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Meine beste Freundin

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09.07.2001
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Meine beste Freundin

Dort drüben an der Ecke hatte ich dich zum ersten Mal gesehen. Wie du dort standest: ganz schüchtern und verunsichert mit deiner Schultasche, die du anscheinend neu bekommen hattest zu deinem ersten Schultag an der neuen Schule. Du schautest mich mit deinen großen, grünen Augen an, als ich mit ein paar Freundinnen an die vorbei lief und als ich dir zulächelte, lächeltest du ein schüchternes Lächeln zurück.
Das nächste Mal sah ich dich dann im Klassenzimmer. Weil sonst nirgends mehr Platz war setztest du dich neben mich. Während der Stunde erzähltest du mir dann, dass du Jenny hießt und mit deinen Eltern und deinem großen Bruder von Düsseldorf hierher gezogen warst, weil dein Vater hier neue Arbeit gefunden hatte und dass ihr sowieso dauernd umzieht. Und, dass du hier noch niemanden kanntest. Damals habe ich mich mit dir angefreundet. Ich zeigte dir die Stadt, alle coolen Discos und Läden und was man sonst noch kennen musste. Ich hing mit der Zeit nur noch mit dir rum. Zuerst hatten meine damaligen Freundinnen was dagegen: "Wieso hängst du nur noch mit der langweilige Kuh rum?!", hatten sie gefragt.
Langweilig hab ich dich noch nie gefunden. Im Gegenteil. Mit dir konnte man immer Spaß haben und du warst die einzige gewesen die mich auch in schlechten Zeiten zum Lachen bringen konnte. Ich konnte dir alles erzählen, mit dir über alles reden und wir haben gemeinsam immer einen Ausweg aus schwierigen Situationen gefunden. Wir machten alles gemeinsam durch. Du und ich.
Ich glaube, es hat mich sogar unbeliebter gemacht, dass ich alles mit dir unternahm. Du warst nämlich nie sehr beliebt bei den meisten gewesen. Eher im Gegenteil. Aber mir was das egal. Du warst meine beste Freundin und der wichtigste Mensch für mich auf der Welt. Und das bist du immer noch.
Jetzt stehst du vor mir. Deine braunen langen Haare hängen dir im Gesicht, du schaust mich durch deine großen grünen Augen traurig an und Tränen laufen dir langsam über das Gesicht.
Hinter dir steht schon der Umzugswagen, der darauf wartet, dass du endlich einsteigst....

 

Kurz und ergreiffend.
Ohne viel Schnörkel bringst du es fertig, einen ganzen Abschnitt eines Lebens in Worte zu fassen. Man kann gut mitfühlen. Obwohl der Schluss absehbar ist, gefällt er mir. Bei solchen Geschichten kann man etwas lernen. Gut geschrieben.
Gruss
Foxtown

 

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