Nicht fassen
Nicht fassen
Als ich aufwachte hatte das Schellen zum Glück nachgelassen und ich lief in banger Erwartung zur Tür. Vorsichtig, nicht schnell, schritt ich durch die Wohnung, denn es war dunkel, vermutlich sind schon Stunden vergangen, nachdem ich mich in Bett legte. Mich quält bis heute der Gedanke, wie ich mein Leben verlaufen wäre, hätte ich das minutenlange Klingeln ignoriert, doch ich bin aufgewacht – hellwach zittre ich der Wohnungstüre entgegen und höre mein Herz beben und öffne die Tür und erschrak mich wie niemals zuvor. Reine Erstarrung, zehntelsekundenlanges Einfrieren, das keinen Gedanken außer Furcht zulässt. Behutsam schließe ich die Türe erst einmal. Ein kleiner Stromstoß beim Berühren der Klinke. Noch mehr Licht, beschloss ich, vertragen meine Augen nicht, deshalb ließ ich die Küchenlampe aus, rückte den Aschenbecher, der im Spülbecken stand, zurecht und konnte es eigentlich nicht fassen.
castorp