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Mein Ausweg...
Mein Ausweg
Schweißgebadet wache ich auf. Ich hatte letzte Nacht wieder einen dieser Träume, die mich lange schon keine ganze Nacht mehr richtig durchschlafen ließen. Jede Nacht sehe ich in meinen Träumen die gleichen furchtbaren Fratzen, die mich mit ihren kalten Augen anstarren und schäbig über mich lachen, weil ich es wieder nicht geschafft habe...Gestern bin ich bei „Binos Pizzaria“ gewesen. Ich hatte mich dort beworben, um dort endlich eine Arbeit zu finden. Das war mein 40. Vorstellungsgespräch in 2 Wochen. Natürlich sagte man mir mal wieder das, was man mir jedes mal sagte, wenn ich mich um einen Job bewarb. Schon seid 11/2 Jahren immer das gleiche:“ Ihre Bewerbungsunterlagen lesen sich gut, und Sie scheinen auch gut mit anderen Menschen zurecht zu kommen. Leider haben wir im Moment keinen Platz, um weiteres Personal einzustellen...Aber sobald wir jemanden suchen, werden wir uns natürlich sofort mit Ihnen in Kontakt setzen. Rufen Sie nicht uns an, wir rufen Sie an!“ und mit einem zuverlässigen Geschäftslächeln, deutete er an, ich solle ihn jetzt nicht bitte weiter stören, weil er Kundschaft habe. Nach diesem wie immer, erfolglosen Vorstellungsgespräch, ging ich erst mal an die Tankstelle, um mich meinem „Freund“ „Jacky“ zu widmen, der mich bis dahin immer für eine gewisse Zeit aus meiner tiefen Traurigkeit herausholte...Ich kaufte mir 5 Flaschen und eine Packung Zigaretten, und ging zurück in meine Wohnung, wo ich meinen Frust in „Jacky“ ertränkte.
Nun liege ich hier am nächsten Morgen in meinem Bett und habe gestern 2 Flaschen gelehrt. Mit einem Blick auf die leere Zigarettenschachtel neben meinem Bett sehe ich, dass ich mir wohl oder übel irgendwann mal wieder neue besorgen müsste.
Ich stehe auf und schleppe mich erst mal zum Fenster um seid fast einem Monat mal wieder durchzulüften. Es stinkt nach kaltem Rauch und vermischt sich mit dem Geruch von Schweiß und Erbrochenem, was ich in den letzten Tagen aufgewischt habe. Mein Kopf schmerzt als wolle er gleich explodieren und mein Magen dreht sich vor Übelkeit... Als ich das Fenster öffne, um ein wenig frische Luft reinzulassen, kommt mir ein Schwall heiße, schwüle Luft entgegen. Ich schaue auf mein Thermometer: Ist ja auch kein Wunder, es sind schon 36 Grad draußen! Die Sonne sticht mir in den Augen und meine Kopfschmerzen werden von Mal zu Mal schlimmer. Ich kneife ein wenig die Augen zusammen, um wenigstens etwas sehen zu können. Auf der Straße ist fast kein Mensch, und wenn, laufen sie von einem Schatten in den anderen, um ja nicht in die heiße Sonne zu müssen. Auf einmal hämmert jemand mit seinen Fäusten wie wild gegen meine Wohnungstür, dass es nur so kracht und donnert! Eine schreiende Männerstimme will, dass ich sofort meine Wohnungstür aufmache. Mir bricht der kalte Schweiß aus: Es ist mein Vermieter, der lautstark nach seinen drei Monatsmieten verlangt, die ich ihm noch schulde. Schnell werfe ich mir meinen Morgenmantel über, damit er nicht sehen kann, dass ich nur im Slip und Unterhemd bin. Langsam gehe ich zur Tür und öffne sie einen Spalt breit, lasse aber das Schloss dran, damit er nicht einfach in meine Wohnung eindringen kann. Doch leider habe ich seine Kräfte unterschätzt: Er wirft sich mit aller Kraft gegen die Tür und steht auf einmal vor mir: schwitzend und schnaufen, mit vor Zorn funkelnden Augen. „Wo, verdammt noch mal sind meine drei Monatsmieten, die du mir schuldest???! Bald ist schon die vierte fällig, und die anderen hast du noch nicht einmal bezahlt!!!!!!“ Laut krachend schmeißt er die Tür hinter sich zu. Das Schloss ist abgesprungen, und liegt ein Paar Meter weiter auf dem Boden. Er kommt auf mich zu und packt mich so fest an meinen Handgelenken fest, dass ich denke, er würde sie mir brechen. Sein Gesicht kommt meinem gefährlich nahe:“ Wenn du mir heute Abend um 20:00 Uhr nicht endlich meine Kohle rüberrückst, komme ich, und mach’ die kalt! Ist das klar????!!“ Er zischt es leise und drohend. Ich kann seinen Atem riechen, der vermischt ist mit Zigarettengeruch, süßlichem Kaugummigeruch und einer Bierfahne. Ein Würgegefühl kommt meinen Hals hoch. Ich kann ihn aber gerade noch unterdrücken... Mein Vermieter lächelt schäbig und gibt den Blick auf seine gelben, ekeligen Zähne frei, die er bestimmt schon Wochenlang nicht mehr geputzt hat. „Bis heute Abend dann, Süße!“ Zischt er und drückt mir einen feuchten, ekeligen Kuss auf den Mund und kneift mich in den hintern. Ich kann ihn wegschubsen. Er schaut mich noch einmal triumphierend an, und beginnt dreckig zu lachen. Als er aus meiner Wohnung ist, kann ich nicht mehr. Ich fange an heftig zu weinen und lehne mich an eine Wand und die ganzen Gefühle, die sich in den letzten 11/2 Jahren aufgestaut haben, kommen mit einer Wucht heraus, wie ich es vorher noch nicht erlebt habe... 10 Minuten später weine ich immer noch, habe mich aber soweit wieder gefangen, dass ich wieder sehen kann. In meinem Kopf rast es, und ein Gedanke kommt in mir auf, den ich schon so lange mit mir herum trage: Wie wäre es, wenn alles vorbei wäre? Kein Kummer mehr wegen dem Geld, keine endlose Traurigkeit mehr, die mir die Kehle zuschnürt. Gar nichts mehr...
Langsam gehe ich in mein kleines Badezimmer und lasse Wasser in die Badewanne ein. Dann gehe ich zu meinem Nachtschränkchen, und hole meine Spritze hervor, die ich brauche, um mir das Medikament zu spritzen, weil ich zuckerkrank war. Ich hole mir eine Flasche „Jacky“ und nehme sie mit der Spritze zusammen ins Badezimmer. Nachdem ich mich ausgezogen habe, und mich in das kühle Nass der Badewanne gelegt habe, ziehe ich die Spritze mit der braunen Flüssigkeit auf, die mir immer geholfen hat, über meine Traurigkeit und meinen tiefen Schmerz hinwegzukommen... Ich setze die Spritze an meinen Hals an, und drücke die Flüssigkeit langsam in meinen Hals.
Abends um 20:00 Uhr ist die Polizei in meiner Wohnung. Mein Vermieter hatte mich gefunden und sofort nach ihr telefoniert. Ein Polizist beugt sich über meine Leiche und schüttelt traurig den Kopf. „Armes Mädchen!“ murmelt er, dreht sich um und widmet sich weiter seinen Ermittlungen...