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Mehr habe ich nie gewollt!?!
Mehr habe ich nie gewollt!?!
Gold, Gold, Gold! Ich traute meinen Augen nicht. Die ganze mühsame Arbeit und jahrelange Suche für nur eine Höhle von Gold.
Man mag jetzt meinen, ob der nicht verrückt ist. Eine Höhle von Gold – das reicht doch für ein Leben zwei Mal - wahrscheinlich auch mehr. Doch meine ehrgeizigen Ziele, die Sonne und den Planeten „Wantang“ - von dem ich selber noch nie etwas gehört habe, als erster Mensch zu bereisen, ließen sich damit keinesfalls verwirklichen.
So war das Gold schneller weg als es da war.
Aufgrund meines Fundes darf ich nun 999 Villen (meine bescheidene Lebensweise), 333 Gefängnisse (mein Engagement für eine friedvolle Welt) und 666 Jachten an der Cote d'Azur (meine Leidenschaft für auf Wasser fahrendes Zeugs) mein Eigen nennen.
Da stand ich nun wieder als nackter Mann in der tropischen Amazonasregion. Durch schwer zugängliches Gestrüpp habe ich mich geboxt, 30 Piranhaschwärme gegeneinander aufgehetzt um mich zu schützen, 60 Stämme der Roikoiloi-Indianer gegeneinander ausgespielt um unter einem großen Massaker die Flucht zu ergreifen, und 90 riesige Stechmücken gegessen um mich über Wasser zu halten. Dann fand ich wieder die Höhle in der ich des Goldes Herr wurde und ging hinein. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest: Der Goldrausch hatte mich so dermaßen übermannt, dass ich wirklich jedes kleinste Körnchen Gold aus der Höhle heraus gescheffelt hatte. Ja, die Höhle war, meine Augen schienen den normalen Gesetzmäßigkeiten zu entsprechen, leer.
Ich wollte das nicht glauben. Ich ging dann tiefer in die Höhle bis an das Ende – das merkte ich, als ich gegen etwas rumpelte. Meine Ernüchterung stank vom Kopf her. Irgendetwas schien mir zu fehlen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte meine Taschenlampe nicht dabei. Die ist wie meine Kleidung und meine sonstige Ausrüstung der Fressgier der Piranhas zum Opfer gefallen.
Ich wollte natürlich, soweit ich meines menschlichen Verstandes nicht beraubt wurde, wieder auf „sicheren Boden“ treten und suchte nach einem Ausgang. Allerdings vergeblich. Geschlagene elf Tage gab ich mich der eifrigen Suche hin. Die Hoffnung kann Berge zerfetzen – wie ich immer zu sagen pflege. Doch in diesem Fall, ohne Essen, Trinken und vor allem ohne Taschenlampe, schien die Situation aussichtsloser denn je.
Ich warf mich geschlagen auf den nackten Untergrund und spürte wie sich meine Sinne der Versuchung hingaben, ihre Wirkung einzubüßen.
Ich nutze meine wahrscheinlich letzten Atemzüge und meine letzte Kraft dazu, mit den Händen ein Loch zu buddeln bis mir mein Gefühl sagte, dass es genug war.
Ich legte mich hinein wie vier Menschen nur einen Toten hineinlegen konnten. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass auch diese Handlung, mir mein eigenes Grab zu schaufeln, misslang – zu kurz, zu schmal zu niedrig – zu dick, zu groß, zu alt. Trotzdem legte ich mich hinein. Schon allein wegen dem Gefühl von aufgewühlter Erde unter mir. Das war irgendwie ein befriedigendes Gefühl.
Danach sagte mir mein Instinkt, ich solle schlafen. Und ich schlief, schlief, schlief und schlief .... Ja, bis ich irgendwann aufgewacht bin. Wieso denn überhaupt? Ach ja, genau. Ich hörte folgendes:
„Mog, mog, mog, mogo, mog, mog, mog ......“
Ich traute meinen Ohren kaum. Was waren denn das für lachhafte Laute? Das musste doch aus der untersten Steinzeit stammen, gepaart mit der untersten Schublade des Versuchs, einen Menschen zum Stauen zu bringen. Es gelang. Ich öffnete meine Augen, spürte mich in einer Pelzdecke gehüllt – komische gelb-blaue Farbe, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt egal wie Schnaps und Wein.
Ich rieb mir meine Augen. Dann richtete ich meinen Kopf gen Höhlendecke und erkannte Rauch. Ich schob meinen Kopf nach unten und erkannte ein Lagerfeuer wie in alter Urmenschentradition. Ein Typ tänzelte verrückt drum herum. Er wirkte wie ein Schamane, der es ohne Zweifel gelernt hat, komisch auszusehen und noch dämlicher zu klingen.
Ich beäugte ihn, als wäre er ein Hobbysänger, der sein Glück in einer Talentshow suchen würde: Ausstrahlung, Gesang, Rhythmus, Bewegung, Styling. Für alles hätte ihn Dieter Bohlen zum Affen des Jahrhunderts gekürt.
Aber nichts desto trotz, flößte er mir irgendwie Angst ein. Er hatte so etwas geister- und mutantenartiges an sich. Ich suchte nach einem Fluchtweg, doch das war anscheinend eine Sackgasse. Der einzige Weg führte an dem Typen vorbei.
Ich stand auf, klopfte auf meinen Magen, der sich unterdessen wieder gefüllt hatte. Der Typ war bestimmt dafür verantwortlich. Wer weiß was der in das Essen getan hat, dachte ich.
Ich ging auf ihn zu, obwohl meine Beine schlotterten und die Schweißdrüsen ein Eigenleben führten. Ich ging schneller, er tanzte und sang weiter als wäre ich Luft.
Dann klopfte ich ihm in guter Absicht auf die Schulter. Doch er sprang zurück wie ein Tier. Ich streckte ihm meine Hand zu. Er durchstach sie wie eine billige Alu-Folie. Ich streckte ihm meinen Fuß zu. Er trat ihn mit Füßen. Ich lobte seinen Kampfgeist. Er jagte mir meinen aus dem Körper. Ich wollte ihn in ein Gespräch verwickeln. Er kannte seinen Namen nicht. Ich fragte ihn, ob er meinen kenne. Er warf seinen Speer direkt in meinen Kopf und mit seinem Dolch schnitt er mir das Herz raus.
Irgendwie muss ich ihn einschüchtern, aber er lies mir nur noch eine halbe Stunde um diese Geschichte an die Höhlenwand zu malen, und die Nachwelt um eine weitere Legende zu bereichern. Nun bin ich in zehn Sekunden unter den toten, armen Leuten, die irgendwie anders sterben wollten. Schnell, einen freundlicher Gruß an die Wand klatschen, dachte ich. Er jonglierte unterdessen mit meinem Herz und seinem Kopf.