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Mit aller Härte
Mit aller Härte (Thema des Monats Juli)
Malli stand vor dem riesigen Bildschirm der die gesamte Wand der Brücke bedeckte und sah sich strengen Blickes um. Lilam trippelte auf seinen zahlreichen Tentakelchen zu ihm und lies sich neben seinem Captain zu Boden sinken. Sein gallertartiger Oberkörper schwappte noch einen Augenblick lang.
„Nun, Lilam!“ Malli schmatze genüsslich und erzeugte so eine Pause, um den Augenblick zu würdigen. Lilam blubberte gelangweilt vor sich hin und starrte in die andere Richtung. „Jetzt, ja, jetzt ist der Augenblick gekommen!“
„Mhm“
„Wieder einmal liegt es in unserer Hand, unser Imperium zu schützen! Feige Aggressoren haben ihr widerwärtiges Haupt erhoben und uns auf das hinterhältigste angegriffen. Doch wir werden nicht zurückweichen, sondern unseren Feinden geschwellten Tinkelbeutelchens entgegentreten!“ Theatralisch rutsche Malli auf seinen Tentakel hin und her, während seine Tinkelbeutelchen bedrohlich anschwollen. „Es ist eine wichtige Aufgabe, es ist eine schwere Aufgabe, eine Aufgabe die Snörks braucht, mit mehr Tentakel und mehr metabolischer Flüssigkeit besitzen, als es dem durchschnittlichen Snörks zu haben vergönnt ist. Kurz, Snörks wie mich.“
„Ah“, erwiderte Lilam und achtete darauf, dass seine Tentakel in Bodennähe blieben.
Es galt als die zweitschwerste, überhaupt vorstellbare Beleidigung sich selbst die Tentakel in den Mund zu stecken. Die schwerste: die Tentakel den anderen in den Mund zu stecken. Einen Moment lang war die Versuchung gewaltig gewesen.
Malli japste vor Aufregung und schnappte atemlos nach Luft „Jetzt ist die Zeit gekommen, da wo wir Rache nehmen werden!“ Malli schwappte aufgeregt hin und her und ignorierte jede Grammatik. “Rache für die Gräueltaten, die wo sie uns angetan haben, denn…“
„Ähm!“
„WAS?“
„Also“, begann Lilam vorsichtig, „Finden Sie nicht, dass unser Oberkommando ein klein wenig überreagiert? Wir wissen ja noch gar nicht, ob es Absicht war und…“
„Wie bitte?“, Malli rutschte derart energisch auf Lilam zu, dass dieser erschrocken zur Seite kippte. „Wie soll das keine Absicht gewesen sein? Ihr Geschoß war ganze Harstiks lang auf Kollisionskurs mit unserer Sonde und sie haben nicht mal Anstalten gemacht den Kurs zu ändern.“
„Wir doch auch nicht…“, warf Lilam unvorsichtiger Weise ein.
„HA!“, rief Malli aus, „HA! Das Snörk-Imperium wird sich von ein paar Terroristen doch nicht vorschreiben lassen, welchen Kurs ihre Beobachtungssonden nehmen sollen! Das wäre ja noch schöner.“
„Nun, ja, natürlich nicht!“, versuchte Lilam Malli zu beruhigen, „Aber vielleicht haben sie unsere Sonde gar nicht als solche erkannt. Immerhin handelt es sich um eine sehr unterentwickelte Zivilisation, womöglich konnten sie die Folgen ihres Handelns gar nicht abschätzen…“
„Zivilisation, hrriu…“, Malli gebrauchte einige äußerst vulgäre Schimpfwörter, die der Schiffscomputer fein säuberlich aus den Aufzeichnungen herausfilterte. „Was sich heutzutage schon alles zivilisiert schimpfen darf.“
Lilam beschloss die letzten Bemerkungen einfach nicht gehört zu haben und startete einen letzen Versuch. “Es entstand doch nur minimaler Sachschaden und…“
„Ja-HA!“ Malli blusterte sich zornig auf. „Dieses Mal haben sie nur eine unbemannte Sonde zerstört…“
„Beschädigt…“, unterbrach Lilam Malli, „Sie haben sie nur beschädigt, und nicht mal schwer. Sie ist noch immer voll funktionsfähig und…“
„Komm Sie mir doch nicht mit diesen Ausflüchten. Erst werfen sie Metallklumpen auf unsere Sonden und am Schluss Novabomben auf unsere Einkaufsplaneten! Wollen Sie das wirklich verantworten?“
„Wir haben ja nicht mal versucht mit ihnen zu verhandeln…“, meinte Lilam kleinlaut.
„Das sind Terroristen, Lilam! Mit denen kann man nicht verhandeln!“ Malli wedelte energisch mit seinen Tentakelchen. „Sie beschießen unsere Beobachtungssonde, wir jagen ihren Mond in die Luft. Das ist die einzige Sprache, die sie verstehen!“
Malli drehte sich so ruckartig um, dass seine Körperflüssigkeit zu blubbern begann. Energisch krabbelte er auf seinen Tentakelchen zu seiner Kommandostelle.
„Also los!“, befahl er und warf sich in Pose. Seine Tentakel zeigten streng Richtung Bildschirm. „Feuer frei!“
„Ay, Captain…“, seufzte Lilam und legte den Schalter um.
Das eckige und schreiend bunt angemalte Schiffchen lag für einige Zeit regungslos im Weltall. Dann klappte seitlich eine kleine Antenne heraus, deren Ende sich in mehrere Teile spaltete, welche Fächerförmig auseinander gingen und eine Schüssel bildeten. Sorgfältig richtete sich die Antenne auf den Trabanten, der einsam den blauen Planeten umkreiste. Dann explodierte der Mond in einem lautlosen Knall und wurden von einer Energiewelle weggeweht, wie eine Sandburg in einem Wirbelsturm. Sorgfältig klappte sich das Gerät wieder zusammen, verstaute sich selbstständig und wartete auf den nächsten Einsatz.
„Befehl ausgeführt, Captain“, meldete Lilam ohne jede Begeisterung.
„Sehr schön!“, schmatze Mallim. „Setzen Sie Kurs zum Hauptquartier.
„Sollten wir ihnen nicht zumindest sagen, wer ihren Mond zerstört hat?“
„Ach was…“, Mallim wedelte abwehrend mit seinen Tentakelchen, „Die wissen schon, wem sie zuvor die Tentakel in den Mund stecken wollten.“
„Wie Sie meinen…“, erwiderte Lilam tonlos und programmiert den Kurs.
***
Der Präsident saß gerade an seinem Schreibtisch und versuchte sich nicht vom Papierstoß mit der Aufschrift ‚Zu Erledigen’ den Tag verderben zu lassen, als sein Verteidigungsminister in das Zimmer stürmte.
„Damit haben sie das Fass zum überlaufen gebracht“, brüllte dieser mit hochrotem Kopf.
„Ich hab doch gar nichts gemacht!“, wehrte sich der Präsident erschrocken und sagte zur Abwechslung die Wahrheit.
„Diese verdammten Terroristen!“, ereiferte sich der Minister, „Jetzt haben sie unseren Mond in die Luft gejagt.“
„WAS?“, rief der Präsident aus, „Ja… dürfen die das denn?“
„Keine Sorge!“, rief der Minister, „Ich habe bereits den Befehl an unsere Bomber ausgegeben. Denen werden wir es heimzahlen!“
„Wissen wir eigentlich schon wer es war?“, fragte der Präsident vorsichtig.
„Nein!“, erwiderte der Minister voller Elan, „Aber ich schwöre Ihnen: Es wird ihnen verdammt leid tun!“