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Momente am See

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04.01.2007
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Momente am See

An einem Nachmittag machte ich mich kurzentschlossen auf den Weg. Das Wetter war recht angenehm. Ein paar Wolken bedeckten zwar den Himmel, dennoch war es recht warm, vielleicht zwanzig Grad, schätzte ich.

Mit dem Fahrrad steuerte ich einen See an. Dort wollte ich mir eine ruhig gelegene Bank suchen, um Eindrücke zu notieren, wofür ich mir einen Notizblock mitgebracht hatte. Als ich die passende fand, setzte ich mich und fing an aufzuschreiben, was ich sah, hörte und wie ich die Situationen in just diesen Momenten einschätzte. Die Vögel zwitscherten in den Büschen. Das laute Krächzen einer heranfliegenden Krähe übertönte sie jedoch. Rechts hinter mir auf einer Bank saßen zwei Rentner. Sie unterhielten sich, d.h. sie diskutierten über das Weltgeschehen, wobei vorrangig das Schmarotzertum der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger breitgetreten wurde. Lautstark verkündete der linke wie es sich mit denselben verhält, während der rechte versuchte, ab und zu ebenfalls zu Wort zu kommen, was ihm jedoch nicht gelang. Die Diskussion wurde von der “Linkspartei” alleine geführt und duldete offensichtlich keinen Widerspruch.

Ein Radfahrer klingelte. Er hatte anscheinend aus Versehen seine Glocke berührt. Als ich nach hinten sah, war sein Fahrrad schon an die Bank gelehnt, auf die er sich dann setzte. Wie mir schien, hatte ihn die lautstarke Unterhaltung der beiden älteren Herren neugierig gemacht und wollte der Unterhaltung ein wenig beiwohnen. Aus gesichertem Abstand war das kein Problem.

Eine Stockente saß vor mir im See auf einem Stein, der aus dem Wasser ragte. Hinter mir rannten zwei kleine Kinder im Alter von ungefähr vier Jahren, ihre kleinen Fahrräder schiebend, lärmend vorbei.

Die beiden älteren Männer hinter mir auf der Bank ereiferten sich noch mehr, was heißt, eigentlich nur der eine. Das Weltgeschehen war nun ausgeweitet worden. Inzwischen waren sie bei der jungen Generation angekommen, die den Eltern nur auf der Tasche liege. Sie seien zu faul und zu bequem, sich aus dem elterlichen Nest aufzurappeln. Ach, die Jugend, was sei das nur für eine, während sie es doch so schwer hatten; damals ... ja, damals war eben alles anders. Damals als sie jung waren ...

Die Ente, die vor mir im See auf dem Stein saß, hatte sich nun in meine Richtung gedreht und schaute neugierig herüber.

Nun war das Thema der beiden Rentner bei der Politik angelangt. Die sei sowieso an allem schuld und außerdem ...
Die Kriminalität, Sexualdelikte, unsere Obrigkeit - die Polizei ... alle unfähig ... und, und, und.

Die Sonne hatte sich angestrengt. Zwischen den Wolkenlücken hindurch strahlte sie mit zunehmender Kraft. Man merkte sofort, dass sie noch lange nicht am Ende war. In diesen wenigen Minuten, in denen ich auf der Bank saß, meinen Notizblock auf den Knien, die blaue Tasche an der Seite, das Fahrrad vor mich abgestellt, hatte sie mich sofort zum Schwitzen gebracht. Fast schon unangenehm, so dass ich nach meiner Tasche griff, um das Sonnenschutzschild herauszuholen. Nach einigem Herumwühlen merkte ich, dass ich es nicht mitgenommen hatte, und vertiefte mich wieder in meine Schreiberei.

Bei den beiden Rentnern war die Diskussion nun schon in die Endphase gekommen. Der Krieg und das Leiden wurde nun lautstark verteidigt. Wobei noch immer der das Regiment bestimmte, der die lauteste Stimme hatte, so machte es den Anschein. Sein Nachbar - wohl hatte er sich ihn als Zuhörer ausgesucht oder bestimmte es unbewußt - warf zwischenzeitlich immer ein paar Worte ein, wollte auch etwas sagen, aber schon nach zwei, drei Versuchen musste er kapitulieren. Der andere hatte ihn mundtot geredet.

Ich hob meinen Kopf, sah weit nach vorne. Die Wasserfontäne des Sees fiel in mein Blickfeld. Ein Stück weiter nach rechts sah man die Brücke, über die der Straßenverkehr rollte. Er dröhnte bis auf diese Seite des Sees.

Die Stockente hatte nun das Interesse an mir verloren und begab sich mit zwei watschelnden Schritten ins Wasser, ließ sich hineinplumpsen und schwamm auf die Mitte des Sees zu.

Nun kamen drei ältere Frauen direkt auf mich zu, ihren kleinen weißen Pudel im Schlepptau, der anfing, an meinen Beinen herumzuschnüffeln, was mir nicht angenehm war. Ausgerechnet auf die Bank neben mich wollten sie sich setzten. Sie musterten neugierig und mit Stielaugen, was ich hier zu schreiben hätte, worauf ich mein Notizbuch zuklappte.

Sie redeten ziemlichen Quatsch. Man dürfe kein Futter ins Wasser werfen. Entenfüttern sei verboten und man bekäme Strafe, wenn man das mache! Dabei kamen sie sich furchtbar wichtig vor. Sie waren mir unsympathisch, weil sie grell geschminkt waren. Die Fußnägel in knalligem Rot, ebenso die Fingernägel. Eine aufgetürmte blond gefärbte Frisur machte das ganze Outfit auch nicht gerade vorteilhaft. Die Klamotten zeugten ebenso von schlechtem Geschmack. Auf mich machten sie den Eindruck, als wären es sogenannte “leichte Damen” und das in ihrem Alter, ich schätzte sie auf um die siebzig.

Dann nahm ich meinen Block, steckte ihn in die Tasche, stand auf und fuhr weiter. Die beiden alten Männer schienen ihre Unterhaltung jetzt auch beendet zu haben, nahmen ebenso ihre Fahrräder, wobei jeder in eine andere Richtung wegfuhr. Nur der zuschauende ältere Herr blieb sitzen.

 
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Hallo KaLima,

bevor ich mich zum wohlverdienten Mittagsschlag zurückziehe, noch einen kleinen Kommentar:

Leider konnte ich mit deiner Geschichte nicht viel anfangen. Das liegt in erster Linie, daran, dass sie mir viel zu wenig "Geschichte" ist. Im Prinzip erzählst du linear herunter, was denn so an diesem Tag am See geschehen ist. Das kann man als Beschreibung, Bericht oder Schilderung durchgehen lassen, aber als Geschichte?

Als nächstes habe ich die Verarbeitung von Klischees zu bemängeln. Der nörgelnde Rentern ist eben nur ein nörgelnder Renter und kein Bisschen mehr, was er von sich gibt, bekommt deine Leserschaft nur aus deiner Zusammenfassung zu sehen und damit bewertet.

Was die anderen Personen betrifft, die zu soetwas wie einer Handlung beitragen können, so vergibst du zielsicher diese Chance:

Der Mann mit dem Fahrrad wird ignoriert und die "leichten Damen" findest du explizit scheußlich.

Die erzählende Protagonistin bleibt komplett im Dunkeln, außer dass sie 60-jährige "alt" findet und Rad fährt.

Damit hat der abschreckende Titel genau das gehalten, was er versprochen hat.

Sorry für die deutlichen Worte,

liebe Grüße,

AE

 

Hallo KaLima,

die Geschichte ansich finde ich nicht schlecht; Du baust ein Stimmungsbild auf, das wir wohl alle so oder ähnlich einmal erlebt haben. Eine Geschichte muß nicht immer einen Höhepunkt beinhalten, und über die Geschichte in der Geschichte läßt sich bekanntlich auch streiten... ;) Von daher fand ich Deinen Text als Momentaufnahme nicht schlecht.

Gestört hat mich - wie AlterEgo bereits sagte - der Titel. Vielleicht wär "Am See" oder etwas dieser Art besser gewesen. Der Bezug zum Schreiben findet sich zwar in der Geschichte wieder, aber ist mir zu salopp.

Ansonsten aber; schöne Momentaufnahme.

Gruß
stephy

 

Hi KaLima,

und gleich zwei neue Geschichten an einem Tag!!! Schön wieder was von dir zu lesen, na dann mal los:::

An einem Nachmittag machte ich mich kurzentschlossen auf den Weg gemacht.
Entweder:
An einem Nachmittag hatte ich mich kurzentschlossen auf den Weg gemacht.
oder:
An einem Nachmittag machte ich mich kurzentschlossen auf den Weg.
Entscheide dich...

Hinter mir rannten zwei kleine Kinder im Alter von ca. vier Jahren
Schreib doch etwa oder mindestens cirka.
Ich finde solche Abkürzungen in Geschichten immer unpassend, aber Meinungssache.

Dort gibts ehrlich viele Radfahrer...;)

Die beiden älteren Männer hinter mir auf Bank ereiferten sich noch mehr,
...auf der Bank...

und, und, und.
genau, so hab ich meinen Opa auch noch in Erinnerung...:)

Nach einigem Herumwühlen merkte ich, dass ich es nicht mitgenommen hatte, und vertiefte ich mich wieder in meine Schreiberei.
Ich kannst du streichen.

Man dürfe ins Wasser kein Futter werfen. Entenfüttern sei verboten und man bekäme Strafe, wenn man das mache!
Wenn du es in Anführungszeichen schreibst, müsste es heißen:
Man darf kein Futter ins Wasser werfen. Entenfüttern ist verboten und man bekommt eine Strafe, wenn es macht!

ich schätzte sie auf ca. sechzig.
Schon wieder dieses ca.

Naja, sag ich jetzt mal, nicht gut, aber auch nicht schlecht, irgendwo dazwischen. Schönes Bild, wenn ich so daran denke, wie der alte Mann dasitzt, seinen Notizblock in der Hand, der Schwan im Wasser auf dem Stein, die alten Männer dahinter, wobei du eine kleine Story einbauen hättest können.
Den Titel finde ich 1. Unpassend und 2. abschreckend. Wäre die Geschichte von jemand anderem gewesen, hätte ich sie des Titels wegens höchstwahrscheinlich nicht gelesen.
Wer ist der alte Mann? Wie heißt er? Was macht er so? Wie alt ist er? Warum hat er einen Notizblock in der Hand? Warum sitzt er da?
Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Bis auf die Fehler hat mir der kleine Text trotzdem ganz gut gefallen, aber ich weiß wie es ist, wenn man gestört wird, während man irgendwo sitzt, was lesen, denken oder betrachten will. Als Geschichte würde ich es nicht unbedingt werten, aber gut geschrieben ist es wie gesagt.
Außerdem erinnert mich der Stil ein wenig an meine KG, du weißt schon, die, für die du mir die PN geschrieben hast.
Ich finde, hierraus hätte man durchaus was machen können. Hintergründe, ist meiner Meinung nach das Schlagwort.

Fazit: :thumbsup: :thumbsup: von 5

Liebe Grüße,
T2

 
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Danke Euch für's Lesen und kommentieren. Ein paar Ansichten, im Grunde eine Meinung. Stimmt, es ist eine Momentaufnahme, keine besonders ereignisreiche.
Diese Momentaufnahme ist Wirklichkeit, habe ich persönlich erlebt. Der schreibende Mann, wie Du es bezeichnest hast, Torsten, bin ich, eine Frau mit fünfzig Jahren. Die Radfahrer sind sehr viel vertreten, ist auch meine Leidenschaft. Es ist die Beschreibung am Wöhrder See in Nürnberg, dort wohne ich.

Natürlich könnte man ein paar Sachverhalte einflechten, was aber nicht mehr natürlich wirken mag. Ich-Erzählungen sind selten richtig beschrieben, was heißt, die Person beschreibt sich nie ... siehe auch einige andere Geschichten hier in diesem Forum.

Danke Dir, stephy, dass Du es als schöne Momentaufnahme gesehen hast. Dir, auch Torsten, für Deine kleine Zerreißung. Stimmt, cirka wäre ungut, aber schlimm fände ich es nicht mal, es zu lassen. Habe ich echt keine Ahnung, ob man sowas einfügt oder weglässt.

Und jetzt?

Liebe Grüße
KaLima


Ursprünglich hieß der Titel auch: "Wöhrder-See-Momente"

 

KaLima, es war keine Zerreißung!! Ich fand es durchaus schön, dies zu lesen, aber als Geschichte selbst, hat es eben nur zwei von fünf Punkten bekommen.;) :hmm: Ich würde es nicht wagen, soetwas zu zerreißen. Ist wirklich schön gewesen.

 

Sorry, Torsten, da hab ich mich falsch ausgedrückt. Bin froh, dass Du die Fehler herausgefischt hast. Sind mir nicht aufgefallen. Danke, ist voll ok so ... :)

Aus jeder normalen Begebenheit kann man eine Geschichte machen. Aber würde sie dann nicht unwirklich klingen? DAs ist wohl die Kunst ...

 

Hi Kalima,

der Titel, den du gewählt hast, macht die ganze schöne Geschichte zunichte. Die Momentaufnahme, die Schilderung der Impressionen einer Frau, die am See sitzt und die Umwelt betrachtet, kommt gut an. Aber dass du am Schreiben bist, bzw. dass du dich damit beschäftigst, das kann ich nirgends erkennen. Eigentlich bin ich eher befremdet, wenn du das behauptest.
Zitat „Nach einigem Herumwühlen merkte ich, dass ich es nicht mitgenommen hatte, und vertiefte mich wieder in meine Schreiberei.“
Wieso wieder? Wo, in deiner Erzählung hast du geschrieben, dich mit dem Schreiben auseinandergesetzt?
Die Erwähnung im Titel reicht in diesem Fall gerade dazu aus eine Erwartungshaltung beim Leser aufzubauen, dann aber wird er –im Hinblick auf den Titel- enttäuscht. Würdest du sein Augenmerk auf etwas anderes richten…. Topp.
Der ursprüngliche Titel würde es besser treffen.

Etwas ist mir noch aufgefallen, was mir während des Lesens ein kurzes Stirrunzeln verursacht hat. Der Radfahrer hat im Vorbeifahren das Gespräch der Rentner mitgehört?? Und sich dann entschlossen abzusteigen und weiter mitzuhören?? Klingt unrealistisch.

Aber bevor du den Eindruck bekommst, ich wolle die Geschichte schlecht machen, noch mal in Klarschrift: sie gefällt mir, wenn ich sie als Momentaufnahme lesen soll / darf.

Gruss vom querkopp

 

Hi, querkopp,
danke Dir auch fürs Kommentieren. Du hast da etwas sehr Wesentliches herausgefischt, das ich vergessen hatte. Es stimmt. Den Notizblock hatte ich zwar auf den Knien liegen und ja, ich schrieb auch, allerdings steht es nicht in meiner Schilderung. Danke für den Tipp, werde ich oben noch einfügen.

Der ältere Herr, der mit dem Fahrrad angeradelt kam, hatte sich wirklich so verhalten. Weiter vorne führte ein Radweg entlang, auf dem er gemütlich dahinfuhr. Da die beiden Rentner sehr laut diskutierten, eigentlich nur der eine, verstand man auch auf dem Radweg jedes Wort - bei der Lautstärke, klar.

Anscheinend kam dies aber nicht so rüber.

Ich ändere den Titel, das ist sicher besser.

Dankeschön.
KaLima

 

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