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Nachts, wenn der Tag ruht

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28.11.2005
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Nachts, wenn der Tag ruht

Die Regentropfen lösten sich aus den bauchigen, grauen Wolken und fielen hinab auf die Welt unter ihnen.
Einige von ihnen landeten in den ungekämmten Haaren eines Mannes, der auf dem Weg in das nächstgelegene Lokal war.
Der Name des Mannes ist nicht wichtig, denn niemand sprach ihn je aus.
Er war mit einem abgetragenen Trainingsanzug bekleidet, über dem er eine graublaue Jacke ohne Kapuze trug.
Seine billigen Kaufhausschuhe waren an Fußballen und Zehen schon dermaßen abgelaufen, dass seine Socken bald mit dem Schmutz der Straße in Berührung kommen würden.

Der Mann ging sehr langsam und starrte gedankenversunken den Asphalt an, während entgegenkommende Männer und Frauen in ihn hineinliefen, weil sie ihn nicht bemerkt hatten.
Er fühlte sich manchmal wie dieser Grenouille, von dem er einmal gelesen hatte.
Zumeist schienen die Leute seine Existenz gar nicht wahrzunehmen, blickten über ihn hinweg oder durch ihn durch, selbst wenn er sie anstarrte.
Die Wenigen, die ihn bemerkten, ignorierten ihn und machten einen großen Bogen um ihn.
Setzte er sich an einen Tisch, konnte er sicher sein, dass sich niemand zu ihm setzen würde, solange das Lokal nicht berstend voll war.
Und auch dann ignorierten sie ihn, sprachen ihn nicht an, versuchten nicht ihn in ihre Diskussion miteinzubeziehen, bis er schlussendlich aufstand und sich einen Platz an der Bar suchte, falls einer frei war, wenn nicht, ging er.

An diesem Abend würde er sich gleich an die Theke setzen und in sein volles Glas starren.
Er hatte kein Lieblingslokal, keine Stammkneipe.
Die Menschen, die Lokale aufsuchten, ähnelten sich meist, zumindest in denen, wo er seine Abende verbrachte.
An diesem Abend war eine Bar in einer Nebenstraße einer Hauptverkehrsader sein Ziel.
Von außen war sie nur durch die Leuchtschrift als Gaststätte erkennbar, ohne die er wahrscheinlich daran vorbeigegangen wäre.
Der Namenlose ging hinein, wurde gleichzeitig vom Barmann begrüßt und taxiert und setzte sich dann an den vom Eingang am weitesten entfernten Platz.
Der Barkeeper folgte ihm geduldig und fragte ihn nach seiner Bestellung.
Er bestellte das für ihn Übliche: einen doppelten Whiskey, pur.

Er empfand die Stimmung in dem Lokal als sehr angenehm.
Das Licht war gedämmt, vielleicht sogar ein wenig zu stark.
Im Lokal waren einige Zimmerpalmen verteilt.
Der Tresen lag zentral im Raum, die Bar war jedoch auf die Straßenseite ausgerichtet.
Die Tische waren gleichmäßig um die Bar verteilt und boten ungefähr fünfzig Leuten Platz.
Störend war nur die übertrieben laut gespielte, konventionelle Popmusik, die man speziell für die Gruppe von Gerade-Volljährigen aufgedreht haben musste, denn die wenigen anderen Anwesenden schien die Musik wenig anzusprechen.

Der Mann blieb ein paar Minuten an der Bar sitzen, sah sich die Leute an und versuchte dabei herauszufinden, ob vielleicht ein interessanter Gesprächspartner unter ihnen wäre.
Da er keinen erkennen konnte und er die Musik nicht mehr ertrug, ging er.
Als er die Türe öffnete, rief ihm der Barkeeper, der gleichzeitig der Kellner und wahrscheinlich auch der Besitzer des Etablissements war, nach, dass er seinen Whiskey noch nicht gezahlt hätte.
„Ich habe nichts davon getrunken. Nicht einmal das Glas habe ich berührt.“, erwiderte der Mann und ging.

Er war nicht lange in dem Lokal gewesen und als er es verließ, regnete es noch stärker als zuvor.
Der Namenlose überlegte, ob er noch eine weitere Bar aufsuchen sollte, entschied sich aber für den Heimweg.
Es waren kaum Menschen unterwegs, wie immer, wenn es regnete.
Man genoss die warme Dusche, aber den kühlen Regen flüchtete man.
Der Namenlose liebte den Regen.
Die schönste Zeit war die, kurz nach dem Niederschlag, wenn die Straßen und Gehsteige reingewaschen waren und glänzten, als hätte man sie soeben lackiert und die Luft so rein war, dass man sich nach dem Einatmen wie ein neuer Mensch fühlte.
Die Leute gingen auch nicht gleich wieder auf die Straße, womit die Stadt, die Welt für wenige Minuten nur ihm allein zu gehören schien.
Das waren die kurzen Momente in seinem Leben, in denen er sich wirklich frei und leicht fühlte, in denen sein gebeugter Rücken gerade wurde und er aufrecht und mit einem Lächeln auf den Lippen seines Weges ging.
Er suchte dieses Gefühl oft, weswegen er auch meistens in der Nacht spazierenging, doch das war nicht dasselbe.

Der Niederschlag wurde immer wütender, die Zahl der Tropfen immer größer, bis es auch dem Namenlosen zu viel wurde und er unter dem Dach einer Haltestelle Schutz suchte.
Er setzte sich an den Rand der metallenen Gitterbank, welche die Holzbank ersetzte und betrachtete den Regen im Licht der Straßenlampen.
Er fühlte sich geborgen in dem Wartehäuschen aus Metall und Sicherheitsglas, das ihn mit seinem Körper und seinem rechteckigen, gebeugten Haupt vor dem Nass schützte, während rund um ihn die Stadt zu ertrinken schien.
Diese kurze Illusion paradoxer Wärme wurde zerstört, als eine kleine, alte Frau das Stationshäuschen betrat.
Sie sah aus wie die meisten alten Frauen, war klein, untersetzt und maskulin, trug einen braunen Mantel zu braunen Schuhen und einen braunen Hut unter dem ihr graues, lockiges Haar hervorlugte.
Sie setzte sich mit einem Ächzen an das äußere Ende der Bank, gab einen Kommentar zum Wetter ab, auf den der Namenlose nichts erwiderte, und starrte, wie er, schweigend in den Regen.
Kurz darauf kam die Straßenbahn, die aufgrund des Regens recht gut besetzt war.

Der Mann stieg in den Anhänger ein, nahm am Fenster, entgegengesetzt zur Fahrtrichtung, Platz, in der Hoffnung, dass der hinterste Sitz im Waggon bald frei werden würde.
Ihm gegenüber saß eine gewöhnliche Frau Ende Dreißig, die in einem Buch einer amerikanischen Bestsellerautorin las.
Die Straßenbahn fuhr gemächlich von Station zu Station, die Türen öffneten und schlossen sich, Menschen stiegen ein und aus.
Als der hinterste Sitz endlich freiwurde, stand der Namenlose schnell auf, ging zügig die wenigen Schritte und nahm Platz.
In dem Moment kam die Durchsage, scheinbar an ihn persönlich gerichtet, dass der Zug an der Endstation angelangt war und man bitte aussteigen solle.
Da erst bemerkte der Mann, dass er alleine im Anhänger war, höchstwahrscheinlich im ganzen Zug.
Er stieg etwas verärgert aus, überquerte die Straße und setzte sich wieder auf eine metallene Gitterbank.
Diesmal blieb ihm das Gefühl der Geborgenheit verwehrt, denn in diesem Teil der Stadt regnete es nicht, der Boden war nicht einmal nass.

Er wartete geduldig darauf, dass die Straßenbahn wendete und zu ihm zurückkam.
Das dauerte länger, als er erwartet hatte.
Anscheinend hatte der Fahrer eine Pause eingelegt und ihn allein an der Haltestelle warten lassen, statt im Anhänger.
Er vermutete, dass es eine Regel war, an die sich die meisten Straßenbahnfahrer auch hielten.
Man ging wohl generell davon aus, dass die Leute Einzelfahrscheine benutzten, die bei der Endstation ihre Gültigkeit verloren.
Außerdem: Wie viele Leute fuhren denn im Kreis?
Der Namenlose besaß eine Dauerfahrkarte, ein kleiner Luxus, den er sich monatlich leistete.

Er stieg wieder in den Anhänger ein und setzte sich auf den selben Platz wie zuvor.
Der Sitz war mittlerweile abgekühlt, weswegen den Mann ein kurzer Schauer durchfuhr, als er sich darauf niederließ.
Die Straßenbahn fuhr an, um ihre nächste Runde durch die Stadt zu drehen.
Der Namenlose genoss die einsamen Zugfahrten in der Nacht.
Die Stadt hatte zu dieser Zeit eine ganz andere Atmosphäre.
Untertags war sie voller hektischer, nervöser, gereizter und lauter Menschen, die vom Lärm der Autos und Motorräder unterstützt wurden.
In der Nacht aber, hielten sich die Leute in den Gebäuden auf, die Fahrzeuge ruhten am Straßenrand und die Stadt war ruhig.
Übrig blieb nur ein friedlicher Namenloser, der seinem gleichmäßigen Atmen lauschte, während die ruhende Stadt an ihm vorbeizog.
Er fuhr einige wenige Runden, wobei er bei den Endstationen immer aussteigen musste, stieg dann an der seiner Wohnung am nächsten gelegenen Station aus und machte sich auf den Heimweg.

Er wohnte in einem Arbeiterbezirk.
Das hieß wenig Grün, aber viele Menschen, die in heruntergekommenen Gemeindebauten wohnten, wie Hühner in einer Legebatterie.
Zumindest die Ausländer, von denen es seiner Meinung nach schon zu viele in der Stadt gab.
Besser gesagt: Zu viele Ungebildete mit mangelnder Erziehung, die nur Lärm und Dreck machten.
Früher kamen viele kluge, anständige Ausländer in die Stadt.
Tschechoslowaken und Ungarn zum Beispiel, die Intelligenz dieser Länder, die vor der Unterdrückung des kommunistischen Regimes flüchteten.
Aber heutzutage kam größtenteils nur Gesindel, das den Sozialstaat und die schwache Politik ausnutzte.
Jedes Mal, wenn er einen von ihnen sah, stieg Wut in ihm auf.
Wut über diese Leute, die Ausländer, wie die verweichlichten Volksvertreter.
Der Namenlose versuchte seine Gedanken davon abzulenken, sich an etwas Schönes zu erinnern, doch das entkräftete seine Wut nicht, sondern verwandelte sie nur in Melancholie.

Er sehnte sich nach früheren Zeiten, als er noch lebte.
Heute war er ein toter Mann in einem lebenden Körper.
Manchmal, wenn er abends im Bett lag, weinte er, wünschte sich den Tod ohne wirklich ernsthaft den Suizid in Erwägung zu ziehen.
Er wollte ja eigentlich nicht sterben.
Er wollte leben, wie er es früher getan hatte, doch mit seiner Frau war auch er gestorben.
Sie war nicht alt gewesen, eine reife Frau, die ihre ersten grauen Haare bekam und deren Haut müde wurde.
Eines Morgens war sie einfach nicht mehr aufgewacht.
Schlaganfall, sagten die Ärzte, das kommt vor, manchmal ganz unerwartet.
Man bemühte sich ihn zu trösten, wieder aufzubauen, aber er fühlte ständig, dass es für sie eine Routinehandlung war, etwas, das sie jeden Tag taten.
Diese Menschen hatten sich schon dermaßen an den Tod und das Leid der Menschen gewöhnt, dass sie den Schmerz der Hinterbliebenen gar nicht mehr nachempfinden konnten.

Damals war er in ein tiefes Loch gefallen und da es niemanden gab, der ihn hätte auffangen können, Kinder hatten sie keine und die Freunde waren genauso hilflos wie er selbst, klammerte er sich verzweifelt an Whiskeyflaschen.
Wie viele Männer, und auch so manche Frau, vor ihm, versuchte er, den Schmerz zu betäuben, anstatt ihn zu verarbeiten und zu versuchen damit zu leben.
Er machte den klassischen Absturz durch übermäßigen Alkoholkonsum durch: Verlust des Selbstwerts, der Arbeit und letztendlich der Freunde.
Schließlich fand er sich in einer kleinen Gemeindewohnung wieder, die er von seiner bescheidenen Notstandshilfe finanzierte.
Mit der Zeit hatte er sich an die Einsamkeit gewöhnt, zumindest versuchte er sich das einzureden, obwohl er wusste, dass es nicht die Wahrheit war und nie sein würde.
Er hatte verlernt mit anderen Menschen zu reden, sie zum Lachen zu bringen, wie er es früher so gut konnte.
Er hatte schon oft überlegt zu einer dieser Selbsthilfegruppen zu gehen, eventuell sogar in die Kirche, aber bisher hatte er es nicht geschafft, sich zu überwinden.

 

Hi!

Die Geschichte hat mir gefallen. Für mich ist die Sinnlosigkeit und die Leere, die der Namenlose empfindet sehr gut rübergekommen.

Hab ich gern gelesen und freu mich auf weitere Kurzgeschichten von dir!


Schönen Abend
Katze

 

Nabend Herr Miller

Die vielen Worte sind dem namenlosen gar nicht würdig. Das ist ja mehr Aufmerksamkeit, als er sein ganzes Leben erhalten hat.
Der Titel ist geil! Und "NIcht einmal das Glas habe ich angerührt." auch.
"..., die Lokale aufsuchten, ..." Da fehlt das zweite komma.
"Barkeeper , ..." Da könntest du das Leerzeichen wegmachen.
Sonst ist die Geschichte ja doch schon ganz O.K.
Ich finde, du solltest Fetzen der Umgebung in Metaphern und bildhafter Sprache ausarbeiten, ohne die tristen und trockenen Umschreibungen des Mannes zu zerstören. Dadurch gerät die Geschichte ins Rollen. Das er einsam ist, weiß man ja langsam nach zwei Absätzen.
Ansonsten sind schon schöne Formulierungen dabei, die einen zwar nicht vom Hocker hauen, aber zur Stimmung passen. Hier noch was Spontanes von mir. Kannst du einbauen, musst du aber nicht.
"Pfützen weigerten sich, ihm sein Spiegelbild zu offenbaren."
"Wenn er ein Lokal betrat, war es, als sei Jeman gegangen."
Und gut, dass du nicht "Es war als sei er unsichtbar" oder "Als würden die Menschen einfach durch ihn durchgehen" gerschrieben hast. Das hab ich beim Lesen die ganze Zeit befürchtet. DAs ist nämlich überholt.

Gruß

 

Hallo,

@Katze: Danke für das Lesen meiner Erzählung. Es freut mich, dass sie dir gefallen hat und ich die Stimmung vermitteln konnte, die ich bezweckt hatte.

@Aris: Auch dir danke ich für deine Lektüre.
Die Idee hinter der Geschichte war eine Übung einen Charakter zu gestalten, seine Gefühle zu vermitteln, daher auch die Konzentration auf seine Persönlichkeit.
Ich dachte mir, eine Beschreibung eines zufällig gewählten Abends seines Lebens wäre kein schlechter Einfall.
Die beiden Fehler habe ich ausgebessert, den Einbau der von dir vorgeschlagenen Sätze überlege ich mir noch, ist aber eher unwahrscheinlich.
Trotzdem, danke für die Vorschläge.
Abgedroschene Phrasen, wie die von dir genannten, versuche ich weitestgehend zu vermeiden, auch wenn es manchmal verlockend ist, sie zu verwenden.

Wünsche euch beiden noch einen schönen Abend.

 

Hi Miller,

diese Geschichte ist nicht so mein Geschmack. Das liegt einerseits daran, dass ich wörtliche Rede vermisse und andererseits, dass nach einigen Abschnitten klar wird, dass nichts passieren wird. Das ist mir als Leser zu langweilig, ich bin keine Freundin von melancholischen Stimmungsbildern, es sei denn, sie sind hervorragend beschrieben.

Mir ist aufgefallen, dass du oft Wiederholungen in deinem Text hast. Gerade wenn aber nur beschrieben wird, fällt das noch eher auf. Ich gebe dir mal ein paar Beispiele:

Er hatte kein Lieblingslokal, keine Stammkneipe.
Die Menschen, die Lokale aufsuchten, ähnelten sich meist, zumindest in denen, wo er seine Abende verbrachte.

Er empfand die Stimmung in dem Lokal als sehr angenehm.
Das Licht war gedämmt, vielleicht sogar ein wenig zu stark.
Im Lokal waren einige Zimmerpalmen verteilt.

Der Tresen lag zentral im Raum, die Bar war jedoch auf die Straßenseite ausgerichtet.
Die Tische waren gleichmäßig um die Bar verteilt und boten ungefähr fünfzig Leuten Platz.

Störend war nur die übertrieben laut gespielte, konventionelle Popmusik, die man speziell für die Gruppe von Gerade-Volljährigen aufgedreht haben musste, denn die wenigen anderen Anwesenden schien die Musik wenig anzusprechen.


Setzte er sich an einen Tisch für mehrere Personen, konnte er sicher sein, dass sich niemand zu ihm setzen würde, solange das Lokal nicht berstend voll war.
An einen Tisch passen immer mehr wie eine Person. Mindestens zwei. Deswegen würde ich das für mehrere Personen streichen.

„Ich habe nichts davon getrunken. Nicht einmal das Glas habe ich berührt.“, erwiderte der Mann und ging.
Punkt nach berührt weg


Er wartete geduldig darauf, dass die Straßenbahn wendete und zu ihm zurückkam.
Das dauerte länger, als er erwartet hatte.
Anscheinend hatte der Fahrer eine Pause eingelegt und ihn allein an der Haltestelle warten lassen, statt im Anhänger.
Er vermutete, dass es eine Regel war, an die sich die meisten Straßenbahnfahrer auch hielten.
Man ging wohl generell davon aus, dass die Leute Einzelfahrscheine benutzten, die bei der Endstation ihre Gültigkeit verloren.
Außerdem: Wie viele Leute fuhren denn im Kreis?
Der Namenlose besaß eine Dauerfahrkarte, ein kleiner Luxus, den er sich monatlich leistete.

Wieso machst du hier soviele Absätze?

Der Namenlose bleibt mir zu weit weg. Ich fühle nicht mit ihm, ich beobachte ihn von weitem und bin davon nicht gefesselt.
Im Übrigen: Ich denke, ein Alkoholiker würde nie im Leben einen Whisky stehen lassen, nur weil ihm das Ambiente irgendwo nicht gefällt.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,

Spät, aber doch, meine Antwort auf deine Kritik.
Ich habe die Geschichte ein wenig ruhen lassen und sie mir heute noch einmal durchgelesen.

Der Namenlose bleibt mir zu weit weg. Ich fühle nicht mit ihm, ich beobachte ihn von weitem und bin davon nicht gefesselt.

In diesem Punkt stimme ich mit dir überein.
Ich hatte, als ich zu schreiben anfing, das Bild dieses Mannes im Kopf, der einsam durch die nächtlichen Straßen schlendert und habe mich von ihm führen lassen ohne den Versuch ihn zu lenken.
Dadurch ist, wie du sagst, eine Beobachtung, ein melancholisches Stimmungsbild entstanden, statt der von mir gewünschten psychologischen Analyse.

Im Übrigen: Ich denke, ein Alkoholiker würde nie im Leben einen Whisky stehen lassen, nur weil ihm das Ambiente irgendwo nicht gefällt.

Diese Szene sollte als Umbruch im Charakter des Namenlosen dienen.
Er ist kein Suchttrinker, sondern ein Betäubungstrinker.
Er lässt den Drink stehen, weil er die Sinnlosigkeit der Sauferei erkennt und dass diese ihm auch nicht über den Schmerz hinweggeholfen hat.

Es ist schade, dass dir meine KG nicht gefallen hat
Ich bin, nach dem heutigen Lesen, auch nicht mehr recht zufrieden damit, aber ich schreibe erst seit drei Monaten, deswegen denke ich, dass meine Erzählungen mit der Zeit an Qualität zunehmen werden.

Jedenfalls danke ich dir für das Lesen und Kritisieren meiner KG.

MfG

Miller

PS: Ad unzählige Wortwiederholungen: Das liegt daran, dass ich die KG relativ schnell runtergeschrieben habe ohne sie danach korrekturzulesen. Ich werde da in Zukunft aufmerksamer sein.

 

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