Hallo Torpedo,
ich war mir anfangs nicht ganz sicher, ob dein Stil vielleicht absichtlich so verschroben ist, irgendetwas Germanistik-Student-Man-mäßiges, aber ich glaube, du brauchst einfach nur noch etwas mehr Übung. Nein ... eine Menge Übung.
Es ist schwer, die narrativen Unzulänglichkeiten konkret zu benennen. Offensichtliche Fehler der Grammatik oder Rechtschreibung habe ich jetzt gar nicht so viele finden können, aber das alles liest sich so ... unpräzise. Schreiben ist die Suche nach dem richtigen Wort, und man hat an vielen Stellen in deiner Geschichte das Gefühl, du hättest dich der Mühe dieser Suche mit Gewalt entzogen. Du Fahnenflüchtiger.
Ihre Lunge hat sich verabschiedet, ihr Magen hat sich verabschiedet, denn sie ist den ganzen Weg gerannt durch den Schnee, an Autos vorbei und so weiter und lebendigen Menschen mit Mützen und Schuhen und glücklichen Mundwinkeln.
Hat sich verabschiedet ... du benutzt viel Umgangssprache. Das mag meinetwegen auch Absicht sein, aber was genau bedeutet es, wenn der Magen sich verabschiedet?
Autos und so weiter? Und so weiter? Fahrräder? Flugzeuge? Osterhasen?
und lebendigen Menschen ... Mach Sachen! Lebendige? Mit Nase im Gesicht, zwei Beinen ... und so weiter?
mit Mützen und Schuhen und glücklichen Mundwinkeln.
Hier kündigt sich bereits der leider etwas platte Grundton der Geschichte an. Oliver Twist für Oliver-Geißen-Gucker. Glückliche Menschen mit Mützen und Schuhen. Barhäuptig dazwischen Mascha, die keinen Grund hat zum Lächeln. Die Lefzen ihrer nach unten gebogenen Mundwinkel hängen herab bis auf die Knöchel ihrer – selbstverständlich bloßen – Füße. Und wer jetzt immer noch nicht weint, kriegt dieses Jahr nichts zu Weihnachten.
Das Atmen tut weh im Hals.
Punkt nach
weh. Jeder weiß, wo das Atmen weh tut, wenn es kalt ist. Jedenfalls nicht im Haaransatz.
Es ziept fürchterlich und sie muss sich an der Mülltonne abstützen, um zu überleben.
Was immer es tut (ziepen???): Dass sie gleich ums Leben kommt, wenn sie sich nicht abstützt, finde ich etwas dick aufgetragen.
Wer erzählt die Geschichte? Yoda?
Enttäuschungen tun weh im Herz.
Und Plattitüden erst. Hey, tut mir leid, aber ... es gibt auch Dramatik jenseits des Marienhofes. Bessere. Glaubwürdigere. Wahre. Und es beißt nicht weniger in der Brust, wenn man mal ein bisschen Humor einfließen lässt. Eher im Gegenteil. Ich empfehle dir
Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt zur Aufnahme in dein tägliches Work out

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Es ziept fürchterlich und sie muss sich hinsetzen, um zu überleben.
Das weiß ich schon. Allerdings hast du immer noch nicht erklärt, was ziepen bedeutet. Kann Mascha eigentlich pupsen, ohne dass sie Gefahr läuft, gleich den Löffel abzugeben?
Sie klingelt und wartet; in der Kälte wohlgemerkt und länger als unbedingt nötig
Das ist ja empörend! Gut, dass du das mit der Kälte noch mal erwähnst, ich hatte es über die letzten zwei Sätze schon wieder vergessen. Und dann lässt er sie auch noch warten, der Schuft. Wer eigentlich?
Ach so.
Er trägt einen Schal und den notwendigen Rest natürlich.
natürlich zwischen
und und
den. Was den Satz aber inhaltlich auch nicht rettet. Der notwendige Rest. Ich komme gleich, ziehe mir nur noch just den notwendigen Rest über. Büroklammer an die Vorhaut und so.
Hallo, sagt Burkhard und dies könnte eine wunderbare Stelle sein in Maschas Leben, die hell aufleuchten würde plötzlich und ihre komplette Geschichte aus bedingungsloser Liebe heraus in ein unglaublich warmes Licht rücken, ohne ihre Protagonistin direkt davon blenden zu lassen.
Stellen an meinem Körper jucken, wenn meine Neurodermitis sich mal wieder bemerkbar macht. In meinem Leben gab es Phasen oder Momente. Der Rest des Satzes ist kompletter Mumpitz.
„Hallo“, sagt Burkhard
Dann wird sie von Burkhard auf dem Hinterhof vergewaltigt.
Ööööhm ... na gut, das kommt jetzt zumindest überraschend, also dafür ... einen Pluspunkt? Glaub ich ...
„Du armes kleines Ding, du bist doch noch so jung“, hatte Frau Weiß mal gesagt, während sie dabei war, ihren Mann raus zu schmeißen aufgrund seines Fehlverhaltens und dann schrie sie ihm noch hinterher: „Du dreckiger Arsch, Minderjährige ficken kannste, oder was?“
Später feuerte sie Mascha noch seine Essgewohnheiten in die Fresse, von wegen Miesmuscheln mit Tomatensoße an der Ostsee, und schenkte ihr einen Geldschein.
Denselben hätte sie auch fürs Vögeln gekriegt.“
Fehlverhalten? Hat er im Unterricht Kaugummi gekaut?
Das traurige Leben der kleinen Leute. Das Drama der Gosse. Autenzität in den Dialogen, in der Sprache, ja. Aber man schafft keine raue Unterklassenatmosphäre, indem man dem Leser aus dem Nichts die derbste Fäkalsprache um die Ohren haut. Das hier wirkt nicht im Geringsten schockierend, was vermutlich deine Absicht war. Es ist, so leid es mir tut, einfach nur unfreiwillig komisch.
Die Narbe auf ihrer Schulter ist von Sven und dem dazu gehörigen Aschenbecher.
Sven ist eine Zigarette?
Sie liebt ihn. Nicht den Aschenbecher.
Aha.
Oft gibt es Currywurst aus dem Kühlschrank oder Wackelpudding in seiner trostlosen Wohnung
Gibt`s zur Currywurst wenigstens ein paar Fritten dazu? Und Soße auf den Pudding? Das interessiert mich auf jeden Fall viel mehr als dieser Sven-Typ. Von dem weiß ich ja jetzt, dass er Sven heißt, das reicht mir eigentlich an Charakterisierung.
Um das obligatorische Klischee der grundlos depressiven Jugend zu bedienen wahrscheinlich.
Tja, wer weiß? Wahrscheinlich schon. Und nicht zum ersten mal frage ich mich: Was soll dieser Satz?
Aber das ist eine Geschichte völlig anderen Geschmacks.
s.o.
Dieser Text ist stilistisch und inhaltlich eine Katastrophe. Ungekonnt und blechern werden ein paar RTL/Pro7-Vorabendmelodramklischees aneinander gereiht.
Tipp:
Für einen so kurzen Text willst du hier viel zu viel erzählen. Konzentrier dich auf die Vergewaltigungsszene. Oder Maschas Beziehung zu Sven. Ein Moment in ihrem Leben. Ein Leben ist einen Aneinanderreihung von Kurzgeschichten. Erzählst du sie hintereinander weg, hast du einen Roman. Du hast hier irgendwie versucht, alles in ein paar Zeilen zu pressen, die keinem Leben gerecht werden können. Erzähl weniger, aber dafür intensiver. Sven soll offensichtlich ein Mistbock sein. Vielleicht lässt Mascha mal eine Bierflasche auf den Boden fallen, als sie sich eine von den schmierigen Currywursten aus dem Kühlschrank nimmt? Und kriegt danach was auf die Lippe? Der warme Geschmack des Blutes in ihrem Mund, während Sven es ihr von hinten besorgt? Sein bevorzugter Stil, weil er ihr verlebtes Gesicht schon lange nicht mehr sehen kann?
Sowas in der Art?
Keep on spreading the word …
Liebe Grüße,
Jan-Christoph
PS: Hab gerade gesehen, dass du noch zur Schule gehst. Also Kopf hoch und sorry, falls meine Kritik streckenweise etwas hart daher kommt.