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Montagsblumen

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26.01.2005
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Montagsblumen

Es gibt eine Frage, die ich mir immer und immer wieder stelle: Warum sehen die Vögel im Naturführer nie so aus wie die auf meiner Terrasse? Aus dem Grund würde ich auch nie Pilze sammeln. Also nicht, weil ich sie im Buch bei den Vögeln nicht finden würde, aber wenn man schon dem Vogelbuch nicht trauen kann, wie soll es dann erst bei den Pilzen funktionieren?
Vielleicht beobachte ich zu oberflächlich und finde so die Unterschiede nicht oder ich betrachte die Welt zu detailiert uns dann ist der Schnabel auf dem Foto etwas dünner und die Flügelspitze etwas länger und ich erkenne den Vogel wieder nicht.
Ja, ich glaube das Zweite ist es.
Um ehrlich zu sein finde ich Vögel sowieso nicht besonders aufregend. Es ist aber angenehmer am Wochenende beim Frühstück etwas Gesellschaft zu haben. Alleine macht es ja doch keinen rechten Spaß und da wäre es eben hin und wieder ganz nett, den Besuch beim Namen nennen zu können. Aber es ist nichts, was ich wissen müsste, vor allem nicht beruflich. Schließlich bin ich kein Ornithologe, sondern der persönliche Assistent des Chefs eines relativ großen Unternehmens. Das heißt ich kümmere mich um seine Post, buche Flüge und Hotelzimmer oder erledige für ihn Bankgeschäfte. Kurz gesagt: Ich halte ihm den Rücken frei und greife ihm unter die Arme, wo ich nur kann.
Doch auch ich kann das nicht alles alleine bewältigen und deshalb habe auch ich eine Assistentin, die mir hilft, wenn es mal wieder alle Hände voll zu tun gibt. Sie sitzt mir gegenüber an einem großen Schreibtisch und ist so ein guter Mensch, wie man keinen zweiten findet.
Deshalb fahre ich jeden Samstag zum Gärtner, suche einen Blumenstrauß aus und lasse ihn ihr montags ganz frisch ins Büro liefern. Es soll ja auch am Arbeitsplatz angenehm sein.
Wir können uns auch ganz ausgezeichnet unterhalten, wenn es hin und wieder nicht ganz so viel zu tun gibt. Einmal hat sie mich gefragt, ob ich gerne ins Kino ginge. Da habe ich geantwortet, ich wäre schon lange nicht mehr im Kino gewesen. Sie fragte dann weiter, was ich am kommenden Wochenende machen würde und da habe ich ihr erzählt, ich würde Konzertkarten kaufen, da bald bei uns in der Stadt berühmte Sinfonien gespielt würden. Darunter auch meine Lieblingssinfonie. Sie wollte wissen, welche das sei und zu meinem Erstaunen scheinen wir genau den gleichen Musikgeschmack zu haben. Dann unterhielten wir uns noch über ein paar bekannte Künstler und Werke, bis unser Chef von seiner Geschäftsreise wiederkam.
Da ich wusste, dass sie noch vor dem Konzert Geburtstag hat, habe ich ihr dann am Wochenende eine Karte für die erste Reihe gekauft, wo ihr das Stück doch auch so gefällt. Mir reichte die fünfte Reihe. Sie hat sich sehr über das Geschenk gefreut und an dem besagten Abend ist sie tatsächlich gekommen. In der Pause habe ich sie dann gesucht und sie auf ein Glas Champagner eingeladen. Sie war ganz überrascht mich zu sehen, dabei hatte ich doch gesagt ich würde mir Karten kaufen!
Jedenfalls war es ein ganz ausgezeichneter Abend und wir haben uns noch mehrfach über das tolle Konzert unterhalten.
Wie gesagt, sie ist ein ganz wunderbarer Mensch. Vielleicht sollte ich sie auch mal ins Kino einladen.

Aber darüber kann ich mir auch später Gedanken machen, jetzt habe ich erst einmal eine Verabredung am Frühstückstisch. Ich habe mich auch extra auf den Besuch vorbereitet und mir ein neues Buch gekauft. Vielleicht erkenne ich ja damit die Vögel auf meiner Terrasse. Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn es mir nicht gelingen würde. Wie gesagt, ich muss das ja nicht wissen. Wie schön die Sonne heute doch scheint!

 
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Ich hoffe ich bin bei "seltsam" richtig, denn die Geschichte gehört wohl zum Teil in mehrere Rubriken, aber in keine so richtig, ist doch seltsam. Und die seltsame Person ist ja wohl der Hauptaspekt. ;)

 

Moin Zentralkraftfeld (auf Spitznamen kommen die Leute tststs)

Ich hab deinen kruzen Text gelesen und jetzt schweben mir ein Haufen Fragezeichen um den Kopf. So in etwa: :confused:
Was will mir der Autor mittels dieses Textes sagen? Ich weiß es nicht!
Der Text ist vom Stil her nicht schlecht aber auch nicht wirklich gut. In der Welt der unendlichen Abstufungen zwischen weiß und schwarz liegt er irgendwo zwischen aschgrau und betonfarbend.

Ich kann dir aber deine nicht gestellte Frage beantworten: Alltag wäre wohl das richtige Forum. Dein Protagonist ist eigentlich nicht seltsam sondern im besten Falle etwas weltfremd und exzentrisch. Solche Leute kenne ich. Gibts an der Uni zuhauf :D


Konstruktiveres kann ich dir momentan nicht bieten, da ich keine Vorstellung davon habe, worauf du hinaus willst.

lg
Hagen

 
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Hallo Z.,

zuerst muss ich ein Lob für den Titel aussprechen: Montagsblumen finde ich interessant. Eine Zusammensetzung aus zwei Substantiven, die bei mir im Kopf nicht verbunden sind. Das ruft Neugier hervor.

Aber ansonsten mir ging es zunächst wie Hagen: Ich hab den Zusammenhang vermisst. Aber die Erzählstimme finde ich im Ansatz ganz interessant:

a) Der Ich-Erzähler vergleicht Realvögel mit Buchvögeln. Er beobachtet dabei genau, zweifelt aber an seinen Beobachtungen: "Vielleicht beobachte ich zu oberflächlich". Er scheint unsicher zu sein. ("Ja, ich glaube das Zweite ist es.")

b) Mit seiner inneren Unsicherheit könnte seine Schüchternheit zusamenhängen. (Es ist die Frau, die den Kinobesuch anregt.)

c) Der Mann erscheint mir auch etwas altmodisch und konservativ. Beipiele: Mit einer Frau ins Kino gehen, die Sache mit der Lieblingssymphonie ("da bald bei uns in der Stadt berühmte Sinfonien gespielt würden"), die abonnierten Blumen. Und sein Wortschatz ("ganz ausgezeichnet" statt "supergut", "Sie ... ist so ein guter Mensch, wie man keinen zweiten findet")

d) Er scheint einen Hang zur Pedanterie, zum Überdeutlich-Sein zu haben. Das legt m.E. der erste Absatz nahe: Die Analogie zwischen Vögeln und Pilzen hätte ich auch kapiert, wenn er abgebrochen hätte nach den Sätzen:
Warum sehen die Vögel im Naturführer nie so aus wie die auf meiner Terrasse? Aus dem Grund würde ich auch nie Pilze sammeln.

Der Schluss der Geschichte kommt abrupt: Jetzt klingelt es an der Tür, das muss der Postbote sein. Ich weiß nicht, das klingt so naiv ... wie im Märchen. Vielleicht ist naiv auch nicht das richtige Wort. Mir gefällt der Schluss irgendwie nicht.

Insgesamt lässt der Text dem Leser sehr viel Interpretationsfreiheit. Und das erzeugt bei vielen Lesern ein unangenehmes Gefühl. Vielleicht ein Gefühl der Unsicherheit? Man weiß nicht, was man davon halten soll. Man hat sich wie ein Kind einer Stimme anvertraut - der Stimme des Erzählers. Aber die Stimme sagt letztendlich nur: Ich weiß auch nicht recht, wo es lang gehen soll.

Meine Empfehlung wäre: Den Text zuspitzen. Eine Möglichkeit aussuchen, und die im Text deutlicher herausschälen.

Noch ein Detail:
"Ich halte ihm den Rücken frei und greife ihm unter die Arme, wo ich nur kann.
... deshalb habe auch ich eine Assistentin, die mir zur Hand gehen kann, wenn es mal wieder richtig brennt."
Hier purzeln die Bildern nur so durcheinander. Ist das Absicht? Der Rücken, die Arme, die Hand - das passt ja noch irgendwie zusammen. Aber dann das Brennen?

Grüße,
Stefan

 

Hallo ihr Beiden,

erst einmal vielen Dank für eure Gedanken, der selbigen habe ich mir daraufhin auch gemacht.
Zu deinem Vorschlag Stefan, ich glaube nicht, dass sich diese Person nach so kurzer Zeit für einen klaren Weg entscheidet. Aber mein Schluss war tatsächlich mangelhaft
und so konnte ich wohl nicht ausdrücken, was seine Lösung ist.
Deshalb folgende Änderungen:

- Den letzten Absatz habe ich komplett neu geschrieben. Ich hoffe so ist es klarer.
- Den von Stefan zitierte Teil habe ich geändert, das brennen passte wirklich nicht da
rein.

Vielen Dank
Zentralkraftfeld

Außerdem

 

@leixoletti

Insgesamt lässt der Text dem Leser sehr viel Interpretationsfreiheit. Und das erzeugt bei vielen Lesern ein unangenehmes Gefühl. Vielleicht ein Gefühl der Unsicherheit? Man weiß nicht, was man davon halten soll. Man hat sich wie ein Kind einer Stimme anvertraut - der Stimme des Erzählers. Aber die Stimme sagt letztendlich nur: Ich weiß auch nicht recht, wo es lang gehen soll.
Man, du sprichst mir aus der Seele :thumbsup: Wundervolles Bild. Du solltest Geschichten schreiben :D

@Zkf
Leixoletti hat mit seiner Einschätzung den Nagel auf den Kopf getroffen. Du hast aber immernoch nicht gesagt, ob seine Charakterisierung zutreffend ist.
Wie dem auch sei. Dank dieses Interpretationansatzes kann ich jetzt selber ein Entscheidung treffen, und muss dir leider sagen, dass mir der Text nicht zusagt. :( Das liegt gar nicht mal an der Umsetzung. Die will ich nicht kritisieren. Ist viel eher die Lautstärke, die du anschlägst. Sie ist für meinen Geschmack zu leise, wenn auch der Thematik des Textes angepasst. Somit hast du mit mir lediglich die Zielgruppe verfehlt. Aber es gibt hier andere, die sich für solch ruhige Texte erwärmen können :)

Übrigens ist der Abschluss jetzt wesentlich besser und runder, da er einen (für die Verhältnisse des Prots) frechen Umschwung mit sich bringt.


lg
Hagen

 

(herzlich lache ...)

Hallo,

verzeiht es mir, daß ich Euch mit "Kontrabass" widerspreche! ;-)
Finde es fabelhaft und klar, vielsagend und passend - genau in Abteilung "Seltsam"-keiten.
Klettere mal wieder auf andere Bäume, durchwühle Stufen und die Zwischengeschosse verstecken in sich. ;-) Ich mag sie. Lässt sich gut wühlen im Gespensterhaus (ni(x)cht Geisterhaus).

Gespannt dem weiteren Orchester lausche.

Zappel, krabbel (ni(x)chts krappel), grins ...
Stubbel

 

Hi,

die Geschichte fand ich sehr gut und das Tolle ist, ich kann nicht einmal sagen warum - solche sind mir die liebsten. Der Titel ist jedenfalls verdammt gut gewählt.

Strubbel zwischen den Ohren tätschelnd und ihm einen Leckerli zuwerfend,
lilovl

 

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