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Mutter, Tochter, Kind

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01.05.2008
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Mutter, Tochter, Kind

Sarah lag in der Badewanne und grübelte über ihre Hausarbeit zum Thema Traumsymbole im Werk Kafkas nach, als die Großmutter ohne anzuklopfen ins Bad kam. Es schwamm nicht viel Schaum auf dem Badewasser in der Wanne.
„Dass ihr jungen Leute euch überall rasieren müsst! Früher hatten wir noch so was wie Schambehaarung.“
„Oma, bitte! Ich liege in der Wanne!“
„Du musst dich gar nicht genieren. Ich hab dich nackt gesehen, ich habe deine Mutter nackt gesehen, ich habe deine Tante nackt gesehen; ich hab sie alle nackt gesehen! Du hast nichts, was die anderen nicht auch hätten. Denkst wohl, du bist was Besonderes. Flausen, hat dir deine Mutter in den Kopf gesetzt. Die dachte auch immer, sie ist was Besseres. Und wohin hat es sie gebracht? Ins Grab, vor ihrer Zeit.“
Danach:
„Wenn du fertig bis mit baden, lass das Wasser in der Wanne, dann kann ich noch rein, so kann man Wasser sparen. Hier lernst du noch was!“
Sie griff sich ans Herz, atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Dann begann sie, sich auszuziehen. Sie schälte sich aus dem geblümten Kittel und legte ihn auf die Waschmaschine, die im kleinen Bad in einer Ecke stand, am Kopfende der Badewanne. Sarah drehte das Gesicht zur Wand. Sie dachte an ihre Mutter und vermisste sie sehr. Neben ihrem Ohr raschelte es. Die Großmutter hatte sich bis auf die fleischfarbene Unterwäsche ausgezogen und stand nun im Mieder und Unterhose vor dem Spiegel und begutachtete ihre Bartstoppeln über der Oberlippe.
„Na ja, niemand ist perfekt“, murmelte die alte Frau. „Beeil dich mit Baden, sonst wird das Wasser kalt.“
Kriegsgeneration, dachte Sarah. Immer am Sparen. Es war an der Zeit, dass die Großmutter in der Gegenwart ankam. Im Krieg hatte sie Steine geschleppt, aber Sarah hatte kein Mitleid. Vielleicht war das falsch, sie schämte sich dafür. Schließlich war der Großvater früh gestorben und die Großmutter hatte sich mit zwei Kindern allein durchschlagen müssen. Hatte hart gearbeitet und keiner hat’s ihr gedankt. Diese Geschichten hatte sich Sarah tausendmal anhören müssen, sie konnte sie nicht mehr hören. Dennoch: Es war die Mutter von Sarahs Mama und hatte etwas Respekt verdient, dachte Sarah schuldbewusst. Es war schwer, jemanden zu respektieren, der einen hasste.
Sie hörte die Großmutter sch oft sagen, „das Leben deiner Mutter hast du auch versaut, die uneheliches Balg! Solche Chancen hat sie gehabt, aber dann hatte sie dich an der Backe!“
Kein überschwänglicher Liebesbeweis. Aber Sarah konnte es nicht ändern, konnte nicht ändern, dass sie am Leben und ihre Mutter tot war, obwohl sie es sich manchmal umgekehrt wünschte.

Sarah hatte Heimweh. Aber es gab keinen Rückweg. Sie stieg fröstelnd aus der Wanne und musste sich um ihre halbnackte Großmutter herumquetschen, um an ihr Handtuch zu kommen. Es war nicht wirklich ihr Handtuch; es gehörte der alten Frau. Sarah hatte nichts von ihrer Mutter behalten dürfen, sie hatte wegen Überschuldung das Erbe nicht annehmen können. So hatte sie nur ein paar alte Fotos und den Ring, den ihre Mutter am Finger trug, als sie starb. Diesen Ring steckte auf dem Mittelfinger von Sarahs rechter Hand; sie nahm ihn nie ab.
Sie dachte häufig an all die Gegenstände, die Teil ihrer Kindheit gewesen und die nun unwiederbringlich verloren waren. Es hatte ein angeschlagenes Weinglas mit eingravierten Weinreben als Verzierung gegeben, das die Mutter gern benutzt hatte oder den kleinen Löffel, mit dem Sarah selbständig essen gelernt hatte. Es hatte Bücher gegeben und Schmuck und ein altes Glashuhn mit Deckel, in dem die Mutter Gummibänder für die Küche aufbewahrte und Schallplatten und Teekannen und ein Modell eines niederländischen Plattbodenschiffs, wie sie in Holland die Kanäle rauf und runter fahren und mit dem Sarah heimlich gespielt hatte.
Alles weg. Verkauft oder weggeschmissen von den neuen Besitzern.
Sarah drehte den Ring an ihrem Finger. All diese Dinge transportierten Erinnerungen, dachte sie trotzig. Eine Erinnerung wurde umso handfester, wenn man das Taschentuch mit dem Parfum und dem Geruch der Mutter daran an die Nase hielt und die Augen zumachte und sich vorstellte, die Mutter sei gar nicht tot, nein, sie sei sogar höchst lebendig und käme jeden Augenblick um die Ecke, um einen zum Essen zu rufen. Es war alles so präsent; Sarah wusste noch genau, wie ihre Mutter roch, wie sich die Haut ihrer Wange anfühlte, wenn man mit dem Handrücken darüber streichelte, wie die Augen der Mutter glänzten, wenn sie ihre kleine Katze auf dem Schoß hatte und sie kraulte. Das konnte nicht einfach weg sein, nein, das ging nicht; aber wo war es? Waren Gedanken Materie? Wo?
Es war nicht schön, an Krebs zu sterben. Die Mutter hatte Tumore auch in den Knochen und wurde von Tag zu Tag kleiner, bis sie, kurz vor ihrem Tod, kaum mehr vorhanden war, ihre Handgelenke dünn wie die eines Kindes und die Augen so tief in ihren Höhlen, dass man Angst hatte, sie würden ganz in den Kopf zurückgleiten. Ob Schauspiel oder nicht, es lag immer ein Lächeln auf ihren Lippen. Einmal hatte sie zu Sarah gesagt, dass der Großvater die Mutter schon oft besucht hatte und nun auf sie wartete, um sie abzuholen, und die Mutter strahlte dabei, sie freute sich auf den Tod, nur das Sterben, darauf hätte sie gern verzichten können, und Sarah verstand sie.
Und dann war sie gestorben, allein, im Krankenhaus, angeschlossen an Maschinen, Sarah war nicht bei ihr gewesen.
Die Beerdigung war eine Seebestattung, an der nur Sarah und ihre Tante teilnahmen. Die Großmutter kam nicht, weil sie Angst hatte, seekrank zu werden. Die Tante war eine dicke, freundliche Frau, die sehr aufrecht ging und den mitgebrachten Blumenstrauß eng an die Brust drückte, sie wollte keinem etwas Böses und sie weinte so viel, dass sie Sarah in ihrer Andacht störte; sie konnte nicht friedlich Abschied nehmen. Als die Urne im Meer versenkt wurde, heulte die Tante noch lauter, und Sarah ging entnervt vom Deck ins Innere des Schiffes, ohne ihre Blumen ins Wasser zu werfen.
Nach der Bestattung gingen Sarah und die Tante in ein Café und aßen ein Stück Kuchen, das hieß, die Tante schaufelte zwei Sahnestücke in sich hinein und Sarah schob ihre Torte mit der Gabel auf dem Teller von links nach rechts. Sie sprachen nicht viel. Nur eins sagte die Tante zu Sarah: „Pass auf dich auf, wenn du bei deiner Großmutter wohnst, sie kann einen zum Wahnsinn treiben. Deine Mutter ist sogar mit einem Messer auf sie losgegangen. Aber das ist lange her.“
Dann kam Sarah heim, in ihr neues Zuhause. Die Großmutter begrüßte sie mit den Worten:
„Kein Wunder, dass deine Mutter eine Seebestattung wollte, sie wusste, dass ich seekrank werden würde und nicht mitkommen könnte. Sie wollte mich immer ausschließen aus ihrem Leben.“
Sarah wollte nach dem Messer fragen und ließ es doch. Sie ging auf die Toilette und weinte still und leise eine Stunde vor sich hin.

Sarah trocknete sich ab. Im Bad führte die Großmutter Selbstgespräche. Sie murmelte etwas und schimpfte mit sich. Sarah hörte sie nicht singen. Überhaupt war es die meiste Zeit still, totenstill in der Wohnung. Keine Musik. Kein Lachen. Zu den Mahlzeiten nur das Geräusch vom Kauen der beiden Frauen beim Frühstück, Mittagessen, Abendbrot. Kauen, Schlucken, schweres Atmen. Dann und wann das Kratzen eines Messers auf dem Teller. Kurze, gegrunzte Worte.
Abends gab es Brot. Schwarzbrot dünn mit Margarine bestrichen, darauf Wurst, Tomaten oder Apfelscheiben. Granny Smith, die sauren grünen Äpfel, kaufte die Großmutter pfundweise. Sarah mochte keine Äpfel, schon gar keine sauren. Sie aß sie trotzdem, weil sie es nicht anders gelernt hatte.
Sie mochte das Geräusch vom Kauen in dieser seelenleeren Wohnung nicht, es machte sie krank, am liebsten hätte sie sich bei jeder Mahlzeit Stöpsel in die Ohren gesteckt, aber das traute sie sich nicht. Sie hätte auch am liebsten auf dem Sofa geschlafen, aber das sollte geschont werden, nicht durch exzessives Liegen und unverschämtes Hin- und Herwälzen geschädigt werden.
Also musste sie mit im Bett schlafen, wo das Schnarchen der alten Frau sie verrückt machte. Es war ein riesiges altes Bett mit üppig geschnitztem Holzrahmen und durchgelegener Federkernmatratze – ein Märchenbett, dachte Sarah. Ein Bett, in dem Dornröschen darauf wartete, vom Prinzen wach geküsst zu werden. Oder doch ein Bauernbett, in dem Bauer und Bäuerin eng aneinandergeschmiegt schliefen und auch miteinander schliefen, indem der Bauer von hinten, in Löffelchenstellung mit der Bäuerin kopulierte, weil das wärmte und es noch keine Zeit zum Aufstehen war?
Sarah wünschte sich, allein zu sein – allein zu baden, allein zu schlafen, allein zu essen ... sich auszustrecken im Bett und nicht mit den Händen an den Leib der alten Frau zu stoßen, die immer nach
ungewaschenen Haaren roch … der Geruch sprang sie an wie ein Tier, wie ein Parasit, der ihre Haut berührte und sich sofort auf ihrem Körper ausbreitete; sie würde den Geruch nie wieder loswerden …

Sarah hörte, wie ihre Großmutter noch Wasser in die Wanne laufen ließ, als es an der Wohnungstür Sturm klingelte. Sarah öffnete die Tür, vor der ein Feuerwehrmann stand, mit Pressluftflasche auf dem Rücken und einer Axt in der Hand.
„Ziehen Sie sich an, wir müssen vorsichtshalber das Haus evakuieren, es gibt einen Schwelbrand im Keller. Sind Sie allein in der Wohnung?“
Sarah zögerte. Dies war die Chance, auf die Sarah aber nicht gewartete hatte; sie war einfach da, plötzlich. Sarahs Unterbewusstsein erteilte ihrer Zunge den Befehl, zu sagen „ja.“
Und sie zog sich schnell ihre Jeans, ein T-Shirt und ein paar Turnschuhe an, steckte ihr Portemonnaie ein und schloss die Tür von außen zweimal ab.
Das Treppenhaus war voll Rauch und Menschen, die sich durch diesen Rauch kämpften. Nachbarn, die nach unten drängten. Sarah bekam Kopfschmerzen, der Qualm biss ihr in die Augen und füllte ihre Lunge, sie musste husten. Sie hustete und atmete und musste umso mehr husten. Ganz schön viel Rauch für einen kleinen Schwelbrand, dachte Sarah. Die Treppen schienen unendlich viele Stufen zu haben, sie stolperte über ihre eigenen Füße. Bald sah sie nur noch den Hinterkopf der Frau vor ihr; wer das war, wusste sie nicht und es interessierte sie auch nicht. Sie fragte sich, was ihre Großmutter jetzt wohl machte. Ob sie immer noch in der Wanne saß? In der Wohnung selbst hatte es ja nicht nach Rauch gerochen, bis vorhin zumindest nicht, vielleicht würde sie gar nichts mitbekommen. Und wenn das Haus abbrannte? Sarah konnte sich immer noch damit herausreden, dass sie unter Schock gestanden hatte; zum einen wegen des Feuers und zum anderen wegen des erst kürzlich eingetretenen Todes ihrer Mutter. Käme sie damit durch? Aber das Haus würde nicht abbrennen, glaubte Sarah. Unkraut vergeht nicht und Menschen wie die Großmutter erst recht nicht, die haben immer das Glück auf ihrer Seite.
Endlich an der frischen Luft. Sarah atmete tief durch und pumpte ihre Bronchien voll Sauerstoff, das tat gut. Immer noch kamen ihr Feuerwehrleute entgegen, die Äxte und Wasserschläuche schleppten. Sarah sah sich um. Der Mann am Feuerwehrauto schien der Einsatzleiter zu sein. Er gestikulierte wild mit den Armen und schickte seine Männer hierhin und dorthin. Sie ging zu ihm und fragte ihn bei einer Gelegenheit, in der er gerade nicht irgendjemandem etwas zuschrie, ängstlich:
„Das Haus wird doch nicht abbrennen, oder?“
„Keine Sorge, junge Frau, wir haben alles im Griff, es ist kein großer Brand.“
Sarah war erleichtert.
Sie stellte sich zu den anderen Hausbewohnern, die neugierig-entsetzt dem Treiben zusahen und hofften, ihr Hab und Gut käme unbeschadet davon.
Eine Frau weinte um ihre Katzen, die sie hatte oben lassen müssen. Ein anderer Nachbar machte sich Sorgen um seine Briefmarkensammlung. Sarah machte sich Sorgen um niemanden.
Plötzlich sah Sarah ihre Großmutter. Sie stand im weißen Nachthemd auf dem Balkon, wedelte mit den Armen und sah aus wie ein Gespenst. Mit ihrer heiseren Stimme schrie sie nach Hilfe. Dann entdeckte die Feuerwehr die Frau in Weiß.
„Da ist noch jemand! Ich dachte, das Haus sei leer!“ , rief einer der Männer.
Sarahs Gesicht brannte. Sie wusste nicht, was sie gehofft hatte. Die Rettungskräfte legten sich ins Zeug. Mit der ausfahrbaren Leiter schwenkten sie zu Balkon und Großmutter, bald war die alte Frau in Sicherheit auf der Leiter und ganz schnell dann unten. Etwas wackelig stieg sie aus dem Rettungskorb und wurde von Sanitätern mit Wärmedecken in Empfang genommen. Sie stützten die alte Frau, aber die stolperte auf nackten Füßen zu Sarah und gab ihr eine knallende Ohrfeige.
„Du hast wohl gehofft, ich verrecke!“, kreischte sie. „Das haben schon ganz andere versucht, einschließlich deiner Mutter, aber ich lebe, ich überlebe euch alle, da kannst du Gift drauf nehmen!“
Für einen Moment war es still; man sah nur die blaue Signallampe des Feuerwehrwagens stoisch ihr Licht an die Wände der umstehenden Häuser werfen, das Licht drehte und drehte sich und ließ sich nicht beirren. Alle starrten sie an, Sarah und ihre Großmutter, und merkten, dass hier etwas vor sich ging, ein Kampf, der schon längst hätte ausgetragen werden sollen, ein Kampf gegen gemeinsam genutztes Badewasser und saure Äpfel, ein Kampf um das Andenken der eigenen Mutter, die aus dem Bauch dieser Frau gekommen war, die Sarah so sehr hasste.
Dann sackte die Großmutter plötzlich zusammen. Die Notärzte kamen herbei geeilt und hievten sie auf einer Trage in den Krankenwagen. Es stand wohl schlecht um die Großmutter, denn Sarah hörte den Arzt herumschreien und die Sanitäter fluchen. Es klang nach Wiederbelebungsversuchen. Dann Stille aus dem Notarztwagen. Sarah ging hinüber, konnte aber nur noch beobachten, wie der Arzt das Laken der Toten übers Gesicht zog. Hatte Sarah das gewollt? Sie überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass, ja, dass sie es so gewollt hatte. Jetzt hatte sie ihre Ruhe und konnte allein baden, allein schlafen und allein essen. Das war viel wert.

Auf der Beerdigung war Sarah mit ihrer Tante wieder allein. Diesmal konnte man nicht seekrank werden und es kam trotzdem keiner. Nicht mal die Nachbarin von gegenüber, die der Großmutter noch Geld schuldete. Die Tante weinte wieder vor sich hin und diesmal warf Sarah ihre Blumen ins Grab. Der Pastor sagte den Psalm 23, und als Sarah hörte „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“, musste sie an ihre Mutter denken. Bei der Seebestattung hatte es kein Gebet gegeben. Dann ist dieses Gebet für die Mutter, dachte Sarah.
„Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischem Wasser. Er erquicket meine Seele.“ Und Sarah stellte sich vor, wie ein weißes Einhorn auf einer Wiese stand und leise sagte, es geht mir gut, ich warte auf dich.
Nach der Beisetzung gingen Sarah und die Tante in dasselbe Café und Sarah aß mit Appetit ein großes Stück Buttercremetorte, ohne auf ihre Figur zu achten. Die Tante tat es ihr nach. Dann machten sie sich auf den Heimweg zur Wohnung der Tante und Sarah freute sich darauf, ihre neuen Koffer auszupacken. Diesmal hatte sie ein eigenes Bett.

 

Hallo,

wenn ich mir meinen Text so ansehe, kann man den gesamten ersten Teil drastisch kürzen. Vielleicht sollte ich das tun. Vielen dank auf jesen Fall für die konstruktive Kritik!

Lg,
catlucy

 

Liebe Rueganerin,

ich habe mal alles weggekürzt, was irgendwie zu kitschig rüberkam, ich glaube, der Text ist jetzt besser. Danke nochmal!

Lg,
catlucy

 

Hey Kitty!

Ich finde die Geschichte gut, sowohl inhaltlich als auch stilistisch.
Ich steh eh auf deine Geschichten, muss noch dieses Wahrheit oder Pflicht ding lesen, werde ich auch noch machen. ;)

Ich finde im Gegensatz zu rüganerin nicht, dass die Oma überzeichnet ist, ich finde sie genau so gut wie sie ist. Das sind deutliche Charaktere, ich kann sie mir alle gut vorstellen, Sarah, obwohl sie die Hauptfigur ist, bleibt sie für mich doch irgendwie durchsichtig. Klar, ist die Oma nicht nett, aber ich würde schon gern wissen, was Sarah wirklich dazu getrieben hat so zu handeln.
Mach sie für mich ein bisschen nachvollziehbarer - der Hass auf die Oma muss mehr geschürt werden, damit du nicht so etwas wie "infam" als Kritik bekommst.

Einige Stellen könnte man definitv kürzen, andere wiederum dehnen und das Tempo etwas verringern, um es für den Leser intensiver zu machen. Besonders das Ende ist zu flott erzählt.
Ich würde auch gerne wissen, wie alt Sarah ist. Ich schätze sie auf 15 oder 16. Obwohl das Einhorn-Motiv lässt sie schon wie eine Zehnjährige wirken, aber da hätte sie keine Schamhaare, deshalb ist sie vielleicht 14. Im Titel ist außerdem von einem "Kind" die Rede. Sarah ist eindeutig noch ein Kind, auch wenn ein paar Gedankengänge nicht wirklich passen.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte sehr gut, besonders die Szenen mit der Großmutter sind dir gut gelungen. Die Mutter bzw. Sarahs Beziehung zu ihrer Mutter könntest du noch näher beschreiben. Dann Sarahs selbst dem Leser näher bringen, einige Stellen kürzen (wenn ich Zeit habe, werde ich darauf zurückkommen und dir einige Beispiele nennen).

Und lass dich bloß nicht durch wirre Kommentare verunsichern! ;)

JoBlack

 
Zuletzt bearbeitet:

Es ist infam, derartiges zu schreiben.

Ich habe von dir ein paar Kommentare bekommen, die ich ganz annehmbar fand, sonst hätte ich das gar nicht erst angeklickt.
Möchte dich bitten, diese Kommentare zu löschen.


Hallo Are-Efen,

mit dieser Einstellung musst du prinzipiell die Mitgliedschaft hier in Frage stellen. Wir sind doch nicht im Kindergarten, wo man einem anderen etwas wieder wegnimmt, nur weil einem in einem Augenblick nicht gefällt, was der andere gerade tut oder sagt.

Zudem machst du einen unerklärlichen Fehler: Du verwechselst die Rolle der Protagonistin mit dem Autor und disqualifizierst dich damit selber.

Dann outest du dich als Kritiker, der nur andere kritisiert, wenn dir die Kritik von ihm über deine Geschichte zusagt.

Zu guter Letzt wird sich wahrscheinlich jeder Kritiker, der diese Reaktion von dir gelesen hat, davor hüten, dir noch eine Kritik zu schreiben.

Ganz einfach gesagt: Das sind Eigenschaften, die ich mir von einem fairen Mitglied nicht wünsche.

bernadette

 

Guten Tag, catlucy,

mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Natürlich ist es gemein von Sarah, die Großmutter verbrennen lassen zu wollen. Aber Du hast die Geschichte ja nicht aus der Sicht der Großmutter erzählt (Du könntest Are-Efen fragen, ob sie nicht ein Copywrite schreiben möchte, in dem sie Deine infame Geschichte rechtstellt :))
Die Motive der Heldin waren für mich absolut nachvollziehbar. Die Großmutter beschmutzt das Andenken an die Mutter, stört die Heldin in ihrer Trauer und der Ruhe, die sie dafür bräuchte und beengt die Teenagerwelt, die Raum zum Ausdehnen nötig hat.
Durch ihr taktloses Eindringen besudelt sie andauernd die Heiligen Hallen der Heldin, stutzt ihr die Flügel und hält sie am Boden fest.
Bei der Badezimmerszene habe ich mich gegruselt. Es ist ja völlig ok, seine Großmutter zum Thema Schamhaare zu befragen, wenn man ein gutes Verhältnis zu ihr hat und irgendwas wissen will. Aber von einer solchen Großmutter zu diesem Thema auf diese Weise angesprochen zu werden ... brr. Da sagt die Großmutter tatsächlich: Du bist ein Niemand, der denkt, er sei jemand; so war deine Mutter auch, davon hat sie Krebs gekriegt, du kriegst auch noch Krebs davon, selber schuld.
Dann dieser Begrüßungsspruch nach der Beerdigung: Bosheit, Ignoranz und Selbstsucht. Und Sarah kann nirgendwohin flüchten. So ist ihre Tat logisch: Als Befreiungsschlag in einer Rücken-zur-Wand-Situation.

Als Außenstehender könnte ich sagen: Die alte Frau ist verhärtet vom Leben, jedoch im Grunde sicher kein schlechter Mensch; wie empfindlich Teenager sein können, weiß sie vielleicht nicht mehr, sie hat eine schrullige Art, ihre Gefühle zu zeigen, die Welt wird nicht besser, wenn man die Bösen umbringt etc. Aber was soll ich als Außenstehender in einer guten Geschichte? Da wär ich ja schön blöd.
Man könnte sich noch wundern, daß anscheinend niemand nachgefragt hat, als klarwurde, daß Sarah die Großmutter in der Wohnung eingeschlossen hatte. Andererseits: Woher weiß ich das? Vielleicht wird es einfach nicht erzählt.
Oder es darf eben nicht sein, weil die Geschichte auch dadurch etwas Märchenhaftes bekommt: Die alte Hexe ist tot und in der Hölle, die Prinzessin darf ihr Leben haben, das Einhorn wartet im Himmel auf sie. Das ist ein rundum gelungenes Happy End, ohne Schuldgefühle, Nachspiel, Komplikationen oder Jugendpsychologie, wie man es sich heimlich wünscht nach all dem Schlimmen. (Übrigens finde ich nicht, daß man Einhörnern ein Geschlecht zuordnen kann. Sie symbolisieren Reinheit und Schönheit, wer will da mit Geschlechtskram ankommen?)

Was ich außerdem klasse finde: Deine Rechtschreibung. Es ist so schön, einen Text zu lesen, ohne dauernd über Fehler zu stolpern; eine Erquickung für mein Lesergemüt.

Liebe Grüße!
Makita.

 

Hi catlucy,

also mir hat die Geschichte ganz gut gefallen. Die Szene im Bad fand ich sehr bedrückend und belastend. Ich konnte mich gut in Sarah einfühlen und nachvollziehen, wie sehr sie sich nach Ruhe und Frieden sehnt und die Großmutter richtiggehend hasst.

Sarahs Reaktion beim anschließenden Brand kam für mich als Leserin unerwartet (ich war in der ersten Sekunde fast schon schockiert!), sie ist aus Sarahs Sicht aber durchaus nachvollziehbar. Die Demütigung war so groß, dass Sarah sämliche Skrupel über Bord werfen konnte.

Dass die Großmutter den Brand zuerst überlebte und anschließend doch noch starb, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Es kommt leider nicht raus, an was sie letztlich starb. An einem Herzinfarkt vielleicht? An Rauchvergiftung kann ich mir nicht vorstellen, da wäre sie wahrscheinlich vorher nicht noch so munter (und so bitterböse!) gewesen.

LG
Giraffe.

 

Liebe Leute,

da hab ich ja was angerichtet. Ich werde die Diskussion um "infam oder nicht" nicht weiter kommentieren, ich finde es schade, dass sie überhaupt entstanden ist. Natürlich wollte ich niemandes Gefühle verletzen, abdererseits gibt es so etwas wie künsterische- oder auch Meinungsfreiheit. Außerdem finde ich die Geschichte wirklich nicht anstößig, sonst hätte ich sie nicht geschrieben. Nun denn.
@ JoBlack: Schön, dass Dir meine Geschichten gefallen, das baut mich doch auf. Ich werde Deine Änderungswünsche berücksichtigen, ich halte sie für sinnvoll.
@ alle anderen: Danke, dass Ihr die Geschichte kommentiert habt, ich bin für konstruktive Kritik immer offen und lese alle Kommentare immer wieder gerne, neu- und wissbegierig!

Lg,
catlucy

 

Hallo catlucy,
mich spricht die Geschichte leider nicht an. Es passiert zwar sehr viel, doch bleibt es so holzschnittartig und geht nicht in die Tiefe. Von den Figuren würde ich gerne mehr wissen, die Oma kommt aus der polarisierenden Hexenecke nicht heraus, ihr Charakter bleibt eben böse, aber unlebendig. Sarah agiert zwar drastisch, bleibt dennoch für mich unscharf. Die Stelle, wo Du die Erinnerungen beschreibst, ist warm und lebendig, es entstehen Bezüge zwischen den Menschen, leider verliert es sich danach wieder. Sarahs Leid kann doch nicht wirklich mit einem eigenen Bett abgetan sein, oder?
LG,
Jutta

 

Nicht alle Enkel sind Engel

Die Geschichte gefällt mir. Dies vor allem, weil sie sofort ins Geschehen eintaucht, und weil sie eine überraschende Wendung enthält: niemand würde einer 14-jährigen zutrauen, so eiskalt zu handeln. Aber diese Handlung ist glaubwürdig, die Erklärungen dazu kommen wie nebenbei, sind nicht aufdringlich - na ja, nicht in allen Fällen.

Obwohl sich Enkeln und Großeltern normalerweise besser verstehen als Kinder und Eltern, gibt es natürlich auch die hier dargestellte Konstellationen und Situationen. Überhaupt ist die Geschichte erfrischend gegen das Klischee geschrieben, und es ist nur natürlich, dass sich dann Leute wie Are-Efen auf den Schlips getreten fühlen – sie mögen es offenbar nicht, wenn die Welt nicht so ist, wie sie sie gern hätten, um von der in der Kritik geäußerten Gleichsetzung Autorin/Protagonistin ganz zu schweigen.

Man kann dir zu dieser Geschichte nur gratulieren, catlucy, allerdings gibt es noch einige Stellen, wo du dich verschrieben hast und/oder Sätze etwas holprig klingen, aber ich bin sicher, es werden sich noch Kommentatoren finden, die dir das besser erklären können als ich es je könnte.

Dion

 

Hallo catlucy,

Juttas Vergleich mit einem Holzschnitt finde ich sehr stimmig, auch für mich funktioniert die Geschichte nicht, weil die Figuren skizzenhaft bleiben, allen voran die Großmutter, die ja des Teufels zu sein scheint, doch all das bleibt nebulös im Unbeschriebenen, während die Einblicke in ihre Bösartigkeit, die ich als Leser erhalte, eher gemäßigter Natür sind, klar, reicht für Unsympm, reicht für Missbilligung, doch nicht für _diese_ Dimension von Hass, die Sarah für sie empfindet.
Und auch Sarah bleibt für mich völlig diffus, wie alt ist sie ? Deine Beschreibungen sind da nicht eindeutig, sie rasiert sich, klettert dann aber aus der Wanne wie ein Kind, statt souverän herauszusteigen ? Und warum kann sie nicht alleine wohnen, sondern zieht zur Tante und woher hat sie den Koffer (sie hat aus dem brennenden Haus keinen mitgenommen) ?

Insgesamt finde ich die beiden wesentlichen Charaktere nicht ausreichend stimmig beschrieben, zuindest bei Sarah baust Du ja einen Hintergrund auf, doch der ist mir halt auch zu holzschnittig, zu grob skizziert, besonders deswegen, weil ich keinen glaubwürdigen, nachvollziehbaren Link zur bösen Großmutter finde und auch keinen Hinweis für die Gründe für das doch arg distanzierte Verhältnis zur Mutter

Es hatte ein angeschlagenes Weinglas mit eingravierten Weinreben als Verzierung gegeben, das die Mutter gern benutzt hatte oder den kleinen Löffel, mit dem Sarah selbständig essen gelernt hatte. Es hatte Bücher gegeben und Schmuck und ein altes Glashuhn mit Deckel, in dem die Mutter Gummibänder für die Küche aufbewahrte. Es gab Schallplatten und Teekannen und ein Modell eines niederländischen Plattbodenschiffs, wie sie in Holland die Kanäle rauf und runter fahren und mit dem Sarah heimlich gespielt hatte.
im dritten Anstrich falsches Tempus, wohl, weil Du die dritte Verwendung von "Es hatte ... gegeben" vermeiden wolltest. Eleganter wäre z.B. sowas wie "... Oder auch die Schallplatten und Teekannen und das Modell eines niederländischen Plattbodenschiffs, wie sie in Holland die Kanäle rauf und runter fahren und mit dem Sarah heimlich gespielt hatte.", wobei ich die Auflistung insgesamt zu lang und damit kürzenswert finde.
Eine Erinnerung wurde umso handfester, wenn man das Taschentuch mit dem Parfum und dem Geruch der Mutter daran an die Nase hielt und die Augen zumachte und sich vorstellte, die Mutter sei gar nicht tot, nein, sie sei sogar höchst lebendig und käme jeden Augenblick um die Ecke, um einen zum Essen zu rufen.
warum depersonalisiert hier die Erzählerin ?
Krebs war es gewesen, was die Mutter zerfressen hatte. Die Großmutter war Krebs. Eigentlich ein nettes Sternzeichen, dachte Sarah, eigentlich ein nettes Sternzeichen.
einmal finde ich das Wortspielchen erntbehrlich und den gesamten Einschub generell auch, mindestens aber die gedankliche Wiederholung
ihre Handgelenke mager wie die eines Kindes
das Bild finde ich schräg, entweder magere Arme oder dünne, dürre Handgelenke
Sie hustete und atmete und musste umso mehr husten, sie dachte, sie erstickt.
sie ersticke, sie würde ersticken
„Da ist noch jemand! Ich dachte, das Haus sei leer!“ , rief einer der Männer und wandte sich zu Sarah um.
woher weiss der Feuerwehrmann denn, daß es Sarahs Wohnung ist, wo die Dame aus dem Fenster hängt ?

Wobei ich bei all der kritischen Worte noch anmerken muss, daß ich die Wendung, daß Sarah ihre Großmutter einfach zurück und verbrennen lassen will, wirklich überraschend und deswegen gelungen finde. Wenn das in einen glaubwürdigen Kontext kommt, in dem ich die Motivation verstehe, dann wäre es ein sehr gelungener Plot !

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo Are,
ich möchte mich noch einmal auf ein grundsätzliches Problem der Textkritik beziehen. Eine Geschichte ist natürlich eine Fiktion, vom Schreiber erfunden, immer beeinflusst von eigenen Erfahrungen, Wertungen, und somit im weitesten Sinne auch Selbsterfahrung. Dennoch bleibt sie fiktional und wird nach Form und Inhalt bewertet. Das Formale wird von etlichen Teilnehmern dieses Forums exzellent bearbeitet, das Inhaltliche spiegelt in vielen Facetten die unterschiedlichen Berührungspunkte der Leser, dient somit der Erweiterung eigener Perspektiven. Natürlich darf man eine Geschichte abscheulich, grottig oder sonstwas finden, aber man darf damit keine persönliche Bewertung des Autors verbinden! Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man über ALLES schreiben kann, denn das, worüber man schreibt, gibt es schließlich; es ist real, zumindest in Gedanken.
Deine Kritik weist Widersprüche auf: Du schreibst, das Mädchen habe Ähnlichkeit mit der Großmutter und es werde bestimmt selber mal so, (??), eine Vermutung, mehr nicht. Dann schreibst Du, wer der Großmutter nichts abgewinnen könne, der verschwende seine Sympathie für das Mädchen. Ja, wenn man Deiner Behauptung folgt, vielleicht, sonst kann man die zwei schon getrennt sehen. Jeder macht das so, wie er es empfindet, es gibt keine Gebrauchsanweisung für das Lesen von Geschichten.
So sei die Welt, sagst Du, und keiner könne sie besser machen. So weit, so gut (oder schlecht).
Am Ende forderst Du das Ausblenden aller Gemeinheiten im Falle echter Not. Das ist ein hehrer Appell an die Mitmenschlichkeit, den ich gerne unterschreibe, doch für mich steht das in krassem Widerspruch zu der Feststellung,dass die Welt 'so sei' und daran nichts zu ändern wäre.
Wir leben mit Gewalt, Machtgier, Mißbrauch, aber auch mit Liebe, Fürsorge und Mitmenschlichkeit. In schwindelerregender Schnelligkeit werden wir mit Informationen überhäuft und versuchen, unsere Standpunkte zu finden in einer Welt, in der alles zugleich geschieht. Das Aushalten der Ambivalenz gehört zu den Anforderungen das Alltäglichen. Zu einem kleinen Teil trägt das Schreiben dazu bei, das ist zumindest eine meiner Intentionen. Jeder versucht es auf seine Weise, mit seinen Mitteln. Bis jetzt habe ich noch keine Geschichte hier gelesen, die es rechtfertigt, den Autor persönlich anzugreifen und ihm Respekt abzusprechen. So sollte es bleiben.
LG,
Jutta
P.S. Frau verzeihe mir die überbegrifflich gemeinte, männliche Schreibweise!!!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
hier spricht der infame Autor. Ich bin es leid, mir anhören zu müssen, dass ich ein schlechter Mensch bin, bloß weil ich eine Geschichte geschrieben habe, die jemandem nicht passt. Sorry, aber wir sind hier, um gute Geschichten zu schreiben und uns nicht beleidigen zu lassen. Das vermiest mir das Forum, man hat ja schon Angst vor jedem neuen Kommentar oder davor, eine neue Geschichte einzustellen.
Ich höre mir gern Kritik zu meinen Geschichten an und nehme sie auch sehr ernst, aber ich lasse mich nicht gern persönlich angehen.

MfG,
catlucy

 

Deine Kommentare, Are-Efen, lassen den Schluss zu, dass es dir um etwas sehr Persönliches geht. Du hattest eine bestimmte Erwartungshaltung, ausgelöst durch den Titel der Geschichte. Die ist nicht erfüllt worden. Aber das ist nicht das Problem der Geschichte oder des Autors. Niemand dürfte mehr Horrorgeschichten schreiben, denn damit werden potenziell immer die Gefühle irgendwelcher Menschen verletzt, die die Geschichte eventuell lesen könnten. Soll es deshalb keine Horrorliteratur mehr geben - obwohl es doch viele Fans dieses Genres gibt? Oder Thriller? Oder Krimis? Da wird (nahezu) immer einer umgebracht.

Manche Geschichte mag einen als Leser auf dem falschen Fuß erwischen, mag Gefühle hochspülen, die sich schwer wieder hinunterschlucken lassen, mag einen verletzen. Meist liegen die Gründe in persönlichen Erlebnissen/Erfahrungen. Aber wie gesagt: Das ist nicht das Problem der Geschichte oder des jeweiligen Autors. Natürlich gibt es Grenzen, die aber rein rechtlich sowieso schon bestehen. Diese Grenzen überschreitet die hier vorliegende Geschichte definitiv nicht.

Viele Grüße
Kerstin

 

Liebe Are-Efen,

seit ein paar Tagen beobachte ich die Diskussion zu dieser Geschichte und kann - trotz Deines vorherigen Beitrags, den ich sehr aufmerksam gelesen habe - immer noch nicht verstehen, um was es Dir eigentlich hier geht.

Ich möchte ausdrücklich Bezug nehmen auf den letzten Absatz im Kommentar von C.Seltsem, den ich doppelt unterstreichen möchte. Eine Geschichte muss mitnichten im Titel schon voraussagen, was in ihr passiert. Gerade das Unerwartete in einer Geschichte ist doch das Spannende und das Interessante. Das macht doch Geschichten lesenswert. Wenn der Titel schon alles verrät, brauche ich nichts mehr zu lesen. Auch ich war von der Entwicklung dieser KG überrascht, wie ich ja geschrieben habe, aber das macht für mich die Würze aus.

Vor allem bitte ich Dich aber, eines nicht zu vergessen: Dies ist ein Literaturforum und es geht um Geschichten, nicht mehr und nicht weniger als das. Und Geschichten sind u.a. zur Unterhaltung da. Und ich war durch die Geschichte unterhalten und darauf kommt es an.

LG
Giraffe.

 

Hey, Are-Efen,

halt mal den Ball flach! Deinen letzten Kommentar finde ich erschreckend wirr.
Wie kann man Geschichte und Geschichten in einen Topf werfen und ihnen dieselbe Aufgabe, überhaupt eine bestimmte Aufgabe zuweisen? Außerdem lese ich sowas wie eine strenge Warnung vor Fiktionsüberdosis und Unterhaltungsmißbrauch. Das klingt vermessen, neurotisch, unlogisch und völlig weltfremd. Ich glaube nicht, daß Du bedacht hast, was Du da schreibst.

Einen Bezug zu catlucys Geschichte kann ich erst recht nicht feststellen. Es ist auch keiner da, denn Du hast die Geschichte infam genannt, ohne zu wissen, ob sie wahr oder erfunden ist.
Wäre sie wahr, würde also nur ein Geschehnis aufzeichnen (das ist laut Deiner Aussage statthaft), hättest Du sie als mutigen Beitrag zum kollektiven Gedächtnis loben müssen, als eine Geschichte, die ungeschönt die Bosheit der Menschen am Beispiel eines jungen und eines alten bösen Menschen zeigt.
Würdest Du dann weiterhin die Leser, denen sie gefällt, als pervers bezeichnen? Wäre meine perverse Unterhaltung läuternde Katharsis, wenn die Geschichte nichtfiktional wäre? Du mußt zugeben, da ist keine Logik drin.

Das ist Dir aber egal, weil Dich einfach irgendwas schrecklich an der Geschichte stört. Sowas kennt jeder. Kann man ja auch ruhig schreiben, am besten noch begründen, wenn man will, daß der Autor es ernstnimmt und versteht.

Ungezügelt ist aber die Weise, wie Du hier Deine Dämonen als Postulate verkaufst und haltlos um Dich haust. Keiner außer Dir weiß, was Dein rotes Tuch ist. Weißt Du es eigentlich? Deine irregehende Argumentation läßt mich vermuten, daß es weder die Geschichte ist, noch die Autorin oder die anderen Leser.

An deiner Stelle würde ich hier nicht mehr rumholzen. Du holzt ins Leere. Wenn Du weißt, was genau Du anprangern willst, mach einen Prangerthread auf.

Freundliche Grüße,
Makita.

 

Nachfolgend im Interesse von der Autorin und weiteren Lesern bitte nur noch Kommentare, die sich auf die Kurzgeschichte beziehen.

 

Salve catlucy,

prinzipiell gefällt mir Deine Geschichte ganz gut - auch die Art und Weise, wie Sarah den Konflikt mit ihrer Großmutter austrägt, würde mich unter bestimmten Gesichtzspunkten nicht stören.

Jetzt kommt das große ABER.
Aber es stecken zu viele Ungereimtheiten im Text.
Diese brachial einfache Konfliktlösung, die Großmutter verbrennen zu lassen passt mE eher zu einem vorpubertären Kind, als einer Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Von letzterer, die Sahra ja ist, würde ich erwarten, dass sie zunächst anders aufbegehrt.
Außerdem haben Jugendliche ab einem bestimmten Alter nach dem Tod der Erziehungsberechtigten bzw. nach Scheidung über ihren Aufenthalt mitzubestimmen - bin mir nicht sicher, ob ab 14 oder 16, da müsstest Du recherchieren. Sarah hätte also spätestens nach dem Badewannen-Betterlebnis ihren Aufenthaltsort problemlos wechseln können, notfalls mit Hilfe von Sozial- und Jugendamt.
Bevor das Mitspracherecht der Kinder greift, sehen sich die zuständigen Behörden die Familie bzw. Person sehr genau an, die das Kind aufnehmen will. Ohne eigenes Zimmer geht gar nichts, nicht einmal zwei Kinder gleichen Geschlechts und in ähnlichem Alter dürfte man zusammenquartieren. (Wenn ich daran denke, wie lange ich das Zimmer mit meinem Bruder geteilt habe ...)

Der zweite Punkt ist das mit dem Hausbrand. Feuerwehrleute verlassen sich i.d.R nicht darauf, dass eine Wohnung leer ist, sie prüfen selbst nach, da Irrtum immer möglich ist - vor allem nachts, denn wer ist, wenn er mitten aus dem Schlaf gerissen wird, schon voll zurechnungsfähig? Inzwischen könnte ja ein Nachtschwärmer nach Hause gekommen sein, mit dem der Befragte nicht rechnet, oder die das Kind/Bruder/Schwester haben ein Gschpusi mitgebracht, oder oder oder ...
Deshalb würde der Feuerwehrmann auch nicth zulassen, dass Sarah abschließt.

Das Dritte: die Großmutter steht noch voll blühend im Leben, brüllt, verteilt Ohrfeigen, dann kippt sie aus den Latschen? Da dürfte es deutlichere Vorzeichen für einen Herzinfarkt geben, oder was auch immer für einen Tod Du ihr zugedacht hast. Dass sie sich so in ihre Aufregung hineinsteigert, bis sie keine Luft mehr bekommt, blau anläuft, usw... kann man sehr schön beschreiben!

Und noch ein medizinischer Meckerer: bei Krebs, der die Knochen befällt, kommt es mE zu keiner Schrumpfung, sondern zu multiplen Knochenbrüchen, schon bei geringster Belastung wie Einkaufstaschen tragen.

Warum wurde bei der Seebestattung kein Gebet gesprochen? Vor allem, wenn die nächste Angehörige das eigentlich gewünscht hätte?

Sehr schön fand ich, wie Du Gefühle mit Hilfe banaler Details aufgebaut hast: der Löffel, mit dem die Prota selbständig zu essen lernt und dergleichen für das Gefühl von Zuhause sein, Wurzeln, Geborgenheit; die erzwungene Bettgemeinschaft mit der Großmutter und die stummen Mahlzeiten für deren Gegenteil.
Auch, dass Sarah in ihrer Phantasie versucht, die Wohnung der Großmutter mit Leben zu füllen, nicht vergessen kann, was sein könnte, gefällt mir gut - beispielhaft dafür die Liebesszene des Bauernpaares in ihrer Vorstellung.

Wie sich die logischen Fehler auflösen lassen, ohen die ganze Geschichte umzukrempeln, dazu habe ich schon eine Idee. Da ich aber weder weiß, ob Du das nur wegen meines Komms ändern willst ;), und wenn ja, wie, behalte ich sie für mich.
Wenn sie Dich interessiert, schreibe ich Dir gerne eine PN dazu.

Gruß und gute Zeit,
Pardus

 

Hallo Pardus,

bin neugierig auf Deine Lösung, wenn ich auch nicht versprechen kann, ob ich alles übernehme!

Lg,
catlucy

 

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