Was ist neu

Momentaufnahme in Zeitlupe

Mitglied
Beitritt
07.10.2005
Beiträge
6

Momentaufnahme in Zeitlupe

Momentaufnahme in Zeitlupe

Mit einem Fahrrad, Drahtesel, Studentengurke flitzte ich an der Lahn entlang. Die Sonne knallt auf den Asphalt. Der unebene Weg führt mich unter den Schatten der Bäume durch. Grelles Blitzen der Sonne durch die Wipfel, Licht. Immer heller in den Lichtungen. Rauschen des Flusses. Philosophen sprechen über die Unbeständigkeit der Welt. Alles ist im Fluss. Der Fluss glänzt, funkelt, strahlt. Ich sause durch Licht und Schatten. Der Blick fällt auf Geländer, die davor bewahren wollen, in das fließende Wasser zu fallen. Es fließt rauschend. Es reflektiert, blendet, betäubt. Auf den Asphalt, hell, dunkel, eigentlich grau. Auf das Gras und die Erde. Von weitem höre ich schon das Kindergeschrei. Sie toben. Schreie! Fröhlichkeit im Sonnenschein. Ausatmen. Luft. Einatmen. Der Blick schweift, fliegt, schwebt schwerelos. Fällt – langsam. Schnell fahre ich auf zwei Rädern. Sportlich. Ausatmen. Das Geländer auch grau, matt, rau. Das Gras saftig, zum Melken. Die Erde aufgewühlt, manchmal plattgetrampelt. Risse im Weg, große schwarze Furchen, kratergleich nur kleiner. Spaltungen, Verästelungen, Steinchen hervorbringend. Der Blick fährt über alles, das blendende Licht, dann die Bänke. Auf den Bänken sitzen Menschen, alte. Warme Gesichter. Sanft rötlich, weich. Ein Mann, hält ein Buch. Schaut aber in den Himmel – mit geschlossenen Augen. Denkerstirn, sinniert, genießt. Er hört das Schreien der Kinder nicht, er ist dem Asphalt abgewendet, hat die Erde unter seinen Füßen und das Gras um ihn herum kauert. Graues Haar. Falten in der Stirn. Augen zu. Kein Blick. Kein Sehen. Kein Hören. Aber Fühlen und Schmecken. Schmeckt das volle Leben. In seinem Mund, der gespitzt die Wogen des leichten Windes weiß. Er kennt seine Umgebung, ist in ihr. Ist sie. Ist da. Sein Buch in der Hand. Gedichte? Essays? Ein Roman? Geistlich? Er schon. Der Blick dreht. Dreht sich nach ihm, bis der Hals steif wird, Sehnen zerren, Adern dehnen - meine Beine! Die Füße treten in die Pedale. Rasend. Vorbei am Gras, dem Geländer, dem Kinderspielplatz. Das Geschrei und das metallische Klimpern der Fahrradkette tönen im Ohr. Die Augen kneifen. Der Wind peitscht. Die Sonne tönt nach alter Weise. Vorbei. Keine Bank mehr, neu. Nur noch Rauschen, des Flusses.

 

Hey GonzoAlex!

Der Blick fällt auf Geländer, die davor bewahren wollen, in das fließende Wasser zu fallen.

Es wird heftig darüber diskutiert, ob der Mensch einen freien Willen hat und du schreibst, dass das Geländer davor bewahren will, dass Passanten in das Wasser fallen sollen, mach mal ein „sollen“ daraus, dann fließt der Text auch besser.
Risse im Weg, große schwarze Furchen, kratergleich nur kleiner.

Bei Momentaufnahmen muss die Sprache stimmen und genau sein. "Kratergleich nur kleiner" gehört nicht dazu. Und auch sonst in deinen Beschreibungen greifst du Bilder auf, die man schon zig mal gelesen hat, bringst nix Neues rein und scheinst dir auch nicht sicher zu sein wie z.B. mit hell, dunkel, eigentlich grau, was nun?
Augen zu. Kein Blick. Kein Sehen. Kein Hören. Aber Fühlen und Schmecken. Schmeckt das volle Leben. In seinem Mund, der gespitzt die Wogen des leichten Windes weiß.

Das weiß dein Ich-Erzähler alles nicht.

Mir gefällt die Momentaufnahme nicht, weil ich nicht wirklich weiß, worauf du hinaus willst, ich kann diese „Eins-mit-der-Natur-werden“ nicht wirklich nachempfinden, es bleibt für mich bei den leeren Phrasen, die ich schon oft gehört habe, weswegen sie bei mir auch nix wachrufen können.

Übrigens die abgehackten Sätze treiben das Tempo an und verlangsamen es nicht zeitlupenartig. ;) Du hast also genau das Gegenteil von dem bewirkt, was du eigentlich wolltest. Wenn du Zeitlupe willst, dann musst du länger die Bilder „anhalten“.

JoBlack

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom