Mein Weg
Der letzte Schluck Kaffe. Schnell die Zeitung überflogen, man muss ja auf dem Laufendem sein. Sich von der Frau verabschiedet. Ein flüchtiger Kuss. Die Tür geht hinter mir zur. Es riecht nach Sommer.
Laufend passieren Dinge die mein Leben verändern. Klar, alles verändert das Leben irgendwo, aber dies sind Dinge, die wie große Hände in die Salatschüssel des Lebens greifen und es von Grund auf durchwühlen und du weißt nicht mehr wo du eigentlich warst, wo du bist und wohin zum Teufel es dich drängt.
Manchmal denke ich: Was zum Henker mache ich hier überhaupt?
Es ist wieder ein schöner Tag. Die Vögel erfreuen sich zwitschernd der Sonne und Kinder spielen ausgelassen auf den Spielplätzen.
Und dann gibt es Tage an denen ich meinen blanken Arsch der Gesellschaft offenbare und denke: Wenn ich mein Leben nicht in die eigenen Hände nehme, was soll dann das Leben? Wenn ich mein Schicksal selbst gestalte, für meine Träume kämpfe und dabei vielleicht mit dem Kopf durch die Wand laufe, ja! Es tut weh, ich scheiß drauf, dann steh ich halt auf und versuche es noch mal, dein Kopf muss stärker sein als alle Wände! Wenn ich dafür nicht Kämpfe... was soll dann mein Leben?
Schade, dass ich kein Kabriolett habe. Würde mal gerne bei so einem Wetter mit geöffnetem Dach zur Arbeit fahren. Da würden die Arbeitskollegen aber gucken. Was soll's. Mit zwei Kindern kann ich mir das sowieso nicht leisten. Vielleicht gibt es heute was leckeres zum Abendessen.
Man schläft ein Drittel des Lebens. Ein anderes arbeitet man vielleicht. Und das letzte hat man für sich. Das kann doch nicht sein, dass man nur ein Drittel des Lebens lebt. Dann kann man ja gleich mit dreißig abkratzen.
Man arbeitet heute nicht um zu leben, sondern lebt um zu arbeiten. Da stimmt doch was nicht!
?Angst ist die Mutter der modernen Gesellschaft.? Da stimmt doch was nicht!
Oft habe ich das Verlangen ins Ohr eines jeden einzelnen Menschen zu brüllen:
?Wach doch endlich mal auf! Öffne die Augen! Denk nach!!! Das Leben verrinnt und du hast nichts erreicht als eine Gesellschaft mit aufzubauen, die dich in Ketten hält.
Ich habe nicht mehr viel Zeit. Hab heute schon wieder zu lange gefrühstückt. Vielleicht sollte ich mal früher aufstehen, dann muss ich mich nicht mehr so beeilen. Nur gut, dass es auf meinem Weg kaum Staus gibt. Der Verkehr läuft meistens flüssig.
Und dann kommt wieder der Tag an dem ich mich frage, ob das der richtige Weg ist. Ob ich nicht vernünftig sein sollte. Tu deine Pflichten, sei brav sage ich mir. Und die Stimme die mir sagt: Was?! Gib nach?! Las los?! Schwimm mit?! Was soll das?! Wo sind deine Träume? Was ist mit deinem Leben? Willst du in deinem Sterbebett liegend dich fragen, warum du all das, was dich hätte glücklich machen können einfach aufgegeben hast nur um einem System gerecht zu werden, dessen einziges Mittel der Zweck ist: der Mensch!?
Ich bin schon wieder zu spät. Der Chef will mich in seinem Büro sehen.
Diese Stimme wird immer leiser und manchmal höre ich sie kaum noch. Manch mal halte ich mir die Ohren zu. Aber sie ist da und sie wird nie verklingen...
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