mein Blues
mein Blues
Das Cafe, klein & fein. In zartem Rosa mit Ranken umhüllt, von welchen sich schon die Blätter lösen. Geöffnete Fensterläden, ab und zu klappern sie leicht im Wind – ein angenehmes Geräusch. Sie sind aus leichtem türkisem Holz, lindgrün untermalt. In Sonnenstrahlen getaucht, nicht zu stark. Manchmal kommt eine Wolke dazwischen. So lag es da. Im Rhythmus der Menschheit.
Ein Blues für mein blaues Herz.
Ruhig, wispernd, ein leises Rauschen. Ein paar Blätter fliegen auf dem Boden umher & man versucht diese mit den Füßen festzunageln auf den harten Teer. Aber es geht nicht so leicht, weil eine leichte Brise herrscht, welche jene immer wieder wegwirbeln lässt – dennoch leicht, ohne Kraft. Sie gehen ihr eigenes Leben, leicht & unbeschwert, sorglos & lächelnd. Ja, das Lächeln, sie brauchen sich doch keiner Zwanghaftigkeit zu unterwerfen. Den Zwang, was tun zu müssen, gezwungen zu sein, gegen den eigenen Willen. Warum sollte man da mitsteigen in diesem Strom. Man weiß ja, alles weiß ja, dass es nur um den Augenblick geht, welcher lebt und schön ist. Sorgen? Zwang? Wozu auch, wenn alles so schön leicht geht, im Wind. In der weiten Luft. An so einem schönen Tag.
Bäume stehen da. Schon lange stehen sie so, ab und zu gestikulieren sie mit ihren weiten Armen, unterhalten sich. Groß sind sie, mit einem breiten, mächtigen Stamm, gegerbt von der Vergangenheit, welche nicht den Augenblick bedeutet. Nicht an diesem schönen Tag und auch sonst nicht. Es gibt immer was zu reden, und sei es der Inbegriff der angeblichen Unbedeutsamkeit oder Langweile. Aber diese gibt es nicht – nicht bei ihnen. Es ist doch alles schön. Die Kinder spielen zu ihren mächtigen Wurzeln, haben sich abgewurzelt von ihrer Heimat und werden ihren eigenen Weg gehen. Dem Verfall entgegen. Wozu von Tod reden, alles normal, alles beim alten. Und die Luft ist da, wie immer. Ich liebe sie. Sie lässt sich einatmen, tief in den Körper, welchen sie mit kalter Frische erfüllt und mit Wohlbehagen umsorgt, was man allzu oft vergisst. Jedoch nun weiß ich es, werde es auch nicht mehr vergessen. Wieder ein Blick zu dem Cafe, soll ich hineingehen? Sich der Natur entziehen und der Menschheit hingeben, hier gefällt es mir. Ein Blatt hebt die Augenbraue, zwinkert mir kurz zu und dabei das Blatttypische Lächeln. Sie sind wirklich freundlich, noch bevor ich zurücklächeln kann, ist es in der Menge verschwunden und will sich nicht mehr zu erkennen geben. Dennoch schmunzle ich, welch Artgenossen.
Eine Kreatur, welcher die Haut den Körper hinunterhängt, blutüberströmt kommt aus dem Cafe. Hebt die Hand, nickt mir kurz zu. So ist das also. Aber diesen Menschen kenne ich nicht, also tue ich so, als hätte ich ihn nicht gesehen und blicke angestrengt auf die tanzenden Blätter zu meinen Füßen. Dieser Mensch geht weiter, was ich in den Augenwinkeln bemerke, bleibt wieder stehen, zögert, dreht sich zaghaft um, öffnet den Mund, als wolle er noch was sagen, neigt jedoch ruckartig den Kopf und läuft mit schnellem Tempo weiter. Ce la vie.
Also schlendere ich dem Cafe entgegen – im Rhythmus der Menschheit. Ein schöner Beat, heute gefällt er mir wirklich gut. Sorglos & rein, Lächelnd & unbekümmert.