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Mitternachtsimbiss
Mitternachtsimbiss
Wie jeden Abend fuhr ich nach der Arbeit über die dunkle und leere Autobahn nach Hause. Ich war müde und hatte noch eine lange Strecke vor mir.
Die letzten Wochen waren ziemlich hart für mich, da ich, um diverse Rechnungen bezahlen zu können, mehrere Spätschichten übernommen habe und von früh morgens bis spät in die Nacht arbeiten musste, um dann nicht mehr als fünf unruhige Stunden Schlaf zu finden.
Ich wusste, dass ich das nicht mehr lange aushalten konnte und jetzt schon mit einigen Begleiterscheinungen der Übermüdung und Überarbeitung zu kämpfen hatte, doch die unausweichliche finanzielle Situation, in die ich mich hineingeritten hatte, ließ mir nichts anderes übrig.
Ich fuhr also wie jeden Abend über die Autobahn, kämpfte mit der Müdigkeit und nur der Gedanke an ein warmes Bett ließ mich dieses nächtliche Desaster überstehen.
Meine Arbeitskollegen haben mich schon mehrfach auf mein neuerdings komisches Verhalten angesprochen und auf meine Erklärung nur mit Missverständnis reagiert. Einige hätten schon dasselbe durchgemacht und wüssten, dass damit nicht zu scherzen war. Doch ich beachtete diese Warnungen nicht. Warum auch?
Ich war nicht wie meine Kollegen, ich würde das schon aushalten.
Die Nacht war dieses Mal klar. Ich konnte durch die Windschutzscheibe die Sterne beobachten und sie gaben mir ein beruhigendes Gefühl, sie waren nicht mehr weit weg, sie waren nah, greifbar nah. Ein kräftiges Ruckeln erinnerte mich daran, dass ich in einem Auto saß und mich auf die Straße konzentrieren sollte, um ein eventuelles Abtauchen im Straßengraben zu vermeiden.
Nach ein paar Minuten erreichte ich eine lange Baustelle, die Autobahn sollte an beiden Seiten erneuert werden und deshalb fuhr ich in einer Allee von blinkenden Warnlichtern. Diese Allee schien endlos lang und fing an mich zu verzaubern. Ich erinnerte mich an meinen Kindheitstraum. Ich wollte fliegen.
Und nun schien er greifbar nahe. Die blinkenden Lichter zu beiden Seiten und die vielen Kontrolllampen in meinem Auto ließen mich in einem Flugzeug sitzen, noch besser, in einem Raumschiff. Voller Freude auf die bevorstehende Reise ins Unbekannte, schöpfte ich alle restlichen Energien aus mir heraus und konzentrierte mich auf die Start -und Landebahn vor mir.
Ich beschleunigte, wurde in den Sitz gepresst. Unbegreifbare Kräfte wirkten auf mich ein. Die Geschwindigkeit stieg, 300, 600, 1000. Startgeschwindigkeit erreicht. Ein unbeschreibliches Gefühl durchfuhr jede Zelle meines müden Körpers, als mein Raumschiff langsam abhob und auf die Sterne zuflog.
Sterne, die nun direkt vor meinen Augen zu schweben schienen.
Ein plötzlicher Schock riss mich aus diesen Gedanken. Ich war nicht allein im All. Hier flogen noch andere, viel größere Raumschiffe. Sie strebten alle ein gemeinsames Ziel an:
Ein Fernfahrerrestaurant mitten im Weltall.
Auch ich bemerkte meinen großen Hunger und lenkte scharf nach rechts, um die Einfahrt zu einem nächtlichen Imbiss noch zu bekommen...