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Copywrite Nesnah

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02.09.2015
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Nesnah

Es war nie still. Tag und Nacht bohrten sich die Maschinen in den Fels. Aber nicht der Abbau des Eisenerzes raubte Artep den Schlaf, sondern der knurrende Magen ihrer Zwillingsschwester.

Artep presste die Lippen zusammen. Sie hatte es Oma versprochen. In der Nacht, in der die Ratten zum ersten Mal in ihr Nest gekommen waren.
Ihre kleine Familie war aufgescheucht zum zweiten Ausgang gerannt, aber Oma war schon zu alt für die Flucht. Sie kauerte sich auf den Boden, die knöchrigen Finger gruben sich in Arteps Haut. »Pass auf deine Schwester auf. Sie ist schwach und krank. Sie braucht deine Hilfe. Versprich es mir.«
Artep hatte geschrien, an der Oma gezogen, aber sie war nicht von der Stelle zu bewegen. Schließlich hatte sie das Versprechen abgegeben. Aber die Erinnerung brannte in ihr: Die knochigen Hände, die sich lösten. Brüllende Ratten und Oma, die mit letzter Kraft ein Schlaflied sang.

Mit kalten Händen tastete Artep über den schroffen Boden. In Gruppen umherfliegende Glühkäferchen glimmten in der Nacht. Endlich bekam sie den aus alten Tüchern geknoteten Beutel zu fassen. Stoff war in den Eisenerzhöhlen ein rar gesätes Gut. Aber Artep war eine Sammlerin. Sie fand nicht nur alte Säcke, die zu mürbe für den Transport des Eisenerzes waren, sondern in den Mulmhöhlen auch stets die größten Würmer, Maden und Käfer. Sie zog den Beutel auf. Etwas Kühles ringelte sich um ihren Zeigefinger. »Hier, iss noch etwas!« Sie schob der halbschlafenden Schwester das Tier in den Mund.
Ein leises Kauen, Schlucken und Stöhnen drang an Arteps Ohr. Ydnam atmete schwer. Oma hatte etwas von Epilepsie gesagt. Eine Krankheit, die nur Homo sapiens befiel, die aussterbende Art in diesem Universum. Homo sapiens wurden krank, taugten allein für die Arbeit in den Höhlen der Homo universalis und ernährten sich von dem, was zu finden war: Die Chicks von Insekten und die Ratten von …

»Meinst du, sie kommen wieder heute Nacht?« Die Stimme von Ydnam klang heiser.
Artep versuchte nicht zu laut zu sein. »Sie holen sich jemand Kräftigeren. Ganz sicher.« Sie konnte die Schwester nicht belügen. Seitdem die Ratten ihr Nest gefunden hatten, kamen sie immer wieder und schnappten sich so viele Chicks, wie sie brauchten. Die abgenagten Knochen lagen dann einige Tage später in den hinteren Tunneln herum.
»Oma war auch nicht kräftig.« Die Stimme Ydnams klang resigniert. »Weißt du noch, wie sie uns von Nesnah erzählte?«
»Nesnah ist eine Mär. Das gibt es nicht.« Eine Welt außerhalb der Höhlen, in der Homo sapiens frei lebten und immer genug zu essen hatten, nicht die qualvollen Arbeiten im Erzabbau verrichten mussten.
Diese Geschichten dienten doch nur dazu, Hoffnung vorzugaukeln. In den Höhlen gab es nur noch Chicks, die Androiden der Homo universalis, die sie überwachten, und die Ratten.
»Oma wusste so viel. Ich vermisse sie. Die Sonne, von der sie erzählte, ich glaube, das sind Tausende von Glühkäferchen auf einem Haufen und um sie herum ist alles blau«, sagte Ydnam.
Vermissen. Das Gefühl kannte Artep zu gut und da war noch ein anderes Gefühl, ein Gedanke, den sie nicht verdrängen konnte. Sie hätte Oma retten sollen und nicht Ydnam, die ihr nur Sorgen machte und für die sie die Verantwortung tragen musste.
Artep griff nach der Hand der Zwillingsschwester, welche wieder ruhig atmete. Dann knarrte es, Stimmen waren zu hören. Es trampelte in den Gängen. Schreie! Ratten!
»Du darfst jetzt nicht einschlafen.« Sie rüttelte an Ydnams Schulter. »Wach sofort auf! Sie kommen.«
Es wurde unruhig im Nest. Auch die anderen Chicks hörten die Gefahr. Überall flüsterte und zischte es: »Komm, komm!«, »Schnell, schnell!«, »Ratten!«
»Wir müssen uns beeilen. Wir dürfen nicht die Letzten am Loch sein.« Artep packte die schlaftrunkene Ydnam am Arm. Sie stöhnte auf, ließ sich aber torkelnd Richtung des zweiten Nestausgangs zerren.
Das Getrampel hinter ihnen wurde lauter. Jemand stieß Artep zur Seite. Hastete an ihnen vorbei. Die Glühkäferchen zickzackten durch die Dunkelheit. Blitzten hier und da auf, ließen den Weg nur erahnen, den Artep mit geschlossenen Augen kannte.
An dem engen Loch zur Mulmhöhle drängten sich die Chicks. Mit Ellenbogen und Fäusten versuchte Artep sich vorzudrängen; Ydnam stieß sie mittlerweile vor sich her. Sie hörte die ersten Chicks im Nest laut aufschreien. Schädelknochen barsten unter den Keulen der Ratten.
»Schnell!«, rief sie Ydnam zu, als sich das Loch vor ihnen zeigte. Sie gab der Schwester einen Stoß, bevor sie sich selbst in den gegrabenen Gang presste. »Jetzt mach schon!«

Schließlich plumpste sie hinter Ydnam einen halben Meter in die Tiefe und landete auf weiches Moos. Mit einer geschickten Bewegung rollte Artep sich und Ydnam über den Boden, weg von dem Loch, aus dem der nächste Chick stürzte.
Es roch feucht und lebendig. Überall knisterte es. Ein dicker Käfer flog sie an. Mit einer geschickten Bewegung fing Artep ihn und stopfte sich das Tier in den Mund. Die Panzerung zerbrach knackend zwischen den Zähnen, der Geschmack von süßlichem Fleisch machte sich auf der Zunge breit.
Ydnams Gesicht wirkte im Schein der Glühkäferchen blasser als sonst. »Sind sie weg? Sie kommen nicht hinter uns her, nicht wahr? Sag, dass sie weg sind.« Tränen flossen der Schwester über das Gesicht.
»Die Ratten sind zu groß für das Loch.« Sie wusste nicht, ob das stimmte, aber sie fürchtete, Ydnam könnte einen neuen Anfall kriegen, wenn sie sich aufregte.

Ein lauter Schrei ließ die Zwillingsschwestern zusammenzucken. Es war die alte Atreb, die am Ausgang der Mulmhöhle in Richtung des Seilzugs zu den Tunneln stand. Und ehe die beiden begriffen, was geschah, stürmte eine Horde halb nackter Gestalten mit Beuteln und Keulen in die Höhle.
»Ratten!«, entfuhr es Ydnam. »Sie sind überall. Wir werden sterben.«
Fassungslos sahen die beiden zu, wie drei Ratten die schreiende Atreb packten, sie mit Händen und Füßen an einen Eisenstab banden und sie verschleppten.
Derweilen krochen weitere Angreifer durch den Zugang zum Nest.
Entsetzt blickte Ydnam nach oben. »Du hast gesagt, sie kämen nicht durch das enge Loch.«
Artep sah sich hektisch um. Hier irgendwo unter dem Moos hatte sie kürzlich ein überwuchertes Rohr gefunden, fast wäre sie hineingestürzt. »Komm«, flüsterte sie. »Wir müssen uns verstecken, so gut es geht.«
Die Chicks rannten wild durcheinander auf der hoffnungslosen Flucht vor den Ratten, die mit Keulen und Netzen nach ihnen jagten.
»Hier entlang. Bleib bloß am Boden.« Artep zog Ydnam hinter einen verrotteten Baumstumpf, auf dem Pilze und Käfer zur Nahrung gezüchtet wurden. Dann wies sie die Schwester mit einer Handbewegung an, mit ihr in die hintere Ecke der Mulmhöhle zu kriechen. Ihre Hände tasteten über das feuchte Moos. Hier irgendwo musste es sein. Sie klopfte leise den überwucherten Boden ab.
»Was suchst du?« Ydnams Stimme zitterte. Um sie herum war es laut. Immer mehr Chicks wurden Opfer des Angriffs der Ratten. Gefesselt lagen sie auf dem Boden, wimmerten und schrien. Zwischen all dem toten Holz hatten sie die Schwestern noch nicht entdeckt, aber es war eine Frage der Zeit.
»Ich …« Artep griff ins Leere. »Hier ist es.« Sie schob das Moos weg und legte das Rohr frei. Ein modriger Duft strömte ihnen entgegen. Spinnweben klebten überall. Würmer und Käfer krochen Arteps Arm hoch.
»Da rein?«, fragte Ydnam und schüttelte den Kopf.
»Ja. Und steck dir noch ein paar von den Würmern in die Taschen.« Artep strich das Getier vom Arm und warf es in Ydnams Beutel.
Widerwillig kroch die Schwester in das Rohr, das vertikal in die Erde ging. Sie passte so eben rein. Hoffentlich bekommt sie keinen Anfall, dachte Artep, versetzte Ydnam einen Stoß, die einen erstickten Schrei von sich gab.
Gerade als sie der Schwester folgen wollte, raschelte es neben ihr. Vor ihr stand eine Ratte. Für einen Moment starrten sich beide an. Unter der Gesichtsbemalung meinte Artep, das Gesicht eines Jungen zu erkennen. »Verschwinde«, zischte sie.

Der Junge fletschte die Zähne. »Ganz sicher nicht, Chick!«
Artep tastete nach einem Stein, umgriff ihn mit der Hand und schleuderte ihn mit aller Kraft gegen die Ratte. Für einen Moment sackte der Junge zusammen. Artep nutzte die Ablenkung und quetschte sich in das Rohr. Zunächst war es schwer, aber dann gewann sie an Fahrt wie das Eisenerz auf der Rutsche zur Fertigung.
»Du entkommst uns nicht, Chick!«, hörte sie den Jungen schreien. Aber seine Stimme wurde leiser.

Ein wenig Angst überkam Artep, wohin sie das Rohr bringen würde. Sie wollte nach Ydnam rufen, doch fürchtete, die Ratten könnten sie hören, dem Jungen zur Hilfe kommen.

Mit einem Ruck stoppte die Rutschfahrt. Das Rohr war entscheidend enger geworden. Artep stöhnte, als sie merkte, dass sie feststeckte. Ydnam war so mager, dass sie durchgerutscht sein musste. Artep biss die Zähne zusammen und quetschte sich mit aller Gewalt weiter durch das Rohr nach unten. Die Enge schnürte ihr die Luft ab. Sie kam kaum noch voran, als sie ein Geräusch hinter sich hörte, dazu ein Fluchen. Es musste der Rattenjunge sein. Offenbar steckte auch er fest.

Plötzlich zogen sie Hände an den Beinen nach unten. Artep drückte sich weiter runter und landete schließlich mit einem Plopp hart auf einem Haufen Steine. Vor ihr lag Ydnam völlig außer Atem. Sie lachte. »Wir haben es geschafft, nicht? Ich dachte schon, ich kriege dich fettes Chick da nicht raus.«
Artep versuchte sich zu sammeln. »Wo sind wir hier?« Sie blinzelte. Etwas war hier anders, ihre Augen schmerzten. Sie mussten tief unter der Erde sein, aber von irgendwoher drang ein helles Licht zu ihnen durch.
Ydnam zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es Nesnah.« Sie schaute mit zusammengekniffenen Augen nach oben, direkt ins Licht. »Siehst du das Blau dort? Das muss die Oberfläche sein. Und das Licht, der Glühkäferchenball, die Sonne! Der Ort, von dem Oma immer sprach.«
Arteps Blick folgte dem der Schwester. Sie waren in einer rundlichen Höhle. Anstatt einer Decke jedoch war weit über ihnen eine Öffnung, durch welche die Helligkeit kam. Tatsächlich konnte man etwas Blaues sehen mit weißen Nebelschwaden, wie jene, die sie aus den Fertigungsmaschinen kannte. Artep hielt sich die Hand mit leicht gespreizten Fingern vor die Augen, die zu tränen begannen. Was immer es war, es war zu weit oben. Die glatten Höhlenwände würden sie nicht hinaufkommen. »Nesnah gibt es nicht.« Mit einer abwehrenden Bewegung rappelte sich Artep auf. »Das war doch nur so eine Geschichte von Oma.«
Das Gesicht der Schwester verzog sich. Artep schaute sich um. Der Raum, in dem sie standen, war klein. Nirgendwo war ein anderer Ausgang ersichtlich, als das Rohr und dieses unheimliche Loch über ihnen. Wie bloß sollten sie …?

Es rumpelte. In Artep spannte sich jeder Muskel an. »Diese Ratte muss mir gefolgt sein. Ich habe jemanden hinter mir gehört.«
Ein Fluchen drang zu den Schwestern durch. »Scheiße, holt mich hier raus. Verdammt!«
Artep runzelte die Stirn. »Verrecke, Ratte!«
»Verfluchtes Chicken-Pack!« Die Stimme aus dem Rohr klang wirklich wie die eines normalen Jungen. Aber er war eine Ratte, der Fressfeind.
Ydnam wurde zittrig. Artep hielt die Schwester an der Hand. Diese fing an zu schluchzen. »Sie haben Oma getötet, Atreb und die anderen verschleppt.«
Ein Stöhnen kam aus dem Rohr. »Ich habe ganz sicher niemanden getötet. Das machen nur die Jäger. Jetzt helft mir hier raus.«
»Aber du hast sie gegessen!«, rief Ydnam, deren Hand eiskalt wurde.
»Vielleicht.« Die Stimme des Rattenjungen wurde schwach.
»Es gibt ein Problem«, flüsterte Artep. »Er verstopft das Rohr und es ist unsere einzige Möglichkeit, aus dieser Höhle zu kommen. Wir müssen ihm helfen.«
»Nein, ist es nicht.« Ydnam schaute wieder nach oben. »Wir klettern da hoch.«
»Das schaffen wir nicht. Das schaffst du nicht«, sagte Artep. »Das Rohr ist zwar steil, aber es ist auch glatt. Notfalls ziehe ich dich einfach hinter mir her, aber da hoch … und wer weiß, was uns oben erwartet.«
»Ich gehe nicht dahin zurück.« Ydnam verschränkte ihre Arme und setzte sich auf einen Stein. »Früher oder später werden wir dort sterben. Entweder, weil wir bei der Arbeit zusammenbrechen oder die Ratten uns fressen. Nesnah …«
»Hey!« Es klopfte aus dem Rohr. »Macht schon, ich kriege hier drin keine Luft.«
Das Rohr ist die einzige Möglichkeit, dachte Artep. »Okay, wir helfen dir da raus, wenn du uns ziehen lässt.«
Ydnam gab ein Seufzen von sich. »Du willst doch nicht einer Ratte vertrauen?«

Artep biss sich auf die Lippen. Mit diesem Jungen würde sie schon fertig werden. Dann griff sie in das Rohr, tastete nach der Ratte und zog sie an den Fußgelenken mit einem Ruck heraus. Von einem Schreien begleitet, landeten sie beide unsanft auf dem Steinhaufen.
»Verdammt, sei ruhig. Du machst die anderen auf uns aufmerksam.« Artep wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Du hast versprochen, uns nicht zu verraten.«
Der Junge stöhnte, nickte aber schließlich. Seine Gesichtsbemalung war verwischt. Er schaute sich um, während er seinen Arm rieb. Blut tropfte auf die Steine. »Wo sind wir?«
»Ich denke, es ist der Weg nach Nesnah«, sagte Ydnam. In ihren Augen leuchtete etwas auf.
»Nes… was?« Der Junge rieb sich die Augen.
»So eine Mär unserer Oma über Homo sapiens, die es schafften, den Höhlen und der Sklaverei zu entkommen, um an der Oberfläche frei zu leben.«
»Nie von gehört.« Mit einem Satz richtete der Junge sich auf. »Ich bin Speed. Und – danke.«
Artep beäugte ihn misstrauisch. »Artep, und das ist meine Schwester Ydnam. Sie ist krank. Du wirst mir helfen, sie das Rohr hochzuziehen.« Sie sah Speed auffordernd an.
Er lachte auf. »Da wieder hoch? Ich glaube nicht, dass ich noch einmal durch das Rohr passe. Und ehrlich gesagt, du siehst auch nicht so aus, als würdest du da durchflutschen. Außerdem: Es ist steil und glatt. Nein, – wir müssen da hoch!« Er zeigte nach oben, woher das Licht kam.
»Das sage ich doch.« Ydnam umgab ein Strahlen. »Nesnah wartet auf uns, Artep. Du weißt doch, was Oma erzählte, dass es dort genug zu Essen gibt, die Androiden uns dort nicht finden können. Wir keine Angst mehr haben müssen vor den Ratten.«
»Und wie sollen wir da hochkommen?« Artep verschränkte die Arme.
»Klettern«, sagte Speed. In seiner Stimme lag etwas Entschlossenes. »Aber vorher sollten wir uns stärken.« Er setzte sich auf einen der Steine.

»Vielleicht hast du recht.« Artep packte einen Wurm aus ihrem Stoffbeutel und reichte ihn Speed. Sie könnten es wenigstens versuchen. Bloß um zu scheitern. Dann würde Ydnam schon sehen, dass das Rohr der einzige Weg raus war. Wenn dieser Junge unbedingt hochklettern wollte, dann sollte er doch auf halber Strecke abstürzen. Ydnam hätte ohnehin nicht die Kraft, weiter als zwei Meter hochzukommen.
Der Junge machte ein angeekeltes Gesicht. »Eure Würmer pickt einmal schön alleine. Ich habe etwas Besseres.« Er kramte aus seinem Beutel grüne Kügelchen hervor, steckte sich eine in den Mund und machte Kaubewegungen. »Hier probiert einmal.«
Artep und Ydnam waren näher gekommen.
»Was ist das?«, fragte die Schwester mit großen Augen. Artep hielt einen Arm vor sie.
»Erbsen.« Speed lachte. »Ganz harmlos. Aber sie werden euch Kraft fürs Klettern geben. Sie wachsen da, wo ich herkomme.«
»Und wo ist das?«, wollte Artep wissen. Ihr Blick verfinsterte sich. Aber trotzdem war sie neugierig und der Junge aß davon.
»Oh, weit weg von den Nestern.« Speed hielt ihnen einige der Erbsen hin, während er sich eine zweite in den Mund steckte.

Artep beäugte ihn kritisch, aber sie hatte Hunger und griff nach einer. Etwas Abwechslung zur Käferkost konnte nicht schaden. Die Erbse fühlte sich glatt an. Ganz anders als alles andere, was sie bisher gegessen hatte. Sie steckte sie sich in den Mund. Lutschte daran. Sie schmeckte nach nichts. Dann biss sie drauf. Die Erbse zerkrümelte, schmeckte leicht bitter.
Nun nahm auch Ydnam eine. Sie zitterte, aber schob sie sich zwischen die Lippen, während sie nach oben blickte, als würde sie träumen. Artep sah, wie die Wangen der Schwester rosiger wurden.

Gleichzeitig fühlte sie sich auf einmal ganz leicht, als könnte sie fliegen. Sie sah, wie Speed zur Felsenwand ging und ein Stück weit hochkletterte. Er winkte ihnen zu. »Kommt, kommt!«
Artep nahm Ydnam bei der Hand und zog sie hinter sich her. Sie berührte den Fels, der weich wie Schaumstoff wurde. Es war viel einfacher nach oben zu klettern, als sie gedacht hatte. Ydnam folgte ihr, überholte sie auf halber Strecke. Dem Licht entgegen. Umso näher sie der Öffnung kamen, desto heller wurde es. Erst jetzt sah sie, dass grüne Gewächse sich an dessen Rand hinab schlängelten. Es duftete frisch und kribbelte in der Nase. Speed war bereits oben, hielt ihr die Hand entgegen. Wärme schoss durch ihren Körper. Die Sonne! Nesnah!

Speed spuckte die grünen Kugeln auf den Boden. Er nahm aus seinem Beutel den Kommunikator. »Speed hier. Ich bin in Schacht Sieben. Holt mich hier ab. Ah, und bringt Seile und Netze mit. Ich habe zwei betäubte Chicks hier, die müssen wir raufziehen.« Er lachte. »Ja, das gibt heute ein leckeres Mae-Chutney.«

 
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Puh, doch noch halbwegs heute geschafft. Ich hoffe, es sind nicht zu viele Patzer drin. Also mein Text ist angelehnt an @Chutney Chicks on Speed. Eigentlich sollte es horrorlastiger werden, aber das ist nicht so ganz gelungen, weshalb ich den Tag einmal weggelassen habe. Sorry noch einmal für die Verspätung. Manchmal kommt einem zu viel Leben dazwischen.

Und ein spezielles Danke an @Fliege für die Wortkreation. Es ist ein ganz besonderes Gericht geworden :D.

 

Liebe @Maedy,
ui, da hast du meine harmlosen Chicks ja einmal in tiefschwarze Farbe getaucht. :sconf: Ich habe echt mitgefiebert. Was mir sehr gut gefällt, ist die düstere Atmosphäre und die Art, wie du Elemente aus der Ursprungsgeschichte aufgegriffen hast. In dieser Welt haben die Chicks keine Chance. Die Ratten sind richtig böse, das Leben ist die Hölle, die Hoffnung zerbrechlich und vergeblich.
Was mir etwas Kopfzerbrechen bereitet hat, war die Frage, wer diese Chicks und die Ratten denn nun sind. Es sind beides Menschen, oder? Und die Homo Universalis lassen sie unter der Erde schuften, haben aber selber den Planeten längst verlassen? Und die Chicks und die Ratten werden von Androiden beaufsichtigt? Also eigentlich alles vollkommen sinnlos, während es oberhalb der Höhlen durchaus noch ein Leben gibt. Das ist ja ein Thema, welches auch in meiner Geschichte eine Rolle spielt, die andere Welt, eine mögliche Freiheit. Hier bekommt es fast etwas Religiöses mit Nesnah als Paradies.
Die Oma ist hier nur noch eine liebevolle Erinnerung, die Atreb hat hier gar keine Chance, echt grausig, wie es ihr ergeht. Ydam hat eigentlich recht, kann sich aber gegen die tatkräftige Artep nicht durchsetzen. Auch damit hast du etwas aufgegriffen.
Und die Idee, die Namen zu drehen ist auch hübsch.

Mit kalten Händen tastete Artep über den schroffen Boden. Das einzige Licht im Nest kam von dem Glimmen der Glühkäferchen, die in der Nacht in Gruppen umherflogen.
Schön mit den Glühkäferchen.
Sie fand nicht nur alte Säcke, die nicht mehr für den Transport des Eisenerzes taugten, sondern in den Mulmhöhlen auch stets die größten Würmer, Maden und Käfer.
Einmal "nicht" weglassen?
Etwas Kühles ringelte sich um ihren Zeigefinger. »Hier, iss noch etwas!« Sie schob der halbschlafenden Schwester das Tier in den Mund.
Muah, Ekelfaktor, auch schön aufgegriffen.I
Oma hatte etwas von Epivepie gesagt. Eine Krankheit, die nur Homo sapiens befiel. Sie waren für die Homo universalis der Abfall der Evolution. Sie wurden krank, taugten allein für die Arbeit in den Höhlen und ernährten sich von dem, was zu finden war. Dies war ihr Schicksal, dem sie nicht entkommen konnten.
Nur die Sapiens, die sich zu Ratten zusammengerottet hatten, jagten ihresgleichen in der Nacht.
Ich habe Epivepie gegoogelt und dann erschien deine Geschichte. :D
Seitdem die Ratten ihr Nest gefunden hatten, kamen sie immer wieder und schnappten sich einen Chick nach den anderen.
dem
»Nesnah ist eine Mär. Das gibt es nicht.« Eine Welt außerhalb der Höhlen, in der Homo sapiens frei lebten und immer genug zu essen hatten, nicht die qualvollen Arbeiten für die Homo universalis verrichten mussten, die den Planeten längst verlassen hatten?
Schön düster

Fassungslos sahen die beiden zu, wie drei Ratten die schreiende Atreb packten, sie mit Händen und Füßen an einen Eisenstab banden, um sie zu verschleppen.
:heul:
Vor ihr stand eine Ratte. Für einen Moment starrten sich beide an. Unter der Gesichtsbemalung meinte Artep das Gesicht eines Jungen zu erkennen. »Verschwinde«, zischte sie.
Hier erst habe ich angefangen zu verstehen, dass es beides Menschen sind, die sich "Ratten" und "Chicks" nennen. Also so eine Art Kannibalismus?
Ydnam war so mager, dass sie durchgerutscht sein muss.
musste
Ydnam zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es Nesnah.« Sie schaute mit zusammengekniffenen Augen nach oben, direkt ins Licht. »Siehst du das Blau dort? Das muss die Oberfläche sein. Der Ort, von dem Oma immer sprach.«
Schön, wie die Oma hier noch einmal ins Spiel kommt.
Das Rohr ist die einzige Möglichkeit, dachte Artep. »Okay, wir helfen dir da raus, wenn du uns ziehen lässt.«
Ydnam gab ein Seufzen von sich. »Du willst doch nicht einer Ratte vertrauen?«
Genau! Tu's nicht!
Mit diesen Jungen würde sie schon fertig werden.
Überschätzt sich selbst. Schön aufgegriffen. Aber die Strafe ist viel brutaler.
»Ich denke, es ist der weg nach Nesnah«
Weg.
Wir keine Angst mehr haben müssen vor den Ratten.
Wir werden ?
In seiner Stimme ist etwas Entschlossenes.
Gut gemacht, dass man ihm auch vertrauen möchte. Zu Beginn wirkt der Rattenjunge ja doch recht harmlos. Das Ende kommt wirklich überraschend.
»Uns wo ist das?
Und
Speed spuckte die grünen Kugeln auf den Boden. Er nahm aus seinem Beutel den Kommunikator. »Speed hier. Ich bin in Schacht Sieben. Holt mich hier ab. Ah, und bringt extra Seile und Netze mit. Ich habe zwei Chicks hier. Betäubt. Die müssen wir raufziehen.« Er lachte. »Ja, das gibt heute ein leckeres Mae-Chutney.«
Sehr gut gemacht, wie man sich schon mit den Chicks in Sicherheit wähnt. Wie der Drogentrip nur etwas vorgaukelt und sie trotzdem noch da unten sitzen, das ist schon sehr sehr bitter. In deiner Geschichte versuchen die Chicks sich auch zu helfen, bleiben aber Opfer und scheitern mit dem Ziel vor Augen. Man könnte sagen, dass die Geschichte an dem Punkt auch wirklich einen Tiefgang erfährt, denn ähnlich hoffnunglose Lebenssituationen gibt es ja durchaus bei den Homo Sapiens. Und Versuche zu flüchten enden auch oft mit dem Tod, während irgendwo die Homo universalis auf einem anderen Planeten sitzen und davon gar nichts mitbekommen (wollen).
Ich finde, das ist als Copywrite sehr gelungen. Vielen Dank dafür, Maedy. So schmeckt also Mae-Chutney. ;)

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @Rob F ,

vielen Dank schon einmal für den Kommentar. Zum Überarbeiten komme ich erst am Wochenende. Aber Du legst natürlich mit Deinem Eindruck den Finger in die Wunde. Vor allem mit der Satzstellung war ich bis zum Ende nicht zufrieden, da ich aber eh schon die Deadline verfehlt hatte, wollte ich den Text auch nicht noch länger zurückhalten. Und mit der heißen Nadel war er dann auch gestrickt. Die Zeit ist mir dann doch zu knapp geworden und ich habe eine anfänglich sehr viel komplexere Idee nicht auf’s Papier bekommen und überall gekürzt, deshalb sind da Andeutungen drinnen, die wohl nicht mehr ganz passen. Aber gut … ich schaue einmal, wie die Kritiken ausfallen und werde dann auch inhaltlich noch einmal kräftig überarbeiten.

Und natürlich kriegst Du dann auch noch einen ausführlichen Kommentar! Lieben Dank für Deinen engagierten Kommentar und die Fehlerlese; nehme ich mir sicher zu Herzen.

Liebe Grüße
Mae

 
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Hallo @Maedy ,

da hast du dir also Chutneys berühmte Hühnergeschichte vorgenommen. Nicht ganz leicht, das Hühnervolk so mit menschlichen Zügen auszustatten, dass es dennoch in seiner Gattung bleibt. darin besteht ja der Reiz.

Das Geräusch, das Artep den Schlaf raubte, kam jedoch nicht vom Abbau des Eisenerzes, sondern aus dem Magen der Zwillingsschwester.
Artep presste die Lippen zusammen. Sie hatte es Oma versprochen. In der Nacht, in der die Ratten zum ersten Mal in ihr Nest kamen.
Ihre kleine Familie war aufgescheucht zum zweiten Ausgang gerannt, doch Oma war schon zu alt für die Flucht. Sie kauerte sich auf den Boden, die knöchrigen Finger gruben sich in Arteps Haut.
Eine warme Träne lief in der Dunkelheit Arteps Wangen hinab.
Mit kalten Händen tastete Artep über den schroffen Boden.
Bis hierhin habe ich angenommen, es handle sich um Menschen, die sich in ein großes Nest gerettet haben.
Aber Artep war eine Sammlerin. Sie fand nicht nur alte Säcke, die nicht mehr für den Transport des Eisenerzes taugten, sondern in den Mulmhöhlen auch stets die größten Würmer, Maden und Käfer. Sie zog den Beutel auf. Etwas Kühles ringelte sich um ihren Zeigefinger. »Hier, iss noch etwas!« Sie schob der halbschlafenden Schwester das Tier in den Mund.
Es gibt in historischen Situationen, in denen sich Menschen Proteine gesucht haben, wo immer sie zu finden waren. Menschen sind Allesfresser. Und Maden als Proteinlieferanten sind im Kommen.
Oma hatte etwas von Epivepie gesagt. Eine Krankheit, die nur Homo sapiens befiel. Sie waren für die Homo universalis der Abfall der Evolution. Sie wurden krank, taugten allein für die Arbeit in den Höhlen und ernährten sich von dem, was zu finden war.
Es gibt also den Homo universalis, den Homo sapiens, Androiden , Ratten und Chicks
Nur die Sapiens, die sich zu Ratten zusammengerottet hatten, jagten ihresgleichen in der Nacht.
Ganz schön verwirrend, vor allem die Androiden, die nur einmal erwähnt werden. Oder ich hab was übersehen.
Eine Welt außerhalb der Höhlen, in der Homo sapiens frei lebten und immer genug zu essen hatten, nicht die qualvollen Arbeiten für die Homo universalis verrichten mussten, die den Planeten längst verlassen hatten? Diese Geschichten dienten doch nur dazu, eine nutzlose Hoffnung vorzugaukeln. Hier gab es nur noch sie, die Androiden, die sie überwachten, und die Ratten.


Das ist für Artep das Paradies? Und welche Aufgabe haben die Chicks in dieser Welt. Der Homo sapiens hat zu allen Zeiten gerne Eier und gegrilltes Hähnchen gegessen. Mir scheint, hier solltest du an der Logik feilen:teach:, oder doch eher ich?

An dem engen Loch zur Mulmhöhle drängten sich die Chicks. Mit Ellenbogen und Fäusten versuchte Artep sich vorzudrängen; Ydnam stieß sie mittlerweile vor sich her.
siehe oben.
Gleichzeitig fühlte sie sich auf einmal ganz leicht, als könne sie fliegen.
Na, da kommt doch die wahre Befreiung:xxlmad:. Andererseits können Hühner durchaus fliegen.
"Flattern auf und in die Höh', ach herjeh, herjemine!"
Speed spuckte die grünen Kugeln auf den Boden. Er nahm aus seinem Beutel den Kommunikator. »Speed hier. Ich bin in Schacht Sieben. Holt mich hier ab. Ah, und bringt extra Seile und Netze mit. Ich habe zwei Chicks hier. Betäubt. Die müssen wir raufziehen.« Er lachte. »Ja, das gibt heute ein leckeres Mae-Chutney.«
ganz schön zynisch ...

Liebe Maedy, mein Eindruck ist, dass du dich nicht so richtig zwischen SF, Fantasy und Horror entscheiden konntest. Die Geschichte gefällt mir ganz gut. Ich glaube, es genügen ein paar Schraubenumdrehungen, um Irritationen auszumerzen. Ich selber würde den Hühnern ihre tierische Physionomie lassen ...

wieselmaus

 
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Hallo Maedy,

ich kenne nur deine Version und habe keine Kommentare gelesen. Diese Fantasy-Science-Fiction-Story gefällt mir, ich fand sie spannend, hab sie in einem Rutsch gelesen. Abgesehen davon mag ich deinen Erzählstil generell, und das genreunabhängig. ;)
Ich bin keine Interpretations-Spezialistin für Fantastika, daher konzentriere ich mich auf Flusenlese.

Seitdem die Ratten ihr Nest gefunden hatten, kamen sie immer wieder und schnappten sich einen Chick nach den anderen.
Hier braucht es den Dativ.
Überall flüsterte und zischte es: »Komm, komm.«, »Schnell, schnell.«, »Ratten!«
Punkt oder Komma.
Diese stöhnte auf, ließ sich aber torkelnd Richtung des zweiten Nestausgangs zerren.
Mit "Diese" hab ich so meine Probleme. Würde "Sie" bevorzugen.
Sie hörte die ersten Chicks im Nest laut aufschreien. Schädelknochen barsteten unter den Keulen der Ratten.
barsten
Die Panzerung knackte zwischen den Zähnen auf und der Geschmack von süßlichem Fleisch machte sich auf der Zunge breit.
... zerbrach knackend zwischen den Zähnen ...
Ydnam Gesicht wirkte im Schein der Glühkäferchen blasser als sonst.
Ydnams
»So viel können sie doch gar nicht essen.«
Würde hier schreiben: So viele (Chicks) können sie ...
Sie hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken.
Ich denke, hier fehlt ein Komma nach Zeit.
Zwischen all dem toten Holz hatten sie die Schwestern noch nicht entdeckt, aber es wäre eine Frage der Zeit.
Warum Konjunktiv? ... es war nur eine Frage der Zeit.
Umgriff ihn mit der Hand und schleuderte ihn mit aller Kraft vor die Ratte.
Vor die Ratte? Warum nicht gegen die Ratte?
Zunächst war es schwer, aber dann bekam sie an Fahrt wie das Eisenerz auf der Rutsche zur Fertigung.
Vielleicht: ... nahm sie Fahrt auf, wie das ...
Ydnam war so mager, dass sie durchgerutscht sein muss.
musste
Sie kam kaum noch voran, als sie ein Geräusch hinter sich hörte und ein Fluchen.
Ist nur eine persönliche Stilfrage, ich würde bevorzugen: ... sich hörte, dazu ein Fluchen.
Vor ihr lag Ydnam, die völlig außer Atem lachte.
Vor ihr lag Ydnam, völlig außer Atem. Sie lachte.
Sie mussten tief unter der Erde sein, aber von irgendwoher drang ein sehr helles Licht zu ihnen durch.

Tatsächlich konnte man etwas Blaues sehen mit weißen Nebelschwaden, wie sie sie aus den Fertigungsmaschinen kannte.
... wie jene, die sie aus den ...
Mit diesen Jungen würde sie schon fertig werden.
Dativ
»Ich denke, es ist der weg nach Nesnah«, sagte Ydnam.
Weg
»Artep und das ist meine Schwester Yndam.
Artep, und das ...
Ydnam
»Das sage ich doch.« Ydnam umgibt ein Strahlen.
umgab ein Strahlen
»Klettern«, sagte Speed. In seiner Stimme ist etwas Entschlossenes.
... lag etwas Entschlossenes.
Besser: ... lag Entschlossenheit.
Artep packte einen Wurm aus ihrem Stoffbeutel und reichte ihn Speed herüber.
hinüber
Würde das letzte Wort überhaupt weglassen. ... reichte ihn Speed.


Gerne gelesen! :)

 

Aber Artep war eine Sammlerin.

Das Anthropozän,

liebe Ydeam,

wird wohl die kürzeste erdgeschichtliche Periode sein, auf dass die Schöpfung von Neuem beginnen muss oder die Erde sich ihrem kleinen Bruder (andere sehen darinnen unsere Schwester) Mond anpasst. In Grass’ „Rättin“ passen sich die Viecher der (Nach-)Apokalypse an und gründen eine neue „Zivilisation“, die hier wohl schon im Homo universalis die Krone der Schöpfung übernommen ist, ohne dass sich die Verhältnisse wesentlich geändert oder gar „verbessert“ hätten und das natürlichste Gesetz des „fressen oder gefressen werden“ ja eigentlich nix utopisches an sich hat.

Hier

Sie spürte noch heute, wie die knochigen Hände sie losließen, während das Gebrüll der Ratten immer lauter wurde.
Frag ich mich, ob nicht zwischen dem temporalen Adverb „heute“ und dem präteritalen Verb „spürte“ ein Widerspruch sich auftut. Das "heute" lässt aus dem "spürte" evtl. den Konj. irrealis werden. Besser: Mein Gefühl würde als „sie spürte immer noch …“ schlagartig enden!

Überall flüsterte und zischte es: »Komm, komm.«, »Schnell, schnell.«, »Ratten!«
Ist nicht zumindest der Imperativ „komm“ mehr als eine Aussage! Ich fordere Gleichbehandlung für den Imperatief gegenüber den Ratten!!!

Schädelknochen barsteten unter den Keulen der Ratten.
Ein adjektivistischer Superlatief!

»Vielleicht jagen sie auf Vorrat[?(.)]« Artep zuckte mit den Schultern.

Zwischen all dem toten Holz hatten sie die Schwestern noch nicht entdeckt, aber es wäre eine Frage der Zeit.
Warum der Konjunktiv irrealis, wenn doch alles nur eine Frage der Zeit ist?

Zunächst war es schwer, aber dann bekam sie an Fahrt wie das Eisenerz auf der Rutsche zur Fertigung.
Sicherlich nicht falsch, Fahrt zu bekommen – aber gebräuchlich ist für das gleiche Geschehen „gewinnen“

Ein wenig Angst überkam Artep, wohin sie das Rohr bringen würde
besser „wird“,
und besser hier
Ydnam war so mager, dass sie durchgerutscht sein muss.
„sein müsste/sollte/könnte …

Arteps Blick folgte demjenigen der Schwester.
Warum ein (Indefinit)Pronomen, wenn der schlichte Artikel reicht? „dem der Schwester“

Ein Fluchen drang zu den Schwestern durch. »Scheiße, holt mich hier raus. Verdammt.«
Artep runzelte die Stirn. »Verrecke, Ratte!«
Warum ist bei der Ratte der Imperativ nur eine Aussage wert und der Fluch nicht?

»Ich denke, es ist der weg nach Nesnah«, sagte Ydnam. I
Vor Jahr und Tag erzählte mir ein Ostafrikaner namens Wilfried (kein Scherz!), dass er das erste Schild, das er in Deutschland las, ein "Gehweg" ihm befahl [ge: wek] („Geh weg“)

Er zeigte nach oben, woher das Licht kam.
Nix falsch, aber vllt, etwas besser „wo das Licht her kam“

Sie wachsen da, – wo ich herkomme.«
„..., - ...„ Regieanweisung einer laaangen Atempause?

Was hier gelingt

Sie zitterte, aber schob sie sich zwischen die Lippen, während sie nach oben blickte, als würde sie träumen.
geht hier daneben
Gleichzeitig fühlte sie sich auf einmal ganz leicht, als könne sie fliegen.
besser Konjunktiv irrealis, „als könnte sie ...“

Gern gelesen von

ledierF

 

Hallo @Rob F , @Chutney , @wieselmaus , @Manuela K. , @Friedrichard ,

vielen Dank für Eure Kommentare. Vor allem machen Sie mir bewusst, wo noch das Teufelchen in meiner Geschichte versteckt ist. Offenbar ist die Hintergrundgeschichte nicht ganz klar. Das habe ich fast befürchtet. Ich hatte eine viel komplexere Geschichte im Kopf, die aus Zeitgründen eingedampft habe. Jetzt sehe ich zwei Möglichkeiten, zwischen denen ich mich momentan nicht entscheiden kann:

  • Deutlicher Ausbau der Geschichte, z. B. Szenen in der Eisenerzfertigung, bei denen auch die Androiden und Homo universalis eine Rolle spielen
  • Home universalis und Androiden komplett streichen und das Setting Ratten gegen Chicks einfach als gegeben darstellen

Vielleicht habt Ihr eine Meinung dazu. Unten in der Antwort zu @wieselmaus erläutere ich den Hintergrund, wie ich ihn ihm Kopf hatte, näher.

Mir ist übrigens erst im Nachgang aufgefallen, dass meine Geschichte ungewollt enorme Ähnlichkeiten mit "Der Zeitmaschine" bekommen hat. Dort sind es nur die Netten), die oberhalb leben und die menschenfressendes Morlocks sind unter der Erde.
Ich muss einmal überlegen, wie ich der Geschichte nun auch mehr Selbstständigkeit gebe. Vielleicht sollte ich sie doch noch etwas ausbauen? Für Meinungen bin ich sehr offen.

Und nun zu Euren Kommentaren!

Hallo @Rob F ,

nochmals vielen Dank für Deinen Kommentar:

»ich finde die Szenen grundsätzlich spannend geschrieben, bezogen auf das Science Fiction-Setting ist mir die Geschichte jedoch zu oberflächlich.«

Ja, so wirklich bin ich damit auch nicht zufrieden. Ursprünglich sollte es so ein Science-Fiction-Horror wie »Alien« werden und das Setting fand auf einer Raumstation statt. Das passte dann nicht mehr und ich habe es auf einen Planeten verlegt. In meinen Gedanken nur vielleicht die Erde. Insofern ist es jetzt mehr Dystopie.

»Es wirkt halt auf mich ein wenig wie mit der heißen Nadel gestrickt, hauptsächlich eine Flucht-Situation und das ein oder andere Allgemeinerklärende eingestreut.«

Erwischt. Ja, die Gewichtung von Fluchthandlung und Tell waren eines der Probleme bis zum Schluss.

»Ich fand es soweit unterhaltsam zu lesen, aber so richtig mitgenommen hat es mich leider nicht. Zugegeben aber ein überraschendes Ende!«

Das beruhigt mich ja.

»Sehr schön zweideutig! «

Haha, das war gar keine Absicht.

»Also werden die Sapiens zu Ratten, weil sie sich zusammengerottet haben? «

Nein, sie haben sich irgendwann aus der Sklaverei befreit. Aber ich merke schon, dass ich da noch einmal kräftig nacharbeiten muss.

»Warum ein so ähnlich klingender Name zu Artep«

Ja, damit habe ich auch gehadert, aber wollte konsequent bleiben und habe deswegen »alte« davor gesetzt, um Verwechslungen auszuschließen. Die Namen ergeben rückwärts gelesen die Originalnamen von Chutney: Artep = Petra und Atreb = Berta. Würde ich die Geschichte irgendwo einreichen, würde ich die Namen sämtlich ändern, um das zu vermeiden. Aber hier im Copywrite wollte ich den Bezug wahren. Mir waren nur eben die Originalnamen Mandy, Petra und Berta für das dystopische Setting zu altbacken.

Von Deinen Korrekturvorschlägen habe ich so gut wie alle übernommen. Darauf gehe ich jetzt nicht einzeln ein. Lieben dank für das Lektorat. Da ist mir doch noch ein bissl was durchgerutscht.

Liebe @Chutney ,

das freut mich natürlich besonders, dass Du mitkommentierst und ich fand Deine Perspektive wirklich interessant. Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Motive aus dem Original untergehen. Desto mehr freut es mich, dass Du sie entdeckt hast.

»Ich habe echt mitgefiebert. Was mir sehr gut gefällt, ist die düstere Atmosphäre und die Art, wie du Elemente aus der Ursprungsgeschichte aufgegriffen hast. In dieser Welt haben die Chicks keine Chance. Die Ratten sind richtig böse, das Leben ist die Hölle, die Hoffnung zerbrechlich und vergeblich.«

Das freut mich, dass Du mitfiebern konntest. Ja, in dieser Welt haben die Hühner keine Chance.

»Was mir etwas Kopfzerbrechen bereitet hat, war die Frage, wer diese Chicks und die Ratten denn nun sind. Es sind beides Menschen, oder? Und die Homo Universalis lassen sie unter der Erde schuften, haben aber selber den Planeten längst verlassen? Und die Chicks und die Ratten werden von Androiden beaufsichtigt?«

Ja, genau so ist es. Ich muss das aber irgendwie noch einmal überarbeiten.

»Die Oma ist hier nur noch eine liebevolle Erinnerung, die Atreb hat hier gar keine Chance, echt grausig, wie es ihr ergeht. Ydam hat eigentlich recht, kann sich aber gegen die tatkräftige Artep nicht durchsetzen. Auch damit hast du etwas aufgegriffen.

Und die Idee, die Namen zu drehen ist auch hübsch.«

An der Stange endet so manches Huhn … aber Spaß beiseite. Ich habe mir Mühe gegeben, das Verhältnis zwischen Mandy und Petra in meine Welt zu übertragen. Ich fand dieses zwischenhuhnliche Spannungsverhältnis an Deiner Geschichte sehr gut. Du hast dort zwei sehr ambivalente Charaktere geschaffen, die aber ohne einander irgendwie auch nicht können. Das wollte ich übertragen.

»Ich habe Epivepie gegoogelt und dann erschien deine Geschichte. «

Es sollte Epilepsie sein, aber Artep hat es sich falsch gemerkt. Ich weiß nicht, ob das zu verwirrend ist an dieser Stelle? Aber cool, dass ich laut Google ein Wort erschaffen habe. Das ist doch der erste Schritt Richtung »Duden«.

»Überschätzt sich selbst. Schön aufgegriffen. Aber die Strafe ist viel brutaler.«

Danke!

»Sehr gut gemacht, wie man sich schon mit den Chicks in Sicherheit wähnt. Wie der Drogentrip nur etwas vorgaukelt und sie trotzdem noch da unten sitzen, das ist schon sehr sehr bitter.«

Danke, ich hatte schon Angst, dass man das nicht richtig versteht, dass das dafür ein Drogentrip war.

»Man könnte sagen, dass die Geschichte an dem Punkt auch wirklich einen Tiefgang erfährt, denn ähnlich hoffnunglose Lebenssituationen gibt es ja durchaus bei den Homo Sapiens.«

So ist es. Und manchmal sind Realität und Dystopie gar nicht so weit entfernt. Vor allem gab es für die beiden eigentlich keine Rettung. Hätten sie die Erbsen nicht genommen, wären sie dennoch nicht aus der Höhle gekommen. Vielleicht hätten sie sogar noch mehr gelitten.

»Vielen Dank dafür, Maedy. So schmeckt also Mae-Chutney. «

Freut mich, dass das Rezept trotz meiner Zeitnot im Schlusssprint halbwegs etwas geworden ist.


Liebe @wieselmaus,

Dein Kommentar hat mir vor allem gezeigt, dass ich noch erheblich am Setting feilen muss.

»Bis hierhin habe ich angenommen, es handle sich um Menschen, die sich in ein großes Nest gerettet haben.«

Ja, so ist es auch. Die Menschheit hat sich zu den Homo universalis fortentwickelt und eine Laune der Evolution hat noch einige Homo sapiens überleben lassen. Diese wurden wie Sklaven in Höhlen gehalten, die wiederum von Androiden überwacht werden. Dies vor allem, weil die Homo universalis ihrem Namen alle Ehre machen und das All bevölkern. Dennoch sind sie auf die Sklavenarbeit angewiesen.
Ein Teil der Homo sapiens hat sich befreit und ist an die Oberfläche des Planeten gezogen. Dort herrschte aber Nahrungsnot, weshalb sie, nun Ratten genannt, in die Höhlen zurückkehren, um ihre Mitmenschen zu jagen. Diese wiederum werden Chicks genannt. Den Chicks ist allerdings nicht klar, dass die Ratten die gleichen Menschen sind, die einst der Sklaverei entkamen. Sie verherrlichen vielmehr die Flucht und glauben, diese leben glücklich an der Oberfläche ohne irgendeine Not.


Ich hatte gehofft, diese Idee im Text unterzubringen, ohne zu tellig zu werden. Dies ist mir allerdings nur suboptimal gelungen.

»Liebe Maedy, mein Eindruck ist, dass du dich nicht so richtig zwischen SF, Fantasy und Horror entscheiden konntest. Die Geschichte gefällt mir ganz gut. Ich glaube, es genügen ein paar Schraubenumdrehungen, um Irritationen auszumerzen. Ich selber würde den Hühnern ihre tierische Physionomie lassen …"

Aber schön, dass Dir die Geschichte dennoch gefällt. Ich habe schon Rob F geschrieben, dass es eigentlich Science-Fiction-Horror werden sollte, also bewusst ein Genre-Mix. Ich habe dann aber Horror nicht getagt, weil das Ergebnis dann doch mehr eine Dystopie wurde und so richtig gruselig fand ich es nicht.

Lieben Dank für Deinen Kommentar, der mir das Hauptproblem nochmals vor Augen geführt hat.


Liebe @Manuela K ,

vielen Dank für Deine netten Worte:

»ich kenne nur deine Version und habe keine Kommentare gelesen. Diese Fantasy-Science-Fiction-Story gefällt mir, ich fand sie spannend, hab sie in einem Rutsch gelesen. Abgesehen davon mag ich deinen Erzählstil generell, und das genreunabhängig. Ich bin keine Interpretations-Spezialistin für Fantastika, daher konzentriere ich mich auf Flusenlese.«

Es freut mich auch besonders, dass Du der Geschichte etwas abgewinnen konntest, ohne das Original zu kennen. Und schön, dass sie spannend ist. Beim Schreiben wird man tatsächlich etwas gefühlsblind und mir fällt es gerade bei »Spannung« sehr schwer zu beurteilen, ob das, was ich da aufs Papier bringe, wirklich noch spannend ist oder langweilig oder over the top.

Deine Flusen habe ich fast alle entflust oder alternativ einen Vorschlag von Rob F oder Friedel umgesetzt. Lieben Dank dafür. Und ein bisschen rot bin ich jetzt. :herz:


Hallo @Friedrichard ,

»liebe Ydeam,«
:lol:

»In Grass’ „Rättin“ passen sich die Viecher der (Nach-)Apokalypse an und gründen eine neue „Zivilisation“, die hier wohl schon im Homo universalis die Krone der Schöpfung übernommen ist, ohne dass sich die Verhältnisse wesentlich geändert oder gar „verbessert“ hätten und das natürlichste Gesetz des „fressen oder gefressen werden“ ja eigentlich nix utopisches an sich hat.«
Die Menschen fallen zurück in eine Höhlenwelt, nachdem sie die Zivilisation anderen überlassen mussten. Wie bereits oben geschildert, habe ich beim Schreiben ganz unbewusst Anleihen bei »Der Zeitmaschine« gemacht. Im Nachgang gefällt es mir aber ganz gut. Denn schon an der Zeitmaschine, die ich seit Kindheitstagen liebe, hat mir gefallen, dass die Menschen am Ende des Tages nur um das eigene Überleben kämpfen und jede Moral am Ende über Bord geworfen wird. Im Kleinen durften wir das ja letztes Jahr im Kampf und das letzte Toilettenpapier erleben.

»Frag ich mich, ob nicht zwischen dem temporalen Adverb „heute“ und dem präteritalen Verb „spürte“ ein Widerspruch sich auftut.«

Ja, da hast Du recht. Jetzt, wo Du es schreibst (bzw. besser: ich das lese), fällt es mir auch auf.

»Ein adjektivistischer Superlatief!«
:lol:

»Vor Jahr und Tag erzählte mir ein Ostafrikaner namens Wilfried (kein Scherz!), dass er das erste Schild, das er in Deutschland las, ein "Gehweg" ihm befahl [ge: wek] („Geh weg“)«
:eek:

»„..., - ...„ Regieanweisung einer laaangen Atempause?«

Hm, ja. Darüber ist ja schon Rob F gestolpert. Es war schon so gemeint: Leser halte den Atem an!
Aber Ihr habt mich überzeugt, weg damit.

Danke für das Korrektorat. Freut mich, dass Du es gerne gelesen hast. Auch wenn ich es nicht im Detail aufgezählt habe, sind die meisten Deiner Vorschläge und Korrekturen umgesetzt oder ich habe eine Alternative der anderen Kommentatoren übernommen.


Lieben Dank Euch allen und liebe Grüße
Mae

 

Liebe @Maedy

SF, Horror - diese CW-Runde hat es für mich aber in sich :D. Aber ich dachte, Chutneys Chicks, vielleicht ja ein lustiges SF, damit kann ich dann gut um. Aber weit gefehlt. Düster ist es bei Dir. Arg dürster in den Höhlen und den Umständen und die Handlung und, ach, alles einfach.
Ich muss zugeben, dass die Kommentare (vor allem deine Erläuterungen) mir doch sehr geholfen haben, die Geschichte in ihrer Komplexität erst zu erfassen. Na gut, ich habe auch nicht allzu viel Freude dran, mich intensiv in solche Texte zu begeben, da zu suchen und zu finden, was ich aber allein meinen Lesevorlieben zuschreibe. Im Nachhinein denke ich, Du machst es Dir selbst schwerer als nötig. Warum haben die Ratten sich denn aus der Sklaverei befreien können? Das wirft doch Fragen auf, die man dann ja auch beantwortet haben will. Warum sind die nicht einfach auch noch Sklaven. Die Chicks im Tagebau, die Ratten oberhalb, was auch immer ihre Aufgabe da ist. Die Verarbeitung des Erzes z.B. Ich würde auch wirklich deutlicher machen, dass Chicks und Ratten restliche Homo Sapiens sind. Zugehörig wie die Kasten in Indien und Co. Geht doch auch ganz ohne Befreiung, wenn oberhalb Nahrungsknappheit herrscht. Ja, ich glaub, das Setting zu reduzieren, würde dem Verständnis gut tun, denn die Idee, die gefällt mir schon.

Das Geräusch, das Artep den Schlaf raubte,
Die Namensdrehung ist eine hübsche Idee. Das funktioniert auch ganz eigenständig, wenn man das original nicht kennt. aber wenn man es kennt und das entdeckt, dann ist mega fein.

In der Nacht, in der die Ratten zum ersten Mal in ihr Nest kamen.
Hier würde ich das Nest tatsächlich schon mal Höhle nennen. Die Chicks nicht zu sehr verhühnern :).

Ydnam atmete schwer. Sie war die Schwächere von ihnen. Oma hatte etwas von Epivepie gesagt.
Sagte die Oma zwei Sätze zuvor schon. Ich bin auch nicht auf Epilepsi gekommen. Die Abwandlung vielleicht an der falschen Stelle. Elepsi oder so würde es einfacher machen.

Eine Krankheit, die nur Homo sapiens befiel. Sie waren für die Homo universalis der Abfall der Evolution. Sie wurden krank, taugten allein für die Arbeit in den Höhlen und ernährten sich von dem, was zu finden war. Dies war ihr Schicksal, dem sie nicht entkommen konnten.
Eine Krankheit, ein Abfall der Evolution zum Homo universalis. Wie einige wenige Homo sapiens selbst.Der kümmerliche Rest. Allein für die Arbeit noch zu gebrauchen. Unter Tage die Chicks, oben die Ratten, Nahrung gab es unten wie oben dort kaum.
Das wäre nicht viel tell - ist aber klar und in seiner Einfachheit schnell verständlich. Und eigentlich kann sie sich Epilepsi auch richtig gemerkt haben. Tut hier eigentlich nichts zur Sache oder zur Figurenzeichnung finde ich.

Nur die Sapiens, die sich zu Ratten zusammengerottet hatten, jagten ihresgleichen in der Nacht. Niemand wusste, woher sie kamen und wohin sie gingen. Sie tauchten einfach auf und verschwanden nach ihrer blutigen Jagd.
Ja, und hier kann man doch sagen, dass die ratten ab und an mal kämen, um sich Nahrung zu beschaffen. Und sie wissen, dass sie von oben kommen, keine weiteren Rätsel und Verwirrungen. Mir wäre das sehr entgegen gekommen. Und wäre auch gar nicht viel Umbauarbeit.

Ja, schön auch die beiden Zwillingshühner. Krank und schwach, aber doch um einiges cleverer als ihre gesunde Schwester, die auch nur denkt, sie hätte alles im Griff. Das hat mir gefallen.
Das Ende kommt tatsächlich überraschend. Allerdings frage ich mich, warum sie denn so viele Hühner holen? Warum den beiden noch nachsetzen, wenn es in der Vergangenheit mit ein, zwei getan war. Ich würde die Stelle, wo die anderen schon gefangen und zum Transport bereit sind, einfach kicken, ein Durcheinander, Tumult, die beiden auf der Suche nach dem rettenden Rohr. Was da sonst abgeht, dafür haben sie keinen Blick und keinen Nerv.
Das die Erbse ne Pille ist gefällt mir. Nur würde ich die beiden einen unterschiedlichen Trip haben lassen. Die eine landet in "Hansen" :), die andere - keine Ahnung, wovon träumt die, wenn sie träumt? Von einer Vorratskammer? Essen im Überfluss. Mal was anderes als Käfer und Würmchen?

Das von mir. Die Idee hinter dem Copygedanken finde ich ja gut, auch wenn das für Chutneys chicks mega brutal ist. Aber ja, die Hühner in den Legebatterien die erleben ihr chick-Dasein ja schon heute nicht anders.

Liebe Grüße, Fliege

 

Gude @Maedy,
deine düstere, dystopische Welt hat mir sehr gut gefallen! Die Trennung der Homo Sapiens und Homo universalis steht am Anfang, aber der eigentliche Schrecken entfaltet sich dadurch, dass sich die Sapiens selbst noch einmal in Ratten und Chicks unterteilen. Diese Idee fand ich überzeugend, lassen sich gedachte Barrieren doch viel schneller errichten als biologische. Auch die tierischen Bezeichnungen aus dem Original beizubehalten, fand ich gelungen. Da war ich zwar am Anfang ganz kurz irritiert, aber es setzt sehr stark den Ton, dass sich diese Homo Sapiens auf eine "tiefere" Stufe begeben haben, in der sie sich selbst vielleicht nicht mehr so als Mensch empfinden wie wir das tun würden. Da war auch die ganze Käferesserei sehr passend. Nichts gegen Insektenfutter an sich, aber frisch aus der Höhle ... :sick:

Also du merkst, mich hat das sehr abgeholt. Im Folgenden dann kleinere Dinge:

Die Chicks rannten wild durcheinander auf der hoffnungslosen Flucht vor den Ratten, die mit Keulen und Netzen nach ihnen jagten.
»Was wollen sie mit so vielen Chicks?«, fragte Ydnam hinter ihr. »So viele können sie doch gar nicht essen.«
»Vielleicht jagen sie auf Vorrat?« Artep zuckte mit den Schultern. Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
Beim Lesen hatte ich überlegt, ob dieser Gedanke nicht nach dem Geschehen kommen sollte, da er hier für mich die Action ausbremst. Da es allerdings keine wirkliche Pause gibt, wird es natürlich auch schwer, es an anderer Stelle einzubauen. Vielleicht könnte man die Erläuterung (So viele können sie doch gar nicht essen) zumindest rausnehmen. Aber ich lasse es erst einmal als Leseeindruck da, dass dieser Austausch für mich etwas unpassend zur allgemeinen Hektik wirkte.

Es musste der Rattenjunge sein. Offenbar steckte auch er fest.
Hier dachte ich zunächst: Hä, wie kann denn ein Junge feststecken, wenn mindestens eine Frau (Ydnam) durchgeschlüpft ist. Zum einen merke ich gerade, dass ich mir das Alter der beiden gedacht habe, aber gerade nicht sicher bin. Zum anderen - und das kam beim Lesen - fiel mir auf, was das für eine Aussage zum Ernährungsgrad von Ydnam macht (im Vergleich zu einem wohlgenährten "Rattenjungen"). Ja und dann hab ich geschluckt.

Ydnam gab ein Seufzen von sich. »Du willst doch nicht einer Ratte vertrauen?«
Da war ich auch erst einmal irritiert. Ich glaube, mir hat an der Stelle etwas die Vorstellung von der Höhle gefehlt, die Artep sofort als ausweglos wahrgenommen hat.
Vielleicht könnte man hier ergänzen, dass das eine "kleine" Höhle ist? Ich hätte bei der jetzigen Beschreibung erst einmal noch damit gerechnet, dass nach Auswegen gesucht werden kann (vielleicht irgendein Loch im Boden o.ä.)
Sie waren in einer rundlichen Höhle.

»Ja, das gibt heute ein leckeres Mae-Chutney.«
:lol:

Vielen Dank für den schaurigen Ausflug in diese dystopische Zukunft.

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Liebe @Fliege,

lieben Dank für Deinen Kommentar und sorry, dass ich jetzt so lange gebraucht habe mit der Antwort.

SF, Horror - diese CW-Runde hat es für mich aber in sich :D. Aber ich dachte, Chutneys Chicks, vielleicht ja ein lustiges SF, damit kann ich dann gut um. Aber weit gefehlt. Düster ist es bei Dir. Arg dürster in den Höhlen und den Umständen und die Handlung und, ach, alles einfach.
Ja, das hatte ich mir vor der Auslosung schon vorgenommen: Das Genre quasi in sein Gegenteil zu verkehren.

Geht doch auch ganz ohne Befreiung, wenn oberhalb Nahrungsknappheit herrscht. Ja, ich glaub, das Setting zu reduzieren, würde dem Verständnis gut tun, denn die Idee, die gefällt mir schon.
Ja, der überlege ich noch, was genau weichen muss oder eher ausgebaut wird. Ich denke, dass ich mich nächstes Wochenende an die Grundüberarbeitung setzen kann.
Die Namensdrehung ist eine hübsche Idee. Das funktioniert auch ganz eigenständig, wenn man das original nicht kennt. aber wenn man es kennt und das entdeckt, dann ist mega fein.
Genau das wollte ich auch bezwecken. Ein kleines Zuckerl für Insider.
Hier würde ich das Nest tatsächlich schon mal Höhle nennen. Die Chicks nicht zu sehr verhühnern :).
Ydnam atmete schwer. Sie war die Schwächere von ihnen. Oma hatte etwas von Epivepie gesagt.
Sagte die Oma zwei Sätze zuvor schon. Ich bin auch nicht auf Epilepsi gekommen. Die Abwandlung vielleicht an der falschen Stelle. Elepsi oder so würde es einfacher machen.
Das mit dem Nest gefiel mir eigentlich ganz gut. Das mit der Epilepsie werde ich streichen, da ja sonst auch keine falschen Begriffe etabliert sind. Den Satz zum Streichen habe ich mir vorgemerkt.
Eine Krankheit, ein Abfall der Evolution zum Homo universalis. Wie einige wenige Homo sapiens selbst.Der kümmerliche Rest. Allein für die Arbeit noch zu gebrauchen. Unter Tage die Chicks, oben die Ratten, Nahrung gab es unten wie oben dort kaum.
Das wäre nicht viel tell - ist aber klar und in seiner Einfachheit schnell verständlich. Und eigentlich kann sie sich Epilepsi auch richtig gemerkt haben. Tut hier eigentlich nichts zur Sache oder zur Figurenzeichnung finde ich.
Okay, schaue ich mir auch noch einmal an.
Ja, schön auch die beiden Zwillingshühner. Krank und schwach, aber doch um einiges cleverer als ihre gesunde Schwester, die auch nur denkt, sie hätte alles im Griff. Das hat mir gefallen.
Schön, dass Du es so interpretierst. Genau das war meine Intention.
Allerdings frage ich mich, warum sie denn so viele Hühner holen? Warum den beiden noch nachsetzen, wenn es in der Vergangenheit mit ein, zwei getan war. Ich
Ja, das in ein Plothole. Da muss ich nacharbeiten.
Das von mir. Die Idee hinter dem Copygedanken finde ich ja gut, auch wenn das für Chutneys chicks mega brutal ist. Aber ja, die Hühner in den Legebatterien die erleben ihr chick-Dasein ja schon heute nicht anders.
Das ist wohl wahr :(.

Lieben Dank für Dein Bemühen und vor allem, dass Du Dich durch den Sie-Fi-Horror “durchgequält” hast.

Lieber @Vulkangestein ,

interessant war es, Deinen Kommentar direkt nach Fliegen zu lesen. Ein Genreliebhaber direkt nach einer Genreabstinenten. Es freut mich aber umso mehr, ein Feedback aus der Zielgruppe zu haben.

gelungen. Da war ich zwar am Anfang ganz kurz irritiert, aber es setzt sehr stark den Ton, dass sich diese Homo Sapiens auf eine "tiefere" Stufe begeben haben, in der sie sich selbst vielleicht nicht mehr so als Mensch empfinden wie wir das tun würden. Da war auch die ganze Käferesserei sehr passend. Nichts gegen Insektenfutter an sich, aber frisch aus der Höhle ... :sick:

Der Anfang soll natürlich auch etwas irritieren und damit den Leser/die Leserin langsam in diese Welt einführen. Ich persönlich kann mir Insektenfutter übrigens nicht vorstellen, weder geröstet noch frisch aus der Höhle. Hat mich daher auch etwas Überwindung gekostet, aber ich habe mir beim Schreiben einfach so Weingummiwürmer vorgestellt :lol:

Also du merkst, mich hat das sehr abgeholt. Im Folgenden dann kleinere Dinge:
:bounce:
einzubauen. Vielleicht könnte man die Erläuterung (So viele können sie doch gar nicht essen) zumindest rausnehmen. Aber ich lasse es erst einmal als Leseeindruck da, dass dieser Austausch für mich etwas unpassend zur allgemeinen Hektik wirkte.
Ja, die Stelle gefällt mir auch noch nicht so. Die wird definitiv noch überarbeitet. Ich habe dafür einmal nächstes Wochenende angesetzt, wollte aber schon einmal die lang rumliegenden Kommentare beantworten.
bin. Zum anderen - und das kam beim Lesen - fiel mir auf, was das für eine Aussage zum Ernährungsgrad von Ydnam macht (im Vergleich zu einem wohlgenährten "Rattenjungen"). Ja und dann hab ich geschluckt.
Schön, dass Du das herausinterpretiert hast. Ja, den Kannibalen geht es wesentlich besser.
Da war ich auch erst einmal irritiert. Ich glaube, mir hat an der Stelle etwas die Vorstellung von der Höhle gefehlt, die Artep sofort als ausweglos wahrgenommen hat.
Okay, das schaue ich mir auch noch einmal an. Dieser Höhle könnte ich wirklich noch ein paar Zeilen widmen.
Vielen Dank für den schaurigen Ausflug in diese dystopische Zukunft.
Immer wieder gerne! :baddevil:


Lieben Dank für Eure Kommentare, die mir auch noch einmal die Schwächen aufzeigen, die dieser kleine Text noch hat. Ich tagge Euch nach einer Bearbeitung noch einmal.


LG
Mae

 

So, jetzt habe ich noch einmal die Story überarbeitet. Ich hoffe, dass jetzt einige Zusammenhänge deutlicher sind. Ich habe versucht, das so umzusetzen, ohne die Geschichte großartig länger zu machen. Natürlich könnte man über diese Welt noch vielmehr erzählten, vielleicht nehme ich das irgendwann auch einmal auf. Aber erst einmal würde ich das so stehen und wirken lassen.
Vielleicht passt Nesnah ja einmal zu einer Ausschreibung und dann bekommt sie nochmals ein Update. Lieben Dank Euch noch einmal @Vulkangestein und @Fliege und natürlich allen anderen! :kuss:

 

Liebe Maedy,

ich habe mich ja bereits geäußert, aber bei neuerlicher Lektüre der ersten Absätze fielen mir zwei Kleinigkeiten auf.

Sie hatte es Oma versprochen. In der Nacht, in der die Ratten zum ersten Mal in ihr Nest kamen.
... in ihr Nest gekommen waren.
Eine warme Träne lief in der Dunkelheit Arteps Wangen hinab. Schließlich hatte sie das Versprechen abgegeben.
Wärme ist entbehrlich, Plural geht nicht mit bloß einer Träne. ;)

Vielleicht finde ich Zeit um die komplette Geschichte in Ruhe noch einmal lesen.

LG, Manuela :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Maedy!

Ich fand endlich Zeit, deinen Text erneut durchzuarbeiten, ein paar Dinge möchte ich noch anmerken. Also dann, auf geht's:
Inhaltlich hat mir deine düstere Story gut gefallen, die Pointe am Ende fand ich durchaus horrormäßig.
Für mich ist nicht wichtig, zu wissen, wie es zu dieser Dystopie kam, wer oder was genau die Chicks bzw. die Ratten sind, etc. Mir reicht dieses Schlaglicht auf eine fantastische Welt, die von Sklaverei, Fressen und gefressen werden dominiert wird. Ich brauche keine weiteren Erklärungen, die Geschichte funktioniert m.A.n. so wie sie ist.

Mein Papyrus-Dudenkorrektor wies mich auf einige Kann-Alternativen hin. Entscheide selbst:

Artep versuchte(Komma) nicht zu laut zu sein. (Komma?)

Seitdem die Ratten ihr Nest gefunden hatten, kamen sie immer wieder und schnappten sich so viele Chicks(Komma) wie sie brauchten. (Komma?)

Artep versuchte(Komma) sich zu sammeln. (Komma?)

Ydnam hätte ohnehin nicht die Kraft, weiter als zwei Meter hoch zu kommen.
hochzukommen

Artep versuchte sich zu sammeln. »Wo sind wir hier?« Sie blinzelte. Etwas war hier anders, ihre Augen schmerzten.
Würde ersteres Markiertes weglassen.

Sie könnten es wenigstens versuchen, um zu scheitern. Dann würde Ydnam schon sehen, dass das Rohr der einzige Weg raus war.
Den ersten Satz besser teilen.
... versuchen. Bloß, um zu scheitern.

Ah, und bringt extra Seile und Netze mit. Ich habe zwei Chicks hier. Betäubt. Die müssen wir raufziehen.« Er lachte. »Ja, das gibt heute ein leckeres Mae-Chutney.«
Extra wäre durchaus entbehrlich.
Würde den Absatz ein wenig umstellen:
Ich habe zwei betäubte Chicks hier, die müssen wir raufziehen.

Der letzte Satz deiner Story schmeckt mir so gar nicht. Obwohl ich Chutney gerne mag. Aber indische Gerichte passen nicht in diese Welt.
Überleg mal, ob du den Satz überhaupt brauchst.

Selbst in den tief gelegenen Nestern hörten sie das Hämmern und Donnern der Maschinen, die sich Tag und Nacht in den Fels bohrten.

Du verwendest häufig substantivierte Verben. Ist natürlich grammatisch okay, aber: Ein Verb ist immer am stärksten, wenn es als Verb verwendet wird.
(copyright: @sim )

... hörten sie die donnernd hämmernden Maschinen ...

Das einzige Licht im Nest kam von dem Glimmen der Glühkäferchen,
Nur exemplarisch herausgegriffen, auch hier: das Glimmen

Ein leises Kauen, Schlucken und Stöhnen drang an Arteps Ohr.
Dito!

Eine Welt außerhalb der Höhlen, in der Homo sapiens frei lebten und immer genug zu essen hatten, nicht die qualvollen Arbeiten iim Erzabbau verrichten mussten.

Diese Geschichten dienten doch nur dazu, eine nutzlose Hoffnung vorzugaukeln.
Dieser Satz wirkt etwas redundant: nutzlos und vorgaukeln.

In den Höhlen gab es nur noch Chicks, die Androiden der Homo univeralis, die sie überwachten, und die Ratten.
Homo universalis?
Die Glühkäferchen flogen in Zickzackkurven durch die Dunkelheit.
Natürlich geht das so.
Aber da fällt mir der geniale Terminus aus Uhrwerk Orange ein: Wir zickzackten die Straße entlang.
Alt: Glühkäferchen zickzackten durch die Dunkelheit

Schließlich plumpste sie hinter Ydnam den knapp halben Meter in die Tiefe auf das weiche Moos, das die Mulmhöhle bedeckte.
Alt: ... plumpste sie hinter Ydnam einen halben Meter in die Tiefe und landete auf dem weichen Moos, das die ...
Die Panzerung zerbrach knackend zwischen den Zähnen, auf und der Geschmack von süßlichem Fleisch machte sich auf der Zunge breit.

»Ratten!«, entfuhr es Ydnam. »Sie sind überall. Wir werden alle sterben.«
Hier würde ich ein "all" streichen.
Fassungslos sahen die beiden zu, wie drei Ratten die schreiende Atreb packten, sie mit Händen und Füßen an einen Eisenstab banden, um sie zu verschleppen.
Aktiver: ...Eisenstab banden und verschleppten.
Spinnenweben klebten überall.
Spinnweben

Für einen Moment sackte der mit einem Hüfttuch und Beutel bekleidete Junge zusammen.
Artep nutzte die Ablenkung und quetschte sich in das Rohr.

Das Außenprofil des Jungen besser in einem der vorigen Sätze bringen. Hier stört es die Dynamik des Ablaufs.
Alt: ... Moment sackte der Junge zusammen, sofort nutzte Artep die Ablenkung und quetschte sich in das Rohr.

Ydnam war so mager, dass sie durchgerutscht sein müsste.
musste

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Lieben Gruß,
Manuela :)

 

Liebe @Maedy ,
ja, ich finde es jetzt verständlich. Oh, was für eine bittere Geschichte. So zuckersüß mein Original ist, so erbarmungslos ist dein Copy. Gut durchgezogen.

Der letzte Satz deiner Story schmeckt mir so gar nicht. Obwohl ich Chutney gerne mag. Aber indische Gerichte passen nicht in diese Welt.
Überleg mal, ob du den Satz überhaupt brauchst.
Wenn du mit der Geschichte noch etwas machen willst, würde ich den Satz auch weglassen. War für mich eher ein gelungener Insider.

Liebe Grüße von Chutney

 

Es war nie still. Selbst in den tief gelegenen Nestern hörten sie das Hämmern und Donnern der Maschinen, die sich Tag und Nacht in den Fels bohrten.
Hallo Nesnah,

alles sind natürlich nur Gedanken, die mir bei dem Sätzen durch den Kopf gehen. An dieser Stelle auch vielen Dank an Manuela für die Erwähnung.
Zu überlegen wäre, den Einstieg zu komprimieren, etwa auf: Es war nie still. Tag und Nacht bohrten sich die Maschinen in den Fels.
Wenn du direkt bleibst, hören alle die Maschinen, vor allem Leser.

Das Geräusch, das Artep den Schlaf raubte, kam jedoch nicht vom Abbau des Eisenerzes, sondern aus dem Magen ihrer Zwillingsschwester.
Ich verstehe den aufgebauten Gegensatz. Das eigentlich leisere Geräusch belastet Artep mehr, aber vielleicht wäre auch das direkter dichter am Geschehen und den Sinnen. Vorschlag: Doch nicht der Abbau des Eisenerzes raubte Artep den Schlaf, sondern der knurrende Magen ihrer Schwester.
Eine warme Träne lief in der Dunkelheit Arteps Wangen hinab.
Ich versuche mir die Situation gerade vorzustellen, Artep zerrt schreiend an ihrer Oma, strengt sich verzweifelt an, ist vielleicht außer Atem, fiebrig von der Kraft, die sie aufwendet: Passt das das Bild einer einzelnen warmen Träne? Ich würde es weglassen oder wenigstens "warm" streichen.
Sie spürte immer noch, wie die knochigen Hände sie losließen, während das Gebrüll der Ratten immer lauter wurde.
Okay, ich bin ein erklärter Gegner sowohl der "spürte"-Sätze als auch dieser "wie"-Einleitungen von Nebensätzen, wenn kein Adjektiv folgt (theoretisch wird "wie" hier nur als "dass"-Ersatz benutzt). Wie spürt man, dass Hände einen loslassen? Die Oma hatte ihre Finger in die Haut gegraben, da ist Druck, vielleicht Schmerz, da lässt etwas nach während gleichzeitig die Furcht wegen der lauter werdenden Ratten steigt. Du nimmst dir hier die Chance auf ein griffiges einprägsames Bild für das Geschehen.
Das einzige Licht im Nest kam von dem Glimmen der Glühkäferchen, die in der Nacht in Gruppen umherflogen
Auch hier der Gedanke, direkter würde es für mehr Spannung und Tempo sorgen. Das einzige Licht im Nest spendeten die Glühkäfer, die in Gruppen umherflogen.
Endlich bekam sie den Beutel zu fassen, den sie aus alten Tüchern selbst zusammengeknotet hatte.
Auch das ist so natürlich nicht falsch, aber eventuell könnte es in einem Satz ohne Nebensatz Tempo, Spannung und der Gesichte dienen: Endlich bekam sie den aus alten Tüchern geknoteten Beutel zu fassen.

Ich höre hier mal auf, Geschichten lesen sich ja besser in einem Rutsch und ich glaube, als Gedanken reicht das aus.

Wie die Situation entstand, finde ich auch für mich und das Verständnis nicht wichtig.
Mir fehlte zunächst allerdings das Erzählmotiv, sozusagen der Bezug zu unserer Realität, den ich von Dystopien erwarte. Zum Ende kam der in der Form des erst erkämpften/erbettelten Vertrauens, das dann verraten zu erschlichenem Vertrauen wurde.

Lieber Gruß
sim

 

Liebe @Manuela K. ,

lieben Dank für Deinen langen Kommentar. :kuss:

Wärme ist entbehrlich, Plural geht nicht mit bloß einer Träne. ;)
Stimmt. Manchmal ist man echt betriebsblind, aber auf Sims Anraten habe ich den Satz jetzt ganz gekillt.

Ich fand endlich Zeit, deinen Text erneut durchzuarbeiten, ein paar Dinge möchte ich noch anmerken. Also dann, auf geht's:
:bounce:
Mir reicht dieses Schlaglicht auf eine fantastische Welt, die von Sklaverei, Fressen und gefressen werden dominiert wird. Ich brauche keine weiteren Erklärungen, die Geschichte funktioniert m.A.n. so wie sie ist.
Das freut mich. Ich habe bei der Überarbeitung lange darüber nachgedacht, ob ich diese andere Welt noch weiter rauskürze oder eben weiter aushole. Ich habe mich dann entschieden, an den Unstimmigkeiten zu arbeiten, aber das Konstrukt insgesamt so zu belassen. Beim Erstellen des Copywrites war es Zeitnot, die mich dazu brachte, den Weltenbau zu vernachlässigen. Jetzt aber gefällt mir eben gerade dieses “Schlaglicht”. Alles andere wäre dann fast ein Roman und ich fürchte fast, dass Wells den mit seiner “Zeitmaschine” eigentlich schon grandios geschrieben hat.
Den ersten Satz besser teilen.
... versuchen. Bloß, um zu scheitern.
Danke. Umgesetzt. Auf die sprachlichen Sache gehe ich jetzt nicht immer im Detail ein. Bei den Kann-Kommas habe ich jeden Satz geprüft und Ermessen walten lassen, ob mir das Komma vom Lesefluss gefiel.
Würde den Absatz ein wenig umstellen:
Ich habe zwei betäubte Chicks hier, die müssen wir raufziehen.
Gute Idee. Umgesetzt.
Der letzte Satz deiner Story schmeckt mir so gar nicht. Obwohl ich Chutney gerne mag. Aber indische Gerichte passen nicht in diese Welt.
Überleg mal, ob du den Satz überhaupt brauchst.
Ja, der macht wirklich nur hier im Copywrite Sinn. Und @Chutney , tatsächlich würde ich bei einer Veröffentlichung außerhalb von Wortkrieger den letzten Satz streichen und auch die Chicks umbenennen. Dann wäre auch die Namensähnlichkeit zwischen Petra-Artep und Berta-Atreb weg.
Du verwendest häufig substantivierte Verben. Ist natürlich grammatisch okay, aber: Ein Verb ist immer am stärksten, wenn es als Verb verwendet wird.
Das stimmt. Ich habe die Stellen noch einmal geprüft und mich eigentlich selbst ausgetrickst, weil ich das eigentlich immer dann mache, wenn ich “telle”, also den Sachverhalt stauchen will. Da muss ich noch an mir arbeiten. Ich habe jetzt ein paar Stellen angepasst. Die vielen Substantive sind zudem eine böse Angewohnheit aus dem Beamtendeutsch. :shy: Da muss ich aufpassen.
Dieser Satz wirkt etwas redundant: nutzlos und vorgaukeln.
Geändert.
Alt: Glühkäferchen zickzackten durch die Dunkelheit
Oh, das gefällt mir gut :herz:
plumpste sie hinter Ydnam einen halben Meter in die Tiefe und landete auf dem weichen Moos, das die ...
Das auch. Warum kompliziert, wenn es einfach geht. :bonk:
Das Außenprofil des Jungen besser in einem der vorigen Sätze bringen. Hier stört es die Dynamik des Ablaufs.
Alt: ... Moment sackte der Junge zusammen, sofort nutzte Artep die Ablenkung und quetschte sich in das Rohr.
Ähm, ja. Das Außenprofil habe ich ganz gestrichen. Weiter oben habe ich die Ratten ja schon als “halbnackt” beschrieben. Das sollte reichen. :shy:

Hallo @sim ,

seltener Besuch. Ich weiß gar nicht, ob wir uns überhaupt schon einmal gekreuzt haben. Aber freut mich deswegen umso mehr. Vor allem, weil Deine Kommentare auch sehr hilfreich waren, meine eigene Schreibe nochmals zu hinterfragen.

Ich verstehe den aufgebauten Gegensatz. Das eigentlich leisere Geräusch belastet Artep mehr, aber vielleicht wäre auch das direkter dichter am Geschehen und den Sinnen. Vorschlag: Doch nicht der Abbau des Eisenerzes raubte Artep den Schlaf, sondern der knurrende Magen ihrer Schwester.
Ich habe den Anfang entsprechend geändert. Beim ersten Lesen Deines Kommentars fand ich es wenig atmosphärisch. Aber nach dem zweiten und dritten Mal, stellte ich fest, dass Du recht hast. Dichter am Geschehen löst einfach mehr Bilder im Kopf aus.
Wie spürt man, dass Hände einen loslassen? Die Oma hatte ihre Finger in die Haut gegraben, da ist Druck, vielleicht Schmerz, da lässt etwas nach während gleichzeitig die Furcht wegen der lauter werdenden Ratten steigt. Du nimmst dir hier die Chance auf ein griffiges einprägsames Bild für das Geschehen.
Auch darüber habe ich nachgedacht. Ich hatte hier ausnahmsweise das “Spüren” bewusst gewählt, weil es eine Erinnerung ist. Aber “spüren” macht es mittelbar. Ich habe jetzt etwas ganz anderes versucht. Ich weiß noch nicht, ob es der Weisheit letzter Schluss ist, aber vielleicht ist es ein einprägsameres Bild.
Okay, ich bin ein erklärter Gegner sowohl der "spürte"-Sätze als auch dieser "wie"-Einleitungen von Nebensätzen, wenn kein Adjektiv folgt (theoretisch wird "wie" hier nur als "dass"-Ersatz benutzt).
Hm … da muss ich einmal drauf achten, auf das “wie” und “dass” in meinen Texten. Danke für den Hinweis.
Auch das ist so natürlich nicht falsch, aber eventuell könnte es in einem Satz ohne Nebensatz Tempo, Spannung und der Gesichte dienen: Endlich bekam sie den aus alten Tüchern geknoteten Beutel zu fassen.
Geändert.
Wie die Situation entstand, finde ich auch für mich und das Verständnis nicht wichtig.
Mir fehlte zunächst allerdings das Erzählmotiv, sozusagen der Bezug zu unserer Realität, den ich von Dystopien erwarte. Zum Ende kam der in der Form des erst erkämpften/erbettelten Vertrauens, das dann verraten zu erschlichenem Vertrauen
Ich weiß gar nicht, ob Dystopien einen Bezug zu unserer Realität haben müssen. Es ist die Zukunft der Menschheit (d. h. hoffentlich nicht) und hat daher Bezug zu uns. Aber Deine Zusammenfassung trifft es schon auch. Vertrauen ist in dieser maroden Welt Mangelware. Jede Gruppe, jedes Individuum kämpft um ihr/sein Überleben und Verantwortung wird zur Last In diesem Kampf. Da muss ich auch noch einmal tiefer drüber nachdenken, ob ich dieses Motiv vielleicht von Anfang an eingewebt bekomme.


Lieben Dank Eich beiden, @Manuela K. und @sim . Vielleicht engagiere ich Euch ja einmal als Lektoren-Team. ;) Diese Feinarbeit bringt mich gerade wirklich weiter. Und sorry noch einmal für die Wartezeit. Mein Real-Life war die letzten Wochen etwas drüber und ich brauchte einfach einmal zwei Stunden, um mich wirklich wieder auf den Text einlassen zu können.

GLG
Mae

 

Hallo @Robert Yves Vauxelle ,

und sorry, dass meine Antwort etwas gedauert hat. Ich habe mich sehr über Deinen Kommentar gefreut. Auch, wenn es der Natur nach schwierig ist, auf Kritik fundiert zu antworten, die auf das Erzählen einer anderen Geschichte abzielt.

Ja, natürlich könnte ich eine andere Geschichte erzählen, aber mache es ganz bewusst nicht. Die Chicks leben ein monotones Sklavenleben ohne Aussicht auf Befreiung. Sie sind die letzten ihrer Art, sodass auch diese keine Zukunft mehr hat. Damit wollte ich ganz bewusst ein Gegenmodell zu Chutneys Vorlage schaffen, in der die Hühner am Ende wirklich so etwas wie Befreiung finden, vor allem vor dem gefürchteten Kochtopftod.
Deswegen musste meine Geschichte enden wie sie endet, und auch die einzige Hoffnung zerstören, die die Chicks hatten: Das bessere Leben auf der Oberfläche, das nur eine Illusion ist. Selbst, wenn sie nicht gestorben wären, hätten sie eine trostlose Welt vorgefunden, in der einige Menschen Zuflucht gefunden haben, aber darauf angewiesen sind, ihresgleichen zu jagen und zu essen, um zu überleben. Da zählt nur noch Chick oder Ratte.

Das war meine Intention. Insoweit weiß ich gar nicht, ob das wirklich so negativ ist, dass Du Dir Hoffnungen auf diese “bessere Welt” gemacht hast. Mit dieser Hoffnung spiele ich ja, um sie zu enttäuschen.

an Stil und Sprache ist mir nach einmaligem Lesen nichts mehr zu bemängelndes aufgefallen. Die Figuren sind mir ein wenig zu blass gezeichnet, um wirklich größere Sympathie für sie entwickeln zu können
Das freut mich. Und danke für den Hinweis. An den Charakteren kann ich vielleicht noch etwas schrauben, wenn ich die Geschichte vielleicht einmal irgendwo einreiche.
bei. Da, wo die eigentliche Handlung beginnen könnte, beendest du sie in Drogenhalluzinationen (was an sich ein passabler Schluss ist, aber die Geschichte auf einen kurzen Alptraum reduziert).
Hm. Na ja, eigentlich nur das Ende.
Wie du die Welt deutlich machst, ohne sie zu beschreiben oder zu erklären ist technisch sehr gelungen.
Danke! Daran habe ich auch ganz schön gesessen, die komplexe Welt irgendwie kurzgeschichtengerecht darzustellen.
Denn die Welt ist eben einfach mehr, als nur eine Höhle mit ständig lauernden Gefahren

Diese Welt nicht. Und unsere vielleicht auch nicht. Ich glaube, dass es Fliege war, die Parallelen zur Legehennenhaltung sah. Ich hatte das Bild gar nicht einmal im Kopf, aber an dem Vergleich ist sehr viel dran. Die Hennen sitzen im engen Käfig, legen Eier, irgendwann werden sie geschlachtet. Und ich fürchte, dass auch viele unserer Mitmenschen ein trostloses Leben fristen, z. B. all die Frauen, die als Teenager zwangsverheiratet werden, aus religiösen Gründen kaum das Haus verlassen dürfen und bewusst “dumm” gehalten werden. So weit weg ist das nicht von meiner Dystopie, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass sie sich über einen sonnigen Tag freuen so wie meine Protas über einen Wurm.

Lieben Dank für Deine Anregungen, und dass ich noch einmal über die Geschichte nachdenken durfte.

Mae

 

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