- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Mikael
Schatten gingen auf und nieder. Commissario Binadelli wand seinen Blick vom Hotelzimmer und entledigte sich seines von Schweißflecken übersätem Sakkos um anschließend den obersten Knopf seines Hemdes zu öffnen.
„Felice, wann ist es endlich soweit?“, richtete sich Anita Gonzalini an den erfahrenen Commissario. Der zückte nur mir seinen italienischen Augenbrauen.
„Keine Ahnung, mon ami!“, sagte Binadelli.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie französisch sprechen!“, kicherte die Gonzalini und öffnete die Autotür.
„Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich mir mal die Beine vertrete!“
„Nur zu!“, sagte der Commissario und wandte sich wieder dem Hotelzimmer zu.
Mikael saß alleine auf der Couch in seinem Hotelzimmer und schlürfte einen Whisky mit Soda. In seiner rechten Hand wog schwer seine Walter PPK, die er einem britischen Geheimagenten namens James Bond nachgekauft hatte.
Mikael wusste nicht, ob es richtig tat, was er machen sollte oder ob er davor war, den größten Fehler seines Lebens zu machen. Gemordet hatte er in der Vergangenheit mehr als einmal, dennoch hatte er plötzlich Muffensausen. Was würde passieren, wenn er einen Fehler machte? Ausgerechnet heute?
Nachlässig stellte er das Glas Whisky auf das Tischchen. Neben ihm saß Mario Torinelli, „der Pate“. Doch nicht allein, sondern mit einem Messer in seiner rechten Brust.
„Felice, ich weiß nicht, ob wir nicht abhauen sollten. Wenn die Mafia auch Wind von der Sache bekommen hat, sollten wir machen, dass wir Land gewinnen!“
„Nur ruhig, Schatz!“, sagte der Commissario, „Du bist noch nicht lange bei der Polizei. Merke dir eins: in Filmen wird immer übertrieben. Die Realität sieht ganz anders aus. Du brauchst keine Angst zu haben!“ Binadelli schloss die Italienerin in seine schweißnassen Arme.
„Du wirst sehen, Anita. In zwanzig Minuten sitzen wir wieder gemütlich im Präsidium und trinken unseren Kaffee!“
Schritte hallten durch den Flur des Hotels. Mikael horchte auf. Hatte die Mafia ihn aufgespürt?
Zwei Schüsse peitschten durch die Luft. Die Tür flog auf.
Mikael verschanzte sich hinter der Couch.
„Oh, Don. Wie schrecklich!“, rief ein kleiner, untersetzter Italiener und rannte zu dem Toten.
„Flenn hier nicht rum, Carlos!“, antwortete der andere, schlaksige Mafiosi und machte sich auf die Suche nach dem Täter.
„Schüsse. Wir müssen eingreifen!“
„Aber, Anita. Vielleicht erledigen die das unter sich... Anita?“
Die kleine Italienerin, die der Commissario durchaus attraktiver fand als seine eigene Frau, raste bereits auf das Hotel zu. Binadelli überlegte, ob er Anita nicht mal auf einen Videoabend einladen sollte. Zuhause lagerten drei Videos: der Pate I-III. Manchmal konnte man vom Fernsehen auch lernen.
„Anita, bleib hier!“, brüllte der Commissario. Doch Anita war schon im Hotel.
„Du Scheißkerl. Habe ich dich endlich!“, sagte Valderama Stankanelli und richtete seine Waffe auf Mikaels Kopf.
„Hände hoch, Polizei!“, rief Anita Gonzalini. Carlos schoss sie mit zwei Kugeln über den Haufen.
„Anita, nicht!“, rief der immer näher kommende Commissario. Carlos empfing ihn mit seinem MG.
„Und nun zu uns, Mikael!“, fluchte Valderama. Er lud seine Waffe.
Da fiel plötzlich die Lampe von der Decke, der Schrank fiel zeitgleich auf den ins Zimmer eilenden Carlos und Valderamas Waffe schleuderte durch den Raum.
Mikael sah sich vorsichtig nach beiden Seiten um. Niemand da.
Fröhlich pfeifend verließ er das Hotel.