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Metrostation 2

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22.02.2005
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Metrostation 2

Станция Метро II

Mein Gott, ist sie schön! Sie wird jeden Tag schöner, wenn das überhaupt möglich ist. Jeden Tag sehe ich sie aus ihrem Haus kommen und die Straße überqueren. Sie geht zur Petrogradskaya Metrostation - jeden Tag um die gleiche Uhrzeit! Seit ich sie gesehen habe, komme ich jeden Tag pünktlich zur Arbeit.
Heute hat sie eine weiße Bluse, einen kurzen Rock und ihre schwarzen Stiefel an. Wow, was für eine Figur! Ich gehe ihr immer hinterher, und habe dabei natürlich einen schönen Ausblick auf ihren Hintern – sie geht auf irgendeine besondere Weise, die ihn verführerisch und begehrenswert wackeln lässt. Sie hat lange, schwarze Haare und Gesichtszüge, die trotz der hohen Wangenknochen nicht sehr russisch aussehen – dafür sind sie zu weich. Und ihre Lippen – was für ein Traum! Es fehlen nur die glänzenden Augen – die hat sie nicht. Sie sind grau, durchaus hübsch, aber eben nicht glänzend.
Gestern Morgen habe ich ihr die an der Station Tür aufgehalten, und sie hat mit mir geredet. „Спасибо“ hat sie gesagt und ich habe versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln.
„Du hörst dich an, als wärst du heiser.“ Sagte ich, doch sie meinte, sie hört sich immer so an.
In der Metro stand ich neben ihr, und da es so voll war, musste ich mich dicht an sie drücken – wogegen ich natürlich nichts hatte. Als meine Station kam, musste ich leider aussteigen, und ich sagte „Пока“. Sie roch so gut, irgendwie nach Maiglöckchen – ach was, ich kenne mich doch gar nicht mit Blumen aus und auf den Geruch von Blumen kann man bei diesem Wetter auch noch lange warten.

„Привет!“ grüße ich sie heute als ob ich sie rein zufällig entdeckt hätte. Ich setze an, den Witz von dem Mann in der Metro zu erzählen, den mir gestern ein Kollege erzählt hat, lasse es aber dann doch. Er würde ihr bestimmt nicht gefallen, er ist ein wenig zu schweinisch.
Hast du heute Abend schon etwas vor?“ traue ich mich schließlich zu fragen, als wir auf die Metro warten.
„Muss ich nachgucken. Warum?“ fragt sie, immerhin leicht interessiert.
„Ach vergiss es.“ Sage ich resigniert. Es klappt ja doch nicht. Wie könnte so eine schöne Frau jemals zu einem Date mit mir kommen?
Die Metro kommt. Sie ist wieder so voll wie gestern. Ich darf wieder dicht neben ihr stehen!
„Was denkst du von dem Lenindenkmal in Krasnojarsk?“ fragt sie mich plötzlich.
Wenn sie schon so fragt, ist sie bestimmt nicht der Meinung wie alle andere, oder? Außerdem mache ich mich bestimmt interessanter, wenn ich es okay finde. „Ach, warum denn nicht?“ sage ich deshalb.
Sie verzieht ihr hübsches Gesicht. „Das ist ja wohl die bescheuertste Idee überhaupt!“ meint sie. Wir diskutieren ein wenig über das Thema, dann stimme ich ihr zu. Schließlich hat sie ja Recht.
Meine Station ist da. „Ich muss raus.“ Sage ich.
„Ich weiß.“ Sie muss nicht raus.
Wie gerne würde ich sie jetzt einfach auf ihre vollen Lippen küssen! Ich reiße mich zusammen, so was kann ich schließlich nicht einfach bringen. Ich drehe mich um und lasse mich in der Menge raustreiben. Als ich aussteige, sehe ich zurück, doch sie hat den Blick abgewendet. Bevor sie zu mir sehen kann schließt sich die Tür und ich werde von der Menge in Richtung der langen Rolltreppen geschoben.
Auf dem Weg nach oben vorbei an den Plakaten mit der Aufschrift „60 лет победи“ muss ich feststellen, dass ich mich mit ihr hätte verabreden sollen. Ich würde mich so gerne mit ihr treffen. Dabei weiß ich ja noch nicht mal ihren Namen.

Abends um die 12 Uhr rum sitze ich an meinem Wohnzimmerfenster und blicke zu ihrem Haus schräg gegenüber. In ein paar Zimmern brennt Licht. Ich hole mein Fernglas und checke, ob sie irgendwo zu sehen ist. Da habe ich sie, sie sitzt auf ihrer Couch vorm Fernseher. Sie hatte also nichts vorgehabt heute. Ich hätte sie doch fragen sollen. Als ich gerade das Fernglas weglegen will, kommt sie in Richtung des Fensters doch sie schaltet nur den Fernseher aus. Moment – oh wow, sie zieht sich aus! Was für ein Körper! Dank des Fernglases habe ich sie direkt vor mir, ihre glatte Haut, das Haar, dass sie sich leicht verwuschelt hat und ihre perfekten runden Brüste! Sie zieht sich ein türkis-durchsichtiges Nachthemd an, das locker um ihren Körper fällt. Meine Güte, weiß sie, dass ich zusehe oder ist sie einfach immer so sexy? Sie macht das Licht aus und verlässt das Zimmer. Schade. Ich sollte jetzt auch langsam schlafen gehen – schließlich will ich morgen pünktlich an der Metro sein!

Ich bin es und ich sehe sie wieder auf dem Weg zur Metro. Sie beginnt kein Gespräch und ich auch nicht, denn ich weiß nicht, was ich sagen soll. Heute ist die Metro etwas leerer und sie setzt sich auf den einzigen freien Platz, so dass ich ein Stück entfernt von ihr stehen muss. Wenn ich nur einfach so nah an ihr stehen dürfte wie gestern! Sie blickt ein paar Mal zu mir herüber, wahrscheinlich weil ich sie so angestarrt habe. Ich will weggucken, aber ich kann meine Blicke einfach nicht von ihr reißen. Sie redet kein Wort mehr mit mir, bis ich wieder aussteigen muss.

Seit dem habe ich sie jeden Tag in der Metro beobachtet, sie hat nicht mehr mit mir gesprochen. Vorgestern bin ich an ihrer Station ausgestiegen und ihr bis zu ihrem Arbeitsplatz hinterhergelaufen, aber entweder hat sie mich nicht bemerkt, oder sie wollte es nicht. Die Öffnungszeiten stehen auch dran, der nach dem Design eher auf Touristen ausgerichtete Laden hat nur bis 5 Uhr geöffnet. Ich bin später noch einmal hingefahren und ihr um viertel nach fünf gefolgt, als sie zur Metro ging. Ich habe mir keine Mühe gegeben, mich zu verstecken, aber sie hat mich nur einmal gesehen, denke ich. Als wir an der Petrogradskaja ausstiegen, hat sie mich, glaube ich, aus den Augen verloren. Ich sie aber nicht, und ich bin ihr bis nach Hause gefolgt, bis hoch zu ihrer Wohnung am oberen Ende des stinkenden Treppenhauses. Jetzt weiß ich genau wo sie wohnt.
Ich habe ihr einen Brief geschrieben, in dem ich ihr gesagt habe, dass ich sie liebe und ihren Körper begehre. Ich habe alles rein geschrieben, was ich gerne mit ihr machen würde, und dann habe ich ihn abgeschickt. Ich habe natürlich nicht unterschrieben. Ich bin doch nicht blöd. Wenn sie tatsächlich antworten will, kann sie mich ja in der Metro ansprechen, da sehe ich sie ja immer noch jeden Morgen. Doch sie hat noch nicht reagiert. Beim nächsten Brief habe ich mit meine Adresse unterschrieben, doch es hat nichts geholfen. Aber ich gebe nicht auf.
Ein paar mal habe ich sie in den letzten zwei Wochen im Laden besucht, aber sie war entweder nicht an der Theke, oder nicht alleine. Ich habe auch schon viele Fotos von ihr gemacht, auf dem Weg zur Metro und in ihrer Wohnung – mein Zoom hat gerade so ausgereicht. Gestern noch habe ich nachts auf den Bürgersteig vor ihrer Wohnung in großen Buchstaben ihren Namen geschrieben, und dass ich sie liebe. Und jetzt das!

Ich saß in meinem Zimmer und hatte nichts zu tun, habe abwechselnd den Култура-Kanal und auf die Straße gesehen. Heute ist wenig los, nur ab und zu ein Trolleybus und die übliche Menge Autos, aber nur überschaubar viele Fußgänger. Ich gucke, ob ich irgendwen kenne, der gerade nichts tuend dort entlang schlendert aber hier aus dem 3. Stock kann ich nicht ganz so viel sehen. Ich könnte gerade in den CD-Laden ЕисБERG um die Ecke gehen, mal sehen, ob es eine nette CD gibt. Habe ich meinen Schlüssel und mein Geld? OK, also los. Ich gehe auf die Straße ins Getümmel. Eine Weile sah ich niemanden, der mir bekannt wäre, aber dafür kurz darauf jemand, den ich mittlerweile nur allzu gut kenne. Sie war es. Ich ging in ihre Richtung und ärgerte mich, dass ich keine Kamera mit hatte, denn sie sah heute sehr chic aus. Doch dann sah ich, dass sie nicht alleine war.

„Vielleicht ist es nur ihr Bruder.“ Sage ich zu mir selbst, doch ich kann mich selbst nicht richtig überzeugen, während ich beobachte, wie sie Hand in Hand mit einem Mann in Marineuniform auf mich zukommt. Wie kann sie es wagen? Es ist doch nicht normal, dass er sie so streichelt, wenn er ihr Bruder oder so etwas ist! Oh verdammt, das kann doch nicht wahr sein – er küsst sie auf den Mund! Schlag ihn, Schätzchen, los! Warum wehrt sie sich nicht? Das kann nicht ihr Bruder sein. Und dann auch noch von der Marine! Jetzt sind sie an mir vorbei, sie gehen in Richtung Metrostation. Ich stapfe wutentbrannt nach Hause. Wie kann sie mir das antun? Ich stürme in mein Schlafzimmer und fange an zu heulen. Ich nehme Papier und Stift und schreibe ihr einen Brief. Sie soll ruhig wissen, dass ich sie gesehen habe. Ha!
Ich schreibe ihr, wir sauer ich bin und frage, was sie sich dabei gedacht hat, dann bringe ich den Brief vorbei und stecke ihn in ihren Briefkasten.

Einen Tag später erhalte ich eine Antwort – der erste Brief, den sie mir beantwortet! Ich merke erst, als ich den Brief lese, dass er in einer Männerhandschrift, noch dazu einer hässlichen, geschrieben ist.
„Hey du dreister Schwachsinniger. Ich wollte nur sagen, dass mein Mädchen nichts mit dir hat und nie hatte. Es ist ihr gutes Recht, einen Freund zu haben, falls du das vergessen hast. Ich bin gerade von Nowgorod rechtzeitig zu unserem 1jährigen wieder gekommen und erfahre, dass du sie verfolgst! Warte bis ich weiß, wer du bist. Lass sie in Ruhe! Niklas.“

 

So, das ist also der versprochene zweite Teil, ich hoffe er gefällt euch.
gruß, jonny

 

Hallo jonny m,

Um ehrlich zu sein, hat mir deine Geschichte gar nicht zugesagt.
Das liegt wohl vor allem daran, dass du nur beschreibts und kaum erzählst. Es erinnert mich eher an die Beschreibung eines Tagesablaufs als an eine Geschichte.

Dazu kommt, dass die Geschichte sehr platt und emotionslos herüberkommt. Ich kann mich einfach nicht in den Protagonisten hereinfühlen. Um ehrlich zu sein: es ist mir egal, ob er das Mädchen bekommt. Und das sollter ja woll nicht Sinn der Übung sein, oder?!

Textkram werde ich aus diesem Grund nicht aufführen.
Rechtschreibfehler sind mir eigentlich auch keine aufgefallen.

Vielleicht feilst du noch ein wenig an den Formulierungen...


cu_christoph

 

hallo christoph

hat mir deine Geschichte gar nicht zugesagt.
schade. liegt das jetzt an dieser einzelnen Geschichten oder betrifft das Metrostation 1 und 2?
Emotionslos würde ich allerdings nicht so sagen, es ist nur vielleicht etwas ungewohnt, (für mich zumindest) die Geschichte aus der Sicht eines (Mini-)stalkers zu sehen ;)

An der Umgebungsbeschreibung/atmosphäre gibt es nichts zu sagen? wundert mich, hätte ich nämlich erwartet, wie bei "1".

Naja, trotzdem Danke für deine Bewertung.
gruß, jonny

 

heya jonny

ist das jetzt sowas wie eine alternative Geschichte? Schreibst du jetzt ganz viele Geschichten in Russland von hübschen Frauen und enttäuschten, unsicheren Männern, die immer ein bisschen anders mit ihrer Situation umgehen?
Finde ich irgendwie interessant...aber vielleicht lässt das ja auch auf den Autor schließen. Hast du ein persönliches Trauma hinter dir?

Jetzt mal ganz ohne Sarkasmus: Ich finde part 2 reizvoller, einfach weil der plot origineller ist. Statt offen und mutig mit seiner Liebe umzugehen, schreibt er anonyme Briefe und fängt an sie zu beobachten. Ich kenn jemanden, der macht das genauso. Was vielleicht noch fehlt ist soetwas wie eine innere Auseinandersetzung des Prots damit. Ganz alltäglich ist es ja nicht.

Übrigens: Nach wörtlicher rede kommt Komma. Glaub ich.

bis denne
masas

 

hallo jonny again,

ein Vergleich zu Metrostation 1 ist für mich leider nicht möglich, da ich sie nicht gelesen habe.

cu_chris

 

hi masas
alternative Geschichte: ja, ganz viele: nein.
ich hatte nur einfach diese idee, die mich irgendwie fasziniert hat, diese alte "was wäre wenn..."-frage. wenn der prot das nicht tut, dies nicht fragt und sich ein bisschen weniger was traut. die frage ist natürlich, den schluss daraus zu ziehen - stellt man diese geschichte an den anfang, kommt etwas anderes heraus wie in der konstellation wie ich sie gemacht habe. das hat mich daran so fasziniert, aber über noch mehr geschichten hinweg würde es wahrscheinlich langweilig werden.

...aber vielleicht lässt das ja auch auf den Autor schließen
tja, vielleicht, vielleicht. das kann man ja bekanntlich (besonders bei interpretationen im deutschunterricht) sehr oft versuchen. ob's stimmt... also sagen wir mal so: mir ist es nicht selbst passiert, (allerdings einem freund von mir ging es ähnlich) aber die gesamtsituation ist mir nicht unbekannt...
einfach weil der plot origineller ist
ich fand sie auch persönlich interessanter zu schreiben, weil es einfach eher unnormal ist als die "typsiche" geschichte.
Übrigens: Nach wörtlicher rede kommt Komma.
Richtig geglaubt, ich vergesse es nur irgendwie immer. Und auf Rechtschreibprogramme kann man ja auch nicht so recht zählen...

gruß, jesko

 

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