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Meeresfrüchte

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10.08.2019
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Meeresfrüchte

Sabine rekelte sich wohlig im Halbschlaf. Sie fühlte sich schwer und weich, spürte den Wind über ihre Haut streichen und Wellen ihre Füße hoch und hinunterspülen.

Wie war sie hierher gekommen? Halb entschlossen versuchte sie, sich zu erinnern. Da waren Igors Lippen. Fordernder, immer wilder, und dann gingen ihr die Lichter aus. Aber wieso lagen ihre Füße im Wasser? Wieder und wieder driftete sie vom Halbschlaf in den Schlaf, bevor sie der Antwort näher kam, und ehrlich gesagt, es war viel zu schön, als dass sie richtig wach werden wollte.

Ihr rechter Fuß war schwer und entspannt. Sie stellte sich vor, Yoga zu üben, und ließ das rechte Bein absinken, erst den Fuß, dann den Unterschenkel, den Oberschenkel, und zuletzt drückte ihr Gesäß tief in den Sand. Noch nie zuvor hatte sich die Übung so intensiv angefühlt. Nun wurde der rechte Arm ruhig und entspannt, dann der linke Arm, das linke Bein, sie war losgelöst. Ihre Atmung ging ruhiger. Sie fühlte, wie sie schwebte, und gleichzeitig immer tiefer in den Sand sank.

Eine Welle spülte kühl über ihre Füße, um vom warmen Wind wieder getrocknet zu werden. Die nächste Welle erreichte bereits ihre Knie, die übernächste dann wieder nur die Füße. Sie legte den Kopf auf die Seite und seufzte wohlig. Ein Rauschen kündigte eine große Woge an. Sie spülte über ihre Beine, über ihren Schoß, über ihre Brust. Das kalte Wasser ließ sie tief einatmen. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen sich aufstellten, als der Wind über sie blies und sie wieder aufwärmte. Durch ihren Körper strömte ein Schauer nach dem anderen.

Das Kribbeln war jetzt an ihrem rechten Knie. Sie schmunzelte und öffnete die Augen. Welch Anstrengung ihr das bereitete, leicht und schwer, wie sie war. Sie hatte daneben gezielt, sie sah ihre Füße. Wie schön sie doch waren, sie liebte sie noch mehr als ihre Brüste. Um ihr Knie zu sehen, müsste sie den Kopf heben, aber dazu konnte sie sich nicht aufraffen. Vielleicht wenn sie ihn noch etwas neigte?

Die nächste Woge unterbrach ihre Bemühungen. Wieder wurde ihre Brust überspült. Sie ließ sich vollkommen fallen, um das Gefühl auszukosten. Die folgende Welle brach direkt in ihrem Schoß, hinterließ Schaum und Wirbel, Sand rieb mit dem ablaufenden Wasser an ihr herunter.

Die Woge hinterließ das Kribbeln jetzt am Oberschenkel. Etwas bewegte sich zwischen ihren Beinen, unbeschreiblich, streichend, kribbelnd, saugend. Es würde doch nicht ... doch es tat genau das und verblieb dort. Es war unbeschreiblich schön, sie hätte sich so gerne mit diesem Gefühl bewegt, aber sie war leicht und schwer und schwebte. Die Wellen kamen höher und höher, es zählte nur noch dieses Gefühl, das drückte, wenn die Wogen über sie fluteten, und saugte, wenn sie ins Meer zurückflossen. Sie wollte nur noch mehr und mehr und mehr. Noch nie zuvor hatte sie sich so erregt gefühlt, ohne sich auch nur bewegen zu müssen. Mit einem lauten Rauschen spülte eine gewaltige Welle über sie hinweg, hob sie etwas an, erlebte mit ihr einen ekstatischen Höhepunkt, und legte sie etwas strandaufwärts wieder ab.

Als sie wieder atmen konnte, spürte sie das Kribbeln mit der Welle ihre Beine verlassen. Kurz durchquerte ihr Gast ihr Gesichtsfeld. Ein kleiner weißer Krake mit hellblauen Kringeln, wunderschön anzusehen. Ihr wurde entfernt bewusst, dass sie sein Gift nicht überleben würde, aber es nahm ihr nicht nur Motorik und Sensibilität, sondern auch jeden negativen Gedanken, es war ihr nicht wichtig. Sie hätte ihm gerne noch ein wenig nachgesehen, aber ihre Augen bewegten sich nicht länger. Voller Dankbarkeit sandte sie ihm ihren Abschiedsgruß.

Noch immer zuckte ihr Unterleib wohlig. Dann beruhigte sich ihre Atmung. Die Pausen zwischen ihren Atemzügen wurden länger. Alles war weit weg, weit weg, weit weg.

* * * * *​

Sabine öffnete ihre Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Für den Bruchteil einer Sekunde geriet sie in Panik, bewegte versuchsweise ihre Füße. Himmel hilf! Das Essen beim Japaner gestern war fantastisch gewesen. Blaugeringelte Kraken waren eine Delikatesse. Oder - falsch zubereitet - kaum weniger tödlich als Steinfische. Dass sie die Gruselgeschichte über ihr Tetrodotoxin in ihre Träume verfolgte, war schon merkwürdig. Das ruhige Atmen ihres Kopfkissens beruhigte sie rasch.

Sie kicherte, leise, um Igor nicht zu wecken, kuschelte sich an seine Schulter. Oh, sie erinnerte sich jetzt genau, wie es nach dem Kuss weiter gegangen war. Auch das war ihr in ihre Träume gefolgt, und es störte sie nicht im mindesten. Es kribbelte immer noch zwischen ihren Beinen. Erschrocken sah sie an sich herab, um erleichtert auszuatmen. Tentakel - ja. Krake - nein. Sie sah Igors schlafendes Gesicht von unten an. Hm - nein. Sicher nein. Was er wohl träumte? Sie hatte eine rege Vorstellung davon, während er sie im Schlaf streichelte und ihr einen wohligen Schauer nach dem anderen schenkte.

Was sollte sie jetzt anfangen? Sie spürte, wie er sich im Schlaf bewegte, suchte. Das Spiel bereitete ihr eine diebische Freude. Unter keinen Umständen durfte er aufwachen, den Spaß wollte sie sich nicht verderben. Sie blieb an seiner Schulter liegen und drehte ein wenig die Hüfte. So fand er endlich seinen Weg. Sabine musste sich vor Erregung auf die Lippen beißen, dann überließ sie alles Weitere dem schlafenden Hünen, lag still wie unter dem Kraken, um ihn nicht zu wecken. Sie war noch nicht auf halbem Weg, als er sich in sie ergoss, langsam ruhiger wurde und in einen tieferen Schaf sank.

Mühsam unterdrückte sie ein Lachen. Sie fühlte sich erfüllt, von ihm und von ihrer Liebe zu ihm. Langsam glitt auch sie zurück in den Schlaf, und diesmal träumte sie nicht von Meeresfrüchten. Dieses Erlebnis würde sie tief in sich bewahren, es sollte bis an ihr Lebensende ihr süßes Geheimnis bleiben. In ihren Träumen war sie die Sphinx, die unter Igors Blicken geheimnisvoll wissend schwieg.

 

Hola @Uhdrapur,

willkommen in unserer Mitte! Dein Nick klingt indisch, doch Deine Geschichte färbt das nicht.
Der Anfang war bisschen langatmig; ich dachte, wenn das so weitergeht, dann schaff ich’s nicht bis zum Schluss.
Tatsächlich wirkte der erste Teil auf mich wie eine Yogaübung, aber nach den fünf Sternchen wurde ich hellwach.
Mein Leseeindruck: Obwohl Du den Leser etwas hinhältst, kommt er doch noch auf seine Kosten: Schöner Titel, hohes Sprachniveau – eine schöne erotische KG, die Lust auf mehr macht (nicht unbedingt der Erotik, sondern Deiner Schreibart wegen, die Du hoffentlich unter anderen Taggs beibehältst).

Weil der erste Teil mich nicht so richtig mitnahm, war ich bisschen nörgelig:

... und Wellen ihre Füße hoch und hinunterspülen.
Eine Welle spülte kühl über ihre Füße, ...
Das ähnelt sich sehr, auch hier:
Sie fühlte sich schwer und weich, ...
Sie fühlte, wie sie schwebte, ...

... ließ das rechte Bein absinken, erst den Fuß, dann den Unterschenkel, den Oberschenkel, und zuletzt drückte ihr Gesäß tief in den Sand. Noch nie zuvor hatte sich die Übung so intensiv angefühlt. Nun wurde der rechte Arm ruhig und entspannt, dann der linke Arm, das linke Bein, ...
Das rechte und das linke Bein, der rechte und der linke Arm – das beginnt, den Leser zu langweilen. Probier doch, die Sache bündiger zu gestalten. Mehr Zug! Lesen sollte nicht die Wirkung von Yoga haben :D .

Eine Welle spülte kühl über ihre Füße, um vom warmen Wind wieder getrocknet zu werden. Die nächste Welle erreichte bereits ihre Knie, die übernächste dann wieder nur die Füße.
Das ist mir zu langatmig – es passiert nichts, vom ersten Satz bis zu dieser Stelle ist es ziemlich – sicherlich von Dir gewollt – einschläfernd; zwar wird Igor erwähnt, aber knistern tut (noch) nichts. Das ist mein Leseeindruck beim ersten Drittel des Textes. Ob eine Welle (wohl eher die Füße) vom warmen Wind so schnell getrocknet wird, bis die nächste eintrifft, bezweifle ich.

Sabine rekelte sich wohlig im Halbschlaf.
Sie legte den Kopf auf die Seite und seufzte wohlig.
Siehst Du selbst.

Sie schmunzelte ...
‚Schmunzeln’ ist origineller als ‚lächeln’, aber mMn total vorgestrig. Aber je nun – alles Geschmackssache.

Sie hatte daneben gezielt, ...
Beim Gucken danebenzielen? Du bist der Autor.

Sie fühlte sich erfüllt, ...
Klare Sache, klingt aber nicht gut.

Ein wenig Straffung zum Anfang wäre gut, damit Dir kein Leser vorzeitig abspringt, doch der gesamte Text bekommt von mir :thumbsup:!

Schöne Grüße und bis auf weiteres!
José

 

Hi Josefelipe

Mein Name Uhdrapur stammt aus einem Computerspiel - mir wollte partout nichts einfallen, da hab ich ihn ausgewürftelt, Buchstabe für Buchstabe. Kannst aber Michael sagen.
Vielen Dank für Deine stilistischen Hilfen, die hab ich doch glatt übernommen, besten Dank. Ob ich das Yoga straffen will, überleg ich mir noch. Der Leser soll ja in eine meditative Übung hineingezogen werden - mit überraschender Wendung und Happy End. Das funktioniert nicht mit einem Zweizeiler.

Wenn dir meine Schreibart gefällt - ich hab grad das erste Kapitel eines Romans reingestellt. Es geht um eine Jahrtausende umspannende düstere Liebe. Nichts für Mamis Liebling ...

Thanks, M.

 

Hallo Uhdrapur,

Sabine rekelte sich wohlig im Halbschlaf.
Rekekeln ist doch schon wohlig. Kann man sich auch unwohlig rekeln?

hoch und hinunterspülen
hoch- und hinunterspülen

Halb entschlossen versuchte sie, sich zu erinnern.
Was ist halb entschlossen? Entweder man ist es oder nicht.

bevor sie der Antwort näher kam, und ehrlich gesagt, es war viel zu schön, als dass sie richtig wach werden wollte.
"ehrlich gesagt" klingt wie eine Einmischung des Autors.

Das Kribbeln war jetzt an ihrem rechten Knie. Sie schmunzelte und öffnete die Augen. Welch Anstrengung ihr das bereitete, leicht und schwer, wie sie war. Sie hatte daneben gezielt, sie sah ihre Füße. Wie schön sie doch waren,
daneben gezielt? Verstehe ich nicht.
"Schön": geht es etwas genauer?

Es war unbeschreiblich schön, sie hätte sich so gerne mit diesem Gefühl bewegt, aber sie war leicht und schwer und schwebte.
"unbeschreiblich schön": finde ich auch zu ungenau

Sabine öffnete ihre Augen
Versuche, unnütze Possessivpronomen zu vermeiden.

Das ruhige Atmen ihres Kopfkissens beruhigte sie rasch.
Ein Kopfkissen, das atmet?

Viel passiert ja nicht in deiner kleinen Geschichte. Aber das, was passiert, hast du gut rübergebracht.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße, GoMusic

 
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Tausend Dank!

 

Sabine rekelte sich wohlig im Halbschlaf. Sie fühlte sich schwer und weich, spürte den Wind über ihre Haut streichen und Wellen ihre Füße hoch und hinunterspülen.

Was hier so harmlos beginnt und in den einleitenden Sätzen noch seine Notwendigkeit hat, wird sich noch 48 mal wiederholen (wenn mich das System nicht betrügt und verzählt hat), als könnte man bei diesem Kammerstück für zwo Personen am Meeresstrand einmal vergessen, dass da von Sabines Arm, Atmung, Bein, Fuß, Gesäß, Haut,„Lichter“ usw. usf. zu lesen. Ich glaube nun nicht, dass Sabine näherungsweise so viel Sorge um ihre Körperteile hat, als es die inflationäre Verwendung des Possessivprononems vorgaukelt. Der aufmerksame Leser wird gelegentlich auch ohne Possessivpronomen mit den schlichten Artikeln auskommen.

Hoff' ich doch!

Da wirstu Dich fragen

lieber Uhdrapur -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

warum gräbt der das Debüt aus.

Es ist – selbst wenn es bereits „bearbeitet“ wurde - immer noch das ursprünglichste Produkt eines jeden hierorts und die Länge passte nun gerade in den heute recht kurzen Rundblick, bevor ich mich wieder ans Theater trolle.

Die Verwendung des Pronomens wird eine Neigung, Adjektive gerne und überflüssigerweise zu verwenden anzeigen – denn das ist ja die Wirkung des Pronomens, es wir Attribut, "Adjektiv" der Sabine.

Flusenlese, die mit dem Eingangszitat beginnt, denn – es wurde schon darauf hingewiesen -

rekelte sich wohlig
ist tatsächlich doppelt gemoppelt, das Adjektiv entbehrlich, wenn „rekeln“ eh „ungezwungen, mit Behagen seinen Körper recken und dehnen“ laut Duden bedeutet.

hoch und hinunterspülen
besser mit Bindestrich „hoch- und ...“

Wie war sie hierher gekommen?
„hierherkommen“ ein Wort, so auch das Partizip

Halb entschlossen versuchte sie, sich zu erinnern.
Kein Komma, obwohl die Infinitivgruppe von einem Substantiv (stellvertretend durch das Reflexivpronomen) abhängt.
Das Komma zerschlüge quasi das komplexe Prädikat „(sich) zu erinnern versuchen“

Wie dem auch sei, wird schon werden, meint der

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

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