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Neulich im Jobcenter

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20.02.2013
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Neulich im Jobcenter

Neulich im Jobcenter

»Sie schreiben also. Was darf ich mir darunter vorstellen?«
»Kurzgeschichten, Novellen, einen Roman habe ich ebenfalls in der Schublade.«
»Und das soll veröffentlicht werden, oder machen Sie es bloß zum Vergnügen?«
»Ich suche natürlich nach einem Verlag.«
»Den haben Sie bereits gefunden?«
»So halb.«
»Was heißt das? Ich kenne Ja oder Nein. Mit Halb kann ich hingegen nichts anfangen.«
»Ich bin dabei, den passenden Verleger zu finden. Besser gesagt: meine Agentin wird das tun.«
»Das ist eine zwischengeschaltete Maklerin?«
»In der Art.«
»Und die wird dafür bezahlt?«
»Klar. Was dachten Sie denn?«
»Vorkasse oder Beteiligung an den Verkäufen?«
»Die zweite von Ihnen genannte Möglichkeit.«
»Gut. Denn eine Vorauszahlung hätten wir Ihnen auf keinen Fall finanzieren können.«
»Die hatte ich doch überhaupt nicht verlangt.«
»Junger Mann, Sie kommen zu mir und fragen nach Geld. Das weder Ihnen noch mir gehört, sondern vom Steuerzahler aufgebracht wird. Da ist es ein Akt der Selbstverständlichkeit, dass ich mich bei Ihnen vorher erkundige, was Sie damit vorhaben.«
»Na, meinen Lebensunterhalt in den kommenden Monaten bestreiten.«
»Warum gehen Sie nicht arbeiten?«
»Das ist nicht so einfach. Vollzeit wird schwierig, weil ich ja Schriftsteller werden möchte. Zudem schreibe ich oft nachts und kann nicht jeden Morgen um acht Uhr irgendwo auf der Matte stehen, um einen blödsinnigen Bürojob zu erledigen.«
»Sie wollen demnach überhaupt nicht zurück ins Berufsleben?«
»Das habe ich so nicht gesagt. Ich meine nur, dass es im Moment schwierig ist, den zu mir passenden Job zu definieren.«
»Das klingt schon besser. Im Falle von kompletter Arbeitsverweigerung müsste ich Sie nämlich jetzt bitten, das Zimmer zu verlassen und mir nicht meine wertvolle Zeit zu stehlen. Draußen warten viele andere Kunden, die sich kooperativer zeigen als Sie. Weshalb versuchen Sie es nicht beim Sozialamt?«
»Da war ich bereits. Die haben mich zu Ihnen geschickt.«
»Immer dasselbe. Wenn die auf der anderen Straßenseite nicht wissen, was Sie mit einem Antragsteller tun sollen, sagen sie: Geh mal zur Frau Schröder. Die hat ein großes Herz und wird dir helfen. Über zu wenig Arbeit brauche ich mich auf jeden Fall nicht zu beklagen.«
»Frau Schröder, ich weiß nicht, wer hier für was zuständig ist. Ich beantrage einzig einen Überbrückungskredit für ein paar Monate. Sobald sich mein Roman verkauft, zahle ich das Darlehen zurück.«
»Ganz so simpel, wie Sie sich das vorstellen, läuft es natürlich nicht bei uns. Da könnte ja jeder kommen und versuchen, mir Geld aus den Rippen zu leiern. Ich muss erst mal schau’n, ob Sie tatsächlich zu mir gehören. Ihr Nachname beginnt mit K, Wohnung im Stadtbezirk Westend, selbständige Tätigkeit. Da haben wir es schon. Freiberufler fallen nicht in meinen Verantwortungsbereich. Um die kümmert sich Frau Memleben.«
»Wann kann ich mich mit der Dame unterhalten?«
»Heute gar nicht mehr.«
»Morgen?«
»Moment. Ich klicke mich kurz in den Terminkalender der Abteilung rein. Schon praktisch, was man mit Outlook so alles machen kann …. Ich entdecke eine Abwesenheitsnotiz. Die Kollegin befindet sich bis zum Ende des Monats auf einer Fortbildungsmaßnahme. Tut mir leid.«
»Sie wird für diesen langen Zeitraum sicherlich eine Vertretung beauftragt haben; oder?«
»Das bin ich. Sehe ich gerade. Wusste ich gar nichts von. Niemand informiert einen in dieser Behörde. Es ist ein Trauerspiel.«
»Dann bin ich also bei Ihnen doch an der richtigen Adresse. Hatten Sie mir unten am Empfang ja auch so gesagt: In Zimmer 357 melden. Sehr gut. Wie sollen wir es nun handhaben? Ich bin völlig blank und hungrig. Habe seit drei Tagen nichts gegessen. Mir knurrt der Magen.«
»Ich darf Sie bitten, kurz draußen Platz zu nehmen. Ich muss die Angelegenheit mit unserem Referatsleiter besprechen. Ihr Fall ist recht ungewöhnlich für mich.«
»Eine neue Nummer muss ich aber nicht ziehen? Im Flur ist die Hölle los. Habe bereits zwei Stunden auf dieses Gespräch gewartet.«
»Nein, nein. Brauchen Sie nicht zu tun. Setzen Sie sich einfach hin und üben sich ein paar Minuten in Geduld. Ich rufe Sie dann wieder rein zu mir, sobald ich die Sache hingebogen habe.«

Ich marschierte aus dem Zimmer und lehnte mich in dem von Menschen wimmelnden Korridor an die Wand. Die Stühle waren allesamt von Frauen besetzt. Viele darunter Südländerinnen. Manche – allerdings die Minderheit – alleine, die meisten mit Kindern, die entweder auf den Schößen oder dem Boden zu ihren Füßen saßen. Die Männer standen wie ich teilnahmslos rum oder liefen wild gestikulierend den Gang entlang. Einige telefonierten. Die Vornehmen leise, die schlichten Gemüter laut, sodass jeder mitbekommen konnte, was sie im Moment dachten und worüber sie sich aufregten. Ich hatte wohlweislich einen Roman mitgebracht: Der Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil. Es war bereits mein fünfter Versuch, diese schwierige Lektüre in Angriff zu nehmen. Nie hatte mich meine Aufmerksamkeit weiter als bis auf Seite dreißig getragen. Zu schwer und umständlich erschienen mir die darin enthaltenen Sätze. Zu kompliziert die Gedankengänge. Auch heute gelang es mir nicht, mich auf den Text einzulassen. Ich seufzte und steckte das Buch zurück in meine Jackentasche. Ein Junge jagte seinen Bruder den Korridor entlang. Fröhlich lärmend und lachend. »Tsss …«, rief eine junge Frau mit Kopftuch. »Komm zu mir Hakan und bleib leise! Wir wollen hier nicht unangenehm auffallen.« Der schwarzgelockte Bursche murrte und schnitt eine Grimasse, fügte sich aber dem Wunsch seiner Mutter. Ein dicker Mann Ende vierzig mit albinoblondem Haar und hypertonisch rotem Kopf hastete nervös an mir vorbei. Er brüllte in sein Mobiltelefon hinein: »Ja ja, hast du mir schon tausendmal erzählt. Fuck mich heute nur nicht ab mit deinem Gelaber!« Jeder konnte ihn hören. Er schien es nicht zu bemerken. Vielleicht war es ihm auch egal, oder er genoss es sogar, dass er für einige Sekunden alle Blicke auf sich lenkte. Drei junge Kerle mit Meckifrisuren und slawischen Gesichtszügen spielten schweigend Karten. Wahrscheinlich Durak, überlegte ich. Zwei Frauen in blauer Burka, die einzig einen schmalen Sehschlitz freiließ, unterhielten sich leise auf Arabisch. Mir fiel auf, dass die eine helle Augen besaß und mit deutschem Akzent redete. »Wollen Sie auch zu Frau Schröder?« Eine ältere Dame, die ich bisher nicht bemerkt hatte, sprach mich an und berührte mich am Handgelenk. »Ja«, antwortete ich einsilbig und zog meinen Arm weg von ihr, denn ich verspürte am heutigen Nachmittag weder Lust auf eine Unterhaltung noch auf Körperkontakt mit einer Fremden. »Nehmen Sie sich in Acht vor ihr. Die wird versuchen, Sie über den Tisch zu ziehen.« Zur Bekräftigung ihrer Worte knackte sie mit den Fingern. »Danke für den Hinweis«, sagte ich geistesabwesend. »Sie zitiert mich bereits zum fünften Mal zu sich, weil angeblich immer Unterlagen fehlen. Ich bin mir sicher, Frau Schröder will mich bloß weichkochen. Da hat sie sich bei mir aber geschnitten. Ich bleibe hartnäckig, denn ich kenne meine Rechte.« Der Frau war anscheinend langweilig, und sie suchte nach einem Gesprächspartner, dem sie ihr Leid klagen konnte. Ich nickte ihr freundlich zu. »So oft werde ich bestimmt nicht bei ihr antanzen. Entweder funktioniert es sofort, oder ich setze mich in die Fußgängerzone und bettele.« Die Alte glotzte mich verdutzt an, ich wendete mich ab und wanderte langsam ans gegenüberliegende Ende des Flurs, um dort meine Ruhe vor ihr zu haben. Kaum war ich vor den Fahrstühlen angelangt, als ich in meinem Rücken die Stimme von Frau Schröder vernahm. »Herr Keller, könnten Sie bitte in mein Büro kommen! Ich habe die Sache nun geklärt.«

»Wir werden in Ihrem Fall eine Ausnahme machen und Ihnen ein Darlehen bewilligen. Allerdings mit ein paar Auflagen.«
»Die da lauten?«
»Ich habe die Punkte bereits in die Eingliederungsvereinbarung aufgenommen. Lesen Sie sich die in Ruhe durch.«
Ich überflog die vier Seiten und stoppte bei dem Abschnitt, der meine Mitwirkungspflichten aufzählte.
»Das ist eine Menge, was Sie von mir fordern.«
»Nun ja, Sie haben halt in den vergangenen Monaten vieles schleifen lassen. Um die Lösung dieser Angelegenheiten müssen Sie sich jetzt schleunigst kümmern.«
»Ich soll gegen meine alte Mutter klagen?«
»Sie müssen sogar. Ihnen steht seit dem Tode Ihres Vaters ein Pflichtteilsanspruch auf das Erbe zu.«
»Das muss unbedingt sein?«
»Ja! Ihre eigene Immobilie haben Sie ja bereits vor zwei Jahren clevererweise auf Ihre Ex-Frau übertragen. Andernfalls müssten Sie versuchen, die zu Geld zu machen.«
»Das war eine Übereinkunft im Rahmen unserer Trennung.«
»Ich weiß. Deshalb kommen wir da auch nicht mehr ran. Insofern haben Sie Glück gehabt. Zumindest ein Gratis-Wohnrecht hätte man Ihnen jedoch einräumen können. Dann bräuchten Sie jetzt nicht in einem teuren Apartment die Miete zu bezahlen.«
»Das ist eine schimmlige Zwanzig-Quadratmeter-Bude.«
»Mag sein. Aber eigentlich völlig unnötig. Für jemanden wie Sie geradezu eine Luxusausgabe.«
»Vermute, dass Sie sich nie haben scheiden lassen. Ansonsten würden Sie nicht so reden.«
»Stimmt. Ich habe vorsichtshalber gar nicht erst geheiratet.«
»Was soll das vierwöchige Bewerbungstraining bedeuten? Ich habe gar nicht vor, mich irgendwo zu bewerben.«
»Sondern?«
»Ich schreibe in Ruhe weiter wie bisher und warte auf den unterschriebenen Vertrag.«
»Das wird bei uns so nicht funktionieren. Wer sich im Jobcenter meldet, muss Einsatzbereitschaft zeigen. Wir sind nicht dazu da, Ihre Hobbies zu finanzieren. Zudem wird Ihnen ein strukturierter Arbeitsalltag guttun.«
»Und zusätzlich muss ich zehn Lebensläufe pro Monat rausschicken?«
»Korrekt. Zu diesem Zweck habe ich Ihnen einen Vordruck beigelegt: Nachweis von Eigenbemühungen. Ich bitte darum, den akkurat auszufüllen und mir fristgerecht bis zum 28-sten vorbeizubringen. Andernfalls drohen Kürzungen bei der Grundsicherung.«
»In Ordnung. Papier ist geduldig.«
»Das habe ich jetzt nicht gehört. Das war’s dann fürs Erste von meiner Seite aus. Wir werden uns in circa sechs Wochen wiedersehen. Sie erhalten vorher eine schriftliche Einladung von mir. War nett Sie kennenzulernen, Herr Keller.«
»Und was ist mit Geld?
»Das überweisen wir Ihnen am 30-sten.
»Bis dahin sind es noch über zwei Wochen. Wie soll ich so lange überleben?«
»Sie verfügen über gar keine Barmittel?«
»Ich habe noch drei Euro in der Hosentasche.«
»Ich schaue, was ich für Sie organisieren kann. Warten Sie bitte nochmal fünf Minuten vor der Tür. In der Zwischenzeit regele ich das.«

Auf dem Gang herrschten nach wie vor unbeschreiblicher Trubel und Hektik. Noch eine Stunde bis Büroschluss und kein Ende der Menschenschlange in Sicht. Eine türkische Familie mit fünf Kindern hatte sich unterdessen vor Zimmer 357 versammelt. »Ich will keine Umschulung machen«, hörte ich den Mann zu seiner Frau sagen. »Selbstverständlich wirst du das tun. Ansonsten werden Sie die Zahlung nicht verlängern«, flüsterte die. »Ich möchte aber kein Anstreicher werden«, schimpfte er zurück. »Ist doch völlig wurscht. Zwingt dich doch keiner dazu, nachher in dem Beruf zu arbeiten. Hauptsache, Sie bewilligen heute unseren Antrag.« Die Frau dachte pragmatischer als ihr Ehemann. Sie musste die geforderte Maßnahme allerdings nicht absolvieren, sondern er. Wenn die gleich zu siebt in das kleine Büro von Frau Schröder reinspazieren, bekommt die einen Schreikrampf und wirft die Familie hochkant wieder raus, ging es mir durch den Kopf.

Mittlerweile bereute ich meinen Entschluss, heute zur ARGE marschiert zu sein. Für läppische dreihundertvierundsechzig Euro solch ein Zirkus. Ich hatte von Anfang an keine große Lust gehabt, hier als Bittsteller aufzutreten. »Man kann natürlich bettelarm und mit falschem Stolz sterben«, hatten mir Lila und Manni gestern Abend noch erklärt. »Schreiben ist eine schöne Sache, wenn man damit Kohle verdient. Ansonsten ist es genauso ein brotloser Zeitvertreib wie Kreuzworträtsel und dämliche Sudoku.« Manni fügte noch lächelnd hinzu: »Wenn du nicht als totes und unbekanntes Genie in die Geschichte eingehen willst, solltest du dich schleunigst darum kümmern, Geld ranzuschaffen. Von mir bekommst du keinen müden Cent mehr geliehen.«

Obwohl ich seit jeher die Auffassung vertrat, dass einzig hungrige Künstler glühende Bilder, Musikstücke und Romane erschaffen konnten, während von dicken Schriftstellern nichts als Schund fabriziert wurde, weil die Trägheit der vollgefressenen Bäuche wie ranziges Fett auf die Tastaturen tropfte und ölige Schleimspuren in ihren Texten hinterließ, war ich in den vergangenen Tagen doch an die Grenzen meiner körperlichen Belastbarkeit gelangt. Vier Wochen gemeinsam mit Manni Platte machen, auf Holzbänken oder in vollgepissten Unterführungen schlafen, bei der Caritas für fünfzig Cent Mittag essen, anschließend mit seinen Kumpels im Park zechen, dabei immer auf der Hut sein, dass die Bandenmitglieder einem nachts nicht die letzten Moneten klauten, stellte sich als Lebensmodell auf Dauer äußerst anstrengend dar. Ich sehnte mich nach meinem bequemen Bett und einer heißen Dusche. »Du bist eben ein Weichei«, hatte Manni mir gezürnt. »Hätte ich mir eigentlich gleich denken können, als ich dich in der Klinik kennengelernt habe. Du hast meine Vertrauensseligkeit schamlos ausgenützt.« Der Ausflug mit ihm hatte mich allerdings einige Hunderter gekostet. Weil ich als Neuling die Truppe abends freihalten durfte. Nun waren meine Ersparnisse aufgebraucht, ich ernährte mich seit vier Tagen von Dosenhering in Tomatensoße und spürte bei jeder Bewegung stechende Schmerzen im Rücken. Vermutlich ein bösartiger Hexenschuss, da die Nächte auf Parkbänken im Oktober schon recht frostig ausfielen.

»Herr Keller, ich bin so weit.«
»Was kann ich heute mitnehmen?«
»Fünfzig Euro.«
»Viel ist das nicht.«
»Sie können nächste Woche gerne wiederkommen und den nächsten Teilbetrag anfordern.«
»Okay. Wo kann ich mir das Geld abholen?
»Sie erhalten einen Lebensmittelgutschein. Einlösbar in vielen Supermärkten. Allerdings in einem Schwung; Restgeld wird nicht ausgezahlt. Alkohol und Tabak sind selbstredend vom Einkauf ausgeschlossen.«
»Das soll wohl ein Witz sein?«
»So lauten nun mal die Vorschriften. Und genehmigen Sie sich ein ausgiebiges Bad. Sie scheinen es dringend nötig zu haben.«
Ich stand auf und ging zur Tür. Frau Schröder räusperte sich: »Ach Herr Keller, bevor ich es vergesse. Stellen Sie sich innerlich darauf ein, dass ich Sie für eine Arbeitsmaßnahme im Januar vormerke.«
»Was soll das sein?«
»Ein Ein-Euro-Job. Zusammenbau von simplen Elektroteilen. Das ist kinderleicht und verschafft Ihnen einen kleinen Zusatzverdienst. Zudem ermöglichen wir Ihnen dadurch einen Neustart ins Berufsleben.«
Du kannst mich mal, dachte ich. Bis zum Jahreswechsel kann noch viel passieren.

Die siebenköpfige türkische Familie betrat nach mir das Büro von Frau Schröder. Augenblicklich erhob sich Gezeter hinter der geschlossenen Tür. »Das können Sie mit meinem Mann nicht machen«, schrie die Frau. Fünf Kinder liefen nach draußen. Die Mutter folgte ihnen mit geröteten Augen. Ich betrat den Aufzug und fuhr nach unten.

Unten im Eingangsbereich erwartete mich Manni: »Hat’s geklappt?«
»Nur halb. Anstatt Kohle haben sie mir einen dusseligen Essensgutschein ausgehändigt.«
»Das war zu erwarten. Bei Typen wie uns sind sie sehr zögerlich mit Bargeld. Haben halt Angst, dass wir die Kröten sofort in Schnaps und Zigaretten investieren.«
»Was soll ich mit einem Riesenhaufen Lebensmittel anfangen?«
»Ich kaufe dir den Coupon ab.«
»Für wie viel?«
»Dreißig Euro.«
»Du bist ein elender Gauner.«
»Tim, du kennst die Preise. Normalerweise nur ein Drittel. Ich gebe dir, weil du ein Freund bist, sechzig Prozent. Das ist sehr fair.«
»Von mir aus. Aber sofort.«
»Klaro. Für wen hältst du mich?«
Manni legte vier zerknüllte Fünfer und einen Haufen Münzgeld in meine ausgestreckte Hand. Dabei seufzte er laut, um zu demonstrieren, wie weh ihm dieses schlechte Geschäft tat.
»Was machst du jetzt?«, fragte er zum Abschied.
»Mal schau’n. Zuerst einmal besorge ich einen Sixpack und dann überlege ich, was ich mit dem Rest des Tages anfangen werde.

Das Handy klingelte. Lila rief an. »Alter Mann, hast du Lust bei mir vorbeizukommen?«
»Weiß nicht. Werde mich erst mal an den Fluss setzen.«
»Wie du möchtest. Du weißt, wo du mich findest.« Als sie auflegte, klang ihre Stimme leicht angefressen.

Es war ein schöner Spätnachmittag Ende Oktober. Ich hockte auf dem Metallrost einer Schiffsanlegestelle und starrte auf den Strom. Die glutrote Sonne verschwand in diesem Moment hinter der Bergkette, die sich über der Westseite der Stadt erhob. Sollte ich bei Lila oder in meiner zugemüllten Bude übernachten? Ich warf eine Münze: Kopf. Also bei Lila. Weshalb auch nicht? Spontan griff ich in meine rechte Jackentasche und fingerte nach Kugelschreiber und dem Roman. Ich riss zwei Seiten heraus, warf den Rest des Buches in den neben mir stehenden Papierkorb und kritzelte auf das erste Blatt, direkt unter den Mann ohne Eigenschaften: Neulich im Jobcenter.

 

War nur ein ehrlich gut gemeinter Tipp.

Bloß solltest du (o. wer auch immer) dir dann die Mühe machen, mir die Schwachstellen im einzelnen aufzuzeigen.
1. Ich-Erzähler kommt dem leser nicht näher 2. dem Text mangelt es an Autenthizität. 3. An Struktur 4. der erzähler quatscht zu viel darüber Schriftsteller zu sein. Das sind vier einzelne Schwachstellen deines Textes.

In welcher Funktion schreibst du mir jetzt? Als Moderator? Bist du nicht. Zumindest nicht in deinem Profil vermerkt.
Als Kritiker, ich habe deinen Text kritisiert, eine unhöfliche Antwort bekommen, nochmals darauf reagiert, um meine Position klarzumachen. Darauf hast du nicht mehr reagiert. Ich schaute also, was es so für neue Kommentare zu deiner Geschichte gibt und bei deiner unfreundlichen Antwort, fiel mir doch gleich wieder mein eigener Kommentar ein. Seh es so: ich melde mich nochmals bezüglich der abfälligen Haltung gegenüber meiner eigenen Kritik, weil mich das ärgert.

 

In welcher Funktion schreibst du mir jetzt? Als Moderator? Bist du nicht. Zumindest nicht in deinem Profil vermerkt.

Dann kurz zu Forenregeln. So, wie ich sie verstehe:
( ) in meinem Thread (es ist meiner, weil ich ihn eröffnet habe) lade ich eine KG hoch
( ) du formulierst einen Kommentar dazu
( ) ich antworte darauf
( ) und du kannst erneut eine Replik verfassen.
Aber NICHT:
( ) du antwortest in meinem Thread für einen Dritten!!!
Wärest du ein Mod (bist du aber nicht), könntest du natürlich eingreifen. Falls Bedarf dazu besteht.

Wenn du auf solcherlei Formalien so viel wert legst, dann sage ich dir gern alles, was dir lollek gesagt hat, nochmal und weil ich Mod bin, darf ich das. :)

Achte doch dir zu liebe einfach darauf, den schroffen Unterton in deinen Antworten auf Kritiker zu unterlassen, sonst verringerst du die Chance darauf, dass du kommentiert wirst. Eine lange Rechtfertigung, warum der "schroffe Ton" nun angebracht ist oder nicht, hilft auch niemandem weiter.
Es fällt halt auf, dass du einen rustikalen Umgang mit deinen Kritikern pflegst. Und das passiert wiederholt, fällt anderen auf und dann will man schon was dazu sagen - und ob man Moderator ist oder ein engagierter User, das darf man hier im Forum auch, das gehört zu einem lebendigen Miteinander.

Wenn du da Lollek mit einer Punktelist kommst, was er darf und was er nicht darf und welche Optionen er hat, gehört das genau wieder zu diesem schroffen Umgang, der ein bisschen das Klima unter deinen Texten bestimmt.
Vielleicht schaust du dir mal andere wie andere Forenmitglieder hier auf Kritik reagieren - nicht unter jeder Geschichte geht es so kühl, schroff und latent feindselig zu wie unter deinen.
Es ist dann die Frage, ob du das als Autor wirklich möchtest, ob dir das auffällt oder ob du das sogar brauchst für deine Kunst, dass die nur im Konflikt richtig bestehen kann.

Lollek und ich - und, ich bin mir sicher, einige andere auch, möchten dir einfach folgendes sagen: Mit diesem schroffen Ton verprellst du Kritiker. Sie "Stamm"-Leser hier und auch andere werden immer weniger Lust haben, sich mit deinen Texten auseinander zu setzen.
Du solltest dich darum bemühen, unter deinen Geschichten für ein angenehmeres Klima zu sorgen, auch in den zwischenmenschlichen Tönen.
Es muss sich hier als Autor niemand persönlich angehen lassen, als Kritiker aber auch nicht. Und solche Missklänge in jedem zweiten Beitrag führen früher oder später zu Reibereien, die der Stimmung insgesamt dann abträglich sind.

Um das mal deutlich zu machen, so ein Randkommentar:

Diese Tugend ist im Land der Oberstudienräte leider wenig verbreitet. Weil wir Deutschen gerne ex cathedra dozieren. Und es nicht mögen, wenn der Gescholtene es wagt, zu widersprechen.
Impliziert pauschal, dass jeder, der einen Text kritisiert, gern dozieren und abstrafen möchte.

Genau so Dinger solltest du dringend unterlassen. Wenn ich das lese, vergeht mir die Lust, mich mit dem Autor auseinander zu setzen. Das schafft eine feindselige Atmosphäre.

Gruß
Quinn

 

Hallo herrlollek,

War nur ein ehrlich gut gemeinter Tipp.
Hierauf antworte ich jetzt auch ganz nett. Hätten wir ein Forum mit Webcams, könntest du sehen, dass ich (freundlich) lächele. Der FC (leider Liga 2) hat gerade gewonnen und steht immerhin auf dem Relegationsplatz. Das erfreut das Herz des alten Kölnfans.

1. Ich-Erzähler kommt dem leser nicht näher 2. dem Text mangelt es an Autenthizität. 3. An Struktur 4. der erzähler quatscht zu viel darüber Schriftsteller zu sein. Das sind vier einzelne Schwachstellen deines Textes.
Zu (1) mag schon sein. Hatte ich aber mehrmals erklärt, dass es sich um eine Serie mit ca. 60 Folgen handelt. Weshalb man wahrscheinlich ca. zehn gelesen haben muss, um mit dem Prota „warm“ zu werden (o. auch nicht)
Zu (2) wage ich zu bezweifeln. Denn die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit (das hört sich dramatisch an. Bemerke ich gerade beim Tippen)
Zu (3) die Frage ist halt, was mit Struktur gemeint ist. Der Text schildert eine Stunde innerhalb der ARGE; erläutert kurz, woher sich Manni u. Tim kennen und hüpft dann eine Stunde vorwärts ans Rheinufer. Von daher ist mir nicht ganz klar, an welcher Stelle ich die Logik des Handlungsfadens verlassen haben sollte (ob’s langweilig ist – ohnehin Geschmackssache –, steht auf einem anderen Blatt)
Zu (4) okay.

Und nun würde ich vorschlagen, dass wir am Tage des Osterfests keine Fässer öffnen, die wir schon vor Wochen geschlossen hatten. Denn ansonsten wird das eine unendliche Litanei zu einer Geschichte, die vor einem Monat geschrieben und von mir schon längst ad acta gelegt wurde.

Neues Spiel – neues Glück.

Vg sinuhe


Ich antworte jetzt allen in einem Post.


Hi Quinn,

du hattest mir vor vierzehn Tagen eine längere Analyse zu der obenstehenden KG geschrieben, auf die ich aus meiner Erinnerung ausführlich geantwortet hatte. Was zeigt, dass ich auf Kritik natürlich eingehe. Andernfalls würde es keinen Sinn ergeben, Stories von mir in einem Schreibforum hochzuladen.

Achte doch dir zu liebe einfach darauf, den schroffen Unterton in deinen Antworten auf Kritiker zu unterlassen, sonst verringerst du die Chance darauf, dass du kommentiert wirst.
Ich bin als (trockener) Alkoholiker gewöhnt, auf eine Menge Dinge zu achten. In meinem ureigenen Interesse. Trotzdem danke für den wohlmeinenden Hinweis.

Ich vertrete allerdings die Auffassung, dass ich auf einen nonchalanten Kommentar auch strikt (von mir aus: schroff) antworten kann. Mir hatte vorhin ein Autor mitgeteilt, dass ich als Kommentator zu streng aufgetreten bin. Ich hab’s sofort eingesehen und mich dafür entschuldigt. Was nichts am Inhalt meiner Analyse ändert – zu dem stehe ich nach wie vor –; jedoch hätte ich meine Kritik sanfter formulieren können. Allerdings gehe ich die von mir bemängelten Texte Zeile für Zeile durch, bevor ich zu einem Urteil gelange.

Natürlich muss es in einem Forum Regeln geben, wer was in welche Diskussion hineinschreibt. Ohne jetzt die – hoffentlich abgeschlossene – Unterhaltung mit herrlollek ein weiteres Mal eröffnen zu wollen: ich verkneife mir immerzu Bezugnahmen auf Dritte, sondern wende mich einzig an den „Besitzer“ des Threads. Halte ich für eine sehr vernünftige Vorgehensweise.

Falls sensible Kommentatoren sich vor meinen Repliken fürchten (ich schreibe oft freundlich zurück), dann kann ich es auch nicht ändern. Ich beispielsweise reagiere empfindlich, wenn ich auf eine lange Analyse keine Antwort o. einen Dreizeiler erhalte. In diesem Fall werde ich den Autor nicht mehr kommentieren. So folgen wir als Kritiker alle unseren ungeschriebenen Gesetzmäßigkeiten.

Sollte eine Geschichte aus meiner Feder mal keinen einzigen Kommentator finden – kann ja durchaus passieren –, würde ich mir nach einer Woche überlegen, ob ich die KG wieder rausnehmen lasse. Davon geht die Welt ja nicht unter.

Unglaublich, was die kleine Sequenz im Jobcenter für einen Nachhall findet. Hätte ich mir beim besten Willen nicht träumen lassen, als ich sie eingestellt habe.

Schöne Ostern und vg, sinuhe

Hallo myisrael,

du hast mir halt in drei Sätzen das geschrieben, was andere mir in – z.T. langen – Analysen schon mitgeteilt hatten. Da war jetzt nichts Neues für mich drin. Was bringt es mir, wenn du auf die angeblich mangelnde Authentizität hinweist? Zu diesem Vorwurf hatte ich weiter oben bereits ausführlich Stellung genommen. Dasselbe gilt für den Punkt Struktur. War bereits abgehandelt.

Da in deinem Profil nichts über dich geschrieben steht, kann ich deine Aussagen noch nicht einmal auf ein Geschlecht o. eine Altersgruppe zuordnen. Was mir evtl helfen würde, die Leserschar zu erkennen, die auf meine Geschichten überhaupt nicht abfährt.

Deshalb stehe ich – auf die Gefahr hin, dass niemand mehr meine Geschichten lesen o. analysieren wird – Kürzest-Kommentaren weiterhin sehr skeptisch gegenüber. Weil ich als Autor wenig Honig aus denen saugen kann.

Wollte dich vorhin aber mit dem Hinweis auf das Fußballforum von Yahoo keinesfalls beleidigen. Ich lese die Beiträge recht gerne, weil sie mitunter hohen Unterhaltungswert aufweisen. Dort ergeben Dreizeiler m.E. mehr Sinn als in einer Schreibplattform.

Nix für ungut und vg, sinuhe

 

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