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Nichtkind

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06.01.2005
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Nichtkind

Mit wunden Knien, Rost am Ärmel; der Junge auf der Brücke.
Dort oben lag Geröll, Kadaver von Gleisen, wuchsen Haselnuss und Giftdorn. Ihre Bögen standen über dem Laubwald wie das Kreuzgradgewölbe einer unsichtbaren Kathedrale. In nicht aufgeräumten Reihen stand die wehende Gemeinde, neigten Kronen sich, irgendwo schrie ein Auerhahn, das Kind in der letzten Reihe.
Hänsel hockte in blauem Kies - Prediger auf seiner Kanzel -, seine Arme hatte er auf die untere Strebe des Geländers gelegt. Die toten Schienen wuchsen zu beiden Seiten aus der Brücke in den Wald hinein, wo Laub sie bedeckte, wo sie verschwanden, wo irgendwo eine blecherne Tür in einem Stück Wand zwischen Bäumen leicht geöffnet stand; manchmal bewegte der Wind Scharniere und dann quietschte es fremd unter Birken.
BETRETEN VERBOTEN stand verkrüppelt auf einem Schild, das einmal rot gewesen war, jetzt gelb an einer Kette hing, die zwischen den Geländern der Brücke dort gespannt war, wo ein Dornenbusch den Aufgang für Nichtkinder unmöglich machte.
Hänsel hockte auf der Brücke und schnippte kleine Steine auf das, was darunter war. Heimischer war die Welt nie gewesen. Aus blendenden Sonnenstrahlen heraus ergab sich ein Tag, der goldenen Glitter streute auf alles darunter. Von hier oben sah es nicht mehr gefräßig aus, nicht mehr, als könne man sich schneiden. Konsequenz war hier träge und Erlaubnis rings herum; strenge Worte verschlungen von Moos. Der Sonne näher kitzelte es besser, dem Himmel näher konnte man atmen.
Hänsel überlegte, ob er spucken darf. Er spuckte. Nicht aus Abscheu oder Spott, sondern um etwas von sich dort unten zu haben. Es gab kein anderes Ziel als den Boden, von unten kein anderes als den Himmel. Wie abstrus, dachte Hänsel, dass der Weg hoch dorthin zunächst abrupt von hier nach unten beginnt. Mit einem Sprung.
Der Junge schnippte einen anderen Kiesel.
Das kleine Projektil durchschlug das leuchtend gelbe Dach, dass ein wenig die Blätter zitterten; der Aufschlag war stumm, aber mittendrin raschelte es verheißungsvoll.
Von hier oben konnte man weit schauen. Der Herbstwald, beinahe unendlich, die Stadt fern, ein Sfumato über sie erbrochen.
Mit dem Ärmel wischte er Rotze ab, mit der Hand graste er weiter auf seiner Geröllweide. Seine Finger fanden einen Kiesel, der etwas größer war; gut ließ der sich rollen über die Ballen, vom Daumen zu den Spitzen; irgendwann musste der Stein hundert Jahre in einer Strömung gewandert sein, denn er war makellos, rund, fast weich. Eine dünne weiße Ader durchzog ihn, brach das Dunkelblau.
Hänsel warf diesen Stein nicht, er ließ ihn in seine Jackentasche gleiten, wo er sich plötzlich schwer anfühlte.
Jetzt stand er auf, seine Knie schmerzten, weil sich Kiesel hineingedrückt hatten, und wanderte herum.
An diesem Tag endlich war es das erstemal, dass er auf die Brücke geklettert war. Gehetzt hatte er den Wald erreicht als ihm der Kopf noch rumorte, die Nieren noch drückten, als er endlich den Bürgersteig verlassen konnte um niemanden mehr zu sehn. Auf hohen Stelzen hatte er eine Ortschaft gefunden, wo ihn niemand mehr anlangen konnte, wo er dahin spazierte, unerreichbar, riesig groß.
Nach Steinen suchend, deren Aufschlag hörbar wäre, fand er etwas Neues: Unter einem faulen Brett schaute jemand hervor, mit ernsten Zügen; auf stolzgeschwellter Brust trug er einen Kratzer, der hinabging wo kein Geschlechtsteil war, und wo unter dem Oberschenkel das rechte Bein fehlte. Seine Arme, mit Muskeln bepackt wie monströser Ausschlag, starrten stumpf in die Welt, ohnmächtig. Unter der Narbe her ging ein rasanter Schriftzug, der wohl einmal für Kinderträume von bombastischer Schlagkraft und Supermächten posaunt hatte: SERGEANT POWERS. Sergeant Powers hätte jede Schlacht geschlagen, wäre durch die Reihen der Feinde gewatet, bar jedweder Peinlichkeit. Sergeant Powers hätte sich umgedreht und noch etwas gesagt, was in Stein hätte gemeißelt werden können.
Sergeant Powers lag behindert unter diesem faulen Brett und eine Assel kroch über sein Gesicht.
Hänsel schnippte sie weg.
Er hockte sich nieder und zog die Plastikfigur aus ihrer Klemme. Kiesel knirschten unter seinen Turnschuhen als er aufstand und einen Platz suchte für den zornigen Soldaten. Eine Stelle am Fuß des Geländers fegte er mit den Händen frei und bog die Beine der Figur zurecht, dass sie sich setzten konnte.
Wenn er in der Fremde sein musste, verspürte er oft Durst, obwohl er nicht wirklich durstig war. Das Gefühl von Heimweh schmeckte wie Durst und jetzt, als er den verbrauchten Soldaten sah, hätte er gerne einen Schluck getrunken.
Der Junge verließ den Platz und ging weiter auf die Brücke hinaus, scharrte hier und dort, fand buntes Glas und welkes Papier, und einen Ziegelstein.
An dem Ziegel hingen Bruchstücke von getrocknetem Mörtel, der wie Kreide abbrach als Hänsel den Stein aufhob. Terrakottarot und schwer wippte er in der Hand. Durch die Bäume sollte er krachen wie eine Bombe so laut.
In den hinteren Reihen bellte ein Hund; ein Menetekel.
Er trug den Ziegelstein zu der Stelle, an der der Soldat immer noch wartete. »Schau«, sagte Hänsel und zeigte ihm seinen Fund. Dann hob er den Ziegel über seinen Kopf, dass er weit über das Geländer hinausragte. Für eine Weile ging sein Blick über den Wald hinweg zur fernen Stadt. Er bemerkte, dass deren Konturen sichtbarer geworden waren, irgendwo stand ein Windrad still. Jetzt sah er auf das gelb leuchtende Blätterdach unter ihm. Da schob ein leichter Wind einen Ast beiseite, dass der Junge sehen konnte, was darunter war, tief unten am Boden. Sofort schloss sich die Decke wieder, aber im selben Augenblick blitzte ein Lichtfunke auf und stach Hänsel in die Augen, dass er sie zu kniff. Das war der Moment, als er den Ziegelstein fallen ließ.
Durch das Astwerk plätscherte kräftig ein hartes Gewicht. Die Augen noch immer geschlossen, beobachtete Hänsel den hellen Fleck, den er in der Schwärze seiner Lider sah, und dann hörte er ein klingendes Scheppern tief unten, ein protestierendes Klingeln, dann brechendes Holz und einen dumpfen Schlag. Aufflatternde Vögel, dann Stille.
Hänsel schlug die Augen auf und warf sich beinahe über das Geländer. Die Kreidespuren auf seiner Handfläche vermischten sich mit bronzenem Rost, als er seinen Oberkörper feste über die oberste Strebe lehnte um hinunter zu sehen. Eine wahnsinnige Hitze schoss durch seine Wangen in den Kopf. Ein wahnsinniges Stück Realität hatte sich bereitgemacht den Jungen zu erschlagen.
Dort unten ist jemand, dachte Hänsel. Jemand muss dort unten entlanggegangen sein.
Das Dach zitterte noch.
Er wollte versuchen zu rufen, aber auf einmal konnte er das nicht. Sein Speichel schüttete sich aus wie eine Springflut. Mit den Händen hielt er seinen Kopf und wendete sich ab von der Tiefe, ging auf die Brücke hinaus. Dort schritt er mit großen Schritten entlang, kehrte um, ging zurück, kehrte um, biss sich in den Handrücken, verzweifelte. Endlich lief er zurück, fast taub, zu dem Dornenbusch, durch den er sich hindurch zwang. Die Dornen, die ihn aufrissen spürte er nicht, wild mit den Armen wedelnd trat er aus dem Busch und stürzte sich fast die steile Geröllhalde hinab, die nach unten in den Wald führte, zu dem Weg, der sich unter den mächtigen Bögen her duckte. Im lockeren Boden sank er ein, fiel, als seine Beine dort feststeckten. Aus dem Fall stolpernd kam er auf den Weg.
Dort war nichts.
In einer steilen Böschung abwärts des Weges entdeckte er das Fahrrad.
Ein Rad stand in die Luft, das sich immer noch drehte, in den Speichen blitzte die Sonne. Der Mensch, der mit dem Gesicht im Boden an einem Baum lag, trug weiße Stiefel, die unter einem enggeschnürten winterlichen Mantel herauslugten. Ein wolliger Schal hatte sich in Speichen gedreht und eine grüne Mütze lag unterhalb des Baums in einer morastigen Kuhle. Hänsel kam die Idee, dass dort sich Wildschweine suhlten in der Nacht. Durch seinen sichtbaren Atem hindurch stapfte er die Böschung hinab durch tiefes Laub zu dem Menschen hin. In seinem Kopf war ein Kinderreim.

Müde bin ich, geh zur Ruh,
Schließe beide Äuglein zu.

Ihr Gesicht war schön, es gab nur ganz wenig Blut; das meiste glitzerte auf ihren dunklen Haaren. Ihre Augen waren offen, große Augen, sie schielten ein bisschen.

Müde bin ich, geh zur Ruh...

Hänsel griff sachte zu dem Hinterrad und stoppte es. Über ihm drehte sich das Dach des Waldes, irgendwo darüber stand die Brücke auf ihren unbarmherzigen Pfeilern. Er versuchte Tränen hervor zu pressen, was nicht gelang, trotzdem drückte er Laute aus seinem Hals, die sich so ähnlich anhörten, als weine er. Aus diesem Gesang schrak er hoch.
Auf dem Grad der Böschung stand ein kleiner Hund, der wild mit dem Schwanz wedelte. Dahinter tauchte ein Mann auf, grauer Mantel, der erst seinen Hund wegzerren wollte, dann aber zu ihm herunter sah. Er sagte einen Satz mit »Gott.«
In dem Moment, als Hänsel auf allen Vieren die Böschung wieder hoch gekrochen kam, hatte der Junge sich kurzweilig in ein Tier verwandelt und erkannte mit Entsetzten, dass der Mann vor ihm zurück schreckte. »Ich habe das nicht getan!« rief er noch während er kroch. »Ich habe das nicht getan!«
Der Hund kläffte los. Der Mann sagte einen Satz mit »Junge.«
Hänsel rannte an ihm vorbei und stürzte die Geröllhalde wieder empor, wobei er immer wieder absackte und Mühe hatte, sich vom Weg zu entfernen. Wie im Traum kam es ihm vor, wenn er feststeckte an einem obszönen Ort und etwas kam heran, ihn zu packen. Nach einer Ewigkeit spürte er die Dornen nicht, die ihn aufrissen, als er sich durch den Busch zwängte, ihn fast überrollte wie ein Berserker. Dahinter atmete er aus, er hatte nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte.
Sergeant Powers sah ihn an. Der Junge begann zu würgen. »Ich habe das nicht getan«, sagte er und setzte sich mit dem Rücken an das Geländer. »Ich bin nicht Hänsel.« Seine Hand spielte in der Tasche mit dem runden Stein, der sich ganz warm anfühlte. Dann zog er ihn heraus, drehte sich um, und legte ihn an den Rand des Abgrunds, dahin, wo das Spielzeug saß und ernst drein schaute. »Ich bin nicht Hänsel«, sagte er und schnippte den Stein von der Brücke.

 

Hallo Hänsel

Um es vorwegzunehmen: Mir gefällt die Geschichte nicht wirklich. Zwar könnte ich mich mit der Handlung noch abfinden, aber die Sprache ist einfach zu übertrieben und an vielen Stellen sehr künstlich, fast schon ein wenig möchtegernliterarisch. Ich habe nach dem (leider recht mühsamen Lesen) der Kurzgeschichte auch noch einige Kritiken zu deinen anderen Texten gelesen, wo du ja auch gelobt wurdest für deine Formulierungen. Aber in diesem Fall passt die Sprache nach meinem Geschmack überhaupt nicht zur Handlung und zu den Charakteren. Teilweise weiss ich nicht einmal mehr, ob das Grammatikfehler sind oder absichtliche Spiele mit der Sprache. Nichts dagegen, nur sollte das Lesen dadurch nicht mühsam werden.

Ein paar (bei weitem nicht alle) Beispiele habe ich mal aufgeschrieben:

„Dort oben lag Geröll, Kadaver von Gleisen, wuchsen Haselnuss und Giftdorn.“
Grammatikalisch korrekt müsste das wohl so etwa „Dort oben lagen Geröll und Kadaver von Gleisen, es wuchsen Haselnuss und Giftdorn.“ heissen. Selbst dann verwirrt das sehr weit hergeholte Bild „Kadaver von Gleisen“.

„Wie abstrus, dachte Hänsel, dass der Weg hoch dorthin zunächst abrupt von hier nach unten beginnt.“
Das ist zwar nicht falsch, aber sehr bemüht (solche Sachen mein ich mit „möchtegernliterarisch“). Vor allem passen die Gedanken nicht zu einem Jungen. Ich finde, Hänsel wirkt an vielen Stellen wie ein Erwachsener, der lieber noch ein Kind wäre und nicht wie ein Kind.

„Das leuchtend gelbe Dach durchschlug das kleine Projektil, dass ein wenig die Blätter zitterten; der Aufschlag war stumm, aber mittendrin raschelte es verheißungsvoll.“
Ist es nicht umgekehrt? Das Projektil durchschlägt das Dach. Und viele der Adjektive sind unnötig (klein -> man weiss, wie Kieselsteine aussehen; leuchtend -> gelb ist meist grell und leuchtend; verheissungsvoll -> das Rascheln reicht)

„Nach Steinen suchend, deren Aufschlag hörbar wäre, fand er etwas Neues“
Sehr künstlich.

„Durch die Bäume sollte er krachen wie eine Bombe so laut.“
Das liest sich wie ein Gedicht oder ein Text aus dem vorletzten Jahrhundert. Das „so laut“ nach vorne.

„Da schob ein leichter Wind einen Ast beiseite, dass der Junge sehen konnte, was darunter war, tief unten am Boden.“
Eher: „Da schob ein leichter Windstoss einen Ast beiseite, sodass der Junge sehen konnte, was darunter war, tief unten am Boden.“

„Durch das Astwerk plätscherte kräftig ein hartes Gewicht.“
Sorry, aber Gewicht ist nie hart, sondern entweder gross oder klein. Hart sind Gegenstände, nicht Kräfte. Und „plätscherte kräftig“ passt auch nicht. Erstens kann man sich nur schwer ein Bild davon machen und zweitens ist plätschern schwach, während platschen stark ist.

„Sein Speichel schüttete sich aus wie eine Springflut und umspülte die Zähne als Brandung.“
Bilder und Metaphern sind okay, das aber wirkt wieder extrem gezwungen.

„Hänsel kam die Idee, dass dort sich Wildschweine suhlten in der Nacht.“
Der Satzbau ist wieder sehr dichterisch. Das passt einfach nicht zur Handlung (würde es um heroische Taten und Helden gehen, hätte ich nichts dagegen).

Wie gesagt, ich könnte über die meisten Stellen so was schreiben. Das ist eigentlich schade, weil die Atmosphäre zu Beginn schön idyllisch ist und Potential für eine spannende Handlung bietet. Die geht dann aber in der Sprache unter.

Übrigens gibt es durchaus auch sehr schöne Stellen. Eine die mir gefallen hat, ist:

„Wenn er in der Fremde sein musste, verspürte er oft Durst, obwohl er nicht wirklich durstig war. Das Gefühl von Heimweh schmeckte wie Durst und jetzt, als er den verbrauchten Soldaten sah, hätte er gerne einen Schluck getrunken.“

Da verschwendest du nicht viele Wörter um ein Gefühl lebendig zu beschreiben. Immer, wenn du dich kurz fasst und nicht so weit ausholst, zeigt sich deine „wahre Klasse“. Wahrscheinlich kannst du nämlich wirklich sehr gut schreiben, nur versuchst du an vielen Stellen zu viel.

Soweit meine Meinung, natürlich. Gut möglich, dass andere Leute ihren Gefallen an der Story haben werden.

Viele Grüsse
Sorontur

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sorontur,

ich arbeite dran.
Deine Kritik ist mir hilfreich und ich kann sie zum Teil verstehen. Manchmal bekomme ich solche Resonanz wegen unpassend dichterischer Sprache. Ich arbeite daran. Da beginne ich einen Satz und plötzlich verknote ich den...
Ich nehme mir vor nicht mehr so zu schreiben, dass der Leser ständig stolpert; vor allem will ich nichts mehr schreiben, das nach Möchtegern-Ambitionen klingt.

Trotzdem in einem anderen Text von mir gerade ausgiebigst "mit dem Rotstift" herumgewirbelt wurde (Schande über mich), sind die Auffälligkeiten in den Sätzen hier doch gewollt.

"Dort oben lag Geröll, Kadaver von Gleisen, wuchsen Haselnuss und Giftdorn."
Meinem Verständnis nach funktioniert das, liege ich so falsch? Ich füge noch ein "dort" ein.
"Dort oben..., dort wuchsen Haselnuss und Giftdorn.

"Kadaver von Gleisen" - ich finde nicht, dass das ein weithergeholtes Bild ist. Die Brücke ist tot, wird nicht mehr genutz, nichts bewegt sich mehr.

"Wie abstrus, dachte Hänsel, dass der Weg hoch dorthin zunächst abrupt von hier nach unten beginnt. Mit einem Sprung."
Da gebe ich dir vollends Recht. Da habe ich mich verirrt, nicht zurück gefunden. Da sollte ein dicker Filsstifft drüber rattern.

"Das leuchtend Gelbe Dach durchschlug das kleine Projektil."
Ja, ich verstehe (lach), so hatte ich das gar nicht gesehen. Ich wollte den Satz anders herum aufziehen, wie zum Beispiel: Den Dolch steckte er zurück. Anstelle von: Er steckte den Dolch zurück.

Nun, dass Gelb meistens grell und leuchtend ist, das sehe ich gar nicht so. Es gibt unzählige Nuancen, und da ist der Zusatz "leuchtend" von Bedeutung.
Und es "raschelt verheißungsvoll"; denn das ist es, was Hänsel will: Er will, dass die Steine laut das Dach durchschlagen.

"Nach Steinen suchend, deren Aufschlag hörbar wäre, fand er etwas Neues."
Da sollte ich wohl besser erzählen, wie er sucht und dann...

"Durch die Bäume sollte er krachen wie eine Bombe so laut."
Ich will ausdrücken, dass es nicht einfach ein belangloses Spiel ist für den Jungen. Es ist ihm wichtig, er sucht danach etwas zu zerschmettern mit dem Stein. Das spüre ich bei dem Satz; aber ich weiß ja, ich schreibe nicht für mich, sondern für den Leser.

"Da schob der Wind etwas beiseite, dass der Junge sehen konnte, was darunter war."
Und wieder ist das nach meinem Begriff möglich, aber sollte das ohne den Zusatz "so" nicht möglich sein, dann muss ich wohl umdenken und das abspeichern. Vielleicht ist beides möglich, und mein Satz ist unnötig fremd -
ich arbeite dran.

Danke für die Aufklärung wie sich das so verhält mit den Kräften. Natürlich hast du recht mit dem Gewicht, das nicht hart ist, so weit hatte ich nicht gedacht. Da hab ich Blödsinn geschrieben, glaube ich.

Bei "plätscherte kräftig" dachte ich daran, dass der Weg durch den Baum nicht gleich zu ende ist. Der Stein schlägt durch Blätter, prallt gegen Äste, wird eben aufgehalten und fällt dann weiter. Ich finde, dass das schon ist wie Plätschern, während Platschen so endgültig ist, nur ein Aufschlag, dann liegt der Stein schon.

"Sein Speichel schüttete sich aus wie eine Springflut und umspülte die Zähne als Brandung."
Hast recht.

"Hänsel kam die Idee, dass dort Wildschweine sich suhlten in der Nacht."
Ja, stimme zu. Da bin ich wieder an dem Punkt, wo ich lernen muss. Ich muss mich entscheiden: schreib ich hier ein Gedicht oder eine Geschichte. Will mich bessern, die Sprache nicht mehr der Geschichte in den Weg stellen.

Ich danke dir für deine Ausführungen,

Gruß,

Hänsel

 

Hi Hänsel,

tja, auch wenn Sorontur recht hat, aber ich finde deine Sprache herrlich :)
Es ist eben dein eigener Stil, mal etwas ganz anderes.
Natürlich ist es anstrengender zu lesen. Doch lese ich lieber soetwas, als ein langes Gedicht.
Ist natürlich alles Geschmacksache.
Fakt ist, dass man für eine KG, die natürliche Sprache gebrauchen sollte.
Zumindest ist das in der heutigen Zeit so. Kann in einpaar Jahren schon wieder anders sein.

Dort oben lag Geröll, Kadaver von Gleisen,
Gerade dieser Vergleich, hat mir sehr gut gefallen.
Tja, so ist das eben mit den Geschmäckern ... und das ist auch gut so ;)

Aber nun zu deiner KG.
Du beschreibst einen Jungen, vielleicht acht bis zehn Jahre Alt. (denke ich)
Ein Einzelgänger, der seine eigene Welt sucht. Der sich Gedanken macht, während andere Kinder in seinem Alter zum Fußballspielen gehen.

Er möchte frei sein. Doch dann geschieht die Katastrophe. Er tötet einen Menschen.
Oben auf der Brücke war er alleine, fühlte sich wohl. Er schwebte zwischen Himmel und Erde. Was konnte ihm hier geschehen?
Doch das Schicksal zeigt ihm prompt, dass es kein "alleine" gibt.
Irgendwo ist immer ein anderer, auf den man achten muß.
Seine Flucht auf die Brücke, schleudert ihn zurück auf die Erde.
Er ist noch zu jung, um die Konsequenz zu tragen.
Seine kleine Seele kann nicht ertragen, er will nicht mehr sein, der er ist.
Was wird jetzt aus ihm?
Verkapselt er seine Seele? Wird in ihm die Brücke sein letzter Aufenthaltsort sein?

Mir hat deine Geschichte gefallen.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Coleratio,

was du schreibst, ist genau das, was ich erzählen möchte. Ich habe das gleiche Gefühl bei dem Jungen.

"Seine Flucht auf die Brücke schleudert ihn zurück auf die Erde."

Dein Gedanke sagt alles - sehr schön.

Und tatsächlich weigert er sich nach dem Unfall, er selbst zu sein. Er weigert sich, das getan zu haben; sogleich vergräbt er es in sich, und, als hätte er nichts erlebt, schmeißt er den nächsten Stein.
Seine Flucht katapultiert ihn zurück, wie du dagst; er sucht Befreiung und gerät tiefer in die Mühlen der Realität, als er verkraften kann. Sie werden kommen und ihn dort oben finden...

Schön, dass du den Jungen erkennst - weißt, dass er nicht Fußball spielt, wie die aneren Kinder.

Thanks

Hänsel

 

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