteste, mündliche Überprüfungen, all das. Ich schreibe mir die Tage heraus, an denen Jonas Finke seine Hausaufgaben oder sein Material vergessen hat und fertige eine Übersicht an. Ich bin so vertieft in meine Aufgabe, dass ich gar nicht bemerke, wie Bruno ins Arbeitszimmer kommt.
"Papa?"
Ich drehe mich um. Da steht mein vierjähriger Sohn und guckt mich aus trübseligen Augen an.
"Was ist, Bruno?"
"Können wir eine Kissenburg bauen?"
"Eine Kissenburg? Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Das ham wir in der KiTa gemacht."
"Ach so. Nee, Bruno, ich muss jetzt arbeiten. Außerdem guckt ihr doch grad Fernsehen."
"Aber das is so lammweilig."
"Dann spiel doch mit deinem Lego oder so."
"Nein, du sollst mit mir spielen."
"Bruno, ich kann jetzt nicht, okay. Jetzt geh mal wieder zu Jule, okay?"

Bruno dackelt davon. Ich wende mich wieder meiner Stellungnahme zu. Ich schreibe, formuliere um, korrigiere, paraphrasiere, fabuliere und verzweifle mehr und mehr an meiner Verteidigungsschrift. Irgendwann gebe ich entnervt auf und gehe in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Als ich zurück in mein Arbeitszimmer gehe, sehe ich durch den Spalt der Wohnzimmertür Bruno und Jule vor dem Fernseher sitzen. Mit offenen Mündern und glasigen Augen sitzen sie da, den Blick auf die Mattscheibe fixiert. Ich gehe ins Arbeitszimmer, setze mich wieder hin und stütze meine Hände vor der Tastatur ab. Ich lese das bisher Geschriebene und denke über die Fortsetzung nach. Ich schaue aus dem Fenster. Ich schaue auf den Bildschirm, dann wieder aus dem Fenster.

Ich stehe auf, gehe ins Wohnzimmer, schnappe mir die Fernbedienung und schalte die Glotze aus.
"Ey, Mann, Papa!", schreit Jule sofort vorwurfsvoll. Bruno sagt gar nichts.
"So, wir bauen jetzt eine Kissenburg", sage ich bestimmt.
"Nein, keine Kissenburg", meckert Jule. "Kissenburge sind blöd."
Bruno schweigt. Aber er steht vom Sofa auf.
"Keine Widerrede", sage ich. "Wir machen das jetzt."
"Und wie?", fragt Jule mit einem letzten Rest Aufsässigkeit.

Tja, wie? Schmerzhaft wird mir bewusst, dass ich noch nie eine Kissenburg mit meinen Kindern gebaut habe. Aber Gottseidank gibt es ja das Internet. Ich hole mein Handy und gebe Wie baut man eine Kissenburg? ein und bekomme prompt eine Seite vorgeschlagen.
"Okay", sage ich. "Zuerst brauchen wir einen gemütlichen Platz. Heute ist es kalt und regnerisch. Wo ist es warm und gemütlich?"
Jule, die schon zur Schule geht, zeigt auf und wartet darauf, dass ich sie drannehme.
"Ich weiß. Bei der Heizung!", sagt Bruno.
"Man, Bruno muss aufzeigen", meckert Jule.
Bruno hebt die Hand.
"Gut. Bei der Heizung", fahre ich ungerührt fort. "Jetzt brauchen wir Decken. Aber nicht so dicke Decken, sondern dünne, sonst stürzt uns das Dach ein." Ich scrolle weiter runter. "Ach nee, wartet, wenn wir Stühle als Stütze nehmen, dann gehen auch dicke Decken. Holt einfach alles, was ihr an Decken findet, okay? Und die Kissen auch. Los geht's!"

Jule und Bruno düsen los. Jule rennt in unser Schlafzimmer und holt die Bettdecken. Bruno läuft ins Kinderzimmer und holt die Spannbetttücher, die dort zum Trocknen auf dem Wäscheständer hängen. Hurtig kommen sie zurück und legen mir alles vor die Füße. Dann rennen sie wieder los und holen auch noch Handtücher, Kissen, Putzlappen und Zeitungen. In der Zwischenzeit nehme ich die vier Stühle vom Esstisch und bringe sie in Stellung.
"Super", sage ich, als genügend Material da ist. "Jetzt kleiden wir erst mal den Boden aus und machen es uns so richtig gemütlich."
Die Kinder nehmen zwei Decken und ein Spannbetttuch und legen es in das Rechteck zwischen den Stühlen. Ich nehme die Polster vom Sofa und decke damit die Lücken zwischen den Stuhlbeinen zu. Bruno rennt unterdessen nochmal ins Kinderzimmer und holt seine Plüschtiere. Als Jule das sieht, macht sie es ihm nach. Mit Mimi, dem Tiger, und Horst, dem Einhorn, mit Wuschi, dem Bären und Carlo, dem Schmusemonster kommen sie zurück. Sie legen die Stofftiere auf dem Boden ab.
"Dann kommt jetzt das Dach."
Gemeinsam ziehen wir die großen Decken über die Stuhllehnen und dichten alles so ab, dass kein Licht mehr ins Innere fällt. Nur einen Spalt lasse ich frei. Der Eingang.
"Bruno, krabbel mal hinein und sag uns, ob alles dunkel ist."
Bruno geht in den Vierfüßler. Wie ein Löwe vor einer Höhle begibt er sich zögerlich ins Innere.
"Alles dunkel", kommt es aus dem Inneren.
Ich schalte das Licht von meinem Handy ein und leuchte in unsere Burg hinein. Bruno sitzt am hinteren Ende zwischen Mimi und Horst und lächelt mich an.
"Komm, Papa", sagt er.
"Gleich. Ich habe noch eine Idee", sage ich. "Jule, geh auch schon mal rein. Hier nimm das Handy. Ich komme sofort."
Jule nimmt das Handy und krabbelt in die Höhle. Ich gehe in die Küche und hole dort drei kleine Holzspieße aus der Kammer. Aus dem Süßigkeitenfach nehme ich die Tüte mit Marshmallows, öffne sie und spieße jeweils vier Marshmallows auf die Holzspieße. Aus dem Arbeitszimmer hole ich noch die Tageslichtlampe und aus dem Wäscheschrank ein dünnes, rotes Handtuch aus Leinen. So bepackt kehre ich zur Kissenburg zurück.
"So, Kinder, macht Platz, hier kommt der dicke Papa."
Ächzend krieche ich durch den Spalt in die Höhle. Ich mache mich so klein, wie es geht, drehe mich in der Höhle noch mal um und hole die Marshmallowspieße und die Tageslichtlampe plus Leinentuch.
"Jetzt machen wir es uns gemütlich."
Ich setze mich in den Schneidersitz, positioniere die Tageslichtlampe in der Mitte unserer Burg, lege das rote Tuch drüber und schalte die Lampe an. Sofort wird der Königssaal unserer Kissenburg in ein warmes Rot getaucht. Kaminfeeling kommt auf. Im Schein der Lampe sehe ich die weichen Gesichtszüge meiner Kinder.
"Wisst ihr, was wir jetzt machen?", frage ich die beiden.
Jule und Bruno gucken mich fragend an.
"Wir braten Marshmallows über dem Feuer."
Ich lasse mir von Jule das Handy geben. Auf einem Soundportal suche und finde ich das Geräusch eines knisternden Kaminfeuers und mache es an. Ich lege das Handy falsch herum, so dass man nur den Ton hört.
"Hier, eure Spieße."
Mit großen Augen nehmen Jule und Bruno die Spieße in die Hand.
"Hier, ihr müsst sie über das Feuer halten."
Ich halte meinen Spieß über die rot leuchtende Lampe und drehe den Spieß hin und her. Jule und Bruno machen es mir nach. Es knackt und knistert im Innern unserer Höhle und nach kurzer Zeit könnte man wirklich meinen, wir brieten Marshmallows über dem offenen Feuer.
"Was meint ihr, Kinder. Sind die gut?", frage ich nach ein paar Minuten.
"Jaaa!", rufen Jule und Bruno unisono.

Wir sitzen da und beißen schweigend in unsere Marshmallowspieße. Weil es etwas eng ist, muss ich ab und zu mein Gewicht verlagern. Richtig bequem wird es nicht. Aber das ist mir egal. Denn plötzlich realisiere ich, dass ich gemeinsam mit meinen Kindern einen besonderen Moment erlebe. Ich schaue mir meine Tochter und meinen Sohn an, wie sie beseelt an ihren Marshmallows knabbern, ich sehe die neidischen und hungrigen Blicke von Horst, Mimi, Wuschi und Carlo und auf einmal werde ich ganz ruhig. In der Wärme des Königssaals fühle ich mich gut aufgehoben und ich vergesse den Ärger außerhalb der Kissenburg. Später, das weiß ich, werde ich wieder von etwas genervt sein. Von der Arbeit, von den Kindern, vom Leben, aber die Erinnerung an diesen Moment, ob bewusst hervorgerufen oder unbewusst präsent, wird mir den Glauben an das zurück geben, was Familie im Idealfall ausmacht: Schutz, Geborgenheit, und, nicht zu vergessen: Marshmallows.

 

Hallo Herr Lehrer,
Danke für die tolle Geschichte. Ich kann mich vielen Kommentaren nur anschließen. Ich habe mich auch schon öfter in solchen Deckenhöhlen wiedergefunden und werde bei nächster Gelegenheit die Idee mit den Marshmallows gleich in die Tat umsetzen.

Noch gar nicht thematisiert wurde die Frage, wie es denn eigentlich weitergeht mit dem Work-Life-Konflikt und ob noch ein weiteres Happy-End kommt. Die Arbeit muss schließlich auch noch getan werden und immer nur Party geht schließlich auch nicht. Kann die Geschichte nicht auch so enden, dass die Mutter zurückkommt, sich auch in die Höhle verkriecht und nach einer gemeinsamen Zeit der Lehrer seine Zeit bekommt, um in Ruhe an seiner Stellungnahme weiter zu arbeiten? Happy family?

HTH

 

Hallo @HerrLehrer

"Sagen Sie nichts. Es geht um Jonas Finke, oder?"
Ich hab mal gehört, man solle nicht mit einer direkten Rede einsteigen. Leider kann ich nicht mehr sagen warum - und ich will das auch oft machen :)
Aber was mich im Nachinein am ersten Satz stört, ist "Jonas Finke". Er ist eigentlich nur ein Nebenschauplatz - er spielt nichtmal wirklich in der Geschichte mit - bekommt aber durch die Erwähnung im ersten Satz ungewollt zu große Aufmerksamkeit - meine Meinung.

unprofessionell, parteiisch, diskriminierend, schlampig und unverschämt
Sind das Worte des Anwalts oder für den Anwalt :D

Als ich damit fertig bin, steht Ariane fertig angezogen im Türrahmen. Sie kramt in ihrer Jackentasche herum.
"Wo willst du denn hin?", frage ich.
Ist alles richtig, ich war nur irretiert, weil ich dachte, die Sechsährige steht da und will los. Ich musste nochmal in den vorigen Kapiteln nachlesen, wer wer war - das hat mich etwas aus dem Lesefluss gebracht. Kann an mir liegen - wollte das nur als "Leseerlebnis" mitteilen.
Achso: zwei mal "fertig" in einem Satz - vielleicht fällt Dir was ein, ein "fertig" rauszukicken.

Jules Lächeln macht mich glauben, sie habe alles von langer Hand geplant und meine Reaktion fest einkalkuliert.
Diese unterstellte Hinterhältigkeit hat mich gestört. Von wem hat sie das? Vom Anwalt?

Ihre Augen sind schon auf den Fernseher fixiert, sie schauen weder zu mir hoch, noch sagen sie Danke.
Ich erlebe das bei meinem anders - er schaut viel "aktiver" als ich früher. Ich als Kind war, wie du es beschreibst - gebannt auf die Kiste. Aber mein Kind holt sich Spielsachen passend zum Programm (also z.B. Ninjas, wenn Ninjago läuft) und spielt mit. Aber dann scheint meine Erfahrung nicht "allgemeingültig" zu sein - gut zu wissen.

Ich hole mein Handy und gebe Wie baut man eine Kissenburg? ein und bekomme prompt eine Seite vorgeschlagen.
Was hastn du fürn Handy? Google: Ungefähr 5.990 Ergebnisse :D
Ich fand das Nachlesen im Internet hat mich etwas ausgebremst. Ich hätte es schöner gefunden, wenn er mit seinen Kindern selber überlegt, wie man das am besten macht - Kinder haben da oft ganz wunderbare Ideen. Das würde das Abenteuer "echter" wirken lassen. So ist es wie ein Jochen-Schweizer-Abenteuer, alles vorgekaut. Ich hoffe Du verstehst, was ich meine :)

Denn plötzlich realisiere ich, dass ich gemeinsam mit meinen Kindern einen besonderen Moment erlebe.
Diese plötzliche Selbsterkenntnis ist schön.
Die Moral von der Geschicht ist für mich einen Tick zu lang, aber das ist auch ok.

Schutz, Geborgenheit, und, nicht zu vergessen:

Marshmallows.

Einen Zeilenwechsel finde ich ok - den neuen Absatz finde ich übertrieben, weil das Mashmallow dann kaum noch zum Satz dazugehört - es driftet zu weit ab - meine Meinung.

Ich hoffe Du kannst damit was anfangen
gern gelesen
Gruß
pantoholli

 

Hallo @pantoholli

und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Ich hab mal gehört, man solle nicht mit einer direkten Rede einsteigen. Leider kann ich nicht mehr sagen warum - und ich will das auch oft machen :)

Schade, dass du dich nicht mehr erinnerst. Die Begründung würde mich interessieren.

Aber was mich im Nachinein am ersten Satz stört, ist "Jonas Finke". Er ist eigentlich nur ein Nebenschauplatz - er spielt nichtmal wirklich in der Geschichte mit - bekommt aber durch die Erwähnung im ersten Satz ungewollt zu große Aufmerksamkeit - meine Meinung.

Klassischer red herring :-)

Tja, ich werde langsam müde zu betonen, dass diese erste Geschichte, bzw. der erste Teil für mich einen Zweck erfüllt. Der stressige Anfang, der sich aufs Berufliche konzentriert, stellt den Kontrast zum Wohlfühl-Ende dar, dass der Protagonist durch das Erlebnis mit seinen Kindern erfährt. Aber ich merke, dass viele Kommentare das wie du als Problem sehen, was mich denken lässt, dass der Kontrasteffekt nicht funktioniert.

Achso: zwei mal "fertig" in einem Satz - vielleicht fällt Dir was ein, ein "fertig" rauszukicken.

wird geändert

Diese unterstellte Hinterhältigkeit hat mich gestört. Von wem hat sie das? Vom Anwalt?

Als Hinterhältigkeit empfinde ich das nicht, sondern als Berechnung. Es soll vorkommen, dass Kinder berechnend sind.

Einen Zeilenwechsel finde ich ok - den neuen Absatz finde ich übertrieben, weil das Mashmallow dann kaum noch zum Satz dazugehört - es driftet zu weit ab - meine Meinung.

Wird geändert.

Danke.

LG,

HL

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @HerrLehrer ,

Die Begründung würde mich interessieren.
Die Begründung ist, dass es ein billiger Hook / Teaser sei, denn wenn jemand spricht, hört man instinktiv zu und hat sich in die Geschichte ziehen lassen, obwohl der Autor keine besondere Kunstfertigkeit gezeigt hat und im Grunde den Aufbau vernachlässigte. Also die Idee ist, dass es eher eine Szenen-Exposition sein sollte, ein Intro und danach erst wörtliche Rede.

So ist die Begründung, aber eigentlich keine Ahnung, wer mit dem Argument mal anfing, und ich sehe das nicht so eng - imA gibt es billige und sinnvolle Einstiege über wörtliche Rede wie es auch billige und sinnvolle Erzählereinstiege gibt.
Hab allerdings auch gemerkt, dass mich die meisten Dialogeinstiege hier nicht so fesseln, weil ich noch nicht weiß, wer der Sprecher ist und daher nicht, ob mich das interessieren wird. Da kann ich bei einem Szenenbeginn schneller sagen, ob ich dem Erzähler weiter zuhören möchte.

Herzlichst,
Katla

 

Guten Abend @HerrLehrer

Also ich finde die Geschichte gut lesbar und unterhaltsam, so mitten aus dem Alltag eines Familienvaters, der die Abenteuer besteht, die man erlebt, wenn man Kinder hat, einerseits besaßen muss, sich aber dann doch mitreden lässt von der Kinderzimmerwelt, die so gar nichts mit dem Berufsleben zu tun haben will.

Mit dem Einstieg kann ich nicht recht was anfangen, weil der Konflikt mit dem Rektor bzw, der Dienstaufsicht bzw den Rechtsanwälten dieses Jonas nicht aufgelöst wird, den Protagonisten auch nur dahingehend zu interessieren scheint, dass er ein Formular ausfüllen muss. Nun gut: vielleicht der Trägheit und Kritikunfähigkeit des Beamtenstatus zu erklären. Ich meine: macht der sich überhaupt keine Gedanken zu Jonas?

Paar Stellen

Zwei Sekunden später pest Ariane hinter ihm her.
"Hallo Schatz", ruft sie mir en passant zu. "Bruno, komm - her - jetzt!"
Sohn und Frau verschwinden im Badezimmer. Ein paar Sekunden später trottet Jule, unsere Sechsjährige, in mein Blickfeld.
Sohn und Frau klingt sehr distanziert
Pow! Mit einer plötzlichen Geste öffne ich sie wieder und lasse die negative Energie verschwinden. Eine Technik, die eine Erzieherin mir beigebracht hat. Sie klappt mal mehr, mal weniger gut. Heute eher weniger.
lustige Idee, probier ich mal aus :D
Die Lautstärke bringt Bruno und Jule zum Schweigen. Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an. Ein Urteil, ein Schiedsgericht, ein Vorschlag, irgendetwas muss jetzt kommen.
"Okay, ihr könnt fernsehen."
echt auf den Punkt gebracht, an solche Situationen erinnere ich mich gut
Klassenarbeiten, Vokabelteste, mündliche Überprüfungen,
heißt das nicht Tests?
Wisst ihr, was wir jetzt machen?", frage ich die beiden.
Jule und Bruno gucken mich fragend an.
"Wir braten Marshmallows über dem Feuer."
Ich lasse mir von Jule das Handy geben. Auf einem Soundportal suche und finde ich das Geräusch eines knisternden Kaminfeuers und mache es an. Ich lege das Handy falsch herum, so dass man nur den Ton hört.
wirklich kreative Idee das mit den Marshmallows
fühle ich mich gut aufgehoben und ich vergesse den Ärger außerhalb der Kissenburg. Später, das weiß ich, werde ich wieder von etwas genervt sein. Von der Arbeit, von den Kindern, vom Leben, aber die Erinnerung an diesen Moment, ob bewusst hervorgerufen oder unbewusst präsent, wird mir den Glauben an das zurück geben, was Familie im Idealfall ausmacht: Schutz, Geborgenheit, und, nicht zu vergessen: Marshmallows.
könnte gut und gern pathetischer klingen, aber das Ende passt (auch zur Challenge)

Viele Grüße in die Kuschelburg
Isegrims

 

Hallo @HerrLehrer ,

dein Text liest sich flüssig, und, was ich mag, er bezieht sich sehr direkt auf das Thema der Challenge. Und natürlich passt er auch inhaltlich zum Wohlfühlen. Die Kissenburg mit den beiden Kleinen darin und dem bedauernswerten Vater, dem ursprünglich nach allem anderen war, nur nicht danach, eine Kissenburg zu bauen, ist ein trutziger heimeliger Ort gegen die Bedrängnis von außen.
Ich hätte es vielleicht noch ein wenig cooler gefunden, wenn der Lehrer sich in seiner Profession ein wenig angezweifelt hätte, natürlich ist man in diesem Metier Ärger mit unzufriedenen Eltern gewohnt, aber ich kenne es von mir, aber auch von Kollegen, dass man sich selbst auch ein wenig hinterfragt, sich ungerecht behandelt fühlt, aber eben doch auch ein wenig darüber sinniert, ob man nicht doch etwas hätte anders machen sollen. Aber das ist nur eine Nebensache.
Schöner Titel, der am Ende wieder aufgegriffen wird, wenn der Vater ein Fazit zu diesem eigentlich versauten Tag zieht.
Hab ich gerne gelesen.
Bis die Tage und viele Grüße von Novak

 

Hallo @Isegrims

und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Also ich finde die Geschichte gut lesbar und unterhaltsam, so mitten aus dem Alltag eines Familienvaters, der die Abenteuer besteht, die man erlebt, wenn man Kinder hat, einerseits besaßen muss, sich aber dann doch mitreden lässt von der Kinderzimmerwelt, die so gar nichts mit dem Berufsleben zu tun haben will.

Danke.

Mit dem Einstieg kann ich nicht recht was anfangen, weil der Konflikt mit dem Rektor bzw, der Dienstaufsicht bzw den Rechtsanwälten dieses Jonas nicht aufgelöst wird, den Protagonisten auch nur dahingehend zu interessieren scheint, dass er ein Formular ausfüllen muss. Nun gut: vielleicht der Trägheit und Kritikunfähigkeit des Beamtenstatus zu erklären. Ich meine: macht der sich überhaupt keine Gedanken zu Jonas?

Hmm, das kommentiere ich jetzt mal nicht. Muss an meiner Kritikunfähigkeit liegen.

heißt das nicht Tests?

Es geht beides, laut Duden.

wirklich kreative Idee das mit den Marshmallows

Danke.

Hallo @Novak

und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

dein Text liest sich flüssig, und, was ich mag, er bezieht sich sehr direkt auf das Thema der Challenge. Und natürlich passt er auch inhaltlich zum Wohlfühlen. Die Kissenburg mit den beiden Kleinen darin und dem bedauernswerten Vater, dem ursprünglich nach allem anderen war, nur nicht danach, eine Kissenburg zu bauen, ist ein trutziger heimeliger Ort gegen die Bedrängnis von außen.

Danke.

Ich hätte es vielleicht noch ein wenig cooler gefunden, wenn der Lehrer sich in seiner Profession ein wenig angezweifelt hätte, natürlich ist man in diesem Metier Ärger mit unzufriedenen Eltern gewohnt, aber ich kenne es von mir, aber auch von Kollegen, dass man sich selbst auch ein wenig hinterfragt, sich ungerecht behandelt fühlt, aber eben doch auch ein wenig darüber sinniert, ob man nicht doch etwas hätte anders machen sollen.

Sich selbst hinterfragen? Wozu? Das bringt doch nichts. Für mich sind immer die Anderen schuld :-)

Spaß beiseite. Ich wollte hier schlichtweg nicht zu sehr ins Detail gehen, daher gehe ich da nicht drauf ein.

Schöner Titel, der am Ende wieder aufgegriffen wird, wenn der Vater ein Fazit zu diesem eigentlich versauten Tag zieht.
Hab ich gerne gelesen.

Danke.

LG,

HL

 

Hallo @HerrLehrer ,

mir gefällt deine Geschichte wirklich gut und ich vermisse auch nicht das zurückkehren zum Arbeitsproblem. Ganz im Gegenteil würde es für mich den Moment kaputt machen. Da hat er sich endlich aus seinem Arbeitsmüll herausbugsiert, da wäre es ja doof, wenn das zurück käme. Auf der anderen Seite macht dieser Arbeitsstress ja seine Auszeit mit den Kindern erst so richtig kuschelig. Denn erst dadurch wird er sich der Prioritätenverschiebung so richtig bewusst. Du siehst, bei mir ist die Geschichte voll angekommen :)

Nur eine Kleinigkeit

"Kissenburge sind blöd."
Da fehlt ein "n"

LG feurig

 

Hallo @feurig

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

mir gefällt deine Geschichte wirklich gut und ich vermisse auch nicht das zurückkehren zum Arbeitsproblem. Ganz im Gegenteil würde es für mich den Moment kaputt machen. Da hat er sich endlich aus seinem Arbeitsmüll herausbugsiert, da wäre es ja doof, wenn das zurück käme. Auf der anderen Seite macht dieser Arbeitsstress ja seine Auszeit mit den Kindern erst so richtig kuschelig. Denn erst dadurch wird er sich der Prioritätenverschiebung so richtig bewusst. Du siehst, bei mir ist die Geschichte voll angekommen :)

Danke.

Nur eine Kleinigkeit
"Kissenburge sind blöd."
Da fehlt ein "n"

Ja, ich weiß. Aber die sechsjährige Jule weiß das eben nicht. Die dekliniert den Plural analog zu Berg/ Berge.

Danke!

LG,

HL

 

Hallo @HerrLehrer , muss ich anzeigen, wenn ich einen Kommentar abgeben möchte? Das Wort Anzeigen ist mir völlig neu, wieder was dazu gelernt.
Aber ich arbeite mich gerade durch die wundervollen Challengegeschichten, da habe ich selbstverständlich auch diese Kissenburg gelesen.
Ja, auch Du hast das Thema sehr unmittelbar umgesetzt und das positive Schluss lässt die Geschichte wirklich gut zur Challenge passen.
Ich hangle mich mal an einigen Zitaten entlang:

"Sagen Sie nichts. Es geht um Jonas Finke, oder?"
Der Schulleiter nickt. Wortlos reicht er mir das Schreiben.
Mich stören Wörtliche-Rede-Einstiege absolut nicht, immerhin hast Du mich gleich verortet , passt schon.

Einige Wörter in dem Brief brennen wie Feuer auf meiner Netzhaut: unprofessionell, parteiisch, diskriminierend, schlampig und unverschämt.
Uih, da kommt es aber dicke! Ich gehe ja noch davon aus, das dieses hier das Thema der Geschichte ist.

Ich bin relativ gefasst, obwohl oder vielleicht auch gerade weil es mein erster Noten-Widerspruch ist.
Du hast davor geschrieben, das er das Briefpapier der Anwaltskanzlei kennt und nun ist es sein erster Notenwiderspruch? Für einen Nichtlehrer klingt da seltsam, immerhin ist das ja das häufigste Prostestthema.

"Ja, aber das ist heute nicht unser Thema", fährt er ungerührt fort. "Dienstaufsichtsbeschwerden regelt die Bezirksregierung. Wir müssen uns um den Widerspruch kümmern. Wir brauchen eine schriftliche Stellungnahme von Ihnen."
Aber der Widerspruch ist doch der Widerspruch zur Beschwerde, oder?

Das Wetter passt zu meiner Stimmung. Ein grauer, kalter und matschiger Herbsttag. Es regnet und ich schaue in lauter missmutige Gesichter.
Du magst Adjektive?

"Aha!"
Na super. Jetzt ist es eine runde Sache. Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe Glasscherben, Wasser und Blumen verstreut auf dem Boden.
"Komm, wir räumen das auf", sage ich zu Jule.
"Spinnst du, Papa? Glasscherben sind voll gefährlich", erwidert sie und läuft davon.
Die Kinder hats Du wirklich super drauf, sehr glaubhaft beschrieben, auch sehr sympathisch. Dagegen machst Du es schon schwierig, den Hernn Lehrer positiv zu sehen - nur auf sich bezogen kommt er rüber. Aber vielleict wolltes Du ja den Kontrast zum Ende hin vertiefen? Dennoch hätte ich mich über eine nette Seite an ihm gefreut.

Mit einem Kehrblech sammle ich die Scherben auf, mit einem Lappen wische ich das Wasser weg. Die nassen Blumen lege ich auf den Tisch. Als ich damit fertig bin, steht Ariane ausgehbereit im Türrahmen. Sie kramt in ihrer Jackentasche herum.
MAnchmal sind arge Wortwiederholungen in den Satzanfängen, vielleicht noch ein wenig Feinschlift?

Mit großen, unschuldig scheinenden Augen schauen sie mich an.
Kleine Sonnen im Gesicht. Ich hatte auch gerade mal wieder ein scheint eingebaut, passiert halt immer wieder.

"Was ist hier los, verdammt noch mal. Ich - muss - arbeiten. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?"
Ja, er ist schon weit weg vom Sympathträger, ein bisschen viel für mich.

"R - U - H - E !"
Die Lautstärke bringt Bruno und Jule zum Schweigen. Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an. Ein Urteil, ein Schiedsgericht, ein Vorschlag, irgendetwas muss jetzt kommen.
"Okay, ihr könnt fernsehen."
Ups! Und ich dachte immer, Lehrer wären Pädagogen. Nun hatte ich auf eine kreative Lösung des Problems gehofft ...

"Kannst du uns Apfel schneiden?", fragte Jule routiniert
Oh, eine Fernsehroutine, spannend!

Aber ihre Hände greifen in die Schüsseln, na immerhin.
Grins! Was ist das? Der Versuch Fernsehen gesund zu machen? Witzige Idee.

"Eine Kissenburg? Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Das ham wir in der KiTa gemacht."
Ah, hier kommt das Thema, gefällt mir, die Idee des kleinen Brunos?

Ich gehe ins Arbeitszimmer, setze mich wieder hin und stütze meine Hände vor der Tastatur ab. Ich lese das bisher Geschriebene und denke über die Fortsetzung nach. Ich schaue aus dem Fenster. Ich schaue auf den Bildschirm, dann wieder aus dem Fenster. Ich stehe auf, gehe ins Wohnzimmer, schnappe mir die Fernbedienung und schalte die Glotze aus.
:Pfeif:

"So, wir bauen jetzt eine Kissenburg", sage ich bestimmt.
"Nein, keine Kissenburg", meckert Jule. "Kissenburge sind blöd."
Bruno schweigt. Aber er steht vom Sofa auf.
"Keine Widerrede", sage ich. "Wir machen das jetzt."
Ja, er ist eindeutig der Boss! Aber es soll ja eine Wohlfühlgeschichte werden, also sind hier Streitereien und nicht durchsetzen könne wohl fehl am Platze, sehe ich ein.

Jule, die schon zur Schule geht, zeigt auf und wartet darauf, dass ich sie drannehme.
"Ich weiß. Bei der Heizung!", sagt Bruno.
"Man, Bruno muss aufzeigen", meckert Jule.
Echt jetzt? Zu Hause mit "anzeigen" - ich wusste doch, dass Leherkinder etwa ssehr spezielles sind.

"Ach nee, wartet, wenn wir Stühle als Stütze nehmen, dann gehen auch dicke Decken. Holt einfach alles, was ihr an Decken findet, okay? Und die Kissen auch. Los geht's!"
Ab hier, bekommt er Pluspunkte, ab hier wird es nett, ja auch Wohlgefühl würde ich sagen. Er lässt sich auf seien Umgebung ein, kommuniziert mit ihr und setzt sich auseinander.

Jule und Bruno düsen los. Jule rennt in unser Schlafzimmer und holt die Bettdecken. Bruno läuft in
vielleicht mit ein bisschen Möbelrücken auch lösbar ...

"Hier, ihr müsst sie über das Feuer halten."
Ich halte meinen Spieß über die rot leuchtende Lampe und drehe den Spieß hin und her. Jule und Bruno machen es mir nach. Es knackt und knistert im Innern unserer Höhle und nach kurzer Zeit könnte man wirklich meinen, wir brieten Marshmallows über dem offenen Feuer
Eine wunderbare Idee, dieses gemeinsam sich etwas vorstellen, sich draufeinlassen.

In der Wärme des Königssaals
Für mich schließt sich Saal und warm irgendwie aus, aber Du weißt ja, wie alles hier Geschmackssache.

ob bewusst hervorgerufen oder unbewusst präsent, wird mir den Glauben an das zurück geben, was Familie im Idealfall ausmacht: Schutz, Geborgenheit, und, nicht zu vergessen: Marshmallows.
Mh, da ist er wieder , der darüberstehende Oberlehrer - das klingt so technisch, abgehoben, wie von außen, nicht wie gefühlt. Nur die Marshmallows retten es ein wenig.

Du siehst, ich werde nur mühsam warm mit der Geshciche. Aber vieles wird wohl an meinem eigenemn Geschmack liegen. Thema würde ich dennoch als Erfüllt betrachten, die Idee ist schön, mir liegt der Lehrer einfach nicht, der kommt so unterkühlt rüber.

Beste Wünsche
witch

 

Hey@HerrLehrer

Feelgood ist nicht gerade meine bevorzugte Literaturgattung. Trotzdem weiß ich einen Text des Genres zu schätzen, wenn er eine schelmische und spritzige Note hat. Das vermisse ich an deiner Geschichte. Sie ist für meinen Geschmack etwas zu glatt, aber vielleicht ist das genau das, was wir in dieser Zeit brauchen, in der über Atombomben diskutiert wird.

Als ich jung war, habe ich beim Braunschen Verlag in Karlsruhe gearbeitet. In der Typografie galt die Regel: Komma nach Anführungszeichen, außer wenn ein Fragezeichen oder ein Ausrufezeichen davorsteht. Beispiele aus Joseph und seine Brüder:
"Du sagst es recht", bestätigte Jaakob gesangweise.
"Joseph, was siehst du?" fragte er beunruhigt.
"Hüte Herz und Sinn und sei klug!" sagte Jaakob mit Innigkeit.

Sollte die Regel noch gelten, dann wäre zu korrigieren:

"Danke!", flüstere ich.
"Zum Hautarzt!", sagt sie vorwurfsvoll.

"Komm, wir räumen das auf", sage ich zu Jule.
"Wo willst du denn hin?", frage ich
"Zum Hautarzt!", sagt sie vorwurfsvoll.
"Können wir Fernsehen?", fragt Jule sofort.
"Ja, Fernsehen!", ruft Bruno und nickt zustimmend.
"Kannst du uns Apfel schneiden?", fragte Jule routiniert
"Ey, Mann, Papa!", schreit Jule sofort
"Und wie?", fragt Jule mit einem letzten Rest Aufsässigkeit.
"Ich weiß. Bei der Heizung!", sagt Bruno.
"Wisst ihr, was wir jetzt machen?", frage ich die beiden.
"Was meint ihr, Kinder. Sind die gut?", frage ich nach ein paar Minuten.
"Jaaa!", rufen Jule und Bruno unisono.

Deine Geschichte erreicht (für mein Empfinden) den Challengeziel absolut. Ich habe sie gern gelesen.
Liebe Grüße
Eraclito

 

Moin @HerrLehrer,

danke für Deine Geschichte.

Den Anfang fand ich sehr gut, die Geschichte um den Noten-Widerspruch empfand ich als unverbrauchten Konflikt und war gespannt, wie dieser Handlungsstrang ausgeht.

"Sagen Sie nichts. Es geht um Jonas Finke, oder?"
Das ist imA ein starker erster Satz.


In der Wohnung des Protas hattest Du mich noch, es ist viel los, Kinder müssen gebändigt werden und eine Vase liegt bereits in Scherben.
Doch als man dann Deinen Prota ein wenig besser kennenlernt, konnte ich mich nicht (mehr) mit ihm identifizieren, ganz im Gegenteil. Die Art und Weise, wie er mit den eigenen Kindern umgeht, hat meine Sympathie schwinden lassen:

Doch das Geschrei wird lauter. Völlig entnervt stehe ich auf. Mit drei, vier Sätzen bin ich beim Kinderzimmer. Ich reiße die Tür auf, als wollte ich Geiseln befreien und brülle direkt los.
"Was ist hier los, verdammt noch mal. Ich - muss - arbeiten. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?"
"R - U - H - E !"
Die Lautstärke bringt Bruno und Jule zum Schweigen. Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an.
Was aber auch daran liegen kann, dass ich keine eigenen Kinder habe und so nicht wirklich die Erfahrungswerte mitbringe, ob das nicht manchmal einfach so ist, selbst, wenn man sich große Mühe gibt, nicht herumzuschreien.


Ich gehe ins Arbeitszimmer, setze mich wieder hin und stütze meine Hände vor der Tastatur ab. Ich lese das bisher Geschriebene und denke über die Fortsetzung nach. Ich schaue aus dem Fenster. Ich schaue auf den Bildschirm, dann wieder aus dem Fenster. Ich stehe auf, gehe ins Wohnzimmer, schnappe mir die Fernbedienung und schalte die Glotze aus.
"Ey, Mann, Papa!", schreit Jule sofort vorwurfsvoll. Bruno sagt gar nichts.
"So, wir bauen jetzt eine Kissenburg", sage ich bestimmt.
Was hat ihn dazu bewogen, jetzt sofort eine Kissenburg zu bauen?


"Aber das is so lammweilig."
Das fand ich süß.

Ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass Du den spannenden Anfang mit der Stellungnahme noch irgendwie einbaust, dass ihm durch den Umgang mit den Kids die passende Formulierung einfällt und er am Ende es schafft, diesen Konflikt zu lösen.
Doch dann war da "bloß noch" die Kissenburg, die mich leider nicht so gepackt hat, wie es bestimmt von Dir beabsichtigt war.

MMn passt Dein Text zur Challenge. Und doch hätte ich mir gewünscht, Du hättest den Fokus auf einen anderen Part gerichtet, als auf das aus dem Nichts kommende Bedürfnis, seinen Kindern nahe zu sein.
Aber wie gesagt, das kann auch nur an meiner eigenen, kinderlosen Wahrnehmung liegen.

Gerne gelesen,
Seth

 

Hallo @greenwitch

vielen Dank für Lesen und Kommentieren.

Ja, auch Du hast das Thema sehr unmittelbar umgesetzt und das positive Schluss lässt die Geschichte wirklich gut zur Challenge passen.

Danke.

Du hast davor geschrieben, das er das Briefpapier der Anwaltskanzlei kennt und nun ist es sein erster Notenwiderspruch? Für einen Nichtlehrer klingt da seltsam, immerhin ist das ja das häufigste Prostestthema.

Es gibt Eltern, die auch die Entschuldigungschreiben ihrer Kinder bei Krankheit auf solchem Papier abgeben. Ich habe bisher an drei Schulen unterschiedlichster Standorttypen gearbeitet (wohlhabend bis sehr arm) und manche Eltern haben jedes noch so unwichtige Schreiben auf dem Dienstpapier ihrer Praxis, ihrer Kanzlei oder ihrer global agiernden Firma an mich gerichtet. Gelegentlich hatte ich das Gefühl, man wollte mich damit einschüchtern.

Die Anzahl der Notenwidersprüche hängt häufig vom Standorttyp ab. Standorttyp V (wohlhabend, akademisch, hoher Immobilienwert, kaum Migrationshintergrund) hat am meisten damit zu kämpfen. Ich bin jetzt seit fast zwanzig Jahren Lehrer und hatte bisher noch kein einziges Verfahren.

Aber der Widerspruch ist doch der Widerspruch zur Beschwerde, oder?

Nein, Eltern können bei der Schule einen Widerspruch in Bezug auf eine Note einlegen. Da geht es nur um die Note, nicht direkt um den Lehrer. Sie können aber auch zusätzlich bei der Bezirksregierung eine Dienstaufsichtsbeschwerde machen, da geht es dann vor allem um das Verhalten des Lehrers. Beide Verfahren sind unabhängig voneinander zu betrachten.

Die Kinder hats Du wirklich super drauf, sehr glaubhaft beschrieben, auch sehr sympathisch. Dagegen machst Du es schon schwierig, den Hernn Lehrer positiv zu sehen - nur auf sich bezogen kommt er rüber. Aber vielleict wolltes Du ja den Kontrast zum Ende hin vertiefen? Dennoch hätte ich mich über eine nette Seite an ihm gefreut.

Das habe ich jetzt schon öfter gehört und ich frage mich dann stets, ob die entsprechenden Kommentatoren auch Kinder haben. Der Lehrer in meiner Geschichte steht unter Druck, ist frustriert, und er lässt das an den Kindern aus. Dann aber realisiert er, dass die Kinder nichts dafür können und schafft dank ihnen den Wechsel vom Berufsleben ins Private. Als Schlüsselmoment empfinde ich den Moment, als er seine Kinder vorm Fernseher sitzen sieht. Er erkennt, dass er sein berufliches Problem nicht sofort wird lösen können und er schämt sich dafür, dass er seine Kinder vor der Glotze parkt. Daraus ergibt sich dann für ihn die Konsequenz, die Kissenburg zu bauen.

Ja, er ist eindeutig der Boss! Aber es soll ja eine Wohlfühlgeschichte werden, also sind hier Streitereien und nicht durchsetzen könne wohl fehl am Platze, sehe ich ein.

Danke. Ich kann aber verstehen, dass man den Papa hier als Bestimmer und herrisch wahrnehmen kann. Aber ich wollte auch keinen Über-Papa, der immer sanft und souverän mit seinen Kindern spricht und gemeinsam alles mit ihnen löst. Ich habe hier einen normalen Papa, keinen Super-Papa eingebaut.

Für mich schließt sich Saal und warm irgendwie aus, aber Du weißt ja, wie alles hier Geschmackssache.

Ja, sehe ich ein. Nur lässt Kissenburg mich an ein Schloss mit König denken, und weniger an Höhle. Vorher nenne ich es aber auch Höhle. Hmm....

Du siehst, ich werde nur mühsam warm mit der Geshciche. Aber vieles wird wohl an meinem eigenemn Geschmack liegen. Thema würde ich dennoch als Erfüllt betrachten, die Idee ist schön, mir liegt der Lehrer einfach nicht, der kommt so unterkühlt rüber.

Danke für die Rückmeldung.

LG,

HL

 

Hallo @Eraclito

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Feelgood ist nicht gerade meine bevorzugte Literaturgattung. Trotzdem weiß ich einen Text des Genres zu schätzen, wenn er eine schelmische und spritzige Note hat. Das vermisse ich an deiner Geschichte. Sie ist für meinen Geschmack etwas zu glatt, aber vielleicht ist das genau das, was wir in dieser Zeit brauchen, in der über Atombomben diskutiert wird.

Tja, da geht es dann ja auch um die Frage, wie viel Konflikt eine Wohlfühlgeschichte haben darf.

Sollte die Regel noch gelten, dann wäre zu korrigieren:

Hui, da hab ich dann noch einiges zu tun. Ich hoffe ich finde die Zeit.

Deine Geschichte erreicht (für mein Empfinden) den Challengeziel absolut. Ich habe sie gern gelesen.

Danke.

LG,

HL

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @HerrLehrer (und @Eraclito ),

ich komme noch mal für ein Detail:

Hui, da hab ich dann noch einiges zu tun.
Hast du nicht, keine Sorge: Es gab 1996 eine Rechtschreibreform, die auch die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede änderte. Deine aktuelle Version ist korrekt.
Im Duden nachzusehen unter: D11
Wenn ein schließendes Anführungszeichen mit einem Komma zusammentrifft, steht das Komma immer nach dem Anführungszeichen. Im Einzelnen gilt:
  1. Wenn nach dem wörtlich wiedergegebenen Text der Begleitsatz (übergeordnete Satz) folgt oder weitergeführt wird, setzt man nach dem schließenden Anführungszeichen ein Komma <§ 93>.

    Zum Beispiel​

    • „Sie fahren sofort nach Hause!“, befahl er.
    • Sie rief: „Weshalb darf ich das nicht?“, und sah mich wütend an.
    • Als er sagte: „Das war ja wohl eine Schnapsidee!“, wurde ich sehr verlegen.

Herzliche Grüße,
Katla :kaffee:

 

Hallo @Seth Gecko

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Den Anfang fand ich sehr gut, die Geschichte um den Noten-Widerspruch empfand ich als unverbrauchten Konflikt und war gespannt, wie dieser Handlungsstrang ausgeht.

Danke. Jemand anders meinte auch schon, dass dies ein spannender Text werden könnte. Vll mach ich mich dann mal an einen solchen Text. Ich habe schon einen über eine Zeugniskonferenz im Repertoire, warum nicht auch einen Widerspruch.

Das ist imA ein starker erster Satz.

Finde ich auch. Deswegen habe ich ihn, trotz der Kritik, stehen lassen.

In der Wohnung des Protas hattest Du mich noch, es ist viel los, Kinder müssen gebändigt werden und eine Vase liegt bereits in Scherben.
Doch als man dann Deinen Prota ein wenig besser kennenlernt, konnte ich mich nicht (mehr) mit ihm identifizieren, ganz im Gegenteil. Die Art und Weise, wie er mit den eigenen Kindern umgeht, hat meine Sympathie schwinden lassen:

Tja, da bist du nicht alleine. Er ist eben auch nur ein Mensch. Mich stören manchmal die Kindergeschichten, in denen Vater oder Mutter immer lieb, geduldig, sanft und pädagogisch handeln. Aber gut, Geschmackssache.

Was aber auch daran liegen kann, dass ich keine eigenen Kinder habe und so nicht wirklich die Erfahrungswerte mitbringe, ob das nicht manchmal einfach so ist, selbst, wenn man sich große Mühe gibt, nicht herumzuschreien.

Das wird es wohl sein :-)

Was hat ihn dazu bewogen, jetzt sofort eine Kissenburg zu bauen?

Die apathisch vor dem Fernseher sitzenden Kinder. Das schlechte Gewissen und die herzerweichend süße Bitte seines Sohnes. Die plötzliche Erkenntnis, dass Familie vor Beruf geht, auch und vll gerade in Stresssituationen.

Das fand ich süß.

Die Sprache von Kindern kann oft unterhaltsam sein. Mein Sohn ist z.B. großer Fan von Robin Hund aka Robin Hood.

Ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass Du den spannenden Anfang mit der Stellungnahme noch irgendwie einbaust, dass ihm durch den Umgang mit den Kids die passende Formulierung einfällt und er am Ende es schafft, diesen Konflikt zu lösen.
Doch dann war da "bloß noch" die Kissenburg, die mich leider nicht so gepackt hat, wie es bestimmt von Dir beabsichtigt war.

Tja, andernorts wurde schon diskutiert, wie schwer es ist eine Wohlfühlgeschichte zu schreiben, weil sie entweder ohne Konflikt oder mit einem Konflikt auskommen muss, der sich in Wohlgefallen ausflöst.

MMn passt Dein Text zur Challenge. Und doch hätte ich mir gewünscht, Du hättest den Fokus auf einen anderen Part gerichtet, als auf das aus dem Nichts kommende Bedürfnis, seinen Kindern nahe zu sein.
Aber wie gesagt, das kann auch nur an meiner eigenen, kinderlosen Wahrnehmung liegen.

Ich denke schon, dass das die Rezeption der Geschichte beeinflusst. Vll liest die sie in ein paar Jahren, wenn du Kinder hast, nochmal ganz anders.

LG,

HL

 

Hey@Katla

Mit der Reform und den Gegenreformen, war ich unsicher. Vielen Dank.
Liebe Grüße
Eraclito

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @HerrLehrer,

ich komme auch noch mal vorbei. Ich hoffe, du kannst noch. Die Kommentare habe ich nicht gelesen, du kriegst also einen frischen Blick von mir.
Bevor ich auf den Inhalt eingehe, zunächst was zur Sprache, am Beispiel der ersten zwei Absätze.

"Sagen Sie nichts. Es geht um Jonas Finke, oder?"
Der Schulleiter nickt. Wortlos reicht er mir das Schreiben. Ich nehme es entgegen und lese mit flackernden Augen. Den Briefkopf kenne ich schon. Jonas' Vater ist Anwalt. Hellermann, Finke und Partner. Eine Anwaltskanzlei im Stadtzentrum. Einige Wörter in dem Brief brennen wie Feuer auf meiner Netzhaut: unprofessionell, parteiisch, diskriminierend, schlampig und unverschämt. Ich bin relativ gefasst, obwohl oder vielleicht auch gerade weil es mein erster Noten-Widerspruch ist. Erst der letzte Absatz zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Ungläubig schaue ich hoch.
Wortlos ist überflüssig. Wenn er ihm das Schreiben reicht und du nichts weiter schreibst, gehe ich davon aus, dass es wortlos ist. Mit flackernden Augen ... Ich schätze, dass soll irgendein Gefühl ausdrücken, Anspannung vielleicht, aber was bitte sind flackernde Augen und wie soll man, wenn die Augen flackern noch lesen können? Das er den Briefkopf schon kennt ist Infodump und dazu auch unwichtig. Du könntest einfach schreiben: Hellermann, Finke und Partner, Anwaltskanzlei oder sowas steht im Briefkopf. Dann kann sich der Leser über den Namen erschließen, dass es eine Verwandschaft gibt und wenn nicht, fehlt nichts wichtiges. "In dem Brief" ja, klar, wo sonst, das ist ja was er liest. Außerdem ist es doch wirklich total übertrieben, dass die Wörter wie Feuer auf der Netzhaut brennen. Feuer auf der Netzhaut verbrennt die Augen, dass tun die Wörter ja nicht. Warum nicht gleich sagen, was im letzten Absatz steht? Das so anzureißen erzeugt keine Spannung, falls das das Ziel ist, zumindest bei mir nicht. Darf ich einmal kurz, nur um einmal exemplarisch zu zeigen, was ich meine und wie du ausdünnen könntest?
"Sagen Sie nichts. Es geht um Jonas Finke, oder?"
Der Schulleiter nickt und reicht mir das/ein Schreiben. Anwaltskanzlei H., F und Partner steht im Briefkopf. Ich lese Wörter wie: unprofessionell, parteiisch, diskriminierend, schlampig und unverschämt. Mein erster Noten-Widerspruch.
"Dienstaufsichtsbeschwerde?", frage ich.
Dann weiter:
Der Schulleiter nickt. Sein Gesichtsausdruck ist geschäftsmäßig, neutral.
"Ja, aber das ist heute nicht unser Thema", fährt er ungerührt fort. "Dienstaufsichtsbeschwerden regelt die Bezirksregierung. Wir müssen uns um den Widerspruch kümmern. Wir brauchen eine schriftliche Stellungnahme von Ihnen."
Der Schulleiter schiebt mir ein Papier über den Tisch.
"Ich habe hier ein Musterschreiben von unserem letzten Widerspruch. Ich gebe Ihnen eine Kopie, dann können Sie sich an dem Schreiben orientieren."
Ich fühle mich plötzlich sehr müde.

"Danke!", flüstere ich.
Gedankenverloren verlasse ich sein Büro.
Ich habe nicht gezählt, aber ich denke du könntest 1/3 bis 1/2 des Textes kürzen, würdest keine Information verlieren, sondern Stimmung und Atmosphäre gewinnen, weil diese ganzen Adjektive, die machen den Text beim Lesen so distanziert. Ich komme als Leserin gar nicht dazu, mir was zu denken, etwas zu empfinden, weil du es meiner Meinung nach "übererklärst". Das zieht sich durch den gesamten Text und ich habe nur die ersten beiden Absätze exemplarisch genommen, um zu zeigen, was ich meine. Das ist natürlich auch nur meine Lesart. Ich will damit nicht sagen: So geht das!, sondern: Anders gefiele es _mir_ besser.


Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe Glasscherben, Wasser und Blumen verstreut auf dem Boden.
"Komm, wir räumen das auf", sage ich zu Jule.
"Spinnst du, Papa? Glasscherben sind voll gefährlich", erwidert sie und läuft davon.
Ich atme tief durch, balle die Hände zu Fäusten und recke sie gen Decke. Pow! Mit einer plötzlichen Geste öffne ich sie wieder und lasse die negative Energie verschwinden. Eine Technik, die eine Erzieherin mir beigebracht hat. Sie klappt mal mehr, mal weniger gut. Heute eher weniger.
Oje, hier hat er mir echt Leid getan. Der ist so völlig überfordert und so im Funktionsmodus und er braucht einfach nur mal Ruhe und jemand der ihn in den Arm nimmt und sagt: Alles halb so wild, wir kriegen das schon hin. Und ich dachte und hoffte, vielleicht ist das das Happy End, also dass er mal eine gesunde Distanz zu seinem Hamsterrad bekommt.

"Nein! Nicht schon wieder Fernsehen", sage ich. Ich bin klar und deutlich. "Papa muss arbeiten. Ihr könnt im Kinderzimmer spielen. Oder malt irgendwas, okay? Ich will nicht gestört werden, klar?"
Auch hier hatte ich Mitleid: Oje, der macht es sich aber schwer. Warum lässt er die Kinder nicht fernsehen? Es geht ihm doch nicht gut, er fühlt sich total überfordert mit diesem SChreiben und dem Widerspruch, er muss sich doch erst mal sammeln. Aber er bleibt weiter im Funktionsmodus und in seinen eigenen Erwartungen gefangen: Fernsehen ist schlecht! Man darf Kinder nicht vor dem Fernseher parken. Macht was anderes, aber stört mich nicht! Da weiß ich schon, das wird nicht funktionieren.

Die Lautstärke bringt Bruno und Jule zum Schweigen. Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an. Ein Urteil, ein Schiedsgericht, ein Vorschlag, irgendetwas muss jetzt kommen.
"Okay, ihr könnt fernsehen."
Das Oberhaupt fällt das Urteil. Das ist unsympathisch. Das es pädagogisch gesehen echt blöd ist, macht ihn aber dann wieder sympathisch. Also falls er nicht unsympathisch wirken soll, dann lieber das mit dem Urteil usw. weglassen.

"Kannst du uns Apfel schneiden?", fragte Jule routiniert und macht es sich mit der Fernbedienung auf dem Sofa bequem. Bruno klettert hinterher. Ich gehe wie ferngesteuert in die Küche, schneide zwei Äpfel in Scheiben und bringe Jule und Bruno jeweils eine Schüssel davon ins Wohnzimmer. Ihre Augen sind schon auf den Fernseher fixiert, sie schauen weder zu mir hoch, noch sagen sie Danke. Aber ihre Hände greifen in die Schüsseln, na immerhin.
Ja, das habe ich schon bei den Scherben verstanden, dass er recht ferngesteuert ist. Du musst mir als Autor den Text nicht erklären. Schreibe doch einfach, was passiert, statt wie etwas passiert.

Ich lese das bisher Geschriebene und denke über die Fortsetzung nach. Ich schaue aus dem Fenster. Ich schaue auf den Bildschirm, dann wieder aus dem Fenster. Ich stehe auf, gehe ins Wohnzimmer, schnappe mir die Fernbedienung und schalte die Glotze aus.
"Ey, Mann, Papa!", schreit Jule sofort vorwurfsvoll. Bruno sagt gar nichts.
"So, wir bauen jetzt eine Kissenburg", sage ich bestimmt.
Da ist wieder das Oberhaupt, das Urteile fällt und jetzt bestimmt: Wir bauen eine Kissenburg. Es wäre schön, wenn er langsam mal zu sich käme. Ich verstehe, dass am Anfang im kursiven Teil etwas passiert sein soll und ich bin auch froh, dass du das nicht so ausformulierst, aber ich verstehe nicht was genau, weil er ist doch immer noch im gleichen Modus. Oh Mann, dein Erzähler und Prota ist echt krass unterwegs in meinen Augen. Keine Leichtigkeit, keine Lebendigkeit. Die Atmosphäre, die der Text für mich transportiert ist: Disziplin, Werte und Authorität.

Tja, wie? Schmerzhaft wird mir bewusst, dass ich noch nie eine Kissenburg mit meinen Kindern gebaut habe. Aber Gottseidank gibt es ja das Internet. Ich hole mein Handy und gebe Wie baut man eine Kissenburg? ein und bekomme prompt eine Seite vorgeschlagen.
Also da es ja hier um eine Wohlfühlgeschichte geht, finde ich das Handy total fehl am Platz. Der weiß gar nicht mehr wie das ist, ein Kind zu sein, kreativ zu sein, einfach mal zu spielen. Da muss er erst sein Handy bemühen. Man kann halt nicht googeln wie man Spaß hat.. naja, kann man natürlich schon, aber obs hilft?

"Okay", sage ich. "Zuerst brauchen wir einen gemütlichen Platz. Heute ist es kalt und regnerisch. Wo ist es warm und gemütlich?"
Ja, das könnte er fragen, einfach so. Statt auf sein Handy zu schauen. Da würde ich dann als Leser merken, ok, der kommt irgendwie an, bei seinen Kindern und im Moment.

Ich setze mich in den Schneidersitz, positioniere die Tageslichtlampe in der Mitte unserer Burg, lege das rote Tuch drüber und schalte die Lampe an. Sofort wird der Königssaal unserer Kissenburg in ein warmes Rot getaucht. Kaminfeeling kommt auf. Im Schein der Lampe sehe ich die weichen Gesichtszüge meiner Kinder.
Ja, hiervon mehr. Mehr Stimmung. Mehr Atmosphäre. Das es eine Tageslichtlampe ist, ist ja wurscht, wichtig ist ja nur das rote Tuch und das Licht. Sag nicht, dass Kaminfeeling aufkommt, mach es für mich erlebbar. Ich will denken: Oh wie gemütlich. Es reicht nicht, wenn du das schreibst.

Ich halte meinen Spieß über die rot leuchtende Lampe und drehe den Spieß hin und her. Jule und Bruno machen es mir nach. Es knackt und knistert im Innern unserer Höhle und nach kurzer Zeit könnte man wirklich meinen, wir brieten Marshmallows über dem offenen Feuer.
Auch wieder: Du erklärst zu viel. Das macht die Stimmung kaputt.

Denn plötzlich realisiere ich, dass ich gemeinsam mit meinen Kindern einen besonderen Moment erlebe.
Das ist technokratisches Deutsch für diesen schönen Moment. Ein bisschen poetischer darf es ruhig sein. Und auch hier erzählst du es mir wieder. Ich möchte aber selbst erkennen, dass ihm bewusst wird, dass er einen besonderen Moment erlebt.

und auf einmal werde ich ganz ruhig. In der Wärme des Königssaals fühle ich mich gut aufgehoben und ich vergesse den Ärger außerhalb der Kissenburg.
Auch hier. Das kann eigentlich weg. Das sollte sich alles aus dem Text ergeben. Am Ende, das wäre mein Wunsch, will ich mit ihm und den Kindern in der Höhle sitzen und Marshmallows braten. Das ist so ein schönes Bild, so eine schöne Situation. Ich möchte Nähe spüren zwischen den Kindern und dem Vater, aber der Erzähler ist schon wieder im Kopf und denkt: Ich werde wieder genervt sein, aber jetzt will ich den Moment genießen. Aber genau das ist eben nicht im Moment sein. ZU denken: Ich werde genervt sein, ist doch das Gegenteil von im Moment sein. Und das ist, worum es für mich in deiner Geschichte geht. Aus dem vor allem ja gedanklichen Hamsterrad auszusteigen, einmal anzukommen im Hier und Jetzt. Ich denke, das kennt jeder und jeder könnte da mitschwingen, wenn du den Text ordentlich entschlackst. So wie er jetzt ist, war es mir zumindest (noch) nicht möglich.

Viele Grüße
Katta

 

Hey @HerrLehrer

spät komme ich, ich weiß, und es wurde viel gesagt und geschrieben, aber einen kleinen Leseeindruck möchte ich Dir dann doch zukommen lassen. Freut sich jeder Autor doch über Feedback. :)
Ja, das ist sehr wörtlich - das Thema - aber nice. Ich habe mich in deiner Geschichte recht wohlgefühlt.

Eine Anwaltskanzlei im Stadtzentrum. Einige Wörter in dem Brief brennen wie Feuer auf meiner Netzhaut: unprofessionell, parteiisch, diskriminierend, schlampig und unverschämt.
Oh ja, so wie die Eltern selbst auch. Aber für die gilt das natürlich nicht ;).

"Spinnst du, Papa? Glasscherben sind voll gefährlich", erwidert sie und läuft davon.
Hehe - die Minis wissen recht früh, wie man sich um Aufgaben drückt. Und das Schlimme: sie haben auch noch recht dabei. Schwer, dem etwas entgegenzusetzen.

Eine Technik, die eine Erzieherin mir beigebracht hat. Sie klappt mal mehr, mal weniger gut. Heute eher weniger.
:)

Ehe ich mich versehe ist Ariane weg. Bruno und Jule aber sind noch da.
Mag ich.

Bruno und Jule, überrascht von meinem Hereinplatzen, stehen belämmert da.
Nur ein Vorschlag. Zum einen, bin ich kein Freund von solchen Einschüben, zum anderen sollte das durch den vorangegangenen Text klar sein.

Bruno hat einen Drachen ohne Flügel in der Hand. Jule hat Flügel ohne Drachen in der Hand.
Mag ich auch.

"Jule hat die Flügel abgerissen", meckert Bruno.
"Ja, aber das war nur, weil Bruno gesagt hat, ich bin eine Kakawurst."
"Ja, aber Jule hat gesagt, ich bin eine Seiße!"
Yeah! So sind se.

Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an. Ein Urteil, ein Schiedsgericht, ein Vorschlag, irgendetwas muss jetzt kommen.
"Okay, ihr könnt fernsehen."
Auch sehr schön! Fällt Papa auch nichts mehr zu ein.

Irgendwann gebe ich entnervt auf und gehe in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Als ich zurück in mein Arbeitszimmer gehe, sehe ich durch den Spalt der Wohnzimmertür Bruno und Jule vor dem Fernseher sitzen.
Geht sicher auch anders, wenn Autor will. Will er nicht, dann nicht.

Mit offenen Mündern und glasigen Augen sitzen sie da, den Blick auf die Mattscheibe fixiert. Ich gehe ins Arbeitszimmer, setze mich wieder hin
Und gleich nochmal ...

Ich schaue aus dem Fenster. Ich schaue auf den Bildschirm, dann wieder aus dem Fenster.
Hier dagegen mag ich die Wiederholung.

Ich stehe auf, gehe ins Wohnzimmer, schnappe mir die Fernbedienung und schalte die Glotze aus.
Langsam steigert das sich ja schon fast zu einer Wanderung ;)

"Nein, keine Kissenburg", meckert Jule. "Kissenburge sind blöd."
War das Absicht? Jule erscheint mir eigentlich zu alt und clever dafür.

Jule, die schon zur Schule geht, zeigt auf und wartet darauf, dass ich sie drannehme.
"Ich weiß. Bei der Heizung!", sagt Bruno.
"Man, Bruno muss aufzeigen", meckert Jule.
Bruno hebt die Hand.
Und Zuhause tut sie das auch? Hat ihr noch keiner gesagt, Jule, hier musst du nicht aufzeigen? Ich stelle mir das gerade vor, wie die Familie zu Abend isst und sich jeder erst mal melden tut, bevor er was sagen darf. Und wer bestimmt dann, wer reden darf? Mama oder Papa? Aber die müssten sich ja auch vorab melden, um zu sagen, wer mit reden dran ist. Das wäre ne hübsche Szene für ne Komödie. Ich weiß, so meinst Du das nicht, aber so habe ich halt gedacht, nach dem Dialog. Weil Papa ja auch nicht interveniert.

Bruno rennt unterdessen nochmal ins Kinderzimmer und holt seine Plüschtiere. Als Jule das sieht, macht sie es ihm nach. Mit Mimi, dem Tiger, und Horst, dem Einhorn, mit Wuschi, dem Bären und Carlo, dem Schmusemonster kommen sie zurück.
Ja, müssen alle mit! So ist richtig.

Wie ein Löwe vor einer Höhle begibt er sich zögerlich ins Innere.
Erst Löwe, dann zögerlich. Passt für mich nicht so richtig zueinander.

"Wir braten Marshmallows über dem Feuer."
Mega schöne Idee.

Später, das weiß ich, werde ich wieder von etwas genervt sein. Von der Arbeit, von den Kindern, vom Leben, aber die Erinnerung an diesen Moment, ob bewusst hervorgerufen oder unbewusst präsent, wird mir den Glauben an das zurück geben, was Familie im Idealfall ausmacht: Schutz, Geborgenheit, und, nicht zu vergessen: Marshmallows.
Hätte ich jetzt nicht gebraucht. Ist völlig klar. Irgendwie hätte ich nach dem "Später" noch mal den Schwenk zur Stellungnahme erwartet. Aber klar, ist kein Wunschkonzert.

Vielen Dank für deine Geschichte! Marshmallows in Kissenhöhlen klingen urgemütlich. Und glückliche Kinder sind immer gut. Und manchmal nehmen sie ein wieder mit, in ihre Kinderwelt und man vergisst diesen ganzen Erwachsenenkram. Ich mag ja auch gern mit den Minis Spazierengehen. Da kommt man zwar nicht vorwärts, weil da ein Schneckchen und dort eine Blume und hier Stöckchen und später Steinchen und alles braucht ganz viel Betrachtung. Aber die Ruhe, die sich dadurch einstellt, weil das Tempo extrem gedrosselt wird, weil Steinchen von einer Seite des Weges auf die andere wandern müssen und zwar möglichst alle ... danach bin ich immer super entspannt. Kann mir gut vorstellen, das geht deinem Papa gerade genauso.

Liebe Grüße, Fliege

 

Salut @HerrLehrer

Gelesen habe ich die Geschichte bereits kurz nach Veröffentlichung. Komme aber erst jetzt dazu, auch was dazu zu schreiben.
Ich mochte den Text, da er mich an eine Episode aus meinem eigenen Leben erinnerte, als ich auf unsere zwei Kinder aufpasste und während sich in der Küche das Geschirr stapelte, der Staubsauger geduldig in der Ecke stand und die trockene Wäsche an der Leine geduldig auf einen Abnehmer wartete, baute ich mit den Kindern einen Turm aus Lego, so hoch bis unter die Decke. Die Kinder hatten Spass, ich hatte Spass und stolz verkündete ich meiner zur Tür hereinkommenden Frau, alles im Griff gehabt zu haben.
"Ausser dem Rest der Hausarbeit", sagte sie dann mit hochgezogenen Augenbrauen. Die Story ist noch heute Familiengesprächsthema. :D

Zwanzig Minuten später sitze ich in der U-Bahn nach Hause. Die ganze Fahrt über versuche ich krampfhaft, mich zu entspannen. Doch das Rattern der U-Bahn dringt mühelos durch meine nun dünne Haut. Fast verpasse ich meine Haltestelle. Ich steige nach oben. Das Wetter passt zu meiner Stimmung. Ein grauer, kalter und matschiger Herbsttag. Es regnet und ich schaue in lauter missmutige Gesichter.

Der war glaube ich viel länger nach dem Einstellen, gefällt mir jetzt viel besser, da dies nur zur Einführung 'gestresster Vater' dient und dein Hauptaugenmerk dem Bauen einer Kissenburg gilt

Zwei Sekunden später pest Ariane hinter ihm her.
Kannte ich so noch nicht. Ist das so was wie 'prescht'

"Bruno, komm - her - jetzt!"
Bruno. Komm her – jetzt!"

Na super. Jetzt ist es eine runde Sache. Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe Glasscherben, Wasser und Blumen verstreut auf dem Boden.
Eine runde Sache ist IMHO eher positiv konnotiert. Vorschlag: Jetzt wird ein Schuh draus.

"Spinnst du, Papa? Glasscherben sind voll gefährlich", erwidert sie und läuft davon.
Ich sehe Jule als sechsjährige noch nicht ganz so pupertierend frech. Aber das ist Geschmackssache.
"Sicher nicht, Papa! Glasscherben sind mega gefährlich..."

Eine Technik, die eine Erzieherin mir beigebracht hat. Sie klappt mal mehr, mal weniger gut. Heute eher weniger.
Knackiger: Klappt sonst ganz gut, heute aber eher weniger.
(Weil eh schon gestresst von 'er Arbeit;))

Die nassen Blumen lege ich auf den Tisch. Als ich damit fertig bin, steht Ariane ausgehbereit im Türrahmen. Sie kramt in ihrer Jackentasche herum.
Da frage ich mich, wie sie es mit dem kleine Racker im Bad in der kurzen Zeit sich ausgehfertig gemacht zu haben. Oder meintest du einfach nur Jacke und Schuhe an und fertig? Hm, ich störe mich wohl an diesem "ausgehbereit".
Jackentasche => Handtasche.

Aus meiner Schultasche nehme ich die Stellungnahme, die mir der Chef in Kopie gegeben hat.
Interessant. Als Lehrer sagst du auch Schultasche zu deiner – ähm – Arbeitstasche?

Bruno und Jule, überrascht von meinem Hereinplatzen, stehen belämmert da.

Bruno hat einen Drachen ohne Flügel in der Hand. Jule hat Flügel ohne Drachen in der Hand.
:lol: Sehr schön.
Die Lautstärke bringt Bruno und Jule zum Schweigen. Für einen Moment zumindest. Sie schauen mich erwartungsvoll an. Ein Urteil, ein Schiedsgericht, ein Vorschlag, irgendetwas muss jetzt kommen.
Sie sagen auch nach dem Absatz nichts.

"Okay, ihr könnt fernsehen."
Gewonnen, hr hr.

"Kannst du uns [noch] Apfel schneiden?", fragte Jule routiniert und macht es sich mit der Fernbedienung auf dem Sofa bequem. Bruno klettert hinterher.
Ich würde das routiniert mit noch in die direkte Rede holen. Anscheinend gehört das zum (Mamas?) Ritual.

Aber ihre Hände greifen in die Schüsseln, na immerhin.
Die Schlussfolgerung verstehe ich grad nicht.

"Dann spiel doch mit deinem Lego oder so."
Mrz.: mit deinen Legos

"Bruno, ich kann jetzt nicht, okay. Jetzt geh mal wieder zu Jule, okay?"
Ein okay müsste reichen.

Ich lese das bisher Geschriebene und denke über die Fortsetzung nach. Ich schaue aus dem Fenster. Ich schaue auf den Bildschirm, dann wieder aus dem Fenster.

Ich stehe auf, gehe ins Wohnzimmer, schnappe mir die Fernbedienung und schalte die Glotze aus.
"Ey, Mann, Papa!", schreit Jule sofort vorwurfsvoll. Bruno sagt gar nichts.
"So, wir bauen jetzt eine Kissenburg", sage ich bestimmt.

Sehr schön gemacht dieses Hadern mit den Gefühlen. Das Ich lese, Ich schaue, gut als Stilmittel eingesetzt, heisst: Ich kann mich eh nicht konzentrieren, schluss jetzt.

Dann der Szenenwechsel nach seinem Entschluss. Hierstört mich, dass du weider mit 'Ich stehe auf'

Ich fände es dynamischer, direkt im Wohnzimmer weiter zu fahren.
"Ey, Mann, Papa!", schreit Jule vorwurfsvoll, als ich die Fernbedienung schnappe und die Glotze ausschalte.
"So, wir bauen jetzt eine Kissenburg", sage ich bestimmt und Bruno strahlt.


Tja, wie? Schmerzhaft wird mir bewusst, dass ich noch nie eine Kissenburg mit meinen Kindern gebaut habe. Aber Gottseidank gibt es ja das Internet. Ich hole mein Handy und gebe Wie baut man eine Kissenburg? ein und bekomme prompt eine Seite vorgeschlagen.
Was? Mensch, der Bruno hat das bereits in der KiTa gemacht, er müsste ihn bloss fragen. Das ist doch ein Witz oder? Der Papa muss tatsächlich im Internet ein Tutorial für Kissenburgen nachschlagen? Hier entfällt mir dein Prot etwas, denn wenn der das aus der Fantasie heraus mit deinen Kindern was macht, ja das wirkt kuschelig. So aber ist es wie ein Auftrag mit IKEA Anleitung.

Jule nimmt das Handy und krabbelt in die Höhle. Ich gehe in die Küche und hole dort drei kleine Holzspieße aus der Kammer. Aus dem Süßigkeitenfach nehme ich die Tüte mit Marshmallows, öffne sie und spieße jeweils vier Marshmallows auf die Holzspieße.
Na also, geht doch – auch ohne Internet. :D


Kaminfeeling kommt auf. Im Schein der Lampe sehe ich die weichen Gesichtszüge meiner Kinder.
Stadtmensch, gell? Ich bin für Lagerfeuerstimmung.

Ich lege das Handy falsch herum, so dass man nur den Ton hört.
Überflüssig. Muss er eh machen, da sie sonst kein "Feuer" mehr haben. ;)

"Hier, eure Spieße."
Mit großen Augen nehmen Jule und Bruno die Spieße in die Hand.
"Hier, ihr müsst sie über das Feuer halten."
Das zweite 'hier' würd ich eindampfen.


In der Wärme des Königssaals fühle ich mich gut aufgehoben und ich vergesse den Ärger außerhalb der Kissenburg.
Mit dem Satz würde ich enden. Der verdirbt mir ein bisschen den Wohlfühlmoment.

Fazit: Gern gelesen, passt gut zum Challengethema und verbreitet Wohlfühlstimmung.
Deine Geschichte hat bei mir alte Erinnerungen hervorgerufen und das war schön.

Liebe Grüsse, dotslash

 

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