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Moloch

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11.07.2008
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Moloch

Schneider hatte wohl absichtlich mit dem Bremsen gewartet, bis ich mir die Flasche an die Lippen setzte. Ein Schwall klebrig warmer Limonade schoss mir quer durchs Gesicht und lief dann so richtig schön meinen Kragen runter. Na super! Jetzt würde ich also nicht nur den ganzen langen Tag mit klebrigen Sachen am Checkpoint stehen, sondern musste mir die Zeit wahrscheinlich auch noch mit dem Verscheuchen der Fliegen vertreiben. Die Drecksviecher konnten jeden Krümel Zucker quer durchs Land aufspüren. Als ob es nicht schon mehr als genug zweibeinige Quälgeister gab, die einem gehörig auf die Nerven gehen konnten mit ihrem Gebettel um....na ja, um irgendwas, egal was! Und dann das schrille Gezeter, wenn man sie von den Fahrzeugen fernzuhalten versuchte und gleichzeitig auf seine Taschen, den Rucksack und die übrige Ausrüstung achten musste. Herrgott noch mal, eines Tages würde ich mein Zeug mitten auf die Straße legen und dann eine verdammte Splittergranate drunterpacken. Aber selbst dass würde kein Schwein vom Klauen, Schnorren und Betteln abhalten. Im Gegenteil, wahrscheinlich wären dann nicht nur meine Sachen, sondern auch noch die Granate verschwunden.
Mit einem resignierten Seufzen schnappte ich mir meinen Helm und das Gewehr. Dann wuchtete ich die gepanzerte Luke auf und zwängte mich aus dem Panzer nach draußen. Sofort schlug die Hitze wie eine schwere, schmierige Flutwelle über mir zusammen. Noch nicht mal zehn Uhr morgens und schon war die Luft zum Schneiden. Im Panzer war es schon die reinste Sauna gewesen, aber ohne das bisschen Fahrtwind verwandelte sich die Sauna in einen Backofen. Als nächstes traf mich der betäubende Gestank. Brennendes Gummi, verrottender Müll und Unrat, der in der Sonne vergammelte, ungewaschene Menschen, ungepflegte Tiere, Exkremente, heiße Abgase von allen möglichen Fahrzeugen und dazu mein eigener muffiger Limonaden-Schweißgeruch. Das Tüpfelchen auf dem „i“ war der Lärm, der überall aus jeder Fuge hervor quoll und sich in meine Ohren verbiss. Ich weiß noch, wie mir einmal während einer Gefechtsübung ein Gehörschutz-Stopfen genau in dem Moment aus dem Ohr gefallen war, als eine 20.mm-Maschinenkanone losballerte. Das war ziemlich nah dran an dem Krach, der mir jetzt entgegenschlug.
Meine Haut klebte und scheuerte bereits jetzt schon überall dort, wo mir die Limonade unter meine schusssicheren Kampfweste gelaufen war. Zusammen mit der Munition, dem Funkgerät, der Zusatzausstattung und all dem anderen Zeug hatte ich eine Last von gut 30 kg auf dem Buckel. Das war auch ohne versiffte Klamotten kein allzu großes Vergnügen!
Schneider hatte inzwischen seine Position oben an der Dachluke des Panzers bezogen und lehnte lässig an der Lafette des schweren MGs. Diese Pose musste er sich aus irgendeinem schwachsinnigen Actionfilm abgeguckt haben, denn falls wir die schnelle Unterstützung des MG brauchen würden, würde der blöde Sack mindestens 10 Sekunden brauchen, um feuerbereit zu sein. Und wenn wir dann auch noch mit Raketenwerfern beschossen werden würden, wäre in der Zeit von uns allen nur noch Geschnetzeltes übrig.
„Du dumme Sau, was sollte’n das grad mit der Vollbremsung?“, rief ich über den allgemeinen Lärm zu ihm rauf. Schneider hingegen grinste mir mit seinen gelben Zähnen breit entgegen.
„Heute schon genickt?“, fragte er mit einem höhnischen Tonfall zurück.
Wir konnten uns schon in der Einsatzausbildung nicht besonders leiden. Schneider hatte ständig was zu meckern, andauernd maulte er rum und stänkerte, wo er nur konnte. Außerdem war er auffallend schnell verschwunden, wenn es irgendwo was zu tun gab. Gestern war ich mal wieder in unserem improvisierten Freizeit-Zelt im Camp mit ihm aneinandergeraten, als er sich in der Schlange vor dem Marketenderstand vordrängeln wollte. Ich hatte nach ein paar harten Worten und Rumgeschubse schließlich den Kanal voll und kaufte für einen ziemlich gesalzenen Preis einen leckeren, großen Schokoriegel, den ich dann zuerst in die Sonne und anschließend auf seinen Stuhl legte, als er kurz mal aufstand, um sich ein neues Bier zu holen. Das Resultat fanden wir ziemlich lustig. Na ja, das war dann wohl die Retourkutsche.

Ich ging zur Ecke der Straßenkreuzung, wo wir heute unseren achtstündigen Checkpoint errichten sollten. „Show of force“ nannte sich das. Wir fuhren mit unseren großen, lauten Karren durch verwinkelte, total überfüllte Straßen, stellten uns an irgendeine völlig unwichtige Stelle und schwitzten dann den halben Tag in unserem Zeug vor uns hin. Die Idee, die dahinter steckte, war, dass wir der hungernden, ausgebluteten und hoffnungslosen Zivilbevölkerung demonstrieren sollte, dass ihr Land dem Rest der Welt nicht völlig am A*** vorbei ging. Auch wenn hier kein Öl, Uran oder sonst was zu finden war. Hier gab es nur Hitze, Staub, Ungeziefer und Leid.
Ich machte den Fehler, auf meine Armbanduhr zu sehen. Erst 10 Minuten rum! Mist!! Das bedeutete, mich trennten noch ungefähr sieben Stunden und 50 Minuten von der Ablösung. Vorausgesetzt, die nächste Patrouille kam einigermaßen gut durch zu uns. Dann die Fahrt zurück, das Fahrzeug durchchecken, die Ausrüstung verstauen. Einsatznachbesprechung, im Kantinenzelt irgendeinen faden Mist runterwürgen. Pennen gehen. Wenn ich Glück hatte, vielleicht vorher noch ne kurze Dusche – die Pioniere hatten die Wasserversorgung immer noch nicht so richtig hingekriegt. Und morgen? Genau dasselbe von vorn, und zwar noch weitere vier Monate lang!

Eine kleine, lärmende Gruppe magerer Kinder in zerlumpten Fetzen kam zielstrebig auf mich zugelaufen. Alle trugen eine Lächeln auf den Lippen und die verkrampfte, schreckhafte Furcht geprügelter Hunde in ihren Augen. Wahnsinn, dass diese armen kleinen Kerle überhaupt noch Lachen konnten.
„Verschwinde, ich nichts hab für euch!“, rief ich ihnen schon von weitem in ihrer Landessprache zu. Das war der einzige Satz, den ich konnte. Mehr brauchte ich ja im Grunde genommen auch nicht, und für alles andere hatten wir die einheimischen Sprachmittler. Natürlich ließ sich davon keines der Kinder beeindrucken. Es dauerte eine Weile, bis sie gelernt hatten, dass Männer in meiner Uniformen nicht auf ihre Väter und älteren Brüder schossen, ihre Mütter und Schwestern vergewaltigten und ihnen Tritte und Ohrfeigen verpassten. Und dann tauschten sie schnell ihre Furcht gegen kindliche Neugier und die Hoffnung auf irgendeine Geste von Menschlichkeit ein. Halbherzig machte ich den Versuch, sie mit Händewedeln zu verscheuchen. Doch als ich da mit meinem ganzen Kram wie eine zweibeinige Schildkröte rumhampelte, lachten und kicherten die Kinder nur umso lauter. Der Lärmpegel stieg natürlich sofort beträchtlich, als alle gleichzeitig auf mich einredeten und anfingen, an meinen Hosenbeinen zu ziehen.
Ich ließ sie eine Weile gewähren, bevor ich mich hilfesuchend zu unserem Sprachmittler umdrehte, der mit meinem Patrouillenführer und ein paar einheimischen Händlern redete. Als er mich sah, sagte er kurz etwas zu meinem Vorgesetzten und kam dann zu mir herüber. Mit ein paar herrischen und ziemlich ruppigen Worten vertrieb er die Kindergruppe. Ich verstand zwar kein Wort von dem, was unser Dolmetscher gesagt hatte, aber am Tonfall konnte ich ganz gut abschätzen, dass es wohl nichts nettes gewesen war.
Als sich die Kinder trollten, drehte sich ein kleines, furchtbar mageres Mädchen von vielleicht zehn Jahren zu mir um und warf mir noch einen traurigen Blick zu. Ich weiß nicht, was in diesem Moment über mich kam. War es die verdammte Hitze, mein Ärger über Schneider und die verklebte Uniform oder das fiese Auftreten des Sprachmittlers? Jedenfalls griff ich kurz entschlossen in eine meiner Brusttaschen und warf ihr eine Packung Hartkekse zu, die ich mir als Snack mitgenommen hatte. Das war streng genommen ein Verstoß gegen die Einsatzvorschriften. Natürlich war es möglich, dass morgen nicht zehn, sondern hundert Kinder angelaufen kamen in der Hoffnung auf Kekse. Ja klar, irgendwelche verfeindeten Bevölkerungsgruppen könnten tatsächlich auf die Idee kommen, wir seien parteiisch, weil ich gerade einem „feindlichen“ Kind eine Packung knochentrockener Kekse zugeworfen hatte. Und wer weiß, vielleicht würden die älteren und größeren Kinder ihr das Gebäck wegnehmen. Mir ging es in diesem Augenblick jedenfalls etwas besser. Dem kleinen Mädchen offensichtlich auch, wenn ich das Lachen in ihrem Gesicht richtig deutete.
„Was machst du da für’n Mist? Wir soll’n den kleinen Ratten doch nix geben!“, hörte ich Schneiders Stimme aus meinem Headset. Unser Schützenpanzer wurde ebenfalls von einer Gruppe Kinder umringt, die ihre Ärmchen bittend nach oben reckten. Schneider saß da oben wie ein König auf seinem Thron und blickte verächtlich auf das Elend unter ihm, während er, wahrscheinlich absichtlich, langsam und genussvoll ein dick belegtes Brötchen aß. Neben ihm stand eine große durchsichtige Plastikflasche mit klarem Mineralwasser. Mieses, gemeines Schwein!
Ich wollte gerade zu einer derben Antwort ansetzen, als ich in der Bewegung erstarrte. Eines der Kinder war unbemerkt auf der Rückseite des Panzers hochgeklettert und näherte sich von hinten Schneider. Bilder und Erinnerungen aus der Einsatzausbildung, von Dokumentaraufnahmen und Kriegsfilmen schossen durch meinen Kopf.
„Pass auf, Mann, hinter dir!“, schrie ich mit überschlagender Stimme, während ich instinktiv zum Panzer hinüberrennen wollte. Doch andererseits war ich in diesem Augenblick fest davon überzeugt, dass der Bengel irgend etwas durch die Turmluke werfen und der Panzer im nächsten Moment in einem Feuerball hochgehen würde. Ich hätte wenig Lust, in eine Explosion reinzurennen.
Schneider versuchte inzwischen hektisch, sich in seiner 18 Kilogramm schweren Schutzweste umzudrehen. Und seine ach so coole Sitzposition am MG machte ihm jetzt einen weiteren Strich durch die Rechnung, denn er verfing sich mit dem Kabel des Headsets an der Lafette und erwürgte sich dabei fast selbst. Der kleine Junge stand unschlüssig auf dem Oberdeck des Panzers und sah sich neugierig um.
Mach bloß nichts Falsches, dachte ich inbrünstig, während ich immer noch nicht wusste, was ich jetzt machen sollte. Die ganze Szene schien irgendwie eingefroren zu sein. Zwischen mir und dem Kind waren ungefähr 50 Meter Luftlinie. Ich war ein ziemlich guter Schütze. Lächerlich! Ich konnte den Kleinen nicht einfach so abknallen. Aber hatte er eine Handgranate in seiner verdreckten, zu großen Jacke versteckt? Er sah eigentlich nicht wie ein fanatischer Selbstmordattentäter aus. Wie sahen fanatische Selbstmordattentäter überhaupt aus?
Vielleicht wäre gar nichts passiert und der Junge wäre einfach wieder vom Panzer geklettert. Die ganze Sache wäre möglicher weise nicht weiter wild gewesen...wenn nicht in diesem Moment unser Dolmetscher zusammen mit meinem Vorgesetzten wie von einer Tarantel gestochen wild schreiend angerannt gekommen wäre. Die Kinder stieben in alle Richtungen davon. Alle Passanten, Händler, Bettler in der Nähe blieben stehen und glotzten mit einer Mischung aus Neugier und Furcht zu uns herüber. Schneider, der Junge und ich drehten uns gleichzeitig erschrocken zu dem hysterischen Idioten um. Schnell sah sich das Kind auf dem Panzer um, hob irgend etwas auf und flitze wie ein Affe davon. Hätte er die Flasche Mineralwasser, eine Jacke oder sonst etwas gemopst, wär’s kein Problem gewesen. Aber leider suchte sich der Junge ausgerechnet Schneiders Gewehr aus, das er klauen wollte. Bevor ich richtig gucken konnte, war er mit der Waffe vom Fahrzeug geklettert und rannte weg.

Der Kleine hatte trotz des schweren und unhandlichen Gewehrs bereits einen guten Vorsprung rausgeholt, bevor ich anfing, ihm nachzulaufen. Auch Schneider hatte mittlerweile seinen Hintern vom Panzer geschwungen und rannte dem Bengel instinktiv hinterher. Wie zwei Football-Spieler rempelten wir jeden aus dem Weg und rannten alles über den Haufen, was uns in die Quere kam. Dennoch wurde der Abstand zwischen uns und dem Kind immer größer. Es war klar, dass wir den Burschen auf gar keinen Fall schnappen würden. Nicht mit dem ganzen schweren Zeug, dass wir schleppten. Schneider keuchte bereits jetzt schon und sah aus, als würde er gleich tot umfallen.
„Das ist alles deine Schuld!“, schnappte er abgehackt, „Was musstest du auch Weihnachtsmann spielen!“
„Leck mich“, stieß ich zwischen zwei Atemzügen hervor. Trotzdem wurde mir klar, dass Schneider versuchen würde, mir die Schuld für das Ganze in die Schuhe zu schieben. Er würde einfach behaupten, ich hätte die Kinder mit meinen Keksen angelockt oder irgend so was in der Art. So oder so würde ich bis zum Hals in Schwierigkeiten sein, bloß weil Schneider nicht auf seine Waffe aufgepasst hatte.
Mir kam eine aberwitzige Idee. Bevor ich Zeit hatte, näher darüber nachzudenken, blieb ich stehen und packte Schneider an der Schulter. Dann riss ich mir den Helm vom Kopf und zog meine Schutzweste aus. Ich hängte mir mein Gewehr um, stopfte ein zweites Magazin in eine Beintasche und schnappte mir das Funkgerät, das in einer Schlaufe an der Weste befestigt war. Ohne die ganze Ausrüstung kam ich mir plötzlich leicht wie eine Feder vor, so als würde ich gleich vom Boden abheben.
„Geh zurück zum Checkpoint und wartet da auf mich! Ich schnapp mir den Kerl! Und lass dir nicht noch was klauen, du Idiot!“ Ohne weitere Worte abzuwarten, nahm ich die Verfolgung wieder auf. Ohne Sichtkontakt, Verstärkung und Schutzausstattung ganz allein durch die Stadt zu rennen verstieß gegen jede Vernunft, geschweige denn gegen so ziemlich alle Verhaltens-vorschriften. Pfeiff drauf, ich fühlte mich irgendwie mitverantwortlich.
Zum Glück hatte die enge Gasse, die ich entlang hetzte, keine Abzweigungen oder Seitenarme. Ansonsten wäre der Junge im Labyrinth der verwinkelten Straßen, Buden und Gebäude längst weg. Es war auch so schon beinahe unmöglich, dranzubleiben. Ich hoffte nur, dass der Kleine keine allzu große Ausdauer hatte und ihn die Waffe beim Laufen behindern würde. Hoffentlich warf er sie nicht einfach weg. Die Einheimischen um mich herum machten jedenfalls keine Anstalten, mir zu helfen oder den Dieb aufzuhalten. Auch schienen sie sich nicht besonders über ein flüchtendes Kind mit einem großen, schwarzen Sturmgewehr zu wundern oder aufzuregen. Sie beschränkten sich nur darauf, uns ausdruckslos hinterher zu sehen wie bei einem Pferderennen.
Der Junge blieb taumelnd stehen und beugte sich kurz nach vorne, um sich auf seinen Knien abzustützen. Aus dem Funkgerät kam ständig ein Rauschen und ab und zu aufgeregte Wortfetzen. Jetzt war aber nicht der geeignete Augenblick, um mir einen Vortrag über mein wahnsinniges Verhalten anzuhören. Ich holte auf.
Keuchend liefen wir weiter. Aus den Augenwinkeln nahm ich flüchtig war, dass die Gegend, durch die wir liefen, selbst für die örtlichen Zustände immer verfallener und menschenleere wurde. Links und rechts sah ich ausgebrannte Häuserruinen, Schutthalden und Autowracks. Schließlich sprang der Junge in einen Abwassergraben, der knöchelhoch mit faulig stinkendem, schmutziggelbem Brackwasser gefüllt war. Ich war nicht mehr als 30 Meter von ihm entfernt, als ich sah, wie er in einem verrosteten Abwasserrohr verschwand, das offensichtlich in die Kanalisation führte. Das wurde ja immer besser!

Mühsam zwängte ich mich durch das verdreckte Loch und gelangte in ein etwa mannshohes Kanalrohr. Tiefe Dunkelheit schlug mir entgegen. Ich konnte in der Schwärze vor mir die platschenden Schritte des Jungen hören. Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Finsternis, während ich den Geräuschen hinterher tapste. Ich hatte keine Taschenlampe mitgenommen, aber der Junge konnte nicht weit weg sein, da ich seinen keuchenden Atem hörte. Je weiter ich ihm folgte, desto deutlicher wurde mir die Kühle bewusst, die hier unten herrschte. Ich hatte das Gefühl, als würde ich durch die Innereien eines riesigen toten Tieres waten. Die schleimige Brühe wurde zum Glück nicht tiefer und ich dankte Gott, dass ich gute Stiefel anhatte. Andauernd konnte ich unter meinen Füßen spüren, wie ich auf Dreck und Ab-fall trat. Das Funkgerät stieß mittlerweile nur noch statisches Rauschen aus. Ich schaltete es aus. Die bleierne Dunkelheit um mich herum schien immer weiter zuzunehmen. Allmählich fragte ich mich, ob ich diese idiotische Verfolgungsjagd nicht langsam beenden sollte, bevor ich mich zu allem Überfluss auch noch verlaufen würde. Das ganze Land war ein einziges Waffenarsenal – was machte da ein lausiges Gewehr mehr oder weniger schon aus? Dennoch konnte ich immer noch das Kind vor mir hören.
„Bleib stehen, verdammt!“, rief ich in die Schwärze vor mir und kam mir im selben Augenblick selbst ziemlich dumm vor.
Doch gerade, als ich mich umdrehen wollte, spürte ich, wie der Kanal vor mir einen scharfen Knick machte. Gleichzeitig sah ich einen leichten Lichtschein in der Dunkelheit flackern. Entschlossen ging ich auf das Licht zu, während ich mein Gewehr von der Schulter nahm. Der Schein wurde stärker. Reflektionen und Schatten irrlichterten über die feuchten Wände und tanzten an der tropfenden Decke. Ich glaubte, Geräusche vor mir zu hören. Je näher ich dem Licht kam, desto vorsichtiger wurde ich. Ich wirbelte herum und zielte im Hüftanschlag in die Dunkelheit, die sich wie eine Wand hinter mir auftürmte. Da war etwas. Vielleicht eine Ratte. Vielleicht aber auch nicht! Wer weiß, was oder wer außer mir und dem Jungen noch hier unten war. Hatte ich Angst im Dunkeln?
Du Vollidiot, verschwinde von hier! Was spielst du hier den Helden?, schrie meine Stimme in meinem Kopf. Ein weitere Gedanke schwirrte mir unvermittelt durch den Sinn: Ich hätte auf meinen Vater hören und zur Marine gehen sollen! Ein albernes Kichern wollte sich meine Kehle empor schleichen. Was zur Hölle war mit mir los?!
Aus der Dunkelheit hörte ich ein leises metallisches Kratzen. Es klang so, als würde ein Eisenrohr an einer Steinmauer entlang schaben. Dann hörte ich ein leises Wispern. Noch ein Kratzen an der Mauer. Links von mir. Oder war es von rechts gekommen? Ich entsicherte mein Gewehr, während ich mich rückwärts gehend wieder in Richtung des Lichts tastete. Mein Herz schlug schmerzhaft hart in meiner Brust.
Ein leichtes, feines Knistern und Knacken huschte durch das Abwasserrohr. Das unverkennbare Geräusch eines Feuers. Ich warf einen Blick über meine Schulter. Das Rohr mündete in eine große, gekachelte Kammer. Vereinzelt standen rostige Tonnen herum, in denen kleine Feuer brannten. Funken tanzten und wirbelten durch das düstere Halbdunkel. Die Flammen verzerrten alle Schatten zu langgestreckten, skurrilen Formen. In der Mitte des Raumes brannte ein größeres Lagerfeuer. Es sah fast aus wie ein Scheiterhaufen. Fettiger, stinkender Rauch stieg von dem Feuer auf und wehte in einen anderen Tunnel, der aus der Kammer führte.
Auf dem Boden lagen Decken und Lumpen in verstreuten Haufen herum. War das Kind hierher geflüchtet?
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich eine Bewegung in einem der Schatten. Ein bedrohliches, kehliges Knurren zischte mir entgegen. Ein zweites Knurren kam hinzu. Hinter mir hörte ich auch etwas fauchen. Von allen Seiten näherten sich in den Schatten schemenhafte Bewegungen, die dicht über dem Boden kauerten und mich bösartig und aggressiv anzischten. Es hörte sich fast so an wie Hunde. Wölfe? Schakale, Hyänen? Aus dem Tunnel, durch den ich gekommen war, hörte ich das metallische Kratzgeräusch lauter werden und immer weiter auf mich zukommen. Ich presste mich an die Wand neben mir. Ich hatte zwei Magazine. Würden 60 Schuss Hartkern-Munition reichen? Ich hatte den flüchtenden Jungen und Schneiders Knarre vollkommen vergessen. Ich stellte meine Waffe auf „Feuerstoss“. Bei Vollautomatik wäre das Magazin in drei Sekunden leer. Langsam schob ich mich an der Wand weg vom Tunnelausgang, während die Mündung meiner Waffe ruckartig hin- und herschwenkte. Ein klapperndes Geräusch unter meinen Füßen. Ich sah nach unten. Mit meinem Stiefel war ich auf einen langen Knochen getreten. Noch einer lag daneben. Dann sah ich Fetzen von Haaren, die im Lichtschein der brennenden Tonnen aussahen wie Stücke aus einem Teppich. Dann kamen die Schädel. Manche mit, manche ohne Unterkiefer. Einige hatten gezackte Löcher und Brüche in der Schädeldecke, bei anderen fehlte sie. Dazwischen rostbraune Flecken und matschige Stücke von Haut, Fleisch und Innereien. Alles Überreste von Menschen.
Aus dem Halbschatten vor mir tauchte eines der knurrenden Wesen auf. Es glitt und huschte über den verdreckten Boden. Dann richtete es sich langsam, fast bedächtig auf und drehte sich im Feuerschein so, dass ich es genauer sehen konnte.
Es war der kleine Junge, der vor mir geflohen war! In seinen Augen war jede Spur von Furcht oder Angst verschwunden. Er sah aus wie ein lauernder kleiner Kobold. Neben ihm schälten sich weitere Gestalten aus den Schatten. Es waren alles Kinder in den unterschiedlichsten Altern. Jedoch war, soweit ich das sehen konnte, keines von ihnen älter als zehn oder zwölf Jahre alt. Dieselben Kinder, die mich heute morgen am Checkpoint lachend umschwärmt hatten.....heute morgen? Das ganze war keine Stunde her!
Immer mehr Kinder umringten mich. Knurrten. Zischten. Machten einen Schritt auf mich zu. Noch einen. Einer hielt ein gezacktes Stück Eisen in der Hand. Ein Mädchen von vielleicht sechs Jahren kam mit einer langen Glasscherbe auf mich zu. Zwei oder drei hatten rostige, abgebrochene Messer in der Faust. Die Kinder warfen nicht einen Blick auf mein Gewehr – ich hätte sie genauso gut mit einem Luftballon bedrohen können. Das hier war ihr Territorium, ihr Revier, ihr trauriges Reich unter der Erde. Diese Kinder hatten jeden Tag Dinge erlebt, die ich mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen konnte. Und da wunderte ich mich, dass sie sich von einem Sturmgewehr nicht fürchteten? Ich glaubte nicht, dass sie überhaupt noch vor irgend etwas Angst hatten. Hier unten waren sie keine kleinen, wehrlosen Kinder, die das Schicksal ihres Landes kalt und gleichgültig ausgespuckt hatte. Hier gab ihnen niemand eine Ohrfeige oder einen Tritt! Ich sah Knochen und Überreste von Menschen.
Und da plötzlich erinnerte ich mich an eine Geschichte, die mir ein Kumpel erzählt hatte, der in einem anderen Auslandseinsatz in einem Bürgerkriegsland gewesen war. Nach dem Bürgerkrieg und der Flucht der Bevölkerung waren viele Haustiere ausgesetzt und zurückgelassen worden. Die Hunde unter ihnen verwilderten immer mehr und schlossen sich schließlich zu regelrechten wilden Rudeln und Meuten zusammen. Die Tiere wurden immer aggressiver und gefährlicher. Viele hatten Tollwut und am Ende fielen sie sogar Menschen an. Das nahm schließlich solche Ausmaße an, dass irgendwann der Befehl erging, jeden herrenlosen Hund, den man sah, sofort zu erschießen.
Ich sah keine Erwachsenen in der Kammer. Keine Mutter, keinen Vater. Waren sie Waisen? Hatten ihre Eltern sie genauso sich selbst überlassen wie damals die verwilderten Hunde? Mittlerweile wimmelte es in der Dunkelheit vor Schatten, und es kamen immer mehr dazu. Mein Mund war staubtrocken. Die Augen brannten. Das Gewehr in meiner Hand fühlte sich gleichzeitig schwer wie Blei und leicht wie ein Spielzeug an.
Plötzlich hörte ich etwas. Eine Stimme. Leise, fast flüsternd. Der Puls raste und hämmerte in meinen Ohren! Ich konnte meinen Blutdruck regelrecht explodieren hören. Ja, es war eine Stimme. Eine zweite kam hinzu, wütend, knurrend. Ich sah mich wild um. Leere, kalte Augen starrten zurück. Uralte Augen in jungen Gesichtern.
Eine Gestalt zwängte sich durch die Menge und schritt dann zögernd auf mich zu. Sie kam näher und sagte dabei irgend etwas. Dann zeigte sie auf mich. In ihrer anderen Hand hielt sie einen Gegenstand, der metallisch schimmerte.
Oh Gott, jetzt geht’s los!, dachte ich panikartig und spannte alle Muskeln. Ich krampfte die Hände um mein Gewehr und krümmte langsam meinen Zeigefinger um den Abzug. Das Kind, das geredet hatte, kam näher. Es war ein Mädchen. Sie hob ihren Arm. Der metallene Gegenstand in ihrer Hand zeigte auf meine Brust! Er war klein und quadratisch.
Es war eine in Alufolie eingeschweißte Packung Hartkekse. Das Mädchen sagte noch etwas. Ein Murmeln ging durch die Menge. Ein Zögern. Dann trat eines der Kinder zur Seite. Noch eines. Ein drittes. Und schließlich öffnete sich ein schmaler Korridor in den kleinen Körpern, der zu dem Abwasserrohr führte, durch das ich gekommen war. Langsam senkte ich mein Gewehr und ließ es dann am Trageriemen vor meiner Brust baumeln. Ich wollte lachen, weinen, mich bedanken! Ich wollte das kleine Mädchen in die Arme nehmen.
Nichts davon tat ich. Ich stieß mich von der Wand ab und ging auf den Ausgang zu. Hinter mir rief mir ein Kind etwas zu. Ich drehte mich um. Aus dem Halbdunkel kam ein Gegenstand auf mich zugeflogen. Instinktiv streckte ich die Hände aus und fing ihn auf. Es war Schneiders Gewehr.

Am Checkpoint war ganz schön was los! Mein Vorgesetzter hatte wohl Verstärkung gerufen. Zwei weitere Panzer hatten die Straße blockiert und alles wimmelte vor Soldaten. Als ich in Funkreichweite gekommen war, gab ich durch, dass ich mich auf dem Rückweg befand. Kaum war ich angekommen, stürmte mein Patrouillenführer auf mich zu.
„Sind Sie komplett wahnsinnig geworden, hier eigenmächtig so eine Nummer abzuziehen? Mann, Sie hätten tot sein können!“ Wie recht er damit hatte!
Als er sah, dass ich Schneiders Waffe bei mir trug, beruhigte er sich etwas.
„Na ja, scheint ja noch mal gut gegangen zu sein! Aber noch so ein Ding, und ich falte Sie auf DIN A4, verstanden?“ Dann wandte er sich um und begann Befehle in sein Funkgerät zu sprechen. Allmählich schienen sich die anderen zu entspannen. Aus der Ferne hörte ich Geplapper und ab und zu Gelächter. Die beiden Panzer fuhren ruckend an und gaben den hupenden, sich stauenden Verkehr wieder frei.
Schneider kam mit meiner Schutzweste und meinem Helm auf mich zu.
„Hey! Danke, dass du mir meine Knarre zurückgeholt hast! Ich geb ’nen Bier heute Abend aus, ok?“ Schneider wirkte ziemlich kleinlaut. Anscheinend hatte unser Vorgesetzter ihn ganz schön zusammengestaucht.
Ich sah auf meine Uhr. Es waren gerade mal zwei Stunden vergangen.
Was sollte ich sagen? Sollte ich überhaupt etwas sagen? Wem? Meinem Vorgesetzten? Meines Wissens nach gab es hier keine Jugend- und Sozialämter. Waisenhäuser? Ich hatte von einer Familie gelesen, die ihre zwölfjährige Tochter an einen fünfzigjährigen Mann verkauft hatten! Verkauft! Wem sollte ich also berichten? Wer würde sich um diese Kinder kümmern?
Ich setzte meinen Helm auf und ging zurück zu der Straßenkreuzung. Noch sechs Stunden bis zur Ablösung.

 

Hallo Eisenmann,

erstmal herzlich willkommen auf kg.de.
Ich habe diese Geschichte gestern gelesen, obwohl ich eigentlich längst ins Bett gehört hätte, war dann aber zu müde, um noch einen Kommentar zu schreiben, deshalb kommt er jetzt. Dass ich trotz meiner Müdigkeit nicht aufhören konnte zu lesen, ist schon mal ein Hinweis für dich, wie die Geschichte bei mir angekommen ist :)

Tja, ich habe lange überlegt, was ich an konstruktiver und hilfreicher Kritik anbringen könnte, aber es tut mir leid: da kommt nix :). Ich bin von der Geschichte einfach sehr beeindruckt (und neidisch auf dein Talent). Handwerklich finde ich absolut nichts auszusetzen, und inhaltlich auch nicht.
Ich selbst habe glücklicherweise nie einen Krieg aus nächster Nähe erlebt, aber ich hatte den Eindruck, dass du entweder selbst Erfahrungen mit einem Militäreinsatz gesammelt oder sehr gut recherchiert hast, denn deine Beschreibungen wirken sehr authentisch. Das hat bei mir wirklich Beklemmung ausgelöst, schon lange bevor der Protagonist sein unheimliches Erlebnis in dem unterirdischen Tunnel hat. Und am Ende musste ich wirklich ein paar Mal schlucken. Das ist keine Horrorgeschichte, die einem mit den handelsüblichen übernatürlichen Monstern ein bisschen Angst einjagt, über die man ein paar Minuten später schon wieder lachen kann. Sie erzeugt Horror, weil es Orte auf der Welt gibt, wo sie sich genauso abspielen könnte. Und das traurige, hoffnungslose Gefühl, das der Protagonist am Ende hat, bleibt auch eine Weile beim Leser.
Es hat mir auch sehr gefallen, dass die kleine, eigentlich unerlaubte menschliche Geste, dem Mädchen ein paar Kekse zu schenken, ihm am Schluss (wahrscheinlich) das Leben rettet.

Ich bin der Meinung, dass diese Geschichte eine Empfehlung verdient, und die werde ich jetzt auch gleich schreiben.

Grüße von Perdita

 

Hi Eisenmann,

die geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Die Horrorelemente leuchten mir zwar nicht ganz ein, wenn man vom Horror, den Krieg so mit sich bringt absieht. Sind diese Kinder jetzt tatsächlich mystische Wesen, oder erscheinen sie nur so, durch die fremde Sprache und den Schein des Lichtes in der Röhre?

Für mich hätte die Geschichte auf jeden Fall auch in einer anderen Rubrik, ohne Mystikfaktor ihre Daseinsberechtigung, weil sie dem Kriegsalltag glaube ich wirklich sehr nah kommt.

Hut ab, wirklich sehr gut geschrieben

Besten Gruß
krilliam

 

Hallo Eisenmann,

mir hat die Geschichte ebenfalls gut gefallen.

Im Gegenteil, wahrscheinlich wären dann nicht nur meine Sachen, sondern auch noch die Granate verschwunden.

Die Geschichte lebt von den kleinen Anekdoten aus dem Krieg. Die Kinder, die betteln. Zerstörte Häuser. Verfeindete Gruppen. Neutrales Verhalten. Schneider.

Auch wenn hier kein Öl, Uran oder sonst was zu finden war. Hier gab es nur Hitze, Staub, Ungeziefer und Leid.

Gekonnte Schilderungen. Teilweise witzig. Gern gelesen.

MfG Mantox

PS: Um welchen Krieg handelt es sich denn?

 

Hallo Eisenmann,

mir hat deine Geschichte auch gefallen, wenn ich auch nicht so ganz hin- und weg bin, wie meine Vorposter. Ganz klar steckt hinter diesem Text eine Menge Talent. Insgesamt lässt sich der Text sehr flüssig lesen und ist spannend.
Dennoch gibt es manche Formulierungen, die nicht so ganz sitzen wollen und von der Logik her ein, zwei Schnitzer, mit denen ich nicht daccord gehe.
Auch einge Vertipper sind nocht drin. Der Reihe nach:

erst brüllt der Protagonist Schneider etwas zu, dann spricht er über headset mit ihm. Für mich nicht schlüssig. Insgesamt: weshalb sagt er nichts innerhalb des Panzers. Unglückliche Stelle, die ruhig noch mal bearbeitet werden könnte.

Das Resultat fanden wir ziemlich lustig – es sah so aus, als hätte Schneider es nicht mehr rechtzeitig zum Klo geschafft.
es gibt nichts ermüdenderes als ein Gag, der erklärt werden muss ;)

Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, die zu 90% aus Beleidigungen bestanden hätte, als ich in der Bewegung erstarrte.
Das ist ein bisschen zu hölzern

Auch Schneider hatte mittlerweile seinen Hintern vom Panzer geschwungen und rannte dem Bengel hinterher.
unwahrscheinlich, dass der Schütze deswegen sein MG verlassen würde. So wie du es beschreibst, sind doch noch andere Soldaten anwesend - wieso sollte ausgerechnet er losrennen?

„Das ist alles deine Schuld“, schnappte er abgehackt, „Was musstest du auch Weihnachtsmann spielen!“
entweder Punkt oder Weiterführung der wörtl Rede klein

Mein Herz schlug schmerzhaft hart in meiner Brust und ich konnte den Puls klopfend an meinem Hals fühlen.
hier übertreibst du es, zu redundant

Aus dem Halbschatten vor mir tauchte eines der knurrenden Wesen lauernd auf
ebenfalls zu redundant, zudem bremsen solche Partizipien aus

Schneider wirkte ziemlich kleinlaut. Anscheinend hatte unser Vorgesetzter ihn ziemlich zusammengestaucht.
ungechickte Wortwiedrholung

Einmal hast du die Gedanken des prots in wörtliche Rede gefasst, ansonsten kursiv gesetzt. Das solltest du vereinheitlichen

Alle trugen eine Lächeln auf den Lippen
ein
„Verschwinde, ich nichts hab für euch!“,
t, da plural

Wie gesagt, insgesamt recht sauber geschrieben, aber stellenweise holpert es noch. Die begegnung mit den Kindern will für mich auch nicht so recht schlüssig wirken. Da ist mir die Perspektive nicht gelungen. KLar im Halbdunkel wirken Menschen anders als im Sonnenlicht. Aber dieses dämonisieren finde ich nicht so gelungen, dafür sind die beiden kids zuvor zu normal beschrieben worden. Vielleicht besserst du ja dort einfach noch mal nach und verleihst den beiden im Sonnenlicht schon mal eine Andeutung von Grusel.

grüßlichst
Captain Marvel ;)

 

Hallo Eisenmann,
mir hat deine Geschichte auch gefallen. Alles, was ich kritisieren wollte, hat Weltenläufer schon gesagt, deswegen schließe ich mich ihm einfach an. Sind schon noch einige Fehler drin und so ein paar stilistische Sachen, die ich nicht so doll fand, z.B. mehrer Ausrufezeichen oder das Prozentzeichen oder Zahlen in Ziffern geschrieben...
Alles in allem aber gut!
Grüße,
Maeuser

Achja und ein Logikfehler: Die haben den Schokoriegel unter Schneiders Stuhl gelegt? Glaub' doch wohl eher auf. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen!

Erstmal vielen lieben Dank an Euch alle für das Lob, die Empfehlung und natürlich auch für die Kritik! Ich freue mich, dass euch meine Geschichte gefallen hat. Besonders gefreut habe ich mich, dass es mir im Großen und Ganzen gelungen ist, die Geschichte lebendig und authentisch zu gestalten.:)

Um welches Land/Krieg es sich in der Geschichte konkret handelt, ist eigentlich nicht wichtig, da das menschliche Leid und die tragischen Folgen für die Zivilbevölkerung überall mehr oder weniger gleich sind, egal, ob es in Afghanistan, Kosovo, Bosnien oder sonst wo geschieht.

Die Kinder sollten tatsächlich "richtige" Kinder sein, die durch den mehr oder weniger weit fortgeschrittenen Grad ihrer Verwilderung bedrohlich und aggressiv, aber im Endeffekt selbst auch nur Opfer des Krieges sein sollten.

Auch die übrigen Kritikpunkte werde ich gern in die Überarbeitung aufnehmen. Dafür nochmals danke.

Viele Grüße und bis bald,
EISENMANN

 

Hallo Eisenmann,
mir gefällt die Geschichte, weil sie mit ihrer spannenden, lebendigen Handlung die Absurdität des Krieges, seine Verrohung und Ausweglosigkeit erfahrbar macht. Ich bin allerdings der Meinung, dass du krampfhaft versuchst, Horrorelemente reinzufriemeln (die Höhle!),:fluch:! Für mich ist es keine Horrorgeschichte, sondern eine aufrüttelnde Gesellschaftskritik, verpackt in einer gut erzählten Geschichte.:thumbsup:
LG,
Jutta

 

Hallo,

Und morgen? Genau dasselbe von vorn, und zwar noch weitere vier Monate lang!
Warum macht er’s dann? Nach meiner Erfahrung fehlt hier der ewige Trost des Krisenzuschlags und das „Wäre ich zu Hause, würde ich irgendwo Reifen wechseln.“ Also irgendwas in der Motivation würde die Figur runder machen, glaub ich.

Alle trugen eine Lächeln auf den Lippen
Ein

während er, wahrscheinlich absichtlich, langsam und genussvoll ein dick belegtes Brötchen aß. Neben ihm stand eine große durchsichtige Plastikflasche mit klarem Mineralwasser. Mieses, gemeines Schwein!
Sehr gut. So charakterisiert man eine Figur.

verstieß gegen jede Vernunft, geschweige denn gegen so ziemlich alle Verhaltens-vorschriften.
Geschweige denn kann so nicht gebraucht werden, umformulieren.

selbst für die örtlichen Zustände immer verfallener und menschenleere wurde
Menschenleer ist nicht steigerbar. 0 Menschen da. Menschenleerer= -10 Menschen?

mit faulig stinkendem, schmutziggelbem Brackwasser gefüllt war.
Bei 2 Adjektiven vor einem Verb (und hier sind’s eigentlich vier) kann man egentlich fast immer eins streichen. Faulig reicht doch völlig. Fauliges Brackwasser, da ist dein stinkend, der Schmutz und Gelb schon mit drin.

Je weiter ich ihm folgte, desto deutlicher wurde mir die Kühle bewusst, die hier unten herrschte.
Wurde mir die Kühle bewusst – fällt aus dem sonst lebhaften Text tot raus.

schrie meine Stimme in meinem Kopf.
Doppelte meine ist hässlich.

Ich stellte meine Waffe auf „Feuerstoss“.
Du lässt dir den berühmten „F für Frieden“-Gag hier entgehen?

Hmmmm. Das Ende ist insofern überraschend, weil es gegen den Titel und gegen die Genre-Konventionen läuft und deshalb ist es auch ein wenig enttäuschend. Kein Monster, gesellschaftlich korrekte Banden, die ahct Zeilenb lang als gnadenlose Meute beschrieben werden, um sich dann doch noch so viel Menschliches bewahrt zu haben, dass keine Gefahr für ihn ausgeht, wegen der guten Tat im ersten Drittel. Jaa, die ganze Geschichte ist gut aufgebaut, die Erzählstimme ist platisch, der Held leidlich interesant und die Geschichte steuert gnadenlos auf ein Finale hin, eine große Konfrontation und die bleibt dann aus. Handwerklich und aus gesellschaftlichen Gründen und so, gehört die Geschichte durchaus empfohlen (ist auch vom Niveau her auf jeden Fall weit oben), nur als Horror-Geschichte, als Unterhaltungsgeschichte, als Spannungsgeschichte kackt sie schon ein bisschen ab.
Das Positive überwiegt aber natürlich
Quinn

 

Hallo Eisenmann,

wollte eigentlich nur kurzes Lob da lassen, sehr gut geschriebene Geschichte.

Gruß
odrees

 

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