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Nackt

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09.04.2018
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Nackt

Der Balkon geht einmal rings um das Hotel herum. Die Fensterladen sind geschlossen. Vor dem Haupteingang steht ein blaues Schild. Darauf sieht man einen glatzköpfigen Menschen mit Mundschutz. Die Sonne hat das Schild fast ausgebleicht und die weitergehenden Hygieneanordnungen sind gar nicht mehr zu lesen. Auch sonst hätte ich mir nicht die Zeit genommen, in der prallen Sonne auf dem staubigen Parkplatz kommt jede Sekunde einer Marterung gleich.
„Ich möchte ein Zimmer bitte, für eine Nacht.“, sage ich und trage meine Personalien in das Formular ein.
„Adler oder Panda?“, fragt mich der Junge hinter dem Empfang. Ich versuche den Namen auf seinem Poloshirt zu entziffern, doch ich erkenne nur das erste Wort: Kanaloa …
Aloha, denke ich. So habe ich mir meinen Urlaub vorgestellt. Vor dem Gesicht trägt der Junge eines dieser transparenten Visiere, die bis unter das Kinn reichen und bei jedem längeren Satz von innen beschlagen.
„Wie bitte?“, frage ich verdutzt.
„Amerika oder China – in welche Richtung möchten Sie schauen? Das obere Stockwerk ist komplett leer, sie haben freie Auswahl.“ Hinter der spiegelnden Plastikscheibe ist ein Zwinkern zu erahnen.
„Dann nehme ich den Adler.“ Einmal den Wilden Westen im Osten sehen, denke ich.

Von meinem Zimmer aus ist nur das Meer zu sehen. Was anderes habe ich auch nicht erwartet, auf einer Insel. Trotz der tropisch schwülen Luft lasse ich mich aufs Bett fallen und schließe die Augen. Die Bettwäsche ist erstaunlich weich und sauber für den niedrigen Zimmerpreis. Ich taste nach dem Kopfkissen und schiebe es so weit wie möglich von mir. Die Luft, die ich einatme, ist so stickig, dass die reine Vorstellung an eine weitere Dämpfung einen Brechreiz auslöst.
Als ich die Augen wieder öffne, verschwindet gerade der letzte rote Sonnenstrahl hinter dem Horizont. Das kann ich von meinem Zimmer aus natürlich nicht direkt sehen, doch der plötzliche Wechsel vom helllichten Tag in die Abenddämmerung ist deutlich erkennbar. Als nächstes fällt mir auf, dass ich stinke. Das hellgraue Bettlaken war mal sauber, jetzt ist es wie meine Kleidung triefnass von lauwarmem Schweiß.

Von der Dusche gehe ich ohne Umschweife raus auf den Balkon und lasse meine Haare in der salzig warmen Nachtluft trocknen. Splitternackt laufe ich nach Norden um das Haus herum, wo man in weiter Ferne und mit viel Fantasie die Lichter Honolulus ausmachen kann. Vielleicht sollte ich in eines der anderen Zimmer einbrechen, denke ich mir. In mein eigenes Bett will ich diese Nacht auf keinen Fall zurückkehren.
Auf der Westseite des Hotels setzt sich das Landschaftsbild fort, an das ich schon gewohnt bin. Wellen, Rauschen, Mondschein und eine Vielzahl von Sternbildern, die ich nicht benennen kann. Was ich nicht sehe ist irgendeine Form fester Erde – kein Schiff, kein Leuchtturm, keine andere Insel. Alles ist flüssig und in Bewegung und beinahe kann ich die sanften Wellenbewegungen in mir spüren, als stünde das Hotel selbst auf einem großen Floß. Und auch im Süden zeigt sich der Stille Ozean von keiner anderen Seite.

Als ich auf auf die Ostseite zurückkehre, steht eine Frau in einem weißen Bikini vor meinem Zimmer und beobachtet das Meer. Genau genommen steht sie nicht direkt vor meinem Zimmer, sondern vor ihrem, welches an meins angrenzt und dessen Tür ebenfalls offen steht. Ich begrüße sie höflich und hoffe, dass sie mich nicht zu genau in Augenschein nimmt.
„Na, das ist ja eine Überraschung.“, meint sie wenig überrascht. „Ich gehe mal davon aus, dass es sich bei dir nicht um den Zimmerservice handelt.“ Eine Sekunde huscht ihr Blick an meinem nackten Oberkörper herunter, dann richtet sie ihn wieder auf den Horizont.
„Der Junge meinte, ich hätte das Stockwerk für mich allein.“, entschuldige ich mich.
„Komisch, das Gleiche hat er zu mir auch gesagt.“, antwortet die Frau. Ich stelle mich zwei Meter neben sie an das Balkongeländer und versuche herauszufinden, was sie da die ganze Zeit beobachtet.
„Ich kann mir auch etwas anziehen, wenn Ihnen das lieber ist.“, biete ich ihr an, obwohl ich weiß, dass sie in diesem Fall ganz anders auf mein Erscheinen reagiert hätte.
„Wieso denn? Hier ist doch niemand.“, gibt sie verständnislos zurück. Daraufhin wage ich es, einen längeren Blick auf sie zu werfen. Sie ist groß und von schlanker Statur. Von den Schultern abwärts werfen die kleinen Hebungen ihrer Wirbelsäule blasse Schatten über ihren Rücken. Erst über der Hüfte verbreitert sich ihr Körper wieder und geht in der gleichmäßigen Rundung ihres Pos in die Beine über. Alles unterhalb der Kniekehlen verschwindet im Schatten der Hauswand.
Noch immer hält sich ihr Blick starr in der Ferne. Ihre Haut muss relativ dunkel zu sein, doch im kalten Mondlicht scheint alles gleichermaßen weiß und silbrig glänzend. Besonders ihr Haar glitzert schön, als hätte sich darin eine Prise Sternenstaub verfangen.

Plötzlich reißt sie die Arme nach oben und deutet nach vorne: „Da! Siehst du es, das Nichts?“
Ihr Körper zittert und ihr Gesicht ist in Aufregung verzerrt. Also folge ich mit den Augen ihrem Zeigefinger und betrachte den schlafenden Ozean. Die Wassermassen können so viele Gesichter annehmen, doch heute geht der Wind ruhig und gleichmäßig. Ich sehe die rätselhafte Frau von der Seite an, die in ihrer Haltung vollkommen erstarrt ist. Dann drehe ich den Kopf wieder zum Meer.
Wie durch ihren Finger in eine Leinwand gestoßen ragt das Loch aus der Finsternis, wo der Sternenhimmel auf den Wasserspiegel trifft, auf. Im nächsten Moment hat es mich von den Füßen gerissen und mit aller Kraft wehre ich mich dagegen, wie es mich langsam und genüsslich verschlingt. Es gibt keine Hilfe, auf die ich hoffen kann. Auf einen Schlag ist meine Welt ausgelöscht, kein Glauben mehr möglich.
Vorsichtig drehe ich mich um. Der Raum ist leer. Das ist ein Anfang, denke ich mir. Wo Nichts ist, kann Etwas entstehen und das Loch füllen und ich bin wieder frei. Ein Lichtschein fällt auf mich und wirft einen kleinen runden Schatten in den Raum. Unten bildet er eine Kreisfläche, die dem Darüber eine Bedeutung verleiht. Ein Boden und eine endlose Decke. Es ist kalt und ungemütlich und ich nutze die Festigkeit des Grunds, um mich aus dem Loch zu befreien und zurück auf meinen Balkon zu gelangen.

„Wie heißt du eigentlich.“, frage ich die Frau im weißen Bikini, um davon abzulenken, dass ich nicht nur nackt, sondern auch innerlich fern von jeder Deckung bin. Das Loch am Horizont ist verschwunden, doch hat seine Macht eine Wunde in mein Bewusstsein gerissen, die nicht aufhören will zu bluten.
„Ich bin Nemo.“, sagt sie und formt mit ihren Lippen ein Lächeln, ohne dass ihre Augen die gleiche Sprache sprächen. Nemo, lateinisch für Niemand, denke ich verärgert.
„Den Trick kenne ich. Darauf falle ich nicht herein.“, sage ich. Sie zuckt mit den Schultern, wendet sich ab und läuft ein paar Schritte zur nächsten Ecke des Balkons. Ich folge ihr in gebührlichem Abstand.
„Siehst du das Land?“, fragt sie mich leise und deutet ein weiteres Mal mit dem Finger hinaus auf den Ozean. Da ist kein Land, will ich sagen, doch da sehe ich es. Eine winzige Insel, nicht mehr als eine kahle Sandbank, die sonst nur bei Ebbe sichtbar wird. Ich stelle mich hinter meine Zimmernachbarin und gehe leicht in die Knie, um mit dem Blick über ihre nackte Schulter dem gestreckten Arm folgend das zu sehen, was sie sieht. Dabei entgeht mir nicht der wohl riechende Duft, der aus ihren Haaren strömt. Es ist ein Mix aus verschiedenen Früchten, aber eine Note erkenne ich ganz klar: Apfel.
Die Insel hebt sich klar aus dem Wasser heraus. Wie der Rücken einer gewaltigen Schildkröte, bloß dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit zu sein. Die Wellen schwappen nicht über das Ufer, denn die Linie zwischen Wasser und Land ist absolut. Eine fixe Grenze zwischen den Elementen. Genauso wie die Grenze zu dem Luftraum über der Insel.
Eine ewige Dreiteilung der Welt in die Reiche Land, Luft und Wasser. Jedes Reich für sich ist kahl und unfruchtbar, zusammen bilden sie aber den Grundstein für mehr. Und im Himmel kreisen Vögel auf ihren federnden Schwingen, geiern nach dem Tod, der das Land noch fest in seinen Krallen hält.
Wir werden hinauf gesogen in die Lüfte, schweben im Sonnenlicht und sehen einander erstmals im Hellen. Sie hat kastanienbraune Haare und kaffeebraune Augen. Im Flug hält sie die Arme grazil zur Seite gebogen. Ihre Haut spannt sich weich über die Rippen, darunter sehe das Herz sechsmal schlagen. Die kleinen, schmalen Füße sehen so zart, so makellos aus, als hätten sie nie auf festem Boden gestanden. Ich spüre, dass ich wieder zu schwitzen begonnen habe.

Was folgt als Nächstes? Sie läuft einfach weiter, ihre offene Hand nach hinten gestreckt als Zeichen, dass ich sie ergreifen soll. Noch nicht ganz überzeugt gebe ich ihr schließlich meine rechte Faust. Ungeduldig zieht sie mich dicht an sich heran, stellt sich auf Zehenspitzen an das Geländer und schlingt meinen Arm um ihren Körper. Nun spüre ich ihre Wärme unmittelbar auf der Haut. In ihrem Körper pocht das Leben und ich werde mitgerissen von der leidenschaftlichen Energie ihrer Sehnsucht.
„Warum tust du das?“, frage ich, während ich versuche auszublenden, wie nah wir uns sind.
„Es gibt keinen Grund, es gibt keinen Sinn – es gibt nur den Traum, der Welten Beginn.“, reimt sie, lässt meinen Arm los und fährt fort: „Was du suchst, mit deiner knappen Zeit – und was du tust, zu allem bereit – es beginnt und endet immer in dir. Also wirst du keine Wahrheit finden. Und dich mehr und mehr mit dem Teufel verbünden.“
Dieses Mal gehe ich freiwillig mit ihr. Mit ihren hübschen Händen zeigt sie auf eine Stelle im offenen Meer, wo die Wellen sich zu einem wilden Strudel vereinen.
„Ich sehe eine Stadt!“, rufe ich überrascht. „Berge und Bäume stemmen die Dächer. Die Vögel haben bunte Kleider und lebhaftes Geschrei erfüllt die Luft.“
Sie zeigt weiter in Richtung Süden und singt: „Fruchtbares Grün stillt den Hunger. Es eifern Tiere und Fische. Sie genießen die Zeit ihres Lebens.“
Ich sehe alles deutlich. Hohe, massive Steinbauten mit Kunstinstallationen und regem Verkehr. Wölfe und Schafe werfen sich vielsagende Blicke über die Straße zu. Auf jeden Abriss folgt ein neuer Aufbau. Es begegnen sich Panda und Adler. Es braucht keine regelnde Hand, weder Gier noch beste Absichten. Lianen überbrücken noch so tiefe Abgründe, Bäume entsenden ihren Samen bis in die letzten unbelebten Winkel – und niemand ist niemandem untertan.

Wir folgen dem Mond an der Hauswand entlang in die südlichste Ecke des Balkons. 21 Zimmer gibt es auf diesem Stockwerk und nur zu einem besitze ich den Schlüssel. Durch die Fenster sehen alle gleich aus, doch nur eins hat eine durchnässte Matratze, meins. Und wieder kehrt die Hitze in mich zurück. Mit Nemo an meiner Seite glüht die Landschaft unter bläulichem Mondschein. Ich kann den Blick nicht von ihr lassen und sie starrt mich an, als sei ich einer dieser Punkte am Horizont.
Sie sagt etwas, aber ich höre nichts. Auf ihren sich bewegenden Lippen tanzt ein glitzernder Wassertropfen wie ein Surfer auf der Jahrhundertwelle. Ich antworte etwas und sie lacht. Ihr Busen hüpft im weißen Bikini auf und ab. Ich stoße sie gegen das harte Geländer und sie biegt ihren Oberkörper weit nach hinten, dass ihre Haare nur knapp über der Brandung im heißen Sommerwind wehen. Langsam beuge ich mich über sie.
Der Frieden ist fragil und zu viel Lust gefährlich. In Kinderschuhen tapsen wir durch das Paradies und sind bereit, für jeden Reiz alles zu opfern. Im Rausch ist mir Respekt ein Fremdwort und so tobe ich im Sturm. Der Körper ist nur das eine. Über die Liebe hat keiner Kontrolle, sie reißt uns in ein Höllenfeuer und nur wenige können mit den Aufwinden segeln. Knochen sind biegsam und Kratzer heilen. Doch mit dem Siegeszug des Lebens hat der Tod am meisten gewonnen. Warum darf man also die wenige Zeit nicht genießen? Weil das wertvollste Geschenk zur größten Verantwortung verpflichtet.
Ich versinke hoffnungslos in den Fluten des Pazifiks. Ertränke mich im Vergessen. Weiß nicht mehr, warum ich auf diese Insel gekommen bin.
Urlaub wovon? Vom Leben? Von mir?
Vermisst mich jemand dort, wo ich herkomme?
Wann hatte ich vor, wieder zurück zu gehen?
Mein Herz bebt noch immer, als ich von ihr ablasse und den Mindestabstand wiedereinnehme. In ihrem schneeweißen Bikini ist keine einzige Falte auszumachen. Verlegen lasse ich meinen Blick über das Meer schweifen, das sich wie ich wieder beruhigt hat. Sie steht regungslos an der Kante des Balkons, beide Hände auf das Geländer gestützt. Endlich finde ich meine Sprache wieder.
„Bekomme ich deine Nummer?“, frage ich schüchtern und von ihrem ernsten Blick mit Fokus im Nirgendwo verunsichert.
„Die brauchst du nicht. Wer sollte mich anrufen wollen?“, entgegnet sie und kehrt mir den Rücken zu. Im Osten sehe ich am Horizont einen grünlichen Schimmer der einsetzenden Dämmerung. In Amerika werden bereits die ersten Steaks auf den Grill gelegt. Ich hoffe, dass mir die Reinigung der Matratze nicht extra in Rechnung gestellt wird.

Als ich mich nach Sonnenaufgang völlig erledigt die Treppe hinunter schleppe, werde ich von dem Jungen mit Stirnrunzeln empfangen.
„Haben Sie gestern noch Besuch gehabt? Ich könnte schwören, ich habe Sie letzte Nacht reden gehört. Die anderen Zimmer habe ich alle kontrolliert, da hat sich niemand eingeschlichen.“
Einen Augenblick bin ich perplex, dann verstehe ich, was er gesagt hat. Ich will dem Jungen freundschaftlich auf die Schulter klopfen, doch er weicht instinktiv zurück.
„Es ist, wie du gesagt hast. Außer mir war Niemand da.“, sage ich und trete hinaus auf den Parkplatz. Ich hätte mehr T-Shirts einpacken sollen. Der Verschleiß ist in diesen Breiten einfach nicht zu glauben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Rappi,
beim ersten Überfliegen Deines Textes gefielen mir diese charmanten Schlenker ins Poetische, ins Philosophische, ins Originelle – also musste ich den Text ‚richtig‘ lesen, denn der hat was (dachte ich ...).

Wenn ich trotzdem ein paar Anmerkungen habe, dann sind die subjektiv, also auf keinen Fall eingestellt, um Dir die Laune einzutrüben:

„Adler oder Panda?“, fragt mich der Junge hinter dem Empfang.
Der Gast will ein Zimmer und wird mit dieser wunderlichen Frage konfrontiert. Die wird aber nicht aufgelöst, sondern zu Adler und Panda kommen noch Kanaloa und Aloha. Hm. Ich lese:
So habe ich mir meinen Urlaub vorgestellt.
Tatsächlich hat er sich so seinen Urlaub vorgestellt? Was zum Kuckuck ist Kanaloa? Und dass er bei Aloha sagt, so habe er sich seinen Urlaub vorgestellt, ist auch nicht griffig.
Oder so (?):
Vor dem Gesicht trägt der Junge eines dieser transparenten Visiere, die bis unter das Kinn reichen und bei jedem längeren Satz von innen beschlagen.
Da würde ein Absatz Klarheit schaffen. Immerhin weiß der Leser jetzt, dass der Prota auf Hawaii eincheckt. Und erst dann wird er kapieren, wofür Adler und Panda stehen.
Aber das ist klasse:
Einmal den Wilden Westen im Osten sehen,
denke ich.

Trotz der tropisch schwülen Luft lasse ich mich aufs Bett fallen …
Wieso ‚trotz‘?
Die Luft, die ich einatme, ist so stickig, dass die reine Vorstellung an eine weitere Dämpfung einen Brechreiz auslöst.
Was denn für eine Dämpfung? Das sagt mir nichts.

Das hellgraue Bettlaken war mal sauber, jetzt ist es wie meine Kleidung triefnass von lauwarmem Schweiß.
‚Triefnass‘ bedeutet triefend nass, oder tropfnass. Der muss ja schwitzen wie ein Schwein – wie man so sagt. Trotzdem ist das unnötig überzogen. Lass doch den Prota gleich unter die Dusche marschieren.
Von der Dusche gehe ich ohne Umschweife raus auf den Balkon …
Das Kursive kann weg.

Vielleicht sollte ich in eines der anderen Zimmer einbrechen,
denke ich mir. In mein eigenes Bett will ich diese Nacht auf keinen Fall zurückkehren.
Ich komme mit dem Handlungsablauf nicht zurecht: Der Prota hat sein Bett so versaut – was kein Leser glaubt – dass er … … Nee, Rappi, das ist willkürlich und nicht nachvollziehbar konstruiert, wie mit dem Holzhammer. Aber er muss ja diese Bekanntschaft machen:cool:!)

laufe ich nach Norden um das Haus herum
‚Um das Haus herum‘ bedeutet ebenerdig, doch er befindet sich auf dem Balkon.

Auf der Westseite des Hotels setzt sich das Landschaftsbild fort
Landschaftsbild ohne Landschaft? Norden, Westen – wozu?

irgendeine Form fester Erde – kein Schiff, ...
‚Schiff‘ passt nicht.
Und auch im Süden zeigt sich der Stille Ozean von keiner anderen Seite.
Als ich auf auf die Ostseite zurückkehre, ...
So, jetzt haben wir sie alle beieinander: Norden, Westen, Süden, Osten. Allerdings hat mich die Leselust verlassen, denn bis jetzt ist nix passiert, echt gar nix!

„Na, das ist ja eine Überraschung.“, meint sie wenig überrascht.
Ich nehme an, das soll ein Gag sein.

der wohl riechende Duft,
wohlriechend – bei ‚Duft‘ unnötig, sonst wär‘s kein Duft.

Im Folgenden lässt Du der Fantasie die Zügel ziemlich locker; mich beschleicht das Gefühl, etwas zu lesen, was der Autor mehr zu seiner Freude als zur Freude des Lesers geschrieben hat.
Mir ist das zu willkürlich, manches im wahrsten Sinne des Wortes ‚an den Haaren herbeigezogen‘.
Dann hab ich das Ende erreicht und bin ganz bei Dir:

Was folgt als Nächstes?
Genau! Das kam mir beim Lesen wieder und wieder in den Sinn. Letztlich hatte ich den Eindruck, Du schriebest das alles aus der ‚la main‘ - wie‘s Dir gerade einfällt.

Schade. Du kannst schreiben, schon klar. Jetzt brauchte es nur noch einen gescheiten Plot. Aber das ist nicht ganz einfach.

Ich drücke die Daumen für‘s nächste Mal!
José

 

Hallo @josefelipe ,
schön, dass du meinen Text kommentierst. Allgemein möchte ich auf deine Kritik antworten, dass es sich gerade bei fantastischen Geschichten selten lohnt, aus neutraler Perspektive die Sinnhaftigkeit der Handlungen zu beurteilen. Deshalb schreibe ich mit Absicht stets aus der subjektiven Perspektive eines Charakters und verwende nur Wörter, die dieser auch denken würde.

‚Triefnass‘ bedeutet triefend nass, oder tropfnass. Der muss ja schwitzen wie ein Schwein – wie man so sagt. Trotzdem ist das unnötig überzogen.

Gerade in den letzten Tagen wache ich selbst manchmal in besagter Situation auf und denke nicht: Mist, die Matratze ist feucht, sondern würde am liebsten das gesamte Bett über der Badewanne auswringen.

Was denn für eine Dämpfung? Das sagt mir nichts.

Ja, Dämpfung war eher die Notlösung. Gemeint ist hier die zusätzliche wärmende und atemblockierende Wirkung des Kissens. Werde mir mal was anderes überlegen.

Landschaftsbild ohne Landschaft? Norden, Westen – wozu?

Soll zeigen, dass von keinem Punkt irgendein Teil der Insel sichtbar wäre, also eine sehr kleine Insel, auf der sich trotzdem ein Parkplatz befindet. Die Himmelsrichtungen sind eine weitere Anspielung auf die hawaiianischen Gottheiten. Ich persönlich mag es, wenn ich nach dem Lesen einer Geschichte bisschen was zum Hintergrund googlen kann und damit kommen wir zu deinem eigentlichen Kritikpunkt:

mich beschleicht das Gefühl, etwas zu lesen, was der Autor mehr zu seiner Freude als zur Freude des Lesers geschrieben hat.

Wäre es andersherum besser? Muss ich mich auf eine bestimmte Zielgruppe festlegen? Ehrlich gesagt habe ich keine Stammleserschaft, die ich vergraulen könnte. Also lasse ich die Zügel locker und schau was passiert. Der Plot ist da, nur eben nicht offensichtlich.

Ja, deinen letzten Kommentar finde ich zu hart, aber insgesamt hast du mir sehr weitergeholfen.

Viele Grüße,
Jonathan

 

Moin Rappi,

besonders viel passiert nicht in deiner Kurzgeschichte, es ist eher eine Art Fiebertraum, womöglich bekommt deinem Prot die Hitze nicht und er schläft schlecht und träumt von dieser Frau. Das ist so meine Deutung.

Dir gelingt es schon, Stimmung aufzubauen. Die Begegnung hat was Mystisches, auch was Magisches, also das hat mit schon gefallen. Aber du verlierst dich dann im Philosophischen, du schwafelst da ein bisschen.

Im Rausch ist mir Respekt ein Fremdwort und so tobe ich im Sturm. Der Körper ist nur das eine. Über die Liebe hat keiner Kontrolle, sie reißt uns in ein Höllenfeuer und nur wenige können mit den Aufwinden segeln. Knochen sind biegsam und Kratzer heilen. Doch mit dem Siegeszug des Lebens hat der Tod am meisten gewonnen. Warum darf man also die wenige Zeit nicht genießen? Weil das wertvollste Geschenk zur größten Verantwortung verpflichtet.

Was? Da bin ich gedanklich ausgestiegen, das ist mir zu allgemein, da folgt Schlagwort auf Schlagwort und da ist wenig Konkretes. Du könntest das genauer auf den Prot zuschneiden, auf seine Wünsche und Gedanken eingehen. Er stellt sich ja die Frage, ob ihn wer vermisst, und ich würde gerne wissen, warum? Warum braucht er Urlaub von sich selbst? Darauf würde ich näher eingehen und das rausarbeiten, seinen ganz persönlichen Konflikt zeigen, da würde die Geschichte von profitieren.

Sprachlich ist das solide, ein paar Ungenauigkeiten gibt es zwar, @AWM hat da schon eine Menge zu gesagt, aber im Großen und Ganzen ließ sich deine Story gut lesen. Schreiben kannst du, nur fehlt es an einem handfesten Konflikt. Das würde deinem Protagonisten auch ein Gesicht geben, ihn greifbarer machen.

Ich wünsche dir noch einen schönen Samstag und hoffe, ich konnte dir weiterhelfen

 

Hallo @Rappi

Ich glaube wir hatten hier noch nicht das Vergnügen, daher nochmal nachgelegt: Herzlich Willkommen :)

Zum Text kann ich mich gut @AWM und @Steppenläufer anschließen. Habe aber ergänzende Anmerkungen:

„Adler oder Panda?“, fragt mich der Junge hinter dem Empfang.
Also ich fand die Frage witzig und gut! Zum einem wird mit "China, oder USA" der Context ja gleich erklärt und zum anderen setzt es den Leser ohne es zu benennen in den Pazifik, wahrscheinlich nach Hawaii. - fand ich super :)

Allerdings habe ich insgesamt Probleme mit dem Setting:

Von meinem Zimmer aus ist nur das Meer zu sehen. Was anderes habe ich auch nicht erwartet, auf einer Insel.
Naja - Normalerweise ist es auch bei Hotels auf Inseln so, dass man auf der einen Seite Meer und auf der anderen Seite eben die Insel sieht. Alles andere wäre eher Comic-Style.
(Ich gebe zu, ich war noch nie auf Hawaii, vielleicht gibts das ja wirklich)

„Ich möchte ein Zimmer bitte, für eine Nacht.“
Also wenn das wirklich sooo eine kleine Insel ist, dass da ein Hotel in der Mitte steht, wo man von jedem Zimmer das Meer sieht: Fährt man da hin und hat KEIN Zimmer vorbestellt? Vielleicht bin ich dafür "zu deutsch" :D

Als ich die Augen wieder öffne, verschwindet gerade der letzte rote Sonnenstrahl hinter dem Horizont. Das kann ich von meinem Zimmer aus natürlich nicht direkt sehen, doch der plötzliche Wechsel vom helllichten Tag in die Abenddämmerung ist deutlich erkennbar.
Ich persönlich finde so einen Sonnenuntergang nicht "plötzlich" - da Wort passt aus meiner Sicht in dem Zusammenhang nicht.

Ich hoffe, dass mir die Reinigung der Matratze nicht extra in Rechnung gestellt wird.
Ist das wegen dem Schweiß? Oder ist das die Pointe des Textes: Auf Hawaii kann man super feuchte Männerträume haben? :D

Als ich mich nach Sonnenaufgang völlig erledigt die Treppe hinunter schleppe, werde ich von dem Jungen mit Stirnrunzeln empfangen.
„Haben Sie gestern noch Besuch gehabt? Ich könnte schwören, ich habe Sie letzte Nacht reden gehört. Die anderen Zimmer habe ich alle kontrolliert, da hat sich niemand eingeschlichen.“
Das wirkte für mich auch etwas unglaubwürdig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da so ein Junge in diesen Breiten sich nachts sorgend "alle Zimmer" anschaut. Entweder lief im Gästezimmer ein Fernseher, oder er hat selbst Fernsehen geschaut. Aber bei der Auslastung wird er hinterm Tresen wahrscheinloch einfach pennen.

Ich hätte mehr T-Shirts einpacken sollen. Der Verschleiß ist in diesen Breiten einfach nicht zu glauben.
Auch der Gedanke passt für mich nicht zu jemanden, der (wie oben) ohne große Vorplanung auf eine kleine Insel schippert. Der wird sich einfach das T-Shirt irgendwo abspülen und weiter gehts.

Soweit meine Gedanken dazu.
Vielleicht kannst Du damit was anfangen.

viele Grüße
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Hui das nimmt ja richtig Fahrt auf, bitte entschuldigt meine späte Antwort.

@AWM , schade dass der Text dir nicht gefällt, hab mich aber über deine Antwort sehr gefreut. Deine Anmerkungen haben mich nachdenklich gemacht und ich bin noch nicht sicher, wie viel ich an der Geschichte noch arbeiten werde, zumal der Plot zugegebenermaßen recht übersichtlich ist.

Das Bild ist Quatsch. Ein Surfer tanzt nicht auf einer Jahrhundertwelle, sondern surft darauf. Und wie man das auf ihre Lippen und einen Wassertropfen übertragen kann, erschließt sich mir nicht.

Na ja, der Tropfen bleibt an ihrem Mund haften, sie macht beim Sprechen mit den Lippen Wellenbewegungen, da darf man so einen Vergleich schonmal probieren. Inwieweit Wellenreiten mit Tanzen vergleichbar ist - keine Ahnung, aber es passte zur Location.

Dachte die Fensterläden sind zu?

Unbeabsichtigter Logikfehler :D Vielleicht mache ich es so, dass es von Anfang an eine stärkere Diskrepanz zwischen Tag und Nacht gibt, sodass die durchaus traumhaften Begegnungen besser herauskommen.

Hallo @Steppenläufer ,
du gehst mit deinem Deutungsansatz in die richtige Richtung, das gefällt mir ;) Wenn ich ein wenig Zeit habe, überarbeite ich die Geschichte nochmal. Es passiert mir häufiger, dass ich unbeabsichtigt abdrifte, wenn ich sehr schnell an einem Text schreibe.

Was? Da bin ich gedanklich ausgestiegen, das ist mir zu allgemein, da folgt Schlagwort auf Schlagwort und da ist wenig Konkretes. Du könntest das genauer auf den Prot zuschneiden, auf seine Wünsche und Gedanken eingehen. Er stellt sich ja die Frage, ob ihn wer vermisst, und ich würde gerne wissen, warum? Warum braucht er Urlaub von sich selbst? Darauf würde ich näher eingehen und das rausarbeiten, seinen ganz persönlichen Konflikt zeigen, da würde die Geschichte von profitieren.

Danke für den Hinweis. Den ewigen inneren Konflikt in der Kurzprosa sehe ich zwar kritisch, aber ich werde mich um mehr konkreten Input bemühen. Dem Prot ein Gesicht geben will ich vorerst nicht, was spielen Geschlecht, Herkunft etc. für eine Rolle, wenn er im Grunde jeden Menschen repräsentiert.

So, @pantoholli ,
ich war lange nicht mehr hier, deshalb kommt es auch mir so vor, als hätte ich auf einem frischen Account gestartet ;)

Also ich fand die Frage witzig und gut! Zum einem wird mit "China, oder USA" der Context ja gleich erklärt und zum anderen setzt es den Leser ohne es zu benennen in den Pazifik, wahrscheinlich nach Hawaii. - fand ich super :)

Danke. Es fällt mir immer schwer einzuschätzen, welche Bilder bei anderen ankommen und welche nicht (ich persönlich fand ja den Surfer weitaus besser). Und ja, auf den Pazifik wollte ich hinaus. Hawaii als Ortangabe wäre auch noch in Ordnung, aber gemeint war der endlose, gewaltige, ambivalente Teich, der fast ein Drittel unseres Planeten bedeckt.

Ich persönlich finde so einen Sonnenuntergang nicht "plötzlich" - da Wort passt aus meiner Sicht in dem Zusammenhang nicht.

Der Sonnenuntergang an sich nicht, dafür der Moment, der genau zwischen Tag und Dämmerung liegt. Man soll in dieser Sekunde ja am Horizont ein grünes Flackern wahrnehmen - ein tatsächlich magischer Moment, der bei unbewölktem Himmel auch ohne direkten Blick auf die Sonne wahrnehmbar ist.

Ist das wegen dem Schweiß? Oder ist das die Pointe des Textes: Auf Hawaii kann man super feuchte Männerträume haben? :D

Na na na, zuerst wollte ich Erotik gar nicht als Tag nehmen, da es wie schon gesagt nicht um Geschlechterrollen oder Sexualität geht, sondern um das ursprüngliche menschliche Verlangen nach Hingabe und Sünde. Ok, genug geschwafelt :D

Ich kann mir nicht vorstellen, dass da so ein Junge in diesen Breiten sich nachts sorgend "alle Zimmer" anschaut. Entweder lief im Gästezimmer ein Fernseher, oder er hat selbst Fernsehen geschaut. Aber bei der Auslastung wird er hinterm Tresen wahrscheinloch einfach pennen.

Jemand mit dem Namen Kanaloa ist kein normaler Junge. Nur weil er von recht unscheinbarem Auftreten ist und keine Hauptrolle in der Handlung ausfüllt, heißt es nicht, dass er da zufällig mit seinem Gesichtsvisier steht und sich, allein mit einem Fremden im Hotel, keine Gedanken macht... (Wenn ich jetzt noch weiterschreibe habt ihr morgen die nächste Geschichte.)

Ich danke euch dreien für eure Zeit und Mühen. Es freut mich immer wieder, wenn unverhofft ein paar Leute mehr meine Texte lesen :)

In diesem Sinne euch einen guten (verspäteten) Start in die Woche.
Jonathan

 

Hola @Rappi,

ich lese Deine Antwort auf die letzten Komms, unter anderem:

Rappi schrieb:
(Wenn ich jetzt noch weiterschreibe habt ihr morgen die nächste Geschichte.)
oder:
Rappi schrieb:
Es passiert mir häufiger, dass ich unbeabsichtigt abdrifte, wenn ich sehr schnell an einem Text schreibe.
Dazu fällt mir ein, was ich Dir ‚unterstellt‘ habe:
José schrieb:
Letztlich hatte ich den Eindruck, Du schriebest … ... wie‘s Dir gerade einfällt.

In Deinem Profil steht:
Meine Geschichten stoßen oft auf Unverständnis, gleichzeitig sagen mir alle, ich hätte Talent. Das will ich genauer wissen.
Da kann ich nur für mich sprechen, aber so kompliziert ist die Sache keineswegs.
Lies mal das Fette. Du sagst sinngemäß, Du schreibst Holterdipolter …, wunderst Dich aber, dass es bei der Rückmeldung knirscht.

Ich fände das fast ein bisschen bescheuert, hier darzulegen zu müssen, dass ohne Grundidee, ohne roten Faden zu schreiben schlichtweg ins Chaos führen muss. Erst tanken, dann fahren, Monsieur!

Würdest Du diese Reihenfolge einhalten, dann den fertig erscheinenden Text noch und nochmals überarbeiten, auch möglicher Logikfehler wegen, dann hätte es abrupt ein Ende mit dem Unverständnis.
Ich hatte in meinem Komm unerwähnt gelassen, dass ich auch mit dem Titel ‚Nackt‘ und dem tag ‚Erotik‘ nichts anzufangen wusste. Warum der Prota unbedingt „ohne“ herumspaziert, hat sich mir nicht erschlossen – alles Haken, die Du bei gründlicher(er) Überarbeitung gegenstandslos machen könntest. Na ja, das nur mal am Rande. Schnell/spontan und gut schreiben können nur wenige.
Ich gehöre leider auch nicht dazu.
José

 

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